Frachter Frankfurter Rundschau

Leserbriefe hab ich hier schon immer veröffentlicht. Oft genug zu politischen Themen bzw. der Art, die die FR damit umgeht. In diesen Tagen beschäftigt uns die Formatumstellung mehr als alles andere. Daher möchte ich an dieser Stelle den Brief von FR-Leserin Heide Rasche veröffentlichen. Er ist zu lang, als dass ich ihn in der Print-FR bringen könnte, und für Kürzung bzw. auszugweise Veröffentlichung ist er zu schade. Er gibt übrigens tatsächlich den Tenor der Mehrheit der Reaktionen unserer Leserinnen und Leser wieder, die uns derzeit erreichen.

„Liebe FR-Macher/innen,

es ist eine spannende Zeit, durch die wir uns bewegen mit der anstehenden Umstellung des FR-Formats, und ich verfolge mit Interesse Ihre Bemühungen, sie uns verständlich zu machen, wie auch – seit neustem im BLOG – die teilweise heftigen Reaktionen der Leserschaft. Ich sehe so manche Parallele zu vergleichbaren Organisationen, die seit Jahrzehnten bestehen, ob das nun Presseorgane sind oder Nicht-Regierungs-Organisationen oder auch die GRÜNEN, die sich wie der Ambulante Dienst, in dem ich als Sozialpädagogin tätig bin, von einer Initiative zu einem mittleren Unternehmen entwickelt haben. In diesem Prozess trat dann irgendwann gemäß der gesellschaftlichen Entwicklung der wirtschaftliche Aspekt in den Vordergrund, der lange nur am Rande die noch mehr ideologisch geprägten Debatten begleitet hatte.

Diese anstehenden Veränderungen im Innern zu realisieren und nach außen zu tragen ist ein komplexes Miteinander, das versuchen muss, die Inhalte zu bewahren und zugleich den Erfordernissen einer sich wandelnden Öffentlichkeit Rechnung zu tragen. Die FR steht vor der großen Herausforderung, sich der Globalisierung zu stellen und mit der Konkurrenz Internet zum einen das Printmedium als solches zu erhalten wie auch die nötigen Anpassungsleistungen vermittelbar zu machen, ohne das Kind mit dem Bade auszuschütten. Das erfordert eine intensive interne Kommunikation und ein Leitungsteam, das über eine gute Nase in der Navigation verfügt, um den wertvollen Frachter FR durch die Wogen des Zeitgeists zu steuern. Darüber hinaus gehen Sie den Weg der direkten Auseinandersetzung mit der Leserschaft, bei dem man denken sollte, dass er nahe liegt, der aber durchaus nicht selbstverständlich ist.

Ich möchte Ihnen hier einfach mal meine Anerkennung aussprechen, dass Sie es wagen, über Wochen sich dem Prozess der Veränderung öffentlich auszusetzen, eine wahrhaft ‚interaktive‘ Zeitung! Ich persönlich freue mich sehr auf das neue Format – gerade heute früh habe ich auf dem Balkon beim Morgenkaffee wieder schwer mit dem Wind gekämpft -, aber ich habe durchaus Verständnis für die Menschen, die Schwierigkeiten mit der Umstellung haben; wer ein bisschen in sich hineinhört, weiß, wie lange es dauert, bis man bereit ist, sich mit Neuerungen zu arrangieren bei Dingen, die einem lieb geworden sind. Aber das Gewicht der Welt ist vermutlich nur so zu tragen, indem man mit der Zeit geht: dabei geht es oftmals nur darum, neue Formen für die ‚alten‘, will heißen bewahrenswerten Inhalte zu finden. Also dass man wertvolle Traditionen nur bewahren kann, indem man die Außendarstellung der aktuellen Zeit nutzt.

In unserem und sicher manch anderem Betrieb hieß es vor 20 Jahren noch „Es ist alles eine Frage der Organisation“, und heute heißt es „Es ist alles eine Frage der Darstellung“. Diesem, e-hem, so heißt es wohl: Paradigmenwechsel kann sich letztlich keiner ent-ziehen, will er noch mit-ziehen. Oder, um noch mal so ganz bildungsschlau den alten Musil zu zitieren: „Man kann seiner eigenen Zeit nicht böse sein, ohne selbst Schaden zu nehmen.“ Das erfordert Fingerspitzengefühl und eine große Sensibilität im Geist.

