Es ist fast ein halbes Jahr her, dass die FR – die gerade neunfach mit dem European News Award prämiert wurde – zum ersten Mal im neuen Format erschienen ist. Seitdem habe ich zahllose Kontakte mit Ihnen gehabt, liebe Leserinnen und Leser. Nicht alle waren für die FR und mich erfreulich. Insbesondere hier im Blog hagelte es damals heftige Kritik. Nun ist es an der Zeit, eine Art Zwischenbilanz zu ziehen, denn natürlich gibt es weiterhin Zuschriften zum Thema Format. Vor einem halben Jahr fielen zwei Drittel der Wortmeldungen (Post, Mail, Blog, Telefonate) kritisch aus, etwa ein Drittel stimmte zu. Heute ist das Verhältnis eher 50/50. Wobei kritische Leserinnen und Leser auch Gutes an der FR finden und umgekehrt. Ausschließlich negative Zuschriften sind selten geworden. Aber lesen Sie selbst!

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325 Kommentare zu “Die neue FR

  1. Die FR ist populistischer geworden, mutet der Leserschaft weniger intellektuelle Anstrengungen zu (kaum noch Dokumentationen), der Schreibstil vieler Kommentatoren und Artikelverfasser orientiert sich stärker an der von ihnen antizipierten eingeschränkten bzw. sich verflüchtigenden Aufnahmekapazität der Leserschaft, man pflegt zunehmend einen Kurzsatzstil, maximal 12 Wörter. Ich fühle mich zum Leserobjekt degradiert, das mit den Erkenntnissen des Kommunikationsdesigns Texte dargeboten bekommt. In der Redaktion, das ist mein Eindruck, hat sich der Grundgedanke, ein Produkt verkaufbar zu machen, festgesetzt, und in den Texten schimmert dieser verinnerlichte Arbeitsauftrag durch – zumindest lese ich ihn immer mit.

  2. Ich denke, es ist einfach nur traurig, was aus der FR geworden ist. Nach fast 30 Jahren kaufe ich sie nicht mehr. Viel Weißraum wird aufgelockert mit einer hohen Anzahl mehr oder minder banalen Pseudojournalismus‘, der sich allzu oft auf schlechtes Redigieren der Agenturen beschränkt.
    Die vermeintlich bessere Lesefähigkeit ist ein leider nur ein schlechter Witz.
    Der „outgesourcete“ Reiseteil veranschaulicht das journalistische Selbstverständnis der Besitzer und Macher perfekt.
    Die politische Berichterstattung, die irgendwie auf eine vermutete Kundschaft zielt bleibt meist oberflächlich ohne Tiefgang und Analyse. Dies können auch viele grafische Einsprengsel nicht kaschieren.
    Für einen Eintracht-Fan mag die Sportberichterstattung ok sein, aber sonst? Man wird fatal an die noch erbärmlichere Sportredaktion des Hessischen Rundfunks erinnert. Was umfassende, aufschlußreiche, vielfältiger Sportjournalismus ist zeigen FAZ und SZ jeden Tag mit Artikellängen, die es in der FR schon lange nicht mehr gibt. Wer sich in der Deutschland-Ausgabe über Sport und Ergebnisse informieren will ist besonders arm dran.

    Das Feuilleton scheint sich in seiner Rolle als kleiner selbstgerechter Wadenbeißer genug zu sein in seiner Langweiligkeit. Ab und an wird der FAZ mal ans Bein gepinkelt und gut is..

    Den Anspruch, eine überregional ernstzunehmende Zeitung zu machen hat man scheinbar aufgegeben. Der Niedergang der FR hat natürlich etwas mit fehlenden Geldern und den darauf folgenden, massenhaften Kündigungen zu tun. Er begann aber auch schon vor der Umstellung. Immer seltener
    Artikel derer, die Linie und Seriösität des Blattes jahrelang geprägt haben. Innerhalb kürzester Zeit scheint der Stamm der festen Schreiber ausgewechselt worden zu sein. (Eine weitere Analogie zum HR und dessen HR1. Da passt bestens die Meldung, daß der hochgeschätzte Richard Meng jetzt auch lieber con Bord geht.

    Daß man sich wegen irgenwelcher Preise feiert, na denn… irgenwann wird man immer mal ausgezeichnet. Es gibt ja genug Preise. Ich würde mir halt wünschen daß es wegen des Inhalts und nicht wegen des Illustriertencharakters wäre. Daß man sich dann noch besonders wegen des ach so tollen, letztendlich nur billig den wenigen Platz absorbierenden Titelblattes geriert ist dann nur konsequent. Hat was von YPS mit dem Gimmick.

    In meinem Umfeld ist dies alles weitgehend mehrheitsfähig, und wie ich verzichten viele auf diese FR und stützen sie auch nicht mehr finanziell. Wenn eine gerade rumfliegt schaut man halt mal rein. Wenn nicht, auch gut! Was da passiert ist, ist alarmierend und traurig. So wie viele Linke sich von den Grünen abgewendet haben, wenden sie sich jetzt von ihrem einstigen Leib- und Magenblatt ab und vertrauen der mitunter etwas biederen Seriosität von SZ und FAZ. Selbst die TAZ ist mittlerweile informativer.

    Ich befürchte, daß viele Leser mit den Füßen abstimmen werden und die Bedeutungslosigkeit der FR weiter zunimmt.

    Die Verkaufszahlen werden es zeigen.

    Ich habe die Hoffnung fast aufgegeben und frage mich nur noch, wie lange es die FR noch gibt. Oder verkommt sie zu einem bloßen Neven Du Mont Mantelblatt.

    Schade

  3. hilfe, uwe theel scheint wieder da zu sein. diese tirade kennt man doch. ich dachte, er hat hausverbot?! bronski, tu was!!!! ich war so erleichtert, als ich das mit dem hausverbot gelesen hab. ich dachte schon, dass man sich hier endlich mal niveauvoll unterhalten und diskutieren kann. theel war für mich der grund, hier nicht weiter mitzumischen. und ich bin sicher, vielen anderen ging es ganz genauso

    ich lese die fr auch schon lange. ungefähr zwanzig jahre. und auch mir ging es so, dass ich die umstellung zunächst als zumutung erlebte. aber dann dachte ich mir, mal abwarten. sind ja weitgehend immer noch die gleichen schreiber wie früher. und ich hab es nicht bereut. die rundschau ist frecher als früher, immer noch anspruchsvoll, ohne elitär zu sein. das hat mich früher manchmal gestört. gut, sie ist auch bunter, aber ich habe selbst die erfahrung gemacht, dass ich die texte auf locker gestalteten seiten mit größerem vergnügen lese. hätte ich auch nicht gedacht

    na klar, man kann nicht jedem gefallen. einem kritikaster wie theel werdet ihr es nie recht machen können. aber wie hat er geschrieben: nach fast 30 jahren kauft er sie nicht mehr. dann kann er hier also wohl auch nicht mehr mitreden, oder?

    aber zwei bitten hab ich: 1. mehr politische berichte. das ist manchmal arg dürftig, vor allem wenn ihr viele anzeigen habt. 2. passt doch bitte besser bei der rechtschreibung auf. meinen kindern kann ich die rundschau ja kaum zu lesen geben

  4. Samstag, 24.11.2007, FR Seite 34 – Bronski. Rechts unten schreibt Stephanie Handtmann. Genau das hätte auch von mir sein können. Das Format ist ganz praktisch. Zum Lesen. Für andere Verwendungszwecke eher weniger. Aber das ist auch weniger wichtig. Schludrigkeiten allerdings häufen sich. Beispiel gefällig? Eine Seite zurückblättern (Samstag, 24.11.2007, FR Seite 33). Da stehen links oben die Ergebnisse der 2. Bundesliga vom Freitag. Und die Freude ist groß. Der SV Wehen-Wiesbaden gewinnt erstmals im eigenen Stadion. 2:0 gegen Koblenz. Die Freude bleibt aber nur erhalten, wenn man jetzt weiterblättert. Unten auf der Seite steht nämlich der Spielbericht. Und da sieht es dann doch gleich ganz anders aus …
    Noch mehr? Der „Sieg“ des SV Wehen-Wiesbaden wurde auch gleich noch in der Tabelle verarbeitet. 23 Punkte hätten die Wehener sicher gern, doch sie haben auch nach dem Spiel nur 20!
    Weiter so, ich lese die FR jetzt mit ganz anderen Augen!
    Joachim Henrichs

  5. Grundsätzlich begrüße ich das neue Tabloid-Format. Gibt es doch seit langem namhafte Zeitungen, die als gutes Vorbild dienen können (taz, El País). Allerdings finde ich es für den Leser eine Zumutung, das Artikel-Überschriften über die Blattgrenzen hinweg geschrieben werden. Eure Werbung mit der aufgeschlagenen Zeitung in der U-Bahn ist zwar ganz nett, hat aber mit der (Berliner) Wirklichkeit nichts zu tun.

  6. Es gab ja von Anfang an die Behauptung, dass in der neuen FR weniger Inhalt wäre, die Seitenzahlen geben dem auch teilweise Recht. Aber genauso, wie es früher Ausgaben gab, die ich innerhalb kürzester Zeit durch hatte, gibt es auch heute noch Ausgaben, für die ich mehr als eine halbe Stunde brauche. Durch das kleine Format (was leider auch zu teilweise kürzeren Artikeln führt) ist allerdings die „gefühlte Lesezeit“ kürzer.

    Sehr positiv stehe ich dem Handling der Zeitung gegenüber: Passt bequem in den Rucksack und lässt sich problemlos in der Straßenbahn lesen.

    Leider gibt es auch einige negative Eigenschaften der neuen FR, die vielleicht dem Kostendruck geschuldet sind, aber wirklich stören: Das neue Magazin ist meiner Meinung nach häufig überflüssig, bei einigen Artikeln verschwimmt der Unterschied zwischen Beitrag und Werbung. Das alte Magazin hatte auch Lifestyle-Artikel, war aber auch etwas für den Geist. Und die Anzahl an Rechtschreibfehlern ist nicht mehr tolerabel, so macht das Lesen keinen Spaß!

  7. @ outcast

    Wie wahr, wie wahr!

    Und soviel second-hand.

    Vielleicht finden wir die Artikel demnächst bei ebay, zum ersteigern.

  8. Vielleicht hat ja auch der Ruf (Ruf!) der alten FR als Studenten- und Intellektuellenblatt zu ihrem wirtschaftlichen Einbruch und erzwungenen Kurswechsel geführt?

    Ich finde den Versuch, sich zwischen Mainstream, Wirtschaftlichkeit und Anspruch durchzuschlängeln mutig und schwierig.

    Von ein paar treuen Intellektuellen kann eine Zeitung (und ihre Facharbeiter) heutzutage offenbar nicht mehr leben .

    Was ich mir wünschen würde, damit der Spagat geschafft wird, wäre ein wenig mehr bissige Ironie und Hintergrund im Mainstream.

  9. Sicher kann man sich streiten, wie groß Zeitungsseiten sein müssen und wie die Maschine sie zusammenfaltet. Für alles gibt es bestimmt gute technische und kostenbezogene Argumente. Der Leser wird, wenn ihm der Inhalt überwiegend schmeckt, sich an die Verpackung zu gewöhnen bemühen, so wie es mir nach dreißig Jahren FR-Lesen gerade ergeht.
    Was mir persönlich gefällt: dass ich ausreichend über das Geschehen in meiner Heimatstadt Frankfurt und Umgebung informiert werde und dass ich auch die Familienanzeigen wieder „in der Fremde“ zu lesen bekomme.
    Was mir überhaupt nicht einleuchtet: dass gute Artikel auf voneinander getrennte Seiten verteilt werden. Ich kann mir dadurch meine Zeitung kaum noch zum Lesen auseinandernehmen, man kann die FR nicht mehr zu zweit gleichzeitig lesen. Und vor allem kann ich z.B. einen begeisternd gut analysierenden Artikel wie Wolfgang Bergmanns „Sehnsucht nach Allmacht“ vom 24.11. nicht vernünftig ausschneiden, um ihn guten Freunden und Kollegen zum Lesen weiterzugeben. Diese Schattenseite des neuen Formats sollte unbedingt überdacht werden.
    Freundliche Grüße
    Walter Ziegler, Bad Lauterberg

  10. Der sachliche Leserbrief von Werner Kordt (24.11.) spricht mir und meiner Frau aus der Seele. Ich bin nicht intellektuell und auch nicht besonders anspruchsvoll. Aber das niedrige Niveau, daß der neuen FR aus allen Poren dampft, schafft mich. Das „handliche“ Format paßt jetzt allerdings besser in den Papierkorb, wenn sie nicht vorher beim Lesen in ihre Einzelseiten auseinander gefallen ist. Sport auf 16 Seiten? Ja, aber in Wirklichkeit nur abzüglich Werbung. Die Titelseite, wenn sie denn diese Bezeichnung noch verdient, ist uninformativer als die des Gelnhäuser Tageblattes. Im Wirtschaftsteil steht nichts, was ich nicht schon vorher woanders gelesen habe. Alle Bilder sind jetzt sooo schön groß, daß ich sie auch ohne Lesebrille erkennen kann. Danke! Aber dafür fehlt entsprechend Text, was ich mit Lesebrille auf der Nase natürlich merke. Wenn meine Frau die FR nicht jeden Tag lesen würde, hätte ich das seit 25 Jahren bestehende Abo längst gekündigt und die teurere FAZ abonniert. Mal sehen, wann ich sie überzeugt habe, diesen bitter notwendigen Schritt zu gehen. Für mich ist die FR ihr Geld nicht mehr wert. Quo vadis, FR? Die Antwort ist bereits vielfach gegeben.

  11. Wir werden sehen, wann Vorkötter eingesteht, dass die Formatumstellung nichts einbrachte außer verlorenen StammleserInnen.

    Ich habe mittlerweile die SZ abonniert. Bei der telefonischen Bestellung wurde ich gefragt, ob ich den regelmäßiger Zeitungsleser sei. Als ich bejahte, kam direkt die Frage, haben sie bisher die FR gelesen? Da haben wir in letzter Zeit viele die wechseln. Und die Gründe warem ihm auch bekannt. Unteilbarkeit, viele Bilder, kurze Texte, boulevardesker, uninformativer etc. alles also Dinge die hier schon häufiger zur Sprache kamen. Als ich meinte, vielleicht ändert die FR nochmal ihren Kurs, meinte der junge Mann, dass käme bei der aufwendigen und teuren Werbekampagne einem totalen Gesichtsverlust der Verantwortlichen gleich. Daher würden sie wohl eher so weiter machen und hoffen…

  12. Nach sechs Monaten neuer FR ist es offensichtlich, dass die FR ihre Ausrichtung deutlich hin zur politischen Mitte verschoben hat. Die ausführlichen Begründungen brauche ich an dieser Stelle nicht zu wiederholen.

    Natürlich ist dies das gute Recht des Herausgebers und der Gesellschafter der FR. Das einzige, worum ich ganz entschieden und dringend bitten muss, ist dass man zu dieser Neuausrichtung steht und dies auch in den Selbstdarstellungen der FR zum Ausdruck bringt, und beispielsweise
    http://www.dumont.de/dumont/de/101349/medien
    entspechend korrigiert, wo es immer noch lautet: „Die Leser der Frankfurter Rundschau schätzen an Ihrer Zeitung vor allem die pointierte, linksliberale Berichterstattung … „.

    Und lieber Bronski, liebe Chefredaktion, glauben Sie mir doch einfach mal, dass diese Kritik an der politischen Wende der neuen FR NICHTS mit der Formatumstellung zu tun hat – ich würde die FR bei unveränderter Ausrichtung auch dann noch lesen, wenn sie im Briefmarkenformat erscheinen würde.

    Quo vadis, FR?

    Die Verkaufszahlen zeigen LEIDER nach wie vor, dass es nicht einmal in der durch umfangreiche Werbemaßnahmen und den „Neugiereffekt“ begünstigten Startphase gelungen ist, die abgesprungenen Stamm-Abonnenten durch Neuabos zu kompensieren – die Zahl der Abos lag im letzten vollen Quartal (1/2007) vor der Formatumstellung bei 91.911 (Mo-Fr) und liegt im ersten vollen Quartal nach der Formatumstellung (3/2007) bei 89.854. Und auch der Versuch, im Hauruckverfahren die Druckauflage (Mo-Fr) im 3. Quartal 2007 um rund 21.500 zu erhoehen ist erneut gescheitert, denn davon wurden 15.500 Exemplare remittiert. Und der EV-Einzelverkauf (Mo-Fr) zum regulären (nicht-ermäßigten) Preis ging um rund 3.500 zurück, auf jetzt nur noch 16.875 Exemplare.

    Trotz aller Kritik an der neuen FR bin ich immer noch der FR zugeneigt, halte dies aber für deutliche Alarmsignale.

    Gegensteuern tut not zum Beispiel durch:

    * Qualitätsverbesserungen bezüglich Stil (inklusive Grammatik und Rechtschreibung), Inhalt und Recherche (vgl. MCS-Blog!);
    * Richtungsweisende Kommentare und Verzicht auf Nonsense-Kommentatoren (Kartoffeln fuer Arbeitslose !!!!);
    * Bessere Verzahnung Print/Online durch Einrichtung der direkten Kommentarfunktion bei Online gestellten Zeitungsartikeln (inzwischen Standard!);
    * Aufgreifen zumindestens einiger der Leservorschlaege statt weiterem vollständigen Ignorieren (Beispiel: Vorstellung der Redaktion!).

  13. # Ingo Schäfer & Fiasco

    Die Redaktion hüllt sich in Schweigen. Die von Ingo Schäfer zusammengefasste Dauerkritik „Unteilbarkeit, viele Bilder, kurze Texte, boulevardesker, uninformativer“ müsste von der Redaktion kommentiert werden. Sie müsste uns erklären, weshalb die Unteilbarkeit der Zeitung Sinn machen soll, weshalb mehr und größere Bilder die Qualität der Zeitung angeblich verbessern würden, weshalb kurze Texte mit ebensolchen Sätzen den Inhalt der Artikel angeblich deutlicher machen, weshalb der Boulevardstil den anderen überlegen sein soll, weshalb weniger Information mehr sein soll usw. Dann könnte der Dialog fortgesetzt werden. Wenn sich die verkaufte Auflage seit der Umstellung gesteigert und ein wirtschaftlicher Erfolg sich eingestellt hätte, würde sich jede Diskussion erübrigen.

    Ich gehe davon aus, dass Fiascos Zahlen stimmen. Das muss doch zu denken geben, wenn das Opfern der pointiert linksliberalen Position keinen wirtschaftlichen Erfolg gebracht hat. Da müsste der Teil der Redaktion, der unter dem eigenen Niveau schreiben muss, in die Diskussion einsteigen, um den alten Qualitätsmerkmalen wieder deutlicher zur Geltung zu verhelfen.

  14. Das Tabloid-Format schätze ich nach wie vor. Unter grafischen Gesichtspunkten empfand ich einige der ausgezeichneten Titelbilder auch als besonders gelungen, zum Beispiel das schön illustrierte zur Frankfurter Buchmesse. Dennoch pflichte ich den Kritikern bei. Im Blatt fehlen Ruhe und Konzentration. Die Bildfülle zur Anregung der Leselust wirkt auf mich gegenteilig, da bei der Lektüre von einspaltigen Texten das angrenzende Bild im Augenwinkel flimmert. Wie entspannend dagegen lesen sich mehrspaltige Beiträge! Die knapp gehaltenen Texte stimmen mich auch inhaltlich missmutig. Häufig denke ich, „Schön, das war jetzt die Einleitung und wo ist der eigentliche Text?“ Daher lege ich die FR schneller zur Seite als früher und vertiefe mich lieber in die „Zeit“, die ihren Autoren mehr Raum zur Durchdringung eines Themas gönnt und damit auch ihren Lesern. Es ist für den Leser doch ein Lustgewinn den Überlegungen, Verknüpfungen, Beobachtungen des Autors zu folgen! Leider scheint die FR-Redaktion dies anders zu sehen.
    Der Politik-Teil ist im Gesamten viel zu knapp gehalten. Zu meinem Ärger werden oft Themen zum Thema des Tages geadelt, die unpolitisch sind. Auch die Auslandsberichterstattung ist vergleichsweise mager. Ein Lichtblick sind hier jedoch die Beiträge von Florian Hassel und Karl Grobe über Russland, sowie die Texte von Harald Maass über China und auch die Beiträge von Inge Günther kann ich loben.
    Das Feuilleton ist zu meinem Ärger längst nicht so umfangreich geworden wie ich mir das vorgestellt habe. Nach wie vor gefällt mir der eigenwillige Ansatz von Arno Widmann, besonders lobenswert sind die Literaturkritiken unter der Fittiche von Ina Hartwig. Zu meinem Bedauern schreibt Daniel Kothenschulte jedoch immer seltener über künstlerisch anspruchsvolle Filme.
    Das neue Magazin empfinde ich als ziemliche Katastrophe- da war meine Kinderzeitschrift- die Floh-Kiste geistreicher.
    Insgesamt sind einige Bereiche aus der neuen FR rausgeflogen, die mir sehr wichtig waren, zum Beispiel das Forum Humanwissenschaften oder die tägliche ausführliche (!) Dokumentation, auch die Seite über zeitgenössische Fotografie im alten Magazin fehlt mir. Die Texte waren insgesamt anspruchsvoller und anregender.

  15. Auch wenn ich die FR nun wieder bestellt habe, weil es auf dem Frankfurter Zeitungsmarkt schlechterdings keine Alternative gibt, schließe ich mich den Kritikern nach wie vor an. Hauptkritikpunkte bleiben die leichte Konsumierbarkeit des politischen Teils und die nichtssagenden Kommentare. Ausdrücklich beipflichten möchte ich Susanne (Eintrag Nr. 14 – das ist doch nicht dieselbe Susanne, die hier seinerzeit diesen Unsinn geschrieben hat?): Die von einem Leser geforderte weitere Kürzung des Feuilletons (das mir inhaltlich oft gut gefällt) wäre – nach der unerträglichen Abschaffung des ach so sperrigen Forum Humanwissenschaften – nicht akzeptabel.
    Insgesamt gilt leider weiterhin: Die neue FR ist weitgehend Etikettenschwindel, zB sind auch die Bundesligaberichte kürzer und agenturlastiger. Am meisten not aber tut mehr Tiefgang im Politikteil!

  16. @15/
    Hallo Herr Baumbach,
    vermutlich bin ich schon dieselbe Susanne, von der sie meinen, sie habe „seinerzeit diesen Unsinn geschrieben“, da es keine andere Susanne gibt, die unter diesem Namen hier kommentiert, allerdings schrieb im Kritik-Blog noch eine Sabine, was zwischenzeitlich mal zu Verwechslungen geführt hatte. Ich halte meine Beiträge im Rückblick nicht für unsinnig, gleichwohl ich insgesamt optimistischer der Umstellung gegenüberstand als heute, mich aber von Anfang an sowohl lobend, als auch kritisch geäußert habe.

  17. @ 16: Dann war es wohl Sabine, denn die Dame war einseitig und unsachlich. Entschuldigung!
    Ergänzen möchte ich:
    – Ich vermisse sehr die politischen Reportagen der alten Seite 3.
    – Viele Titelseiten sind peinlich.

  18. Ich kann mich dem Tenor der geäußerten Kritik nur anschließen: Zu viel Bild, zu wenig Text, zu wenig Tiefgang.

    Schade nur, dass es auf dem deutschen Zeitungsmarkt keinen gleichwertigen Ersatz für die alte FR gibt. Gäbe es ihn, gäbe es einen FR-Abonnementen weniger.

  19. „……..die rundschau ist frecher als früher, immer noch anspruchsvoll,……………“

    Guter Witz!

  20. p.s. wer bei der FR kündigt und dies auf die inhaltliche und formatumstellung zurückführt bekommt einen „persönlichen Brief von Herrn Vorkötter“. So geschehen bei mir. Dabei bemerkt er überhaupt nicht, dass ich den Selben Namen tragen wie einer der Unterzeichner des offenen Briefs. Stattdessen werden Floskel abgedroschen und dann kommt die Wahrheit zwischen durch mal so eben rüber. In dem Schreiben wurde darauf verwiesen, dass die Formatumstellung dazu benutzt wurde, umfasende und wesentliche Veränderungen in der Gestaltung und im Aufbau umzusetzen. Aber natürlich ist die FR dadurch nur besser geworden…

    Lieber Herr Vorkötter, wer seinen LeserInnen mit billigen Serienbriefen vermeintliche persönliche Betroffenheit vorgaukelt, beweist doch nur, dass er offensichtlich nur beim BWL-Seminar „Marketing und Verkauf“ aufgepasst hat, von soialpolitischer Sensibilität und journalistischer Arbeit aber ungefähr soviel versteht wie eine Mauer vom fliegen…

  21. Von dem Tabloid-Format bin ich begeistert. Ich kenne es aus dem Ausland und finde es sehr praktisch. Im Gegensatz zu manchem Kritiker bereitet es mir keinerlei Probleme, die FR auf dem Sofa liegend zu lesen und auch bei Bedarf zu teilen.

    Wenn, ja wenn der Inhalt nur nicht so unsäglich abgeflacht wäre. Das wurde von einigen meiner Vorblogger auch schon treffend ausgeführt. Und so komme ich zu meinem Hauptkritikpunkt: es ist nicht nur alles kürzer, flacher, beliebiger geworden – die FR hat sich nahezu komplett von ihrem links-liberalen Profil verabschiedet. Das ist schlimm und ich finde es bedauerlich, dass dadurch eine einzigartige Zeitung oft nur noch kopfschüttelnd gelesen werden kann! Bei Formatänderung hieß es ausdrücklich, dass sich an der Ausrichtung „natürlich nichts ändern wird“! Versprochen – gebrochen! Das sollte man auch endlich mal einsehen bzw. einräumen und nicht ständig in Abrede stellen. Die FR ist genauso wenig links-liberal, wie die SPD sozial, gerecht und friedlich – komisch, dass das nur Leser bzw. Mitglieder/Wähler anders sehen…

    Mein Vorschlag: die Verpackung ist meines Erachtens ganz gut gelungen und ein Alleinstellungsmerkmal unter den großen deutschen Tageszeitungen – Details lässen sich sicher überall verbessern. ABER: werdet tiefgründiger, habt mehr Mut wieder „deutlich schärfer“ zu sein und kehrt zurück zu einem klar erkennbaren Profil, wie es die alte FR hatte!

    Das müsste doch wohl ohne Gesichtsverlust möglich sein, denn nichts anderes wurde den Lesern angekündigt. Mir persönlich sind auch einige „Abwanderer“ Richtung SZ bekannt. Und das ausdrücklich NICHT aufgrund des Formats. Schade, schade! Und so unnötig!!! Ich bin weiterhin Abonnent, hoffe aber auf eine Rückbesinnung…

    Ich hielte es auch für gut, wenn dies hier nicht nur ein „Kritik-Thread“ wäre, damit sich die Leser mal wieder auskotzen können, sondern dass die Lesermeinungen, die ja nun wirklich meist in die selbe Richtung gehen, auch mal gehört und auch umgesetzt werden. Aber, ich fürchte dass die Kritik entweder ungehört verhallt oder vom Tisch gewischt wird, wie seinerzeit von Herrn Vorkötter.

    P.S. Die FR IST teilbar! Und zwar in drei Teile. Das wurde hier auch oft genug erklärt.

  22. Das Tabloid-Format finde ich nach wie vor klasse. Ein ganz großes Plus für die FR.
    Ich finde besonders die Ausgaben gelungen, die auf der Titelseite ein Schwerpunktthema ganzseitig behandeln, auch wenn das offensichtlich viele stört.
    Sogar das umstrittene Magazin lese ich sehr gerne.
    Aber: ergänzend zur ausführlichen politischen Berichterstattung, nicht statt der politischen Berichterstattung.
    Mir fehlen ausführliche Dokumentationen. Mir fehlt auch platt gesagt „das linke“ an der FR. Die SZ habe ich immer deutlich mittiger verortet als die FR. Inzwischen finde ich da wesentlich mehr kritische Analyse und Kommentare, und leider auch viel mehr Information.
    Dennoch, alleine das schöne Format macht für mich viel wett.

  23. @21. Thomas-Simon Berth

    Dreigeteilt? Niemals! (Satire off!)

    Nein, im Ernst. Ich stimme Ihnen völlig zu: Es geht längst nicht mehr um Format und Teilbarkeit, sondern ausschließlich um die entgegen allen Ankündigungen geänderte Zielrichtung der FR und ihr wunderschön formuliertes: „Versprochen – gebrochen“.

    Die Kritiker der FR sind doch keine romantischen Weltverbesserer, sondern ernstzunehmende „gestandene“ Leute und eben keine Kritikaster, die Kritik um der Kritik willen üben.

    Aber leider bewegt sich ja nicht sehr viel. Auch der von Ingo Schäfer erwähnte lange und wohldurchdachte offene Brief (von Ingo Schäfer, Uwe Theel und mir selbst) an die FR ist ja von Herrn Dr. Uwe Vorkötter nur kurz und bündig beantwortet worden und hat nur ein paar der Kritikpunkte gestreift:

    „Ihre Forderungsliste kann ich teilweise unterschreiben. Auch ich halte nichts von eingekauften Artikeln dritter Klasse. Die kaufen wir allerdings auch nicht ein. Auch ich halte etwas von guter Leserführung, von der angemessenen Repräsentation verschiedener politischer Positionen, auch und erst recht Minderheitenpositionen. All das finden Sie täglich in der FR. Andere Forderungen teile ich ganz und gar nicht: Weder wird die Meinungsseite auf die Seite 3 verlegt … noch wird das Forum Humanwissenschaften wieder eingeführt noch der Bastian.

    Wir haben die Zeitung verändert, weil wir von der Notwendigkeit dieser Veränderung überzeugt sind. Der Erfolg gibt uns recht.

    Ich habe viele Ihrer Stellungnahmen im Blog gelesen. Offenbar sind Sie mit der neuen FR grundsätzlich unzufrieden. Mir scheint, dass Ihr Urteil auch völlig unumstößlich ist. Falls das zutrifft, kann ich Ihnen nur anheim stellen, andere Medien zu nutzen, die bieten was Sie suchen.“

    Das also ist Dr. Uwe Vorkötter live – wenn die Marketing-Agentur als „Bremse“ nicht eingeschaltet ist.

    Es ist an der Zeit, Herr Dr. Vorkötter, mit den Kritikern der FR (von denen viele trotz aller Kritik dennoch der FR treu bleiben) in einen ernsthaften Dialog einzutreten! Allein schon deswegen weil Ihnen der Erfolg leider NICHT recht gibt.

  24. Ich fürchte, wir Kritiker der „neuen“ FR müssen mehr Verständnis für die Redakteure der Zeitung aufbringen. Sie sind wirklich nicht zu beneiden in ihrer Position ewiger Equilibristen, die Tag für Tag ihrem Arbeitskraftkäufer,ihrem Chef,ihrem Unterchef, den Werbekunden und sogar den Lesern und ihrem eigenen professionellen Gewissen ihre Marktgängigkeit darlegen müssen.Das prägt natürlich die FR und nimmt ihr notwendig den aufklärerischen Impetus.

    Bestes Beispiel sind die Kommentarseiten. Die sind so penetrant banal und langweilig geschrieben, wie es der Markt verlangt: oberflächlich, ausgewogen im mainstream schwimmend, und morgen lesen wir die nächsten Kommentare. Wie man z.B. auf die Idee kommen kann, eine Andrea Fischer publizieren zu lassen, ist nur ökonomisch erklärbar – Motto: in unserem Hause kommentieren Autoren unterschiedlicher politischer Provenienz, auch eine echte Grüne.

    Ach, wenn wäre, was nicht sein darf! Was aber sein darf (medienökonomisch wohl sein muss), ist das Rumhauen (nicht nur eines Münckler) auf den arbeitenden und arbeitslosen Menschen, vor allem, wenn diese sich wehren. Insofern ist die „neue“ FR zwar nicht „links“, aber „liberal“. Vielleicht war sie’s schon immer, wir wollten es nur nicht wahrnehmen.

  25. Sehr geehrte Damen und Herren
    Leider muss ich mich den kritischen Beiträgen zum Inhalt der „neuen“ FR in fast allen Einzelheiten anschließen. Als langjähriger Bezieher (rd. 45 Jahre)und regelmäßiger Leser Ihrer Zeitung vermisse ich schmerzlich „gutes“ Deutsch, aber vor allem fehlt mir – von immer geringer in Erscheinung tretenden Ausnahmen abgesehen – das, was die Frankfurter Rundschau über lange Jahre ausgezeichnet hat, nämlich weitgehend eigenständig und verantwortlich redigierte Berichte sowie dazugehörige Meinungsbildung und Kommentare. Wie Herr Kordt in seinem Leserbrief (FR-Ausgabe vom 24.11.2007) habe auch ich das Abgleiten der FR soiwohl in der Aufmachung als auch im Darstellungsstil in Richtung eines Boulevard-Blattes mit Unverständnis und erheblichem Bedauern zur Kenntnis genommen.

    Wenn ich nun die kritischen Stellungnahmen lese, kann ich nur hoffen, dass die Verantwortlichen Ihrer Zeitung doch noch zur Einsicht gelangen und zumindest im Wesentlichen zu den „alten Ufern“ zurückkehren.
    Mit freundlichem Gruß
    Helmut Seipp
    P.S.
    In diesem Zusammenhang würde ich mich freuen, auch einmal zu erfahren, welche Gründe Herrn Dr. Meng bewogen haben, die Redaktion zu verlassen.

  26. An das neue Format habe ich mich mittlerweile gewöhnt, wenn ich auch keine wesentlichen Vorteile darin erkenne, weil man auch das alte Format zurechtfalten konnte. An die neuen Inhalte jedoch will ich mich nicht so recht gewöhnen. Ein Sportteil, der souverän Boulevardniveau erreicht, wenn Durstewitz oder Kilchenstein die Feder führen (nach einem Sieg geht’s nach Europa, wird ein Spiel verloren, wird der Trainer schnell hinterfragt, so etwas kann man der B… überlassen), und ansonsten zu oft auf schlecht überarbeitete Agenturberichte zurückgreift. Der Politikteil ist weitgehend belanglos geworden (Agenturmedlungen) und fundierte Wirtschaftsinformationen finde ich anderswo. Ganz schwach aber sind die erschreckend zahlreichen handwerklichen Fehler von Menschen, die doch mit dem Schreiben ihr Geld verdienen. Rechtschreibung üben! Nach dem Umbau von Sätzen noch mal nachsehen, ob der Satz noch in Ordnung ist! Das erwarte ich einfach von Journalisten! Es ist immer wieder armselig, wie häufig „das“ und „dass“ Probleme bereiten. Dass die Wochenendausgabe deutlich teurer ist, hat meiner Meinung auch keine Berechtigung mehr. Der Reise- und Autoteil rechtfertigt keinen höhreren Preis. Leider gibt es für mich keine echte Alternative, weil mir bei anderen Zeitungen der Lokalteil nicht zusagt.

  27. @Herrn Seip,

    was Herrn Meng bewegt hat muss er selbst erklären, dass er aber in ober Ebene der politischen Arbeit der Minderheitseignerin der FR aufsteigt dürfte nur Zufall sein. So wie die Konzentration der Artikel auf rot-grüne Reformpropagahanda.

    Ich habe, nachdem der angekündigte 100 Tage- NEUE-FR Blog dauerhaft ausblieb dann meinen Schluss gezogen und doch noch gekündigt, da ich offensichtlich trotz anderer Beteuerungen davon ausgehen muss, dass Hernn Vorkötter, und dem Mehrheitseigner jedewede Auseinandersetzung mit anderern Meinungen nicht behagen. Dabei bin ich jung genug, um eigentlich die Zielgruppe der vorkötterchen medienpolitik zu sein, fühle mich aber von der FR kaum noch angesprochen.

    Insgesamt, dies wurde hier schon öfter kritisiert, kamen lange Zeit zu viele Dokumentationen aus CDU/SPD Kreisen. Nun dürfen wir dort auch Grünen lauschen. Wann die FDP auch noch mit mischen darf ist sicherlich nur eine Frage der Zeit. Wenige Beiträge aber von kritischen wissenschaftlichen AutorInnen, zu politischen und sozialen Problemen oder gesellschaftlichen Herausforderungen.

    Und heute, die Grünen entdecken mit ihrem Ökoinstitut die Möglichkeit, die Terrorpanik zu schüren und gegen Atomkraftwerke einzusetzen. Dass sie damit dem Sicherheitsfanatismus vorschub leisten ist ihnen anscheinend egal, denn das Szenario einer Passagiermaschine auf ein AKW gibt doch dem Duo, dass Kampfpiloten zum Todschlag (jurisitisch gesehen) anstiften möchte, Argumente eben genau für diesen Befehlsnotstand und die Anordnung von massenhaftem Totschlag. Und die FR trägt es weiter…

  28. Liebe Kommentatorinnen,
    liebe Kommentatoren,

    zunächst mal vielen Dank für Ihre Postings – und alle, die noch kommen werden. Ich begrüße den weitgehend sachlichen Ton und versichere Ihnen, dass ich Ihre Kritik der Redaktion vortragen werde. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auch der Chefredakteur, lesen natürlich mit, was Sie hier schreiben. Trotzdem halte ich es für sinnvoll, Ihre Meinungen darüber hinaus zusammenzufassen, wenn ich damit zu Uwe Vorkötter gehe. Da werden dann auch die Meinungen hineinfließen, die in Leserbriefen und Post an Bronski geäußert werden.

    Es ist jetzt schon offensichtlich, dass bestimmte Punkte immer wiederkehren. Rechtschreibung etwa. Die Pseudo-Panoramaseiten. Die Sorge um das Profil der FR. Das wird sich auch in meinem Bericht niederschlagen.

    Zu meiner Rolle in diesem Casus: Ich bin Ihr Mittelsmann zur Redaktion (die das für mich unschöne Wort vom Leserversteher geprägt hat; aber Sie haben ja sicher gemerkt, dass ich mich der Redaktion gegenüber durchgesetzt habe). Das heißt, dass wir gern über die FR diskutieren können, dass ich aber nicht in der Position bin, Änderungen an der FR anzuordnen. Ich sehe mich eher in der Rolle des Zuhörers. Trotzdem kann ich das eine oder andere beitragen, zum Beispiel:

    @ fiasco, # 12

    Um das mal deutlich zu sagen: Ich habe Sie nie zu den „Kritikastern“ gezählt. Ihre Sorge um die FR ehrt Sie. Zu Ihren Zahlen habe ich gleichwohl einige Anmerkungen, denn so können sie nicht stehenbleiben.

    Erfolg oder Misserfolg der neuen FR? Darüber kann nur der direkte Zahlenvergleich Auskunft geben, und zwar sinnvollerweise zwischen dem ersten Quartal 2007 und dem dritten, den beiden Quartalen also, in denen die FR voll im alten und voll im neuen Format erschienen ist; die Formatumstellung lag ja mitten im zweiten Quartal. Die FR hat im dritten Quartal 152.166 Exemplare verkauft, 600 mehr als im zweiten Quartal und 1300 mehr als im ersten Quartal. Das ist ein deutlicher Anstieg ganz gegen den Trend des deutschen Zeitungsmarktes, vor allem wenn man bedenkt, dass 1500 AbonnentInnen ihr Abo explizit wegen der Formatumstellung gekündigt haben, darunter überdurchschnittlich viele langjährige Leser sowie Leser der D-Ausgabe. Jede einzelne Kündigung tut uns leid. Allerdings haben wir eine solche Kündigungswelle natürlich erwartet, die bei solchen Änderungen unausbleiblich ist. Auch 2003, nach dem letzten Relaunch, hatten wir spürbare Einbrüche. Vor dem 30. Mai 2007, dem Tag der Einführung der neuen FR, hatten wir befürchtet, dass die Kündigungswelle noch viel deutlicher ausfallen würde.

    Die Zahlen sagen also eindeutig, dass wir die Abo-Verluste mehr als kompensieren konnten. In den ersten Wochen nach der Formatumstellung hatten wir überdurchschnittlich viele Testkäufer im Einzelhandel und über den Bahnhofsbuchhandel. Dass Leser, die die neue Frankfurter Rundschau ausprobieren wollen, die Zeitung zunächst einmal am Zeitungskiosk erwerben, halte ich für völlig normal. Es ist uns gelungen, viele dieser Testkäufer als dauerhaften Abonnenten zu gewinnen. Das ging dann natürlich zu Lasten des Einzelverkaufs: Viele Kioskkäufer haben sich nach dem ersten Probieren für ein Abonnement entschieden.

    In diesem Zusammenhang möchte ich anmerken, dass erste Analysen dafür sprechen, dass die neue FR ein jüngeres Publikum gewonnen hat. Die Gruppe der 14- bis 29jährigen ist unter den Neulesern fast doppelt so stark wie bei den Bestandslesern. Diesen Neu-Abonnenten gilt die neue FR als zeitgemäßer, moderner, jünger, lebendiger und entspannender.

  29. Lieber Bronski,

    ich muss Ihnen bezueglich der Zahlen ganz ausdruecklich widersprechen und werde nochmals sehr ausfuehrlich begruenden, weshalb „meine“ Zahlen, also die Verkaufszahlen der Mo-Fr-Ausgaben, herangezogen werden muessen und nicht die Verkaufszahlen der Mo-Sa-Ausgabe, da die Auflage der Samstag-Ausgabe eigenen Gesetzen (Immobilien-, Stellen-, Automarkt) folgt.

