Ich werde jetzt mal ein bisschen zynisch, okay? Liebe Leute, ihr seid selbst schuld. Dioxin im Frühstücksei – das ist irgendwie konsequent. Polychlorierte Dibenzo-p-dioxine und Dibenzofurane, umgangssprachlich Dioxine genannt, sind eine Folge unserer Lebensweise. Sie können bei der Verbrennung kohlenstoffhaltiger Verbindungen entstehen, z.B. in Automoteren bei Anwesenheit bestimmter anderer Substanzen, aber auch in Müllverbrennungsanlagen, in der Stahlherstellung, bei der Herstellung von Pflanzenschutzmitteln … Sie sind langlebig, kommen überall vor und reichern sich von allein in der Nahrungskette an. Eier von Hühnern in Freilandhaltung etwa waren in Stichproben „meist stärker mit Dioxinen belastet als Eier aus Boden- oder Käfighaltung“, steht bei Wikipedia. Kurz: Ihr kommt an den Dioxinen gar nicht vorbei. Auch Bioprodukte können Dioxin enthalten. Ich schließe mich hier der von mir verehrten Autorin Karen Duve an: Dioxin-Belastung von Lebensmitteln ist eine Folge des Systems.
Deswegen hätte die Firma Harles & Jentzsch aber nicht unbedingt noch nachhelfen müssen. Der Geschäftsführer des Futtermittelherstellers sagte, man habe bei der Firma gedacht, dass die Mischfettsäure, die bei der Herstellung von Biodiesel aus Palm-, Soja- und Rapsöl anfällt, für die Futtermittelherstellung geeignet sei. Diese Mischfettsäure war ursprünglich zur Papierherstellung gedacht. Dioxinverseuchtes Geschenkpapier – mal was neues, nicht wahr? Man möchte nicht in der Haut des Geschäftsführers stecken. Schön ist immerhin, dass diese technische Fettsäure, in diesem Fall ein Abfallprodukt aus der Biodieselproduktion, billiger ist als Nahrungsmittelfette. Das vergrößert die Gewinnspanne. Wie das Dioxin da reinkommt, ist bisher noch unegklärt.
Das mit dem eingemischten Fett produzierte Futter im Umfang von 30 000 bis 150 000 Tonnen wurde an tausende Bauerhöfe verkauft. Dort wurde es in noch unbekanntem Maße an Legehennen, Mastgeflügel und Schweine verfüttert. Das Dioxinfutter wurde inzwischen in acht Bundesländern nachgewiesen. Nicht nur von Ferne erinnert dieser Skandal an die BSE-Katastrophe. Auch damals war Zeug zu Futtermitteln verarbeitet worden, das nicht tiergerecht war: Rinder, die ja eigentlich Vegetarier sind, bekamen Kraftfutter zugefüttert, das verseuchtes Tiermehl enthielt.
Hier nun die Leserbriefe zum Thema. Joachim Storck aus Kelsterbach meint:
„Wenn die ‚Bauern‘, sprich Agrarindustriellen, jetzt wütend die Futtermittelindustrie und die (weitgehend nicht vorhandenen) staatlichen Kontrollen anprangern, dann ist das scheinheilig. Sind sie es doch selbst, die die Produktionskosten immer weiter Richtung Null drücken. Wenn das Futter fast nichts kostet, kann man auch nicht erwarten, dass bei der Herstellung alles mit rechten Dingen zugeht. Es ist längst bekannt, dass die Intensivtierhaltung der billigen Müllentsorgung dient.“
Ulf D. Posé vom Ethikverband der Deutschen Wirtschaft e.V. aus Mönchengladbach:
„Es ist mehr als erschreckend und weder moralisch noch juristisch hinzunehmen, was dieser Skandal bedeutet. Hier wird leichtfertig mit der Gesundheit von Verbrauchern gespielt. Dioxin kann kein Arzneimittel der Welt wieder aus einem Körper entfernen. Dieser leider nicht erste Fall von verseuchten Lebensmitteln zeigt drei moralische Ursachen:
1. Die Unmoral der Hersteller. Es ist kaum nachvollziehbar, dass von einer Bio-Diesel-Anlage Mischfettsäure hergestellt wird, die zu Futtermitteln verarbeitet wird. – 2. Die Sorglosigkeit und Unmoral der Hühnerfarmen. Es ist mehr als erstaunlich, dass in Hühnerfarmen und Bauernhöfen Futtermittel verwendet werden, die jeglichen Anspruch auf „natürlich“ verloren haben. – 3. Die Unmoral der Verbraucher. Ein gutes Produkt muss ein Geld wert sein dürfen. Diesen Gedanken pflegen viele Verbraucher nicht mehr. Diese unmoralische „Geiz ist geil“-Mentalität, nur noch billige Ware zu kaufen, erzeugt Druck auf den Hersteller, den dieser im vorliegenden Fall mit äußerst fragwürdigen Praktiken auszuhalten versucht.