Ich vertraue auf das bisher so bewährte Team der FR-Macher/innen, dass sie diesen Spagat schaffen. Das Bemühen darum ist aus meiner Warte sehr erkennbar, und dafür möchte ich mich herzlich bedanken. Ich freue mich auf die neuen Abenteuer, die Sie mit uns gehen in dieser sich so wahnsinnig schnell verändernden Welt und weiterhin auf den kleinen Lotsen morgens im Briefkasten.

Mit den besten Wünschen für Ihre Nerven und für ein weiteres erfolgreiches FR-Machen!
Herzlichst, Ihre treue Leserin

Heide Rasche“

Verwandte Themen

33 Kommentare zu “Frachter Frankfurter Rundschau

  1. Das ist doch ein Heidi-Kommentar, der den FR-Mitarbeiter/innen runtergehen muss wie Olivenöl! Niemand der bisherigen Blogger könnte einfühlender formulieren, welche Last auf den Journalisten- und Herausgeberschultern ruht, die sich den täglichen Herausforderungen des Seins stellen müssen. Der präsidiale Sprachduktus findet seine Vollendung in der Erkenntnis, das Gewicht der Welt sei nur zu tragen, indem man mit der Zeit gehe und das dazu notwendige Fingerspitzengefühl sich in der großen Sensibilität des Geistes widerspiegeln ließe, der einen kleinen Lotsen gebären würde, der des Morgens im Briefkasten zu finden sei.

    Gruß bakunix

  2. @ bakunix

    Da stimme ich kräftig zu;

    als ich diesen „Leserbrif“ las und das Gelesene einige Zeit habe wirken lassen, reift in mir der Gedanke: Das kommt mir so vor, als wollte eine Volotärin sich für eine FR-Anstellung empfehlen! Besonders seltsam und interessant ist für mich, dass jemand sich morgens bei z. Zeit ca. 10 Grad zum Frühstück auf die Terasse oder den Balkon setzt um dabei dann auch noch die FR liest, und dies auch noch bei starkem Wind; nein dies irritiert mich irgendwie doch etwas zu stark! Nichts für ungut. mfg,hjs

  3. Der Brief war mehr so als persönliches Schreiben an die Redaktion gedacht, aber als dann bronski vorschlug, ihn öffentlich zu machen, dachte ich, ok, warum nicht mal todesmutig in die Diskussion einsteigen. Ich bin halt so eine alte präsidiale Papiertigerin und völliger blog-Neuling. Aber danke für den Tipp mit dem Volontariat, ich werd mal drüber nachdenken! Och, in Mannheim ist es schon ganz erträglich morgens so gegen 10 auf dem Balkon. Und vielleicht sind ja auch die Mannemer Briefkästen gebärfreudiger! 😉
    mfg, Heidi

  4. @ HaJü Schulz

    Warum setzen Sie den „Leserbrief“ in Anführungszeichen? Zwischen Heide Rasche und mir gingen zwei, drei Mails hin und her, bevor ich ihren Text postete, aber der ist klar ein Leserbrief. Oder bezogen sich die Anführungszeichen darauf, dass Sie ihn gern als LeserINbrief bezeichnet gesehen hätten? Nun, wohlauf – ob Mann, ob Frau: Leserin ist Leser, Leser ist Leserin.

    Übrigens, wo wir gerade bei interakiver Zeitung sind: Das wird noch mehr werden. Denn wir werden die Leserbrief-Seite künftig viel stärker als bisher mit dem Blog vernetzen. Themen der Leserbriefe werden ins Blog verweisen, aus dem Blog wird der eine oder andere Beitrag seinen Weg in die Print-FR finden. Und was bisher als interessante Diskussion begann, dann aber versandete, weil die Beiträge im Print nicht schnell genug beigebracht werden konnten, wird hier im Blog seine Fortsetzung finden. Mit der Folge, dass hier vom 30. Mai an fast täglich Themen gesetzt werden.

