FR-Forum vom 26. bis 30. April

Alle Briefe von Leserinnen und Lesern dieser Woche im Überblick nach ihren Erscheinungstagen und: Offene Diskussion! Lesen Sie in Ruhe oder suchen Sie Ihre Zuschrift gezielt mit der Tastenkombination STRG und F sowie dem Namen als Suchbegriff. Sie finden hier:

  • eine Liste der Erscheinungstage einer Woche;
  • pdf-Dokumente von den Forum-Zeitungsseiten (klicken Sie dazu bitte auf das „eins“ bzw. „zwei“ von „Seite eins“);
  • alle Zuschriften des jeweiligen Erscheinungstags, die keiner hier im Blog laufenden Diskussion zugeordnet werden können;
  • Links zu jenen Zuschriften, die einer hier im Blog laufenden Diskussion zugeordnet wurden;
  • ganz unten das Kommentarfeld, über das Sie mitdiskutieren können.

Bitte stellen Sie ein Stichwort an den Anfang Ihres Kommentars, um anzuzeigen, welches Thema Sie ansprechen. Es gelten die Blog-Regeln – mit einer Ausnahme: Für die offenen Diskussionen ist der Teil der Regel Nr. 4 ausgesetzt, der sagt: Bleiben Sie beim Thema. Hier kann bunt diskutiert werden. Es ist keine Registrierung o.Ä. notwendig.

Im FR-Blog werden die ungekürzten Originalversionen Ihrer Zuschriften veröffentlicht.

Balken 4
Forum vom 26. April
Leserforum 2 20190916Seite eins
Seite zwei (mit regionalen Bezügen)

Einige dieser Zuschriften folgen gleich hier, siehe unten. Die anderen wurden laufenden Diskussionen im FR-Blog zugeordnet und dort als Kommentare veröffentlicht. Bitte folgen Sie den Links, die im pdf-Dokument angegeben sind.

 

Grüne sind nicht an der sozialen Frage interessiert

Zu: „Im Schmerz vereint“, FR vom 16.04.2021

Verdienstvoll von Inge Günther, über die in Israel leider so an den Rand gedrängten Friedenskräfte zu berichten: zwei Organisationen, die für Verständigung und Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinensern eintreten.
Parents Circle vereinigt israelische und palästinensische Hinterbliebene von Krieg und Gewalt. Combatants for Peace bringt bisherige Feinde, israelische Soldaten und palästinensische Kämpfer zueinander, zum Gespräch und zu gemeinsamen öffentlichen Aktionen für eine nicht-militärische Konfliktbearbeitung.
An zwei Beispielen wird von I.G. eindrucksvoll dargestellt, dass es die persönliche Bekanntschaft war, die dazu führte, Feindlichkeit gegeneinander abzulegen und sogar Freundschaft zu ermöglichen.
Ein Projekt des „Komitee(s) für Grundrechte und Demokratie“ zeigt seit über 20 Jahren, dass man nicht nur in Trauer zueinander finden kann, sondern auch durch freizeitliche Begegnungen, die einen herrschaftsfreien Dialog ermöglichen: „Ferien vom Krieg“. Es begann 1994 damit, dass serbische, kroatische und bosnische Waisen und vertriebene Kinder, die sozusagen durch ihre ethnische Zugehörigkeit und den Krieg in Feindschaft zueinander getrieben worden waren, zwei Wochen gemeinsam in einem Feriencamp am Meer verbrachten, unter Betreuung ehrenamtlicher Kräfte des Komitees. Seitdem haben über 22.000 Teilnehmer*innen diese Möglichkeit zu Begegnungen und Austausch genutzt.
2002, auf dem Höhepunkt der zweiten Intifada wurden erstmals junge Erwachsene aus Israel und Palästina eingeladen, seitdem mehr als 2300 zu Dialogseminaren in Deutschland: In der persönlichen Begegnung und in der argumentativen und emotionalen Auseinandersetzung können Feindbilder abgebaut werden , kann ein Bewusstsein für Vorurteile, für ideologische und politische Festlegungen auf beiden Seiten zu Stande kommen: Gegenseitiges Respektieren und Verstehen wird möglich, wenn ein echter Dialog stattfindet.
Über diese praktische Friedensarbeit wird jährlich in einer Broschüre berichtet mit Erfahrungsbeiträgen und Fotos der Beteiligten. (Info: www.ferien-vom-krieg.de)

