Das Leid, so heißt es, formt uns Menschen. Und wie wir mit dem Leid anderer umgehen, das sagt was über uns aus. – Sie merken, heute spricht Pastor Bronski. Aus gegebenem Anlass, denn immer wieder schicken Menschen mir ihre Leidensgeschichten. So ein Mann aus Wien, der in eine Kaskade kafkaesker Schicksalsschläge hineingeraten zu sein scheint, beginnend mit einem Autounfall, endend in vollständiger Verarmung und Verelendung. Sein Brief endet mit der Bitte: „Helfen Sie mir!“ Oder der schwerbehinderte Mann aus der Ukraine, der im Frankfurter Umkreis lebt. Seine Frau könnte ihn pflegen, aber die lebt noch in der Ukraine und wird nicht nach Deutschland gelassen. Auch hier die Bitte: „Helfen Sie mir!“ Menschen suchen nach Familienangehörigen, von denen sie seit dem Zweiten Weltkrieg getrennt sind. Und und und!

Ich bin immer wieder erstaunt, was der FR alles zugetraut wird. Außerdem aber bin ich ratlos. Selbstverständlich würde ich zu gern helfen. Allen! Meistens kann ich aber nur Tipps geben, die oft genug leider unzulänglich sind. Aber helfen wir nicht schon allein dadurch, dass wir Missstände aufdecken?

So haben wir über das Schicksal von Bezhaid Samadi berichtet, eines Exil-Iraners, der sich in seinem Heimatland wie auch in Deutschland politisch engagiert hat und fürchten muss, im Iran deswegen gefoltert und hingerichtet zu werden. Trotzdem soll er abgeschoben werden, denn der Iran, so ein Sprecher des hessischen Innenministeriums, „hat eine demokratisch gewählte Demokratie“. Kurz vor dem Abschiebetermin am Frankfurter Flughafen unternahm Samadi einen Suizidversuch, indem er seine Kleidung anzündete. Das Krankenhaus Höchst befand ihn trotz Verbrennungen und Rauchvergiftung für transportfähig. Er kollabierte dann bei einem Abschiebehaft-Prüfungstermin unter Krämpfen und wurde in den Kliniktrakt der JVA Butzbach eingeliefert, wo er von seinen Angehörigen nicht besucht werden darf.

Solche Geschichten regen mich auf. Und nicht nur mich. FR-Leserin Kristina Hofmann hat der zuständigen Richterin einen Brief geschrieben und mir eine Kopie davon geschickt: „Was muss ein Mensch noch tun, um uns zu zeigen, was nicht sein darf? Wenn ein Mensch so überzeugt ist, dass er nicht in sein Heimatland zurückkehren kann, dass er sich selbst Gewalt antut, dann sollte ein Gericht ihm hier eine Existenz ermöglichen.“ – Dem schließe ich mich vorbehaltlos an.

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11 Kommentare zu “Gutes tun

  1. Lieber Bronski,

    alleine die Tatsache, dass in diesem Blog-Thema noch keiner was geschrieben hat, sollte uns nachdenklich stimmen.

    Ich weiss nicht wie viele Menschen diesen, bzw. landesweit andere Blogs sehen und lesen, aber wenn es um Dinge in Deutschland geht, die jeden von uns betreffen und „bedrohen“ können (dann auch noch meist finanzieller Art oder wegen eines Fussballclubs oder gar Geschwindigkeitsbeschränkungen auf Autobahnen), sind die Reaktionen meist ganz schnell da und auch entsprechend heftig.

    Hier schildern Sie Fälle von Menschen, ganz individuelle und persönliche Dramen, ausgelöst durch ein Umfeld in unserer Nähe (egal ob in km oder Flugstunden, heute ist alles nah!) was man als „gottgegeben“ hinnimt.

    Den Menschen denen schon was passiert ist, wird keine Aufmerksamkeit mehr geschenkt. (wer hat heut noch was zu verschenken?–wird mancher sagen)

    Wichtig ist doch für viele Leute anscheinend nur noch darauf zu achten, dass Sie selbst nicht in so eine Situation geraten.

    Not und Leid anderer hat abschreckende Wirkung, wie im Mittelalter. Dadurch lernt man jede Rebellion zu unterdrücken, sich zu Fügen und zu kuschen und sich möglichst unauffällig zu verhalten, immer mehr Kompromisse einzugehen, damit der Hammer des Schicksals einen nicht treffen kann.

    Vor allem wer sind denn die Nutzniesser einer solchen Situation?

