Reif für die Show von Raab

Unicef laufen die Spender davon. Das Spenden-Gütesiegel des DZI wurde der Organisation aberkannt. Von allen Seiten hagelt Kritik auf die für den Skandal Verantwortlichen ein – aus Politik, aus den Medien, selbst die sich ansonsten vornehm zurückhaltende KPMG meldete sich zu Wort. Und es scheint noch immer nicht vorbei, unabhängig davon, dass der frühere Geschäftsführer Garlichs sich weiterhin täglich in der Unicef-Zentrale sehen lässt. Matthias Thieme schreibt in der FR von „weiteren schleierhaften Finanzkonstrukten„.

Der Schaden ist also enorm – für Unicef, aber möglicherweise auch für die, denen die Spenden zugute kamen. Doch was tut Unicef? Es erwirkt eine Gegendarstellung gegen die FR, die nun das Wörtchen „jetzt“ nicht mehr in einem bestimmten Zusammenhang benutzen darf. Dieser schwere Schlag gegen unsere Berichterstattung hat den Verantwortlichen sicher gut getan. Nur – er ändert nichts an der Misere von Unicef.

Stefan Trappen aus Cluj-Napoca in Rumänien schreibt mir:

„Es ist sehr verdienstvoll, dass die FR hartnäckig an der Sache dran geblieben ist. Die Ereignisse – Entzug des Spendensiegels – geben ihr Recht. Bei der ganzen Angelegenheit wird m.E. deutlich, dass bei Unicef eine äußerst selbstgerechte Weltsicht herrscht(e). Die Gegendarstellung von Garlichs, in der das Wort „jetzt“ moniert wird, ist reif für die Show von S. Raab. Wenn die vielbeschworenen Berater wirklich ihr Geld wert gewesen wären, hätte genau das vermieden werden müssen, was jetzt passiert ist. Wo gibt es noch eine solche selbstzentrierte Weltsicht, eine derartige Imprägnierung gegen Kritik? Die Zusammenarbeit mit deutschen Organisationen lässt mich fürchten, das Unicef längst kein Einzelfall ist.“

Martin Brandis aus Braunschweig:

„Das Spendensammeln scheint bei Unicef in Deutschland zum Selbstzweck geworden zu sein. Das unterschwellig vorhandene Gefühl des Spenders, das Geld würde ohnehin nur versickern, scheint bestätigt. Und die Reaktion der Verantwortlichen: Täuschen und Verschleiern. Hätten die Herren der Führungsspitze nur einen Funken Anstand, würden sie auf der Stelle von ihren Ämtern zurücktreten und Unicef den entstandenen Schaden in Euro und Cent ersetzen. Die Leidtragenden werden die Hilfsbedürftigen sein.
Heide Simonis gebührt Dank. Ihr couragiertes Handeln hat dazu beigetragen, diese Machenschaften bloßzustellen.“

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11 Kommentare zu “Reif für die Show von Raab

  1. Da erzählte mir ein sehr guter Freund folgendes.

    Unicef Köln hat in seinem Unternehmen Bürotechnik wie Computer, Kopierer, Drucker usw. gekauft. Nur das absolut Beste und Teuerste war gut genug für die Einkäufer von Unicef Köln. Dazu fielen sie durch ein herablassendes und überhebliches Auftreten unangenehm auf. Das zum Thema UNICEF!

    Ein Hilfswerk, was so verschwenderisch mit Spendengeldern umgeht, ist absolut verantwortungslos.

  2. ja, ja das pferd das an der futterkrippe steht und nicht frisst, muss wohl erst noch geboren werden.

    traurig aber wahr, das zeigt am deutlichsten den moralischen zerfall dieser gesellschaft.

  3. Dem Mitarbeiter der Rundschau und seinem Redakteur, der ihn gewähren ließ bei der Aufdeckung dieses Spendenskandals, gebührt ob der zahlreichen widrigen Gegenwinde (Unterlassungserklärungen, Gegendarstellungen , Androhungen gerichtlicher Verfahren) hohe Anerkennung.