Verbraucher müssen sich verlassen können auf den unbedenklichen Verzehr von Lebensmitteln. Es kann nicht sein, dass die Unbedenklichkeitsannahme eines Mitarbeiters einer Hühnerfarm ausreicht, um solch dubiose Futtermittel zu verwenden. Hier sind unsere Lebensmittelkontrollbehörden dringend gefordert.“
Christa Scholtes aus Köln:
„Solche Leute wie in der Firma Harles & Jentzsch, die sich zu dem schwerwiegendem Vorfall, deutsche Lebensmittel zu vergiften, erklären mit den Worten: ‚Wir waren leichtfertig in der irrigen Annahme…‘, sind meiner Meinung nach nicht zurechnungsfähig. Das sind Kriminelle, denen man nicht so eine Verantwortung übertragen darf!“
Diskussion: frblog.de/dioxin
Hallo Bronski,
seit Bekanntwerden dieser Katastrophe sind unzählige Kommentare verfasst und Unmengen Papier bedruckt worden. Leider umsonst. Denn bis heute hat mir niemand erklärt, was Fettsäuren in Tierfutter zu suchen haben.
Schon die Beimischung von Abfall-Fetten ist ein Skandal. Das ist vergleichbar mit der Beimischung von getrocknetem Hühnerkot oder Tiermehl aus Abdeckereien, was heute verboten ist. Ständig ist von Mischfetten, Futterfetten, Mischfettsäuren und wie in diesem Beitrag sogar von „Milchfettsäuren“ die Rede. Ohne erklärende Fußnoten! Da kann man sich nur an den Kopf fassen.
Freie Fettsäuren treten in der Natur nie in Erscheinung. Sie sind stets mit Glycerin verestert. Fettsäuren dagegen sind unverträglich für Mensch und Tier und daher als Futterbestandteil schädlich und daher völlig ungeeignet. Es kann daher nicht allein um die Vergiftung mit Dioxin gehen. Die Quelle des Übels, diese ekelhaften „Futterfette“, müssen verboten werden. Abfallfette und Fettsäuren dürfen nicht in die Nahrungskette zurück. Sie dürfen nur noch für technische Zwecke eingesetzt werden.
Dass nach kurzer Zeit in Deutschland erneut ein Lebensmittel-Skandal auftritt, wundert mich nicht. Denn das heute gültige Verbraucherschutzgesetz, das die Hersteller schützt, lädt regelrecht zu Betrügereien auf. Die Gefahr erwischt zu werden ist so gering, dass Unternehmer in der Lebensmittel- und Futterindustrie doch kein Risiko eingehen, wenn sie mit nicht zugelassenen Methoden und billigen Rohstoffen hantieren. Hauptsache die Herstellung der Produkte kostet wenig.