    Doch zunaechst werde ich einmal bis heute nacht meinem Job nachgehen!

  30. @ 21, 24:
    Auch ich habe Herrn Vorkötter auf den oben erwähnten Brief, den alle bekamen, die ihr Abo gekündigt haben, geantwortet. Unter anderem habe ich exemplarisch zwei mE sehr wichtige Berichte, die ich an jenem Tag in der SZ gefunden habe, aber in der FR fehlten, genannt. Als Antwort zählte Herr Vorkötter mir eine Reihe von Kurzmeldungen (!) aus der FR auf, die ihrerseits nicht in der SZ aufgetaucht seien – meine Kritik sei daher (wörtlich!) absolut willkürlich. Meine Frage, ob bei besserer wirtschaftlicher Lage der FR die Artikel wieder gehaltvoller würden, blieb unbeantwortet.

  31. Ich würde gerne folgendes zur Diskussion stellen: Man liest hier oft, die FR habe ihre Grundeinstellung weg von links-/sozialliberal hin zu konservativ/neoliberal geändert. Läßt sich das belegen? Ich finde die Kommentare meistens so nichtssagend, daß ich eine Einstellung nicht entdecken kann. Oder zeugt plumpes, blindes Einstimmen in die Merkel-Euphorie von einer konservativen Einstellung?

    Bemerkenswert finde ich übrigens, was bei Bronski unter „50 % positive Zuschriften“ fällt: Am Samstag wurde eine Zuschrift abgedruckt, die die neue FR als „noch ein bißchen besser“ als die „Welt kompakt“ einstufte. Dies und die Einträge hier haben mir nun wieder die Augen geöffnet und mich meine Neubestellung (die ich erst am Samstag vorgenommen hatte, weil ich einen Rhein-Main-Teil in der SZ doch sehr vermisse) widerrufen lassen.

  32. Ich mache linksliberal vor allem auch an der kritischen Begleitung des täglichen Geschehens aus. Und da hapert es durch die Formatbedingten Inhaltsverschieubungen und die sonstigen Umstellungen.

    Zum einen sind umfassende Artikel deutlich kürzer als früher, was per se eine umfassende kritische Information erschwert. Zum anderen werden zunehmend Agenturmeldungen abgedruckt oder „Dokumentationen“ von Politiker Meinungen der ersten und zweiten Reihe abgedruckt. Bei letzterem fehlt, unabhängig vom Inhalt jede kritische und scharfe Berichterstattung. Die Politiker, die in der FR nun regelmäßig eine ganze Seite bekommen um ihre Propaghanda kostenlos zu verbreiten haben ohnehin genug Öffentlichkeitswirksamkeit.

    Dann arbeitet die FR zunehmende wie so viele Lokalblättchen auch mit Unternehmen oder ihren Organisationen zusammen:

    1) Gemeinsame Veranstaltung mit der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft zum Mindestlohn, was bestimmt einsozialliberales Konzept war

    2) Als Vorsorgeexperten dürfen Lobbyisten des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft in einer Telefonaktion ihre Produkte verkaufen.

    3) Eine Anzeige, die als gemeinsame Aktion mit der FR, Depotanalyse und Beratung für Vermögendende (Kostenfrei nur wenn mindestens 25.000 Euruo Anlagevermögen vorhanden ist)

    4) und viele andere Punkte. Sozialliberal geht anders.

  33. Bronski (# 28) schreibt: „Die Gruppe der 14- bis 29jährigen ist unter den Neulesern fast doppelt so stark wie bei den Bestandslesern. Diesen Neu-Abonnenten gilt die neue FR als zeitgemäßer, moderner, jünger, lebendiger und entspannender.“

    Das sind wohl die wahren Werte, die von den FR-Marktstrategen für ihr Produkt ins Visier genommen werden: zeitgemäß, jung, lebendig, entspannend – ein richtiges Unterhaltungsmedium eben. Marktsegmentsicherung bedeutet Umschichtung der Leserschaft: Weg von den alten Säcken, hin zum konsumorientierten Jung-Klientel, das häppchenweise, quasi im Vorübergehen, die kurzen Artikel quer liest, nicht unterscheidend, ob es sich um eingekaufte oder hausintern verfasste Texte handelt, sich an den großflächigen Bildern ergötzt und dann, nachdem die Werbeanzeigen ihre Wirkung entfaltet haben, zum Einkauf schreitet.

  34. Der Redaktion zur Erinnerung:

    Am 11.7.2007 habe ich der FR bereits wie folgT geschrieben:

    „Bewegender Abschied von Freunden“

    Sehr geehrte Damen und Herren

    Erscheinungsbild, Inhalt und Zustand der FR bereiten mir zunehmend große Sorgen, da ich in den Berichten und Kommentaren – von rühmlichen Ausnahmen abgesehen – immer weniger eigenständige und verantwortungsbewusste redaktionelle Arbeit erkennen kann. Besonders deutlich wird das an der Vielzahl von Agenturmeldungen, die ohne Änderung übernommen werden, auch wenn einem beim Lesen die Haare zu Berge stehen.

    Hierzu sei nur ein kleines Beispiel aus Ihrer heutigen Ausgabe erwähnt:

    In der ersten Spalte auf Seite 4 wird darüber berichtet, dass die Bundesregierung neue Flugzeuge für ihre Flugbereitschaft anschaffen möchte. Wörtlich heißt es u.a. dazu:

    „Favorisiert werde der Ankauf von zwei Airbussen des Typs 319 sowie von vier weiteren Maschinen, die von Berlin bis nach Washington fliegen könnten.“ Es fehlt nur die Ergänzung „… wenn sie wollten, vielleicht auch ohne Piloten und Passagiere.“

    Wenn solche Stilblüten bei entsprechend gutem Willen noch als amüsant empfunden werden können, so hat mich Ihre Titelseite heute doch wirklich erschüttert. Abgesehen davon, dass in der gesamtem Berichterstattung über diese FIFA-Weltmeisterschaft das Verhalten der Menschen außerhalb der Spielfelder sowie der vermeintliche körperliche, geistige und seelische Zustand einiger besonders wichtig gemachter Personen und Persönlichkeiten in den letzten 31 Tagen offenbar für wesentlicher erachtet wurden als ausführliche, sachlich fundierte Darstellungen des Verlaufs der einzelnen Spiele einschließlich der kaum noch zu überbietenden Regelverstöße, so muss ich leider bekennen, dass ich von „meiner Zeitung“ heute doch keine Schlagzeile erwartet hätte, die in ihrer ungeheuren Kreativität an die des Blattes mit den vier Buchstaben heranreicht oder sie sogar übertrifft.

    Und diese Schlagzeile wird dann tatsächlich mit einem Text aus der „Agentur-Küche“ versehen. Hier vermisse ich doch sehr die weitgehende Eigenständigkeit, die die FR in früheren Zeiten ausgezeichnet und immer lesenswert gemacht hat. Ich gebe die Hoffnung noch nicht auf, dass die Herausgeber ein Einsehen haben und dass die kritische Unterrichtung der Rundschau-Leser wieder zur ersten und wichtigsten Leitlinie erhoben wird.

    Mit freundlichen Grüßen

    Helmut Seipp

  35. @Bronski,

    offensichtlich haben sie das Kritikpotential durch das nicht einstellen des Kritikblogs tatsächlich abgewürgt. Wenn ich dies mit den Beiträgen vergleiche, die immer wieder einen Hunderttage-neue-FR-Blog gefordert haben. Schade drum, auch hier verspielt die FR ihr restliches Vertrauen, vermutlich jedoch, dies unterstelle ich ihnen, hätte es den Kritikblog gegeben, sofern es nach ihrem willen gegangen wäre.

    Und Herrn Vorkötter dürfte reichlich wenig an einer offenlegung der anhaltenden Kritik an seiner Zeitungsführung liegen. Es wird wieder Tage geben, an denen JournalistInnen frei ihre Meinung werden sagen können und dafür auch Raum bekommen. Unter Vorkötter sehe ich diese Möglichkeit aber nicht. Daher ist für ein Halbesjahr neue FR die wahre quintesenz: Vorkötter muss weg und die Gerold-Stiftung wieder mehr Einflussnahme auf das Tagesgeschäft nehmen. Denn, ich liebe eine Zeitung an der ich auch Anstoss nehmen kann, aber keine Zeitung, die ohne Kanten und Ecken einfach nur Mainstream durchspult. Daran stoße ich mich zwar auch, allerdings eher mit Widerwillen und grundsätzlicher Ablehnung, statt mit kritischer Reflexion.

    Also Bye Bye Herr Vorkötter und möge so über der FR wieder die Sonne des freien Journalismus aufgehen…

  36. Ich habe kaum die Hoffnung, daß Bronski sich zu folgenden Fragen äußert, aber vielleicht weiß ja ein Mit-Blogger etwas dazu:

    Oben wurde einmal angemerkt, man habe wohl auf einen Schlag die halbe Readktion ausgetauscht. Diesen Eindruck habe ich auch. Was steckt dahinter? Und was hält die („alte“?) Redaktion von der Neuausrichtung? Immerhin hat die Redaktion seinerzeit (Sommer 2006) sich offen mit Wolfgang Storz solidarisiert, als dieser als Chefredakteur abgesetzt wurde. Und wie groß der Einfluß eines Chefredakteurs auf die Inhalte ist, haben wir ja erst letzte Woche bei der Diskussion um die Aust-Absetzung beim Spiegel gelernt.
    Ist wirklich etwas dran an dem Gerücht, Vorkötter sei als Aust-Nachfolger im Gespräch?

  37. @ Ingo Schäfer # 36

    Ich hab Ihnen ja damals gemailt, warum ich nach 100 Tagen keinen Kritik-Thread aufmachen konnte. Das wäre in den September gefallen, und da war ich in Urlaub. Und den, das können Sie mir glauben, habe ich auch gebraucht.

    Ich glaube nicht, dass das Kritik-Potenzial dadurch abgewürgt wurde. Durch die vielen Leserbriefe auf der Bronski-Seite vom Samstag sind unsere Leserinnen und Leser ja auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht worden, sich im Blog zur neuen FR zu äußern. Dass es hier (bisher) nicht rund geht, liegt meines Erachtens wohl eher daran, dass die Kritiker sich entweder arrangiert oder ihr Abo gekündigt haben. Aber wer weiß, vielleicht geht es ja noch los.

    @ M. Baumbach, # 37

    Nein, die Redaktion besteht zum allergrößten Teil weiter aus den Köpfen, die auch die frühere FR gemacht haben. Es hat ein paar Abgänge (sehr bedauerlich: Richard Meng) und ein paar Neuzugänge (Arno Widmann, Rouven Schellenberger, Robert von Heusinger) gegeben, aber das ist letztlich ja was ganz Normales. Und es hat sich auch nichts an unserer Art der Blattplanung geändert. Wie früher werden die Themen von den Ressorts in der großen Redaktionskonferenz angekündigt; dabei sind die Ressorts frei in ihrer Entscheidung. Dann wird abgewogen, wo was stehen soll, was kommentiert wird, Gestaltung, Bildauswahl usw. Alles wie gehabt.

    Zu den Gerüchten wegen der Aust-Nachfolge kann und will ich mich nicht äußern.

  38. @Bronski,

    ich sagten mir damals auch zu, dass sie dies gerne nachholen würden, sobald sie ihren wohlverdienten Urlaub beendet haben. Ich denke sie hatten nicht von damals bis heute Urlaub. Darauf bezog sich meine Äußerung.

    Ansonsten, verstehe ich nicht, wie es kommt, wenn die Struktur gleich geblieben ist, dass mit der Umstellung tatsächlich mehr Bilder und auch eine kürzere Artikellänge sowie Qualität zu verzeichnen ist. Dies wird wohl immer eine Geheimnis ihrerseits bleiben.

  39. @ Bronski Nr. 39
    Hier liegen einfach völlig unterschiedliche Wahrnehmungen vor: Ich empfinde die Kritik hier als einigermaßen vernichtend, nach Bronski hingegen haben sich die Kritiker arrangiert. Mein Eindruck bleibt, daß zu der einzigen ehrlichen Reaktion der Mut fehlt; diese würde lauten: Es stimmt, wir haben den Charakter der FR absichtlich von Grund auf verändert, weil wir nur so eine Überlebenschance sahen.

  40. Es erschließt sich mir nicht, warum die14- bis 29-jährigen angeblich eine Gruppe bilden. Zwischen 14-jährigen und 29-jährigen liegen doch Welten! Im Alter von 14 hatte ich überhaupt gar keine Lust, Zeitung zu lesen-das war mir viel zu mühsam und aufwändig- sehr zum Verdruss meiner Lehrer, die ständig das Zeitungslesen anmahnten. Und wenn ich mich heute mit meinen vierzehnjährigen Schülern unterhalte, sind sie im Großen und Ganzen auch nicht anders als ich im Alter von vierzehn war, was ich selbstverständlich heute auch beklage. 😉 Mit siebzehn habe ich dann gemeinsam mit meinen Freunden einen Brief an den Spiegel gesandt, mit der Bitte, er möge doch die Zeitschrift auch für Jugendliche verständlicher aufbereiten zum Beispiel mit Erläuterungs-Kästchen, da häufig Vorwissen vorausgesetzt würde, über das wir nicht verfügten. Der Antwortbrief wirkte auf mein sensibles Gemüt äußerst arrogant, sodass ich mich jahrelang diesem Produkt verweigerte.
    Warum ich das alles schreibe? Weil ich darlegen möchte, dass ich es für den richtigen Weg halte, jungen Lesern den Zugang zum Zeitungslesen zu erleichtern, eben zum Beispiel durch Zusatzinformationen, die erfahreneren Lesern selbstverständlich sind. Soll der unerfahrene Leser allerdings mit seiner Zeitung mitwachsen können, darf die Zeitung nicht ausschließlich auf ein jugendliches Publikum zugeschnitten sein. Im Augenblick erscheint mir die FR seltsam darum bemüht, ihre Leser ja nicht intellektuell zu überfordern- und das stört mich. Ich persönlich bin nicht zuletzt dadurch zu einer überzeugten und leidenschaftlichen Tageszeitungsleserin geworden, weil ich immer wieder auf Texte gestoßen bin, die sich mir als Herausforderung dargestellt haben, so zum Beispiel im Forum Humanwissenschaften, Texte also, von denen ich zuvor nicht geahnt hatte, dass es so was überhaupt gibt. Leichte Überforderung erweitert den Horizont und kann zur „Lust auf mehr“ führen. Diese verflixte Ängstlichkeit muss überwunden werden, die vorgibt, was dem Leser alles nicht zugemutet werden könne! Dabei gibt es nichts öderes als immer nur im eigenen gedanklichen Saft zu schwimmen. Dies könnte die Redaktion ja mal in ihrem Herzen bewegen.

  41. Wenn man sich die ganzen Beiträge von Lesern, die – meine lieben Herren Bronski und Vorkötter – sehr an ihrer Zeitung hängen (bitte unterschätzen sie nicht den Einfluss von Stammkunden!) und dann mit der eigenen Leseerfahrung vergleicht, kann ich dem nur zustimmen, dass die neue FR deutlich an Schärfe verloren hat. Ich habe damals, als sie noch Deutlich Schärfer die Zeitung abonniert und halte ihr zwar immer noch die Treue, aber der Abstand zur total weichgespülten lokalen Monopol-Zeitung in Nordhessen ist kleiner geworden:

    Viele große Bilder, kürzere Texte, ein Maß an Fehlern im Text, das jenseits von Gut und Böse ist und viel weniger kritisches Hinterfragen. War nicht das Versprechen, dass es mehr Analysen geben sollte? Oder anders ausgerückt: Die neue FR ist glatter und weicher, Berieselung. Damit begeht sie meiner Meinung nach zwei kapitale Fehler:

    1. Die Zeitung wird auf lange Sicht austauschbar.

    2. Der Leser möchte nicht unterhalten, sondern konfrontiert werden, wie es susanne in #42 wunderbar auf den Punkt bringt. (Warum glauben eigentlich so viele Journalisten, es müsse alles weichgekocht werden, runterschlucken und den nächsten Happen? Der Leser ist doch nicht dumm!)

    Es mag ja sein, dass das neue Papier- und inhaltliche Format eine Marktlücke ist und die FR eine Zukunft hat, weil sonst keiner die Lücke zwischen Boulevard und Information füllt, aber dann soll sie bitte so ehrlich sein und ihren Lesern, die deutlich schärferes gewohnt sind, das gegenüber auch eingestehen.

  42. @ Umgangston im FR-Blog

    Ich finde SPEZIELL den Umgangston von thomas in #3. nicht in Ordnung – thomas schreibt: „hilfe, uwe theel scheint wieder da zu sein. diese tirade kennt man doch. ich dachte, er hat hausverbot?! bronski, tu was!!!!“

    Ich halte ALLGEMEIN diese Form des Umgangs miteinander aus mindestens drei Gründen nicht für vertretbar:

    1.) Wird Uwe Theel als Alleinverantwortlicher für manch ausufernde Diskussion, Schärfe der Debatte, Polemik, persönliche Angriffe, „Tiraden“, etc. identifiziert. Davon kann nach nochmaligem Lesen zum Beispiel der Kritik-Blogs (1) und (2) – und ich habe mir dies gerade „angetan“ – in keinster Weise die Rede sein. Beteiligt waren viele, sowohl Kritiker als auch Befürworter der FR und auch Leseversteher Bronski hat seinen Anteil (durch Nichteingriffe zur rechten Zeit oder auch zum Beispiel in der Bezeichnung eines Kommentars als Unsinn – was später zurückgenommen wurde, weil es eben kein Unsinn war, was dort geschrieben wurde).

    Im Moment ist aber die Situation so, dass allein Uwe Theel als Schuldiger für bestimmte Fehlentwicklungen in den FR-Blogs gebrandmarkt wird und „Haus- bzw- Schreibverbot“ bekommen hat – insbesondere deswegen, weil er die berechtigte (!) Kritik an der neuen FR in andere Blog-Themen getragen hat, weil monatelang kein Kritik-Blog verfügbar war.

    Alle anderen Kommentatoren, so themenverfehlt, verquer, scharf, polemisch, tiradenmaessig und unsachlich sie auch immer geschrieben haben, dürfen dagegen weiterhin kommentieren. Dies ist eine für mich nur schwer nachzuvollziehende Situation.

    2.) Der Kommentator „outcast“ wird mit Uwe Theel identifiziert, ist aber (auch für die FR feststellbar) definitiv nicht mit ihm identisch. Was mag in diesem Kommentator vorgehen, wenn auf ihn mit dem „Theelschen Tiradenargument“ eingeschlagen wird? Hat dieser unbekannte Kommentator keine Chance, ohne diffamiert zu werden, zu kommentieren?

    3.) Ich bin ja nun wohl der einzige im FR-Blog, der Uwe Theel persönlich kennt (ohne mit ihm identisch zu sein, was ja auch schon vermutet wurde). Ich kann allen hier Mitlesenden versichern, dass ich in vielen Jahren öffentlicher Tatigkeit nur extrem selten eine so integre, sensible und hochgebildete Persönlickeit wie Uwe Theel getroffen habe. Ihm allein die Schuld für den „rauhen“ Umgangston in den FR-Blog-Themen zu geben, ist für mich eine ungeheuere Simplifizierung und nichtzulässige Verkürzung.

    Conclusio:

    Ich bitte Leseversteher Bronski, das „Haus- und Schreibverbot“ für Uwe Theel in der FR-Blog-Themen, insbesondere in diesem Kritik-Blog (3), aufzuheben.

    Besten Dank, dass Sie diesen Beitrag gelesen haben!
    Manfred Förster

  43. Würde auf die von Susanne in #42 angesprochenen Infoboxen verzichtet, deren Raum für längere Artikel benutzt, die die jetzt in den Boxen stehenden ‚Hintergrundinformationen‘ einbänden, es wäre schon viel gewonnen.

    Ich verstehe nicht, warum zu einem Thema mehrere kleine Artikel nebst Boxen verwendet werden. Lieber wären mir einzelne längere Artikel. Diese aber würden aber wohl den 14 bis 29jährigen abschrecken…

  44. @ 44 – 46:
    Unfaßbar. Natürlich tendiert man dazu, denjenigen, die der eigenen Meinung sind, eher Sachlichkeit zu bescheinigen als den Vertretern der Gegenmeinung. Trotz diesem zwangsläufigen Mangel an Objektivität wage ich aber die Wertung, daß in den ersten beiden Blogs einige Einträge waren, die so unsachlich und persönlich angreifend waren, daß eine Sperrung vertretbar gewesen wäre oder ich mir zumindest gewünscht hätte, daß Bronski diese Blogger zur Ordnung ruft. Dies konnte Bronski aber nicht tun, da er sich dann mit seinen Mitstreitern hätte anlegen müssen.
    Uwe Theel hingegen mag für viele Anhänger der leicht konsumierbaren FR nervig gewesen sein, weil er nicht müde wurde, die Wahrheit wieder und wieder zu wiederholen; er hat sich jedoch niemals im Ton vergriffen. Seine Sperrung halte ich daher für einen Skandal.

  45. Auch ich als scharfer Widersacher, scharf angegriffener und dann wieder gesprächsbereiter Mitblogger befürworte eine (bitte weniger persönlich provozierende) Rückkehr der pointierten Beiträge von Theel.

    „Mea culpa“, für meinen Teil..

  46. Die meisten Blogs verfolge ich nur mitlesend, bin also durchaus auf dem laufenden.
    Meistens enthalte ich mich eines Kommentars, da ich mit dem großteil der anderen Blogger verbal nicht mithalten kann. Was nicht heißt, dass ich (auch ohne akademische Bildung)den Beiträgen nicht folgen kann. Die meisten äußern meine Meinung – nur können sie sie besser formulieren.

    Der eigentliche Grund dieses Beitrags ist allerdings, dass ich mich der Bitte im Beitrag #44 von fiasco anschließen möchte und ihm ausdrücklich dafür danke.

  47. @ Kommetar 40 Ingo Schäfer

    Ihre Beobachung kann ich bestätigen. Mehr Bilder, weniger Text und schlecht recherchierte Inhalte.

    Am 3.11.07 veröffentlichte die FR eine Doppelseite zum Thema MCS. Der Artikel beinhaltet ein Interview mit einer MCS Kranken kommentiert von diversen Experten aus dem Dunstkreis einer „chemienahen“ Forschungsanstalt. Ein Drittel des Artikels nimmt ein Foto ein, auf dem ein leeres Zimmer mit einem Bügelbrett zu sehen ist. In der Zimmertür steht ein Mensch in kompletter Schutzkleidung einschließlich Handschuhe und Mundschutz. Dieses Foto steht in keinem Zusammenhang mit dem Text und es gibt auch keine plausible Erklärung, was es zeigen soll.

    Ich habe zwei offene Briefe an Herrn Dr. Vorkötter geschrieben. Ein Brief wurde von Bronski beantwortet, der zweite Brief nicht. Dass Bronski den ersten Antwortbrief für ungültig erklärt hat, habe ich aus dem FR Blog erfahren.

  48. Ich persönlich mich an die „Neue“ mittlerweile gewöhnt. Nicht weil ich sie uneingeschränkt gut finde. Was Inhalt und „Tiefe“ angeht, hat sie sich gegenüber der „Alten“ m.E. schon verschlechtert. Trotzdem lese ich sie immer noch gerne – und meine Frau seit der Umstellung jetzt auch. Vorher hat sie sich für die FR nicht sonderlich interessiert.

    Kommen wir auch schon zum „Problem“, das nach der Umstellung angeblich keins werde sollte. In letzter Zeit häufen sich die Tage (insbesonder der Mittwoch, wenn die Anzeigen dabei sind), an denen man die FR nicht mehr „teilen“ kann. So wie heute ist es dann nicht möglich, den Wirtschafts- und Sportteil aus der Zeitung zu nehmen, ohne den Hauptteil unvollständig zu lassen. DAS NERVT!

  49. @Bronski,

    ich schließe mich selbstverständlich auch der Aufforderung an, Herrn Theel zu entsperren. Gab es nicht einen Streit dereinst hier im Blog über die Möglichkeiten (damals ging es um Faschistisches Gedankengut) der freien Meinungsäußerung? Erachten sie Herrn Theel Beiträge tatsächlich als gefährlicher?

    Mir der Hoffnung auf baldgie Teilnahme durch Herrn Theel, womit dann auch noch mehr Leben in den Blog eintreten wird, dessen Fehlen ich bereits monierte.

  50. @ 50 Geierwally:
    Ich möchte Sie ausdrücklich ermuntern, sich hier einzumischen. Daß die eigene Meinung hier bereits durch andere und womöglich besser formuliert geäußert wurde, ist kein Grund, sich nicht selbst zu äußern. Vielmehr gilt es, eine möglichst große Zahl an Kommentaren zu erreichen, um der Redaktion zu zeigen, daß hier nicht nur einige intellektuelle Spinner am Werk sind, die sich dem Zeitgeist verschließen, sondern die große Mehrheit die alte FR wiederhaben möchte.

  51. Sehr geehrter Herr Bronski,
    meine Meinung zum neuen Format der FR ist: Das äussere Format finde ich ganz akzeptabel. Dass Fotos und Überschriften gelegentlich über zwei Seiten gehen, stört beim Fotokopieren ein wenig. Dass ich samstags das Blatt ein paar mal umdrehen muß, um es lesen zu können, finde ich seltsam, aber ein bißchen Fingerübung muß sein.
    Das inhaltliche Format finde ich demgegenüber bedenklicher und diese Entwicklung ist eine stetige seit längerem. Seit meiner Studentenzeit in den Sechzigern schätze ich die FR. Heute lese ich sie immer mehr aus guter alter Gewohnheit und weiß nicht, wie lange noch, nachdem ich mittlerweile Rentner bin und Geld doch auch eine Rolle spielt. Von Anfang an suchte ich nach Hintergründen: Warum „bricht“ ein Krieg aus usw.? Das Beispiel des heutigen Leserbriefes zum Mega-Kraftwerk in Ensdorf (von H-H Bohrer aus Losheim) sagt, was ich meine. Will ich Hintergrundinformationen genügt die FR längst nicht mehr. Da brauche ich „Le monde diplomatique“, „Freitag“, TAZ, Public Forum und vieles mehr. Eines Tages brauche ich die FR nicht mehr! Ich brauche keinen Sportteil, der immer dicker wird und keine „Regenbogenpresse“ und das, was die FR am Wochenende so dick macht, zumeist auch nicht. Das ist unterhaltsam und nett. Ich will aber zuallererst wissen, wer es hintertreibt, dass der Lebensraum in unserer Gesellschaft und auf unserer Erde für immer mehr Menschen enger wird! Und ich will wissen, bei wem ich mitmachen kann, damit dieser Trend sich umkehrt. Alles andere finde ich tausendfach überall in den Medien.
    Tröstlich für Sie dürfte sein, dass ich nicht im Trend liege.
    Herzlich grüßt aus Mittelfranken
    Hans-Jörg Schmid, Pfr. i. R.

  52. Obgleich ich nicht im Rentenalter oder kurz davor bin (31 Jahre), stimme ich Herrn Schmidt uneingeschränkt zu!! Auch ich brauche den „Freitag“, das „Neue Deutschland“, die „Junge Welt“ oder die „TAZ“ um in Erfahrung zu bringen, was WIRKLICH läuft und was die EIGENTLICHEN Probleme sind. Diesen Blick über den Tellerrand des Mainstream, den die FR früher ansatzweise hatte, vermisse ich. Stattdessen immer wieder die selben ständig runter gebeteten untauglichen Rezepte von gestern wie überall. Bitte arbeiten Sie daran!

  53. Bronski (#39) schreibt: „Zu den Gerüchten wegen der Aust-Nachfolge kann und will ich mich nicht äußern.“

    Der Tagesspiegel vom 21.11.07 nimmt Stellung:

    „Uwe Vorkötter wollte die Gerüchte um seinen möglichen Wechsel von Frankfurt nach Hamburg gestern nicht kommentieren. Nach Stuttgarter Zeitung und Berliner Zeitung ist er seit 2006 Chef der Frankfurter Rundschau (FR) und hat sein Blatt in den vergangenen Monaten durch turbulente Zeiten geführt. Um die gravierenden Auflagenverluste zu stoppen, stellte die FR im Mai als erste überregionale Tageszeitung aufs Tabloid-Format um. Doch das Ergebnis ist bislang eher bescheiden.“ In der Bewertung der neuen FR liegt der Tagesspiegel-Kommentator richtig.

  54. Zu Ihrer gemeinschaftlich vorgetragenen Bitte, Uwe Theel wieder als Kommentator zuzulassen: Das ehrt Sie. Insbesondere BvG. Hochachtung! Trotzdem kommt von mir ein klares Nein. Uwe Theel hat sich mehrfach themenfremd in verschiedenen Threads geäußert und das auch auf mehrfache Ermahnung meinerseits nicht unterlassen. Beachten Sie bitte Punkt 4 und 5 der Blog-Regeln. Regel 5 habe ich in diesem Fall zum ersten Mal angewendet. Ich hoffe, dass ich das nie wieder tun muss.

    @ Bakunix

    „‚Das Ergebnis ist eher bescheiden.‘ In der Bewertung der neuen FR liegt der Tagesspiegel-Kommentar genau richtig.“

    Naja, ich hab Ihnen oben die Zahlen gegeben. Niemand bei uns hat einen Multi-Millionen-Leserzuwachs erwartet, im Gegenteil: Für die Anfangsphase der neuen FR hatten wir deutlich mehr Abgänge erwartet. Vor diesem Hintergrund ist der Anstieg der verkauften Auflage nicht bescheiden, sondern ein Erfolg. Insbesondere wenn man berücksichtigt, dass der Zeitungsmarkt insgesamt weiter in der Abwärtsspirale steckt.

  55. Hm, es gibt hier manche, die aussprechen, was ich denke: Man hat so manchmal beim Lesen der neuen FR das Gefühl „äh, worum geht es hier?“ OK, soweit ich mich erinnere wurde das vor einem halben Jahr thematisiert, dass sich viele Leser auch nebenbei informieren, aber so manchmal muss man sich nebenbei informieren, um überhaupt zu verstehen, was ein Artikel von einem möchte.

    Auch wenn die absolute Lesezeit in etwa gleichgeblieben ist (siehe #6) und die Rechtschreibfehler gestern „offiziell“ eingestanden wurden (siehe Leserbriefe), so wünschen sich viele, und dem schließe ich mich an, die alte FR im neuen Format. Das wäre wirklich eine Marktlücke in Deutschland. Ich sehe momentan die Gefahr, dass wenn die Süddeutsche im Tabloid käme, die Felle der FR davonschwämmen.

    Und um noch einmal auf #43 zurückzukommen: Es ist wie beim Kochen für Freunde: Man glaubt gar nicht, wie gut (ein bisschen) gut dosierter Schärfe ankommt.

  56. @Bronski,

    interessanterweise gehe ich davon aus, dass eine durch massive Werbekampange begleitetet Umstellung des Formats kurzfristig zu einer Stegierung der verkauften Auflage führt, da die Abwanderung erst mittelfristig einsetzt. Ich z.B. habe erst im vierten Quartal gekündigt, solange habe ich mich mit der Neuen FR rumgequält (die ich noch bis 30.11. beziehe). Und ich kenne wengistens noch zwei weiter FR-Abonomenten, die ebenfalls erst jetzt gekündigt haben. Ich bin der festen Auffasung, dass die Verkaufzahlen und insbesondere die Abos m vierten Qurtal 2007 und ersten quartal 2008 noch einmal abnhemen werden. Dann werden wir sehen wo sie stehen. Ich befürchte, die Umstellungen der FR sind wie die Politik der Roten und Schwarzen, ständiger Wechsel der Zielrichtung verunsichert die Menschen und vergrault sie zunehmend. Schade um die FR, schließlich hatte Herr Storz den Umschwung in der verkauften Auflage bereits erreicht. Aber die DDVG hatte höher Politische Pläne mit der FR und der Dumont Verlag zeichnet sich ja auch nicht durch ein linksliberale geschäftspolitik aus. Ich habe daher im Oktober (auch wegen dem Fehlen des mehrfachst zugesagten Kritik-Blgs) zur SZ gewechselt (hoffe allerdings immer noch, dass eine Zeitnahe Rückkehr möglich ist). Und ich versichere Ihnen, ich ziehe mich auch mit dem 30.11. aus diesem Blog zurück, denn eine Zeitung die ich inhaltlich nicht mehr tragen kann, kritisiere ich auch nicht mehr. Sollen sie wie die BILD doch ihr persönliches Schiksal suchen, aber ohne mich.

    Im Rückblick hätte ich kündigen sollen, als Herr Storz und kurz darauf Herr Fülberth mit übelster Abeitgeberart gefeurt bzw. gestrichen wurden. Ich ahnte damals den Umschwung, wie Kohl gesagt hätte, die geistig-moralische-Wende. Leider hielt ich in der Hoffnung, dass die Redaktion derlei Umtriebe eindämmen könne viel zu lange an der FR fest.

    Eine Bitte hätte ich noch:
    Sie behaupten stets, die Texte wären nciht kürzer und der Weißanteil nicht größer geworden. Belegen sie dies dochmal (elektronishc sollte das wohl möglich sein, wieviele Zeichen eine Ausgaben im ersten Halbjahr 2007 und wieviele im zweiten Halbjahr 2007 die FR hatte. Soweit es mir möglich war (durch üerschlagsrechnungen), ist die Anzahl der Zeichen um etwa 10% zurück gegangen. Und wieviele Artikel zierte dereinst eine durchschnittliche Ausgabe der FR und wieviel Artikel sind es heute (gezählt jeder Artikel, MEldung etc., ausgenommen Werbung).

  57. In Memoriam alter Diskutanten erschien mir der Gedanke eines hier nicht erwünschten U.T.:

    „Alle Achtung Bronski,

    was Sie mit diesem Eintrag , alle inhaltliche Argumentation im Blog ignorierend und negierend, im Blog gemacht haben ist ein Taschenspielertrick der Herrschaft aller erster Ranggordnung.

    Erst verweigern Sie monatelang aus den windigsten Gründen den fr-seitig ja gar nicht gewünschten Kritik-Blog und nehmen dann mein zwischenzeitliches angeblich „themenfremdes“ – für sie renitentes – Blogging (In Wahrheit war es Blatt-Kritik im RAHMEN und „am Beispiel“ der Blogthemenbehandlung durch die FR selbst immer mit Beiträgen zum Thema gepaart) zum Anlass mir Blattkritik unmöglich zu machen, genau dann, wenn Sie von Ihnen, d.h.. der FR kurzfristig wieder „erlaubt“ ist. Wie gnädig Majestät, aber ich bin Republikaner!

    Vera Gaserow darf heute einen Oswald Metzger scheinheilig gegen eine angeblich Kritik nicht ertragende Partei Die Grünen in Schutz nehmen, der selbst folgerichtig ging, weil er längst nicht mehr zu den Grünen gehört, diese sich jedenfalls noch nicht sich von sich selbst soweit entfernt hat, wie Oswald Metzger es sich wünschte. Die FR aber glaubt, es nötig zu haben, mich aus dem Krtik-Blog kicken zu müssen. Wieviel Kritik erträgt eigentlich die FR? Kritisiert morgen Vera Gaserow die FR, oder Sie, Bronski mit einem Satz wie „Theel war für die FR oft schwer erträglich. Als personifizierter Widerspruchsgeist wird er ihr fehlen.“? Meine Antwort: Sicher nicht.

    Dass Sie diese Kritik aber nicht abstellen können, indem Sie mich mundtot machen, könnten Sie am Tenor des Blogs, an praktisch jedem wirklichen Kommentar damals und jetzt selbst feststellen, wenn Sie aufrichtig zu sich selbst wären. Vielleicht sind Sie letzteres sogar , aber sie lassen es nicht öffentlich werden. Die Dinge öffentlich werden lassen ist aber der wahre Beruf des Journalisten..Sie versuchen zu verbergn (s. auch Ihr Exempel mit der Zensierung von Kommentar 55. Kommentar von: ust Geschrieben am 28. November 2007 um 05:18 Uhr, oder Ihre Verrenkungen beim Interpretieren der Auflagenzahlen, etc.).

    Die FR ist nicht mehr die FR und wenn die FR, die es jetzt gibt, sich für Dumont-Schauberg rentiert hat, wird es wahrscheinlich gar keine FR mehr geben.Sie können sagen, sie sind dabei gewesen. Das könnte ich auch sagen, aber Sie müssen sagen ich habe es mitgetan.

    Uwe Theel

    P.S.: Herr Vorkötter scheint schon auf dem Absprung. Würde er Sie mitnehmen, wenn er ginge?“

    @mich selbst:
    Lieber Bronski, da ich Selbst meinen Rückzug aus diesem Blog angekündigt habe, bleibt ihnen vermutlich nur die DELETE CONFIDENTIAL INFORMATION IMMEDIATLEY… Liebe Grüße Ingo Schäfer und bedenke sie stets, ich habe gerne mit ihnen diskutiert und bei aller Vermessenheit auch geschätzt. Aber eine solch permanente Realtitätsverweigerung hatte ich bisher nur von der CDU/CSU und SPD gekannt, aber letztere redet ja nun regelmäßig in ihrem Blatt mir und wirbt ihnen ihre Redakteure ab. Die Frage ist dabei nur, musste noch eine Bewerbung an Herrn Wowereit geschickt werden oder war die SPD Propaghanda in der FR schon hinreichend als Einstellungsvoraussetzung für einen ihrer ehemaligen Redakteure?

  58. Etwas zur Optik:
    Schwierig finde ich bei dem Tabloid den Kompromiß zwischen 5- und und 4-spaltigem Druck.

    Der 5-spaltige Druck zwingt zu kurzen Umbrüchen und kurzen Sätzen und zieht das Blatt optisch in die Länge,ein Gefühl der Mißproportion ensteht.
    Das erzeugt ein unruhiges Lesen und stört die Konzentration,ich kann mich dann nicht in den Artikel einlesen.
    Wenn dann noch sehr große, farbintensive Bilder und Anzeigen dazukommen, wird es sehr anstrengend.
    Der 4-spaltige Druck ist lesbarer, zwingt aber zu längeren und ausführlicheren Artikeln, zu einem anderen Satzbau. Aber alles sieht zusammenhängender aus. (Er wird ja auch teilweise eingesetzt.)
    Wenn ich mich in die Lektüre vertiefen will, kommt mir der 4-spaltige Druck entgegen.
    Für ein schnelles „Überlesen“ und für witzige Nichtigkeiten (Paris H.!) reicht der 5-spaltige Druck aus.
    Seltsam ist auch der Wechsel zwischen Blocksatz und linksbündigem Satz. Manchmal „fasert“ die Seite nach rechts aus . Kann aber auch an den zu schmalen Spalten liegen.

    Die sehr großen Abbildungen passen nicht zum Tabloid, ich habe das Gefühl, daß dieselbe Aussage mit kleineren Abbildungen zu erreichen ist, sinngemäß:“ein Bild sagt mehr als tausend Worte“, aber dann sollte es doch weniger Raum einnehmen? Zu große Abbildungen geben mir ein Gefühl der Platzverschwendung.
    Persönlich und etwas nostalgisch fand ich die grobgerasterten Abbildungen typischer und passender für einer Zeitung.
    Viele Abbildungen sind Details mit viel Hintergrund, da rechne ich automatisch den horrenden Farbverbrauch aus. Was sagen die Drucker dazu? Immerhin ist die Farbe das teuerste an einer Zeitung.
    Außerdem kann man bei normalem Leseabstand die großen Bilder nicht erfassen, sie verlieren ihre Aussage.

  59. @ BvG

    Hallo BvG, in einem anderen Block gaben Sie Ihre Kenntnisse im Medizinbereich bekannt und outeten sich als Patientenversteher,
    hier geben Sie nun Ihre Kenntnisse der Drucktechnik bekannt und denken gar betriebswirtschaftlich.

    Sie scheinen ja ein Multitalent zu sein.

    Wie schön, dass man im Internet so vielseitig sein kann.

    Mit Ihren Aussagen über die Abbildungen haben Sie natürlich recht. Und wenn Sie fragen, was sagen denn die Drucker dazu und über den“horrenden Farbverbrauch“ nachdenken (rein betriebswirtschaftlich) kann Sie aus gut unterrichteten Kreisen informieren:
    Die Mutation der FR zu einer Bild(er)zeitung ist der Gesundheit der Drucker nicht sehr zuträglich. Die aus kosten-und /oder drucktechnischen Gründen gewählte Papierqualtität ist aggressiv gegen Haut und Schleimhaut, die Druckfarben stellen bei (das BfR würde formulieren) sensiblen Personen eine erhebliche Belastung des Gesamtorganismus dar.

    Aus gut unterrichteten Kreisen der Ihnen ja bereits bekannten MCS Patienten formulier ich es mal ganz schlicht: Die Rundschau stinkt.
    Aber zum Trost für alle Zeitungsmacher. Auch Otto Normalverbraucher treibt es dank der innovativen Arbeit der Duftstoffhersteller bei so mancher Druckfarbe die Tränen in die Augen.