    Fragen sollten wir uns alle auch, warum in einer Wohlstandsgesellschaft wenn Sie auf dem Weg zur Dekandenz ist, lieber Energie zum Jammern verschwendet wird, anstatt kräftiges Anpacken, Machen, Mitbestimmen, Protestieren, Brüllen, Ändern!

    Die Briefe und Schicksale die Sie erreichen, sind kein Jammern, sondern schwache Hilfeschreie von Menschen die keine Kraft mehr haben, denen keiner mehr Aufmerksamkeit schenkt, die man peinlich berührt übersieht, … man hat ja gerade genug mit seinem eigenen Leben zu „kämpfen „… wir müssen noch in den Supermarkt und ins Reisebüro hetzen….

  2. @Tronco;“Mitleid“; genau das ist das Problem unserer Zeit: Einzelkämpfertum! Wenn man die Diskussion im blog um SAP oder auch den „Streik von ver.di“ sich genau durchliest, dann stellt man fest, dass Soldarität nichts mehr gilt und das Verstehen oder auch das Eintreten für Schwächere dermaßen unpopulär geworden ist, dass einem angst und bange werden kann. Und beim Thema Einsatz für Ausländer passen noch mehr die Menschen! Sicher es gibt immer wieder Ausnahmen, meist auf dem „Flachen Land“; wo schon Nähe über Kinder oder Vereine entstanden ist! Wie ich schon sagte, für die Zukunft kann einem angst und bange werden!

  3. Mir ist übel…und zwar von meiner eigenen Arroganz. Solange ich zu einer Masse gehöhre…mit den üblichen mainstream Problemen…lebt es sich einfach. Das Leben ist aber keine mathematische Funktion, es ist halt das Leben und wer weiß,ob ich nicht auch einen „Schicksalsschlag“ abbekomme. Und dann? Gibt es überhaupt noch Platz für Individuen, deren Leben nicht so „normal“ verläuft auf diesem Planeten?

    Wir werden irgendwann an unserer Bequemlichkeit ersticken, ohne dass irgendwelche Bunjee-Jumping-Kurse oder andere Extremsportarten eine ausreichende Betäubung liefern können.
    Was sind das für Existensängste, die einen Menschen dazu bringen können, sich selbst Schmerzen zuzufügen?!
    Wir müssen schon lange unsere Zugehörigkeit zur Gattung Mensch verloren haben, wenn wir erst durch solche Vorfälle aufmerksam werden. Wo doch eine deutliche Darstellung der eigenen Lage und dementsprechende Empathie schon ausreichen müsste, um diesem Menschen zu helfen.

  4. Mal ehrlich:

    Wer würde draußen dem altbekannten Penner, der immer an derselben Stelle sitzt und darauf wartet, ein paar cent zu bekommen, schon großartig helfen? Da scheint es ja schon fast eine heroische Tat, wenn man diesem Menschen statt der paar cent sofort einen Euro spendiert – und das wird schon als eine gute Tat betrachtet… Der Normalfall ist jedoch der, dass man sogar noch eins dazutut und sich sagt: dem geb ich nix – der kann ja auch arbeiten gehen…
    Wozu also sollte man dann einem Asylbewerber Gutes tun wollen? Iran? Ist ganz weit weg! P.P. — Persönliches Pech… man ist doch nicht für das Leid Anderer verantwortlich…
    Und auch wenn einem das Leid des Anderen doch bewusst wird und man zu der Sorte Mensch gehört, die helfen will – meist drängen sich die eigenen Probleme ganz schnell wieder in den Vordergrund, so dass Ersteres schnell vergessen wird!
    Es wird gerne über die Not und das Elend anderer Menschen geredet und laut rumgetönt, dass gerne geholfen werden würde… Bis der Tag kommt und man selbst einen Hilfeschrei loslässt! Denn nur wem Leid wiederfährt, dem wird bewußt, was Leid wirklich bedeutet – den meisten von uns ist das doch nur ein Wort, aus vier Buchstaben zusammengesetzt…
    So sind wir – keine Entschuldigung, kein Grund – nur pure Realität – abgestumpft, kurzsichtig und egozentrisch!
    Und was mach ich gleich – wahrscheinlich irgendwas Belangloses… denn, wie könnte ich schon großartig was unternehmen, um Bezhaid Samadi zu helfen?
    Wie war das mit Kant und seiner praktischen Ohnmacht der reinen Vernunft?

  5. Nach meinem ersten Kommentar sind 3 weitere hinzugekommen.

    Ich gebe zu, Jammern ist einfach und es ist schwer was zu unternehmen, aber nicht unmöglich.