Warum gibt es bei der Herstellung von Lebensmitteln keine Hersteller- und Produkthaftung, wie sie in vielen anderen Industriebereichen gang und gäbe ist? Zum Beispiel in der Medizintechnik oder bei den Autoherstellern haftet jeder Hersteller für alle Schäden, die durch falsche Konstruktion oder fehlerhafte Produktion auftreten. Dazu haben die Produzenten ein Qualitäts-Sicherungssystem nach international gültigen Normen (z.B. ISO 9000 ff) aufgebaut. Die Firmen werden zertifiziert und müssen in regelmäßigen Abständen nachweisen, dass sie nach dem QS-System arbeiten. Die Kontrolle wird von unabhängigen Institutionen wie Prüflabore, TÜV, VDE usw. durchgeführt. Das ganze kostet die Steuerzahler nichts, sondern wird von den Herstellern bezahlt. Qualitätsbewußte Firmen tun das gern, da sie damit ihre Marktchancen und Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Also liebe Politiker: Spart Euch Eure betroffenen Reaktionen zum Skandal und blinden Aktionismus. Führt endlich ein Gesetz zur Produkthaftung in der Lebensmittel-Industrie ein! Und bitte keine Angst vor der Lobby der Lebensmittel-Industrie und Futtermittel-Hersteller, der Beifall der Verbraucher wäre Euch sicher.
Ein neues Kapitel der langen Reihe der Seuchen-, Gift- und Gammel-Fleischskandale, dieses Mal auf Eier erweitert. In den meisten Fällen betreffen Lebensmittelskandale tatsächlich tierische Produkte und ich habe kein Mitleid mit allen Geiz-ist-Geil-Konsumenten, denn es ist doch klar, dass bei diesem Preisdumping bei Tierprodukten nicht alles mit rechten Dingen zugehen kann. Aber dies wird gerne verdrängt von den Verbrauchern, damit auch weiterhin mehrmals täglich geschundene Tiere oder ihre Eier auf dem Teller landen können.
Als vermeintliche Lösung werden wieder einmal Tausende von unschuldigen Tieren panikartig vorzeitig geschlachtet und verbrannt. Eine Aktion, die höchstens die Symptome dieser ständigen Skandale bekämpft. Nachhaltige, langfristige und wirklich effektive Lösungen wären hingegen die starke Reduktion des Fleischkonsums und der Massentierhaltung. Vegetarische oder vegane Ernährung liegt ohnehin voll im Trend.
Wir brauchen einen großen und mächtigen „Verein“, der sich des großen Themas Lebensmittel annimmt. Analog zum großen ADAC sollte es einen ADLC, den Allgemeinen Deutschen Lebensmittel Club, geben, der die Interessen der Verbraucher umfassend und jederzeit wahrnimmt.
Was sind das nur für Unternehmer, die hinter einem so abgebrühten Wirtschaftssystem stehen, dass ihnen egal ist, was mit ihren Produktionsabfällen geschieht, Hauptsache man sieht nichts mehr, es ist billig und wirft die richtigen Gewinne ab. Auch bei diesem Skandal werden wohl wieder die verantwortlichen geschont, nicht auszuschließen wäre ein politisch nachhaltiger Einfluss durch die Geflügelwirtschaft. Wer Massentierhaltung heute noch mit der Wirtschaftlichkeit begründet, springt zu kurz, die Landwirte tragen eine hohe Mitverantwortung an diesen Missständen. Wer Tierhaltung zur skrupellosen Profitmaximierung benutzt, ist im wahrsten Sinne des Wortes ein armes Schwein, hat nichts begriffen und sollte selbst fressen, was er seinen Tieren vorsetzt. Es gibt keine anständige Begründung mehr für diese Art der Tierhaltung. Tier-/Landwirte, die sich mit ihrer perversen Vorstellungen nur wirtschaftlichen Spielraum verschaffen wollen, handeln zwar sehr oft politisch gewollt, aber moralisch völlig unakzeptabel. Es sind Menschen, denen die Fürsorge für die Kreatur und ihre Mitbürger abhanden gekommen ist, sie stehen für mich außerhalb dieser Gesellschaft, handeln kriminell. Hilfreich wäre ein sofortiger Entzug der Gewerbegenehmigung und eine Schadenshaftung mit sämtlichen privaten Vermögenswerten für solche Taten. Landwirte die solche Futtermittel einsetzen, handeln fahrlässig und entledigen sich ihrer Verantwortung. Oft genug handelt es sich um Betriebsführer, für die Ökologie nach wie vor ein Schimpfwort ist. Nach dem Aufschrei ihrer Verbandsvertreter, wird die öffentliche Hand wieder in die Verantwortung kommen und Schadens mindernd einwirken. Armes Viehzeug, wann werdet ihr den Atommüll aus Gorleben fressen müssen?