Hans Wedel, Frankfurt

fr-debatteErstaunliche Erkenntnisse

Zu: „Mit NS-Vergangenheit in den Römer“, FR-Regional vom 27. März

Großes Lob an die Frankfurter Rundschau, dass im Artikel von Oliver Teutsch die Ergebnisse einer Studie des Fritz-Bauer-Instituts zur früheren NSDAP-Mitgliedschaft der Frankfurter Stadtverordneten aufgegriffen wurden. Wenn ich es richtig sehe, war die Rundschau die erste und bisher einzige Zeitung, die über diese Studie berichtet hat. Die Stadtverordneten selbst haben die Studie in Auftrag gegeben.
Von den 325 Stadtverordneten nach 1945 waren dieser Studie zufolge 54 frühere NSDAP-Mitglieder, bekannt waren bisher lediglich sieben. Der höchste Anteil lag in der Wahlperiode 1964 bis 1968 bei über 20 Prozent.
Es ist immer wieder erstaunlich, welche Aspekte der Frankfurter Stadtgeschichte bisher nicht erforscht wurden. Es ergeben sich für mich aus der Lektüre des Artikels folgende Fragen: Erstens, warum wurde nur bis zum Jahr 1968 geforscht – denn es ist doch anzunehmen, das auch in den folgenden Wahlperioden noch frühere NSDAP-Mitglieder im Stadtparlament saßen.
Zweitens: Warum ist bisher nicht geklärt, ob und wie diese Studie veröffentlicht werden soll?

Dieter Wesp, Frankfurt

fr-debatteSchädlicher Lärm

Campus-U-Bahn: „Klimapolitischer Unsinn“, FR.-Regional vom 31.13.

Die Verlängerung der U4 kann man sicherlich aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Die CO2-Bilanz ist eine. Lärmbelastung und Wegezeiten sind genauso relevante Blickwinkel. Dass die „Students 4 Future“ mit „Unsinn“ hier jegliche andere Betrachtung totschlagen, ist für eine wirklich nachhaltige Stadtentwicklung nicht hilfreich.
Für mich als lärmgeplagte U-Bahnanwohnerin wäre es wünschenswert, wenn U-Bahnen nicht aus finanziellen Gründen oberirdisch gebaut würden, sondern unterirdisch – das schützt vor Lärm, der genau so wie Luftverschmutzung gesundheitsschädlich ist. Außerdem würden unterirdische Gleise nicht die Stadtteile zerschneiden, sondern es würde oberirdisch mehr Platz für Fußgänger*innen und Fahrradfahrende bleiben.
Ob eine 700 Meter vom Campus entfernte Station den Campus so gut anbindet wie eine direkt auf dem Campus, sei mal dahingestellt. Auch ein unterirdischer U-Bahn-Bau leistet einen Beitrag zur CO2-Einsparung.
Der Ausbau des ÖPNV muss vielen Aspekten gerecht werden und nicht nur der maximalen CO2-Einsparung!

Inge Fischle , Frankfurt

Balken 4
Forum vom 27. April
Leserforum 2 20190916Seite eins

Einige dieser Zuschriften folgen gleich hier, siehe unten. Die anderen wurden laufenden Diskussionen im FR-Blog zugeordnet und dort als Kommentare veröffentlicht. Bitte folgen Sie den Links, die im pdf-Dokument angegeben sind.

Die Ursache der Misere

Zu: „Aus für Berliner Mietendeckel“, FR-Wirtschaft vom 16. April

Unabhängig von der verfassungsmäßigen Zuständigkeit in Sachen Mietrecht wissen jetzt wenigstens alle Mieterinnen und Mieter, woran sie bei CDU/CSU und FDP sind. Die gleichen christlich-liberalen Akteure, die gegen den Berliner Mietendeckel erfolgreich zu Felde gezogen sind, waren die maßgeblichen Drahtzieher der Privatisierung des öffentlichen Wohnraumbestands gemäß der FDP-Parole „Privat vor Staat“, der Ursache der die Existenzgrundlage vieler Mieter bedrohenden Misere. Die großspurige Ausrede, allein der Bau neuer Wohnungen wäre die Lösung, klingt wie Hohn. Als ob der Mietzins für neuen Wohnraum günstiger käme als die explodierenden Mieten für Altbauten !