  60. @BvG,

    die zu Großen Bilder, die 5 Spaltengeschichte und der große Weißrand sind von Anfang an Thema bei der Kritik an der neuen FR. Geändert hat sich nichts UND es wird sogar regelmäßig ignoriert oder geleugnet. Vielleicht ändert sich ja eines Tages die FR, vielleicht bietet sich die Chance mit dem baldigen Berufswechsel von Herrn Vorkötter, möge er den Spiegel leiden lassen, nicht die FR.

    P.s. an die Mehr und Minderheitseignerinnen, sollte Herr Vorkötter gehen (oder gegangen werden), habe ich Hoffnung, bei einem qualitativen Nachfolger, demnächst zur FR zurückzukehren.

  61. Beeindruckend finde ich die nahezu einhellige Kritikfront in diesem Thread. Von einem 50/50 Verhältnis zwischen positiven und kritischen Reaktionen, wie von Bronski im Eingangstext geschrieben, kann keine Rede sein.
    Zumindest hier nicht.

  62. Dazu würde Herr Vorkötter – wie immer – sagen, dass die zufriedenen Leser sich eben nicht hier tummeln, im Gegensatz zu uns Dauernörglern.

  63. Das äussere Format der neuen FR finde ich ganz gut. Aber die innhaltlichen Schwächen der neuen FR ärgern mich doch sehr. Eientlich wurde hier im Blog schon alles gesagt und ich schließe mich der Kritik an. Immerhin habe ich der FR in den letzten Monaten noch eine Chance gegben, aber seit einigen Tagen kaufe ich mir regelmäßig die SZ am Kiosk. Ich muß sagen, ich fühle mich dort besser aufgehoben und besser informiert. Also habe ich letzte Woche mein Abo gekündigt und wechsle (leider) meine Tageszeitung. Vielleicht gebe ich der FR im Laufe des nächsten Jahres nochmal eine Chance, aber ich habe nur wenig Hoffunung auf eine Rückbesinnung zu alter Qualität.

  64. Meine Hoffnung wird auch immer geringer.Die alte FR wurde für Leser hergestellt, die neue wird voraussichtlich einen vergeblichen Wettbewrb mit den vier großen Buchstaben austragen. …..Leider.
    H.S.

  65. @58. Bronski

    Schade, wirklich sehr schade, dass Sie meinem Kommentar #44 nicht gefolgt sind, der Ihnen alle Wege der Korrektur einer gravierenden Fehlentscheidung geebnet hätte (Ausschluss von Uwe Theel aus dem FR-Blog ohne ausreichenden Grund, oder noch schlimmer, wegen eines von Ihnen mitzuverantwortenden Grundes, nämlich der permanenten Verschiebung des FR-Kritik-Blogs(3) und der deswegen themenergänzenden Kommentare von Uwe Theel in anderen Blog-Themen).

    Sie haben mich ja in #28 als jemand bezeichnet, der kein Kritikaster ist. Danke sehr. Gestatten Sie mir hier nun in aller Aufrichtigkeit und Deutlichkeit zu schreiben, dass Ihre Entscheidung für mich – selbst bei maximalem Wohlwollen Ihnen gegenüber – dennoch unverständlich, willkürlich, ungerecht und ohne Augenmaß ist.

    Aus dem ganzen Vorgehen im „Fall Uwe Theel“ lässt sich aber auch etwas allgemeines über den Umgang der FR mit Ihren Kritikern ablesen. Der Umgang der FR mit Kritik und Kritikern ist generell nicht so, wie es dem modernen Ansatz der Qualitätssicherung entspricht:

    Eine Kritik (also im weiteren Sinne eine Reklamation) wird NICHT als Chance begriffen, sein Produkt (hier die FR) zu verbessern.

    Im Gegenteil: Die Kunden, die sich beklagen, werden verbessert, kritisiert und auch in den Fällen, wo sie definitiv Recht haben, darüber belehrt, dass sie im Unrecht sind (Beispiel: Verhalten gegen die von MCS persönlich betroffenen Kritiker im MCS-Blog).

  66. Wie die (Auslands-) Presse die deutsche Presselandschaft (fehl-)sieht:

    „Als Favorit der Kandidaten von außen (für die Position des Spiegel-Chefredakteurs) hat sich inzwischen Uwe Vorkötter herauskristallisiert, der Chefredakteur der „Frankfurter Rundschau“. Der Jobhopper, einst Chef der „Stuttgarter Zeitung“, hat erst im Frühjahr das gewerkschaftsnahe Blatt vom Großformat auf Tabloid umgestellt.“

    Die neue FR – ein gewerkschaftsnahes Blatt? SORRY, liebe Redakteure bei http://www.diepresse.com , hier sind Sie leider ein bisschen hinter der Zeit zurück!

  67. Ja, ich möchte auch mal was sagen. Nach fast 40 Jahren FR bekomme ich seit einem halben
    Jahr allmorgendlich nur noch ein Heftchen, das eben nicht praktischer ist, weil es sich nicht so einfach zusammenfalten lässt, wie die alte FR. Dafür gibt es jetzt statt aktueller Schlagzeilen manchmal nur ein buntes Bild auf der ersten Seite.
    Samstags begebe ich mich jedenfalls nach der schnellen Lektüre des Heftchens zur Tankstelle und kaufe mir eine (Süddeutsche) Zeitung. Weil: Ein Wochenende ohne Zeitung ist kein schönes Wochenende.
    Vielleicht erspare ich mir aber bald den Gang zur Tankstelle und beginne gleich mit der Zeitung.
    Gruß, H. Jordan

  68. Lieber Nils (65)
    Bekannterweise sind in Blogs halt einmal die Unzufriedenen zuhause.
    Die Anderen lesen einfach die FR.

    Ein Aspekt wird von den Kitikern unterschlagen. Vor der Umstellung ging die Auflage seit JAHREN regelmäßig zurück. Die Existenz der FR war akut gefährdet.
    Seit dem neuen Format ist die Auflage gestiegen( wenn auch nur minimal), aber zumindestens nicht mehr gesunken. Ich denk noch mit Grausen an den anfang des Blogs hier zurück, als nach Boykott gerufen wurde.
    Bei aller, auch meiner, Kritik: Es gibt kein zurück. Helft also mit, nicht rückwärts zu gucken, sondern der FR zu helfen, in dem neuen Format die immer noch vorhandenen Fehler auszumerzen.
    Welcher Holzkopf hat zum Beispiel heute zugelassen, dass auf Seite 44-45 das letzte wort der Überschrift getrennt wurde (Protest). Layouter: eine glatte 6, bitte setzen.)

  69. Obwohl oben eigentlich zur inhaltlichen Wandlung alles gesagt wurde, will ich doch noch eine kurze Anmerkung machen: Vor kurzem durfte sich auf der Kommentarseite (!) ein leibhaftiger Professor darüber austoben, dass die Regierung es ihm verbietet, zu rauchen oder Alcopops zu trinken.

    In unmittelbarer zeitlicher Nähe wurde gemeldet, dass die Regierung eine beschämende Kinderarmut duldet. Darüber hat sich der Prof., der sicher weiterhin seine Zigarette raucht und dazu Wein trinkt, nicht geäußert.

    Das ist genau das, weswegen mich der Zorn über die neue FR packt. Dass heute rund ein halbes Dutzend ernsthafter „Glaubensbekenntnisse“ herhalten mussten, um eine halbnackte Frau einzuwickeln, finde sogar ich als bekennender Atheist peinlich.

  70. Die meisten Kritiker lehnen die Formatumstellung ja überhaupt nicht kategorisch ab, sondern geben notwendige Hinweise, wie man das Blatt verbessern könnte. Also durchaus nach vorn gewandt und konstruktiv. Des weiteren ist es richtig, die Macher der FR an ihren eigenen Aussagen zu messen. Und da müssen wir beim Thema „links-liberales Profil soll beibehalten werden“ zu dem Ergebnis kommen, dass wir ganz klar belogen worden sind! Und das wird man ja wohl noch feststellen dürfen.

  71. Dass hier eher die Meinungen der Unzufriedenen zu finden sind (72), stimmt wohl.
    Und diese Plattform sei auch jedem gegönnt, denn sicher ist sie unbestritten wichtig für die Interessensbekundungen und Kritiken aller Seiten sowie für das zukünftige Agieren von Lesern und Zeitungsmachern.
    Aber wenn man nicht zu der „Ablehner-Truppe“ gehört, dann wagt man sich ja mittlerweile kaum noch, seine eigene, andere Ansicht im Blog oder sonstwo zu äußern.

    Deshalb vorab: Bitte verhacktstückt mich nicht sofort und deswegen! Denn: Ich finde das neue Format klasse. Und ich komme (als jahrzehnetelanger Abonnement) mit dem Lesen der „neuen“ FR bestens klar. Ich habe weder in Erwägung gezogen, mich von der FR zu verabschieden, noch interessieren mich aufgrund der umgestellten FR andere Zeitungen. Die lese ich sowieso immer mal wieder ZUSÄTZLICH, aber ich setze diese nicht in Konkurrenz zur FR.
    Auch wenn ich jetzt wahrscheinlich doch mit Vorwürfen überhäuft werde: Lasst mir bitte meine Meinung.
    Es gibt tausend andere Dinge, die mich viel, viel mehr aufregen, als die stetige Diskussion um die Aufmachung der FR. Recht machen kann man es sowieso niemals allen und Fehler (in jeder Hinsicht) sind doch immer noch menschlich, oder nicht?

    Otti

  72. Müßt, was er liest*, so mancher essen –
    ihm grauste wohl vor solchem Fressen!

    Eugen Roth

    *Hier passenderweise durch „schreiben“ zu ersetzen.

  73. @#75
    …..dann wagt man sich ja mittlerweile kaum noch, seine eigene, andere Ansicht im Blog oder sonstwo zu äußern.

    Deshalb vorab: Bitte verhacktstückt mich nicht sofort und deswegen!“
    …….Lasst mir bitte meine Meinung….“

    Dürfen andere ihre auch behalten und äußern?

  74. Ergänzung:

    Mein Posting bezog sich nicht auf ihren Beitrag, Otti.
    Sondern auf die Qualität mancher Artikel der ’neuen‘ FR.

  75. Die Diskussionskultur hier in diesem Forum ist bedenklich. Jeder, der nicht in das Horn jener tutet, die die neue FR in Bausch und Bogen verdammt, macht sich der Kollaboration mit dem Kapital/dem Mainstream/Herrn Vorkötter oder wem auch immer verdächtigt und wird gnadenlos niedergebügelt. Ich versuch’s trotzdem mal:
    Format: Ich fand den Schritt der FR mutig. Dass er erfolgreich ist, haben nicht nur die Preise bestätigt, die die FR erhalten hat. Die FR hebt sich wohltuend ab. Allein deshalb war es die Umstellung wert!
    Inhalt: Man kann sich trefflich darüber streiten, was man unter einer links-liberalen Ausrichtung versteht. Für mich ist es immer noch so, dass die FR für andere Werte, andere Perspektiven steht als der Rest der deutschen Zeitungswelt. Mal ehrlich, jetzt mal gerichtet an jene, die hier gerne Werbung für die Süddeutsche machen: Wird Euch als eingefleischte „Linksliberale” denn nicht regelmäßig speiübel, wenn Ihr den Wirtschaftsteil der SZ lest?!?
    Damit will ich erst vorerst mal bewenden lassen. Ich kann ja verstehen, dass viele ihre alte FR vermissen. Aber die stand kurz vorm Bankrott. Ein erfolgreiches Blattkonzept sieht wohl anders aus, oder? Ob sich das neue Konzept durchsetzen wird, muss man abwarten. Aber immerhin nutzt die FR die e Chance. Vermutlich die letzte.
    Was ich mir persönlich wünsche: Mehr und ausführlichere Analysen im Politikteil! Den halte ich für zu schwachbrüstig innerhalb der Blattstruktur. Ich sag mal was völlig unpopuläres: Weniger Feuilleton, weniger Sport, dafür mehr Politik. Aber das ist meine persönliche Vorliebe. Und an den Rechtschreibfehlern müsst Ihr dringend arbeiten.

  76. Nachtrag zu eben: Auch an meinen Rechtschreib- und Grammatikfehlern muss ich arbeiten. Nur schon mal vorab, um von den Kritikern in diesem Forum nicht auch noch die Form um die Ohren geschlagen zu kriegen…

  77. @72. herbert

    „Seit dem neuen Format ist die Auflage gestiegen (wenn auch nur minimal), aber zumindestens nicht mehr gesunken.“

    Sie entnehmen diese Zahlen dem Kommentar #28 von Bronski, in dem er die von mir in #12 genannten Zahlen als „so können sie nicht stehenbleiben“ bezeichnet.

    Bronski schreibt: „Die FR hat im dritten Quartal 152.166 Exemplare verkauft, 600 mehr als im zweiten Quartal und 1300 mehr als im ersten Quartal.“ Dies ist formal gesehen richtig, so stehen die Zahlen bei
    http://daten.ivw.eu/index.php?menuid=1111&u=&p=&t=Tageszeitungen+Gesamtliste&b=f

    Aber – und diese kommunikationswissenschaftliche Binsenweisheit ist Bronski und der FR selbstverständlicherweise bekannt, wird aber der geneigten Leserschaft verschwiegen – diese beiden Zahlen enthalten auch die sogenannten „Bordexemplare“, die weit unter Verkaufspreis unter Marketinggesichtspunkten an Fluggesellschaften abgegeben werden und unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten keinen oder nur einen sehr geringen Deckungsbeitrag leisten.

    Diese Bordexemplare haben sich in den letzten 3 Quartalen wie folgt entwickelt:
    Quartal 01/2007: 10.956 Exemplare
    Quartal 02/2007: 12.492 Exemplare
    Quartal 03/2007: 15.727 Exemplare

    Um Verkaufszahlen unter betriebswirtschaftlicen Gesichtspunkten vergleichen zu koennen, müssen diese ermässigten Bordexemplare (deren Zahl ja auch von der Marketing-Abteilung sehr leicht nach oben und unten „gesteuert“ werden kann), von den Verkaufszahlen abgezogen werden, um die tatsächliche Marktentwicklung genauer ablesen zu können.

    Tut man dies, erhalt man folgende Verkaufszahlen (ohne Bordexemplare):
    Quartal 01/2007: 139.075 Exemplare,
    Quartal 02/2007: 139.057 Exemplare (fast unverändert),
    Quartal 03/2007: 136.439 Exemplare (minus 1,9%).

    Und dann denke ich schon, dass die Tagesspiegel-Einschätzung „das Ergebnis (der Formatumstellung) ist eher bescheiden“ zutreffend und eher untertrieben ist. Nein, dieses Ergebnis ist alarmierend!

    Die Minus-Prozentzahl ist sogar DEUTLICH größer als die Prozentzahl des durchschnittlichen Verkaufsrückgangs aller überregionalen Zeitungen, die bei 0.5 % liegt (Quelle – Bundesverband deutscher Zeitungsverleger: “Die Gattung überregionale Zeitungen blieb mit -0,5 Prozent recht stabil”).

    Widersprechen Sie „meinen“ Zahlen und meiner Argumentation! Ueber eine detaillierte Diskussion mit Ihnen freue ich mich sehr!

  78. @ #58 Bronski

    Auch wenn (oder gerade weil) ich mit Uwe Theel oft nicht einverstanden war, halte ich seinen Ausschluss aus dem Blog für einen Fehler!

  79. @ Nr. 75 Otti:
    Es ist ja schön, daß sich endlich auch einmal die Gegenmeinung zu Wort meldet, aber mit Ihrem Eintrag kann ich schlechterdings gar nichts anfangen. Denn Sie liefern keinerlei inhaltliches Argument. Wie Bronski/Vorkötter drücken Sie sich um die entscheidende Frage: Bilden die Kritikaster sich die Verflachung nur ein? Oder ist die Beobachtung zutreffend, aber die Verflachung ist aus Gründen des Überlebens der FR beabsichtigt?

    Erhellender finde ich da schon den Eintrag von Nr. 80 Peter: Er stimmt der Beobachtung einer Veflachung des Politikteils zu, scheint dies aber nicht so schlimm zu finden. Da mE eine Qualitätszeitung sich aber insbesondere durch einen guten Politikteil und ein gutes Feuilleton (das Peter weiter gekürzt sehen will) auszeichnet, kommen wir auf der Basis ähnlicher Beobachtungen zu divergierenden Schlüssen. Insofern hat der Eintrag von Peter mich bestätigt.

    Wenn Herbert (Nr. 72) – wohl zu Recht – konstatiert, daß es „kein Zurück“ gebe, so finde ich seine Forderung, daß man dennoch an der FR festhalten sollte, doch etwas zuviel verlangt. Denn es sind eben keine einzelnen „Fehler auszumerzen“, sondern die Grundausrichtung stimmt nicht. Und Herberts Aufforderung, bei der Fehlerausmerzung mitzuhelfen, empfinde ich in Anbetracht der Bronski/Vorkötter-Reaktion auf die Kritik als Hohn.

    @ Nr. 64 Ingo Schäfer: Bei einer Demission von Herrn Vorkötter würde ich der FR SOFORT eine neue Chance geben und dem Nachfolger eine ähnliche Zeit zum Neuaufbau einräumen, wie Vorkötter für die Zugrunderichtung benötigte (etwa ein Jahr). Es sei nochmal betont, daß dafür keine Abkehr vom Tabloid-Format erforderlich wäre!

  80. ach ja,
    so lange schon die „neue fr“ – und noch immer bin ich auf der suche nach einer zeitung. nur zu gerne würde ich die 25-jährige beziehung lösen, aber noch gehts nicht. die scheidungsgründe freilich bleiben die nämlichen: das format (hier: die nichtexistenz von büchern) ist eine zumutung, das niveau dementsprechend gesunken (und da sind die rechtschreibfehler noch ein vergleichbar erträgliches übel). die auflagenzahlen -nehme ich an – auch. (wie sieht die statistik denn aus, wie viele alte leserInnen haben gekündigt und wie viel neue sind dazu gekommen?).
    wie viele fundierte dokumentationen gab es ehedem (z.b. im bereich bildung) – und wie viele kleine und kleinste meldungen gibt es als eratz dafür heute. schade, einfach schade und ärgerlich zudem. ich sitze immer noch ratlos vor diesem blatt (einen tisch brauchts ja zum lesen).
    gruss aus stuttgart, stantoni

  81. Ohne jetzt alle Kommentare in diesem blog gelesen zu haben kann ich für mich , als Abonnent seit über 30 Jahren (mit WG seit genau 34 Jahren) festhalten, dass das neue Format handlicher ist, sich besser in öffentlichen Verkehrsmitteln und am Frühstückstisch lesen lässt, genau in meine Altpapierkiste passt. Ich lese im Schnitt etwa länger, da der Kultur- und Bildungsteil nun täglich erscheinen. Als störend und überflüssig empfinde ich die nichtssagenden Kommentare eines Herrn Eckhart und eines Herrn Kocks und die sich oft wiederholenden “Die 10 meist…. Bücher, Songs etc. Da wäre mehr Abwechslung angebracht, wie etwa heute über die Tatort-Kommissare.

    Zu verbessern gibt es immer etwas, also niemals ausruhen….

  82. nun ja, letzte Einträge von mir.

    Herr Baumbach, ich wollte mit der (nicht-sofortigen-Chance) eigentlich darauf abstellen, nicht bedingungslos eine Chance einzuräumen, da ich bei der Einmischung durch die DDVG sowie die Politik des Mehrheitseigners ich befürchte, dass der Nachfolger Herrn Vorkötter auch nicht besser (politisch) einzuordnen ist.

    Zur Frage der Lobhudelei auf die SZ: Ich bin mit der SZ keines Wegs zufrieden (politisch), aber was bringt es mir, politisch mit der FR näher zu sein, wenn ich immer das Gefühl habe, die Informationen und das Wissen waren in dieser Zeitung nicht zu finden. Da ich mal behaupte einigermaßen vorgebildet zu sein, sehe ich mich in der Lage, den Inhalt der SZ kritisch zu lesen, aber nicht die mangelden Informationen der FR zu kompensieren, ohne andere Medien heranzuziehen. Selbst nach der Lektüre der FAz der FTD o.ä. Zeitung bin ich hinterher informierter, da hier einfach breiter berichtet wird, wenn auch nicht immer und über all über die Selben Themen. Aber handlicher sind vor allem die Textlängen geworden und schärfer nur die Regierungspropaghanda.

    So gesehen fühle ich mich bei der SZ nicht wohl, aber besser aufgehoben. Ferner war genau dies auch der Grund warum ich hier lange und eindringlich versucht habe die Fehlentwicklung anzuprangern und auf eine Abänderung zu trängen. Aber scheinbar ist der „Jobhopper“ Beratungsresisten oder einfach nur arrogant, jedenfalls weiß nur er was gut ist und sieht sich selbst bestätigt, durch die Masche, die Herr Storz vor ihm abgeschafft hat: Die Auflage durch Reduzierung Flugzeug, anderer Auslageexemplare (ohne Mehrwert) sowie allgemein der völlig oberzogenen AUflagenzahl an die Realität heranzuführen. Auf dieser ruht sich nun Herr Vorkötter anscheinend aus un hebt die Auflage künstlich an. Sollte er bald wechseln, sieht das ja auch gut aus im Lebenslauf, wenn die FR danach niedergeht liegt es ja nicht mehr an ihm.

    Aber und dies scheint mancher Befürworter zu übersehen, wenn mir die ZEitung nicht gefällt, darf ich sie (solange ich sie abonniert habe) lesen und kritisieren. Ist die Zeitung zur Annahme der Kritik nicht in der Lage, muss der mündige Mensch ihr durch Kündigung den Rückken kehren, da ich sicherlich nicht die Umwelt mit Papier beschmutzen will, welches ich hinter nicht lese.

  83. Na Ja,
    in den vielen Beiträgen der ersten Blog sind sicher schon alle denkbaren Vorschläge gemacht worden, was ja letzlich auch bedeutet, daß der Variationsraum für eine Zeitung recht schmal ist.

    Falls weitere Vorschläge gebraucht werden, sollte man die inhaltliche von der Layoutdiskussion trennen. Sie beeinflussen sich zwar, aber man kann nicht beidem gleichzeitig folgen.

    Mich würde interessieren, ob die Redakteure Fließtext unformatiert erstellen oder ob sie direkt in ein vorläufiges Layout schreiben.

  84. Liebe Mitbloger,

    wie ich ja schon schrieb, halte ich die neue FR auch für verbesserungswürdig. Allerdings sollte man bei all der berechtigten Kritik das Augenmaß nicht verlieren. Ich möchte aus diesem Grund auf einen Aspekt eingehen, der bisher zu kurz kam und den ich schon völlig verdrängt hatte. Die neue FR erspart dem Leser dieses unsägliche Hin-und Hergeblättere zwischen Titel und erster Seite, wie es einem u.a. die FAZ abverlangt (Ja ich habe ein FAZ-Probeabo – na ja, sie ist auch nicht gerade der Knüller). Der eine mag es nun vermissen, dass ihm der neue FR-Titel keinen Überblick über sämtliche Themen mehr bietet, sondern ein magazinartiges „Schaufenster“, ich hingegen bekomme einen Koller bei diesen „Auf der nächsten Seite geht’s gleich weiter -Spirenzchen“. Damit möchte ich deutlich machen, dass ich mir nicht die alte FR zurückwünsche, dafür aber eine wesentlich verbesserte FR im Tabloid ersehne.
    Neben der oft beschworenen Handlichkeit könnte das Tabloid leserfreundlicher sein auf Grund seiner übersichtlichen Struktur. Da auf einer Seite ein Thema ausgebreitet werden kann ohne die Seite mit wirrem Klein-Klein vollzustopfen, das die großformatigen Zeitungen naturgemäß aufweisen. Aber genau daran scheitert die FR noch, da selten ganzseitiger Texte abgedruckt werden und stattdessen immer wieder ein Bildchen hier und ein Textlein dort-auf die Seiten flattern. Dieses „Leselaub“ nervt- wird es doch schon im meinem Hirn kompostiert, ehe ich die FR überhaupt durchgeblättert habe. Die FR sollte sich also dringend auf ihre Stärken besinnen. Eine dieser Stärken ist zweifelsohne Florian Hassel- heute gab es wieder eine seiner geschätzten Reportagen. Leider wurde die Seite üppig bebildert- klar passend zum Text, aber bald kann ich mit den Bildern vom Putin-Cowboy ein Foto-Album füllen. Gleichwohl finde ich in anderen Zeitungen selten so gute Berichte über Russland wie Florian Hassel sie schreibt oder Karl Grobe.
    Ich wünsche mir NICHT, dass Herr Vorkötter zum Spiegel abwandert. Bedenkt doch bitte, werte Mitbloger, dass es nichts Gutes bedeuten kann für eine Redaktion, wenn ständig der Chefredakteur wechselt, insbesondere da im Dezember Herr Meng geht. Wer denkt denn an die armen gebeutelten Journalisten, die den Schlamassel ausbaden müssten?

  85. Liebe Susanne.
    Schön wärs doch, wenn die „Mitstreiter“ hier wirklich die FR verbessern wollen. Es hat den Schein, dass sich alte Gefrustete hier nur auskotzen.
    Find ich schade, da destruktiv.
    Immerhin fehlt Uwe – immerhin positiv!

  86. oh Theodor_2,

    rechtschreiben: 6 (meintwegen)

    aber denken? Ich sehe es als Regierungspropaganda an, wenn die FR mehrheitlich und regelmäßig hochrangige VertreterInnen der Bundesregierung oder der sie tragenden Parteien im Rahmen der Dokumenationen ausführlich zu Wort kommen lässt. Ferner werden viele Meldungen und PMs der Regierung fast eins-zu-eins über die agenturmeldungen in der FR abgedruckt.

    Machen sie sich die Mühe zur kritischen Reflexion, statt plumber Anmache. Finden sie sich bitte damit ab, dass andere andere Meinungen haben und dass nur zwei dummejungenkommentare hier kein stück weiter helfen. Aber wissen sie was, ich lasse sie ihren quatsch schreiben, offensichtlich kommen ihre geistigen kapazitäten über dreizeiler nicht hinaus und da kommt ihnen die FR ja nun wirklich sehr entgegen.

  87. @bronski,

    wäre wohl an der zeit den kollegen theodor_2 abzumahnen und zeitnah mit hausverbot zu überziehen, da er offensichtlich hier nur rumpöbeln will

  88. Hei Ingo
    „und da kommt ihnen die FR ja nun wirklich sehr entgegen.“
    Frage: Aber warum regen Sie sich denn hier noch auf?

  89. ach theodor_2 lies doch mal was andere schreiben. Ich habe bereits erwähnt, dass ich nach einem halben Jahr leidvollem Abschieds mich dafür entschieden habe, lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. In diesem Sinne werde ich mit dem Auslaufen meines FR Bezugs meine Beteiligung an diesem Blog und auch durch Leserbriefe die FR auf ihre inhaltlichen, teilweise übelsten, Fehler hinzuweisen einstellen. Ferner habe ich mich über ihre billig und plumpe art der Anmache gegen andere Bloggerinnen aufgeregt. Und weiterhin schein sie ja richtig aufgeregt zu sein.

    Aber ich teile ihr Bedauern, dass Herr Theel hier Hausverbot bekommen hat, hoffe aber sie ereilt bald das gleiche Schicksal. Verdient jedenfalls hätten sie es eher als ihr Hassobjekt Herr Theel.

    Also, bitte beruhigen sie sich und kommen sie wieder von ihrem Tripp runter. Dann können sie sich vielleicht auch wie ein Mensch mit den anderen BloggerInnen unterhalten, statt mit präpurtären Schwachsinn hier die Website vollzustopfen.

  90. „hey“, oder „hi“, meinetwegen auch „hai“, ja sogar noch „high“, aber „hei“ ist offensichtlich der Versuch eines mittelmäßig qualifizierten, mit fremdwörten zu arbeiten.

  91. achja, und bevor sie wieder mit rechschreibung kommen: „präpurtären“ sollte natürlich „präpubertär“ heißen.

  92. Ich möchte Bezug nehmen auf die Frage nach der Qualität der Meinungsseite. Ich lese die Seite mit wenig Begeisterung. Einige Autoren schätze ich, Karl Grobe, Katharina Sperber, Steffen Hebestreit,Inge Günther und Stephan Hebel zum Beispiel, aber auch Klaus Staeck. Vielleicht könnte mir bei der Gelegenheit mal jemand erklären, was denn genau diese Unterscheidung zwischen dem Leitartikel, der Analyse und der Kolumne bewirken soll, abgesehen davon, dass diese Texte unterschiedlich umfangreich sind. Dabei gehen die Autoren der Analyse nicht immer analytisch vor. Schreibt hingegen Herr Grobe die Kolumne, ist diese analytischer als die Analyse. Bei anderen Autoren liest sich die Kolumne wie ein Gute-Nacht-Geschichte oder sie stellen gewagte Thesen auf zwecks Weltverbesserung. Meiner politischen Orientierung dient das Ganze jedenfalls selten.

  93. Leider entfernen sich auch meine „Mitstreiter“ hier immer mehr von einer sachlichen Diskussion, wenngleich sie zum Glück noch nicht so ausfallend geworden sind wie Theodor, der wohl nur deshalb nicht gesperrt wird, weil er Bronski-Mitstreiter ist.
    Immer häufiger liest man das Argument, „wir“ wollten uns nur „auskotzen“ und brächten keine Argumente. Ich vermisse immer noch die Argumente der „Gegenseite“ und die Antworten auf meine Fragen in Nr. 85.

    @ Susanne: Daß die erste Seite oft Magazin-Charakter hat, finde ich zwar nicht gut, aber auch nicht allzu schlimm. Was mich aber massiv stört, ist, daß hier oft reißerische Themen gewählt werden und die Schlagzeilen oft peinlich sind.
    Hinsichtlich der Autoren, die Sie schätzen (vgl. Ihr Eintrag Nr. 103), bin ich weitgehend Ihrer Meinung. Ich würde Michael Lüders ergänzen wollen (übrigens hat Vorkötter mir seinerzeit geantwortet, er habe Lüders für eine Reihe längerer Essays gewonnen; habe ich diese verpaßt, oder haben Vorkötter und ich unterschiedliche Vorstellungen vom Begriff des „längeren Essays“?). Hebestreit ist mW in Richtung Verlag abgewandert (stand in der SZ). Aber das sind halt überwiegend Vertreter der „alten“ FR, und dieser Befund stärkt nun mal den Eindruck, daß es viele viele neue Redakteure gibt, die den Mainstream vertreten.
    Daß Karl Grobe zumeist in der Rubrik „Kolumne“ schreibt, liegt mW daran, daß er aus Altersgründen nicht mehr zur Redaktion gehört und daher als Kolumnist fungiert.

    Interessant finde ich übrigens, daß Bronski seinerzeit (Juni/Juli) behauptete, positive und negative Zuschriften hielten sich die Waage, der Blog gebe nicht die wahren Meinungsverhältnisse wieder. Nunmehr behauptet er zu Beginn dieses Threads hier, damals seien zwei Drittel der Zuschriften negativ gewesen und mittlerweile hielten sich positive und negative die Waage. Was soll man noch glauben?

  94. @M.Baumbach #85

    Ja, eine Verflachung ist zu bemerken.
    Auch die Politik und sogar die „Problemfälle“ aus den Supernannies haben das „Paris Hilton Prinzip“ begriffen.
    Was soll man als Redakteur noch hinterfragen, wenn alles offensichtlich ist, was soll man enthüllen, wenn Enthüllung selbst bereits zur Verkaufsmethode geworden ist? Wie soll man Information verkaufen, wenn Information zur Konfektionsware geworden ist?
    Selbst die „Titanic“ weiß ja schon nicht mehr, ob sie staatstragend ist. (Blubb).

    Wie man sich wendet, immer ist man irgendwie im Geschirr fremder Interessen.
    Die Zeitung fällt zurück auf die bloße Nachricht: Was einer sagen will wird transportiert zu dem, der etwas lesen will.
    Die echte Funktion einer Zeitung, das eine in das andere zu übersetzen, die Kommunikationskompetenz und Meinungsvermittlung , die Kontrollfunktion der Überprüfung gehen verloren.
    Die Marktlücke der Zeitungen war: Die Wahrheit mußte wieder aufgefunden werden.
    Heute ist die Marktlücke der Zeitungen, den Leser dazu zu bringen, überhaupt zu lesen, was ihm gesagt werden soll oder aber ihm zu lesen zu geben,was er lesen will.

  95. also, ich muss sagen, ich bin einigermaßen erschüttert. die einen sagen, die fr sei nicht mehr linksliberal – und begründen das mit keinem einzigen beispiel. die anderen sagen, die fr ist okay und immer noch linksliberal – und kriegen von den anderen eins drauf, weil sie nicht sagen, warum die fr ihnen noch linksliberal genug ist. dabei haben die ersteren mit keinem wort begründet, warum die fr nicht mehr linksliberal sein soll

    lasst ihr euch nun gegenseitig eure meinung, oder kommt ihr auch mit argumenten?

    ich nehme mal die fr von heute, sorry, von gestern

    unicef – was für ein skandal

    thema seite zwei und drei: klare benennung der schuldigen der us-immobilienlkrise – die rating-agenturen und die deregulierung der finanzkrise.

    zitat: „wo waren aufsicht und gesetzgeber als sich die exzesse bei der verschuldung, beim verpacken schlechter forderungen und bei der zunehmenden intransparenz höchst komplexer finanzprodukte nicht mehr leugnen ließen? sie waren auf tauchstation, weil der freie markt es am besten richten werde. höchste zeit zum umdenken!“

    und der bericht über das große kino am hofe von angelea I

    die kritische würdigung des annapolis-gipfels auf seite 8/9 und des großen kommentars auf seite 13

    zuzüglich eines sehr süßen textes über die wiedergeburt des dalai lama auf seite 9

    über klaus kocks lässt sich streiten, den brauche ich nicht

    aber leutchens, die richtung der fr ist doch klar. ich weiß gar nicht, was ihr mit eurer simplifizierenden großwetterkritik hier wollt

  96. @ 105 BvG: Danke für die Reaktion, aber wenn ich Ihre früheren Einträge richtig in Erinnerung habe, sind wir ohnehin mehr oder weniger auf einer Linie. Was mich hingegen interessieren würde, ist die Meinung derer, die die neue FR ausdrücklich gut finden: WARUM geben diese mir/uns unrecht?? Weil wir falsch beobachten oder falsch werten (s. genauer meinen Eintrag Nr. 85)??

    @ 106 thomas: Verzeihen Sie, wenn ich von Fäkalsprache absehe, ich hoffe, Sie verstehen mich trotzdem: Ich erinnere mich dunkel, daß „uns“ hier oft vorgeworfen wurde, wir würden uns über Détails aufregen, also zu viele konkrete, für sich genommen nebensächliche Beispiele für die mangelnde Linksliberalität (u.a.) nennen.
    Um aber konkret auf Ihr Beispiel einzugehen: In der Tat war der heutige Kommentar der erste merkel-kritische seit langer Zeit (soweit ich es übersehe). Wie peinlich der Auftritt der Regierungschefin tatsächlich gewesen zu sein scheint, erschließt sich einem jedoch erst bei Lektüre des entsprechenden SZ-Kommentars. Dort war gestern übrigens ein sehr kluger, sehr kritischer Beitrag von Erhard Eppler zur China- und Rußland-Politik der Regierungschefin zu finden, der sich explizit gegen den Mainstream der Merkel-Hochjubelei wandte. Unter anderem stellte Eppler den Wert der persönlichen Beziehungen von Kohl und Schröder zu Jelzin bzw. Putin heraus. Damit bezog er sich mE (auch) auf einen Leitartikel des FR-Chefredakteurs, in dem dieser vor einigen Tagen in extrem plumper Weise die Schaufensterpolitik der regierungschefin hochjubelte.
    Ich maße mir nicht an zu beurteilen, ob der eine oder der andere außenpolitische Weg in dieser Frage der richtige ist. Was ich von einer Zeitung erwarte, ist jedoch, daß sie sich mit Argumenten, die über die einfache Wahrheit „Menschenrechtsverletzungen müssen angeprangert werden“ hinausgehen, auseinandersetzt. Auch in der SZ war kürzlich dazu ein Pro-Merkel-Kommentar; im Gegensatz zu Vorkötter wurde hier die Meinung aber begründet.

    Weiteres Beispiel für eine scheiß Simplifizierung (um Thomas‘ Sprachebene zu erklimmen): das H&M-Werbe-Panorama zur Gottes-Frage – auf der Titelseite als Beilage angekündigt, beschränkte es sich auf zwei bis vier Fragen an etwa acht Leute mit Kürzestantworten. Das ist wahrlich Feuilleton der Kategorie „deutlich schärfer“ – und allemal weniger sperrig als das beerdigte Forum Humanwissenschaften!

    So, dieser Eintrag verlor sich etwas im Kleinklein, aber das hatte thomas in Nr. 106 ja gefordert. Ich hoffe, er wirft mir jetzt nicht scheiß-problematisierende Détailkritik vor.

  97. @Thomas,

    bsp. von heute:

    1) Experten der Deutschen Banken beraten „NEUTRAL“ die LeserInnen der FR zu Baufinanzierung
    2) diese neutralen Beratungen finden seit der Umstellung regelmäßig statt und zwar JEDESMALS durch die durch die Beratung unmittelbar profitierenden: Der GDV zur Altersvorsorge, ein private Geldhaus zu Geldanlagen, der Verband der Banken zur Baufinanzierung und letzteres auch noch in einer Ausgabe wo die FR gerade darauf hinweist, dass die Banken die Subprimekrise vorsätzlich durch spekulationen verursacht haben, denn dies ist der hauptgrund für die Fninanzkrise und damit auch die Verantwortung weniger bei den Ratingagenturen zu suchen (auch wenn die durch aus mitgemischt haben), aber es waren Banken die WISSENTLICH Kredite vergebenhaben, obwohl klar war, dass die KreditnehmerInnen nciht solvent sind. Es wurden einfach Kreditverträge aufgelegt, die durch niedrgie Anfangszinse u.ä. für einige Zeit bezahlbar sind, genau so lange, bis die Häuserpreise genug gestiegen waren und dann treibt man die Personen in die Insolvenz und versteigert ihr haus.
    3) Die Fr hat es in der Printausgabe nur geschafft eine kleine Splatennachricht zur ZWangsverrentung zu drucken, obnline immerhin einen längeren Text. In beide trägt sie vorsätzliche Falschaussagen (verrentung ab 58 jahren gibt es nicht) weiter und erwähnt entgegen der SZ, den NAchrichten Tickern und vielen anderen z.b. nicht die Linke oder wenigstens die Grünen, welche seit Monaten auf die Zwansgrente hinweisen und Anfragen und Anträge einbrachten. Aber die SPD kommt als ReterIn der Not daher. und da die SPD weder links (Partei für den Sozialabbau) noch liberal (macht alle aufhebungen der Grundgesetze mit) ist, propagiert die FR anscheinend keine linksliberale Haltung sonde Parteipropaganda. Dies war aber auch der Grund warum die Schatzmeisterin der SPD maßgeblich am Abgang von Herrn Storz beteiligt war (dieser berichtete unverschämterweise positive über die Linke).

    Linksliberal heißt für mich NICHT richtige und wichtige Themen anzusprechen, sonder diese Themen richtig zu bearbeiten. Dabei stets Parteikritisch zu sein und vor allem erwarte ich von einer linksliberalen Zeitung auch, nach der Lektüre informiert und nicht manipuliert zu sein.

    So, nun sind sie an der Reihe mal ihre INHALTLICHEN Begründungen anzuführen, die über das Niveau aufgezählter Überschriften hinaus geht. Denn niemand hat bestritten, dass die FR MEHR Themen als früher behandelt, was aber nicht der Tatsache geschuldet ist, dass sie tiefer berichten würden, sondern gerade der Tatsache, dass sie nur noch kleine abgetippte Agentuermeldung in schmale Spalten presst.

  98. In 3) ist mir ein Fehler unterlaufen, in der Printausgabe gab es diesen knappen abdruck, in der online ausgabe einen längeren. Letzterer ist weitestgehend identisch mit Agenturmeldungen, erster zwar auch, aber völlig verkürzt.

  99. @ Umgangston im FR-Blog (2)

    Lieber Bronski,

    offensichtlich sind solche Kommentare wie in:
    #93 „auskotzen“
    #96. „stänkern“
    #106 „scheiß-simplifizierenden-großwetterkritik“
    inklusive der damit verbundenen Beleidigungen seitens der FR-Blog-Leitung offensichtlich nicht beanstandenswert, vielleicht sogar ja ausdrücklich erwünscht???????

    Durch Ihr Nichteingreifen haben Sie selbst dazu beitgetragen, dass „der weitgehend sachliche Ton“, den Sie in #28 noch dankbar begrüssten, durch zwei sehr gezielt vorgehende agents provacateurs gefährdet worden ist.

    Es bleibt beim Lesen dieser geschmacklosen Beiträge ein sehr merkwürdiger Beigeschmack. An der mangelnden Präsenz Ihrerseits und seitens der Administration kann es ja nicht liegen, da einige der unerwünschten Kommentare von Uwe Theel (die persönlich nicht beleidigend waren) binnen Minutenfrist manuell gelöscht wurden.

    Conclusio: Leider ein Fall von doppelte FR-Blog-Moral!