    Ich selbst war in den 1970er Jahren einige Zeit Vorsitzender einer Arbeitsgruppe einer gemeinnützigen Organisation in einer Stadt mit 50.000 und weiß, wie sensibel die spendende Bevölkerung aber auch die freiwilligen Mitarbeiter (damals nannte man die noch nicht ehrenamtlich) reagieren und kritisch nachfragen können, wenn nur kleine Zweifel an der Verwendung der Spendengelder auftauchen.

    Gerade junge Menschen mit dem noch unverbrauchten Gerechtigkeitsempfinden sind dann meist kompromisslos und seinerzeit verzichteteten sie lieber auf von mir als Ausgaben abzurechnende warme Getränke und einen Essenshappen, als dass das bei klirrender Kälte vor Weihnachten erzielte Sammelergebnis geschmälert würde.

    Jeder sich ehrenamtlich betätigende Mitarbeiter einer Hilfsorganisation MUSS sich gegen eine derartige Praxis , wie sie durch die FR aufgedeckt wurde , wehren. Ein, wenn auch schwieriger Neuanfang ist angesagt.

  4. Der Schaden ist also enorm – für Unicef, aber möglicherweise auch für die, denen die Spenden zugute kamen. Doch was tut Unicef? Es erwirkt eine Gegendarstellung gegen die FR, die nun das Wörtchen „jetzt“ nicht mehr in einem bestimmten Zusammenhang benutzen darf. Dieser schwere Schlag gegen unsere Berichterstattung hat den Verantwortlichen sicher gut getan. Nur – er ändert nichts an der Misere von Unicef.

    Es zeigt nur allzudeutlich, was die „Elite“ für Weretvorstellungen hat. Es juckt niemanden, ob da nun die FR was aufdeckt. Ein paar Lippenbekenntnisse aus Berlin, Pseudostatements aus dem Vorstand und weiter geht’s mit dem Tagesgeschäft.
    Sehr ernüchternd, wenn nicht mal eine renomierte Tageszeitung + Führungsperson (Fr. Simonis) kein Umdenken bewirken. Was wollen wir dann hier noch schreiben? Das juckt niemanden da draußen. Mittlerweile sind solche Blogs und Recherchen wie die der FR, ein Regenschauer, spannt man Regenschirm auf und gut ist. Soll sich ausregnen, juckt niemanden. Morgen scheint die Sonne irgendwo auf dieser Welt, die man unter Palmen dann genießt.

    Eine Moral zum weglaufen ist das inzwischen. Die Ärmsten der Armen geben und die, die die €uros zum fressen haben, sacken die auch noch ein.

    Eine verkommene Oberschicht ist das, egal wo man hinschaut.

  5. @S.i.T.

    Mal seh’n ob das Blockquote klappt. Auch mal was gelernt, sieht gut aus

    Wie so oft, es sind nicht alle aus der „Oberschicht“ so verkommen.
    Es wird aber Zeit, daß sich die moralischen Vertreter kräftig zu Wort melden und Verbesserungen durchsetzen.

  6. Ich weigere mich zu zählen, bin’s leid immer wegen drei Anständigen 97 Verbrecher zu ertragen – sinngemäß. Gibt nur noch Sippenhaft.

  7. @S.i.T.
    Verständlich.

    Wär doch gut, wenn man Online eine Möglichkeit hätte, (kleine)Projekte zu verfolgen und zu unterstützen, inkl. Projektplan, Abrechnung und Kontoauszug.

    Vielleicht ne schöne Ergänzung für den Vault?

    Sowas kann ich allerdings nicht. Vielleicht die FR?
    Altenhilfe läuft ja hervorragend.

  8. Ich weiß ja nicht, ob dir so Plakatwände und Litfaßsäulen auf deinen Wegen begegnen. Die Spendenorgansitaionen fügen nun an: Ihre spende kommt zu 100% bei den Bedürftigen an. Manchmal drübergeklebt. Ich glaube denen eh nix mehr.

    Wenn du vor Ort helfen willst, kommst auch nicht voran. Weder bei den Streetworkern, noch da wo man Ausländer zum Amt begleiten kann. Denken die du kommst vom Mond…

    Alles sehr frustrierend. Man will udn kommt nirgends ein gescheiten Schritt voran.

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