# 3 – Stephanie Goldbach: Ihrer Schlußbemerkung stimme ich nur bedingt zu, denn
– Eier sind meines Wissens nach bei vegetarischer Ernährung (nicht jedoch bei veganer) erlaubt, genauso wie Molkereiprodukte
– Einer fleischarmen, ggf. auch fleischfreien Ernährung wäre zuzustimmen, schon unter dem Gesichtspunkt einer nachhaltigen Landwirtschaft
– Das Problem scheint mir eher bei Großbetrieben zu liegen, mit ihrer scharfen Kalkulation bis zu Cent-Bruchteilen, weniger bei naturnah wirtschaftenden Bauern, und überhaupt nicht bei Ökoland-Betrieben.
Schuld ist aber auch die falsche Subventionspolitik der EU, welche immer noch Großbetriebe vor Kleinbetrieben bevorzugt, und wo es – leider – keine Rolle spielt, wie nachhaltig Landwirtschaft und Viehhaltung, von Aufzucht bis Vermarktung, betrieben wird.
Ich möchte heute schon wetten, daß wieder nichts passiert, außer einem Sturm im Wasserglas. Ein Schuldiger wird gefunden, und bestraft, aber das falsche System geht ungehindert weiter. Mehr Kontrolleure wäre zwar gut, aber lösten das Problem nicht, weil dafür gesorgt werden muß, das in Futtermittel Gifte bzw. alles, was nicht zur natürlichen Nahrung von Tieren gehört, erst gar nicht rein gelangen. Dann finden Kontrolleure auch nichts.
Vielleicht müssen erst wieder mal, wie bei BSE, einige über die Wupper gehen (ich wüßte da schon, wem ich das wünschen würde), bevor auf EU-Ebene und natürlich auch national ernsthaft das Problem angegangen wird – und die Lobby zum Teufel gejagt wird.
Aktuell Dioxin-belastete Eier, verfüttertes Tiermehl, BSE – Lebensmittelskandale lassen sich auf die Gewinnoptimierung der Hersteller und die Preisbildung auf den Märkten zurückführen. Ich habe mir das ganze einmal volkswirtschaftlich überlegt:
Warum eigentlich „vergiftete“ Lebensmittel?
Nun also zum wiederholten Mal Dioxin in Lebensmittel, davor „Gammelfleisch“, Genmanipulation, BSE und verwandte Krankheiten durch verfüttertes Tiermehl, Analogkäse, Mogelschinken, … Ganz nach einem alten Spruch: „Bei dem Dreck, der alles im Essen ist, dürftest du eigentlich gar nichts mehr essen, aber davon sollen auch schon Leute gestorben sein.“ Die Frage ist allerdings, wie und vor allem warum dieser „Dreck“ in die Nahrung gerät. Zwei Ansätze führen meines Erachtens zum gleichen Schluss: Der Preis von Lebensmitteln muss sinken, damit diese auf dem Markt verkauft werden können.
1. Die Verbrauchter geben relativ gesehen immer weniger für Nahrungsmittel aus, bezogen auf das Haushaltseinkommen und andere Ausgaben. Das heißt, die Bereitschaft, auch höhere, aus Sicht von Biobauern etwa angemessene, Preise zu zahlen, sinkt. Insgesamt geraten damit die Lebensmittelpreise unter Druck.
2. Ein Überangebot einer Ware führt nach der Markttheorie ganz automatisch zu einer Preissenkung, um den Markt zu räumen, wie es in der Sprache der Volkswirtschaftslehre heißt. Überangebote können nicht nur durch eine andere Nachfrage als prognostiziert entstehen, sondern sind auch nötig, um via Preissenkung Konkurrenten aus dem Markt zu drängen. Daher haben Discounter in den letzten Jahren ihr Filialnetz massiv ausgebaut.