    Die FR Leserin, Frau Kristina Hofmann, hat uns allen ein gutes Besipiel gegeben. Sie hat einen Brief an die Richterin geschrieben! Meine Hochachtung!!!

    Das könnten wir 4 hier aus de Blog, und noch viele andere Menschen doch auch tun.

    Schliesslich verkündet jeder Richter ein Urteil „Im Namen des Volkes“, und so manchem wird die Stimme wegbleiben wenn er etwas verkünden soll, wenn er weiss, dass das was er sagt, nicht die Stimme des Volkes ist.

    Oder was soll er/sie dann sonst sagen?

    Im Namen des Kapitalismus?
    Im Namen der Ignoranz?
    Im Namen des Egoismus unserer Bürger?
    Im Namen des Wohlstandes?
    Im Namen des cristlichen Deutschlands?
    Im Namen unserer unüberwindbaren Bürokratie?

    da fällt mir gerade noch was ein “ DU BIST DEUTSCHLAND“…..
    weiss eigentlich noch einer was das bedeuten kann?

    Lieber Bronski, können Sie die Anschrift der Richterin, Aktenzeichen etc. veröffentlichen oder uns zukommen lassen, falls es nicht schon zu spät ist?

    p.d.
    solche Proteste sind auch bei Anmesty International (www.amnesty.de) bekannt, dort geht es vor allem um Ungerechtigkeit, Diktatur, Despotismus etc. in anderen Kontinenten, aber wir haben auch Unrecht, Leid, und Schmerz vor unserer eigenen Haustür!!!!

  6. @tronco,5; es mag resignativ oder auch realistisch sein, was ich Ihnen jetzt antworte. Kein Richter darf anders urteilen, als das was ihm das Gesetz vorgibt! Dass dies entweder von uns, oder einer höheren Instanz anders gesehen wird, bzw. oft auch gegen das „gesunde Volksempfinden“ erscheinen mag, ist wieder etwas anderes; sicher die „Interpretation“ eines Gesetzes wird immer Richtern, also Menschen überlassen, aber ein Richter, bzw. das Gericht fällt zuerst sein Urteil „absolut“ aus dem Gesetz heraus! Erscheint dies Gesetz unzutreffend oder UNGERECHT bleibt nur der Instanzenweg; Demonstrationen oder auch gut gemeinte Briefe helfen da nichts. Leider mag man sagen; in anderen Fällen, wenn in anderer Sache Briefe böses fordern würden ist es gut so wie es in unserem Rechtsstaat verfasst ist! Trotzdem ich erkenne Ihre Aufrichtigkeit an verehrter Herr tronco.

  7. „Fragen sollten wir uns alle auch, warum in einer Wohlstandsgesellschaft wenn Sie auf dem Weg zur Dekandenz ist, lieber Energie zum Jammern verschwendet wird, anstatt kräftiges Anpacken, Machen, Mitbestimmen, Protestieren, Brüllen, Ändern!“
    Das sind durchaus völlig plausible Fragen, nur kommt noch die Frage nach dem „Wie?“ hinzu. Oder, wo soll ich anpacken?
    War es nicht meist so, dass nur ein paar wenige sich überhaupt über ihr eigenes Ego hinwegsetzen konnten und versucht haben etwas zu ändern und soviele andere nicht den Mut aufgebracht haben sich einzumischen?

    War es nicht auch immer so, dass Kritiker dieser Gesellschaft von dieser Gesellschaft und deren Ordnungshüter drangsaliert und verleumdet wurden?

    Aber wie heisst es so schön: „Wer sich nicht bewegt spührt auch seine Ketten nicht.“

    Auch geraten Fälle, wie der von Bezhaid Samadi viel zu schnell in Vergessenheit und bald wird vermutlich kein Hahn mehr dannach krähen. Man könnte sich hier auch mal ein Besispiel aus Deutschland anschauen:

    Kann sich irgendjemand noch an den Namen Oury Jalloh erinnern? Ein Asylbewerber, der am 7. Januar 2005 in einer Zelle des Dessauer Polizeipräsidiums, festgekettet an eine feuerfeste Matratze und mit gebrochener Nase, verbrannt ist.
    Die Behörden enblöden sich nicht und gehen von Selbstmord aus. Nach dem ein Freund des toten Asylbewerbers nach Aufklärung schreit und recherchiert wird ihm prompt die Arbeitserlaubnis aufgrund fadenscheiniger Anschuldigungen entzogen.
    Und wen interessierts?
    …Eben!