  100. @ 108:
    Weiterhin bin ich nicht überzeugt, daß die FR neoliberal geworden ist; vielmehr tendiere ich weiterhin zu dem Eindruck, daß aufgrund der Verflachung das linksliberale Profil nicht mehr erkennbar ist. Für eine gegensätzliche Einschätzung sind die Beispiele nicht einheitlich genug.
    Ich widerspreche aber ausdrücklich, daß in der FR mehr Themen angesprochen würden als früher!
    Nicht nachvollziehen kann ich die hier nun schon mehrfach geäußerte SPD-Parteipropaganda-Kritik. Ich habe hier keinen Einblick in Interna, aber ich glaube keinesfalls, daß Frau Wettig-Daneilmeier Einfluß auf Inhalte nehmen wollte. So wie ich die Sache damals verstanden habe, war der Grund für die fatale Absetzung von Wolfgang Storz (gegen die sich die Redaktion ja ausdrücklich und offen gewandt hat!), daß die DDVG ihren Mehrheitsanteil loswerden wollte und DuMonts Einstieg an die Inthronisierung von Vorkötter geknüpft wurde. So niederschmetternd das Ergebnis dieses Vorgangs, so kann man hier aber mE doch nicht von einer Einflußnahme der DDVG auf redaktionelle Inhalte sprechen. Ich lasse mich hier allerdings hinsichtlich der Fakten gern eines Besseren belehren.

  101. Grundsätzlich bin ich mit der neuen FR zufrieden.

    Aber:

    1. Bitte unbedingt auf die Rechtschreibung achten. Es passieren leider weiterhin viele (Flüchtigkeits-)Fehler;

    2. Die einzelnen „Bücher“ (Frankfurt und Wirtschaft+Sport) sollten an jedem Tag herausnehmbar sein. Es gibt Tage, da kann Wirtschaft+Sport nicht herausgenommen werden;

    3. Es ist schon besser geworden, aber gelegentlich kommt es vor, dass derselbe Artikel einen Tag später nochmal erscheint;

    Soweit erstmal.

    Schöne Grüße
    Bela

  102. @Baumbach,

    die „verkaufbarkeitsfrage“ war vielen damals die einzige Erklärung für die Kündigung Storz. Im „Freitag“ erschien vor nem halbe Jahr aber ein schöner Artikel von Georg Fülberth zu dieser Frage. Der Kündigung vorausgegangen war ein Briefwechsel zwischen der Schatzmeisterin der SPD und dem damaligen Chefredakteur. Inhalt war im wesentlich die sehr freundlich vorgetragene Bitte auf dem Briefpapier der Schatzmeisterin, einen Aritkel abzudrucken, da die FR zu einseitg, zu positiv und falsch über die Linkspartei berichtet habe. Die Weigerung durch Herrn Storz wurde von Frau Daniel-Wettigmaier nicht gerade freundlich aufgenommen.

  103. und ich habe der FR auch nicht unterstellt sie würde tatsächlich breiter berichten, sondern nur mehr Überschriften einstellen, zumindest scheint es mir so zu sein, dass ich mehr Stichworte als früher bekomme, aebr eben keine Berichtserstattung, geschweige denn ein Inhaltliche bearbeitung der Meldungen.

  104. „Wie der Spiegel weiter berichtete, teilte Wettig-Danielmeier zu den Briefen mit, dass sie in diesem Sonderfall „in dem die ,Frankfurter Rundschau‘ unter der Chefredaktion von Herrn Storz über Wochen zu einem Propagandablatt der WASG (Linkspartei) geworden war“, ihre Bitte als begründet ansehe. Ein Jahr später musste der widerspenstige Chefredakteur die Zeitung verlassen. Ob die oben beschriebene Episode etwas mit der Personalentscheidung zu tun hatte, ist jedoch nicht bekannt. Die Trennung, so Geschäftsführer Peter Skulimma zu Spiegel Online, sei in beiderseitigem Einvernehmen vereinbart worden, weil die Vorstellungen über die künftige Ausrichtung des Blattes zu unterschiedlich gewesen seien, und zwar sowohl in strategischer als auch in inhaltlicher Hinsicht. “ (Quelle: hier)

  105. ICh sage daher, man kann ja die neue Fr gut oder schlecht finden, dass die inhlatliche und strategische neuausrichtung erfolgt ist, ist jedoch unbestreitbar.
    Wie bereits erwähnt ist f+ür mich das Ende der Geduld erreicht, erst ein grundlegender Wechsel kann mich eventuell nochmal dazu bewegen die FR zu abonnieren.

    Statt Vorkötter und verBILDlichung der Rundschau hätte es auch eine Alternative gegeben, wenn es rein um die Finanzfrage gegangen wäre: Wieso hat niemand eine NAchhaltige Anhebung des Preise geplant, bzw. eine Umfrage gemacht, wie viel den Leuten ihre FR wert ist? Wieso musste die SPD Stimmrechte kaufen, wenn sie nur die FR retten wollte? Wieso hat sie nicht einfach einee großzügige Spende an die Gerold-Stiftung veranlasst?

    DIe besseren Lösungen lagen wohl zu nah, oder das Problem welches es zu lösen galt war die Berichterstattung der FR … wer weiß es schon?

  106. @ Manfred Förster, # 110

    Da haben Sie Recht, das muss ich auf meine Kappe nehmen. Lieber theodor_2, lieber thomas – bitte bleibt sachlich.

    In thomas‘ Beitrag habe ich eingegriffen.

    @ Manfred Förster, # 83

    Was für eine seltsame Argumentation. Warum sollen denn die Bordexemplare nicht zur verkauften Auflage gerechnet werden?

    Die Bordexemplare lassen sich mitnichten leicht nach oben steuern. Vielmehr orientieren sich die Fluggesellschaften streng am Bedarf ihrer Kunden. Die neue FR richtet sich in besonderer Weise an mobile Menschen. Sie liest sich im Flugzeug deutlich komfortabler als andere Zeitungen im Broadsheet-Format. Eben das haben die Fluggesellschaften schnell erkennen müssen und Mengen nachgeordert.

    Im Übrigen – der Anstieg der Bordexemplare ggü. dem Vorjahresquartal ist kein isoliertes FR-Phänomen, denn auch die Wettbewerber im Segment der überregionalen Tageszeitungen legen bei den Bordexemplaren deutlich zu: Die Welt +6.064 Exemplare, Financial Times Deutschland +4.303 Exemplare, Frankfurter Allgemeine +7.106 Exemplare, Handelsblatt +3.951 Exemplare. Die Frankfurter Rundschau meldet für das dritten Quartal 2007 15.727 Bordexemplare, was einem Anteil an der verkauften Auflage von ca. 10% entspricht. Damit liegt die FR immer noch deutlich unterhalb des Gattungsdurchschnitts von 13,5%. Nur die Süddeutsche Zeitung hat einen niedrigeren Wert und die taz bedient diesen Vertriebskanal überhaupt nicht. Alle anderen überregionalen Tageszeitungen weisen deutlich höhere Bordexemplare und deutlich höhere Auflagenanteile aus.

    Hier die exakten Zahlen:

    Taz
    Verk. Auflage: 55.414
    Bordexemplare: 5
    Anteil an verk. Auflage: 0 %

    Die Welt
    275.300 / 61.022 / 22,2 %

    FTD
    103489 / 30.689 / 29,7 %

    FAZ
    360.915 / 38.905 / 10,8

    FR
    152.166 / 15.727 / 10,3

    Handelsblatt
    143,415 / 25,498 / 17,8 %

    SZ
    431.421 / 33,506 / 7,8 %

    Überregionale Zeitungen insgesamt
    1.522.219 / 205.352 / 13,5 %

  107. @Bronski,

    aber dann sind die Auflagen bei den anderen Zeitungen ja deutlich stärker gewachsen als bei der FR. Würde ihr Argument von der handlichkeit stimmen, dann hätte die FR ja deutlich stärker zulegen müssen. Der Aufwuchs scheint mir eher (was natürlich wiederum fiasco widerspricht) demm allgemeinen Anstiege an Flügen, Fluggesellschaften und Fluggästen geschuldet zu sein, als dem vermeintlich handlichen Format.

    Ferner liegt die FAZ im Anteil gelichauf mit der FR, so gering ist die Auflage also nichtmehr

  108. ferner würde ich noch ergänzen:

    Quartal 3/2007 1/2007 3/2006 1/2006
    Verbreitung 153822 148207 152263 160066
    Verkauf 144995 144872 149102 156234
    Druckauflage
    gesamt 203637 171680 179029 181861

    Lieber Bronski, sehe ich das richtig, während die Druckauflage kräftig gestiegen ist, ist die verkaufte Auflage ebenso wie die verbreitung heute nicht höher als im 3. Quartal 2006 und niedriger als im 3/2005?

  109. @119. Bronski

    Lieber Bronski,

    mal ganz ehrlich: Wissen Sie, wieviel die FR den Fluggesellschaften für 1 Bordexemplar in Rechnung stellt?

    Der in den ivw-Verbeträgerdaten-Statuten festgelegte Minimumpreis ist 1 Cent pro Exemplar.

    Dies ist der Grund, dass unter betriebswirtschaftlichen (und unter Nachfrage-) Gesichtspunkten die Bordexemplare für die Beurteilung der nachfrageverursachten Auflagenentwicklung NICHT berücksichtigt werden dürfen, weil sie – wenn der Verlag es wünscht und Sonderaktionen durchführt – den kostenlos verteilten Freiexemplaren in nichts nachstehen.

    Ein Anruf der FR-Marketingabteilung bei der Lufthansa des Inhalts, dass der Verlag im nächsten Quartal die georderten Bordexemplare 50% billiger abgibt als im Vorquartal, und SCHWUPPS schon hat die FR eine tolle Auflagensteigerung.

    Dies ist doch genau der Grund, weshalb die ivw die Bordexemplare seit 2003 in einer separaten Kategorie und nicht mehr unter sonstige Verkäufe erfasst. Konsequenterweise müssten sie ganz aus der Statistik der verkauften Auflage herausgenommen werden.

    Oder, um eine unverdächtige Quelle (Focus-Lexikon MediaLine) zu zitieren: „Sonstige Verkäufe (hier noch inklusive Bordexemplare) zu erhöhen oder Remittenden zurückzuhalten gehört zur gängigen Praxis vieler Verlage, um den Absatz zu stabilisieren. Besonders zum Quartalsende oder im Befragungszeitraum von Markt-Media-Studien ergreifen Verlage vielfältige Maßnahmen … Bei einer Beurteilung nach Auflagen sollte bei den Bordexemplaren berücksichtigt werden, dass sie nicht durch Nachfragedruck, sondern durch Freiabgabe verbreitet werden.“

    Diskutieren wir als nächstes die Entwicklung der Abo-Zahlen? Meinetwegen mit der Mo-Sa-Ausgabe:

    Quartal 03/2007: 90.626
    Quartal 01/2007: 92.555

    Kompensation der abgesprungen Abonnenten sieht aber ANDERS aus!

    (wird fortgesetzt)

  110. Mal ganz ehrlich, Herr Förster: Und selbst wenn es so ist, wie Sie sagen – was ich nicht bestätigen oder dementieren kann -, dann machen es trotzdem alle so, nicht nur die FR.

    Ich würde mich daher freuen, wenn wir zu einer inhaltlichen Debatte zurückfinden könnten. Gern konkret täglich an der jeweils aktuellen FR. Es geht doch darum, die Zeitung nach vorn zu bringen. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, ist das auch Ihr Anliegen. Ein Patentrezept auf die Veränderungen am Zeitungsmarkt gibt es nicht. Die Formatumstellung war unsere Antwort auf die allgemeine Krise. Und wir werden sie keinesfalls zurücknehmen. Akzeptieren Sie das bitte!

  111. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, wird die Formatumstellung auch gar nicht in erster Linie kritisiert, sondern die inhaltliche Verflachung und eine Abkehr von einem links-liberalen Profil, wie es die FR einmal hatte. DAS ist der Grund, warum Leser verärgert sind und abwandern. Akzeptieren Sie das bitte!

  112. Natürlich akzeptiere ich das. Um dieser Kritik ein Forum zu geben, habe ich ja diesen Thread eröffnet. Darum aber auch meine Bitte, zu den Inhalten zurückzukehren. Sagen Sie mir konkret, was Sie sich anders wünschen. Wie schon gesagt arbeite ich gerade an einem neuen Bericht über die Kritik nach einem halben Jahr. Es wäre schön, wenn ich außer mehr oder weniger globalen Kritikpunkten („die FR ist nicht mehr die, die sie mal war“ o. ä.) auch was Konkretes einfließen lassen könnte.

  113. @123. Bronski

    Gerne komme ich sehr bald auf die inhaltliche Debatte zurück! Aber lassen Sie mich vorher noch die in Word bereits geschriebene Antwort an Frau Wolf abschicken.

    Und ausserdem ging es hier nicht darum, ob „dies“ mit den Bordexemplaren alle so machen, es ging hier darum, ob die neue FR den profilbedingten Leserschwund kompensiert hat oder nicht und ob sie bereits jetzt Erfolg am Markt hat.

    Und hier haben wir beide definitiv einen Dissenz: Sie sagen: Na klar! Und ich sage: NEIN, weil Sie nicht die bereinigten Zahlen heranziehen. (Und hier schwingt auf meiner Seite sicher auch ein bisschen Berufsethos als national und international vergleichender Volkswirt und Statistiker mit).

    @121. Inga Wolf

    Frau Wolf, darf ich für Bronski in einem Punkt Ihrer Frage antworten?

    Die FR hat in einer ersten Runde im Quartal 2/2007 die Druckauflage von 179.936 auf 192.311 Exemplare erhöht im Vertrauen auf die von der Marketingagentur erhobenen Marktdaten und die enormen neuen Absatzchancen durch die Formatumstellung.

    Ergebnis: Die Zahl der Remittenden (also der Rueckläufer im Einzelverkauf) hat sich um 10.000 Exemplare erhöht, die gesteigerten Verkaufserwartungen waren am Markt nicht durchzusetzen.

    Deswegen in der 2. Runde nochmalige Erhöhung der Druckauflage auf 213.494 Exemplare (plus 21.000 Exemplare).

    Ergebnis: Remittenden + 15.500 (im Vergleich zu 02/2007) und + 25.000 (!) im Vergleich zu Quartal 01/2007.

    In meinem Kommentar #12 hatte ich dies wie folgt kommentiert: Der Versuch, im Hauruckverfahren die FR-Druckauflage zu erhöhen (und zu verkaufen!), ist gescheitert.

    Conclusio: Vielleicht sollte man Aussagen der Marketing-Gesellschaft etwas kritischer analysieren, bevor man ihnen folgt?

  114. Die Erhöhung der Druckauflage hat natürlich auch damit zu tun, dass wir viele kostenlose Probe-Abos und Promotion-Maßnahmen hatten. Das ist im Zusammenhang mit der Formatumstellung eine selbstverständliche Sache. Ich weiß wirklich nicht, was diese Diskussion bringen soll und verweise auf meinen Kommentar # 125.

  115. Lieber Bronski, so langsam bin ich des Wiederholens der einzelnen Kritikpunkte müde. Bitte lesen Sie die Beiträge von z.B.

    Ingo Schäfer
    Fiasco
    bakunix
    Susanne
    Uwe Theel

    All diese Blogger und auch meine Person hatten schon im ersten Kritik-Blog mehrmals ausführlichst und sachlich dargelegt, wo Änderungen bzw. Verbesserungen dringend geboten sind. Allein, es fehlte an angemessenen Reaktionen, vor allem seitens des „wenig diplomatischen“ Chefredakteurs. Und das ist noch eine wohlwollende Untertreibung.

  116. Der erste Kritik-Thread war damals. Jetzt sind wir ein halbes Jahr älter, und ich bitte darum, die jetzige FR in die Kritik zu nehmen. Und zwar möglichst konkret, vielleicht sogar am Text direkt. Dabei interessiert mich insbesondere die Konkretisierung der Kritik, inwiefern die FR in Ihrer aller Augen die Richtung geändert haben soll.

  117. Heute muss ich zur Abwechslung ein Lob aussprechen hinsichtlich der Dokumentation. Super, darauf habe ich gewartet! Ständig war in verschiedenen Zeitungen von Wirtschaftsstudien die Rede, die als Grundlage herangezogen wurden für sich widersprechende Interpretationen, sodass ich nach jeder Lektüre ratloser wurde. Aber Dank der heute veröffentlichten Dokumentation kam nun Licht ins Dunkel. Von ein paar fachsprachlichen Schwierigkeiten abgesehen, war der Text – für mich nach zweimaligem Lesen-gut verständlich. Erleichternd hätte ich es gefunden, wenn die Struktur des Textes (These, Methoden der empirischen Überprüfung und Ergebnisse) durch Hervorhebungen deutlicher gemacht worden wäre. Auch hätte ich es besser gefunden, wenn anstelle des Bildes erklärt worden wäre, was unter „panel-ökonometrischen Verfahren“ zu verstehen ist. Aber ich möchte nicht nörgeln. Die Doku heute war ein echter Höhepunkt. Sehr gefallen hat mir auch im Feuilleton das Interview mit Armatya Sen, auch im Politik-Teil das Interview mit Lew Gudkow kann ich loben. Ich bin normalerweise keine besondere Freundin des Interviews im Politik-Teil, aber dieses hier war im Zusammenhang erhellend, außerdem von Florian Hassel geführt. Am Text von Herrn Hebestreit auf Seite 4 habe ich nichts auszusetzen- das Bild jedoch ist grässlich und viel zu groß. Als echte Zumutung empfinde ich die Seiten 8 und 9. Da habe ich überhaupt gar keine Lust irgendetwas zu lesen, nicht mal den eingequetschten Textstreifen von Frau Günther, die ich ansonsten als Autorin schätze. Beim Anblick dieser Seite ergreift mich nur ein Gedanke und der lautet: Flucht-schnell weiterblättern. Wie fanden denn die Mitblogger die Dokumentation heute?

  118. Nun, einen Richtungswechsel kann ich nicht festtellen.

    Wie schon hier und da gesagt, bin ich grundsätzlich zufrieden mit Umstellung und Neugestaltung. Ärgerlich sind gelegentlich die Glamour-Nichtigkeit, aber naja, kein Beinbruch, Konfetti gehört zur Party dazu. Bild-und Layoutkritik ist ja bekannt.

    Der Knaller sind manchmal die unüberlegten Kombinationen von Bildern und Überschriften.
    Schaut euch heute mal die Seite 1 an!
    Welche Überschrift passt besser zum Bild:

    „Simonis attackiert UNICEF-Chef“ oder
    „Nicht unter acht Euro?“

    Für mich sollte jede Seite eine Komposition sein, die harmonisch zusammenpasst. Natürlich geht das nicht immer, aber es erhöht den Gesamteindruck und ist ein Genuß für sich.

  119. Nachtrag
    schon klar, daß die Kombinationen nicht so gemeint sind,
    aber es ergeben sich manchmal skurrile Wirkungen

  120. @bronski 129,

    da die FR sich nicht zum Besseren geändert hat, sind doch die Kritikpunkte im Wesentlichen die Selben geblieben. Ferner habe ich doch auch mal wieder aus der heutigen Ausgabe einige Punkte aufgeführt.
    Darüberhinaus habe ich mir auch Zeit genommen, ihnen Leserbriefe zu schreiben, bzw. fahrlässig fehlerhafte Beiträge kommentiert.

  121. @ Bronski Nr. 123, 125: Ich fühle mich von Ihnen verarscht. Im Juni wie auch in den letzten Tagen haben ich und viele andere hier eine Fülle an konkreten Kritikpunkten geäußert und konkrete Fragen an Sie gerichtet. Exemplarisch verweise ich auf meine Einträge 15, 32, 85, 104, 107 in diesem Thread sowie die Einträge von Manfred Förster und Susanne. Sie haben sich zu keinem der Kritikpunkte konkret geäußert – abgesehen davon, daß Sie mir (wörtlich) bescheinigt haben, „Unsinn“ zu reden.
    Ihr jetziger Vorwurf, die Kritik sei nicht konkret, paßt ins Bild, wenn man sich den Umgang Ihres Chefredakteurs mit Kritik vor Augen führt – vgl. dazu obige Schilderung von Manfred Förster zum Umgang mit seinem offenen Brief sowie meine Einträge 30, 41.
    Eine bemerkenswerte Ignoranz legen Sie an den Tag, wenn Sie nunmehr suggerieren, hier würde vor allem die Formatumstellung als solche kritisiert. Oder meinen Sie die Umstellung des inhaltlichen Formats?

  122. # Bronski zur Forderung nach konkreter Kritik an den Texten

    Heute (1.12.07) lesen wir einen Kommentar von Astrid Hölscher zur Mitgliedschaft der neuen Juso-Vorsitzenden in der Roten Hilfe eine durchgehende Verunglimpfung dieser Vereinigung. Ausgehend von der Rechtspostille „Junge Freiheit“, die die Kampagne gegen Frau Drohsel startete, hängt sich Frau Hölscher an diese Diktion an. Sie nennt die Rote Hilfe einen „Haufen“, nicht gerade eine Bezeichnung, die darauf hindeutet, sich mit der Arbeit derer, denen sie pauschal in den Hintern tritt, außer mittels Verfassungsschutzberichte, auseinandergesetzt zu haben. Die Rote Hilfe wird als „Zwitterwesen“ diffamiert, das angesiedelt sei „zwischen RAF-Kult und Ratgeber fürs bunte Protestvolk.“ Nachdem nun der polemische Boden bereitet ist, wird von Frau Hölscher die Forderung an die neuen Juso-Vorsitzende herangetragen: „Raus aus dem Laden…“.

    Derartige Kommentare haben nichts, aber auch gar nichts mit linker oder linksliberaler Analyse zu tun, wenn man sich mit den Verfassungsschützern und den Rechtsaußen in der Wortwahl gemein macht.

    Das heißt nicht, dass die Aktionen der Roten Hilfe sakrosankt wären. Um diese Organisation einordnen zu können, zitiere aus der Satzung: „Die Rote Hilfe organisiert nach ihren Möglichkeiten die Solidarität für alle, unabhängig von Parteizugehörigkeit oder Weltanschauung, die in der Bundesrepublik Deutschland aufgrund ihrer politischen Betätigung verfolgt werden. Politische Betätigung in diesem Sinne ist z.B. das Eintreten für die Ziele der ArbeiterInnenbewegung, der antifaschistische, antisexistische, antirassistische, demokratische oder gewerkschaftliche Kampf und der Kampf gegen die Kriegsgefahr.“ In diesen Zielen kann ich nichts Verwerfliches erkennen.

  123. Der Kommentar von Astrid Hölscher hat mich auch sofort an den PC „genötigt“. Dieser Kommentar hätte in der Welt stehen können, aber doch nicht in der FR.
    Ebenso unappetitlich gestern die Beschreibung des linken, thüringischen SPDlers Dewes als böser Skorpion. Matschie, der die SPD zu einer CDU light gemacht hat, wird zu seinem Opfer stilisiert. Ich hätte eher erwartet, dass die FR eine unsoziale Politik kritisiert, nicht das Aufbäumen von Linken in der SPD, die mit der Partei Die Linke arbeiten möchten.
    Das sind Punkte, die mich stören an der FR. Nicht das Format (das schätze ich sehr), nicht das Magazin (ich lese auch gerne mal schlichte Unterhaltung), nichtmal die großen Bilder stören mich.

  124. @ M. Baumbach

    Es sei Ihnen unbenommen, mich in dieser Weise zu attakckieren; vielleicht habe ich es ja wirklich verdient. Sie stecken mich damit allerdings in ein Raster, das wohl noch von damals geprägt ist. Ich haben Ihnen nicht vorgeworfen, sich nicht konkret geäußert zu haben, sondern ich habe Sie – Sie alle – anregen wollen, sich möglichst konkret zu äußern. Nur dann kann ich Kritik, die hier geäußert wird, konstruktiv nutzbar machen. Wenn Sie hier sagen, die FR habe ihre Richtung geändert, dann wüsste ich gern, woran Sie diese Beobachtung festmachen. Ich denke, dieser Wunsch ist nachvollziehbar. Sie greifen die FR in teils recht globaler Form an. Dazu haben Sie natürlich jedes Recht der Welt. Ich habe meinerseits aber auch das Recht nachzuhaken. Ich will es einfach genau wissen, okay?

    Ich ziehe mal die Kritik aus Ihren Kommentaren heraus, die Sie in # 134 aufgelistet:

    # 15
    „Hauptkritikpunkte bleiben die leichte Konsumierbarkeit des politischen Teils und die nichtssagenden Kommentare. … Die neue FR ist weitgehend Etikettenschwindel, zB sind auch die Bundesligaberichte kürzer und agenturlastiger. Am meisten not aber tut mehr Tiefgang im Politikteil!“

    Diese Kritik ist nur in einem Punkt konkret, bei den Bundesligaberichten. Warum sind die Kommentare nichtssagend? Was fehlt Ihnen daran?

    # 32
    „Ich finde die Kommentare meistens so nichtssagend, daß ich eine Einstellung nicht entdecken kann. Oder zeugt plumpes, blindes Einstimmen in die Merkel-Euphorie von einer konservativen Einstellung?“

    Hier werden Sie konkreter. Stichwort „Merkel-Euphorie“. Dieser Kritikpunkt ist gebucht. Ich könnte Beispiele aus der FR anführen, die das Gegenteil belegen, aber auch Beispiele, die in Ihre Richtung gehen. Wir sammeln die Kritikpunkte jetzt erstmal, okay?

    # 85
    „Denn es sind eben keine einzelnen „Fehler auszumerzen“, sondern die Grundausrichtung stimmt nicht.“
    Woran machen Sie das fest?

    # 104
    „Daß die erste Seite oft Magazin-Charakter hat, finde ich zwar nicht gut, aber auch nicht allzu schlimm. Was mich aber massiv stört, ist, daß hier oft reißerische Themen gewählt werden und die Schlagzeilen oft peinlich sind.“
    Dass wir reißerisch sein sollen, höre ich häufiger. Auch dazu könnte ich einiges sagen, aber wie gesagt: Wir sammeln erstmal.

    # 107
    „Leitartikel des FR-Chefredakteurs, in dem dieser vor einigen Tagen in extrem plumper Weise die Schaufensterpolitik der regierungschefin hochjubelte.“
    Vielleicht ist das ein gutes Beispiel, an dem man konkrete Textkritik machen könnte. Bitte sehr!

    PS: Apropo Michael Lüders – lesen Sie heute mal die Doku.

  125. @ bakunix, Stefan

    Danke für die Kritik. Ich lese den Kommentar von Hölscher eher als gut gemeinten Ratschlag an Frau Drohsel. Ich weiß nicht, ob es für die weitere Karriere einer Juso-Vorsitzenden gut ist, Mitglied in einer Verienigung zu sein, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird, möchte es aber bezweifeln.

    Haben Sie mal gelesen, was die „Welt“ dazu gemacht hat? Dann gucken Sie mal hier und hier.

    Inzwischen hat Frau Drohsel es sich anders überlegt: Sie will sich aus der Roten Hilfe zurückziehen.

  126. Das lese ich wirklich ganz anders, Bronski.
    Aber um auch mal was positives zu sagen: Die Dokumentation, die susanne bereits gestern erwähnte, hat mir sehr gut gefallen. Ebenso das heutige Panorama. Inhaltlich, wie auch von der Aufmachung.

  127. @Bronski
    und Bloggerinnen,

    heute sollte mein erster Tag der dauerhaften FR-Blog-Abstienz sein. Leider hat die FR mich doch tatsächlich mit einem Brief beheligt, am ersten fr-abo-freien Tag seit (ich glaube etwa 6 oder 7 Jahren).

    Ich zitiere mal Sätzchen:
    „Sie wollen … mit einem einzigartigen Geschenk überraschen? Dann schenken sie doch die neue [?] nahdliche FRANKFURTER RUNDSCHAU [sic!].“
    und weiter:
    „Sie als langjähriger Leser … mit der FR doppelt Freude zu bereiten.“

    Da läuft die FR-Abo-Werbekampagne vollkommen ignorant meiner KÜNDIGUNG, die ich EXPLIZIT damit begründet habe, dass die FR für mich nicht mehr akzeptabel ist. Wie bitte soll ich diese sarkastische Geldverschwendung verstehen lieber Herr Bronski? Werden ihr Spam-Sendungen nicht auf Zielgenauigkeit geprüft?

    Und dann lese ich hier im Blog, dass die FR eine Analyse zur Frage der Mitgliedschaft in einer vom Verfassungsschutz beobachteten Gruppe thematisiert. Und SIE Herr Bronski, kommentieren die Kritik so:
    „Ich weiß nicht, ob es für die weitere Karriere einer Juso-Vorsitzenden gut ist, Mitglied in einer Verienigung zu sein, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird, möchte es aber bezweifeln.“

    Glaube sie wirklich, dass das Kriterium, vom Verfassungsschutz überwacht zu werden irgendeinen tatsächlichen inhaltlichen Bezug zur Arbeit der Gruppe hat?

    Ich zitiere mal ein wenig aus den logischen Konstruktionen dieses Berichts (2006):
    „Fremdenfeindliche Einstellungen, SkinheadKon­
    zerte, Demonstrationen und die zunehmende Attraktivität der Szene für junge Menschen sind leider dabei, Teil der gesellschaftlichen
    Realität zu werden. Durch Freizeitangebote für Jugendliche, Hausaufgabenbetreuung für Schüler oder auch Hilfestellung bei der Lehrstellensuche dringen Rechtsextremisten
    mehr und mehr in die gesellschaftliche Mitte vor.“

    Ja wieso ist denn da soviel Raum im Bereich der Freizeitangebote, der Hausaufgabenbetreuung, bei der Lehrstellen suche und wieso lässt sich die „gesellschaftliche Mitte“ darauf ein? Der Bericht hat darauf Antworten:
    „Das heißt, dass WIR ihnen attraktive Angebote machen müssen…“
    und dann kommt der absolute Brüller:
    „Das gilt nicht nur für die Bundesregierung, die bereits erhebliche Anstrengungen unternimmt.“

    Lieber Bronski, wenn sie durch ihre Kommentierung diese Berichte nicht aufwerten entlarven diese sich auf der ganze Front als antidemokratisches Kampfschwert der jeweiligen Regierungen. Die Lächerlichkeiten der Argumentationen, wie so Gruppe gefährlich sind oder nicht ist kaum zu überbieten.
    „Leider komme ich auch heute nicht umhin, einige Sätze zur NPD zu sagen.“ Will Herr Schäuble zur NPD lieber schweigen?

    Ferner können folgende erhellenden Passagen gefunden werden:
    „Besorgniserregend ist in diesem Zusammenhang
    der Zuwachs bei politisch rechts motivierten Gewalttaten mit extremistischem Hintergrund um 9,3 Prozent.
    Demgegenüber sind politisch links motivierte Gewalttaten mit extremistischem Hintergrund um 3,8 Prozent zurückgegangen. Trotz dieses erfreulichen (sic!) Trends liegt…“
    Ohne Worte…

    „Anfang 2007 waren von Bund und Ländern gemeinsam im Nachrichtendienstlichen Informationssystem (NADIS) 1.047.933
    (Anfang 2006: 1.034.514) personenbezogene Eintragungen enthalten, davon 598.611 Eintragungen (57,1 Prozent) aufgrund von
    Sicherheitsüberprüfungen (Anfang 2006: 57,4 Prozent).“

    Dazu noch zwei dinge: ersten die Chance in Deutschland im Bericht zu landen steht also mehr als eins zu 80, d.h. aber z.B. wenn in der Rundschauf 400 Leute arbeten, dass sie tendenziell 5 Personen in ihrer Belegsschaft haben, die in irgendeinem der Erfassungssystem gelandet sind.
    Zweitens, wie kommen die Personen die nicht aufgrund von „Sicherheitsüberprüfungen“ im System gelandet sind dahin?

    Nein, ich glaube sie verrenen sich wirklich, wenn sie Mitarbeit in einem vom Verfassungsschutz unter beobachtung stehendem Verein per se kritisch einstufen. Insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Karrierechance, denn vielleicht sind manchen Menschen nicht nur die Karriere alles. Und wegen dieser Befürchtungen gefährdet der Ausbau des Überwachungs und Sicherheitsstaates die Freiheit und die Demokratie, da ich stets Angst haben muss, meine Karrier zu versauen, nur weil ich zum Beispiel bei Protesten „zu nahe“ an beobachtete Personen rangekommen bin. Oder weil ich wie A. Holm es wage, eine Gespräch bei ausgeschaltetem Handy zu führen…

    Und nun noch die Kommentierung des VS-Berichts zur Rotenhilfe (auszugsweise):

    „Mit Blick auf den „gewaltigen Repressions
    und Überwachungsapparat“, den der Staat nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA aufgebaut habe und nun gegen alle „unter Generalverdacht stehenden Bürger“ einsetze, heißt es:
    „Die Freiheit stirbt mit Sicherheit und mit ihr auch immer mehr die Möglichkeit, Unterdrückung abzuschütteln. Als Linke müssen wir um unsere Freiräume und gegen die rasende Verbreitung von Sicherheitsmaßnahmen kämpfen.“
    („DIE ROTE HILFE“ 3/2006, S. 16)“

    Weiter:

    „Ein Themenschwerpunkt der Ausgabe 2/2006 waren die Sicherheitsmaßnahmen anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 2006. Unter der Überschrift „Die Welt zu Gast bei Freunden – Repression, Überwachung, Aufrüstung“ heißt es, die verschärfte „Repression gegen Fußballfans“ habe „prima in eine Gesellschaft gepasst, in der insgesamt repressive Tendenzen zunehmen“.“

    Abschließend noch dies:
    „Die seit 2004 andauernde und von der RH maßgeblich mitinitiierte bundesweite Kampagne zugunsten eines Heidelberger Realschullehrers und RHAktivisten, der wegen seines Engagements
    in der linksextremistischen „Antifaschistischen Initiative Heidelberg“ (AIHD) zunächst in BadenWürttemberg, später auch in Hessen nicht zum Schuldienst zugelassen worden war, wurde weitergeführt. Nachdem am 10. März das Verwaltungsgericht
    Karlsruhe die Klage des Lehrers gegen seine Nichteinstellung zurückgewiesen hatte,[FUßNOTE] kam es am 25. März in Karlsruhe zu einer bundesweiten Demonstration mit etwa 450 Teilnehmern. Ein RHMitglied
    betonte in seiner Rede: „Antifaschismus ist
    nicht kriminell, sondern notwendig! Weg mit dem Berufsverbot! Geheimdienste abschaffen!““

    An diesen Protesten beteiligten sich auch Gewerkschaften und viele andere Gruppen. In der FUßNOTE weist der Verfassungschutz darauf hin, nachdem er oben mit dem Urteil suggeriert, das Berufsverbot wäre richterlich bestätigt, dass der Verwaltungsgerichtshof das Urteil zur Überprüfung zurücküberwiesen hätte.

    Nun kann man stehe wie man will zur Roten Hilfe, aber alleine sich in dieser Gruppe, die offensichtlich ein breites Spektrum abdecken, zu engagieren kann ich nicht als verwerflich sehen. Denn der Bericht weist stets darauf hin, das „Eine“ Person (bei 4500 Mitgliedern) dies gesagt hat oder in einem Flugblatt jenes geschrieben war. Es ist (meinetwegen) ok, die RH zu „überwachen“, aber es nicht ok, ihnen ohne irgenwelche Beweise daraus einen Strick zu drehen. Denn sollte die Leute straffällig werden (und darauf kommt es ja wohl an), können sie sich sicher sein, dass sie (da sie überwacht werden) auch verfolgt und bestraft werden. Bis dahin gilt aber zumindest für die FR und sie noch „in dubio pro reo“.

  128. In der heutigen FR wir das Thema Aids anhand zweier Texte behandelt, die von Johannes Dieterich und Hans-Hermann Kotte stammen. Im Vergleich dazu bringt die FAZ einen Text über Russland mit dem Titel “Jung, berauscht, aidskrank“. Eindeutig finde ich hier die Herangehensweise der FR wesentlich besser, da nicht der Klischee-Dreiklang: Drogen, schwul, Aids- bedient wird, sondern im Gegenteil betont wird, dass es jeden treffen kann. Trotzdem habe ich Kritik-Punkte bezüglich der Umsetzung. Die beiden Texte sind reportagehaft, gehen vom Speziellen ins Allgemeine. Da sie gut und einfühlsam geschrieben sind, habe ich daran auch überhaupt nichts zu bemängeln, kann auf diese Weise doch geholfen werden, Vorurteile abzubauen. Was mir jedoch fehlt, ist die politische Analyse. Die riesige Schleife ist als Symbol der Solidarität jedem bekannt- wieso muss sie so überdimensioniert abgedruckt werden? Ebenso überflüssig finde ich die Fakten-Reihe. Würde man die Schleife verkleinern, Faktenstreifen und Grafik rausnehmen, würde Platz dafür frei werden. Ich hoffe, ich muss jetzt nicht erklären, was ich mir unter einer politischen Analyse vorstelle, lieber Bronski?
    Die Dokumentation von Michael Lüders finde ich eher uninteressant, was vermutlich daran liegt, dass es sich ja lediglich um eine Leseprobe der Einleitung seines Buches handelt und aus diesem Grund sehr allgemein gehalten ist. Vermutlich ist sein Buch analytischer. Sehr problematisch finde ich diesen Vergleich mit dem Denkschema des Antisemitismus. Nicht schon wieder! Auf diese Idee kann auch Lieschen Müller kommen, dazu braucht es doch keinen Islam-Experten. Wenn schon Vergleich, dann bitte wissenschaftlich aufgebaut und mit den entsprechenden Methoden analysiert.

  129. # Bronski zur Forderung nach konkreter Kritik an den Texten

    Lesen wir den Kommentar von Markus Sievers( 1.12.07), dem Oswald Metzger der FR-Berichterstattung. In der Vergangenheit hat er dem Ausverkauf des Volksvermögens Bundesbahn in leicht modifizierter Form das Wort geredet und die Hartz-IV-Gesetzgebung mit minimalen Einschränkungen verteidigt. Heute ließ er sich wieder nicht nehmen, die CDU-FDP-Position in Sachen Arbeitslosengeld I zu propagieren, indem er den Satz einstreute: „Richtig ist, dass sich die große Koalition zuletzt kleine finanzielle Ausrutscher geleistet hat, indem sie die Arbeitslosenkasse durch längere Zahlungen an Ältere belastete.“

    Dies wird dann zum neoliberalen Geschwätz, wenn man außen vor lässt, dass in der Vergangenheit der Bundeshaushalt von der BA mit rund 10 Milliarden per anno subventioniert worden ist, dass diese Überschüsse erwirtschaftet worden sind, indem arbeitsmarktpolitische Maßnahmen gekürzt worden sind. Außerdem hat niemand die Koalition gezwungen, die Beiträge zur Arbeitslosenversichung auf 3,3 Prozent zu senken. Jeder Betroffene hätte liebend gerne eine bessere soziale Absicherung als jetzt bei einem Bruttoeinkommen von 2000 Euro rund 7 Euro mehr netto in der Lohntüte. Dass dadurch, gerade wenn die Kurve in Richtung Rezession geht, die BA über defizitäre Einnahmen jammern wird, und natürlich mit ihr Markus Sievers und die CDU-FDP, ist offensichtlich.

    Fasse ich die heutige Kommentierung Hölscher (135) und Sievers zusammen: Die linksliberale Ausrichtung der FR ist Vergangenheit. Täglich sind derlei politische Statements zu finden. Es ist jedoch müßig, diese alle zu kommentieren bzw. Bronski als Beleg für die Thesen der Blog-Teilnehmer/innen schriftlich einzureichen. Denn Bronski wird die Kritik, auch wenn sie konkreter nicht sein kann, abwehren, verharmlosen und wenn’s sein muss, die Texte seiner Kollegen einfach anders interpretieren.

  130. @ 137 Bronski:
    Sehr gut, einzelne Sätze rauskopieren – dadurch kann man jeden der mangelnden Konkretheit überführen. Der Kontext und der Zusammenhang/die Bezugnahmen auf andere (eigene und fremde) Einträge geht dabei aber leider verloren. Hätte ich zB tatsächlich pauschal geschrieben, die Grundausrichtung stimme nicht, wäre Ihr Vorwurf berechtigt. Daß ich und andere diese Ausrichtung aber schon oft beschrieben haben (und Sie mir, als Sie nicht darauf eingingen, mir sogar einmal vorwarfen, ich würde mich wiederholen), unterschlagen Sie.
    Ich soll also wirklich alles nochmal wiederholen?

    – Ich wie viele andere hier empfinden die politischen Artikel als deutlich kürzer als früher. Als Uwe Theel hier einmal Wörter zählte, wurde er dafür – vielleicht nicht ganz zu Unrecht – belächelt. Neulich schrieb hier jemand (Susanne?), man frage sich oft nach der Lektüre eines Artikels, ob das nicht nur die Einleitung gewesen sei (Beispiel konkret dazu: Vorbericht zum Grünen-Parteitag).
    Als allgemeineres Beispiel möchte ich die Berichte von der Haushaltsdebatte Mitte der Woche in der FR einerseits und der SZ andererseits anführen.

    – Des weiteren haben hier viele den Eindruck, es gäbe sehr viele Agenturmeldungen auch im Politikteil. Ist das ein unkonkreter Vorwurf? Früher erwähnte ich bereits, daß ich dies hinnehmen würde, wenn dies der finanziellen Situation geschuldet wäre und daher Hoffnung auf Besserung bestünde.

