„Was spricht eigentlich dagegen, nicht permanent die Sommerzeit (+1h) als neue Standardzeit für Deutschland oder Europa einzuführen?“, fragt Stefan Borm aus Freudenstadt. „Man könnte sich aber vor so einer ‚dauerhaften Festlegung‘ auch überlegen, ob man nicht gleich um +2h die neue Europäische Standardzeit festlegt, damit man auch im Winterhalbjahr mehr vom Tageslicht in den Abendstunden hätte. Für das Sommerhalbjahr entsteht selbstredend der selbe Effekt – man hat noch mehr vom Tageslicht. Einmal umstellen, wobei sicherlich viele Menschen Umstellungsschwierigkeiten haben (aber eben nur noch ein einziges Mal), und dann so lassen (= keine erneuten Umstellungsschwierigkeiten). Oder gibt es aus wissenschaftlicher Sicht eine ‚Mindestzeit‘, in der es für uns Mitteleuropäer aus ‚Biorhythmusgründen‘ dunkel sein sollte?“
Veit Schagow aus Pirna dagegen meint: „Die Sommerzeit ist im wahrsten Sinne des Wortes unzeitgemäß. Unsere Wirtschaft tickt in einem 24/7-Rytmus, also Energie wird an 24 Stunden 7 Tage die Woche verbraucht, die privaten Einspareffekte durch Beleuchtung fallen da kaum ins Gewicht. Das war bei der Einführung in Deutschland 1916-1919, 1940-1945 anders und hat sich seit der erneuten Wiedereinführung 1982 zunehmend geändert. Was bleibt, ist ein ständiger Jetlag mit allen negativen Begleiterscheinungen. Ich plädiere für die Abschaffung.“
Marcella Heer aus Bergheim:
„Man kann es auch übertreiben mit der Warnung vor Gesundheitsgefahren. Dann dürfte man auch keine Flugreisen unternehmen, da ist der Einfluss der Zeitumstellung viel größer. Ich jedenfalls freue mich immer sehr auf die Umstellung auf Sommerzeit. Es bleibt Abends eine Stunde länger hell, d.h. man kann nach der Arbeit noch etwas draußen unternehmen (Sport). Wenn es nach mir ginge, könnte man die Winterzeit von mir aus abschaffen. Ab Ende Oktober verlässt man morgens das Haus im Dunkeln und kommt im Dunkeln nach Hause. Schrecklich. Dieser Winterblues ist viel, viel schlimmer als die kleine Umstellung durch die Sommerzeit. Ich liebe die Sommerzeit und freu mich jetzt schon auf das Wochenende. Endlich ist es wieder soweit.“
Dietmar Krause aus Feldatal:
„Die Abschaffung der Sommerzeit ist überfällig! Die ‚day light savings time‘, die ursprünglich Energie einsparen sollte läßt die Menschen nicht zur Ruhe kommen. Die lange Helligkeit bis in die Nacht suggeriert zwar ein Mehr an Freizeit aber entsprechend früh beginnt dann wieder der Arbeitstag. Das heißt dann wieder ein paar Wochen Aufstehen im Dunkeln und das ist gerade nach dem langen und dunkeln Winter wirklich ärgerlich, da ein Rückschritt! Und es bedeutet für jeden Menschen einen ‚Mini-Jetlag‘, dem man sich nicht entziehen kann.“
Peter Schuh aus Frankfurt:
„Der Vorschlag eines Ihrer Leserbriefe, die Sommerzeit auch zur Winterzeit zu machen, ist gar nicht so dumm. Unsere ‚Winterzeit‘ ist definiert als die ‚wahre Sonnen-Zeit‘ auf dem 15. Längengrad Ost. Schon Berlin im äußersten Osten Deutschlands liegt nur auf dem 13. Längengrad. Und der ganze große Rest westlich davon liegt noch weiter von der wahren Sonnenzeit des 15. Längengrads entfernt. Aachen als eine der westlichsten Städte Deutschlands liegt mit 6 Grad Ost sogar schon näher an der wahren Sonnenzeit von Greenwich! Was also hält uns davon ab, die Zeit von Greenwich zu unserer Standardzeit zu machen? Würde den geografischen Gegebenheiten Deutschlands viel besser entsprechen.“
Hans M. Pullmann aus Offenbach:
„Ich bin kein Gegner der Sommerzeit, aber der alljährlich zweimaligen Umstellung. Deshalb sollten wir es machen wie die Isländer und das System dauerhaft auf die Sommerzeit umstellen (gerne sogar eine zweistündige Zeitvorstellung). Im Übrigen wäre die Sommerzeit ein hervorragendes Thema für eine EU-Volksbefragung in Verbindung mit der EU-Wahl gewesen (aber es kommt ja mal wieder eine); mit solchen Befragungen nebenher könnte man m.E. außerdem die Wahlbeteiligung deutlich erhöhen. Und es gibt nun mal Themen – wie eben die Sommerzeit – für die man nicht die geringste politische Bildung braucht, um darüber zu entscheiden.“
Ich für meinen teil würde eine dauerhafte Einführung der Sommerzeit uneingeschränkt begrüßen.