Joachim Bohndorf, Bensheim

fr-debatteSparbuch und Schließfach

Zu: „Kapitalmarkt ist mehr als Riester-Rente“, FR-Wirtschaft vom 13. April

Herr Leven muss schon von Berufs wegen der Aktie das Wort reden. Sieben Prozent jährliche „Rendite“ (gemeint sind Kurssteigerungen) von 2000 bis 2020 mag stimmen, wobei die nicht unerheblichen Gebühren noch gegenzurechnen sind. Aus den Kurssteigerungen ist aber eigentlich nur zu folgern, dass in den vergangenen Jahren viel Geld in Aktien investiert wurde, denn das trieb die Kurse.
Stehen dahinter auch Werte? Oder ist es ein großes Kettenspiel, das nur funktioniert, solange neue Mitspieler einsteigen? Eines ist klar: Wenn es kritisch wird, sind die Privatanleger die Dummen, denn sie verfügen nicht über die nötigen Informationen. Und die Abermilliarden, die zur Rettung der Finanzsysteme dann erforderlich sind, werden irgendwann auch knapp. Vielleicht sind Sparbuch und Schließfach doch nicht so schlecht.

Ralf Krug, Pohlheim

Balken 4
Forum vom 28. April
Leserforum 2 20190916Seite eins

Einige dieser Zuschriften folgen gleich hier, siehe unten. Die anderen wurden laufenden Diskussionen im FR-Blog zugeordnet und dort als Kommentare veröffentlicht. Bitte folgen Sie den Links, die im pdf-Dokument angegeben sind.

Balken 4
Forum vom 29. April
An diesem Tag ist kein Forum erschienen.
Balken 4
Forum vom 30. April
Leserforum 2 20190916Seite eins
Seite zwei

Einige dieser Zuschriften folgen gleich hier, siehe unten. Die anderen wurden laufenden Diskussionen im FR-Blog zugeordnet und dort als Kommentare veröffentlicht. Bitte folgen Sie den Links, die im pdf-Dokument angegeben sind.

Neben all dem Gemecker und der Besserwisserei

Richard David Precht: „Menschen sind lieber die Bösen als die Dummen“, FR-Feuilleton vom 24. April

Ich möchte mich hiermit herzlich bedanken für das wunderbare Essay zum Umgang mit Corona in der aktuellen Wochenendausgabe als auch das Interview mit Herrn Precht. Es tut gut, neben dem vielen Gemecker und der Besserwisserei von Menschen und Medien, die es auch nicht besser wissen, einem differenzierten Blick zu folgen. Außerdem finde ich die Beiträge von Frau Dörhofer in den letzten Monaten informativ, fundiert und damit sehr hilfreich, mir eine eigene Meinung zu bilden. Danke auch dafür.

Karin Backhaus, Brechen

Precht macht es sich in manchem zu einfach

Precht beklagt Staatsbashing, kritisiert den Begriff Staatsversagen, spricht dann von Dilettantismus bei der Impfkampagne und davon, dass viele handelnde Politiker sich als Kölner gebärdet hätten. Kann ein Staat, bei dem es sich doch letztlich um ein Abstraktum handelt, dilettieren oder sind es Politiker/ Menschen, die handeln? Menschen sind fehlbar, können irren. Precht macht es sich zu einfach, wenn er ausführt, dass man gehofft habe, dass sich die Experten irren, viele Bürger hätten dies auch getan. Nun, wir leben in einer arbeitsteiligen Gesellschaft, Aufgaben werden delegiert, weil der Einzelne diese nicht leisten kann. Wenn sich viele Bürger, dass sind Laien, irren, dann sind die „Nicht-Laien“ automatisch raus aus der Verantwortung für ihr Tun? Er kommt dann auf Politiker-Bashing zu sprechen und gibt an, dass er dies nicht täte, weil er es auch nicht besser könnte. Das ist fair gedacht, aber mit diesem „Grundsatz“ kann ich jede Kritik im Keim ersticken. Er exemplifiziert dies am Bsp. des Vorwurfs des Fehlens einer langfristigen Strategie bzgl. der Coronakrise. Nun, wenn ich in der Zeitschrift Spiegel von vor Wochen eine Graphik sehe, aus der hergeht, dass grössere Impfstoffmengen erst ab Juli d. J. zu erwarten sind, hätten wir uns das Wechselspiel „Auf-Zu-Auf“ sparen können und gleich bis 7/21 fast alles dicht gemacht. Dann wäre der Bürger über dieses Hin-und-Her auch nicht so genervt. Er stellt fest, dass es „nicht einzelne Schuldige“ gebe. Besser wäre hier die Verwendung des Begriffes „Verantwortung“. Es habe die eine oder andere Panne gegeben. Hier ist doch an Hannah Arendt zu erinnern: Hatte sie nicht gerade darauf abgehoben, dass jeder einzelne eigentlich nichts Schlimmes gemacht habe, in der Summe aber Fürchterliches geschehen ist? Stand nicht vor kurzem in der FR, es käme auf jeden Einzelnen an. Precht kommt darauf zu sprechen, dass der Staat seinen Bürgern (s.o.) nicht nur die Grundrechte zu gewährleisten habe sondern ihnen auch die Chance zu geben habe, diese zu verwirklichen. Und wenn „er“ (der Staat) das nicht tut? Nein, die Grundrechte gehören dem Einzelnem, dem Bürger, dem Souverän und sind nicht veräußerlich, woraus sich auch das Recht zum Widerstandnableitet. Hier finden sich bei Precht Reste obrigkeitsstaatlichen Denkens. Konsequent wird auch vom Fürsorge-, Vorsorge und Wohlfahrtsstaat gesprochen. Dies sind die Menschen in Deutschland gewohnt, weshalb sie u. a. aggressiv werden, wenn der „Staat“ in diesem Sinne versagt, worüber Precht sich an späterer Stelle aber wundert (dies gilt auch für die nach Precht bevorstehenden Revolutionen). Die USA sind, als „Staat“, nicht so fürsorglich, d. h. Precht argumentiert hier aus rein deutscher Sicht heraus. Auch der Argwohn gegenüber dem „Staat“ ist ihm nicht verständlich. Nun, angesichts der deutschen Geschichte ist das wohl die angebrachte Haltung. Er sieht, im Anschluss an Grünewald, eine Korrosion des Pflichtgefühls, deren Ursache er im Kapitalismus sieht mit seiner Ausrichtung auf maximalen Egoismus. Pflicht und Deutschland bzw. Preussen. Da beruft man sich auf etwas, was nicht so ganz unproblematisch ist und man in den Jahren nach 1945 berechtigterweise kritisch hinterfragt hat. Auch hier könnten die USA als Vorbild dienen, d. h. prinzipiell eher kritische Haltung gegenüber dem „Staat““ aber ggfs. (s. die Impfzahlen) solidarische Haltung innerhalb der Gesellschaft bzw. gegenüber der Nation. Die Corona-Pandemie bzw. -krise verdeutlicht das Fehlen eines übergeordneten, allgemeinverbindlichen Wertesystems in Deutschland. Das zu erarbeiten, wäre die Chance. Auch und gerade für Philosophen.

