Dem obersten Chef näher als je zuvor

Die Bundesregierung möchte zum Mond fliegen. Das scheint ein Projekt zu sein, dem viele Menschen in diesem Land zustimmen können – wenn sie denn auch dort bleibt, die Bundesregierung. Aber auch wenn man den Spott beiseite lässt, den Pfarrer Hintze bei den FR-Lesern erntet, ist es einfach so, dass der Mond eine Schlüsselposition bei der weiteren Erforschung des Weltalls innehat. So gut wie alle Konzepte für Projekte Richtung „deeper space“ fordern eine Mondbasis – möglichst in Bezirken unseres Nachbarn, die den Abbau von Rohstoffen ermöglichen -, von der aus wegen der geringeren Schwerkraft leichter Missionen Richtung Mars oder noch weiter hinaus geschickt werden können. Warum eigentlich nicht? Vor 40 Jahren landeten die Amerikaner auf dem Mond. Wir alle wissen, wie die Welt von diesem Ereignis geprägt wurde. Seitdem ist in technologischer Hinsicht unendlich viel passiert. Vielleicht wird es Zeit, wieder ein solches Aufbruchssignal zu setzen? Angie for moon – das wäre doch was. Auch wenn Angela Merkel sicher nicht diejenige wäre, die in den Genuss der Früchte dieses Projekts käme, denn erstens wird sowas bekanntlich immer teurer als zunächst veranschlagt, und zweitens … kann es dauern.

Ralf Greve aus Darmstadt findet die Idee gut:

„Entgegen aller Parteipolitik (ich verorte mich eher im grün-linken Bereich): Chapeau, Herr Hintze! Anstelle der Verballerei von zig Milliarden Euro für kurzfristige Panikprogramme wie die Abwrackprämie ist das einmal ein Vorschlag, die momentane Krise für die Schaffung von langfristigen Werten durch staatliche Förderung zu nutzen. Abgesehen von dem rein wissenschaftlichen Nutzen, den man anzweifeln mag (‚Was geht uns der Mond an, haben wir keine näher liegenden Probleme?‘), wäre eine deutsche Mondmission mit Sicherheit ein hervorragendes und inspirierendes Technologie-Förderprogramm und somit in jeder Hinsicht  geeignet, Deutschland einen Schritt voran zu bringen. Ich sprüh’s auf jede Häuserwand, solche Ideen (und deren Umsetzung!) braucht das Land …“

Auch Jürgen Stitz aus Dortmund mag die Idee – oder scheint es nur so?

„Ich finde die Idee einer Mondmission hervorragend. Nur ist sie nicht konsequent genug. Unabhängig von der Frage, ob die Mission etwas ist, was wir noch unbedingt gebraucht haben – wir haben ja sonst keine Sorgen!-, sollten wir den Initiatoren Gelegenheit geben, den Ruhm eines ersten Besuchs von deutschen PolitikerInnen auf dem Erdtrabanten, selbstverständlich parteiübergreifend, zu ernten, vorausgesetzt, die Reise zum Mond lässt sich mit den Regeln einer Dienstreise vereinbaren. Entsorgung auf Hightech-Ebene: wunderbar. Und Herr Hintze ist seinem obersten Chef näher als je zuvor. Und dann redet der Mond auch endlich mit uns, die wir ihn seit Menschengedenken anschwärmen oder -heulen. Mir ist seit langem nicht mehr so wenig bang um dieses Land gewesen wie heute!“

Dieter Bommersheim aus Karben gibt den Kalkulator:

„Welch eine grandiose, epochale Idee, im Sommerloch von Visionären erdacht und gleich publiziert. Die weltweite Wissenschaft hat auch ohne deutsche Beteiligung sehr, sehr viele Erkenntnisse zusammengetragen, die unseren Forschern zur Verfügung stehen. Bevor die Visionäre riesige Kosten verursachen, um auf dem Mond die Bundesflagge zu hissen und Steinchen zu sammeln, wäre die Nasa sicher bereit, als Botin und Sammlerin tätig zu werden. Die Kostenersparnisse könnten anderen Ressorts helfen, deren Aufgabenstellungen eher dem Wohl des Volkes dienen, als dem „Mann im Mond“ auf die Pelle zu rücken.“

Thomas Fahr aus Tupfingen:

Die Menschen sollten sich auf irdische Probleme und deren Lösung konzentrieren, anstatt sich trivialen Dingen wie der bemannten Raumfahrt zu widmen! So lange andere Homo Sapiens an vermeidbaren Krankheiten sterben, verhungern, verdursten, so lange die Umwelt weiter rapide zerstört wird und der Tierholocaust andauert, brauchen wir unsere Energie und Ressourcen für bodenständigere Probleme als Flüge zum Mond.“

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8 Kommentare zu “Dem obersten Chef näher als je zuvor

  1. Es ist ja nur so, daß der Mond sich mit schöner Regelmäßigkeit immer weiter von uns weg entfernt. An die Erde anketten wird man ihn nicht können. Mit Bombs auch nicht wieder zurückschubsen. Der angedachte Lastenfahrstuhl, der mit den neuen Superwekstoffen in Betrieb gehen soll, die sich gerade erst in der Testphase im Nanobereich befinden, wird ihn auch nicht halten können. Der Mond ist eines Tages weg. Und mit das intelligente Design namens „Mensch“.