Lebensmittelskandale stabilisieren Marktpreis
Eine Preissenkung und ein Überangebot hängen also miteinander zusammen. Ein geringerer Preis bedeutet bei Händler und Hersteller eine kleinere Gewinnspanne, falls überhaupt noch ein Gewinn erwirtschaftet werden kann. Die logische Konsequenz um auf dem Markt zu bleiben: Kostenreduktion. Neben zahlreichen Optimierungen im Betrieb selbst, die Gegenstand der Betriebswirtschaftslehre sind, können die Herstellungskosten einer Ware auch durch eine sinkende Qualität reduziert werden.
An solch einem Punkt befinden wir uns möglicherweise gerade. Durch das Töten von Tieren sinkt das Angebot. Gleichzeitig führt die Sensibilisierung der Verbraucher zu einer höheren Zahlungsbereitschaft, der Kunde ist bereit, höherqualitative Ware zu kaufen. Beide Aspekte führen dann letztlich zur Preisstabilisierung, da die Angebotskurve fällt und die Nachfragekurve steiler verläuft. Gegen diese Art der Preisstabilisierung, die sich rein mit dem Marktprinzip erklären lässt, sind daher geeignete Maßnahmen in der Qualitätskontrolle nötig, mit einer andauernden und zuverlässigen Überwachung. Ansonsten wiederholen sich solche Skandale immer wieder.
Wieder einmal sind alle in Aufruhr! Wieder einmal gibt es einen Lebensmittelskandal und die Verbraucher sind beim Eier- und Fleischkauf ganz plötzlich verunsichert. Vielleicht sind Eier doch nicht so gesund? Vielleicht hat das Schnitzel zu hohe Dioxingehalte? Vielleicht sind größere Nachteile für die eigene so hoch geschätzte Gesundheit zu erwarten? Aber sind wir doch einmal ehrlich: Wir wissen längst, dass Eier viel Cholesterin enthalten, eine Salmonellengefahr von ihnen ausgeht und hinter ihrer Produktion eine qualvolle Zucht- und Legeindustrie steckt. Kein bisschen anders verhält es sich in der Schweinefleisch-, Rindfleisch- oder Milchindustrie.
Die Hühner werden unter unzumutbaren Umständen auf engstem Raum gehalten. Sie haben kaum Platz sich zu bewegen, geschweige denn ein Sandbad zu nehmen und mit den Flügeln zu schlagen. Den Aggressionen, die sich aufstauen, will man vorbeugen, indem den Hühnern die Schnäbel gestutzt werden. Dabei werden empfindliche Nervenbahnen verletzt und die Hühner erleiden Qualen und durchleben große Ängste.
Wieso führen immer erst Skandale dazu über unsere Ernährungsweise und die Lebensmittel, die wir täglich essen, nachzudenken. Dennoch: Der Dioxin-Skandal wird bald wieder vergessen sein und die Umsatzeinbußen werden mit dem bevorstehenden Ostermarkt sicherlich kompensiert werden. So ist zwischenzeitlich – BSE, was war das doch gleich? – auch Tiermehl als Futtermittel für Schweine, Geflügel und Fische wieder gesetzlich erlaubt.
Der Skandal um die Dioxin-Eier und die belasteten tierischen Produkte machen auf die Missstände der Massentierhaltung aufmerksam und zeigen wieder einmal ganz deutlich: Tierquälerei, Gesundheitsgefährdung, Gewinnorientierung und Verbrauchertäuschung sind immer noch Gang und Gebe!
Eine grundsätzliche Empathie für Lebewesen und etwas mehr Reflexion beim Einkauf im Alltag durch uns Verbraucher würden landwirtschaftliche Erzeuger, den Handel und die Politik auf jeden Fall langfristiger und nachhaltiger zu einem korrekten und tierfreundliche Handeln auffordern. Besser ist es also sich rein pflanzlich zu ernähren, den Kuchen ohne Eier zu backen und damit zugleich etwas gegen den zu hohen Cholesterinspiegel zu tun.
