Eine überforderte Grundschullehrerin erreicht die Ruhe in der Klasse nur durch Anbrüllen oder Bloßstellen einzelner Schüler erreicht. Ein Sportlehrer zwingt Kinder zu riskanten Übungen. Wenn andere Disziplinierungsmaßnahmen scheitern, teilen manche Lehrer auch Schläge und Tritte aus. So sehen die Erfahrungen aus, von denen die Elterninitiative „Lernen ohne Angst“ ein Lied singen kann. Sicher kann Jede/-r Geschichten und Beispiele aus eigener Erfahrung zu diesem Thema beitragen: Lehrer mobben Schüler. Die FR-Leserinnen und -Leser tragen solche Beispiele zusammen. So meint Regina Harmsen aus Meldorf:
„Es ist gut, dass Sie auf den ganz normalen Missbrauch in der Schule hinweisen, der alltäglich stattfindet. Ich war Zeugin, wie eine Schulleiterin einen Erstklässler versucht hat fertig zu machen, die die Kollegen aufgefordert hat, Dossiers anzufertigen über jedes Fehlverhalten in der Pause wie Schubsen, mit dem Fuß Trinkpäckchen kicken etc. Und die haben das sogar gemacht. Als die Schulleiterin vor der Klasse verkündete, dass sie den Schüler in die Sonderschule bringen werde, antwortete er, dass er sich dann umbringen würde. Die Eltern haben alles versucht, ihrem Kind zu helfen. Der Schulrat hat sich schützend vor die Lehrerin gestellt. Als die Eltern dann eine neue Schule für ihr Kind gefunden hatten, wollte die Schulleiterin, sie war auch seine Klassenlehrerin, ihn nicht gehen lassen. Ich habe damals bei der Zeitung gearbeitet und den Schulrat angerufen, ihm gedroht, ihn mit Namen in der Zeitung an den Pranger zu stellen, sollte der Junge seine Drohung wahr machen. Ohne weitere Worte hat der Schulrat aufgelegt, eine halbe Stunde später bekamen die Eltern den Anruf, dass ihr Kind die Schule wechseln durfte. Anstatt sich für den Schwächsten in der Kette einzusetzen, hat die Schulaufsicht nur ihre Fürsorgepflicht gegenüber den Lehrern im Blick.“
Kurt Engel aus Wiesbaden:
„Schon mal aufgefallen, dass die Neugier der Kinder, wenn sie in die Schule kommen, rapide nachlässt? Ich habe meine Kinder immer ermuntert, im Unterricht zu fragen, wenn etwas nicht verstanden wurde. Bei meiner Tochter nahm das Formen an, dass die Lehrer sie mit dem Satz „Klar dass du noch fragen musst“ abfertigten. Auf Elternabenden war ich regelmäßig der Buhmann, weil ich meine Kinder verteidigt habe und nicht den Lehrern recht gegeben habe. Der Gipfel der Frechheiten war, als eine Schulleiterin ein Telefongespräch mit den Worten beendete: Der Ansprechpartner bin ich! Was war geschehen? Bevor ich mich mit der Schule in Verbindung setzte, hatte ich mich beim Staatlichen Schulamt informiert. Auch hier war der letzte Satz des Gespräches bemerkenswert: Aber sagen sie nicht, wo sie die Information herhaben. Ist alles schon eine Weile her, aber scheinbar hat sich nichts geändert.“
Steffen Brammer aus Mainz hingegen meint:
„Am pädagogischen Alltag vorbei! Welche Möglichkeiten zur Disziplinierung dauerhaft grenzüberschreitender SchülerInnen bieten Sie denn noch an? Physische Gewalt von Seiten der PädagogInnen ist glücklicherweise abgeschafft. Noten interessieren manche Schüler nicht mehr. Elterngespräche sind auch nicht besorgniserregend. Einträge – lachhaft! Manchmal geht es nur noch über den Weg, schwierige SchülerInnen mit Hilfe der Emotionen zu irritieren. Beschämung und Zynismus müssen mal sein dürfen, allerdings gehört auch das anschließende Gefühl dazu, dass der/die SchülerIn trotzdem gemocht und nicht grundsätzlich abgelehnt wird. Wie sonst sollen Schüler den Umgang auch mit unangenehmen Gefühlen lernen, wenn nicht durch Erleben in der Schule? Die Elternhäuser übernehmen diese Aufgaben ja häufig nicht mehr. Erziehung heißt auch die Konfrontation mit schwierigen Situationen. Auch das Aushalten muss gelernt werden.