    – Als ich einmal kritisierte, mir fehlten die Reportagen der früheren Seite 3 (die alte Seite 3 wird allzuoft als bloße Kommentarseite verstanden), antworteten Sie, die Reportagen seien nunmehr über das gesamte Blatt verteilt, je nach dem, wo sie thematisch hinpassen. Was aber in der alten FR regelmäßig ein Highlight war (und was ich nun mehrmals die Woche in der SZ finde), waren die Berichte aus dem politischen Berlin, die über die konkrete Politik hinausgingen und in ironischer, süffisanter Weise hinter die Kulissen blickten. Diese Berichte fehlen völlig! (Auch dies habe ich hier schon mehrfach angeführt.)

    – Zum erwähnten Vorkötter-Kommentar zur Merkelschen Schaufenster-Politik: Daß es auf den ersten Blick sympathisch ist, wenn Menschenrechtsverletzungen angeprangert werden, muß mir kein Kommentator erzählen. Was ich von ihm wissen will, ist, warum die öffentliche Anprangerung à la Merkel langfristig positivere Folgen haben soll als die interne à la Steinmeier. Auch die Anhäufung von Fakten, die man ohnehin weiß („Schröder hat ihn lupenreinen Demokraten genannt.“), brauche ich in einem Kommentar nicht. Die Frage wäre doch: Warum hat Schröder ihn so genannt, obwohl er es offensichtlich nicht ist? Hat die Schröder-Steinmeier-Strategie vielleicht auch einen Sinn? Und die Behauptung, Kohls Saunabesuche mit Jelzin hätten nichts Positives bewirkt, halte ich schlicht für falsch.

    – Ich empfand beispielsweise die Titelseite nach dem SPD-Parteitag als reißerisch („Seit‘ an Seit’…“), ebenso die zum Müntefering-Rücktritt. Wollten Sie damit suggerieren, die Rücktrittsgründe seien unglaubwürdig? Das sahen Westerwelle und Lafontaine genauso…
    Oft wollen Sie auf Seite 1 witzig sein und schaffen es nicht.
    Schon länger her sind die reinen Klamauk-Titelseiten („‚tschuldigung“; „Diese Zeitung wird bestreikt“).

    – Zum heutigen Kommentar von Astrid Hölscher: Ich kann diese „Rote Hilfe“ nicht einschätzen. Was mich hier wieder stört (in anderen Artikeln aber oft noch viel schlimmer ist), ist die Sprachebene (Beispiele wurden oben genannt). Auch das haben ich und andere hier schon versucht zu diskutieren.
    Weitere Aspekte dieser Kritik an der Sprache: Der Redaktion scheint der Gebrauch der indirekten Rede verboten worden zu sein, und ganz schlimm sind ist auch die Erhebung von Halbsätzen zu ganzen Sätzen. Insofern bedaure ich übrigens den Abgang von Richard Meng nicht allzusehr, weil der diesen Stil in letzter Zeit in besonderer Weise geprägt hat.

    – Ein weiteres konkretes Beispiel, das ich vor ein paar Tagen nannte: die zur großen Gottes-Debatte hochstilisierte H&M-Werbung.

    – Auch wenn die Qualität des Lokalteils für mich nicht ausschlaggebend ist, möchte ich doch einmal fragen, was Sie sich eigentlich bei Notizen denken wie jener von heute über die Lotto-Fee auf der letzten Seite. Hier finden wir übrigens ein schönes Beispiel für die Abschaffung der indirekten Rede.

    Ich habe nicht ganz verstanden, warum Sie in Ihrem Eintrag 137 mehrfach andeuteten, „dazu etwas sagen zu können“, es aber nicht taten.

  131. Nachtrag: weiteres Beispiel für eine peinliche Titel-Schlagzeile: „Die Chemie stimmt.“ Damit qualifizieren Sie sich für die Nachfolge Udo Lattek („Theo Zwanziger ist kein falscher Fuffziger.“).

  132. @ 133 – 144 (I. Wolf, M. Baumbach, bakunix, Stefan)

    Ich unterstütze ausdrücklich die in Ihren Kommentaren genauestens begründete und belegte Argumentationslinie, dass die FR ihre frühere linksliberale Position verlassen hat.

    Da ich seit gestern abend als Gast an einer Hochzeitsfeier teilnehme, kann ich leider zur Zeit selbst nicht in die Debatte eingreifen, sondern nur einen Satz eines befreundeten Journalisten weitergeben, der auf den SPIEGEL-Fluren augenzwinkernd erzählt wird (und der auch bei der Hochzeitsgästen, darunter viele aus dem PR- und Journalisten-Bereich) große Heiterkeit erzeugte):

    „Wenn Vorkötter nach Hamburg geht, erscheint der SPIEGEL ab April im Micky-Maus-Format.“

  133. @ 145: Diesen Witz bitte nicht zu laut erzählen, er könnte die Spiegel-Verantwortlichen von einem Vorkötter-Engagement abhalten.

    Weiterer Nachtrag zu Bronskis Forderung, wir sollten konkreter werden: Hier sind in der Vergangenheit auch diverse Fragen gestellt worden, wie die FR sich eigentlich selbst sieht; auch hierzu blieben Antworten aus. Daher noch einmal ganz konkret: Was hat Sie bewogen, die Zuschrift: „Die FR gefällt mir gut, sie konkurriert bei mir mit der Welt kompakt und hat die Nase leicht vorn.“ zu veröffentlichen? Ist dies eine repräsentative Zuschrift? Und bewerten Sie diese Zuschrift als Lob?

  134. Anknüpfend an Herrn Baumbachs Kommentar #146 möchte ich die FR weiter fragen, wie sie erklärt, dass seit Eröffnung des MCS-Blogs und des Krtik-Threads die Veröffentlichungen von Blogbeiträgen in der Druckausgabe merklich zurückgegangen sind. Da die anderen seither veröffentlichten Themenblogs nicht besonders frequentiert werden, drängt sich mir die Vermutung auf, dass der äußerst kritische Tenor dieser beiden sehr nachgefragten Blogs nicht in die Druckausgabe vordringen soll. Dazu könnte dann der Abdruck nicht blogrepräsentativer Beiträge, wie sie Herr Baumbach schon bemerkte, nur passen.

    Ich bin also gespannt was uns der versprochenene Bericht an Herrn Vorkötter zur Bewertung und Auswertung des Blogs erklären wird. Herr Bronski hat in der Druckausgabe angekündigt, er würde diesen Bericht auch hier im Blog „zeitnah“ darstellen. Ich hoffe sehr, dass dies diesmal tatsächlich geschieht, denn ein ähnliches Versprechen wurde auch bei den ersten beiden Krtik-Foren gegeben, aber nicht eingehalten.

  135. 145. Fiasco

    Vielleicht sollten wir mit dem von Ihnen zitierten Witz noch aus einem anderen als den von Herrn Baumbach genannten Grund vorsichtig sein: Die literarisch-sprachlich-moralische und graphische Qualität der Mickymaus-Hefte in der Übertragung von Dr. Erika Fuchs mit den Zeichnungenen eins Carl Barcks sollte mir als auch bekennendem Donaldisten nicht auf eine Stufe mit der aktuellen FR oder dem (zukünftigen) SPIEGEL gestellt werden.

  136. @ Inga Wolf, # 140

    Ich weiß nicht, was die Kollegen vom Vertrieb da geritten hat, Ihnen einen orthographisch falschen Brief zu schicken. Das ist sehr peinlich. Ich habe Ihren Kommentar gleich mal an den Vertrieb weiter geleitet, aber vor Montag wird er dort niemanden erreichen.

    Dass unser Vertrieb Sie als ehemalige Abonnentin nicht so einfach ziehen lassen will, halte ich grundsätzlich aber für richtig. Ärgern Sie sich nicht drüber – einfach in die runde Ablage damit.

    Zum Thema Rote Hilfe: Ich habe keine Ahnung, ob eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz auch heute noch gerechtfertigt ist. Er war es früher mal, weil aus der Roten Hilfe anscheinend RAF-Mitglieder nachwuchsen. Vielleicht ist die anhaltende Beobachtung überflüssig – wer weiß. Ich halte es politisch (!!) für instinktlos, wenn eine aufstrebende Politikerin nicht merkt, dass sie ihrer Karriere damit selbst keinen Gefallen tut. Die Schreie aus der CDU (s. Welt-Artikel oben) sprechen für sich. Nur das habe ich sagen wollen, und nichts zu etwelchen rechtlichen oder moralischen Fragen.

  137. @ Bakunix, # 142

    Ich werde keinerlei Kritik oder sonstige Anmerkungen herunterspielen. In puncto Markus Sievers möchte ich nur anmerken, dass er schon sehr viel länger für die FR arbeitet als beispielsweise ich. Seine Kommentare haben schon immer Kritik von sozial engagierten Lesern hervorgerufen. Das Ende der linksliberalen FR müsste demnach schon sehr viel früher eingetreten sein als erst mit der Formatumstellung.

  138. @ M. Baumbach

    Nein, ich wollte Ihre Kritik nicht aus dem Kontext reißen, nur Ihre Kernthesen herausstellen. Durch den Verweis auf den dazugehörigen Kommentar stehen diese Auszüge meiner Meinung nach weiterhin im Kontext. Sollte ein anderer Eindruck entstanden sein, möchte ich dafür um Entschuldigung bitten. Für Ihre Zusammenfassung Ihrer Kritik danke ich Ihnen; ich werde morgen darauf antworten.

  139. @ Kritiker, # 148

    Sie können sich darauf verlassen, dass ich das Ergebnis hier zur Debatte stellen werde, sobald der Bericht fertig ist. Das wird meiner Schätzung nach Ende nächster Woche der Fall sein. Bis dahin bitte ich Sie um Geduld.

  140. # Bronski 149

    Bronski schreibt zur Mitgliedschaft der neuen Juso-Vorsitzenden in der Roten Hilfe: „Ich halte es politisch (!!) für instinktlos, wenn eine aufstrebende Politikerin nicht merkt, dass sie ihrer Karriere damit selbst keinen Gefallen tut.“

    Ich halte es politisch für instinktlos, dem Aufruf der FR „Raus aus dem Laden…“ zu folgen und der Karriere wegen, die politische Einstellung opportunistisch anzupassen – sozialdemokratisch eben. Diese Differenz, lieber Bronski, verdeutlicht, was Sie, respektive die FR, und ich unter „linksliberal“ verstehen.

  141. Um den müßigen Streit über eine veränderte politische Ausrichtung zu beenden schlage ich vor, daß die FR eine qualifizierte „Studie zur politischen Verortung der FR in den letzten 5 Jahren“ in Auftrag gibt.

    Die Tochter von violetta (Was ist schief..)hat bestimmt Zeit.
    „Nebenbei, meine Tochter studierte Politologie, Staatsrecht und Germanistik mit Supernoten als Abschluss.“

  142. Ich halte dies hier nicht für einen „müßigen Streit“, denn dann müßte ich davon ausgehen, dass hier im Blog nur eine eine Scheinveranstaltung stattfände.

    Also lassen Sie uns weiter diskutieren.

  143. #155
    Müßig ist der Streit nur insofern, als wir alle nur einzelne Eindrücke schildern können. Richtig nachweisen läßt sich damit nichts.

    Weiterdiskutieren kann man ja trotzdem.

    @all

    Offensichtlich ist es doch sehr unterhaltend, hier zu diskutieren.
    Ich fordere euch deshalb alle auf, unseren Mittelsmann zur FR im Thema „European Newspaper Award…“ nicht verhungern zu lassen.

  144. Ach Bakunix, dann sagen Sie mir doch mal, was in ihren Augen denn linksliberal sein soll bzw bedeutet

    Hier ist einem aufstrebenden Polittalent ein Ratschlag gegeben worden. Nichts weiter. Ich persönlich möchte nicht von etwelchen Leuten regiert werden, die Mitglieder von auch nur irgendwie entfernt im extremistischen Bereich anzuordnenden Organisationen sind. Weder von linksextrem noch von rechtsextrem.

    Und damit an dieser Stelle Schluss mit der Debatte über die Richtung der Roten Hilfe und ihre Einordnung im politischen Spektrum. In diesem Thread geht es um die FR. Darum haben ich gerade eben auch die voranstehenden Kommentare gelöscht.

  145. Also, entschuldigen Sie bitte, lieber Herr Bronski: Die Frage, warum hier zum Teil dieselben „BvG“-Kommentare stehen, wie im FR-Erfolgsblog „Warum Parfüm zur Ohnmacht führt“, dürfte einem eifrigen FR-Blogleser und -Kommentator doch wohl noch erlaubt sein?

  146. Das Impressum der FR hat sich geändert. Schon seit einiger Zeit gibt es den Operettentitel „Textchef“ für Stephan Hebel nicht mehr. Seit dem 1.12.07 ist durch den Weggang von Richard Meng die Stelle des Stellvertretenden Chefredakteurs aus dem Impressum verschwunden. Das Berliner Büro steht nunmehr unter der kommissarischen Leitung des CDU-Experten Thomas Kröter.

    Personalentscheidungen stehen an. Herr Professor Alfred Neven DuMont, der Vorsitzende des Herausgeberrates, wird diese mit seiner ihm eigenen Weisheit treffen und damit für politische Ausrichtung der FR ein Zeichen setzen.

  147. @160 Bronski

    Endlich definiert ein Mitarbeiter der FR, was „linksliberal“ ist: ein Linksliberaler à la FR „möchte nicht von Leuten regiert werden, die …auch nur irgendwie entfernt im extremistischen Bereich (anzuordnen!?)sind.“

    D.h., „linksliberal“ bedeutet wohl, von „Leuten“ regiert werden zu mögen, die Hartz IV verbrochen haben, die die Anweisungen der – natürlich nicht extremen – „Stiftungen“ bzgl. Bildung, Privatisierung von Volksvermögen,Renten, Steuerpolitik exekutieren, die wieder Kriege führen etc. etc.

    Oder aber: d.h., „Linksliberal“ bedeutet, das alles nicht zu „mögen“, aber zu akzeptieren, weil es „liberal“ ist. „Links“ wäre dann ein „bißchen“ Kritik à la Bronski, aber nicht zu „extrem“. Weder links noch rechts. Ist auch besser für’s Geschäft.

  148. @Hr. Bronski

    Ich wusste nicht, dass Sie sachlicher Kritik mit Zensur begegnen!

    Ich weiß nicht ob das mit der neuen FR zusammenhängt.

    Allerdings möchte ich anmerken, dass ich es als positiv erachten würde, berechtigte Kritik auch zu zulassen. Mit der Kritik im Blog „Wenn Parfüm zur Ohnmacht führt“ gehen Sie ja folgendermaßen um, in dem Sie durch Abwesenheit glänzen.

    Meiner Meinung nach, ist das also nur ein Alibi-Blog!

  149. @ Bronski

    Ich finde es äußerst unsachlich, wenn man sachliche Kritik einfach der Zensur unterwirft und diese Kommentare löscht.

    Ich kann nur sagen, dass unterstreicht den ganzen Ablauf im Blog „Wenn Parfüm zur Ohnmacht führ“, in dem Sie nämlich hier mit Abwesenheit glänzen anstatt angemessen mit der dortigen Kritik umzugehen. Meine Kritik in diesem Blog, hatte sehr wohl etwas mit dem Erscheinungsbild der FR zu tun, nämlich mit dem Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit, mit der Art und Weise ihrer Berichterstattung!!!

    Das ist kein professionelles Handeln.

  150. @ An Hr. Bronski

    Ebenfalls möchte ich mich den Worten des Kommentars # 69 von Manfred Förster anschließen:

    Zitat:
    „Eine Kritik (also im weiteren Sinne eine Reklamation) wird NICHT als Chance begriffen, sein Produkt (hier die FR) zu verbessern.

    Im Gegenteil: Die Kunden, die sich beklagen, werden verbessert, kritisiert und auch in den Fällen, wo sie definitiv Recht haben, darüber belehrt, dass sie im Unrecht sind (Beispiel: Verhalten gegen die von MCS persönlich betroffenen Kritiker im MCS-Blog).“

    Ihr Verhalten gegenüber Blog-Kritikern missfällt also nicht nur mir! Ich finde es nach wie vor nicht in Ordnung, dass meine oberen Einträge gelöscht wurden.

    Die FR hätte die Möglichkeit, durch Annehmen der berechtigten Kritik im Blog: „Vermeintlich in der Psycho-Ecke“, und durch längst überfälligem Handeln, den Lesern zu zeigen, dass sie es wirklich Ernst meint mit den Belangen der Leserschaft. Aber nichts dergleichen geschieht.

  151. Ich bedaure es, dass mittlerweile die berechtigte und konstruktive Kritik unterzugehen scheint in Zahlendiskussionen, Verschwörungstheorien und Vorkötter-Häme. Zum linksliberalen Profil: Hier möchte ich mal zu bedenken geben, dass dieser Begriff nun ein äußerst strapazierter und ziemlich dehnbarer ist. Einige, die im Blog kommentieren, scheinen sich selbst im politischen Spektrum ziemlich weit links zu verorten. Damit habe ich kein Problem. Eine Tageszeitung jedoch nur dann als links-liberal einzustufen, wenn sie mehr oder weniger die Positionen der Partei „Die Linke“ publiziert, halte ich für ausgesprochen einseitig. So eine Zeitung würde mich nicht interessieren. Beispielsweise sind die Artikel, die zur Schulpolitik erscheinen, ohne Mühe als linke Positionen zu identifizieren (Abkehr von der Dreigliedrigkeit, Gesamtschulkonzepte usw.), dennoch finde ich sie meistens nicht zufriedenstellend, da sich die Autoren darin erschöpfen, gängige Positionen runterzubeten, wohl wissend, damit beim FR-Leser offene Türen einzurennen. Auch wenn ich grundsätzlich diesen Positionen nahe stehe, lehne ich diese Form der einfachen Argumentation ab. Die Texte zur Bildungspolitik waren in der alten FR um Klassen besser. Auch hier waren die Positionierung der FR klar, dennoch wurden auch mal gegenteilige Haltungen publiziert und insgesamt fielen die bildungspolitischen Artikel wesentlich differenzierter aus. Einige der Texte wurden sogar als Diskussionsgrundlage im Lehrerseminar herangezogen. Das heißt, ich wünsche mir, die FR würde bei ihrer Berichterstattung insgesamt analytischer vorgehen und die Berichte deutlicher von der Meinung trennen. Die Panorama-Seite zum Klima-Gipfel fand ich übrigens gelungen.

  152. Bronski fragt: Was sei „Linksliberal“?

    Gehen wir aus von Walter Eucken, einem der wesentlichen Begründer des Ordoliberalismus

    Ich zitierer im Folgenden ausschnittsweise weiter eine Arumentation des Bloggers

    first_dr.dean (hypertexttransferprotoll:/ / dermorgen.blogspot.com), vom 26. Oktober 2006, 18:59 aus

    (hypertexttransferprotoll:/ / che2001.blogger.de/stories/587439/#590943)

    „1. Eucken zieht aus der Erfahrung, dass die Großkonzerne das ökonomische Rückgrat des NS-Staats wurden, den Schluss, dass diese Machtgebilde mit einer freien Gesellschaft unvereinbar sind.

    Das ist eine fundamentale Kapitalismuskritik.

    Als Zitat:
    Es sind also nicht sogenannte Missbräuche wirtschaftlicher Macht zu bekämpfen, sondern wirtschaftliche Macht selbst“ (W. Eucken, „Konzernentflechtung und Kartellauflösung“ – Gutachten des Comité d’Etudes Economiques, Freiburg 1947)

    2. Euckens Machtanalyse zeigt, dass die „freie“ Marktwirtschaft für die meisten Menschen gar nicht frei ist. Dadurch, dass unter dem Etikett „Freiheit des Marktes“ Konzerne in fast allen Bereichen der Politik begünstigt werden, entstehen immer größere Machtkonzentrationen.

    3. An die Stelle der Konsumentenentscheidung auf den Märkten und eines freien Zugangs von Anbietern auf ebendiesen Märkten ergibt sich bei einem Kapitalismus ohne Ordo eine unkontrollierbare Verflechtung von ökonomischer und staatlicher Herrschaft. Jede neue Machtkonzentration auf den Märkten, jeder Akkumulationsschritt (würden Marxisten sagen) führt nach Eucken dadurch einen weiteren Schritt in Richtung der Unfreiheit und in die bürokratisch-planwirtschaftlichen Strukturen von Großunternehmen, bei denen sowohl die Interessen der Konsumenenten als auch der Arbeitnehmer zunehmend nachrangig werden.

    4.
    „Erster Grundsatz: Die Politik des Staates sollte darauf gerichtet sein, wirtschaftliche Machtgruppen aufzulösen oder ihre Funktionen zu begrenzen.“
    Eucken ging also davon aus, dass sich im ungeregelten Kapitalismus automatisch und auf unakzeptable Weise Machtgruppen bilden. Die Aufgabe des Staats bestand nach Eucken darin, die Machtschwächeren zu stärken (heutzutage wären das die Arbeitnehmer…) und der Macht der Mächtigen entgegenzuwirken.

    Dies neben der Orientierung an persönlicher Freiheit der Normalbürger übrigens auch, um die Funktionen der Wettbewerbswirtschaft zu stärken, denn im „reinen“ Kapitalismus wird echter (und fairer) Wettbewerb zugunsten der ökonomischen Interessen von Großunternehmen und Mächtigen zunehmend ausgelöscht.

    5. Eucken forderte eine grundlegende Revision sämtlicher für Wirtschaftsmacht und Wirtschaftsmächtige relevanten Rechtsgebiete: Patentrecht, Aktien- und Gesellschaftsrecht bis zur rechtlichen Realisierung von Verantwortung durch konsequente Haftung. Das gesamte Rechtssystem sollte umgestellt werden: Statt die Bildung von Machtkonzentrationen zu dulden, zu ermöglichen und sogar zu subventionieren, sollen sie im Gegenteil desubventioniert, benachteiligt und delegitimiert werden.

    6. Über die Rechtsordnung hinaus machte Eucken dazu konkrete Vorschläge, wie er sich das vorgestellt hat, nämlich durch eine systematische Bevorzugung kleinerer und mittlerer Unternehmensgrößen (Klein- und Mittelbetriebe) in allen Bereichen der Wirtschaftspolitik (von der Steuerpolitik über den Zugang zu Ressourcen bis zur Verteilung öffentlicher Aufträge).“

    Soweit die Darstellung durch first_dr.dean, der damit die Position des Ordoliberalismus wiedergab, das heißt einer Wirtschaftspolitik, die das sogenannte „freie“ Spiel des Marktes soweit einhegen sollte, daß dessen Machtentfaltung nicht die Freiheit der Gesellschaft insgesamt zugunsten oligo- oder gar monopolistischer (Wirtschafts-)Systeme einschränken sollte.

    Ohne hier weiter auf Einzelheiten einzugehen, entwickelte Ludwig Erhardt daraus seinen Ansatz der sogenannten „sozialen“ Marktwirtschaft, die nicht nur die Interessen der von Eucken (gegenüber der Großindustrie, heute multinationalen Konzerne) als wesentlich erachteten Interessen der mittelständischen Wirtschaft im Auge hatte, sondern auch Wohlfahrt und Gerechtigkeit für die abhängig Beschäftigten herstellen wollte. Wir wären damit in der Mitte bürgerlicher (Wirtschafts-)Politik angekommen. In der FDP wurden dann 1971 mit den Freiburger Thesen ein Konzept aufgestellt, daß die Bereiche Politik und Wirtschaft klarer von einander abzugrenzen versuchte, um die politische Freiheit der Gesellschaft auf der einen und die Freiheit der Wirtschaft auf der anderen Seite zu gewährleisten. In diesem gesamtgesellschaftlich getragenen Diskussionszusammenhang begann für die Bundesrepublik der Begriff Linksliberalismus von Bedeutung zu werden.

    In meinem Verständnis beinhaltet er „Linksliberalismus“ ein Konzept, daß die totale Macht der kapitalistischer Wirtschaft verhindern, die Form kapitalistischen Wirtschaftens als solche aber nicht abschaffen will, dabei die staatliche Macht insoweit eingesetzt wissen will, die erstere zu begrenzen und die Freiheit aller, also auch die der Arbeitnehmer in sozialer Gerechtigkeit zu gewährleisten.

    Eine Presse, die eine solche Diskussion in der Öffentlichkeit befruchtet und nicht nur von bloßen (zufälligen???) „Mißbräuchen“ erzählt, sondern die dahinterstehenden Herrschaftsstrukturen und Machtinteressen kritisiert und angreift, nenne ich linksliberal. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß die FR dies einmal getan hat, den Zeitströmungen immer auch Zoll gezahlt hat, aber mit dem Relaunch in 2007 diese Quelle für sich trockengelegt hat. Zufällige Regengüsse einzelner Beiträge in alter Tradition, wie sie von Mitbloggern immer wieder (zu recht benannt werden) können einen fließende Quelle nicht ersetzen.

  153. Nachtrag zu #169

    Fast hätte ich es vergessen:

    Zensieren (gleich wie man das nennen möchte) von Meinungen und Argumenten diesseits der Verletzung von Menschen- und Bürgerrechten (incl. der von Strafrechtsnormen) ist definitiv nicht Art und Aufgabe linksliberaler Presse. In der Vergangenheit ist Presse von Staats wegen zensiert worden. Selbstzensur oder Zensur der eigenen Leser ist nicht richtiger.

  154. # Bronski 160

    Bronski schrieb: „Ach Bakunix, dann sagen Sie mir doch mal, was in ihren Augen denn linksliberal sein soll bzw bedeutet.“

    kritiker hat in 169 eine hervorragende Eingrenzung des Begriffs vorgenommen und die notwendigen Schlüsse für die Publizistik und die Politik aufgezeigt. Wenn Sie, Herr Bronski, sich mit dieser auseinandersetzten, verstünden Sie wahrscheinlich besser, was die meisten Blogger der FR mit auf den Weg geben wollen.

  155. @ Bronski:
    Sie hatten mir versprochen, auf meine Kritik in 143, 144, 146 heute zu antworten. Ich hätte das am Wochenende gar nicht verlangen wollen, aber daß Sie sich dann in eine fruchtlose Diskussion zu einer poltischen Einzelfrage (zu der zu äußern mE nicht die Aufgabe eines Leserverstehers ist) verwickeln lassen und meine – auf Ihre Aufforderung hin zum x-ten Male wiederholten! – Kritikpunkte völlig ignorieren, finde ich abermals enttäuschend.

    @ Susanne 168:
    Erneut stimme ich Ihnen zu:
    erstens hinsichtlich der Bewertung der hiesigen Diskussion. Wie ich oft genug hier geschrieben habe, halte ich die Einstellung der FR zur Kritik für sehr schlecht; daher sehe ich das Löschen von Texten sehr kritisch. Allerdings gibt es hier mittlerweile viele Einträge, die in der Tat die Diskussion torpedieren, so daß ich mir hinsichtlich der Berechtigung des Löschens kein Urteil anmaßen will. Nur soviel: Den Begriff der Zensur sollten einige hier nochmal nachschlagen.

    Ebenfalls zustimmen möchte ich Ihnen hinsichtlich der politischen Ausrichtung: Wie ich schon früher schrieb, kann ich im Gegensatz zu einigen hier keinen Schwenk in Richtung Neoliberalismus feststellen, wohl aber in Richtung nichtssagendem Populismus. Ihr Beispiel der Schulpolitik kann ich zwar nicht beurteilen, aber im Grundsatz sehe ich es genauso.

  156. Na, Herr Baumbach, der Sonntag ist noch nicht vorbei. Ich antworte gleich noch auf Ihre Kritik. Zunächst aber was Grudsätzliches.

    Ich werde auch weiterhin Postings löschen, die sich nicht zum eigentlichen Thema dieses Threads äußern. Bitte setzen Sie das nicht mit Zensur gleich. Die Diskussion hier (Susanne hat das oben beschrieben) ist schon schwierig genug, da ziemlich viele unterschiedliche Ansätze und Argumente eingebracht werden. Die Diskussion zu MCS, die insbesondere Tiger nun hier hereintragen wollte, hat ihren Platz im MCS-Thread. Hier dagegen geht es um die FR grundsätzlich. Ich denke, die Themensetzung lässt sich klar voneinander angrenzen. Trotzdem noch einmal der Hinweis auf Blogregel Nr. 4.

    @ Kritiker, # 169

    Guter, interessanter, leider etwas langer Beitrag. Sie konzentrieren sich darin auf die rein ökonomischen Aspekte. Ich denke, dass wir eine ganze Reihe von Beiträgen gebracht haben, die eigentlich auf Ihrer Linie sind, zu Themen wie Regulierung und Wettbewerb auf dem Strommarkt, Grundeinkommen, US-Bankenkrise (thomas hat in # 106 ein konkretes Textbeispiel gebracht), Kinderarmut, die Rolle der Lobbyisten in Berlin (war vor einer Weile Thema des Tages bei uns) und vieles andere mehr. Auch die Beiträge von Mario Müller möchte ich hier nennen. Zufällige Regengüsse?

    Daneben gibt es m.E. zahllose andere Themen, in denen die FR Profil zeigt, die Sie aber nicht berücksichtigen. Vorratsdatenspeicherung bzw. Sicherheitspolitik durchaus auch im Zusammenhang mit globalen Sicherheitsinteressen in Zeiten des „Kriegs gegen den Terror“. Menschen-, Bürger und Minderheitenrechte. Bildungspolitik (s.o.; da sind wir offenbar zu links). Rechtsextremismus. Umweltpolitik, Klimawandel. Um nur einige zu nennen.

  157. @ M. Baumbach, # 143

    In puncto Haushaltsdebatte gebe ich Ihnen weitgehend Recht, auch wenn Sie das überraschen wird. Den direkten Vergleich mit der SZ werden wir übrigens häufig verlieren – aber nicht erst jetzt oder seit der Formatumstellung. Andererseits entsinne ich mich, in der SZ Beiträge gelesen zu haben, die das Abschmelzen der Polkappen unter ökonomischen Gesichtspunkten durchaus positiv bewerteten, weil dadurch neue Schifffahrtsrouten möglich würden, etwa die Nordwest-Passage.

    Agenturmeldungen im Politik-Teil: In der Wochenendausgabe zähle ich zwei plus 12 Kurzmeldungen auf Seite 8. Dem stehen 14 eigene Beiträge gegenüber (ohne die Meinungsseiten). An meinem Arbeitsplatz in der Redaktion habe ich noch ein paar Ausgaben der alten FR liegen. Ich werde morgen mal zählen, wie das Verhältnis damals war.

    Die Seite 3 gibt es nicht mehr. Das kann man natürlich beklagen, und damit sind Sie auch gar nicht allein. Ich möchte den Hinweis von damals nicht wiederholen; lassen wir die Kritik an dieser Stelle mal so stehen. Sie fließt in meinen Bericht ein. Einverstanden?

    Merkels Schaufensterpolitik: Mich würde die Frage ebenfalls interessieren, was Merkel mit dieser Strategie bezweckt. Konfrontative Menschenrechtspolitik? Das wird uns sicher noch beschäftigen.

    Die Doppelpunkte hinter der Schlagzeile zu Münteferings Rücktritt wurden von vielen Leserinnen und Lesern so ausgelegt, als wollten wir Müntefering ganz andere als rein private Gründe unterstellen. Diese Schlagzeile war auch Gegenstand der Blattkritik in der Redaktionskonferenz. Ich fand sie auch nicht gut. Aber da kommen Sie wieder mit dem „‚tschuldigung“. Da kontere ich mit „Europa zwischen zwei Polen“.

    Mir ist nichts von einem Verbot der indirekten Rede bekannt, aber Zitate sind allemal besser, weil sie O-Töne wiedergeben. So soll es sein in einer Tageszeitung. Die Kritik an den Halbsätzen hat m. E. auch nicht viel mit der neuen FR zu tun. Aber ich werde sie natürlich trotzdem aufnehmen.

    Die H&M-Anzeige und die Platzierung des Gottes-Themas drumherum war ein unglücklicher Zufall. Die Anzeigenabteilung konnte der Redaktion lange nicht sagen, welche Anzeige da reinkommen würde. Es hatte zunächst geheißen, es werde eine Audi-Anzeige. Dann hätten wir keinerlei Probleme gehabt. Als klar war, dass es eine Dessous-Werbung ist, war es zu spät, noch etwas an der Panorama-Seite zu ändern. Das tut uns sehr leid, auch wenn die Redaktion letzlich nichts dafür kann.

  158. Herr Bronski,

    ich werde sehen, mich noch zu den von Ihnen im zweiten Teil Ihrer Antwort aufgeführten Themen, bzw. derer Behandlund durch die FR an ausgewählten Artikeln zu äußern.

    An dieser Stelle will ich Ihnen zunächst nur meine Verwunderung darüber ausdrücken, dass Sie glauben, mir ausgerechnet den Beitrag #106 von thomas als Beispiel für einen der FR-Behandlung eben zustimmenden Kommentar anbieten zu können, der damit, wie der zugrundeliegende Artikel in der FR „auf meiner Linie“ liegen müsste.

    Haben Sie nicht die Entgegnungen auf Thomas #106 durch #107 M. Baumbach und #108 Inga Wolf gelesen und/oder verstanden? Das sind Beiträge, die auf meiner Linie liegen und die widerlegen überzeugend thomas # 106 und damit die von Ihnen behauptetet Linksliberalität des zugrundeliegenden FR-Artikels.

    Ich lasse weiter von mir hören.

  159. @ kritiker

    Muss ich wirklich thomas zitieren? Nur sehr ungern. Aber um den Bezug klar zu machen, welches Zitat aus der FR gemeint ist, mache ich es dennoch.

    Aus dem Thema des Tages zur Bankenkrise:

    „wo waren aufsicht und gesetzgeber als sich die exzesse bei der verschuldung, beim verpacken schlechter forderungen und bei der zunehmenden intransparenz höchst komplexer finanzprodukte nicht mehr leugnen ließen? sie waren auf tauchstation, weil der freie markt es am besten richten werde. höchste zeit zum umdenken!“

  160. @Bronski
    Man kann’s ja keinem recht machen.
    Die Panoramaseite mit der Anzeige von H&M hat mich sehr amüsiert und ich hatte gehofft, es wäre eine in der Kantine ausgeheckte Ironie.

    Erst die Gretchenfrage und die mehr oder minder suchenden Antworten, dann das wunderschöne Bild mit dem billigen Zusatz „Set 9,90“ und „H&M“

    Da könnte man den halben Faust zitieren.
    Ich fand es genial!

  161. Lieber Bronski,
    du hast mich missverstanden- ich wollte mit meiner Kritik an der Berichterstattung zur Schulpolitik keineswegs ausdrücken, dass mir diese zu „links“ sei. Es geht mir eben gerade nicht darum, dass sich die Artikel hübsch in Links-Rechts Schublädchen pressen lassen. Aus diesem Grund spreche ich ja auch dauernd davon, dass ich mir die Texte insgesamt analytischer wünsche. Wenn zum Beispiel eine Autorin einen Kommentar auf der Meinungsseite schreibt, kann, darf und soll sie deutlich ihre Meinung sagen. Wenn mich aber beim Lesen einer Reportage (eines Berichts) das Gefühl beschleicht, es wird nicht unvoreingenommen beobachtet und reflektiert, stört mich das enorm, vollkommen unabhängig davon, ob das Geschriebene mit meinen Ansichten grundsätzlich übereinstimmt oder nicht.

  162. @ Bronski 179:
    Warum wird die FR den Vergleich mit der SZ häufig verlieren? Geringere personelle Ressourcen? Das würde ich akzeptieren und wäre für mich ein Aspekt, die FR zu unterstützen, damit es wieder besser wird. Aber: warum sind zu vielen Themen Reportagen an anderen Stellen des Blattes zu finden, aber keine Hauptstadt-Hintergrundberichte? In diesem Punkt mußte die alte FR den Vergleich mit der heutigen SZ nicht scheuen!
    Ihre frühere Antwort auf den Kritikpunkt „Seite 3“ habe ich nicht mehr in Erinnerung, und ich verstehe nicht, warum sie ihn nicht wiederholen wollen.

    Ich erwarte von Ihnen gar keine Bewertung von Merkels Außenpolitik; aber anscheinend hat auch Ihnen der Kommentar Ihres Chefredakteurs keine Begründung geliefert (unabhängig davon, ob man zustimmt). Und so geht es mir bei vielen Kommentaren; Susanne hat Beispiele genannt.

    Daß es ausgerechnet eine H&M-Werbung war, die die Einkleidung für die Gottes-Debatte lieferte, ist mir egal; was mich sehr ärgert, ist die Oberflächlichkeit dieser Seite, die anscheinend fix zusammengezimmert wurde, um eine auffällige Werbefläche zu schaffen.

    Bitte gehen Sie noch auf meine Frage in 146 ein (Vergleich mit Welt kompakt)!

  163. Ein Punkt ärgert mich nach wie vor: Süddeutsche und FAZ räumen dem Feuilleton wesentlich mehr Platz ein als die FR. Nun ist das ja nichts Neues- ich kann jedoch nicht behaupten, dass die einzelnen Beiträge darin grundsätzlich origineller, besser geschrieben oder aufregender seien als die in der FR, weswegen ich ja immer noch (!) Herrn Widmann die Treue halte. Allerdings ist es schon bitter, zu sehen, mit welcher Fülle die Leser der Konkurrenz verhätschelt werden, während die FR-Feuilleton-Liebhaberin um jede Seite betteln muss! Häufig wird das FR-Feuilleton auch noch mit Werbung vollgestopft. Deswegen nun die Gretchen-Frage: Wer braucht eine Magazin-Seite, auf der die Frage bewegt wird„Wie kann man den größten Jackpot aller Zeiten knacken?“ Ich bin betrübt! Schenkt diese Doppel-Seite doch dem Feuilleton und sie würde sinnvoll gefüllt werden- das wäre dann der Lottogewinn, ehrlich.

  164. Korrektur: mein Eintrag 180 bezog sich natürlich auf 175, nicht 179.

    Abermals möchte ich Susanne nachdrücklich unterstützen (179).

  165. Herr Bronski, (#177).

    das von Ihnen gebrachte Zitat entstammt keinem analytischen Artikel oder kritischen Kommentar. Er steht in einem die Seiten 2-3 unterlegenden „Thesenkasten“, der Schuldige und Unschuldige an der Krise der IKB und KfW-Bank angibt zu benennen. -Es wird eingeleitet von dem Satz „Die Deregulierung der Finanzmärkte seit Ende der 70iger Jahre vehement betrieben, trägt die Hauptschuld.“ diesen lassen Sie weg, um nur noch den Rest zu zitieren: „wo waren aufsicht und gesetzgeber als sich die exzesse bei der verschuldung, beim verpacken schlechter forderungen und bei der zunehmenden intransparenz höchst komplexer finanzprodukte nicht mehr leugnen ließen? sie waren auf tauchstation, weil der freie markt es am besten richten werde. höchste zeit zum umdenken!“

    Damit würde lt. thomas und Ihnen belegt, daß die FR linksliberalen, kritischen Journalismus betriebe. Der gesamte o.a. Text könnte als Quintessenz des darüber abgedruckten Artikels von Robert von Heusinger „Kreditgewerbe – Höchste Zeit für eine strenge Aufsicht“ angesehen werden. Ich gebe Ihnen recht, daß dieser Artikel mit seiner Aussagetendenz auf den ersten Blick „auf meiner Linie“ liegt.
    Auf den zweiten Blick wird es durchaus komplizierter:

    a. Ich glaube nicht, daß Ihr Rouven Schellenberger und das Gros Ihrer neuen Wirtschaftsredakteure, sowie die freien festen Kommentatoren auf der täglichen Finanzseite den FR-Ausnahme-Artikel Robert von Heusingers unwidersprochen ließen, würden Sie ihn als fremden Text besprechen. Deren Artikel erscheinen aber regelmäßig, sprechen eine ganz andere Sprache und werden arrondiert von den „Meinungsbeisträgen“ eines Felix von Eckardt, Herwig Münckler u.ä. durch Lyfstyle-Politik-Ideologieproduktion. – Alternativ, links und liberal denkende Experten wie, Butterwegge oder Hickel, vom schon verbannten Fülberth gar nicht zu reden, sind sehr, sehr, sehr seltene Gäste in der Rundschau geworden.

    b. Mir reicht es zudem nicht ganz, in dem o.a. Kasten einen immer noch relativ abstrakten Begriff wie „Deregulierung der Finanzmärkte seit Ende der 70iger Jahre“ zum „Hauptschuldigen“ zu erklären, gleichzeitig ein nicht näher definiertes Versagen der Aufsichtsgremien zu beklagen, die von denselben politischen Kräften eingesetzt wurden, die die Deregulierung und Globalisierung in die (Welt)Wirtschaftspolitik einführten. – Für wie „unabhängig“ hält die FR IWF und Weltbank und für wie kritisch deren Ansicht gegenüber z.B. der These von der „Notwendigkeit von Deregulierung und Globalisierung“. Was erzählt uns jemand in der FR über die ernsthaft anzunehmenden Gründe der deutschen Bankenaufsicht versagt zu haben. Im Zweifelfall erführen wir, so jedes Denken erschlagend, daß sich der deutsche Bankenmarkt nicht aus dem internationalen Zusammenhang lösen könne.

    c. Eine farbenfreudige Sprache, die Bilder von Herdentieren (wie menschlich sind Banker?), sich gegenseitig Mißtrauenden (warum eigentlich?) malen, kann mir nicht eine vernunftgestützte Analyse von Politik und Wirtschaft ersetzen. Ich höre den Autor fragen, ob (individuelles?) Pech (bei was?), Dummheit (trotz Hochschulabschluß?), Unverfrorenheit (gegenüber wem?), Gutgläubigkeit (für Was?) Gier (bei höchstem Einkommen?) die Gründe für die im Artikel beklagte Kapitalvernichtungsmaschine seien. Die in Klammern gesetzten Zusätze sind von mir, dem Autor fallen weder diese, geschweige denn Antwortversuche auf seine eigenen Fragen ein. Ich persönlich bin sicher: Innerhalb des herrschenden Systems argumentierend, könnte er höchstens ideologische, d.h. falsche Antworten geben. Alternativen, konkret genannt aber haben dann auf Seite 2-3 der FR doch keinen Platz, der Name Karl Marx oder auch nur John Maynard Keynes erschiene wahrscheinlich zu deplaziert.