  5. Dass hört sich sehr gut an. Denn – sorry Bronski – das beste an der FR sind ihre Leser! Mit denen man auch gerne diskutieren möchte.

  6. @ Frachter FR

    @ 4. Bronski

    Da ich kein Feminist bin, waren die „.“ nicht den Innen gewidmet; nein dies ständige anhängen von „innen“ egal wo, halte ich eh für albern, ob bei Partei- oder sonstigen Publikumsanreden. Zu diesem Thema hatte die HNA neulich schon einige Beiträge, vor allem wenn die Ausführungen von Podien meist dann auch noch so genuschelt werden, dass die weibliche Form nicht zu erkennen ist und dann ein „Kollegen und Kollegen“ herauskommt! Ich habe damals der HNA geschrieben(veröffentlicht), dass es da früher einfacher war. Man sagte einfach: „Ihr Leute“; und der Pfarrer in der Kirche sagte: „Liebe Gemeinde“! Nein ich habe die „.“ gesetzt, weil ich es genauso verstanden hatte, wie Frau Heidi Rasche es selbst in „3“ ausführt.

    @ 3. Heidi Rasche

    Zum einen gratuliere ich zum Ma.-Wetter; da können wir in Nordhessen nicht mithalten. Zum anderen freue ich mich, dass Sie meine Provokation so sportlich genommen haben; trotzdem mein Sorry zu meinen „Ironie-Spitzen“. Ich glaube deshalb, dass Sie eine Bereicherung für den Bronski-Blog sind. Also herzlich willkommen, und ein schönes Wochenende mit weiterhin schönem Frühstückswetter, aber ohne Wind. mfg,hjs

  7. @ hjs
    Uff, da bin ich aber froh, dass ich Ihre Aufnahmeprüfung bestanden habe 😉
    Und mit der Klimaerwärmung bestehen Sie in Nordhessen wiederum bestimmt bald die Aufnahmeprüfung als mediterrane Region – trotzdem jetzt schon ein schönes Wochenende!
    Mit sportlichen Grüßen,
    Heide Rasche alias Heidi

  8. Und was sagt uns das jetzt alles über die „neue“ FR? Nix, garnix.
    Die endlosen Informationen und Kommentare in der Papier-FR über das Papier-Format überspielen, daß das inhaltliche Format in den ausführlichen Diskussionen vor kurzem eine viel größere Rolle gespielt hat. Zu recht.
    Die FR ist auf vielen Gebieten neoliberal und verdammt einseitig: s. Bundespolitik, Israel, Naher Osten, Kuba und Venezuela.
    Das ist mir alles viel wichtiger als das papierne Format.

  9. Das möchte ich aber bitte genauer wissen, Herr Steffes. Inwiefern sind wir „neoliberal und verdammt einseitig“?

    Jetzt wird es aber spannend!

  10. Zunächst zwei Gemeinplätze: Es gibt kein optimales Format und entscheidend ist der Inhalt. Dann ein Wunsch: Möge „die Rundschau“ noch lange erscheinen auch viele neue Leser(Käufer)finden, damit die wirtschaftliche Basis gestärkt wird und der Inhalt ohne zu viel Rücksicht auf die Geldgeber gestaltet werden kann.
    Letztlich eine Bitte, die sowohl andere Personen als auch ich schon mehrmals geäußert haben: Pflegen Sie die deutsche Schriftsprache. Unter Ihren Redakteuren gibt es hierfür gute und weniger gute Bespielgeber.
    Mit freundlichen Grüßen
    Helmut Seipp

  11. Hallo,
    der Frachter FR geht heute als Fliegender Holländer durch die Wogen des Zeitgeistes um Helgoland:

    „Seit neuestem lässt sich die rote Felseninsel auch exklusiv erkunden, mit Flug von Bremerhaven oder Cuxhaven… Der zwei Tage-Trip kostet mit Flug … 350 Euro. Gegen das schechte Gewissen (wg. Flug) pflanzen wir vor Ort alle gemeinsam einen Gummibaum.
    Abgasfreie Nordseefrische bietet auch die Insel Juist,…“

    Da wird es dann aber wirklich verdammt spannend, wie der kleine (Flug-)Lotse den Spagat zwischen kritischer Berichterstattung über die Klimapolitik und zynischer Wellnessreportage in der Reiseredaktion schaffen, ohne den Frachter im neoliberalen Tiefflug auf Helgoland zu versenken. Weiter mag ich mir das (wg. Seekrankheit) gar nicht ausmalen, aber wir können ja mal gemeinsam darüber nachdenken, wo die FR gerade hintreibt oder schwebt.