Ach ja, wir reden hier natürlich nicht von PädagogInnen, die mit dem beschriebenen Verhalten nur ihre persönlichen Defizite aufarbeiten wollen. Und … müssen wir uns nicht auch um Menschen kümmern, die Spaß an ihrem pädagogischen Beruf haben, gute Ideen mitbringen und mit kreativen Ideen Menschen begeistern können?“
Nun ja, ich empfehle jedem mal zwei Monate am Stück in der Schule -am Besten in lebhaften Unter-und Mittelstufenklassen zu unterrichten. Der Perspektivenwechsel täte vielleicht dem ein oder anderen ganz gut, um auch mal die überzogenen Ansprüche an die Lehrerpersönlichkeit abzubauen. Bei allem berechtigten Anspruch an die Professionalität des Lehrers, sehen einige Eltern nur die Seite ihres Schätzchens, dessen Schilderung äußerst subjektiv gefärbt ist. Mit diesen Eltern gibt’s ständige Probleme, da sie ihre Kinder nicht realistisch einschätzen.
Nein, man darf auch Lehrer nicht überfordern und alles „Schieflaufen “ an ihnen abladen. Aber natürlich gibt es gute und schlechte unter ihnen. Und welche, die ihren Beruf verfehlt haben. Und sehr engagierte.
Die Kinder sind heute sicher komplizierter und die Klassenzusammensetzungen bunter. Um da auf jedes Kind individuell einzugehen, braucht man heute wirklich eine kleine Klassengröße, die Schulen müssen sich auf die veränderten sozialen Verhältnisse einstellen können und die Politik muss das finanziell fördern! Bildung ist immer im Wahlkampf ein Thema, aber konkret passiert doch wenig.
Man wundert sich: Da können die Lehrer Schüler nach Herzenslust mobben und schikanieren, aber dennoch werden 24% aller Lehrer, die pensioniert werden, frühpensioniert aufgrund von Dienstunfähigkeit. Nun, vielleicht zehrt diese ständige Gefahr, beim Mobbing der Schüler erwischt zu werden, doch sehr an den Nerven. Vielleicht wird der Lehrer auch dienstunfähig, weil er den Zeigestock schon weit vor 65 nicht mehr mit der nötigen Schlagkraft schwingen kann. Oder sind es gar die Schulbehörden, die vermehrt die schlimmsten Lehrer-Sadisten aus dem Schuldienst in eine „Dienstunfähigkeit“ abschieben?
Zurück zur ernsten Wirklichkeit. Aus eigener Anschauung sowie vielen unterschiedlichen aber gleichlautenden Quellen ist mir klar, daß ein ständig steigender Anteil von quasi unbeschulbaren Kindern den Schulbetrieb schwer stört. Diese Kinder sind verhaltensgestört, d.h. ihre Frustrationstoleranzen sind gleich null (es wird nur das gemacht, wozu man gerade Lust verspürt, aber zu dem, was der Lehrer anordnet, hat man nun mal grundsätzlich keine Lust), was völlige Unsteuerbarkeit durch den Lehrer bedeutet. Ein weiteres Merkmal dieser Art von Verhaltensstörungen ist es, daß die Eltern sie nicht als solche empfinden (denn nur mit solchen Eltern konnte sie sich ja überhaupt entwickeln), und daher jegliche Gegenmaßnahme des Lehrers als völlig überzogen, ja als schikanös beurteilen. Medial ausreichend im Fokus stand inzwischen ja das verbreitete Elternverhalten, die Verhaltensstörungen ihres Nachwuchses als ein unbedingtes Zeichen für „Hochbegabung“, mindestens aber für außerordentliche Kreativität, unbedingt zu fördernde Unangepasstheit usw. zu deuten. Der Lehrer steht dann mit seinen Maßnahmen, die sich um eine Beschulbarkeit der nicht verhaltensgestörten Kinder bemühen, im Fokus der Wut dieser Eltern… die Hochbegabung wird nicht nur nicht erkannt, sondern vom Lehrer also auch noch bekämpft. Unverschämtheit!
Das signifikante Ansteigen der Zahl verhaltensgestörter Nachwachsender hat inzwischen auch die Berufsausbildung erreicht. Wir werden also demnächst vermehrt auch mit Berichten zu rechnen haben, daß Berufsausbilder Sadisten sind und die Auszubildenden schikanieren.