Sabine Weick
Ökotrophologin / Kampagnenleiterin für vegane Ernährung
PETA Deutschland e. V.
Bitte mehr davon!
Ich wünsche mir für 2011 noch weitere Lebensmittelsskandale. 10 wären schon ganz gut. Jeden Monat einen, schön verteilt bis Jahresende. Vielleicht wirkt das nachhaltig auf Verbraucher und Lebensmittelsindustrie und Politik.
Die Art und Weise wie Nahrungsmittel industriell zu Lebensmitteln verarbeitet werden ist auch ohne Lebensmittelsskandale zu hinterfragen. Ich bin ein Anhänger der Einfachheit und das was auf den Tisch kommt kaufe ich frisch, saisonal und in Bioqualität ein. Fertigprodukte und stark verarbeitete Lebensmitteln schmecken mir nicht und teuer sind sie auch.
Ich wünsche mir, dass Lebensmittel wieder mehr Mittel zum Leben werden und das ist nicht nur eine Geschmacksfrage.
Wer bereit ist, für irgendwelche „Delikatesshäppchen“ für seine verzogene Hauskatze 0,62 EUR/100g auf den Tisch zu legen, ist ja schon bekloppt genug.
Frauchen kauft sich für das eigene Essen zwei panierte Schweineschnitzel in der Plastikpackung (Einwaage 300g, davon 30% Panade) für 1,99 EUR im Sonderangebot und zahlt also gerade mal 0,13 EUR mehr als für dieselbe Menge Katzenfutter. Macht keine Arbeit und schmeckt doch.
Wer so geil auf seinen Geiz ist, soll doch gleich Katzenfutter fressen! Z.B. „Kitekat Portionsbeutel 100g – Kalb & Geflügel in Soße“ für 0,35 EUR/Beutel kaufen würde.
„Eine gesunde Mahlzeit mit hochwertigen Nährstoffen, ohne Konservierungsstoffe, ohne künstliche Aromastoffe, mit Vitaminen zur Unterstützung des Immunsystems.“ Nicht vergessen, noch ein Zweigerl Petersilie dazu zu legen, das peppt die ganze Sache auf („Serviervorschlag“)!
Guten Appetit, all ihr Bekloppten da draussen! Hauptsache billig.
Wir, die Verbraucher „sind es schuld“.
Einmal mehr benehmen sich unsere Oberen in der Politik wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen auf der Suche nach dem oder den Schuldigen der Dioxin-Sauerei! Vom Bund tönte es zunächst, die Länder seiens schuld, nicht recht aufgepasst. Ohnehin klingt der ständige Bundesverweis, das sei schließlich Ländersache, wie ein Nachruf aus dem späten Mittelalter! Nun sind die Futtermittellieferanten ohnehin zutiefst zu bedauern! Nicht wahr? Entschuldbare Fehler passieren immer wieder. Dieser entschuldbare Fehler kann jedem Routinier-Cocktailmixer selbst in der besten Luxusabsteige unterlaufen. Schließlich sind die Standorte für Futteröle und „Wagenschmiere“ nicht umsonst häufig dieselben! „Probleme der Standortwahl“ volkswirtschaftlich optimal gelöst. Nun kann es schon mal passieren, dass dem Verlademeister beim Abfüllen ein Fingerfehler unterläuft, besonders morgens, wenn er noch nicht ganz „da“ ist. Also Panscherei aus Widerwillen, das kann schon mal passieren. Hier kriminelle Geldgier zu unterstellen, ist doch himmelschreiend ungerecht! Einfach ungelegte Eier. Also ungeprüfte Dioxin-Eier und Schweine, wir sollten es als ernstes Zeichen ganz von Oben hinnehmen. Salamibrot auf dem Schulhof“ ab sofort tabu. In diesem Zusammenhang fällt mir doch just ein, von unserem östereichischen Nachbarn schwappte anno 1985 nicht etwa „Küss die Hand Madame“ herüber, sondern eine schicke Glykolwein- Mixtur „Wein“ mit Diethylen-glykol (zu Deutsch sprich: Frostschutzmittel) versetzt. Das Frostschutzmittel brachte erst die vollmundige „Süße“. Die Sauerei flog auf, nachdem auffiel, dass ein Winzer für seinen kleinen Traktor – während eines milden Winters – hektoliterweise Frostschutzmittel bestellte. Natürlich wollte er dem anspruchsvollen deutschen Schluckspecht nur Gutes antun!