    MfG,
    wwwilli

  12. P.S.
    Der kleine Lotse „schafft“, das möchte ich hier betonen. Warum, wenn der Blog mich gleich schon aufgrund meiner IP-Nr. als „wwwilli“ identifiziert, lässt er mich dann nicht meinen Beitrag editieren? Wenigstens eine kurze Zeit lang?

    Aber das nur am Rande.
    wwwilli

  13. wwwilli, da möchte ich mich gerade mal anschließen und vergegenwärtigen, was sonst noch so alles mit der FR ins Haus transportiert wird. In der Ausgabe vom 12.5.07 findet man auf der „Karriere-Seite“ des kleinen Lotsen einen PR-Artikel der Fa. McKinsey & Company über eine „Prozesslernfabrik“, die sich „Center für industrielle Produktivität“ nennt. Wir wissen ja, dass McKinsey & Company seit langem als Faustkeil der Unternehmerverbände zum radikalen Stellenabbau eingekauft wird.

    Wir finden einen dreispaltigen PR-Artikel der Firmengruppe BHW, die sich damit brüsten darf, unter der Schirmherrschaft von Frau von der Leyen für Nachbarschaftshilfe sich einzusetzen.

    Lesen können wir auch über einen „Fernost-Kletterer“, das ist ein 174-PS-Geländewagen mit 2,5 Liter Hubraum, ein Fahrzeug, das „ganz bewusst vom Arbeitstier weg hin zu einem Freizeitmobil getrimmt“ worden sei. Als Fazit erfährt die Leserschaft, dass dieses Auto zu „einem ausgewogen Preis-Leistungsverhältnis“ angeboten werde und „berechtigt die Spitzenposition bei den Pickups“ einnehmen würde.

    Solche Texte erfordern, ich sag’s mit den Worten von Heidi, „Fingerspitzengefühl und eine große Sensibilität im Geist.“

    Gruß bakunix

  14. @ bakunix, „Pickups“

    Ja, die Automobilisten; wir hauen jetzt kräftig drauf, allerdings hatten sie kürzlich auch das hochstilisierte Sparwunder in Bild und Wort. Nein, nicht das mit dem seinerzeit der Wolfsburger „Porsche-Enkel“ zur Konzernversammlung fuhr, damit die anderen Spritschleudern wie Tuarek, „Feton“, Bentley einen „Gegenpart“ hatten; also den meinte ich nicht. Ich meine diesen flachen „Janus“ der jetzt von München nach Düsseldorf wegen den öffentlichen Forschungsgeldern „wanderte“; dies Auto soll nur 1,5 l/100km verbrauchen 160 km/h schnell sein, 4 Personen Platz bieten und volle Sicherheit haben; fragen tue ich miich allerdings, wie man bei einem Frontalcrash dann bei vorn scharnierter Einstiegshaube heraus kommen soll(?)! Deshalb in der Mobilredaktion gibt es Autofantasten in jeder Richtung wie mir scheint. Und sind wir mal ehrlich, am „normalen“ begeistert sich eh niemand, wie in der Mode, Theater, Film, Frauen, Männer, Politik so auch in der Technik beim Auto; selbst für die Natur gilt dies „Sensationsgesetz“ – bunte Vögel!
    Schönen Sonntag, mfg,hjs

  15. Thema FR-Mobil, FR-Karriere:

    Bevor wir weiterdiskutieren, möchte ich euer geschätztes Augenmerk auf ein kleines, aber sehr wichtiges Detail lenken: den Hinweis „Verlagssonderseite/Anzeige“ oben links auf den Titelseiten dieser Beilagen. Ihr kommt sicher selbst drauf, was das bedeutet.