Wann die Gesellschaft den Mut hat, sich dem eigentlichen Problem zu stellen, steht allerdings in den Sternen. Momentan jedenfalls tut sie es nicht, weicht in alle möglichen Richtungen aus. Ein Beispiel: Vor 30 oder 40 Jahren gab es das Problem, daß Lehrer und Kinder in der Klasse ernsthafte Hörschäden davontragen, nicht ansatzweise. Heute ist dies verbreitet. Die daraus natürlich abgeleitete Forderung: Man soll gefälligst beim Bau schallschluckende Materialien verwenden. Auf die Idee, zu hinterfragen, ob ständiges undiszipliniertes Herumschreien für einen vernünftigen Unterricht, für eine effektive Lernatmosphäre notwendig ist oder sie nicht eher behindert, kommt irgendwie keiner. Die Kinder wollen das, sind eben so, also sollen die Wände mit Stoff und die Böden mit Teppich ausgekleidet werden, damit jeder im Unterricht nach Belieben herumschreien kann, ohne daß das Gehör aller Beteiligten dauerhaften Schaden davontragen muß.
Ich möchte noch etwas zu den Beispielen der FR-Leser sagen:
Zu Frau Harmsen:
Ich warne davor, vom „normalen“ Missbrauch in der Schule“ zu sprechen. Nicht nur, weil es eine ganze Berufsgruppe –ohne Beweise-in Verruf bringt, sondern weil dadurch die Opfer schwerer Delikte mit Bagatellfällen in einen Topf geworfen werden.
Nun zu dem erwähnten Fall:
Warum kommt eine Schulleiterin auf die Idee, von ihren Kollegen Dossiers über das Verhalten des Schülers anfertigen zu lassen?
Frau Harmsen behauptet: „ um ihn fertig zu machen.“
Eine andere Möglichkeit wäre:
a) Es ist grundsätzlich üblich/Pflicht, in dieser Grundschule /in dem Bundesland das Verhalten der Kinder zu protokollieren, insbesondere, wenn die Versetzung auf eine Förderschule angedacht ist – es handelt sich also um keinen Sonderfall ODER
b) Das Verhalten wurde über einen Zeitraum schriftlich festgehalten, um den Schüler und die Eltern damit zu konfrontieren, vermutlich um den Besuch der Förderschule zu begründen. Als Grund dafür wäre denkbar, dass die Eltern in einem Gespräch zuvor auf „Beweise“ gedrängt haben oder den Schilderungen der Lehrer keinen Glauben geschenkt haben.
Schließlich ist die Frage zu klären, wie und warum die Lehrerin vor der Klasse das Thema „Sonderschule“ thematisiert hat- Das Problematische ist hier, dass der Besuch der „Sonderschule“ einer Strafandrohung gleichkommt, sodass der Schüler äußert, sich das Leben zu nehmen. Ich nehme allerdings an, dass hier nicht nur die Lehrerin, sondern auch das Elternhaus das Horrorszenario „Sonderschule“ dem Kind vorgezeichnet haben. Von alleine kommt kein Kind auf die Idee, es müsse sich deswegen umbringen. Auf solche Ideen kommen Eltern.
Inwiefern sah denn die von Frau Harmsen geschilderte Hilfe der Eltern aus, frage ich mich in dem Zusammenhang? Nachhilfe, Nachsicht oder haben sie lediglich alles getan, um das Schicksal Sonderschule abzuwenden? Möglicherweise wäre es ja tatsächlich die beste Lösung für das Kind gewesen, es dorthin zu schicken.
Dass Frau Harmsen zu jener Zeit bei der Zeitung gearbeitet hat, erweckt den Eindruck, sie sei in diesem Fall eine unparteiische Beobachterin. Diesen Eindruck habe ich jedoch nicht. Sie hat ihre Position – nach eigenem Bekunden-dazu genutzt, den Schulrat zu erpressen.
Auch den Leserbrief von Herrn Engel zeigt nur eine Sicht der Dinge. „Klar dass du noch fragen musst“ . Diesen Satz kann man grob sagen, man kann ihn liebevoll-scherzhaft sagen oder genervt. Es gibt Kinder, die fragen grundsätzlich IMMER- sie fragen z.B. genau das, was zuvor erklärt wurde- nicht weil sie es nicht verstehen, sondern weil sie nicht zuhören.
Vielleicht war der Lehrer über Wochen hinweg sehr geduldig- und hat dann irgendwann mal diesen Satz gesagt- möglicherweise nicht mal böse. Möglicherweise würgt er aber tatsächlich kategorisch die Fragen der Kinder ab. Wer weiß es?
Übrigens: Wenn die Schulleiterin sagt: „Der Ansprechpartner bin ich“ , dann hat sie damit recht.
Ich finde es sehr, sehr problematisch, wenn in einer Zeitung dazu aufgerufen wird, solche Fälle zu schildern und diese abgedruckt werden, ohne die andere Seite zu hören.