Rüdiger Erdmann, Pattensen

Die CDU zeigt keinerlei Ansätze zum Umdenken

Was Richard David Precht in dem Interview („Menschen sind lieber die Bösen als die Dummen“) sagt, spricht mir Wort für Wort aus der Seele. Es ist beschämend, wieviele Menschen auf unsere verantwortlichen Politiker verbal einschlagen – ohne dass sie es besser wissen würden. Natürlich wurden z.T. eklatante Fehler gemacht, aber wer macht die, konfrontiert mit so einer bisher nicht dagewesenen Herausforderung nicht? Etwas anderes sind die Konsequenzen, die wir unbedingt aus dieser Pandemie ziehen müssen. Zum Beispiel die bessere personelle und technische Ausstattung der Gesundheitsämter, die sehr viel höhere Bezahlung des gesamten Pflegeberufs sowie der Arbeit an Supermarkt-Kassen und als Paketzusteller. Vor allem aber müssen die Krankenhäuser weg von ihrer bisherigen Finanzierungsstruktur. Da sehe ich, insbesondere bei der CDU, noch keinerlei Ansätze für ein notwendiges radikales Umdenken.

Dr. Dagmar Scherf, Friedrichsdorf

fr-debatteWandel von Grund auf

Sterbehilfe: „Schwierige Vorsorge“, FR-Meinung vom 14. April

Wir sollten den Zusammenhang sehen zwischen Sterbehilfe einerseits und der Armut alter Menschen, der desaströsen Situation in Pflegeheimen, der von Zeitmangel und Pflegenotstand bestimmten in ambulanten Pflegediensten und einem verkapitalisierten Gesundheitssystem andererseits. Erst wenn kranke und pflegebedürftige Menschen nicht nur von einem medizinischen Standpunkt aus, sondern aufmerksam, fürsorglich und würdig behandelt werden, und dies ist nur zu schaffen, wenn sich unser Gesundheitssystem von Grund auf wandelt, weg von einem profitorientierten, hin zu einem solidarischen, können wir realistisch über Ursachen, Motive und Folgen von Sterbehilfe sprechen. An die Möglichkeit staatlicher Gegensteuerung zur Wahrung von Individualität und Autonomie, damit ein Sterbehilfegesetz nicht zum puren Geschäftemachen verkommt, glaube ich schon lange nicht mehr, denn gerade die Regierung, allen voran die CDU geführte, hat zu diesem neoliberalen System in Pflege erheblich beigetragen.

Robert Maxeiner, Frankfurt

Balken 4

Verwandte Themen