  16. Ja, lieber Bronski, was bedeutet das? Ich habe nicht geschrieben, dass diese Texte von der FR-Redaktion verfasst seien, sondern „was sonst noch so alles mit der FR ins Haus transportiert wird.“ Ein wichtiger Punkt ist doch der: Der Hinweis „Verlagssonderseite/Anzeige“ steht in schätzungsweise 10-Punkt-Schrift ganz oben in der Ecke, nicht gerade die Aufmerksamkeit der Leserinnen und Leser suchend. Zum anderen sind diese Seiten so gestaltet, dass der eindeutige Charakter der Werbung verloren geht. Auf der Autoseite sind diese Texte mit dem Namen des Verfassers gekennzeichnet und als ganz normale Artikel camoufliert. Wer bezahlt den PR-Mann für die Autoseite? Zahlt die BHW-Gruppe für ihren Artikel? Haben McKinsey & Company Geld an den Verlag schon überwiesen?

    Fragt bakunix

  17. @ 15. Bronski

    „Fotoserien“

    Schöne Fotos konnte ich mir anschauen, als ich Ihren Namen anklickte; zum einen ESC-2007 die Interpreten des europäischen „Sängerwettstreites“ in Finnland; sehr schön, bzw. treffend sind die Kommentare unter den Fotos; könnten von mir sein. Auch die Schnappschüsse der „Frankfurter Hochhausfeier“ sind prima. Es gelang sogar auf den meisten werbeträchtig Firmenlogos mit dabei zu bekommen; hoffentlich gibt`s dafür auch Kohle. Ein Bild muss allerdings dazwischengeraten sein, was ca. 400 km südlich entstanden (ist oder) sein könnte. Die Bayerkapelle vor der monumentalen Außenmauer eines alten Stadthauses; dies Haus könnte genau so gut in München stehen. Schöne Bilder; mfg,hjs

  18. @ Bakunix

    Was Ihnen sonst noch mit der FR ins Haus geliefert wird, sind traditionell Anzeigen. Das wissen Sie auch.

    Solche „Sonderbeilagen“ sind in der Zeitungsbranche üblich. Ich habe, bevor ich bei der FR anfing, bei mehreren anderen Zeitungen gearbeitet, und alle haben neben ihrem Tagesgeschäft her regelmäßig Beilagen produziert, in denen ein werbefreundliches Umfeld geschaffen wurde und wird. Besonders beliebt waren dabei vor allem sogenannte Wellness-Beilagen.

  19. Hauptsache, uns bleiben in Zukunft als redaktionelle Beilage getarnte McD-Broschüren erspart. 😉

    Apropos, kleiner Schwank für die Marketing-Runde: Das angenehm unpoppige Web-Layout der FR in Ehren, aber der angepappte Abo-Shop ist wirklich völlig verkorkst. Da findet man kaum mal das, was man sucht, und wenn man es doch noch aufstöbert, wird schließlich eine Art Online-Vertrag in schwammiger Miniatur-Typo eingeblendet, der vieles im Dunkeln lässt und nichts wirklich erklärt. *brrrr*

  20. Huhuuu Herr Hebel!
    Brrmbrrmbrrm Frau Glaser!

    Geben Sie noch etwas zum Gummibaum (wg. Flug)?

    Einer der es gut mit Ihnen meint.
    (Man kann sich seine Leser nicht aussuchen.)

  21. Da muss dann die Kollegin mit dem Gummibaum, wenn sie dann noch mit schreiben dürfen soll, noch dazu verdonnert werden, ein paar Jahre auch die vorderen Seiten der FR zu lesen (und zu verstehen), damit der Spagat nicht weiter so hosenzerreißend bleibt (wg. Kritik und Konsum).
    Haben wir nicht zuvor hier gelesen, derartige Zeitungsteile (nämlich Auto, Reise, evtl. mehr?) dienten vornehmlich der Schaffung eines werbefreundlichen Umfelds? Das wird es dann sooo wohl nicht mehr geben? Werden die geschätzten Inserenten das Geld weiter fließen lassen, wenn die FR endlich auch auf den Reise- und den Autoseiten schreibt, dass Inlandsflüge eine Sauerei sind, dass eine Fern-Flugreise nur einmal alle paar Jahrzehnte im persönlichen Klima-Budget möglich ist und dass der Spaß beim Auto eben doch aufhört, weil das „Auto der Zukunft“ nur das Kein-Auto sein kann?
    MfG,
    wwwilli

  22. Vielleicht haben Sie beobachtet, dass beispielsweise Ryan Air in der FR wirbt – und zwar im Mantel -, obwohl wir beispielsweise die Kerosinsteuer fordern?