  2. Aber vielleicht gibt das ja auch so eine lustige Geschichte wie die mit Edmund Stoiber und dem modernsten Zug Deutschlands, dem Transrapid. Das war doch lustig, oder nicht? Zugegeben ein teurer Spaß, aber immerhin ganz dolle lustig am Ende. So etwas kriegt man ja nicht alle Tage von der Politik geboten. Da zehren wir noch einige Jahre dran.

    Nüchtern betrachtet darf man den Denkern Deutschlands einen feuchten Zeigefinger an die Stirn halten. Den Eurofighter mit hängen und würgen hinbekommen, das eine Schiffchen für die Marine haben’s wieder beerdigt, den anderen Panzer gar nicht mehr zu Ende gedacht und nebenbei viel Geld verschrottet.

    Besser wäre ja buchen und hochfliegen, eben China mit den 67,5 Millionen Euro aus DE machen lassen. So macht auch eine Zusammenarbeit mehr Spaß, ergibt auch einen sinn. Da fällt zwar noch so manche Rakete gleich wieder runter, aber irgendwann haben’s den Dreh raus, würde DE nicht hinbekommen. Und es wäre ein zeitnahes Ziel, auch für Frau Merkel, für uns alle.

  3. Wenn die Bevölkerung die Bande immer noch nicht zum Mond geschossen hat, ist doch klar, dass jene selbst für die Infrastruktur sorgen müssen. Bevor mer se aal an’er Strotte uphäng.

  4. Woher kommt nur dieser Gedanke, ein solches Thema wäre wahlkampftauglich?

    Aus der angeblichen historischen Erfahrung, daß ein Mensch mit einer großen „Vision“ eine Nation einigen und damit alle Kräfte bündeln könne, damit alle sich fürderhin mehr anstrengen und auf vieles verzichten, dem gemeinsamen Ziel zuliebe?

    Da wird es einem abwechselnd warm und kalt um’s Herz. Ist ja auch schon manchmal bös‘ schiefgegangen.

    Aber warum ist das ein Wahlkampfthema?

    Weil man dann wieder schön die Kritiker ausbooten kann, die Spielverderber, die ja eh‘ nie mitziehen, wenn’s mal „vorangeht“ und sei es nur mondwärts.

    Oder auch nur, um Steinmeiers 4 Mill. Arbeitsplätze lächerlich zu machen.
    Auf dem Mond war man ja schließlich schon, das ist also machbar…!

  5. @ bundesverfassungsgericht bvg

    wenn ich ehrlich bin – und das darf ich hier ja sein -, dann finde ich die idee faszinierend, zum mond zu fliegen und auch noch darüber hinaus. ich verfolge eien reihe von zeitschriften, die regelmäßig über forschungsergebnisse aus unserem sonnensystem berichten, und wenn ich lese, dass es unter der eiskruste des mondes titan oder der von enceladus eventuell seen gibt die warm genug sind, dass sich dort leben entwickelt haben könnte, dann packt mich irgendwie der naive forscherdrang. gerade erst wurde über die fontänen berichtet, die aus der südpolarregion von enceladus hervorbrechen und organisches material ins weltall schleudern, das da eigentlich gar nicht sein dürfte. der mond ist zu kleine, um eigene thermische energie zu erzeugen, aber die gezeitenkräfte des saturn heizen ihn offenbar an. und wenn ich jetzt in der fr lese, dass unter der antarktis ein eigenes biotop gefunden wurde in dem bakterien leben, obwohl es dort minus zehn grad kalt ist, dann denke ich, dass es noch viel zu erfahren gibt, was ich wissen will

    blöd ist, dass dieses thema in den wahlkampf gerät. deutschland und die eu stecken viel geld in die grundlagenforschung, in die astronomie, in die raumsonden. das ist gut angelegtes geld. und es ist auch wichtig, wieder auf den mond zu fliegen. ich frage mich nur: warum dieses thema gerade jetzt?

  6. @thomas

    Ja, warum gerade jetzt dieses Thema?

    Raumforschung ist eines der wenigen interessanten Themen, nichts dagegen.
    Es ist aber kein politisches Thema, sondern ein wissenschaftliches.

    ps:
    „Bundesverfassungsgericht“ ist zuviel der Ehre. Das kürzt man BVerfG ab.

  7. na ja, anderereseits ist es aber vielleicht auch nicht verkehrt, wenn dieses thema wenigstens in wahlkampfzeiten mal ins bewusstsein der öffentlichkeit rutscht. wie gesagt, es passiert so viel in der weltraumforschung, aber die öfefntlichkeit kriegt es kaum mit wenn sie sich nicht aus eigenem antrieb informiert

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