Schwarzenfeindlichkeit?

Was muss in einem Kind vorgehen, dass es beim Anblick eines Schwarzen mit dem Finger auf ihn zeigt und ausruft: „Iiih, guck mal, ein Neger!“ Und was in dem, auf den da gezeigt wird? – Heute erreichte uns folgender Brief eines jungen schwarzen Mitbürgers, der in Deutschland studiert.

„Als schwarzer Student, der seit 2 Jahren in Deutschland lebt, bin ich erstaunt über die heftige Kritik an den Worten des Ex-Regierungssprechers. Denn obwohl ich noch kein Opfer rechter (körperlicher) Gewalt geworden bin ist für mich die Fremdenfeindlichkeit (oder Schwarzenfeindlichkeit?) hier häufig zu spüren. So wurde ich nicht nur mehrfach beschimpft und auch bespuckt, begleitet von Kommentaren wie „Geh nach Hause, du Affe!“, sondern bemerke auch, dass in der Straßenbahn der Platz neben mir häufig frei bleibt, ich in Geschäften gleich wie ein Dieb verfolgt und überwacht werde und dass sich Frauen plötzlich an ihre Handtasche klammern, wenn ich einen Fahrstuhl betrete, ganz zu schweigen von der erniedrigenden Behandlung in den Ausländerbehörden. Ein kleines Mädchen zeigte während eines Spazierganges in Dresden mit dem Finger auf mich und sagte zu seinen Eltern: „Iiiih guck mal, Neger!“ Diese unangenehmen Erfahrungen machte ich sowohl in Dresden als auch in Münster und Kassel. Ich glaube dass dies ein Problem der gesamten Gesellschaft ist, nicht nur der gewaltbereiten Leute, die sich in ostdeutschen Kleinstädten konzentrieren. In Deutschland scheint generell eine Tendenz zur Aus- und Abgrenzung zu bestehen, denn selbst von türkischen Jugendlichen wurde ich wegen meiner Hautfarbe angegriffen. Die hinzugerufene Polizei behandelte mich wie einen nicht ernstzunehmenden Idioten, obwohl ich geschlagen worden war.

Was sehen all diese Menschen in mir? Einen minderwertigen, kriminellen Parasiten ………?

Ein Weißer, der meine Heimat besucht wird respektvoll mit freudiger Neugierde empfangen und Willkommen geheißen. Willkommen fühle ich mich hier in Deutschland gar nicht, obwohl ich natürlich auch viele positive Erfahrungen mache, müssen viele Leute unbedingt ihre Vorurteile überdenken und lernen einen Menschen auch in erster Linie als einen Menschen wahrzunehmen und zu behandeln!“

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19 Kommentare zu “Schwarzenfeindlichkeit?

  1. Der Brief schockiert mich! Warum löst ein dunkelhäutiger Mensch bei uns solche Reaktionen aus? Was sind die Gründe für dieses Verhalten von Deutschen oder Europäern? Ich begreife es nicht! Ich finde keine Erklärung. Ist es wirklich Fremden- oder Schwarzenfeindlichkeit?

  2. Nun, wenn schon offensichtliche Neo-Nazis mit dem Segen der Richter rechnen können, dann ist die alltägliche Beleidigung doch gesellschaftlicher Konsens. Siehe hier.

  3. Pingback: problematik.net
  4. Der Grund fuer derartige Aeusserungen gegenueber farbigen Mitbuergern – ob nun hier geboren oder nicht – liegt immer noch in der unseligen Debatte darueber, dass Auslaender uns die Arbeitsplaetze wegnehmen. Die Schuerung dieser Angst vereinigt sich mit dem Vorurteil gegenuber andersartiger Lebensweise. Haben wir nicht solches schon vor mehr als 60 Jahren erlebt?
    Werner Thiele-Schlesier

  5. Bereist man oder lebt man in Japan, so wird der hellhäutige, langnasige Ausländer schon wenige Meter fernab der Zentren erleben, dass sich ein Haufen kreischender Kinder um einen ballt, die alle mit dem Zeigefinger auf einen deuten und „Gaijin! Gaijin! Gaijin!“ plärren. Und die mittelalten bis alten Leute wahren schüchternen Abstand.

    Ich hab’s nie als demütigend oder diskriminierend empfunden.

  6. Erklärungsansatz meinerseits:
    ich halte es für möglich, dass derartige äusserungen oder derartiges verhhalten ohne großes nachdenken geschehen. der mensch neigt dazu andere auszugrenzen, um sich selbst dadurch aufzuwerten. diskrimminierung trifft die meisten ein mal im leben. gäbe es hierzulande keine afrikaner, dann würde man sich andere opfer suchen. dann wären es die schwarzhaarigen, die grünäugigen, die krummnasen…..
    natürlich ist das keine rechtfertigung für solches verhalten. aber vermutlich ist es die natur des menschen herablassend und erniedrigend auf schwächere zu regaieren, um die eigenen minderwertigkeitsgefühle oder ausgrenzungsängste zu mindern.