    Ich könnte hier noch weiter schreiben und die Stellen nennen, an denen die FR inzwischen die Backen rot aufbläst, um dann die Luft doch nur wieder sanft säuseln läßt, wenn Sie vielleicht doch zum Sturm blasen müßte. Aber dann würde Ihnen mein text sicher wieder etwas zu lang.

  166. Kleiner Nachtrag zu Herrn Bronski # 173

    Der einleitene Beitrag von first_dr-dean und meine Anknüfung daran, haben sich nicht nur „auf das Ökonomische konzentriert“.

    Um den Liberalismus in jedweder Ausprägung in seinem Cahrakter, seiner Wirkung zu verstehen, muß man (je historisch) die praktische Anknüpfung des zunächst doch abstrakten politischen Gedankens der Freiheit an seine Wirklichwerdung und materielle Bedingheit im gesellschaftlich-ökonomischen Prozess verorten. Der Liberalsismus – wie alle politischen Theorien – war nie nur eine abstrakte politische Idealvorstellung, sondern immer theoretischer Ausdruck eines wirklichen Plans der Durchsetzung praktischer Interessen.

    Davon ausgehend habe ich die Verknüpfung der Idee in ihrer Konsequenz für die Praxis der „freien“ Presse (hier der FR) angerissen. Bakunix #171 hat das bemerkt, Sie offenbar nicht.

    Wieder vermeiden Sie es, das Thema der Begründung des linksliberalen Anspruchs der FR ernsthaft, inhaltlich zu diskutieren, und glauben, diesen schon damit belegen zu können, dass Sie – wie einige Blogger auch – darauf hinweisen, dass die FR doch Themen aufgreift, die typische Themen der Linken seien. Allein das deskriptive, nur (an)klagende Ansprechen einer „linken“ Thematik reicht dazu nicht, bestimmte eben (system)kritische Fragestellungen und Lackmustests gehören schon dazu.

    Ich habe versucht, diese Methode in meinem Beitrag #185 deutlich(er) zu machen.

  167. 1. Nachtrag zu peinlichen Titelseiten: das Gedicht für Bahnstreik-Opfer.
    2. Was soll eigentlich diese Werbekanpagne zum großen neuen Sportteil? Heute: zu drei Bundesligaspielen Korrespondentenberichte, wobei einer davon auch nur eine Kurznotiz war (Schalke) und die anderen beiden auch knapper als früher. Sagen Sie es bitte offen, falls Sie sich Korrespondenten nicht mehr leisten können: Wie oben in anderem Zusammenhang gesagt, wäre dies ein Grund für mich, die FR zu unterstützen. Aber einstweilen: wieder ein Beispiel für Etikettenschwindel!

  168. Herzlichen Dank an Herrn Baumann und BvG für die Unterstützung! Auch Ihrem Kommetar Nr. 180, Herr Baumann kann ich nur zustimmen. Mich störten ebenfalls die oberflächlichen Interviewfetzen, die im Gesamten völlig belanglos wirkten, obgleich es sich ja um interessante Persönlichkeiten handelte, die befragt wurden. Ich musste allerdings sehr lachen, als sich das Gretchen zur verführerische Venus entblätterte. Mir fiel sofort eine Kolumne im FR-Feuilleton ein. Darin wurde das Magazin der Süddeutschen zärtlich verspottet, da es durch Versehen und Fehler zu Fällen unfreiwilliger Komik gekommen war.
    Und tatsächlich noch kein Humorversuch des FR-Magazins konnte mich je so erheitern wie diese Geburt der Venus im Set für 9,90. Ein Schelm, wer da an eine stille Verzweiflungstat von Arno Widmann denkt…

  169. Niklas Luhmann notiert in seinem Zettelkasten unter Nummer 1 (vgl. FAZ vom 3.12.2007, S. 37, übrigens ein sehr lesenswerter Artikel!): „Es muss versucht werden, die Methoden und Begriffe so klar als irgend möglich zu explizieren, damit ihre Unzulänglichkeit und Unvollkommenheit deutlich wird.“

    Für einen einzelnen Blog-Kommentator ist es kaum möglich, die Begriffsbestimmung „linksliberaler Journalismus“ in der von Luhmann geforderten Präzision zu geben. Dennoch versuche ich – in Ergänzung des umfangreichen Kommentars #169 von kritiker – in kurzen (zugegeben etwas plakativen) Stichworten aus drei unten angegebenen Quellen eine erste Annäherung an die Definition: „Was ist linksliberaler Journalismus“, um für weitere von Bronski gewünschte textkritische Analysen bezüglich des aktuellen Standortes der FR f ü r m i c h einen Orientierungsrahmen zu haben.

    Linksliberaler Journalismus ist:

    verpflichtet dem Geist des Grundgesetzes und den Menschenrechten
    eintretend für das unbedingte Prinzip der Demokratie und für die soziale Gerechtigkeit
    unabhängig von allen und jeglichen Parteien und Interessengruppen

    sowie orientiert an:

    Minderheitenschutz und Gewaltverzicht
    Frieden und Rechtsstaatlichkeit
    Europäische Einigung
    Reform des Gemeinwesen in der Tradition der von Karl-Hermann Flach entworfenen Thesen
    Fairness
    Mut zum Unpopulären
    Verlässlichkeit
    Standhaftigkeit.
    einer Position “gegen den Zeitgeist“
    dauerhaft-kritischer Reflexion aufs Dritte Reich in der antifaschistischen Grundhaltung von Karl Gerold, so wie es in seinem Leitartikel im Jahre 1969 anlässlich der Rückgabe des Bundesverdienstkreuzes zum Ausdruck kommt:

    (Unmenschlichkeit häuft sich über Unmenschlichkeit in dem schwarzen, diktatorial-faschistischen Spanien. Vergebens protestieren die Studenten und die Gläubigen. Umsonst fordern Mengen von Publikum, zum Beispiel in Barcelona, die Sänger auf, das Lied zu singen: „Wir sagen Nein!“ Umsonst, denn die Sänger sind in die Kerker und hinter Stacheldraht gesperrt. Auch die Nichte des von Francisten ermordeten, von aller Welt geliebten spanischen Dichters Garcia Lórca wurde verhaftet. Man wagt es kaum zu glauben. Und es ist doch so! Aber die spanischen Faschisten irren sich. Die Kerkertüren werden sich öffnen. Und wenn auch die Lieder der spanischen Freiheitsbewegung heute im Untergrund erklingen müssen, man wird sie trotzdem wieder hören. Wie zum Beispiel dasjenige, das die Arbeiter singen, in dem eine Strophe heißt: „Es singt der Hammer / singt der Motor / sie rufen zum Singen / den Arbeiter vor…“)

    Quellen:
    1.) Präambel der Karl-Gerold-Stiftung
    2.) Unabhangigkeit fängt im Kopf an, Artikel von Roderich Reifenrath zum 50. Geburtstag der FR,
    http://www.fr-online.de/wirueberuns_wieallesbegann/
    3.) Karl Gerold, Gewogen und zu leicht befunden, FR 13.2.1969

    (textkritische Analysen von aktuellen FR-Artikeln folgen)

  170. Das Positive im Negativen:

    Fast alle Leserbriefe in der FR vom 4.12.07 sind gut ausgewählt und inhaltlich nachdenkenswert. Allerdings: Sie sind bis auf einen der FR kritisch gegenüber.

    1. Die Leserbriefschreiberin Bettina Ohnesorge hat zum Artikel „Tom Cruise war der Star der Bambi-Gala“ herausarbeitet, dass der Gewinner des sogenannten Überraschungsbambi eine männliche Nazi-Hure war, ein Fakt, den eigentlich die FR hätte erwähnen müssen, um die Absurdität einer solchen Veranstaltung ans Licht zu bringen.

    2. Die Dokumentation „Es gibt keinen Grund, den Islam zu fürchten“, war wohl eher ein in der Argumentation schwacher Text, wie drei Leserbriefschreiber sehr klar und überzeugend darlegen.

    Die Leserbriefe auf die beiden Artikel, die Bronski dankenswerterweise in die FR gerückt hat, machen das Dilemma der FR deutlich: flach und linksliberal gehen nicht unter einen Hut.

  171. Damit Tiger nebenan nicht denkt, es ginge hier im Blog wirklich nicht weiter, komme ich doch noch mal auf Herrn Bronskis Stolz. die „linksliberale“ Berichterstattung über den IKB-KfW-Bankenskandal in der FR-Ausgabe vom 29.11.2007 zurück:

    Meine Aussage in #185, dass der „Normaltenor“ der Wirtschaftsberichterstattung in der FR ein anderer ist, als der erste Blick auf den von- Heusinger-Artikel vermuten lassen könnte, wird heute bereits bestätigt:

    Zum selben Thema finden wir heute auf S. 17 der Südhessenausgabe den Artike „Ränkespiel um IKB“ von lee – whoever that is -, und da kann man nur sagen: Buisiness as usual. Die Abläufe der sogenannten „Bewältigung“ der „Schieflage“ der beiden Banken (vom Gesamtsystem ist praktisch schon gar nicht mehr die Rede) wird im üblich ideologisch, verschleiernden Kauderwelsch der Betriebs- und Volkswirtschaft geredet, als handele es sich hier darum, einen kleinen Betriebsunfall zu protokollieren, der keinerlei Signifikanz für Rückschlüsse auf eben dieses Gesamtsystem habe. – Sehr kritisch liebe FR.

    Flankenschutz für die herrschende Lehre gebend, darf einer der von mir angesprochenen festen Freien, die Frohnatur Stefan Wolff, immer ausgeliehen von HR/ARD, wieder im Wetterberichtsstil über die Auf- und Abwinde am Börsenmarkt berichten, als handele es sich um Naturereignisse, die in ihrer Unvermeidlichkeit nur noch übertroffen werden, von den dunklen und unergründdbaren Triebkräften der Gier bei den Anlegern, denen leider, leider, leider keine Moral (welche denn Herr Wolff????) bescheinigt werden kann, wofür diese aber offensichtlich nichts können. – Sehr hintergründig liebe FR

  172. @ Bronski: vier Fragen, zum Teil als Wiederholung, aber jedenfalls richtig schön konkret:
    1. Warum wird die FR den Vergleich mit der SZ häufig verlieren? (vgl. Ihren Eintrag 175)
    2. Wie lautete Ihre frühere Antwort auf den Kritikpunkt „Wegfall Seite 3“? (vgl. Ihren Eintrag 175)
    3. Wie sieht sich die FR im Vergleich zur Welt kompakt? (vgl. mein Eintrag 146)
    4. Warum gibt es von den Bundesligaspielen überwiegend nur noch Agenturmeldungen?

  173. Hallo Kritiker,

    ich dachte ich schaue hier mal vorbei, guck mal was Sie hier so schreiben. Nicht dass Sie denken, mir hätte das alles jetzt die Sprache verschlagen. Ich glaube ja immer noch an das Gute und hoffe, dass sich meine Einträge noch weiter auf den Blog nebenan beschränken können, also auch übermorgen…

    Aber ich wollte mich selbstverständlich auch noch ganz sachlich zum Thema hier melden!

    Also ich finde das neue Format, also bezogen auf das Papierformat, besser zu handhaben als früher. Dies Änderung sehe ich durchaus als gelungen an!

  174. Hallo Tiger,

    wegen des Papierformats habe ich auch (fast) keine Probleme, obwohl das Falten nicht ganz so gut geht wie früher. Mir geht es (im übertragenen Sinne) wie Ihnen: Die Schwierikkeiten habe ich mit der Inhaltsseite, dem, was (geistig) so rauskommt aus der Zeitung.

    P.S.: Dass Sie hier wie im anderen Blog sachlich schreiben, daran habe ich überhaupt keinen Zweifel. Warum auch, sie schreiben gut und argumentativ überzeugend in freundlichem Ton.

  175. Ja, auch Tiger können zahm sein, wenn sie wollen!

    Aber ich hätte ja noch unendlich viele Ideen, wie man die Verkaufszahlen der FR wieder in den Griff bekommen könnte.

    Ich mache jetzt keinen Link zum Blog nebenan, aber Sie wissen ja, wo sie diese interessanten Informationen nachlesen können, sonst besteht die Gefahr, dass mein Eintrag wieder gelöscht wird. Obwohl ich nach wie vor der Meinung bin, dass alle meine bisherigen Einträge hier in diesem Blog, nämlich die meine Meinung zu dem Erscheinungsbild der FR betrafen, sehr wohl etwas mit dem Thema hier zu tun hatten.

    Aber Schwamm drüber, ich bin nicht nachtragend.

  176. Bei den Beiträgen im Bereich „Bildung & Wissen“ habe ich seit der Umstellung auf die Neue FR meine Schwierigkeiten. Ehrlich gesagt fand ich, dass die Berichte vor der Umstellung mehr Aussagekraft und Neutralität besaßen.

    Aber ich bin mir sicher, dass mir auch hier in dem Blog noch Beiträge gelingen werden, die den Vorgaben von Hr. Bronski entsprechen. Falls nebenan der Blog gelöscht werden sollte, muss ich mich ja irgendwie beschäftigen können.

  177. Hallo Bronski

    was ich im Wirtschaftsteil gar nicht entdeckt habe.
    Es hat niemand mal darüber berichtet, dass Givaudan schon im Sommer über 2 Milliarden Schweizer Franken Umsatz gemacht hat.

    Jetzt erzählen Sie mir bloß nicht, dass sei eher was für die FAZ.

    Es gibt ja auch viele Kleinaktionäre, die wollen auch gute Tipps,.

    Und ich kann Ihnen versichern, das ist echt ein Insider Tipp.

    Die haben nämlich gerade entdeckt, dass die Chinesen noch gar nicht aromatisiert und beduftet sind. Habe ich in der Aktionärsinfo im Netz gelesen.

    Wußten Sie übrigens, dass Givaudan seine Grundstoffe früher in Seveso produzieren ließ.
    Die Leute sollen diese Produktionsstätte die Fabrik der Düfte genannt haben. Aber wohl aus anderem Grund.

    Aber nicht über diese Marktentwicklung zu berichten, ist echt ein Fehler.

    Lesen Sie mal:
    http://www.nachrichten.ch/detail/283109.htm

  178. Liebe Mitblogger aus dem MCS-Blog,

    so sehr ich Ihren Ärger verstehe, dass Ihr wichtiges Blog-Thema heute nacht zwischen 0.07 Uhr und 0.27 Uhr geschlossen wurde (ich wollte eben dort noch einen inhaltlichen Beiträg posten) und diese „krumme“ Uhrzeit mehr auf händige denn auf automatische Schließung hindeutet, habe ich eine dringende Bitte:

    Tragen Sie das Thema MCS nicht hier hinein, ohne strikt Bezug auf das hiesige Thema „Neue FR“ zu nehmen. Die Diskussion konzentriert sich hier inzwischen auf die inhaltliche Gestaltung der FR (also längst nicht mehr auf die Formatfrage) und die (verlorengegangene)linksliberale Ausrichtung (vgl. Kommentar #169 von kritiker und meinen Kommentar #189).

    Die Kritiker der FR brauchen diesen Blog hier zur weitern Präzisierung ihres kritischen Standpunktes gegen der neue FR, insbesondere um die FR voranzubringen.

    Eine systemmatische Themenabschweifung könnte dazu führen, dass auch diese Blog-Thema geschlossen wird.

  179. Hallo Bronski

    was ich auch noch vermisst habe.

    Die FR hat weder im Wissensteil noch in anderen Teilen über die Venter Biographie berichtet.

    Also das sollte man mal schleunigst nachholen.
    Gibts schon bei Amazon seit Oktober.

    J. Craig Venter, A Life Decoded , My Genome: My Life

  180. @ Hallo Kritiker,

    wenns nicht schon so spät wäre könnten wir ja jetzt eine W. Benjamin-Diskussion anfangen.

    Aber da mach ich es jetzt wie Scarlett O Hara.
    „Ach Rhettt, lassen wir das , verschieben wirs auf Morgen, Morgen ist auch noch ein Tag“

    Gute Nacht an alle Nachteulen!

  181. Hallo human genom project, falls das Feuilleton es demnächst mal hergibt, werde ich auf Ihr Angebot zurückkkommen – falls dieser Blog hier noch lange genug offen ist. Bis dahin achten Sie auf Regel 4, besonders auf thematischen Bezug. Ich bin sicher Sie werden die Diskussion um einen gute und bessere FR nur befruchten.

    Gute Nacht.

  182. @Bronski:

    Auch wenn es wenig mit dem Inhalt zu tun hat. Warum schafft ihr es mittlerweile Mittwoch für Mitwoch nicht, den Wirtschafts/Sportteil als eigenes Buch zu drucken. Seit der Formatumstellung will meine Frau auch was von der Zeitung haben und wir beide ärgern uns, dass jeden Mittwoch jemanden ein Teil seines Buches fehlt!

  183. @Hallo Kritiker, hallo Fiasko,

    selbstverständlich werden wir „das Thema“ hier raushalten. Im Forum „zum Thema“ kann man sich aber weiterhin informieren. Nur mal so ein Tipp am Rande!

    @Guten Morgen Herr Bronski,

    ich möchte mich noch den Einträgen von Susanne anschließen, ich finde es genau wie sie störend, dass die Berichte zum Teil etwas verzettelt dargestellt werden. Das könnte man sicherlich bei eventuell anstehenden Verbesserungen, ändern!

  184. Wir lieben Sie Herr Bronski!

    Sie hätten uns sehr gefehlt, wenn der Blog geschlossen geblieben wäre.

    Herzliche Adventsgrüße und vielen Dank für Ihr Herz für uns,

    Betty Zett

  185. Wie finden denn die Mitblogger das heutige Titelbild („Weltkrieg abgesagt“) Mir ist der Titel entschieden zu flapsig. Der Zusammenhang der sich ergibt, wenn man die Schlagzeilen hintereinander liest, wirkt außerdem unfreiwillig komisch: „Weltkrieg abgesagt“ – „Bis Januar kein Bahnstreik“ Zum Vergleich: Die Süddeutsche titelte: „Westen beharrt auf neuen Iran-Sanktionen“ und auf der Titelseite der FAZ findet man: „Bush: Nichts hat sich geändert“ zum selben Thema.

  186. Susanne, Sie sind, wie eigentlich immer (zu) freundlich gegenüber der FR.

    Mit kann der Aufmacher weder nur „flapsig“ oder“unfreiwillig komisch“ erscheinen. Der Inhalt WELTKRIEG ist viel zu ernst. Solche Titelzeile ist Boulevard, das ist BILD-Stil: Der Leser soll emotinal angemacht, aufgeregt werden, die Botschaft selbst soll ihn auf die gewollte Meinung trimmen, ihn in diesem fall gleich wieder einlullen.

    Diesmal hat die FAZ recht: Nichts hat sich geändert. Ich sage dazu: Herr Bush wird Krieg und/oder Weltkrieg machen, wenn er es für richtig hält, er hat es schon getan. Vielleicht könnte er im Eventualfall inzwischen daran gehindert werden, aber das verhandelt die ErSCHLAGzeile nicht.

    Ein gestandener FR-Redakteur der alten Redaktion(en) hätte nach Vorlage dieser Schlagzeile den unbedarften Urheber bei Abnahme wohl mindestens gefragt: WER hat denn den (drohenden) Weltkrieg abgesagt? Wir, die Leser müssen fragen, wer hat diese Schlagzeile warum abgesegnet?

    Aber Redakteure der FR bloggen nicht, weil sie nicht antworten dürfen.

    – Das war Blattkritik

  187. @Susanne,

    die Titel der FAZ und Süddeutschen drücken für mich Neuralität aus. Während der Titel hier bei der FR, da muss ich dem Kritiker Recht geben, boulevardmäßig rüberkommt. Und so auch beim Leser ankommen soll.

    Da bin ich mir seit dem MCS-Bericht mit dem Titel „Wenn Parfüm zur Ohnmacht führt“, ziemlich sicher. Denn nicht nur der Bericht über dieses leider sehr ernst zunehmende Umweltthema ist unsachlich, nein sogar der Titel. Bei diesem Bericht war bereits mit dem Titel schon das Ende vorhergesagt.

    Scheinbar ist das die Neue FR, denn früher ist mir eine derartige Häufung von unsachlichen Fakten nicht aufgefallen. Die FR braucht scheinbar verstärkt solche Aufhänger, aber ich denke nicht, dass sich dadurch die Verkaufszahlen steigern lassen. Im Gegenteil!

  188. Hallo kritiker,
    die Texte im Innern fand ich im Gegensatz zum flachen, reißerischen Aufmacher der Titelseite differenziert dargestellt. Insbesondere bei der Lektüre des klugen Kommentars von Herrn Grobe, müssten auch Sie den Unterschied zum Boulevard konstatiert haben.
    Ich fühle mich daher –im Gesamtzusammenhang- von der FR weder auf Meinung getrimmt noch eingelullt, dafür allerdings was den Titel anbelangt überhaupt nicht ernst genommen. Mich würde tatsächlich auch interessieren, wer ihn verbockt und abgesegnet hat.

  189. Nachtrag: ich bezog mich bei den „Texten im Innern“ auf das Thema des Tages.
    Nun möchte ich mich der Kolumne auf der Meinungsseite von Herrn Korfmann zuwenden. Na schön, es handelt sich um einen netten Text, aber was haben diese Anekdoten mit Politik zu tun? Warum wird er auf der Meinungsseite abgedruckt?
    Und nun die Preisfrage: Woran muss ich denken, wenn ich solche Sätze (in Wissen & Bildung) lese?: „ Im Lesen, der Pisa-Schock-auslösenden Schwerpunktdisziplin von 2000, holte Deutschland mit 495 Punkten vier mehr als vor drei und elf mehr als vor sechs Jahren.“
    Klar an Olympia!-Wie bedauerlich, dass Bildung nicht nur aus Hürdenhüpfen besteht…

  190. Weitere Schlagzeilen, die im Vergleich die Ungeheuerlichkeit der FR-Schlagzeile „Weltkrieg abgesagt“ beleuchten:

    Sanktionsfront gegen den Iran bröckelt (Welt)
    Bush bleibt hart (taz)
    Russland verschärft den Ton gegenüber Iran (NZZ)
    Iranian president claims US report as a victory (Guardian)
    U.S.: Iran halted nuclear weapons development in 2003 (Haaretz)

    Schon beim Lesen der Schlagzeile gestern Abend in FR-Online beschlich mich der schlimme Gedanke: Hoffentlich wird dies bloß nicht die Schlagzeile der FR von morgen.

    Ich habe zwei Großväter und zwei Onkel im zweiten Weltkrieg verloren. In aller Kürze: Da hört jeglicher Spaß auf. Auch der Spaß, mit schneidigen Schlagzeilen Auflage zu machen. Unterste Schublade. Konkurrenzlos niedriges Niveau – auch im internationalen Vergleich (man rufe zum Beispiel http://www.dnnd.de auf)!

    Und da würden selbst Pulitzer-Preis-verdächtige Berichte und Kommentare im Inneren der FR nichts mehr retten.

    Die Frage bleibt berechtigt: Wer verantwortet diese Schlagzeile? Wir haben als kritische Leser ein Recht darauf, diese Frage beantwortet zu bekommen.

    Bis Gegenteiliges verlautet, verantwortet logischerweise der Chefredakteur diese Schlagzeile.

    Schon wieder ein FR-Fiasco! N’tschuldigung!

  191. hallo susanne, natürlich hat Karl Grobe gut geschrieben, das hat er schon immer getan, er ist altes FR-Gestein. Da wird die Sache für mich nur noch schlimmer: Wie kann man Karl Grobe derart unseriös aufmachen?

    Ich bin sicher, Karl Grobe hat nie gegen die Titelzeile der eigenen Zeitung anschreiben müssen oder wollen. Mich würde schon interessieren, wie sich der alte Fahrensmann jetzt versteht. Vielleicht als Mann vom letzten Fähnlein? Eine Trennung seinerseits von der FR, dürfte ihm sicherlich sehr, sehr viel schwieriger noch fallen, als die Aufgabe des Abonnements nach 25 – 30 Jahren FR durch einen treuen Leser.

    Auch Dietmar Ostermanns Artikel auf S. 2 der heutigen Rundschau ergeht sich leider mehr in vermutenden Annahmen über die ungewissen Reaktionen oder Motive in Washington, statt wie z.B. Ewen MacAskill im heutigen Guardian mit seinem Artikel „New findings may be due to a defector“ einfach die Hintergründe ersteinmal zu berichten, wie diese „neuen“ Erkenntnisse gewonnen wurden. Offenbar waren Sie in Washingtoner Regierungskreisen schon seit August bekannt
    (siehe http://www.guardian.co.uk/iran/story/0,,2221994,00.html)
    Das ist spannender Hintergrund und anlyse bietender Journalismus.

    Ostermann war einmal besser.

    Ein Grobe macht noch keine FR

  192. Für mich geht es bei der Frage um die Aufmachung des Titelbildes auch um meine eigene Glaubwürdigkeit, da ich die FR fast ausschließlich in der Öffentlichkeit lese, vor den Augen meiner Schüler, wenn ich Aufsicht habe, in der Mittagspause im Cafe, in der S-Bahn usw. Im Allgemeinen kratzt es mich nicht, was andere über mich und meine Zeitungslektüre denken, aber gegenüber meinen Schülern ist es mir ziemlich peinlich, wenn ein Titelbild auf meiner FR prangt, in einem reißerischen, plumpen Stil, der entgegengesetzt zu der Haltung steht, die ich im Unterricht vertrete.

  193. Auch diesem Titelbild kann ich was anderes abgewinnen:

    Die beiden Kontrahenten in einer Perspektive, wie man sie vom Wiegen vor Boxkämpfen sieht, der Krieg als von beiden in Aussicht gestellter Showdown, das Ganze ein ausgeklügeltes Spiel mit der ganzen Welt.
    Eine Show, die an-und abgesagt werden kann.

    Ich finde, das trifft genau den billigen,verantwortungslosen Stil der beiden Kontrahenten.

  194. Aber BvG- für das Motiv des Politikers, der seine Muskeln spielen lässt, findet man immer eine passende Projektionsfläche. Ein solches Bild scheint auf den ersten Blick kritisch, ist jedoch nichts anderes als ein Allgemeinplatz. Wieso sollte der Leser nach diesem Titel noch motiviert sein, sich mit einer Analyse zu befassen, wenn die Dinge doch so offen sichtlich und einfach zu liegen scheinen?

  195. Kleine „Nebelkerze“ in eurer Titelbild-Diskussion: Wie linksliberal kommt denn der Kommentar über den Post-Mindestlohn bei den kritisch kommentierenden Lesern an?

  196. @susanne
    Das mag sein,
    es ist schwierig, mit Schlagzeilen und Titelbildern ironisch zu sein, man kann viel interpretieren.

  197. Es zwingt doch kein Mensch die FR zur Titelironie!- oder übten mal wieder die 14-29jährigen Druck aus?

  198. Hallo Robert,
    der Kommentar zum Post-Mindestlohn ist gut ebenso wie der dazugehörige Bericht im Wirtschaftsteil.
    Aber sag, wie findest denn du das Titelbild?

  199. @ 216 Robert B.: Eske Hicken – vorher nie gehört. Beide Kommentare zum Post-Mindestlohn, die ich auf FR-online gefunden habe, gefallen mir sehr gut (das eine ist wohl der morgige Leitartikel?) – und zwar nicht (nur), weil sie „links“ sind, sondern weil Zusammenhänge hergestellt werden und Hintergründe erläutert werden. Und sie schreibt Deutsch und kein Neudeutsch-Kauderwelsch.
    Trotzdem: Die Kürzest-Kommentare gehören abgeschafft! Aber das ist nicht die Schuld der Kommentatorin.

    Ja, es gibt Lichtblicke, aber insgesamt bleiben weiter zu viele Fragen offen – einige habe ich in 192 formuliert, aber Bronski schweigt: Er scheint sich mit einer Antwort, die vieles offen ließ, durchlavieren zu wollen (175). Seiner eigenen Forderung nach Konkretisierung genügt er mal wieder nicht.

    Auch der Leitartikel von Karl Grobe gefällt mir, aber ich rufe in Erinnerung, daß er an sich gar nicht mehr zur Redaktion gehört – ob man dauerhaft auf ihn zählen können wird?

  200. Der Kommentar von Eske Hicken auf Seite 11 klingt erstmal tatsächlich ganz gut, lieber walthor. Er könnte auch ganz und gar für das genommen werden was er sagt, wäre da nicht die Tatsache, dass die FR seit dem Relaunch praktisch durchgängig eine sehr positive Berichterstattung und Kommentierung der Politik von Kanzlerin Merkel im Blatt hat. Die Kanzlerin wird in dem dazugehörigen Artikel von derselben Autorin auf Seite 14 im Wirtschaftsteil (!!!) unkommentiert dargestellt mit einer Position, die dem Modell Mindestlohn insgesamt keine große Zukunft verspricht. – Fehlen tut unserem Kommentar also wieder das „echte“ Linke, nämlich die Kritik derer, die nur punktuell mal etwas Richtiges zulassen, um das (Wahl)Volk zu beruhigen, insgesamt aber das große Renditespiel weiter organisieren (lassen).

    Hicken freut sich über etwas, das Merkel zugestehen musste, weil Sie Müntefehrings erstes, wesentlich preiswerteres Angebot auschlug, als sie noch glaubte, nichts zugestehen zu müssen. Dann hätte es zwar für alle was gegeben, was den Namen Mindestlohn im europäischen Vergleich aber schon gar nicht verdient hätte, von der Befriedigung der wirklichen Bedürfnisse der Betroffenen gar nicht zu reden. Der Mindestlohn als echte soziale Errungenschaft ist weder erreicht, noch hat er am Beispiel nur für die Bediensteten bei der Deutschen Post „das erreicht, was er sollte“ (es sei denn man meinte dies mit böser Ironie) und soll es auch nicht, wenn es nach Merkel, der FR-Unkritisierten geht (s.o.).

  201. Hallo Herr Baumbach,
    Herr Grobe ist doch der Liebling der FR-Leser! Er muss bleiben. Ich stimme Ihnen übrigens zu. Auch mir missfallen die Mini-Kommentare.
    Mir scheint der arme Bronski überarbeitet- er wird Ihnen bestimmt noch antworten.

  202. Hallo Susanne, ich bin ein begeisterter leser von Karl Grobe seit ich die FR vor über 28 Jahren zu lesen begann. Als er noch unter der alten Ägide in den verdienten Ruhestand ging, habe ich ihn sehr vermisst. Ohne seine Person selbst im Mindesten in Mißkredit bringen zu wollen, aber seine Reaktivierung unter Vorkötter erscheint mir mehr als Alibimaßnahme, denn als Zeichen von Kontinuität. Die Beweggründe Herrn Grobes kann niemand von uns wissen und über ihn werde ich nicht richten.

  203. @ 221: ich finde, die berechtigte Kritik verliert ihren Wert, wenn man auch positive Aspekte mit Macht ins Negative dreht; dies geschieht aber in Ihrem Eintrag. Die Wendung „erreicht, was er sollte“ verstehe ich in der Tat ironisch. Und der Leitartikel stellt die Frage in einen allgemeinen Kontext, der Ihren Vorwurf der Reduktion auf den Post-Bereich entkräftet. Aber in dem heutigen Kürzest-Kommentar war diese allgemeine Erörterung halt nicht möglich, was zur Ausgangskritik zurückführt.

    @ Susanne: Bronski hat mir ja geantwortet, aber um den heißen Brei herumgeredet.

  204. @ Bronski:

    Ich sehe gerade, daß der Leserbrief, der mich so aufgeregt hat, online gestellt ist, und will ihn mal zitieren:

    Edeltraud Hendrich, Gießen, schreibt:

    „Gute Mischung,flotter Ton

    Ich lese Ihr Blatt sehr gern seit etwa sechs Monaten auf Empfehlung meines Sohnes: Handliches Format, liberaler Inhalt, gute Mischung von Nachricht und weiterer Information, flotter Ton, E. E. Kisch, Karl Kraus, Alfred Polgar – ja, und auch Heinz Knobloch von der „Wochenpost“ sind Ihre würdigen Vorgänger. Geniale Idee: Die Figur Bronski, sehr angenehme Rubrik auch: Entschuldigung (oder hieß das gar SORRY??), in der „wir“ uns zu Fehlern bekennen. Das ist eine gute Grundlage für ein angenehmes geistiges Klima in Deutschland. Ich lese Ihr Blatt im Wettbewerb mit der „Welt kompakt“, auch aus inhaltlichen Gründen liegen Sie dabei etwas im Vorsprung.“

    Ich frage Sie zum wiederholten Male: Was hat Sie bewogen, diesen Leserbrief abzudrucken? Halten Sie ihn für repräsentativ? Ist das das Bild, das der Leser von der FR haben soll?? Sehen Sie sich wirklich auf Augenhöhe mit und in Konkurrenz zu „Welt kompakt“?? Freuen Sie sich, wenn Sie diese schlagen – noch dazu aus „auch inhaltlichen Gründen“?

  205. Hallo susanne,

    wenn ich Bronski „damals“ richtig verstanden habe, ist die Titelseite eher für den Leser am Kiosk – uns als Abonnenten braucht sie gar nicht so stark anzusprechen, weil wir die Zeitung ja eh schon auf dem Frühstückstisch haben. Allerdings ist die Schlagzeile mMn. widersprüchlich:

    Weltkrieg abgesagt … US-Präsident Bush […] hält das Land weiter für gefährlich

    Außerdem finde ich das zu reißerisch. Damit will die FR also sehr wahrscheinlich ihre neu entdeckte Zielgruppe ansprechen, ich spräche eher auf Ironie und deutlich Schärferes an.

    Die restlichen Informationen, die heute sehr zahlreich ausfallen (sollten auf der Titelseite nicht wenige Themen Platz finden?) sind für mich als „typischen FR-Leser alter Schule“ (mit meinen 24 Jahren) schon ansprechender: PISA, Post, Gewalt in Film und Spiel sowie die Vermögenssteuer.

    Apropos Vermögenssteuer: Das ist für mich das einzig neue am Programm der Hessen-SPD, der Rest des Inhalts des Ypsilanti-Interviews ist doch schon bekannt. An dieser Stelle hätte man stärker nachbohren oder einen tiefgründigeren Text veröffentlichen können. (Achtung Bronski: konkrete Textkritik!)

    (Für mich als Studenten ist natürlich positiv, dass sie noch einmal bekräftigt, die Studiengebühren abzuschaffen.)

  206. Hallo Herr Baumbach, ich wollte den Kommentar von Eske Kicken nicht partout „ins Negative“ verkehren. Ich schrieb explizit, dass der Kommentar für sich allein genommen durchaus annehmbar wäre, wäre da nicht der Kontext in den solche Texte zunehmend nur noch in der FR stehen. Ich habe dies wie an dem Hicken-Text schon am Beispiel der Bankenskandalberichterstattung o. in #185, #186 und #191 schon einmal versucht zu exemplifizieren.

    Ansonsten haben wir, wie alle anderen das Problem, dass Bronski nicht konkret inhaltlich antwortet, die FR sich nicht wirklich ändert, was die Diskussion nicht leichter macht. Spekulieren ist mir eigentlich nicht die erste Wahl des Denkens, blankes Negieren schon gar nicht.

  207. @ Alle

    Ich werde mich wieder einschalten, sobald ich eine Zeit dafür finde (meine Kapazitäten werden Sie ja nicht weiter interessíeren). Lassen Sie es sich trotzdem nicht nehmen, hier frei heraus zu kommentieren. Ihre Meinungen fließen in meinen Bericht ein – dessen Fertigstellung und Veröffentlichung sich allerdings verschieben wird. Es geht nicht anders. Ich werde das kommende Wochenende nutzen, um daran zu arbeiten.

  208. Bronski, noch so spät bei der Arbeit? Und wenn man sich mal anschaut, wie häufig ihnen hier (stellvertretend für die FR) ans Bein uriniert wird und sie immer noch ruhig bleiben, da bleibt mir nur eins übrig: Respekt und Dankeschön 🙂

  209. Die Beiträge von Eske Hicken sind ein echter Lichtblick! Genauso geht es. Aber wie „kritiker“ schon andeutet, widersprechen diese Kommentare teilweise dem grauen Alltag der Wirtschafstberichterstattung in der FR. Die Änderung an der Spitze dieses Ressort lassen hoffen.

    Der Kritik bezüglich der gestrigen Titelseite schließe ich mich an. Die heutige Titelseite finde ich für eine überregionale Tageszeitung absolut unangemessen. Wir sind nicht das Plauener Tagblatt, für das eine solche oder ähnliche Schlagzeile sicher angebracht wäre. Mir fehlt hier ein wenig der Blick aufs Große Ganze. Täglich sterben auf der ganzen Welt auf schreckliche Art und Weise menschen. Die Fokussierung auf Plauen (als Titelschlagzeile) erinnert mich an RTL-aktuell.

    Nachdem ich den Artikel über das Treffen in Wien gelesen habe, in dem es um ein mögliches Verhandeln über ein mögliches Verbot von Streubomben (im Stil von Heiligendamm) geht, kam mir die Idee zu einer Titelschlagzeile, die wirklich einmal einen handfesten Skandal aufgreifen würde:

    „Bundesregierung sagt „Ja“ zu Streubomben!“

    In ihrem Artikel kommt die Bundesregierung, obwohl sie – freilich harmlosere – Streubomben befürworten, viel zu gut weg! Streubomben sind nicht erst dann gefährlich, wenn sie sich quasi in Landminen verwandeln haben, weil sie zum gedachten Zeitpunkt nicht explodiert sind. Streubomben töten oder verstümmeln SO ODER SO unschuldige Zivilisten! Gestern hörte ich in einer Reportage auf Deutschlandradio Kultur von einem Vertreter einer Nichtregierungs-Organisation, dass von deutscher Seite aus massiv auf Zeit gespielt wird, da der Regierung die Waffenlobby permanent im Nacken sitzt.

    DAS ist ein berichtenswerter Skandal, mit dem die FR bei einer engagierten Herangehensweise sogar für Aufsehen sorgen könnte. Und zwar vor dem Hintergrund einer guten Sache! Dabei könnte man auch gleich beleuchten, dass es eben nicht reicht, wenn Angela Merkel quasi als „Friedensengel“ andere Länder „beschwebt“ und überall kluge Tipps gibt, vielleicht manchmal großzügig Almosen verteilt, wo vorher deutsche Bomben draufgeregnet sind. Im Grunde genommen handelt es sich bei Letzterem sogar um eine Subvention deutscher Waffenhersteller mit Steuergeldern. Dass dieselben Politiker, welche die ganze Woche über schützend die Hände über die Arbeitsplätze in der Waffenindustrie halten, in Sonntagsreden das ach so schlimme Leid in der Welt beklagen, ist pure Heuchelei. Meistens folgt dann noch ein Satz wie: „… daher müssen wir international mehr Verantwortung übernehmen…“! Und schon sind wir mittendrin in der zur Zeit herrschenden Ideologie.

    … und ich habe noch ganz dunkel in Erinnerung, dass von deutschem Boden aus nie wieder … Aber das habe ich wohl nur wieder falsch verstanden. Waffenlieferungen in alle möglichen Krisenregionen und anschließender „Aufbau“ freilich mit Tornados und Soldaten dienen ja schließlich nur unserer Verteidigung und der unserer Bündnispartner.

    Aber vermutlich wäre eine solche Berichterstattung zu links. Zur Zeit sitzt im Bundestag ja auch nur eine Partei, welche Bundeswehreinsätze aller Art ablehnt!

  210. Ehrlich gesagt erinnerte mich „Die toten Kinder von Plauen“ an „Die dicken Kinder von Landau“ von Harald Schmidt, und ich musste erstmal schlucken…
    Den Kommentar von Eske Hicken fand ich so gut, dass ich den eben an FreundInnen gemailt habe um zu zeigen, dass die FR doch auch anders kann.

  211. @ Plauen-Schlagzeile

    Wieder eine billige Schlagzeile, tiefe Betroffenheit in einem mäßigen Kurz-Kommentar (Wolfgang Wagner), laue Forderung nach mehr Kontrolle des Staates. Nach zwei, spätestens drei Tagen „business as usual“ und alles ist vergessen. Nachzuvollziehen an Hunderten (Tausenden?) ähnlicher Vorfälle, Schlagzeilen, Zeitungsberichten, Kommentare.