Ich besitze ein interessantes kleines Büchlein, Stöckmann und Tienes – Schlafe VOR Mitternacht, Untertitel: Die Naturzeit.
Diesem Buch zufolge gibt es eine „Naturschlafzeit“, die von 19 Uhr bis 23 Uhr 20 Ortszeit geht. Mehr Schlaf bräuchte der Mensch nicht, wenn er nur eben zu dieser Zeit erfolgte. Abweichung von der Naturschlafzeit zöge eine Schwächung der gesundheitlichen Konstitution nach sich.
Ich denke mal, kein Mensch, von Kindern abgesehen, schläft heute zu dieser Zeit. Über den größten Teil der Menschheitsgeschichte hingegen werden die Menschen so ähnlich geschlafen haben (Stichwort: mit den Tieren schlafen gehen, mit ihnen aufstehen). Es blieb ihnen vor der Erfindung des Gaslichts oder des elektrischen Lichts auch gar nichts anderes übrig.
Wenn die Menschen sich mit Einführung von Sommerzeiten nicht auch in ihren Schlafzeiten ändern würden, dann wären solche Sommerzeiten eine Verschiebung der Schlafzeit hin zu einer „natürlicheren“ Zeit. D.h. wenn die Menschen darauf bestehen, um Mitternacht ins Bett zu gehen, weil es bis dahin ein interessantes TV-Programm gibt oder warum auch immer, es andererseits aber gesundheitlich optimal wäre, wenn sie zu Sonnenuntergang schlafen gingen, dann muß man eben Mitternacht auf den Sonnenuntergang verschieben. Eine Sommerzeit fürs ganze Jahr, aber mit einer Verschiebung von 2 Stunden zur heutigen MEZ wäre schon ein großer Schritt in diese Richtung.
„Gar nicht so dumm“ schreibt Leser Schuh und schlägt den Anschluss der Bundesrepublik an die Greenwich-Zeit vor. Als im 19. Jahrhundert die Zeitzonen eingeführt wurden, reichte Deutschland noch bis Breslau und Königsberg, und diese Städte liegen eben viel tiefer in der MEZ-Zone um den 15. Längengrad.
Leider verwechselt der Leser aber die Himmelsrichtungen. Unsere Sommerzeit bringt uns nicht etwa auf die Ortszeit von Greenwich, sondern von St.Petersburg, und da wir weit westlich von dort liegen, wird es nach unseren Uhren eben abends viel später dunkel. Führten wir die Greenwich-Zeit ein, dann würde es für unsere Uhren noch früher morgens hell und abends dunkel als normal, und das will hier doch gewiss niemand, schon gar nicht ganzjährig.
Ein Argument gegen die zweimalige Änderung der Zeit pro Jahr fehlt meines Erachtens: die große Vielfalt von Geräten, die von unabhängigen Uhren gesteuert werden. Wecker, PC, Heizung, Lüftung, Nachtspeichergeräte, Foto/Video-Zeitstempel, Uhr im Pkw usw müssen neu gestellt werden. Zeitdifferenzen zwischen Updates stimmen nicht mehr, der wichtige Ordnungsfaktor Chronologie hat Lücken oder überlappt. Versuche ich die Stunde im PC zu unterdrücken, stimmt das Tagesdatum nicht mehr exakt. Im Informationszeitalter ist dieser zweimalige Unsinn pro Jahr eine Katastrophe. Egal welche Zeit, aber eine linear fließende muss es sein!
Meine Familie un ich kommen gut mit den zweimaligen Zeitumstellungen im Jahr zurecht.
Wir leiden nicht darunter.
Nicht alles, was Politiker beschließen, ist schlecht. ;-).