  7. Wenn ich dies alles lese, dann kommt es mir so leidlich bekannt vor. Weder wird dies der letzte rassistische Vorfall in Deutschland bleiben noch sonstwo in der Welt. Menschen sind einfach im Durschnitt recht grob gestrickt – Andersartigkeit erwegt Argwohn, der Fremde lebt in diesem Zoo in Gefahr.
    Schaut euch doch einfach mal den durschnittlichen „Deutschen Michel“ an – was ihr da sehen werdet, ist nicht unbedingt das Bild eines aufgeklärten, ausgeglichenen und weltoffenen Cosmopolitaners. Eher einen currywurst-schwingenden, fanatisch BILD-zitierenden, mürrisch grummelnden Zeitgenossen, welcher im besten Falle langweilig ist im Grunde aber nur darauf wartet, gegen irgendetwas „Anderes“ zu wettern, am besten gleich den Pogrom zu starten.

    Ich finde es andererseits doch recht amüsant, weil politisch korrekt, zu beobachten, wie sich einmal mehr alles um die rassistische Komponente dieses doch viel größeren Problems dreht. Man muss nicht schwarz sein um in diesen Land Probleme mit der indigenen Bevölkerung zu bekommen. Es reicht auch ein alternatives Outfit oder gar, Gott behüte, ein Bart. Ignoranz & Intoleranz gibt es in Deutschland überall – auch mein Nebenssitz in der Bahn bleibt in der Regel leer. Gesellschaftliche Diskriminierung ist omnipräsent und die unseligen, selbsternannten Besser- und Bestwisser foltern uns alle täglich mit ihren Dogmen der Ignoranz. Insofern : Willkommen im Club, Bruder…

  8. Sputnik hat da zunächst mal meine volle Zustimmung. Der Mensch reagiert in der Regel nunmal mißtrauisch und teilweise auch derb auf Fremdes. Gleich, obs Mitbürger mit schwarzer Hautfarbe oder einfach Typn sind, die von der Norm abweichen. Was der Bauer nicht kennt, ißt er nicht. Aber, ebensowenig, wie ich mir anhören möchte, daß meine abendländisch geprägte Lebensweise und Mentalität per se rassisitisch und schlecht ist, möchte ich Gehirnakrobaten beobachten, die nun Jeden und Alles, der von unserer abendländischen Norm abweicht, über einen Kamm scheren.

    Und da liegt das Problem. Ein Kind, das jemanden als Neger bezeichnet, ist Zeichen eines versteckten Rassismus, der sich in Deutschland durch so ziemlich alle gesellchaftlichen Schichten zieht. Dem Kind kann man keinen Vorwurf machen, aber den Eltern eins auf den Hinterkopf geben, weil sie ihr Kind scheinbar nicht dazu anhalten, differenziertes Denken zu erlernen. Wenn wir dann schon bei den Eltern sind, sollte die Kopfnuß auch gleich auf bestimmte Großkopferte in unserer politischen Landschaft weitergegeben werden, die zum Teil mit billigstem Populismus genau diese Vorurteile schüren.

  9. Pingback: Taxiblogger
  10. @7
    Besonders liebe ich Leute, die einerseits sich durch ihr Äußeres gesellschaftlich abgrenzen („alternatives Outfit“?!) und den „Normalos“ ihre Spießigkeit vorhalten wollen (geht das nicht häufig miteinander einher?), dann aber andererseits weinerlich reagieren, wenn die „Normalos“ indigniert die Nase rümpfen – und sich nicht neben einen setzen.

    „Seismic“ – bist du etwa so einer?

  11. Ich glaube in dem Kopf des Kindes welches „Iiiih guck mal, Neger!“ sagt, geht reichlich wenig vor, da es nur das nachlebt was ihm die Eltern vormachen und was in großen Teile der Gesellschaft Konsen ist. Auch ist der Ausspruch, genau wie Übergriffe auf „Kanacken“ „Neger“ oder „Zecken“ eher die Spitze des Dummdeutschen Eisbergs um dessen Fundament sich die meisten einen dreck scheren. „Neonazis sind einige wenige Fanatiker die in diese Gesellschaft keine Basis finden“ – schwappt es einem da entgegen, aber weit gefehlt würde ich meinen, nachdem beispielsweise der Berliner CDU-Bürgermeisterkandidat Friedbert Pflüger nach dem scheinbar rassistisch motivierten Übergriff auf den Berliner Linkspartei-Politiker Giyasettin Sayan das „zentrale Problem in Berlin“ nicht in der rechten Gewalt verortet, sondern in der allgemeinen Kriminalität und das dazu auch der hohe Ausländeranteil in der Hauptstadt beitrage. „Im Hinblick auf die WM müssten die Rechtsextremen isoliert werden.“ FR 24.05.06 – Aha die Ausländer sind also schuld? Und (nur?) im Hinblick auf die WM müssen die Rechten also isoliert werden? Deutschland muss ja, allein aufgrund von Wirtschaftlichen Interessen, während und vor der WM sein offenkundig antifaschistisches und demokratisches Gesicht wahren, denn wie heisst es so schön „Die Welt zu Gast bei Freunden“. Da lässt man sich nicht lumpen und pickt sich einen der alltäglichen rechten Übergriffe heraus, der aufgrund der Beweislage nur als solcher zu erkennen ist und macht ein großes Brimborium darum das Ernyas M. fast totgeschlagen wurde und verkauft das natürlich entsprechend. Parallel dazu gibt es Debatten darüber Gelder für Projekte gegen Rechte Gewalt zu kürzen. Abartig würde ich meinen wenn längst schon klar sein müsste, dass sogenannte „No-Go-Areas“ für Ausländer, Linke oder irgendwie nicht dem verzerrten arischen Ideal entsprechende, keine Mythen sind. Das sich in diesem Land Politische Mitte und Rechter Rand immer näher kommen ist wie ich finde offensichtli