    Glaubhaft wäre die FR (und viele anderen Medien) nur, wenn sie in kontinuierlicher Form und auch dann, wenn es mal wieder nicht irgendwo „geknallt“ hat, an diesen Themen dran bleiben würde … zum Beispiel mit einer eigenen Doppelseite „Soziale Brennpunkte heute“, wo kontinuierlich und unablässig über Kinderarmut, Kindesmißhandlung, Hart IV-Elend, Minderheitenverfolgung, etc. debattiert wird und Lösungsvorschläge dargestellt und ENERGISCH weiterverfolgt werden.

    Ansätze dazu bietet nur – soweit mir dies durch intensive Zeitungslektüre bekannt ist – die taz und der Guardian (die denn auch häufig abfällig als ideologische Weltverbesserer tituliert werden).

    Bleibt nur zur erwähnen, dass die FR früher zumindest ansatzweise in einem Atemzug mit obigen Zeitungen genannt werden konnte …

  212. @ Thomas-Simon Berth

    Natürlich bleibe ich ruhig. Erstens hab ich dazugelernt, und zweitens geht es ja nicht um mich persönlich, sondern um die FR. Ich meine in diesem Zusammenhang auch eine Änderung im Tonfall mancher Kommentatoren wahrzunehmen, eine gewisse Versachlichung zu spüren. Das begrüße ich außerordentlich.

    Ich bedaure sehr, dass ich hier nicht zu jedem einzelnen Punkt Stellung nehmen kann, aber seit es die Bronski-Seite gibt, habe ich einfach deutlich weniger Zeit fürs Blog. Für die Bronski-Seite brauche ich täglich etwa vier Stunden. Dann gibt es sooooo viel Korrespondenz zu erledigen, das sind noch mal mindestens drei Stunden täglich. Alles andere drumherum, z.B. auch meine Gespräche über Ihre Kritik in der Redaktion, kommt hinzu. Fürs Blog müssen Themen nachgeschossen werden usw. Ich wäre auch gern mal wieder in der Blogosphäre unterwegs, u.a. um in Sachen „Islamfaschisten“ zu recherchieren, aber das muss warten.

    Na ja, das nur zu Ihrer Kenntnis, damit Sie sich nicht wundern, wenn meine Kommentare ausbleiben.

  213. Lieber Bronski,

    dass Sie unter „Sorry“ richtigstellen, wenn FR-Autoren Fehler passieren, finde ich verdienstvoll. Doch die heutige Korrektur zum Iran-Artikel von Michael Lüders „Konfrontation stärkt Hardliner“ (FR vom 5.12.) reicht so nicht aus. Der gesamte Tenor des Beitrags von Lüders basiert ja darauf, Iran als kompromisbereit darzustellen, während den USA (sowie dem „Westen“ generell) unterstellt wird, den Konflikt anzuheizen. Lüders scheut dabei, wie so oft, nicht davon zurück, die ihm nicht genehmen Tatsachen zu unterschlagen. So bezeichnet er die auch von der EU erhobene Forderung, Iran solle auf die Anreicherung verzichten, als völkerechtswidrig. Dabei ist ihm bekannt, dass die Ursache die Atom(waffen)programme sind, die Iran unter Verletzung des Atomsprerrvertrags (also des Völkerrechts) der IAEO über Jahre verheimlicht hat.

    Lüders ist sicherlich bekannt, dass Iran Russlands Angebot, dort eine gemeinschaftliche Anreicherungsanlage zu errichten, nach mehreren Verhandlungsrunden abgelehnt hat. Daher kann ich kaum glauben, dass ihm als „Experten“ die Dementis der Iraner zu dem angeblichen Schweiz-Angebot entgagen sind.

  214. “ … dass die Ursache die Atom(waffen)programme sind, die Iran unter Verletzung des Atomsprerrvertrags (also des Völkerrechts) der IAEO über Jahre verheimlicht hat.“

    Die Iraner dachten halt, sie könnten so schlau sein wie die Israelis. Aber die waren schlauer und sagten sich: Wenn wir den Vertrag gar nicht erst unterzeichnen, können wir auch getrost und guten Gewissens Atomwaffen entwickeln und besitzen, ohne dagegen zu verstoßen.

  215. heinrich, hat Israels Präsident angekündigt, Iran von der Weltkarte zu radieren oder umgekehrt? Hat Israel Iran (oder einen anderen Staat) mit Atomwaffen bedroht? Ist Iran in einer Bedrohungslage, die der vergleichbar wäre, in der sich Israel in den 60er Jahren befunden hat?

  216. Abraham, worauf wollen sie mit ihren Fragen an mich hinaus? Sie haben das Atomwaffensperrprogramm und das Völkerrecht ins Spiel gebracht, nicht ich.

    Wer glaubt, die Nichtunterzeichnung, die Missachtung des Völkerrechts und die Atombewaffnung Israels stabilisierten den Frieden in der Region statt ihn zu gefährden, den will ich (und den kann ich erfahrungsgemäß) nicht davon abbringen.

  217. Die Schlagzeile „Die toten Babys von Plauen“ finde ich sensationsgeil. Darüber hinaus wurde dem Thema noch eine ganze Seite im Politikteil gewidmet. Außer Empathie bringt der Text keine weiteren Erkenntnisse hervor. Interessant und gut aufbereitet für Laien wie mich, ist dagegen das Thema des Tages (Zinserhöhung). Lobenswert finde ich außerdem die ausführliche Behandlung der „Haftstrafe gegen einen Täter von Mügeln“ auf Seite 5. Auf Seite6/7 musste ich mich mal kurz ärgern-Was soll der blöde Bär? Gefallen hat mir aber das Thema Labor im Weltraum im heutigen „Wissen und Bildung. Schließlich muss ich den Leserbriefschreibern in der FR zustimmen: Dieser Raucherzone im Magazin ist unerträglich. Gibt es da noch Aussicht auf Besserung oder ist die ganze Bloggerei hier vergebene Liebesmühe? Bisher hat sich ja zumindest hier im Blog noch niemand für das Magazin stark gemacht…

    Der Vollständigkeit halber und aus Gerechtigkeitsgründen: Die Zeit brachte heute im Politikteil –seelenverwandt zum gestrigen kritisierten FR-Titel -die Schlagzeile: „Puh, doch kein Weltkrieg“ – dies wirkte allerdings längst nicht so reißerisch wie in der FR, da diese Überschrift im Innern und nicht auf dem Titel erschien und sich außerdem ein umfangreicher Text darunter befand.

  218. @ Robert B.: Ihr Hohelied auf Bronski kann ich nicht unterstützen; seit er mir damals geantwortet hat, ich würde „Unsinn“ schreiben, sehe ich ihn sehr kritisch. Zwar hat er sich dafür entschuldigt, aber was mir wichtiger wäre, wären konkretere Antworten, statt immer um den heißen Brei herumzureden. Aber keine Antwort ist auch eine Antwort.

    Ich bin heute wieder schwach geworden und habe mir die FR gekauft. Zum erneut reißerischen Tiotel wurde hier schon alles gesagt. Ergänzen möchte ich: Der Vergleich mit der SZ hat mal wieder gezeigt, daß aus die FR völlig ihren Charakter verloren hat. Eine Seite zum Post-Mindestlohn; ausführliche Nachberichte zum CIA-Iran-Bericht in der SZ – kein Wort dazu in der FR (abgesehen vom guten Leitartikel).

  219. Ich weiß, dass ich mit meinem Verständnis für den „Leserversteher“ auf einsamen Posten stehe. Und wer konstruktive Kritik äußert, uriniert keineswegs seinem Gesprächspartner ans Bein. Herr Baumbach, mit dieser Metapher sind sie z.B. definitiv nicht gemeint, sie äußern konstruktive Kritik.

  220. @ Robert B.: Kein Problem, ich habe mich nicht von Ihnen angegriffen gefühlt. Aber neben der inhaltlichen Kritik ist eben ein weiterer wesentlicher Kritikpunkt die Art und Weise, wie Bronski/Vorkötter mit der Kritik umgehen – wobei Sie möglicherweise recht haben, daß es mit Bronski den Falschen dieses Duos trifft, wenn man auf ihn einprügelt.

  221. Ja der Vergleich mit der SZ.

    Sie ist fachlich besser, aber eben nicht immer so ganz meine Meinung. Aber und dies werfe ich der FR vor, ich fühle mich nach den Artikeln informiert, und die Meinung muss man einfach als „Werbung“ wegzappen…

  222. @ 242: Die SZ trifft nicht immer meine Meinung, aber doch überwiegend (auch in der SZ gab es kürzlich eine Serie „Chronik Deutscher Herbst“: Anscheinend waren SZ und FR damals gemeinsam allein auf weiter Flur für den Erhalt der Rechtsstaatlichkeit); aber was genauso wichtig ist: Die Kommentatoren in der SZ haben immer eine Meinung!

  223. Thesen:

    1) Die SZ-Redakteure haben eine, sagen wir, bürgerliche Meinung. Sie recherchieren (aufwendig) die Ihnen relevanten Fakten. Im Sinner einer guten „Erörterung“ sammeln Sie dann sogar noch , gewöhnlich sogar faktengestütze, „Gegenargumente“ und ziehen dann auf der Basis mehr oder weniger gut durchscheinender theoretischer Ansätze (büprgerlicher) Wirtschaft- und/oder Gesellschaftstheorie, bzw. Kulturtheorie interpretierende, kommentierende Schlüsse. (Letztere zappt Frau Wolf als „Werbung“ (Ideologie?)weg, fühlt sich aber informiert, interpretiert, kommentiert selbst).

    2)Die Frankfurter Rundschau hat das früher genauso gemacht, nur dass Sie auf linkskritischer Theorie aufbaute und es gleichzeitig schaffte, dass dann außerdem für Leute wie Frau Wolf – nehmen wir Sie als typische FR-Leserin – dem lesereigenen Denken immer noch Raum und Entwicklung blieb und – als Surplusgewinn – man das schöne Gefühl haben konnte, im Vertrauten mit seiner Zeitung zu sein.

    Was macht die FR-heute: Seltene Versatzstücke des alten Ansatzes finden sich unsystematisch und verloren ohne Hintergrund und Kontinuität – sie sind verloren, auf verlorenem Posten. Informationen werden fast nur noch durch (verkürzte) Agenturmeldungen eingebracht, eigenen Artikel haben sich mit der neuen Mannschaft der 40-Jährigen auf die trügerischen Fundamente des Neoliberalismus gestellt, die weder sprachlich noch gedanklich auch nur die Form der Erörterung beherrschen (statt handfesten Fakten, werden unbegründete Meinungen über vermeintliche Fakten ausgebreitet) und im Zweifelsfall werden sie in jedem Fall als „einzig mögliche “ Lösung ausgegeben, Alternativen werden so apriori negiert. Der Stil: magazinartig, Boulevard, im wahrsten Sinne „bildmäßig“ mit reißerischen, Titel und, ja, falschen Bildunterschriften für die erfundene Zielgruppe (d.h. den konstruierten, bzw. angebotstheoretisch ausgedrückt, zu schaffenden Zielmarkt) der („leider“ noch nicht ausschließlich existierenden) „jung-weiblich-dynamischen“ Menschen/Leser.

    Da fühlt sich – zumindest unsereiner – weder informiert noch (meinungs)gebildet angesprochen.

    Im Augenblick also tatsächlich: Im Zweifel SZ, auch wenn´s weh tut.

  224. @244 kritiker

    Musterbeispiele für das von Ihnen beschriebene jetzige Vorgehen der FR finden sich in jüngster Zeit bei der Berichterstattung der FR zum Bahnstreik, dem Herumeiern beim Mindestlohn (immer wieder auch mit den von Ihnen genannten überraschenden Ausnahmen in der Art von unsystematischen Versatzstücken), der weitgehend unkritischen Haltung gegenüber Hartz IV (man lese heute parallel dazu den glänzenden taz-Artikel über ausufernde HartzIV-Bürokratie und Gerichtsverfahren), und – nehmen wir dies für heute nacht als krönenden Abschluss – zum wiederholten Male ökonomische Weisheiten des FR-Star-Kolumnisten Prof. Dr. Münkler, heute zum Thema Bürgergeld („Staatsknete für alle“) mit der üblichen subtilen FR-Kritik an der verlängerten Auszahlung von ALG I.

    Und jetzt müsste alles noch einer genauen textkritischen Analyse unterzogen werden – aber manchmal macht plakatives „Butter bei die Fische“ (Zitat Bronski) eben mehr Spaß als tiefschürfende (und in unserem Falle ehrenamtliche!) textkritische Analyse – besonders wenn es so spät am Abend ist.

  225. Gute-Nacht-Spiel: Erraten Sie die Titel-Schlagzeile der FR vom 7.12.2007

    Tipp 1: Kein Platz für Säufer
    Tipp 2: Gute und böse Streubomben
    Tipp 3: Mister Gelb im Steinschlag

  226. Normalerweise freut es mich ja, wenn mal ein Thema ausführlich in der FR behandelt wird. Die Doppelseite zum heutigen Thema des Tages zeigt nun auch mehr Text als gewöhnlich und wird sogar auf der nächsten Seite fortgeführt. Dennoch bin ich nicht in Lobesstimmung. Schon wieder sind die getöteten Kinder das Thema. Es handelt sich dabei um tragische Einzelschicksale. Warum wird diesem Thema derart viel Platz eingeräumt im POLITIK-Teil? Ich vermute deshalb, weil die Redaktion meint, auf diesem Wege die LESERINNEN besonders anzusprechen. Aus unerfindlichen Gründen wird Frauen ja häufig unterstellt, sie würden besonders gerne gefühlvolle Themen lesen und siehe da auf Seite 4 folgt -hübsch für die Hormone- das Bild eines Babys. Ich habe diese Kindchenschemen wirklich satt, andauernd Babys und Bärchen. Wer kommt auf solche Ideen? Nur zur Erinnerung: Ich habe eine Tageszeitung abonniert und nicht die Brigitte!

  227. Jeden, den ich heute gefragt habe, in welcher Zeitung die Titel-Schlagzeile „Kein Platz für Säufer“ steht, hat mir geantwortet, darunter auch Kinder: „In der BLÖD-Zeitung!“ Die leichte Abweichung von dem offiziellen Namen dieses Periodikums, das manche „das größte Drecksblatt Europas“ nennen, wurde nicht immer benutzt.

  228. Hallo Susanne, ich wiederhole es gerne ungern:

    Das erklärte Ziel der FR ist es, für die erfundene Zielgruppe (d.h. den konstruierten, bzw. angebotstheoretisch ausgedrückt, zu schaffenden Zielmarkt) der („leider“ noch nicht ausschließlich existierenden) „jung-weiblich-dynamischen“ Menschen/Leser zu erscheinen.

    (Zusatz: Diese Zielgruppe ernsthaft zu definieren, käme mir einer Bankrotterklärung im Geiste gleich, daher laß´ich das.)
    Und:

    Da fühlt sich – zumindest unsereiner – weder informiert noch (meinungs)gebildet angesprochen.

  229. Die Titelgeschichte „Kein Platz für Säufer“ (7.12.07) ist gegen eine Gruppe der Gesellschaft gerichtet: Junge Leute, die sich in Innenstädten, in den Einkaufsmeilen, mit Alk vollpumpen. Wahrscheinlich folgen die Bürgermeister den Klagen der Geschäftsleute, die fürchten, der Kundschaft werde die Konsumlust genommen.

    Nicht erwähnt werden die von den selben Leuten, Bürgermeistern wie Ladenbesitzern, organisierten öffentlichen Besäufnisse, die als Oktoberfest, Weinfest, Straßenfest oder sonstwie deklariert werden.

    Wäre von der FR dieser Zusammenhang hergestellt worden, hätte die Titelgeschichte mit der Schlagzeile „Jugendliche werden von Alkoholkonsumenten stigmatisiert“ die Scheinheiligkeit des nach Umsatz und Renommee gierenden Establishments bloßgestellt.

  230. Hallo Kritiker, anfangs habe ich mich ja noch gefreut darüber, dass die FR mehr junge und weibliche Leser ansprechen wollte. Da ich weiblich und jung BIN (wenn auch keine 14 mehr), dachte ich: „Na prima, die meinen auch mich.“ Aber Pustekuchen!
    Jetzt wünsche ich mir, die FR-Redaktion würde sich erbarmen und eine Zeitung für Senioren machen wollen-da käme mehr bei raus.

  231. Nachtrag: Das Problem, die weibliche Leserschaft ansprechen zu wollen und dabei den richtigen Ton zu verfehlen, hat im Augenblick leider nicht nur die FR. Fast jede Zeitung versucht offensichtlich die Frauen zu umgarnen (klar, weil sie ja auch mehr lesen), sodass mir – egal welche Tageszeitung ich aufschlage- diese Klischees entgegentreten- überall ist Gefühl, Gefühl und nochmals GEFÜHL drin. Mir hat dieser typische Tageszeitungsschreibstil, indem versucht wurde, so viele Fakten und Zahlen wie möglich in einen Text zu quetschen nie gefallen, da er sprachlich einfach Mist ist, holperig zum Lesen und wenig sinnerhellend. Aber muss es denn gleich das andere Extrem sein?

  232. Hallo Susanne, von den Jahren her bin ich wohl nicht mehr so ganz jung, für einfach weiblich würde ich auch nicht eben wegggehen, aber trotzdem hat mir ein Fakten, Fakten, Frakten-Stil auch nie gefallen. Der jetzt offiziell als zu intellektuell = leserfeindlich (!?!) eingestufte Stil der alten FR hat mir aber immer sehr gefallen: Er war reflexiv und hatte Sprachgefühl und Witz. Jetzt wird mir buchhalterisch erklärt, wie die Welt nicht anders sein kann/darf, früher las ich, wie sie ist und wie sie sein sollte oder mindestens sein könnte.

    Es wäre auch eine Diskussion wert, ob die Diskussion entlang der Linien männlich-weiblich geführt werden sollte, oder ob vernünftig-unvernünftig nicht die Grenzbeschreibung wäre. Dabei glaube ich aber ganz und gar nicht, dass es da Parallelen gäbe nach dem Motto männlich=vernünftig, weiblich=unvernünftig. Männer und Frauen müssen und können gleichermaßen glücklich werden, oder um Hegel zu zitieren: Einheit in der Verschiedenheit.

  233. Wenn ich susanne richtig verstehe, dann kann ich den hier mitlesenden Redakteuren anderer Zeitungen und natürlich auch der FR nur den Tipp geben: Mehr (intelligente) Frauen in die Redaktionen! Aus meiner Erfahrung als Physiker hätte es mich auch stark gewundert, wenn Frauen immer und nur auf Gefühl, Gefühl, Gefühl ansprächen.

    @kritiker: Sie vermissen nicht auch zufällig eine deutliche Schärfe in der neuen FR?

  234. Na wenn ihr jetzt noch weiter draufrumreitet und das Alter betont, kommt man drauf, daß es an den Augen liegt.

    (Spaß,Scherz,Satire)

  235. @ Schlagzeilen:

    Mein kleines Späßle von gestern Nacht („Erraten Sie die Titel-Schlagzeile der FR vom 7.12.2007“) ist ja heute morgen bitterer Ernst geworden. Die drei von mir genannten Schlagzeilen hatte ich aus FR-Online nach dem Gesichtspunkt ausgewählt: „Was sind die drei geschmacklosesten Schlagzeilen“ und die dümmste von allen ist ja auch prompt die Schlagzeile von heute geworden. Dies kann kein Zufall sein, sondern lässt auf methodische Auswahl der Schlagzeilen unter reißerischen Gesichtspunkten schließen.

    Da Bronski dies ja nur unter ausgefeilter vergleichender Analyse gelten lässt, vergleiche ich im folgenden die FR-Ausgabe von heute mit der zufällig ausgewählten FR-Ausgabe vom Freitag, dem 16. März 2007 (Politikteil ohne Dokumentation, Reportage, Kommentare, kurze Meldungen).

    Allein beim Vergleich der Schlagzeilen zweier FR-Ausgaben, die rund 9 Monaten auseinander liegen, bestätigt sich sofort, dass die Schlagzeilen weniger aussagekräftig, aber viel reißerischer geworden sind. Es bestätigt sich auch sofort, dass die gesamte Themenauswahl radikal unpolitischer und (schon in der Formulierung der Schlagzeilen sichtbar) deutlich unschärfer geworden ist (die Spaltenzahl möge eine ungefähre Einschätzung über die layout-mäßige Gestaltung und Auffälligkeit des jeweiligen Artikels geben):

    FR vom Freitag, 7. Dezember 2007 – Titelseite:
    Kein Platz für Säufer (2-spaltig)
    CDU-Position empört den Bischof (1-spaltig)

    Seite 2 und 3:
    Hinter verschlossenen Türen (6-spaltig)
    Gretchens Motive sind bis heute aktuell (2-spaltig)

    Seite 4:
    Geschenke an der Wiege (5-spaltig)
    Viele müssen erst lernen, ihr Kind liebevoll zu behandeln (5-spaltig)

    Seite 5:
    Kein Steuergeld für NPD-Umfeld (4-spaltig)
    Klage gegen Wikipedia (1-spaltig, sehr kurz)
    Rechte auf freiem Fuß (1-spaltig, noch kürzer)

    Seite 6:
    Gute und böse Streubomben (1-spaltig)
    Fast alle sind für Mindestlohn (4-spaltig)
    Doch keine Steuer für Tagesmütter (4-spaltig)

    Seite 7::
    Gewichte im Libanon verschieben sich (5-spaltig)
    Regeln für Irak-Söldner (2-spaltig)

    Seite 8:
    Friede, Freude, Mittelmehr (2-spaltig)
    Bush schreibt an Kim Jong II (sehr kurz)
    Seite 9:
    Sammeln für Dämme und Deiche (5-spaltig, mit riesiger Postbank-Anzeige)

    FR vom Freitag, 16. März 2007 – Titelseite:
    USA brüskieren die Nato (5-spaltig)
    Terrorgefahr wird unkalkulierbar (3-spaltig)
    Hessen droht Konzernen (2-spaltig)
    Südafrika nimmt den Kampf gegen Aids endlich auf (5-spaltig)

    Seite 2 und 3:
    Terrorprotokoll mit Lücken (5-spaltig)
    El Kaida kann immer wiederauferstehen, in vielen Ländern (5-spaltig)
    Gabriels Gipfel (4-spaltig)
    Blumenvasen in der Großen Halle des Volkes (4-spaltig)

    Seite 4:
    Im Visier islamischer Terroristen (4-spaltig)
    Friedman erntet Widerspruch (2-spaltig)
    Pro Familia setzt sich durch (2-spaltig)
    Oberstes Gericht hebt Urteil gegen Anti-Nazi-Symbole auf (4-spaltig)

    Seite 5:
    Friedenssignale neben Fußtritten (4-spaltig)
    Machtkampf in Rumänien (2-spaltig)
    Erneut Proteste in Ungarn (2-spaltig)

    Seite 6:
    Palästinenser haben neue Regierung (4-spaltig mit großem Foto)
    Wo eine Sex-Affäre nicht schadet (3-spaltig)

  236. @Fiasco
    (puh, nicht unser kleiner Pegelwitz..)

    Schöne Aufstellung!
    Auf den ersten Blick scheinen die älteren Titel informativer,fordernder, aber auch etwas altbacken,
    die neuen ein wenig flapsiger, provokanter.

    Die Auswahl wird einen Grund haben. Welchen?
    Mittlerweile bin ich ja als Sympatisant der neuen FR bekannt. Also: Ich habe den Eindruck, daß ironischer als früher mit den Schlagzeilen umgegangen wird,und alte Begriffe verfremdet werden.
    Beispiel: „Kein Platz für Tiere“.
    Die Ironie brauche ich wohl nicht erklären.

    Mir scheint es in diese Richtung zu gehen.
    Die Gefahr ist, daß solche beredten Bezüge die Wirkung verlieren, weil keiner weiß, woher sie kommen. Die Gefahr von Mißverständnissen steigt auch.

  237. Das dürfte wohl die Abkehr von Deutlich Schärfer sein, nur leider unschärfer. kritiker, ich glaube, dass wir uns in der Hinsicht verstehen.

    Es wäre doch eigentlich interessant zu wissen, was denn die Lieblingszielgruppe der neuen FR vom alten Claim hält.

  238. auf S.8 vom 7. Dezember heisst es natürlich:

    Friede, Freude, Mittelmeer (statt Mittelmehr 😉 )

    Aber das macht es auch nicht besser!

  239. Vielleichz zu pedantisch, aber: Eigentlich sollte eine Zeitung wenigstens in den Schlagzeilen korrekturgelesen werden, und da hätte es schon auffallen können, dass zwischen

    Friede,Freude …

    ein Leerzeichen fehlt.

  240. Wenn Sie mich so direkt fragen Robert, dann könnte ich zum Einen auf gewisse Äußerungen dieser neuen Clientel, wenn sie es den sein sollte, verweisen, die im ersten und zweiten Kritikblog da durchaus kein Blatt vor den Mund genommen hat. Es ist so schön, wie bezeichnend, dass, da diese bisher in diesem Blog praktisch schwieg, dieser Blog auch (bisher) nicht zerstört und abgewürgt worden ist. (Wir wollen hoffen, dass dies so bleibt. Im Blog „Multikulturelle Träume“ treiben – anders gelagert – schrecklicherweise faschistoide Stimmen ihr Unwesen, es ist zum Verzweifeln!)

    Viel entscheidender aber sind, um beim Thema hier zu bleiben, die eindeutigen Antworten, die Herr Bronski seit Anfang an im Blog zur Verteidigung der neuen FR gegeben hat und die vollkommen unverständige und unnachgiebige Haltung von Herrn Vorkötter, des Statthalters von Herrn Neven-Dumont. Da sind die Erwartungen und Vorstellungen der neuen Clientel dokumentiert. Ob sich die FR diese Clientel in dem Ausmaß produzieren kann, wie sie sie zum Überleben=Geldverdienen braucht, wird das nächste Jahr zeigen. Aber vielleicht hat sich das Geschäft für DMS dann sowieso rentiert und die FR verschwindet so und so?!

  241. Ich muss doch nochmal auf die Schlagzeile „Friede, Freude, Mittelmeer“ zurückkommen.

    Die gewünschte Assoziation ist ja offensichtlich, und bei Wikipedia liest sich hierzu: „Friede, Freude, Eierkuchen ist heute eine Redewendung, die eine nur oberflächlich intakte, scheinbar friedlich-sorglose Fassade innerhalb einer Gesellschaft beschreibt. Sie wird oft eingesetzt, um auszudrücken, dass jemand bestehende Probleme nicht sehen oder unter den Teppich kehren will.“

    Sind wir da der gewünschten Zielgruppe schon ganz nahe?

  242. Jesches, vor lauter Tabloid-lesen verschlafe ich den wischtigsten Blog im Internet 😀

    Besser spät als nie, und deswegen auch nur kurz. Meine Mutter, früher alte FNP-Leserin, heute das komische Boulevardblatt, liest… – Achtung jetzt kommts – mit wachsender Begeisterun den Innenteil, also die Lkalseite. Früher hat sie die FR nicht mal angerührt.

    An dieser Stelle möge Herr Bronski den Blattrandschreibern ein nettes Dankeschön zurufen – nicht nachlassen sollen sie udn weiter so. 🙂 Muttern hat ihre Freude daran; das Erste was sie liest.

    Und ich? Ich bin mit meiner FR zufrieden, das neue Format gebe ich nicht mehr her und polarisieren muß die FR. Das verbindet Redaktion und Leser. Ich weiß, ist ein Unterschichtkommentar zu den Problemen… wer mit der SZ liebäugelt kann auch gleich den Hut aufhalten und darunter ziehen. Vaterlandsverräter. Fahrt in Offenbach dem Bus, worauf steht – zusamme schaffe mers.

    Gute Nacht Frankfurt, gute Nacht Herr Bronski… bis morgen zum Frühstück.

  243. Schlagzeilen-Vorschläge für 8.12.2007:

    Licht aus! (Vorschlag Bild)

    Licht an! (Vorschlag taz)

    Licht aus! Licht an! (Vorschlag Neue FR)

  244. @ #237 heinrich

    „Abraham, worauf wollen sie mit ihren Fragen an mich hinaus? Sie haben das Atomwaffensperrprogramm und das Völkerrecht ins Spiel gebracht, nicht ich.

    Wer glaubt, die Nichtunterzeichnung, die Missachtung des Völkerrechts und die Atombewaffnung Israels stabilisierten den Frieden in der Region statt ihn zu gefährden, den will ich (und den kann ich erfahrungsgemäß) nicht davon abbringen.“

    heinrich, Sie haben Israel ins Spiel gebracht, nicht ich. Denn Atomsperrvertrag haben auch andere „Atomwaffenmächte“, wie Indien und Pakistan nicht unterschrieben. Von Pakistan hat Iran vermutlich sein Wissen (und Nuklearmaterial) heimlich erworben.

    Im Übrigen bin ich nicht der Meinung, dass Atomwaffen den Frieden stabilisieren, aber das gilt nicht nur für Israel, sondern auch für die Atomwaffen Russlands, Frankreichs, Großbritanniens, der USA und selbstverständlich die von Indien, Pakistan und Nordkorea.

    Allerdings glaube ich auch nicht, dass die atomare Enwafnung Israels das vordringliche Problem auf dem Weg zu einer Friedenslösung im Nahen Osten wäre.

    Atomwaffen in Händen der Mullahs wären aber eine unmittelbare Gefährdung des Friedens. Vielleicht können wir darüber an anderer Stelle weiter diskutieren. Ich habe Bronski vorgeschlagen, einen Blog zu Iran aufzumachen.

  245. In der heutigen Samstags-Ausgabe gibt es einiges zum Loben. Die Titelschlagzeile ist erfreulich sachlich, der Text von Eske Hicken ebenso, die Ankündigung der Rede Doris Lessings hat mich gleich in Hochstimmung versetzt. Natürlich habe ich den Text sogleich gelesen. Prima, dass die FR ihn abgedruckt hat! Das Thema des Tages zum EU-Gipfel enthält gelungene Beiträge von Johannes Dieterich. Dabei ist der Text : „Von Milchbauern und Importzöllen“ erfreulich analytisch gehalten. Seite 4 regt mich mal wieder auf. Wozu die Abbildung der Trauerlichter? Auf der Seite 7 hätte ich mir den Text „CIA vernichtet Videos von Terror-Verhören“ ausführlicher gewünscht.
    Und nun zum Leitartikel von Frau Kols. Auch wenn Politiker ständig von „Quantensprüngen“ reden und damit umgangssprachlich epochenmachende Veränderungen meinen, ist ein Quantensprung nun mal der kleinstmögliche Hüpfer, den es gibt, da er innerhalb eines Mikrokosmos` stattfindet. Ich muss deswegen immer lachen, wenn er als politische Metapher verwendet wird, da der Bewgriff ja streng genommen das Gegenteil bedeutet. Was meinst denn du dazu Robert als Physiker?

  246. Das du susanne mich zum Quantensprung fragst, war mir nach der Einleitung von #268 klar 😉

    Ein Quantensprung ist tatsächlich etwas sehr Kleines. Und wenn man darunter den Übergang eines Systems von einem in anderen Zustand meint (ich finde das Wort »Quantensprung« etwas unscharf), dann ist so ein Sprung auch nichts Besonderes. Bei einem kleinstmöglichen Sprung verhält es sich auch so. Es wäre interessant zu wissen, woher diese Redewendung stammt, die das Gegenteil dessen bedeutet, was sie ausdrücken soll.

    Mir geht es übrigens genauso, dass ich darüber schmunzeln muss. Schlimm finde ich, dass Frau Merkel dieses Wort auch benutzt, obwohl sie es als Physikerin besser wissen müsste.

  247. Bronski bittet heute noch einmal darum, die neue FR zu beurteilen.
    Ich bin 57 Jahre alt und lese seit 30 Jahre die FR.
    Das neue Format ist gelungen. Die Inhalte leichter (auch ein wenig oberflächlicher), aber damit kann ich leben, es gibt für die Vertiefung auch andere Quellen.
    Interessant ist, dass bei der alten FR ich fast alles gelesen hatte, meine Frau den Ffm-Teil und mein Sohn den Sportteil.
    Inzwischen bemerke ich schmunzelnd, dass Frau und Sohn jetzt intensiv im ganzen Heft blättern und lesen. Das nenne ich Fortschritt. Also, weiter so.
    Einzig hadere ich mit der letzten Seite, das ist verschwendeter Platz.
    Und die Bronski-Seite: sehr gut!

  248. Ich lese die FR seit 35 Jahren, werde sie aber jetzt kündigen. Die journalistische Qualität ist nicht mehr gegeben, die Artikel sind nicht als Kommentar gekennzeichnet, dennoch durchsetzt von persönlichen Bemerkungen des Redakteurs. Das ist unseriös! Ich habe keine Lust mehr, Artikel halb zu lesen und dann festzustellen, dass es doch kein Bericht sondern ein Kommentar ist. Auch die zugrundeliegende Presseagentur wird leider nicht mehr mitgeteilt. Hervorragende Leute wie Richard Meng fehlen mir!

  249. Ich gehöre mit meinen 24 Jahren zur neuen, auserwählten Zielgruppe der FR, habe aber so meine Probleme mit dem, was mir die FR da tagtäglich präsentiert. Seit mehr als drei Jahren lese ich sie und habe das bis vor einiger Zeit wegen der kritischen Berichterstattung, den vielen interessanten Dokumentationen, den FR-Plus, die oft sehr aufschlussreich waren und einem der wenigen nicht wirtschaftsliberalen Wirtschaftsteile auch gerne getan. Was ich allerdings seit einem halben Jahr allmorgendlich geliefert bekomme ist nichts halbes und nichts ganzes, will ein wenig taz sein und die Wilde spielen, lobt dann anderntags aber wieder brav die Regierung, will provozieren, aber bleibt dabei doch zu sehr an der Oberfläche, will mehr Meinung bieten, hat aber zu selten eine und vergisst dabei obendrein recht oft, zu informieren, mehr Tiefe wurde versprochen, bekommen haben die Leser kürzere, wenigere und oberflächlichere Artikel v.a. im Politik-Teil, flexibel wollte sie sein, die kleine, neue FR, allzu oft aber ist sie nur orientierungslos.

    Deshalb bin ich ehrlich gesagt auch ich etwas ratlos, denn ich habe Ende August zunächst mein Abo gekündigt, wurde dann aber doch wieder rückfällig und hänge so in einem Jahresabo drin, das mich dazu zwingt, diesen schwankenden Dampfer FR noch ein ganzes Weilchen beim Taumeln zu beobachten. Daher auch meine kurze, unstrukturierte Liste an Verschlimmbesserungen für Bronskis Kritikbericht:

    – Ich vermisse FR-Plus und kann leider nicht erkennen, wo diese Artikel seit der Umstellung wieder zu finden sind.
    – Der Wirtschaftsteil ist weniger kritisch, ich vermisse etwa gute Buchempfehlungen, die abseits des gängigen Mainstreams interessante Ansätze zu bieten haben oder die Länder-Wirtschaftsporträts aus der alten FR-Plus Wirtschaft.
    – Die Anzahl, Länge und Qualität der Dokumentationen hat schwer abgenommen, sie sind weniger aus Wissenschaft, mehr aus Politik und Interessenverbänden, wo früher bisweilen eine Diskussion entfacht wurde, Gegenüberstellungen stattfanden, kann ich heute kaum mehr vergleichbares entdecken.
    – Der Politikteil ist zu kurz, zu flach, enthält zu viele dpa-Meldungen und zu viele launige Kommentare anstatt gut recherchierter, vertiefter Artikel – für das Studium verwertbar sind sie nur noch selten.
    – Dafür ist allgemein eine starke Zunahme an Bildern zu beobachten, die nicht selten ein Viertel bis ein Drittel der Seite einnehmen (so etwa beim Thema des Tages) ohne erkennbaren Informationsmehrwert zu besitzen
    – Die erste Seite gelingt noch zu selten, ist oft zu reißerisch (Bsp. in jüngster Zeit: Weltkrieg, Säufer, tote Kinder), manchmal aber durchaus gelungen (wie die zurecht prämierten Titel), da ist also durchaus noch Potenzial drin.
    – Die Meinungsseite ist oft eine herbe Enttäuschung, denn „deutlich schärfer“ geht anders, zudem ist eine klare Trennung zwischen Analyse, Kommentar und Kolumne oft nicht zu erkennen, und zu guter letzt: die Kurzkommentare sind gänzlich ungeeignet, komplexe Sachverhalte kritisch zu reflektieren.
    – Das Magazin: was auch immer euch dazu veranlasst hat, diesem einen solch exponierten Raum einzuräumen, ich kann es nicht nachvollziehen, denn es sind meist verschenkte Seiten, am ehesten gelungen ist noch die letzte, die bisweilen auch interessante Porträts und Interviews zu bieten hat, ansonsten hättet ihr besser das alte Wochenend-Magazin, das durchaus Niveau hatte, verbessern sollen anstatt jeden Tag drei bis fünf Seiten halbgaren BUNTE-Klatsch zu präsentieren.
    – Auch ich vermisse das Forum Humanwissenschaften, wie ich insgesamt den sachlichen, anspruchsvollen Ton vermisse, den ihr einem neuen Kurz- bis Einsatzstil geopfert habt, der manche Sätze gar schwer verunstaltet.
    – Der neue Sportteil ist zwar (subjektiv) umfangreicher, aber da ich ihn nur selten lese, kann ich recht wenig dazu sagen, außer dass mir auch hier die große Anzahl an Agenturmeldungen ins Auge sticht.
    – Die Ecke hat schon lange keiner mehr erwähnt, aber sie war einst das erste, was ich gelesen habe und immer noch vermisse.

    Zu guter letzt noch ein wenig Lob:
    – Recht gelungen finde ich es, wenn ihr die Möglichkeiten des Formates auch einmal ausnutzt und layouttechnisch mal etwas wagt.
    – Am besten gelingt euch dies im täglichen Panorama, das vom Niveau her zwar recht stark schwankt, mir aber noch am ehesten begreiflich macht, wo ihr die Vorteile des Tabloid gesehen habt.
    – Auch das Feuilleton lese ich seit Arno Widmann häufiger und mit mehr Genuss, es ist etwas politischer geworden, könnte aber durchaus länger sein (zwei Seiten weniger Magazin würden sicher nicht schaden).
    – Täglich Wissen & Bildung war eine gute Idee, auch wenn das Niveau nicht ganz an das alte FR-Plus heranreicht, aber schließlich hattet ihr dafür auch immer eine Woche Zeit…
    – Das Rätsel & Sudoku interessieren mich nicht, aber den Comic, der sich immer mehr macht, auch wenn ich ihn manchmal nicht verstehe, schaue ich mir mit Genuss an.
    – Bronski natürlich nicht zu vergessen: mir kommen die Ausschnitte aus den Leserbriefen zwar etwas zu kurz vor, ansonsten aber: saubere Arbeit!

  250. @273 Was für ein gelungener Kommentar!-und dann alle Punkte noch so hübsch aufgelistet- das erleichtert unserem Lesermittler hoffentlich ein wenig die Arbeit, so dass die FR bald mit der praktischen Umsetzung beginnen kann…

  251. Habe mich am Beginn des Blogs nach Umstellung auf die „neue??“ FR gemeldet. Seither habe ich mich an das Tabloid gewöhnt. Aber noch immer sehe Ich eine Verflachung. Ganz schrecklich finde ich die unsäglichen Überschriften („Krieg fällt aus“). Da hätte ich früher die TAZ gekündigt – bei dem Niveau!!! Überhaupt ist die 1. Seite lieblos auf Lokalblatt-Niveau. Meiner Meinung nach sollte die 1. Seite den vorherigen Tag in vielen News „anreißen“.
    Magazin ist flach – wobei ich zugeben muss, dass ich an der bunten letzten Seite doch hängen bleibe.
    Also, nach wie vor: Trauer um die GUTE alte FR. Die NEU lese ich nur weiter aus Mangel an einer Alternative! Schade!!!!
    PS: Ich kann mit bestem Willen nicht feststellen, dass sich hier Kritik und Lob die Waage halten. Dei meisten Schreiber sind/bleiben sehr kritisch.
    PPS: Wie vorhergesagt: Die Kaufzahlen/Abozahlen sind ein Graus! – Von wegen: die neue FR wird sich besser durchsetzen! Es setzt sich nur eine gute (so wie die ALTE FR!!) Zeitung dauerhaft durch.

  252. Hallo W. BArtholme
    Langweilig, ich weiss.
    Trotzdem noch mal meine Argumente für die neue FR:
    Dass sich in Blogs öfters Enttäuschte zu Wort melden, als Zufriedene, sollte bekannt sien.
    Deshalb sehe ich dieses Blog nicht als repräsentativ. Wer schreibt schon Leserbriefe, wenn ihm was gefällt.
    Zu den Titeln darf man geteilter Meinung sein. Ich finde sie spritzig, manchmal sogar witzig.
    Und welch Alternative bleibt?
    Als Ffm-er die NP?
    Die FAZ oder WELT sollte aus ideologischen Gründen ausscheiden.
    Und die SZ? Man beachte hier die Diskussion über den Mindestlohn (schon der FAZ sehr ähnlich).
    Und die Auflage:
    Die verkaufte Auflage ist gestiegen (gegenüber den Konkurrenten) und bitte hier nicht darüber diskutieren, welche Zahlen man hier nehmen darf. Entscheident sind die Gesamtverkaufszahlen!!
    Wenn die Umstellung die FR rettet – bin ich zufrieden.
    Wäre die alte FR eingestellt worden, wäre MIR nicht geholfen.

