Simonis soll für Ordnung sorgen

Skandal bei Unicef-Deutschland: Während sich zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiter gerade in der Vorweihnachtszeit die kalten Füße in den Bauch stehen, um auf den Weihnachtsmärkten Unicef-Grußkarten zu verkaufen, macht die Leitung von Unicef Deutschland unangenehm von sich reden. Sechsstellige Beträge sollen als Beraterhonorare geflossen sein statt an die bedürftigen Kinder in aller Welt. Die FR berichtet im Thema des Tages groß darüber, wie sich der Geschäftsführer in Widersprüche verstrickt. Es ist schon vom „System Unicef“ die Rede.

Empörte Leserreaktionen erreichen mich zu Hauf, etwa von Sigrid Ford aus Raunheim

„Diese ‚Verschwendung‘ von Spendengeldern bei Unicef überrascht mich nicht. Als ich in den 90er Jahren in den USA lebte, habe ich durch meine Volontärarbeit bei einer Organisation, die sich für das Wohl von Kindern einsetzt, auch Unicef-Mitarbeiter kennen gelernt. Man kam ins Gespräch. Es überraschte mich, als ich das Jahresgehalt eines Bezirksvorsitzenden von Unicef mitgeteilt bekam. Da auch ich regelmäßig Spenden an Unicef überwies, habe ich daraufhin alle meine Spendenaufträge für Unicef storniert. Meine Unterstützung habe ich den Organisationen zukommen lassen (und tue dies auch heute noch), von denen ich überzeugt bin, dass meine Spende für das Wohl von Bedürftigen verwendet wird und nicht, um Mitarbeitern einer Hilfsorganisation ein luxuriöses Leben zu finanzieren.“
Renate uund Bernhard Bauer aus Nidderau fordern, Heide Simonis solle für Ordnung sorgen:

„Wir sind bisher davon ausgegangen, dass Unicef zu den Organisationen gehört, bei denen die Spenden gut angelegt sind, weil sie nahezu vollständig an bedürftige Kinder in aller Welt weiter gegeben werden. Nach dem Lesen Ihrer Beiträge sind uns nun gehörige Zweifel gekommen. Was uns besonders bekümmert ist, dass der Gesamtvorstand von Unicef und die ehrenamtliche Vorsitzende Heide Simonis seit Juni von den Vorgängen wissen und nicht fähig sind, sie abzustellen. Stattdessen haben Frau Simonis und der Gesamtvorstand den geschäftsführenden Vorstand entlastet.
Dennoch haben wir uns entschieden, wie bisher für die bedürftigen Kinder an Unicef zu spenden, in dem festen Glauben, dass der größte Teil des gespendeten Geldes wirklich bei den Bedürftigen landet. Wir hoffen jedoch, dass der Gesamtvorstand mit Frau Simonis an der Spitze bei Unicef-Deutschland reinen Tisch machen wird – und dass das auch eindeutig in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Realistische Pessimisten werden aber eher glauben, dass nur ein drastischer Einbruch beim Spendenaufkommen das Vorstandsgremium zum Aufräumen veranlassen wird. Wir haben Frau Simonis per E-Mail gebeten, für Ordnung zu sorgen.“

Karl-Heinz Nillius aus Ingelheim sieht auch die Finanzämter in der Pflicht:

„Nachdem sich die maßlosen Manager in den deutschen Konzernen breit gemacht haben, muss ich ähnliches nun auch vom Kinderhilfswerk Unicef in Köln lesen. Ist Frau Simonis nicht Manns genug, dem Geschäftsführer zu kündigen? Was soll das Versteckspiel hinter dem Arbeitsvertrag? Er ist sittenwidrig, weil er gegen die Vereinssatzung und die Steuergesetze zur Gemeinnützigkeit verstößt. Auch der vorherige Vorstand muss gefragt werden, warum er sich auf der Nase herumtanzen ließ. Und das Kölner Finanzamt: Dort wird jährlich die Gemeinnützigkeit der deutschen Unicef geprüft. Ich möchte, dass meine Spende ohne Extras für Verwaltung bei den Kindern ankommt.“

Verwandte Themen

4 Kommentare zu “Simonis soll für Ordnung sorgen

  1. Der FR-Bericht vom 28. Nov. 2007 hat mich veranlasst, meine langjährige Spendentätigkeit als Fördermitglied bei Unicef in Frage zu stellen mit dem Ergebnis, sie einzustellen und mich lieber einem förderungswürdigen Projekt „vor der Tür“ zuzuwenden, dem Kinderhaus der Nachbarschaftshilfe in Bornheim. Mir ist klar, dass eine Organisation wie Unicef einen professionellen Marketingapparat braucht, aber dieser darf nicht zum Selbstzweck werden. Die Tätigkeit der vielen ehrenamtlichen Helfer ist durch die Machenschaften der Geschäftsführung ad absurdum geführt.

  2. Ich arbeite im sozialen Bereich für ein Gehalt, daß mir gerade eben die Existenz sichert.

    Für eine Beratertätigkeit bei der UNICEF mehr als das Existenzminimum zu verlangen ist schlicht unanständig.

    Die FR sollte die Meinungen der UNICEF-Botschafter/innen einholen.

  3. Glaubt man wirklich, die Mitarbeiter einer solch großen Hilfsorganisation wären vor Korruption gefeit ? Oder glaubt man tatsächlich, die Spenden für solche riesigen Organisationen wie UNICEF oder ROTES KREUZ kämen, na ja mal optimistisch gerechnet, wenigstens zu 25 % den “Klienten “ zu gute ?

    Von einem Euro kommen da mal gerade 10 % an. Ich empfehle daher eher AI (Amnesty International) oder Tdh (Terre des Hommes), da wird nachweislich mehr garantiert.

  4. Was sagen bitteschön folgende Personen zum Skandal?

    Rolf Seelmann-Eggebert, Ex-Chefkorrespondent des Norddeutschen Rundfunks (NDR/ARD) und heute Vorstand von Unicef Deutschland?
    oder
    Die UNICEF-Botschafter/innen wie Sabine Christiansen, Blacky Fuchsberger, Mia Farrow?
    oder
    Oliver Bierhoff, Bernhard Paul, Die Höhner, Wolfgang Stumph, Suzanne von Borsody, Ann Kathrin Linsenhoff und Dr. Heinrich von Pierer?

Kommentarfunktion geschlossen