    Das ist die Umgangsweise mit Leuten die sich beschweren oder nicht ins Schema passen:
    Abschieben, umbringen, oder die etwas harmlosere Variante wie kürzlich wieder beim Opernball:
    Knüppel- und Tränengaseinsatz.

    Ja, wie soll mensch da anpacken? Wer geht denn protestieren?
    Wer hat schon Lust sich den Schädel einschlagen zu lassen?

    Ist es da nicht bequemer zu Hause zu sitzen und zu hoffen, dass es nach der nächsten Wahl besser wird?

  8. Meines Wissens heißt die Richterin Beate Mengel und ist postalisch zu erreichen über

    Amtsgericht Gießen
    Gutfleischstr. 1
    35390 Gießen

  9. Hallo! es gibt unendliches Leid auf der Welt, da kann man ja nicht überall helfen und sich jedes Einzelschicksal ans Herz binden. Dank der heutigen Medien wissen wir wo es überall brennt. Wenn in der dritten Welt eine Henne beim Eierlegen überfahren wird, dann kann hier gleich ne Hilfsorganisation gegründet werden. Wir haben übrigens im eigenen LAnd auch genügend Probleme. Z.B die Geburtenrate und den gefährlichen Kindermangel. DAs größte und brennendste Problem in Europa !!! wär nett, wenn wir darüber mal im blog diskutieren könnten. kinderlosigkeit und die auswirkung auf die gesellschaft
    servus!!

  10. „Wenn ein Mensch so überzeugt ist, dass er nicht in sein Heimatland zurückkehren kann, dass er sich selbst Gewalt antut, dann sollte ein Gericht ihm hier eine Existenz ermöglichen.“– Dem schließe ich mich vorbehaltlos an. “

    Ich mich nicht Herr Bronski! Ich finde, so eine Formel ermuntert zum Missbrauch. . … . .
    Sich die Haare ausreißen = unbegrenztes Bleiberecht

    Wenn man bedenkt, welches „Leid“ und welche „Gewalt“ sich manche Menschen alleine dafür antun, illegal in unsere Siedlungsgebiete vorzudringen, dann halte ich im Missbrauchsfall grundsätzlich alles für möglich. Dabei hatten wir doch erst kürzlich eine aufschlussreiche Dokumentation, wo es um 60.000 ? Euro für Immigranten od. Asylanten ging, damit diese sich wieder in die Heimat aufmachen. Da wurde großzügig gefeilscht, weil unsere Herrn Asylanten offenbar gut über den Eurowechselkurs informiert waren… . >So werden Asyl-Bewerber nach Hause gelockt

  11. Offenbar hat in Europa keiner mehr so richtig Lust auf noch mehr Immigranten und Masseneinwanderung + anschliessender Einbürgerung + sich schliessender Kreislauf usw.
    Der Einbürgerungstest ist nur eine Äußerung davon, daß man langsam die Faxen dicke hat. Außergewöhnliche Umstände erfordern eben außergewöhnliche Maßnahmen. In einem Staat, der mehr Masseneinwanderung als die USA hat, und das bei wesentlich weniger Lebensraum, kann man schon von außergewöhnlichen Umständen sprechen. Jeder vermeintliche Fall von „politischer Verfolgtheit“ muss also penibel je nach Sachlage geprüft werden, um den Missbrauch zu vermeiden. So seh ich das zumindest. Politisches Asyl gewähren? ja ! Grenzen für Asylmissbrauch öffnen? Nein ! Es gibt im Moment wichtigeres als wegen Asylpolitik zu demonstrieren. Immerhin funktioniert unsere Asylpolitik so gut, daß wir hier eine florierende Immigration und Einbürgerung in Deutschland haben + Sozialhilfe, unbeschränkte Nachwuchszeugung usw. Schon wesentlich besser als in China und Indien….Einzelschicksale sind kein REGELFALL !!! Der Eingangs genannte Fall von Selbstverbrennung ist natürlich extrem. Extreme Beispiele gibt es allerdings und leider immer wieder. Besonders beim Kindesmissbrauch oder der Misshandlung von deutschen Obdachlosen od. Behinderten. Das sind allerdings keine Regelfälle. Ebenfalls haben wir hier keine regelmäßige Beamtenwillkür od. Asylantenfolterkammern ala Abu Graib.
    Wer auf Dramas und traurige Einzelschicksale steht, sollte sich ne nette DVD über KING-KONG od. Amistad (Spielberg-film)holen. Ich habe fertig -PASTA

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