    Wir steuern um, und dabei sind wir zuversichtlich, dass weiter geworben werden wird. Einfach deswegen schon, weil die neuen Leseangebote wohl weniger schnell ins Altpapier befördert werden.

  23. „Wir werden kritisch sein, wo dies erforderlich ist, und loben, wenn wir Positives erkennen – ohne Rücksicht auf Namen und Marken zum Beispiel von Autos.“ Das ist die neueste Version der FR-Selbstdarstellung. Da bin ich wirklich gespannt, lieber Bronski. Solche Textstellen aus der FR, wie ich sie unter Nr. 13 zitierte, werden demnach nicht mehr zu lesen sein. Das freut mich. Aber wo bleibt dann das von Dir gepriesene werbefreundliche Umfeld?

    Gruß bakunix

  24. Hab ich da was gepriesen? Ich habe eine Praxis von Tageszeitungen beschrieben. Mit dieser Darstellung wollte ich nichts beschönigen. Ich lese das FR-mobil nicht. Wenn es wieder ein redaktionelles Produkt wird, wird sich das ändern.

  25. @ wwwilli, bakunix

    „Werbung“

    Der alte Grundsatz gilt vermutlich auch hier; „Auch negative Schlagzeilen sind Schlagzeilen“! Und die Firma die wirbt wird ihre Werbung nicht deshalb in der FR bringen oder unterlassen, weil die FR ihr freundlich oder kritisch gesonnen ist; nein, wichtig ist ob die Einschätzung dort vorherrscht, dass die Leser der FR zum Kundenpotenzial oder zu potenziellen Kunden gezählt werden und wie groß deren Anzahl ist. Und nur das ist entscheidend eine Webung zu platzieren, denn die Werbung soll den Verkauf stützen, bzw. ankurbeln! mfg,hjs

  26. @ bakunix und Bronski

    „bergauf“

    Jawohl bergauf, jetzt wo sogar die Eintracht den Klassenerhalt geschafft hat; erstaunlich, dass dies bisher hier im Blog noch nicht würdigend zur Kenntnis genommen wurde. Sicher, Jubel ist nicht angebracht, aber eine gewisse Freude darüber, dass die bunten Sportseiten wieder was zum Füllen haben; oder?
    mfg,hjs

  27. @ Hans-Jürgen Schulz

    Da gibt es sicherlich einen Zusammenhang: Die Qualität des Frankfurter Fußballs korreliert mit der Auflage der Frankfurter Rundschau. Seit Jahren dümpelt die Eintracht im Grauzonenbereich zwischen 1. und 2. Liga. Entsprechend hat sich die Auflage der FR nach unten bewegt. Die Talsohle ist durchschritten, sagen die Wirtschaftler, jetzt kann’s nur noch bergauf gehen.

    Gruß bakunix

  28. Das neue Format ist sicher bequemer zu handhaben, weswegen ich die Umstellung durchaus begrüße. Aber was nutzt das neue Format, wenn der Inhalt nicht stimmt? Die FR hätte besser in diesen Bereich investiert, denn dort gibt es viel zu tun, sowohl im Hinblick auf die formale wie auch die inhaltliche Qualität.

    Fehlende oder doppelt vorhandene Wörter, falsche und oft der englischen entsprechende Interpunktion sowie haarsträubende Übersetzungen aus dem Englischen sind ebenso zu nennen wie Konstellationen, bei denen klar zu erkennen ist, daß der Autor mitten im Satz die Formulierung gedanklich umgestellt, aber vergessen hat, den Anfang des Satzes anzupassen. Desweiteren haben umgangssprachliche Ausdrücke Einzug gehalten. Da wird sich „in die Luft gejagt“ und gesprengt, daß es keine Freude ist. Im Schulunterricht wurde uns die Lektüre von Tageszeitungen im Hinblick auf gutes Deutsch empfohlen. Ich könnte dies nicht mehr guten Gewissens tun, und so lange ist es noch nicht einmal her (ich bin 36 Jahre alt).