    Zum Schluss:
    Es fehlen in der letzten Zeit die berühmten Kritiker – was bedeutet, dass der Blog sachlicher geworden ist.
    Also, weiter so!
    Gruss aus Sachsenhausen

  253. @276
    Tja, Robert, wie bedauerlich in dem Zusammenhang, dass du keine Frau bist. Zur Erinnerung: den ganzen Gefühlsmurks haben wir jetzt im Blatt, weil die FR beabsichtigte, die JUNGEN FRAUEN besonders anzusprechen. Bei der Gelegenheit: Wo stecken denn all die begeisterten neuen FR-und-Magazin-LeserINNEN. Sind sie still und schüchtern, schreiben sie dem Bronski heimlich Liebesleserbriefe oder warum findet sich hier keine einzige?

  254. Wie war, susanne, wie war. Mathias und ich wären dann genau die Zielgruppe der FR, die Marketingmenschen würden vor uns niederknien. Deshalb wird dir wohl diese Rolle zuteil 😉

    Nach theodor_2s Interpretation besteht die ernsthafte Gefahr, dass du alleine bist, weil sich die restliche Zielgruppe nicht zu Wort meldet, ergo zufrieden ist.

  255. Lieber Robert B.
    Ich habe keine Zahlen vorliegen, wieviel % der FR-Leser mit der Umstellung zufrieden sind.
    MEA CULPA!!!!
    Aber, ehrlich, spricht nicht die Lebenserfahrung dafür, dass man Leserbriefe erst dann schreibt, wenn man unzufrieden ist?
    Schreiben SIE einer Ihrer Zeitung immer Briefe, dass die Ausgabe gut gelungen ist?
    Mal ehrlich!

  256. Ach, ich fürchte, Robert, diese Rolle würde mir nicht zuteil, da ich doch ganz knapp die Altersgrenze der auserwählten Zielgruppe überschreite. Im Übrigen überlege ich mir, da ich so gar nicht auf diese weibliche Seite der FR anspringe, ob das nicht ein Anzeichen dafür sein könnte, dass ich in Wirklichkeit ein Mann bin. Marketingmenschen können schließlich nicht irren, oder? 😉
    Die These, dass alle Zufriedenen und Begeisterten schweigen, finde ich gewagt. Ich persönlich schreibe auch einen Leserbrief, wenn mir etwas gefällt. Bronski, wurden denn die stummen Leser-Enthusiasten von den Marketingmenschen schon erforscht?

  257. Ich würde es spannend finden, mal hinter die Kulissen zu lesen und einen Artikel über die Entstehung eines Artikels zu lesen.

    Idee, Recherche, Text, Redaktionssitzung, Rüffel vom *reimt sich* und Korrektur inklusive Überlegungen zur Überschrift, Gespräche mit den Layoutern und Kantinenfrozzeleien.

  258. Ach Susanne.
    Warum dieser zynische Unterton?
    Zu erklären und zu verstehen wäre es aus enttäuschter Liebe zur alten FR. Daran leide auch ich gelegentlich.
    Aber, da du “ ganz knapp die Altersgrenze der auserwählten Zielgruppe überschreitest“ wirst du die Altersweisheit haben, dass sich im Leben (auch gegen deinen Willen) immer viel ändert.
    Und dann ist die Frage nach der Alternative!

  259. Und lobend erwähnen muß ich die wunderbare Idee, die Spender der Altenhilfe namentlich zu veröffentlichen.

    Hoffentlich wird sie nie fallengelassen.

    Ich lese alle Namen, und finde manchmal Bekannte wieder.

  260. Verehrter theodor_2, – ja ja, das Leben ist ein Fluss- allerdings konnte meine Altersweisheit bisher noch kein Verständnis dafür aufbringen, dass die FR nicht wieder besser werden soll. -Fluss hin oder her. und –bei allem Respekt-„enttäuschte Liebe“ ist dann doch ein bisschen hochgegriffen -in Bezug auf eine Tageszeitung.

  261. Hallo susanne
    „ein bisschen hochgegriffen “
    Sicher?????
    Dafür schreibst du hier zu viel – darf ich es wenigstens „Herzensblut“ nennen, oder ist das auch zu hoch?

  262. @277:

    achja, die FR ist gut, weil: „Und welch Alternative bleibt?
    Als Ffm-er die NP?
    Die FAZ oder WELT sollte aus ideologischen Gründen ausscheiden.
    Und die SZ? Man beachte hier die Diskussion über den Mindestlohn (schon der FAZ sehr ähnlich).“

    Das heißt also, weil es keine Alternative gibt es die FR doch nicht so schlecht? Oder muss ich dann einfach meine Wünsche anspassen (dann sollten sie aber lieber die FAZ lesen, die tritt für Angebotsorintierte Wirtschaftspolitik ein)?.
    Nein, die SZ/FAZ ist KEINE Alternative zur ALTEN FR, aber sie ist eine Informaitve Alternative zru NEUEN FR. Natürlich ist mir die Interpretation und Meinung der FR RedakteurInnen deutlich näher als die der meisten SZ leserInnen, das hält die SZ aber nicht davon ab, auch gute und vor allem informative Artikel zum Mindestlohn zu schreiben. Auch hat die FR durch ihren Mehrheitseigner wohl eher „Mindestlohnprobleme“ als die SZ, da Dumont Schaumberg Mehrheitseigner der FR und minderheits Eigner der PIN Group ist. Da sollte die FR wohl mal vor der eigenen Tür kehren. Achja und die SPD Holding ddvg ist übe r einen Verlag (namen leider vergessen) auch an der PIN beteiligt.Und die ddvg hat ja bisher erst 3 oder vier mal, so Frau Wettig-Danielmaier, Briefe an Zeitungen geschrieben wie dereinst jenen an Herrn Storz. Also, die SZ ist keine Alternative zur FR, aber sie bereitet aus meiner Sicht weniger Informationsdefizite.

  263. und Theodor_2

    ich würde durchaus sagen, dass ein wenig meines Herzblutes an der FR hängt. Der stoischen Ignoranz Herrn Vorkötters, aber auch Bronskis, erleichterte mir jedoch den Abschied. nun geht herr Vorkötter ja leider nicht zum Spiegel, also auch diese Hoffnung fahren gelassen. Aber mal sehen, vielleicht braucht Frau Merkel demnächst einen Kanzleramtschef oder einen PR-Strategen, der neues wagt.

  264. Liebe Inga
    Ich habe sehr wohl die Diskussion von SZ-Online zum Thema Mindestlohn verfolgt.
    Und die hat im Gegensatz zur FR diesen gefordert?
    WOH!! Hab ich wohl falsch gelesen.

  265. Hallo Inga
    „das hält die SZ aber nicht davon ab, auch gute und vor allem informative Artikel zum Mindestlohn zu schreiben“
    Ich darf aus der SZ zitieren: „Dennoch: Die Turbulenzen zeigen bereits jetzt, dass der Post-Mindestlohn dem Wettbewerb schadet.Einst mit dem sinnvollen Anliegen gestartet, Menschen vor Ausbeutung zu schützen, haben die Parteien im ersten Praxistest das groteske Ergebnis erzielt, dass ein Monopolist vor Konkurrenz geschützt wird.“ Nina Bovensiepen vom 4.12.

    Mal ehrlich, da steht mir die NEUE FR aber idiologisch näher.

  266. Hallo im Blog! Will mal den Frauenanteil wieder bisschen erhöhen, allerdings („Sorry“)nicht im Sinne der neuen Zielgruppe … Ich habe mich in diesem Jahr so viel mit der FR beschäftigt wie kaum zuvor, aber mir fehlen leider neben Zeit und Muße auch Hintergrundwissen und analytische Fähigkeiten; kann mich insofern nicht so detailliert hineingeben wie viele von euch. Ich gehöre so irgendwie zu den ‚kritischen Befürwortern‘, wenn mich auch immer mal wieder das GEFÜHL beschleicht (bin weiblich!), dass etwas ganz Wertvolles an der alten FR hinten runter gefallen ist. Es gibt auch Positives, insgesamt finde ich mich ganz gut wieder im Kommentar von Mathias Ellwanger, auch wenn er von der Anzahl der Jahre zweimal in mich reinpasst 😉

    Gleich meinen Nerv getroffen hat aber ‚kritiker‘ mit seinen Worten „der Stil der alten FR hat mir aber immer sehr gefallen: Er war reflexiv und hatte Sprachgefühl und Witz.“ Da stimme ich spontan zu. Witz entsteht irgendwie erst bei einer gewissen Tiefe der Betrachtung und Sprachgefühl bei einer Perspektive, die sich von den Tatsachen berühren lässt, aber gegenüber dem Zeitgeist immun ist. Es geht da um eine Grundhaltung. Daneben fehlen mir, ja, auch die „Ecke“ wie „aufgespießt“ und die alten Cartoons wie der „Kleine König“ oder mal für eine Weile „Die Leute von Galaxis 7“. Das, was jetzt als ‚Humor‘ rüberkommt, scheint mir mehr dem unkategorischen Imperativ „Immer-gut-drauf-sein“ zu entsprechen.

    Und die FR hat vor den Ambitionen des Großhandels den Sonntag abgeschafft! In der alten FR gab es ein Wochenendmagazin, wo man sich was für den Sonntag aufheben konnte. Bei mir ist es momentan zwar so, dass ich vieles während der Woche nicht ausführlich lesen kann und deswegen am Wochenende noch was habe. Aber eigentlich ist von der Samstagsausgabe, wenn man nicht die Immobilien, Autos und Karriere bis auf die letzten Buchstaben ausschlürft, nur der Reiseteil noch ein Schmankerl für den Sonntagskaffee. Da wünsche ich mir noch ein bisschen vor allem kulturellen Stoff (ja, durchaus gern von Arno Widmann).

    Daneben bin ich einfach der Meinung, wie ich sie mal Bronski direkt mailte, aber in einem Beitrag von Martin Baumbach sinngemäß wiederfand: wenn man von Anfang an die Umstellung der FR, wie es Bronski durchaus kreativ formulierte, als „eine neue Art, Zeitung zu machen“, deklariert hätte, wären die Reaktionen vielleicht nicht so heftig ausgefallen wie durch die Ankündigung einer reinen ‚Formatumstellung‘. Das Gefühl des irgendwie ver… äppelt-worden-Seins wirkt m.E. tief nach. Hätte man den Leser/innen von Anfang an zugetraut, die Veränderungen als markterforderlich mitzutragen – wäre dann die Grundbereitschaft dazu vielleicht eine andere gewesen? Gruß, Heide Rasche

  267. lieber theodor,

    informativ heißt nicht gleiche Meinung wie ich zu haben. Und ihr Zitat klingt mir nach Meinungsseite und da muss ich ja nicht dakor gehen. Und seien sie sich sicher, dass ich die SZ da auch nicht verschone, wenn sie scheiße schreibt.

  268. ergänzend möchte ich auch aus der SZ zitieren:

    „Es wird nicht allein am Mindestlohn liegen, wenn der Axel-Springer-Konzern seine Briefsparte Pin tatsächlich demnächst in die Insolvenz schickt. Ursachen sind auch das mangelhafte Geschäftsmodell und die Entwicklung des Briefmarktes.

    Sicher erhöht der Mindestlohn die Kosten aller Konkurrenten des Noch-Monopolisten Deutsche Post. Allerdings haben diese auch keinen Anspruch auf indirekte Subventionen – um nichts anderes handelt es sich aber, wenn einige Briefträger neben ihrem Lohn noch staatliche Unterstützung in Anspruch nehmen müssen, um über die Runden zu kommen. Ein Geschäftsmodell auf solchen Löhnen aufzubauen, ist gewagt.“

  269. @Inga
    Irgendwo hatten wir das schon mal:

    Wenn die Arbeitgeber den Arbeitnehmern dieselben (eigenen) Leitgedanken zugestehen, dann sollte aus der produktiven Tätigkeit des Einzelnen ein selbst erwirtschafteter (subventionsfreier) Profit hervorgehen.

    An der Stelle fällt der Neoliberalismus auf die Nase.

  270. @ 277 theodor_2:
    Ich als womöglich „berühmter Kritiker“ wollte Sie an sich gerne mit meiner Unsachlichkeit verschonen, was mir recht leicht viel, weil ich die Hoffnung aufgegeben habe, von Bronski noch eine Antwort auf meinen Unsinn zu erhalten und weil der Vergleich mit der SZ mir in den letzten Tagen wieder vor Augen geführt hat, daß Welten dazwischen liegen und die FR es nicht mehr wert ist, Zeit mit ihr zu vergeuden, zumal ja jetzt auch noch die Hoffnung des Vorkötter-Abgangs weggefallen ist. Ich wage mal die These, daß diejenigen, die die SZ als neoliberales Kampfblatt bezeichnen, sie nicht kennen.
    Warum ich Sie dennoch nicht in Ruhe lasse, ist die heutige reißerische, populistische Überschrift: „Manager dürfen abkassieren“ – das mag links sein, ist aber kein linkes „Profil“. Daher sehe ich mich bestätigt – auch gegen die, die der FR mE zu Unrecht Neoliberalismus vorwerfen – und verabschiede mich.

  271. Auch diesen Mittwoch danke ich der FR für die gute Teilbarkeit der Bücher. Hätte gerne gelesen, was auf der ersten Seite der Wirtschaft und der letzten des Sports steht.

  272. ach und theodor,

    die Frage ist ja nicht, warum die Post AG dem Mindestlohn zugestimmt hat. Bestimmt nicht wegen dem wieder entdeckten Humanismus, sondern um tatsächlich durch den Mindestlohn die Kosten der Konkurrenten zu erhöhen. Der Punkt ist, und dies schreibt die SZ ja sowhol in ihrem als auch in meinem Zitat, dass der Mindestlihn richtig ist, da er vor ausbeutung und missbrauch schützt. Konkurrenz über Hungerlöhne ist nicht legitim. Nur wenige durchgeknallte Marktliberale halten an der These fest, dass man zur Not alle Arbeitskräfte der USA für 10 cent beschäftigen können müsse. Dann gäbe es schon Vollbeschäftigung.

    BvG, ja dass hatten wir in der Tat schon öfter. Aber wie sagen die Appologeten des Neoliberalismus immer, wenn man die Unwahrheit nur oft genug wiederholt, glauben die Menschen irgendwann, sie wäre wahr. Ich hoffe, dies gilt erst recht für die Wiederholung der Wahrheit. Also muss immer wieder gesagt werden, dass Mindestlöhne sich ohne Probleme aus Neoliberalen/Neoklassischen Ökonomiemodellen herleiten lassen: Kein Anbieter kann dauerhaft sein Produkt unter Selbstkosten (inkl. Profit) verkaufen. Sonst geht das Unternehmen pleiten und verschwindet vom Markt. Bei Arbeit und LÖhnen funktioniert dies aber nur bei sozialdarwinistischer Auslegung des Marktes: Wenn nicht genug Arbeit verfügbar ist, müssen durch Lohndumping/Hungerlöhne eine Marktbereinigung statt finden. Da Arbeiter nur dann vom arbeitsmarkt verschwinden, wenn sie wegsterben, durchstößt der Neoliberalismus an dieser Stelle sein menschlich anmutendes Antlitz und zeigt im klassischen Klassenkämpferischen Worte sein wahre Gesicht, das Gesicht einer Bestie, der außer Geld nichts etwas wert ist, bzw. alles ist nur soviel Wert, wie sich dies in Mehrwert verwandeln lässt. Solche Analysen fehlen aber sowohl in der SZ als auch der neuen FR. Denn Kapitalismus ist nicht mehr schick, seit die ddvg und Dumont Schumberg als Heuschrecken antraten, aus der FR ein profitables Unternehmen zu machen und daras Gewinn zu ziehen.

  273. Etliches der KritikerInnen kann ich unterschreiben, aber ich habe mich dennoch über die gestrige und heutige Ausgabe gefreut. Zum einen bin ich immer erfreut, wenn es mal wieder eine Literaturbeilage gibt.
    Zum anderen möchte ich ausdrücklich die Artikel über Sudbury-Schulen loben. Schön, mal etwas ausführlicheres darüber zu lesen als „Nena macht ne Schule“. Die Literaturhinweise sind auch brauchbar. Schön!

  274. Ach Inga
    „als Heuschrecken antraten, aus der FR ein profitables Unternehmen zu machen und daras Gewinn zu ziehen. “
    Das erinnert mich schon K-Diskussionen in den 60ern.
    Würde die Fr nur Verluste machen und dann eingestellt, wäre das dann deine Vorstellung?
    Ja, wir leben im Kapitalismus und Betriebe sind gewinnorientiert – aber was ärgert dich denn speziell bei der FR? Machen denn die SZ, die FAZ und die anderen keine Gewinne?

  275. lieber Theodor,

    was würden sozialdemokraten eigentlich machen, wenn es keine K-Gruppen gegeben hätte? Ihr Verweis beweist, dass sie sich nicht wirklich mit meinen Texten auseinandersetzen. Es gibt durch aus auch im kapitalismus unterschiede, zb hatte ich keine probleme damit, dass die ddvg eingestiegen ist und auch damit nicht, dass sie sich über gewinne freut, dass sie aber politisch und gewinnorientierte veränderungen bei der FR „erzwingt“ bzw. begünstigt finde ich einfach sch…… Schließlich könnte gerade die ddvg doch auch anders, wenn ihr proklamiertes Ziel, zur Rettung der FR anzutreten ernst gemeint gewesen wäre.

  276. Späte Antwort eines Physikers an Susanne zum „Quantensprung“:

    Der Quantensprung bedeutet eine diskontinuerlichen Übergang zu einem anderen Energiezustand über eine (Potenzial-)Schwelle, deren Überwindung nur mit einer (geringen) Wahrscheinlichkeit verbunden ist.

    Als Sprachbild für die Erreichung eines höheren Zustands, der sich vor dem vorherigen deutlich unterscheidet, könnte man also den Quantensprung gelten lassen. Auf einen „großen Sprung“ deutet dieser Ausdruck aber nicht.

    P.S.: Ein „Quantensprung“ ist die neue FR (auch sprachlich) nicht.

  277. sprachlich korrekt wird der begriff also insofern verwendet, als er nicht bedeutende sondern unerwartet/unwahrscheinliche Veränderungen, die sehr plötzlich auftreten und dann in einem neuen Zustand fort existieren, meint (meinen sollte).

  278. Claus Kleber geht also nicht zum SPIEGEL, sondern bleibt beim ZDF und wird das heute-journal „neu erfinden“ und zum besten TV-Nachrichten-Magazin („Topformat“) weiter entwickeln.

    Also neue Chancen für kreative Medien-Neu-Erfinder! Und – wenn zunächst auch nur eher indirekt – neue Chancen für die FR.

    Aber wie schreibt die taz so treffend: „Es gibt schönere Aufgaben als einen Chefredakteur zu finden, der weiß, dass er bestenfalls zweite Wahl ist.“

  279. Kann mich nur den Kommentaren 202 und 301 anschließen.

    Warum gibts mittwochs kein eigenes Buch Wirtschaft/Sport, so wie an den anderen Tagen auch??

  280. Ich habe mich sehr über die Dokumentation zum EU-Vertrag gefreut!
    Überhaupt stelle ich nun generell fest, dass mein Herz doch arg an der FR hängt. Wir hatten parallel immer noch die taz und unsere Lokalzeitung (wohne nicht in Hessen) im Abo. Durch meine Arbeitslosigkeit mussten wir erstmal alle Zeitungen kündigen, wir werden aber versuchen, uns die FR weiterhin im Abo irgendwie zu gönnen. Bei aller Kritik ist sie die mir liebste Zeitung!

  281. @ Stefan 311:
    Pardon, die Argumentation finde ich nicht ganz logisch: Weil das Herz an der FR hängt, bleibt sie die liebste Zeitung? Die Prämisse kann ich unterstützen, aber den Schluß nicht. Gerade heute habe ich mich – wie fast immer in den letzten zwei Wochen – über die Titelschlagzeile schwarz geärgert. Wortspiele mit „Klima“ werden mich noch in den Wahnsinn treiben.
    Warum schaue ich hier eigentlich immer wieder rein? Hm, wohl weil ich auf Bronskis Abschlußbericht warte. Aber der hat einen ja schon immer vergeblich warten lassen.

  282. Die neue FR lädt ein:

    Revolte ’68: Schreiben Sie uns

    Man darf gespannt sein, welche, wie „moderierte“ Serie dabei „veröffentlicht“ werden wird.

    Falls die „Moderatoren“ (‚moderieren‘ (lat.) – mäßigen, abmildern) dabei dass intellektuelle, politische Argumentationsniveau erreichen werden, das der Autor des heutigen Kommentars „Springer als neue Apo“ (FR, S. 11) offenbarte, dann ist da Einiges zu erwarten, das nichts Erhellendes verheißt.

    Da Markus Sievers seinen Kommentar nicht ironisch meint, sondern nur das von ihm als endgültig anzusehend vorausgesetzte Scheitern der wirklichen APO zum Menetekel für die Bestrebungen des Springer-Konzerns gegen eine sozialdemokratische Version von Mindestlöhnen darstellen will, wird die Oberflächlichkeit und damit der ideologisch irreführende Charakter, mit der die FR ihre Themen praktisch nur noch behandelt, offengelegt.

    Die APO hat aus dem außerparlamentarischen Raum, ohne wirkliche Interessenvertretung im parlamentarischen Raum, geschichtlich unverzichtbare Impulse für die demokratische Entwicklung der deutschen Nachkriegsgesellschaft gesetzt und auch durchgesetzt, wenn vieles davon inzwischen auch der neoliberalen Abwicklung wieder zum Opfer gefallen ist, weiter fallen wird.

    Der Springerkonzern, selbst lobbyvertreten im parlamentarischen Raum verankert, greift dieses System nicht an, sondern sucht sich seine ureigensten wirtschaftlichen Interessen dort zu sichern. Wenn dies bei einem unternehmerischen Projekt (PIN) nicht klappt, dann zieht er, ganz der Betriebswirt, kapitalistischer Notwendigkeit und Gesetzmäßigkeit folgend die egoistische Notbremse: Er beendet seine Investition (eventuelle Verluste waren längst einkalkuliert), vernichtet ungerührt Arbeitsplätze, vergießt heuchlerisch zusammen mit der FDP (Guido Westerwelle) Krokodilstränen über die „Vernichtung“ von Wettbewerb, während er nur der Monopolbildung innerhalb des Systems den unverweigerbaren Tribut zollt.

    Soweit die Vergleichbarkeit des Unvergleichbaren durch Markus Sievers. Man wüßte gerne, ob er Mitglied der „Auswahljury“ ist, deren Namen uns bisher vorenthalten werden, genauso, wie deren konkrete Auswahlkriterien für die Gestaltung der Serie.

    So bleibt zu befürchten, dass es einen magazinartige, bunte, oberflächliche und ideologische Mischung von Impressionen, Erinnurungsbildern geben wird, die einer Printausgabe der gerade erst im HR-Hörfunk gelaufenen Hörfunkserie Serie

    Gib mir das Gefühl zurück
    Klicken Sie sich durch die Jahre 1965 – 1989. http://www.hr-online.de/website/specials/hr1_gmdgz/

    entsprechen wird: Viel Gefühl und Musik im Kopf, dafür viele emotional aufwühlende, großformatige Bilder, wenig Information, Hintergrund und Analyse, und wenn diese, dann „kritisch, aber eben bürgerlich“: Eine Dokumentation des Scheiterns der APO, das diese ausschließlich selbst zu verantworten habe.

    Aber muß das so gesehen werden, bloß weil das Projekt „linksliberale FR“ gescheitert worden ist?

    Wir werden sehen.

    P.S::

    Konstruktiver Vorschlag:

    Die Damen (gibt`s die?) und Herren Moderatoren wählen aus, setzen in die Printausgabe. Online werden allle, aber auch wirklich alle eingehenden Beiträge (soweit nicht strafrechtlich begründet ablehnbar) auf der FR-Webite unkommentiert, veröffentlicht. Der Leser kann sich ein eigenes Urteil zu allem, auch über die Auswahl und Komentierpraxis der (Print)-FR bilden.

    kritiker

  283. @ bronski

    „Die Süddeutsche wurde von mehreren KommentatorInnen in diesem Blog immer wieder zum Vergleich mit der FR herangezogen, insbesondere im Zusammenhang mit unserer Formatumstellung. Daher heute mal ein Wort gewissermaßen in eigener Sache, denn was online bei der SZ vorgeht, ist ebenfalls einen Vergleich wert.“

    Ich greife hier einen Text auf, den Sie dem verwandten Blog „loser generated content“ voranstellten. Ich will hier nicht das Thema jenes Blogs aufgreifen, wohl aber gehört ein Aspekt daraus in diesen Blog:

    Sie erwecken in dem von mir zitierten Text, den Eindruck, als fänden die Kritiker der neuen FR die SZ jetzt grundsätzlich der FR gegenüber als die bessere Zeitung, als solche ein- bzw. austauschbar. Das ist m.E. von niemandem, der die SZ zum Vergleich heranzog intendiert worden. Alles, was diese Vergleiche belegen sollten, ist die Tatsache, dass die SZ auf dem Boden ihrer sichtbaren, durchscheinenden oder sogar versucht verborgen zu haltenden ideologischen Tendenz Qualitätsjournalismus betreibt. Die neue FR hingegen hat, um einen hier schon angestellten Vergleich zu benutzen die Grenze vom Spitzenfußball hinab zur Regional- oder Bezirksklasse überschritten. Deshalb fühlt sich der Leser bei der SZ zur Zeit nach Lektüre fundierter informiert als bei der FR, wenn er auch nicht der Tendenz der dort gegebenen Interpretation der Information anschließen kann. Letzteres ist jezt übrigens auch in der FR für einen Leser der von der alten FR zur noch existierenden SZ wechselte nicht mehr möglich, weil nicht nur die Qualität des FR-Journalismus um ein bis zwei Stufen nach unten abgenommen hat, sondern auch ein Tendenzwechsel damit verbunden ist, der genauso gewollt war; (näheres im „Offenen Brief“ von Theel/Fiasco-Förster/Schäfer, bzw. hier in hunderten von Einträgen im Blog).

    Was die Qualität, die Inhalte die Form und Verkehrsformen im Blog von FR oder SZ angeht, so herrschen hier gewissermaßen Online-Gesetze des sogeannten „virtuellen Raumes Internet“, die sich weitgehend vom wie auch immer gearteten Charakter des ursprünglich jounalistisch angebotetenen Kristallisationspunktes (der thematische Zeitungsartikel) durch die jeweilige Publikation entwickelen, bzw. von diesem unabhängig begründet sind. Von daher sollte sauber getrennt sein, ob wir medientheoretisch einen Blog betrachten und kritisieren, analysieren, oder journalistisch, philsophisch oder politisch, etc. begründet ein Printprodukt Zeitung oder einzelene Artikel dort betrachten und untersuchen. Ihr einleitender Text scheint mir diese Ebenen zu vermischen.

    Deshalb könnte mein Beitrag auch im Nachbarblog stehen, aber hier erscheint er mir doch angebrachter.

  284. Ein Beispiel für FR-Journalismus, wie ich ihn nicht wünsche:

    Im Strafgesetzbuch steht in

    § 266
    Untreue

    (1) Wer die ihm durch Gesetz, behördlichen Auftrag oder Rechtsgeschäft eingeräumte Befugnis, über fremdes Vermögen zu verfügen oder einen anderen zu verpflichten, mißbraucht oder die ihm kraft Gesetzes, behördlichen Auftrags, Rechtsgeschäfts oder eines Treueverhältnisses obliegende Pflicht, fremde Vermögensinteressen wahrzunehmen, verletzt und dadurch dem, dessen Vermögensinteressen er zu betreuen hat, Nachteil zufügt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

    Dies wissend, stellt die FR im völlig desorientierend betitelten Blog „Der Staatsanwalt sollte eingreifen“ (obrigkeitsgläubiger geht´s kaum noch) den haltlosen Leserbrief eines Herrn Helmut Werner Maier aus Winterlingen zur „Diskussion“, der behauptet, dass die vertraglich geregelte Gehaltsannahme eines Managers den o.a. Tatbestand der Untreue erfülle.

    Was soll solche Bauern-, Verzeihung Leserfängerei? Zwar ist sicher, dass Herr Maier empört ist, über die Höhe von gewissen Managergehältern und es soll auch meiner Meinung eine Diskussion über diese gesellschaftliche skandalöse Tatsache geführt werden, aber dann doch bitte mit treffenden Argumenten, die politisch zu sein haben. Es gibt solche Argumente, die allerdings kämen aus der Linken Theorie, nicht ganz das Ding der neuen FR. Die Waffe des § 266 StGB jedenfalls ficht nicht von links und der dort genannte Tatbestand ist im vorleigenden Fall nicht erfüllt.

    Zudem: Der Brief Herrn Maiers ist ein ziemlich verunglückter, Wort geordener Gedanke: Herr Maier schreibt:

    „Das Missverhältnis besteht nicht nur zu den Arbeiterlöhnen, sondern auch zur Vergütung von verantwortungsbewussten Managern. Zu vergleichen ist nicht nur die Höhe der Geldbeträge. Setzt man als Beispiel die Leistungen der Leiter der BASF mit den mickrigen Erfolgen höchstbezahlter Manager anderer Betriebe in Beziehung, dann zeigen sich so schreiende Unterschiede, dass der Staatsanwalt eingreifen sollte.“

    Da kann man erkennen, dass Herr Maier gar nicht sosehr daran interessiert ist, das Problem überhöhter Managergehälter grundsaätzlich diskutieren zu wollen, sondern er vielleicht entweder aus falscher Solidarität oder eigener Betroffenheit diese Gehälter für die eigene Firma (die BASF) rechtfertigen will, weil hier tatsächlich gerechte Gehälter gezahlt würden (Der BASF Konzernchef Jürgen Hambrecht kommt einschließlich Aktienoptionen übrigens auf Bezüge von 4,14 Millionen Euro.), oder er ist z.B. Kleinaktionär, der sich ärgert, dass die Telekom-Aktien, die er z.B. jetzt besitzt, ihn einmal rund 30 Euro das Stück gekostet haben, während sie jetzt nur noch rund die Hälfte davon Wert sind, er selbst von echten Lohnerhöhungen nur träumt, während der inzwischen abgelöste, für den Börsengang verantwortliche Aufsichtsratvorsitzende der Telekom Kai-Uwe Ricke in 2006 für seine „Arbeit“ 2,6 Millionen Euro bezog, sein Nachfolger dann sogar noch eine Erhöhung von 1,4% dazubekam.

    Auch dies aber kein Fall von Untreue, denn es waren nicht die Aufsichtsratsmitglieder der Telekom, die sich die Differenz unter den Nagel gerissen hätten, sondern sie wurde legal an der Börse umverteilt, nur nicht an ihn, den armen Kleinaktionär.

    Ich frage mich wirklich, wie ein gebildeter Redakteur eine notwendige Diskussion mit solch ungeeignetem Material von vorneherein zugrunderichten kann. Ich glaube kaum, dass Herrn Maier mit seinem verunglückten Leserbrief vorführen wollte, was sich gleichwohl so nicht vermeiden ließ. Eher könnte ich glauben, die richtige Diskussion, die Politische um soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit sollte so verhindert, mindestens behindert werden. Die zwei angelockten, einsamen Blögbeiträge seit dem 13. Dez. repräsentieren jedenfalls keine Beiträge die ich als substantiell bezeichnen könnte. Es sind emotional verständliche, aber in ihrem Gehalt an politischer Analyse ziemlich leere Texte, die „widerlegt“ werden können, ohne auch nur auf die gerechte aber wirkungslos bleibende Empörung der Schreiber eingehen zu müssen.

    Dafür können wir, ganz Boulevard, mit empörten (Klein)Bürgern mitfühlen, die – nicht zu Unrecht -, es aber nicht wirklich wissend, nur irgendwie ahnen, dass sie in Richtung Prekariat unterwegs sind. das alles geht ohne, dass jemand dabei auf wirklich linke Gedanken kommen müsste oder könnte.

    Diese FR Herr FR-Eigner, diese FR, die meint`ich nicht!

  285. @ Kritiker:
    Ich habe seit Wochen vergeblich versucht, von Bronski eine Antwort auf die Frage zu bekommen, nach welchen Kriterien Leserbriefe ausgesucht werden. Ich vermute, sie sollen repräsentativ sein. Ergo: Der Durchschnitts-FR-Leser las bisher die Welt kompakt und weiß nicht, was ein Staatsanwalt ist.

  286. @ 316 M.Baumbach

    Danke, Herr Baumbach, für das Stichwort „Leserbriefseite“:

    Früher empfand ich die Leserbriefseite der FR als eine ausgewogene Mischung aus zusätzlicher Information durch Leser, gerechte Ermutigung der Redaktion und ebenso gerechtfertigter Kritik im Einzelfall. – Das war sicher repräsentativ für die klassische Leserschaft der FR.

    Heute, das mag überraschend klingen, halte ich die Leserbriefseite – mit Einschränkung gegenüber der Blog-Abbildung – als die kritischste Seite der FR überhaupt: Ohne allzu ironisch werden zu müssen, da sorriet die FR selbst(kritisch), aber vor allen Dingen werden tatsächlich immer wieder und tendenziell (bisher jedenfalls) mehrheitlich überaus kritisch mit der neuen FR umgehende Leserbriefe abgedruckt. Der Leser als Informant ist seltener geworden, Zustimmende auch. Dazugekommen sind Schreiber wie Herr Maier, die gab es früher praktisch nicht, zumindest veröffentlichte die FR soetwas früher äußerst selten.

    Frage: Ist die „neue Mischung“ repräsentativ: Ich fürchte ja. Wir finden hier die klassischen Leser, die um Ihre FR kämpfen – es gibt sie immer noch – und es gibt die neuen Leser mit entsprechenden Briefen, die jetzt natürlich abgedruckt werden.

    Das Erschreckende daran für mich, ist die Tatsache, dass die kritischen Briefe zu einem Alibi der FR verkommen („Seht, wir drucken das ab, so liberal sind wir!“). Alibi deswegen, weil von den Machern systematisch keine Konsequenzen im Blatt selbst gezogen werden.

    Die sogenannten zustimmenden Briefe werden umgekehrt als Rechtfertigung des neuen Konzeptes genommen, obwohl sie substantiell oft nicht viel hergeben.

    Was Briefe, wie die vom Typ Maier angeht, so desavouieren sie die wirklich kritischen Briefe in deren Substanz.

    Für den Blog als zusätzliche „Lesermailseite“ gilt tendenziell das Gleiche. Dass die FR das contentunabhängige Flamingproblem, das off-topic Problem der Online-Welt zum Anlass nimmt Die kritischste Blattkritik zum Schweigen zu bringen oder zu behindern, wissen nicht nur wir beide.

    Einen herzlichen Gruß

    kritiker

  287. kritiker, deine Ausführungen über die Leserbriefseite erinnern mich doch stark an das nordhessische Provinzmonopolblatt, in dem lange Zeit die Leserbriefe das einzige waren, was noch Tiefgang hatte. Aber mittlerweile lässt die Redaktion dort nur noch Polemik und oberflächliches zu, was zur Meinung des Herausgebers passt. Von solchen Zuständen ist die FR meiner Meinung glücklicherweise noch weit entfernt. Auch wenn die Artikel in der Tendenz an deutlicher Schärfe verloren haben, gibt es doch immer noch Ausnahmen und die Leserbriefeseite ist sehr oft sehr selbstkritisch. Aber da gebe ich dir Recht, dass die Redaktion aus dieser (Selbst-) Kritik gerne lernen darf.

  288. Lieber Robert, danke für die kurze, ein wenig knappe, aber nicht unzutreffende Zusammenfassung meines Beitrags #315 sowie für Ihre Zustimmung.

    In diesem Zusammenhang würde mich jetzt noch Ihre Begründung interessieren – falls Sie eine haben – , was denn die FR, die jetzt „glücklicherweise noch weit entfernt“ von Zuständen der HNA (?) sei, davor bewahren wird oder bewahren würde dort entgültig in der Betirksliga zu landen, oder auch nicht und wenn, warum dann nicht?

  289. Wie ich nebenan lesen konnte, schreibt die FR jetzt einen Wettbewerb für „FR-Stil-Blüten“ aus, wobei nicht ganz klar wird, ob Sie Fehler der Rechtschreibung durch mangelndes Korrekturlesen, oder Fehlleistungen des Ausdrucks aufgrund mangelnder Durchdringung der Materie meint. Wie dem auch sei ich möchte mich – weniger preiswürdig – der heutigen FR-Ausgabe bezüglich ganzer Inhalte, ihrer Gewichtung und Gestaltung widmen:

    Hauptschlagzeile heut: „Marco exklusiv“, auch wenn es tatsächlich RTL, der private, auch Boulevard-Sender ist, der die Exklusivrechte am Fall Marco im „Bezirk“ Uelzen hat. Ein Drittel der Titelseite wird mit der Klage darüber gefüllt (sonst weiss Peter Steinke eigentlich nichts wirklich Wichtiges zu berichten), ein weiteres Drittel bekommt die Sportredaktion (bildlich gesprochen), ein Sechstel geht für drei Verweise nicht gerade weltbewegender Themen drauf, das letzte Sechstel, immerhin, aber eben nur als Agenturmeldung, bekommt der Klimagipfel in Bali, eigentlich das Thema des Tages in der übrigen Presse Deutschlands, das auf der Seite 4 (Politik) aber nur wenig ausführlicher vertieft wird als der Aufmacher „Marco“ auf Seite 6/7; dort erfahren wir zwar auch nichts anderes als auf Seite 1 schon gesagt worden wäre, aber es kommt noch ein sehr großes, selbsreferentielles Bild der journalistischen Feld- und Straßenarbeit dazu.

    Nichts gegen menschliche Schicksale, aber für so etwas hat die neue FR doch offiziell viele Seiten „Magazin“ und „Panorama“; selbst das Darmstädter Echo hat es heute geschafft die erste Seite mit Politik (und Sport) zu füllen, während Marco auf die letzte Seite des DE, „Die andere Seite“ verbannt wurde.

    Die neue FR braucht Ihre Politik und Meinungsseiten, dann um mir zweifach mitzuteilen, dass Sarah Wagenknecht, die „Wortführerin der Kommunistischen Plattform“, toten, roten Hummer mit Lothar Bisky gegesssen hat. Die Meldung alleine reichte nicht, die politische wie kulinarische Unkorrektheit war eben auch noch einen der beliebten FR-Kurzkommentare wert, Platz wegnehmend, politisch korrekt mit klarer Aussage: Die Meeresfrucht war so verboten und rot, wie die politische Heimat der Esser.

    Normalerweise interessiert der Speisezettel von Prominenten nur die Yellow-Press-Leser, aber wer liest die FR denn noch um der wirklich wichtigen Tagesgeschehnisse, um der Politik willen? Nein, die FR ist deutlch handlicher und jung, weiblich und dynamisch oder so.

    Bitte nicht weiter so!

  290. Im Zusammenhang mit dem „Marco“ Artikel hätte mich schon interessiert, was die FR zu der Tatsache meint, daß ein Mensch in der Untersuchungshaft „psychisch zermürbt wird.“ Das ist hierzulande wie dortzulande ein Problem. Untersuchungshaft ist kein Strafvollzug.
    Da hätte ich auch gern gewußt, was an realen, rechtlichen Möglichkeiten besteht, einen unserer Staatsbürger in einer solchen Situation zu schützen, zu unterstützen und an der Wahrheitsfindung mitzuwirken.
    Die Äußerungen der Politik und Öffentlichkeit haben doch wohl eher zu einer Verlängerung des Verfahrens beigetragen.

  291. Das Thema Marco ist doch schon hundertmal und wochenlang in allen Zeitungen durchgekaut worden. Ich habe keinerlei Informationsbedarf mehr in der Sache. Als ich das Titelblatt heute sah, dachte ich mir: Jetzt ist die FR völlig übergeschnappt. Ich habe mich mindestens (!) so sehr über die heutige Ausgabe aufgeregt wie kritiker –(wenngleich mir der tote rote Hummer nicht so schwer im Magen lag.)

  292. Verehrte Susanne,

    ich kann Ihnen versichern, ein guter Hummer, richtig zubereitet, mit einem Gläschen leichten Weines oder Champagners genossen, liegt niemals schwer im Magen – wenn man dabei nicht das Maß verliert.

    Ich wünsche eine gute Nacht

    kritiker

  293. Ich kann leider nur hoffen, dass die FR nicht in der Bezirksliga landet, aber man weiß ja nie so genau, was Trainer oder Vereinsboss vorhaben. Eine FR auf dem Niveau einer HNA müsste in Südhessen oder dem Bundesgebiet genug Leser gewinnen, um den Verlust in Nordhessen auszugleichen; wenn nämlich HNA und FR auf Augenhöhe antreten, dann kann ich auch gleich das regionale Provinzblatt nicht lesen.

  294. @ 323. M. Baumbach

    Lieber Herr Baumbach,

    der sogenannte Abschlussbericht steht im Nachbarblog

    http://www.frblog.de/ergebnis/

    auch als pdf-Dokument, aber das ist nur eine Tabelle mit seiner „Verschlagwortung“

    Leser-Kommentare dazu gibt es dort im Blog auch.

    Gruß

    kritiker

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