Zurück zum verpesteten Ei und Schwein. Immer häufiger werde ich (meines Zeichens Otto Normalverbraucher) von den Medien darauf hingewiesen, dass ich wie viele meiner Landsleute im Supermarkt stets – unüberlegt – nach dem Billigsten (bedeutet schlechte Qualität) greife. Z.B. im Rewe-Markt „Ja“-Produkte. Fazit: Mit meiner Suche nach günstigen Preisen zwinge ich förmlich die Landwirtschaft zur schlechten minderen Qualität, die schließlich billiger herzustellen sei! Aha, daher weht ab jetzt der Wind! Preisaufschlag gleich gesunde Qualität! Wer aber garantiert mir das?! Ist das Bioschwein, das Bioei tatsächlich frei von Giftstoffen? Oder aber schlichtweg teurer?! Übrigens vergessen diejenigen, die mir ins Gesundheitsgewissen reden wollen, dass in der angeblich reichen Bundesrepublik mitunter auch Unterpriveligierte ansässig sein sollen, bei denen täglich Schmalhans Küchenmeister herrscht! Als da sind einige Rentner, Hartz 4-Empfänger, alleinerziehende Mütter, kinderreiche Familien, berufslose Singels, z.B. Studenten, politische Flüchtlinge und andere Randgruppen. Die werden nunmehr als die eigentlichen Schuldigen an der Lebensmittelsauerei abgestempelt! Ich bekenne mich schuldig, ich schaue weiterhin auf den günstigsten Preis und mit mir Miillionen von Menschen, die in Deutschland leben (müssen).
Die Diskussion, auch in der fr, geht mir langsam aber sicher auf den Geist, ist sie doch überwiegend auf das Ach und Weh der armen Verbraucher und Bauern zentriert, welche sich gerne ängstigen und als Opfer verstehen. Den Tieren macht das Dioxin-verseuchte Futter nichts aus, dafür leben sie nicht nur zu kurz, dafür haben sie ganz andere Aufmerksamkeitsfoci. Wir wissen inzwischen alle, dass Tiere wie kleine Menschenkinder denken und fühlen. Die Verbraucher von Fleisch, Eiern und Milchprodukten, deren Herkunft nicht aus Biohöfen kommt, verzehren wissend und mit gutem Appetit „Waren“, für die Tiere massiv ihr ganzes Leben lang gequält oder gar gefoltert wurden.
Was spricht dagegen, wenn die Nutznießer dieser Quälereien am Essen ihrer Opfer Schaden erleiden? Was spricht dagegen, wenn die „Tierzüchter“ als berufsmäßige Tierquäler über Futterskandale oder ähnliches Bankrott gehen?
Es spricht aus dieser Sicht nichts gegen noch mehr Dioxin im Futter – füttert weiter – futtert weiter – wohl bekomms!
@jürgen
Jedes Lebewesen hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit, bis zu dem Punkt, an dem es aus vertretbaren Gründen zur Nahrung für ein anderes wird.
Welche Gründe vertretbar sind, ist aus veganischer, vegetarischer und konventioneller Sicht jeweils anders zu beantworten, das ist eine moralische Frage, die einer Wertung unterliegt. Wer diese Wertung ablehnt, darf nicht essen, wer diese Wertung trifft, kann sich entsprechend verhalten.
Es spricht aber aus dieser Sicht dasselbe gegen Dioxin in der Umwelt, was auch gegen schlechte Haltung spricht. Verseuchtes Futter und verseuchter Boden sind schlechte Haltung, unabhängig vom Zweck des Lebewesens, auch unabhängig davon, ob es tierisch oder pflanzlich ist.