    Man kann über die Bedeutung der sprachlichen Qualität geteilter Meinung sein. Für mich ist die inhaltliche Qualität ausschlaggebender gewesen, aber auch dort ist leider ein schleichender Verfall zu beobachten. Dieser beginnt bei sachlichen Fehlern – ob aufgrund mangelhafter Recherche oder unzulässiger Vereinfachung sei dahingestellt – und recht oberflächlicher Behandlung von Themen und geht über unkritische Übernahme von Aussagen bis hin zu fehlender Distanz und – gewollt oder nicht – tendenziöser Berichterstattung.

    Um nur ein paar Beispiele zu nennen:

    Ihr Bericht zu den Einnahmeverlusten der Musikindustrie aus diesem Jahr nimmt hauptsächlich die Perspektive der Musikindustrie ein und fragt weder nach der Richtigkeit der Aussagen – insbesondere bezüglich der Höhe des entstandenen Schadens – noch nach den Ursachen der Entwicklung. Darüber hinaus enthält er mehrere sachliche Fehler: EMule und Torrent sind keine Tauschplattformen. EMule ist nur einer der erhältlichen Clients für die Teilnahme am eDonkey-Netzwerk. Bei einem Torrent handelt es sich um die Bezeichnung einer Datei, die man mittels des BitTorrent-Protokolls herunterladen kann. Die angesproche Tauschplattform hierfür nennt sich Tracker, wobei es sich um Web-Sites handelt, die als Quellenverzeichnis für Torrents dienen. Was an dieser Stelle verschwiegen wird, ist, daß auch viele Software-Hersteller aufgrund der hohen Auslastung ihrer Server dazu übergegangen sind, ihre Produkte als Torrents anzubieten, z.B. OpenOffice.org. Auf diese Weise werden unzählige gesetzestreue Bürger kriminalisiert. Gerade von der FR hätte ich hier mehr Sorgfalt erwartet.

    Ich war hochgradig überrascht, in der jüngsten Berichterstattung über den Nordirlandkonflikt protestantische Organisationen wie die UVF korrekt bezeichnet zu sehen, nämlich als Terrororganisation. In den letzten Jahren blieb dies den katholischen Pendants vorbehalten, während UVF, UFF usw. vergleichsweise verharmlosend als „Gangs“ o.ä. bezeichnet wurden. Ähnliches gilt für Ian Paisley. Aus dem schlimmsten Brandredner wurde ein „alter Donnerer“. Klingt nach einem Brummbär, dem man irgendwie doch den Kopf tätscheln könnte.

    Was die fehlende Distanz und Kritik angeht, verweise ich auch auf die Artikel „Kamerad Glaubenskrieger“ von 2004 und „Seht die Geschichte“ von van Creveld von 2006. Insbesondere letzterer bereitet mir immer noch Unbehagen, haben Sie damit doch einem Rassisten eine Plattform zur unkommentierten Verbreitung seines Gedankengutes geboten.

    Ich muß mich dem Leserbrief von Frau Elisabeth Drosselmeyer leider in allen Punkten anschließen. Dazu gehört auch der Ton, der insbesondere von Ihnen persönlich und auch Kollegen in Antworten auf *manche* Leserbriefe angeschlagen wird. Ja, er ist in der Tat rechthaberisch und – was noch schlimmer ist – in verletzender Weise von oben herab, oberlehrerhaft. An Stelle einiger dieser der Leser hätte ich auf einer Entschuldigung bestanden oder kurzerhand mein Abonnement gekündigt.

    Ich wünsche der FR, daß sie bald einen Weg aus dieser Misere und zur gewohnten Qualität zurückfindet.

