Ich habe keine Lust auf dieses Thema. Wirklich nicht! Aber wir müssen wohl mal wieder über Psychohygiene in der politischen Kultur reden. Ehrlich: Der Noch-Grüne Boris Palmer, OB von Tübingen, hat längst viel zu viel Unsinn geredet. Jetzt springt er twitternd oder instagrammend oder was auch immer auf eine Sache auf, in der es um N****schwänze geht im Zusammenhang mit dem deutschen Fußball-Nationalspieler Aogo, der schwarz ist. Warum macht Palmer das? Macht ein anständiger Politiker so was? Juckt es Palmer, seinen S****stau (Achtung: Das war Satire!) rauszulassen, wenn er was liest von N****schwänzen und „Quotenschwarzen“? Warum muss ein Tübinger OB, der sich gerade Meriten mit einem eigenen Weg in der Pandemie verdient hat (Tübinger Modell), unbedingt zu jedem Blödsinn was loswerden? Kann er nicht einfach den Mund halten? Was interessieren einen wie Boris Palmer N****schwänze? Also, natürlich dürfen sie ihn gern jederzeit interessieren, aber das wäre Privatsache. Nur mal so unter uns gesprochen, die wir was von N***schwänzen verstehen! (Huch, da war ein Sternchen zu wenig. Na egal, lass gut sein, darauf einen Prosecco, war ja sowieso Satire!)
Boris Palmer gilt als Populist in der Partei Bündnis90/Die Grünen, und damit gehört er nicht zu dieser Partei. Das wurde bereits vor rund einem Jahr klar, als er auf eben diesen kurzatmigen digitalen Wegen das Statement raushaute, wir würden derzeit durch die Pandemiemaßnahmen möglicherweise Menschen retten, die ohnehin nur noch ein halbes Jahr zu leben hätten. (Achtung: Das war keine Satire!) Er meinte wohl, so müssten Politiker:innen das heutzutage machen. Statt sich abzusprechen, statt zu überlegen. Man ist ja Narziss! Man macht das allein, denn man will sich profilieren. Partei? Was ist das?
Was für ein Zynismus! Wenn Du zu entscheiden hättest, ob Du noch ein halbes Jahr leben oder heute sterben willst – was wäre dann wohl Deine Wahl?
Der Auschluss ist längst überfällig
Was der SPD ihr Thilo Sarrazin ist, ist den Bündnisgrünen ihr Boris Palmer. Ja, es ist zu befürchten, dass er nach der für ihn zu Ende gehenden Zeit bei den Grünen zu den intoleranten Hetzern gehören wird, die mit rassistischen Vorurteilen Stimmung machen gegen People of Color und andere Minderheiten. Genau wie Sarrazin die Prinzipien der Sozialdemokratie mit Füßen getreten hat, treibt es Boris Palmer mit den Grundwerten der Bündnisgrünen. Natürlich wird Boris Palmer hetzen wie etwa Sahra Wagenknecht bei den Linken gegen die sogenannten Lifestyle-Linken und versuchen, ein bestimmtes Wählerreservoir der Grünen auf seine Seite zu ziehen, was ihm aber nichts mehr nutzen wird, weil er von den Grünen nicht nur nicht mehr aufgestellt werden, sondern aus der Partei geworfen wird. Es ist wichtig und richtig, dass Leute wie Boris Palmer ganz weit rechts verortet werden und deshalb aus Parteien mit demokratischen und antirassistischen Werten ausgeschlossen werden. Jedenfalls ist Boris Palmer eine Zumutung für das Werteempfinden von aufrechten Demokratinnen und Demokraten und sein Ausschluss aus den Grünen längst überfällig.
Manfred Kirsch, Neuwied
Wofür soll Boris Palmer sich entschuldigen?
Boris Palmer ist einer der wenigen Politiker, der die Dinge beim Namen nennt. Vielleicht diesmal mit einer zu heftigen Wortwahl; aber gesagt ist gesagt und auch das ist Meinungsfreiheit und nur so wird eine Debatte über das Thema, „Cancel Culture“ angetiggert, was dringend notwendig ist. Es nützt nichts die Decke der Besänftigung über den Vorgang auszulegen, denn die heutige Cancel Culture ist unerträglich und mittlerweile gesellschaftszersetzend.
Unserem gesellschaftlichen Miteinander würde es gut tun, wenn nicht zuerst der Empörungsmob entfesselt sondern erst einmal nachgefragt würde: Moment – wie war das jetzt gemeint? Konkret im Fall Boris Palmer weiß ich nicht so recht, wofür er sich entschuldigen soll?
Dafür, dass viele seine Ironie nicht begreifen ? Ist das sein Fehler?
Die Partei sollte ein wenig liberaler werden. Verbote und Strafen bis hin zum Parteiausschluss sind nicht der richtige Weg. Gespräch mit Konzilianz liebe Kanzlerkandidatin, das wäre doch mal ein Ansatz.
Viola Schneider, Kassel
Es gibt weitere prinzipienlose Grüne
Sicherlich wäre bei den öffentlichen Äußerungen von Herrn Boris Palmer weniger mehr gewesen. Sollte er jetzt deswegen bei den Grünen ausgeschlossen werden, bin ich der Meinung, dass dies in Hessen bei den Herren Al Wazir und Klose sowie Frau Hinz ebenfalls angebracht ist.
2018 haben diese Personen maßgeblich dazu beigetragen, den Weiterbau der Autobahnen A 49, A 44 und den Riederwaldtunnel im Osten von Frankfurt/M. im Koalitionsvertrag mit der CDU „festzuzurren“. Da waren vermutlich Ministerposten in Hessen wichtiger als das Verantwortungsgefühl gegenüber unseren Lebensgrundlagen.
Von Herrn Palmer ist mir persönlich jedenfalls keine solche Prinzipienlosigkeit wider unsere Natur und Umwelt bekannt.
Wulfhard Bäumlein, Bad Vilbel
Auch ich habe „etwas Schwierigkeiten“
Mit der Meinung des zitierten Parteirechtsexperten Martin Morlok „habe ich etwas Schwierigkeiten“, so wie dieser mit dem Ausschlussverfahren gegen Palmer: Voraussetzung dafür „müsse ein Verhalten sein, das sich klar gegen die Partei richte.“ Ich finde es gerade erfeulich, dass für die Grünen „ein Verhalten, das sich klar gegen“ Menschen anderer Rasse, Hautfarbe oder Religion richtet, verwerflicher ist als ein Verhalten, das sich nur gegen die eigene Partei richtet.
Zu Palmer kann man nur sagen:
Der Apfel fällt nicht weit vom Baum.
Sein Vater war bereits bekannt für Extratouren. Ich habe vor vielen Jahren auf dem Göppinger Wochenmarkt plötzlich aus einer Ecke Geschrei gehört, und dies war Palmer sen., der einen Kunden angepöbelt hatte.