  12. Keine Diskussion ist zu dem Thema möglich! Es gibt nur eine legitime Position: wer was gegen Schwarze, Rote, Weiße oder Gelbe Menschen sagt oder tut, den schmeißen wir in den Knast und zwar sofort! Ist doch klar oder!?!
    Damit wäre alles gesagt!
    Nächstes Thema!

  13. Keine Diskussion nötig? So hat es offenbar auch seinerzeit Thomas Gottschalk gesehen, als ein gewisser Proletenkomiker namens Atze Schröder auf seiner WETTEN DASS-Couch Scherze über die nicht ganz reinrassige Fußballnationalmannschaft machte.

    O-Ton:

    „Das sieht man an der Nationalmannschaft, die so deutsch noch nie war: Kuranyi, Asamoah, Podolski, Owomoyela … Wir könnten im Prinzip die Weltmeisterschaft ohne ausländische Beteiligung durchziehen.“ Das Publikum beeimerte sich und klatschte.

    Und, stand da etwa ein Herr Gottschalk auf und sagte: „Was soll dieser rassistische Unsinn? Fordern jetzt auch schon RTL-Komiker eine blonde und blauäugige deutsche Nation, die mit Nachnamen nur noch Schröder und Meier heißt?“ ?

    Wir alle kennen die Antwort.

  14. Davon abgesehen, daß RTL-Komiker ein guter Spiegel des geistigen Niveaus privater Fernsehsender und einem guten Teil der deuschen Bevölkerung sind, halte ich Herrn Gottschalks Reaktion für die einzig vetretbare. Man kann noch soviele Gesetze erlassen, wahre Veränderungen treten nur durch Zivilcourage ein. Leider traut sich heute fast kaum noch jemand, öffentlich eine andere Meinung zu vertreten als der Mainstream, weil sowas wie Gesellschaftskritik out ist oder man Angst hat, man könne negativ auffallen.

  15. Äh… um es mal klar zu sagen: Die Antwort auf meine Frage, ob Herr Gottschalk aufstand und Atze Schröder zurechtwies, ist: Nein. Das tat er nicht.

  16. Tja, dann habe ich ich das wohl falsch gelesen. Aber ich denke, im Kern dürften wir uns einig sein.

  17. Witze über rassistische Vorurteile sind doch okay. Und so was hat doch Atze gemacht; er hat sich lustig gemacht über die dumm-deutschen Sprüche: deutsche Nationalmannschaft mit Deutschen aus aller Herren Länder.

    Arpopos:
    Letztens habe ich Fußball in einer Dorfkneipe in der Vorstadt geguckt. Da meinte der Wirt: „Dass bei uns ein Schwarzer mitspielen darf…?“. Da sieht man mal den alltäglichen Rassismus.
    Bei dem esse ich kein Schnitzel mehr!

  18. ich glaube ehrlich gesagt, dass atze schröders spruch die fernsehkompatible version vom spruch des wirts gewesen ist – und nicht etwa eine satire auf einen rassistischen spruch. das wäre meiner meinung nach eine sehr milde interpretation, die sich an nichts festmachen lässt.

  19. Zu Aeryns Erfahrungen in Japan: Ich denke, dass es ein großer Unterschied ist, ob Kinder mit überraschter Aufregung uns „langnasigen Weissen“ Gaijin oder ähnliches zurufen oder ob mit der Aufmerksamkeit, die jemandem zuteil wird Ablehnung mitschwingt. Auch ich habe, allerdings in Afrika, die Erfahrung gemacht mit meiner Haut- und Haarfarbe vor allem bei den Kindern starke Reaktionen zu provozieren und diese habe ich auch nicht als diskriminierend empfunden, diese Erfahrungen sind aber doch keineswegs mit denen des schwarzen Studenten vergleichbar, er wurde doch offensichtlich nicht überrascht und neugierig empfangen!
    Zur „Diskriminierung“ der „Alternativen“: Man sollte hier nicht vergessen, dass das „alternative“ Outfit bewusst selbstgewählt ist, im Gegensatz zur Hautfarbe – was nicht heissen soll, dass diese Diskriminierung in Ordnung ist.

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