    Mich würden beispielsweise folgende Themenbereiche interessieren, die von der traditionell kritischen, differenzierten Berichterstattung der FR sehr profitieren würden:

    – Finanzierung von Urheberrechtsverletzungen durch die GVU und Billigung schwerer Straftaten (z.B. Vergewaltigung) in Spots der „Hart aber gerecht“-Kampagne

    – Vor ein paar Jahren gab es eine Skandalwelle wegen Kindesmißbrauchs durch Priester/Pastoren. Bischöfe hatten teilweise die Schuldigen in Kenntnis der Taten nur versetzt, so daß diese an den neuen Orten ungehindert weiter ihren Neigungen nachgehen konnten. Wurde jemals gegen Bischöfe ermittelt und was ist daraus geworden?

    – Gefahren des Web 2.0: Virtueller Kindesmißbrauch in Second Life

    Mit freundlichen Grüßen
    Christian Hennecke

  29. @ Christian Hennecke

    „Bezeichnungswandel“

    Ja, das mit Nordirland ist mir auch aufgefallen.
    Aber bedenken sie, irgendwo las oder hörte ich, dass man die Köpfe dort – die sie sich vor kurzem noch einschlagen wollten, nun eventuell für den Friedensnobelpreis vorschlagen will; vermutlich Toni Blair mit dazu, dann sind es gleich drei der Friedlichsten jenseits des Kanals. Und wenn der US-Senat mit seinem Druck es schafft, dass Bush die Truppen aus Irak zurückzieht; wird es eventuell dann ein Quartet! Dies alles hat zwar nicht unbedingt etwas mit korrektem Deutsch in der FR zu tun, bewegt aber sicher die Weltgeschichte mehr; oder?
    Schönes Wochenende und freundliche Grüße, hjs

  30. Brigitte Kols ist in ihrem Kommentar vom 18.5.07 komprimiert gelungen, was von Christian Hennecke kritisiert wird. Sie schreibt: „Lähmung und Erstarrung – das war gestern. Heute aber ist Sarkozy und der steht für Bewegung.“ Diese Wortfolge wird üblicherweise für Aussagen benutzt wie „heute ist Freitag“; aber „heute ist Sarcozy“ ist doch eine Wendung, die gewollt populistisch daherkommt und nichts aussagt.

    Ein zweites Beispiel: „Sarkozy reizt die Rückgewinnung der Führungsrolle in der EU an der Seite Deutschlands. Wenn dafür mehr nötig ist als ein Ministervertrag – sei’s drum.“ Was soll denn dieses „sei’s drum“? In welche Gedankenrichtung soll ich da geführt werden? Eine Begründung, weshalb Herr Sarkozy über einen Ministervertrag hinausgehende Zugeständnisse zu machen bereit ist, das hätte mich als Leser interessiert. Dieses „sei’s drum“ ist nur Luft.

    Was mich seit Monaten nervt, ist die inflationäre Verwendung des Wortes „geschuldet“. Zunehmend wird Schuld ins Spiel gebracht, obwohl sie in den verwendeten Zusammenhängen gar nicht vorkommen dürfte. So schreibt Frau Kols: „Seine [Sarkozys] Einbindungsstrategie, die sogar auf andere Parteilager zielt, ist der Klugheit des Machttaktikers geschuldet.“

    Nicht unterschlagen werden sollen auch die Satz-, Setz- oder Tippfehler. Frau Kols schreibt: „Tatsächlich wird er in Frankreich nichts bewegen können, wenn er die Bürger mit allzu rüdem Tempo erneut die Straße treibt.“ Ich bin heute Morgen beim Lesen dieses Satzes hängen geblieben, weil ich dachte, ich hätte den Sinn nicht verstanden. Es lag aber nur am fehlenden „auf“.

    Die Verwendung metaphorischer Textpassagen kommt immer dann zum Tragen, wenn die Genauigkeit des Gedankengangs gefragt wäre: „Großbritannien radelt nun mal nicht auf der europäischen Innenstrecke.“ Was ist die europäische Innenstrecke, auf der ein Land radeln soll? Gibt es eine europäische Außenstrecke? Denn wo ein Innen ist, muss ein Außen sein!

    Aus nicht so gut unterrichteten Kreisen ist zu hören, beim Schreiben von Artikeln würden bei der FR Textbausteine verwendet. Kann das sein?

    Gruß bakunix

Kommentarfunktion geschlossen