@maat,
ein sehr vernünftiger Beitrag. Die anklagenden Leserbriefe schildern die Vorkommnisse wirklich teils konfus (oder hat Bronski zu sehr gekürzt?), sodaß man gar nicht richtig versteht, worum es geht und man den Verdacht hat, daß ein Teil der Sachverhalte weggelassen wird. Daß aber jemand Schwierigkeiten hat, zu verstehen, daß das Schulamt seine Kinder nicht kennt, und daher bei Problemen mit den Kindern eher die Personen Ansprechpartner sind, die seine Kinder persönlich kennen, ist merkwürdig. Ebenso, daß die Information, die das Schulamt preisgab, geheimgehalten wird, wir es aber jetzt als weitere wirklich „bemerkenswerte“ Sache bewerten sollen, daß man gebeten wurde, die Quelle dieser unbekannten Information geheimzuhalten. Konfus!
Der Fall des Schülers, der auf die Konfrontation mit der Sonderschule vor der Klasse mit Selbstmord drohte, zeigt eher das typische Verhalten der Sorte verhaltensgestörter egozentrischer Kinder, die ich ansprach: Sie wissen schon genau, mit welchen Methoden sie Erwachsene manipulieren können, d.h. welche Äußerungen naiv-gutgläubige Erwachsene so in Panik und Schrecken versetzen, daß der eigene Wille durchgesetzt werden kann. Die inflationäre Drohung „Ich bring mich um, du Sau“, wenn z.B. der TV-Konsum beschnitten wird o.ä. ist ein sicheres Zeichen für diese Art der Verhaltensstörung, die nicht die geringste zugemutete Unlust tolerieren kann. Ein nichtmanipulatives Kind, daß sich die Drohung der Lehrerin zu Herzen nimmt, hätte jedenfalls nie vor der ganzen Klasse mit Selbstmord gedroht. Auch die Tatsache, daß die Lehrerin diese Drohung genau diesem Kind gegenüber überhaupt zu äußern in der Lage war, sagt für mich mehr übers Kind aus als über die Lehrerin.
@wedell #3
Das Problem und die Chance der Hochbegabung ist zu wertvoll, um hier von Ihnen so abfällig behandelt zu werden.
In meiner langjährigen Erfahrung in der Arbeit mit Hochbegabten hat nicht ein Hochbegabter und nicht ein Elternteil Hochbegabung als Ausflucht, Rechtfertigung oder Entschuldigung von Fehlverhalten benutzt.
Das Gegenteil ist der Fall.
@BvG,
Sie haben mich vielleicht etwas mißverstanden. Ich bzw. die von mir angesprochenen Medien kritisieren ja nicht die wirklich Hochbegabten derart, daß die oder deren Eltern unter Verweis auf die Hochbegabung der Meinung wären, alles mögliche asoziale Verhalten, so vorhanden, wäre dann zu dulden, denn immerhin hätte man es hier ja mit einem Hochbegabten zu tun. Nein, mein Spott und der durchschimmernde Spott so vieler Medienberichte in letzter Zeit ist der scheinbar vorhandene Trend bei vielen Eltern, eine Hochbegabung dort zu sehen, wo überhaupt gar keine vorhanden ist, wobei gerade asoziales, destruktives oder sonstwie die Gemeinschaft störendes Verhalten von den Eltern als Indiz für die angebliche Hochbegabung gesehen wird, nach dem Motto: Der/die Kleine ist eben völlig unterfordert und langweilt sich und stört dann leider.
Es ging mir eigentlich auch nicht nur um solcherart „Hochbegabung“, sondern um eine ganz allgemein anwachsende Neigung (nicht nur) bei den Eltern, Negatives in Positives umzudeuten. So gibt es ja z.B. keine frechen Kinder mehr, die sind völlig verschwunden. Stattdessen werden Kinder, deren Verhalten einst leider nicht anders als frech bezeichnet werden konnte, mittlerweile so gesehen: Sie demonstrieren halt Selbstbewußtsein und Handlungsinitiative!!!
Dieser Trend der Umdeutung alles Negativen in Positives führt dazu, das Kindern nichts mehr abverlangt wird, weil man ihnen nichts abverlangen muß, weil es ja so, wie es ist, in Ordnung ist. Ein freches Kind erziehen zu müssen wird ja noch jeder einsehen, aber ein Kind erziehen, daß selbstbewußt und handlungsinitiativ ist? Wozu denn das? Das ist doch schon perfekt. Das eigentlich freche Verhalten, d.h. die Respektlosigkeit anderen gegenüber, verfestigt sich, statt aberzogen zu werden, und kann dann ein Leben lang die arme Umwelt terrorisieren.
Also, ich habe mir das alles was hier steht reingezogen und möchte mich aus meiner Zeit als Vater der es bald auf 32 Jahre Zeit an verschiedenen Schulen gebracht hat äußern. An sehr vielem was hier über Eltern negatives gesagt wurde ist etwas dran. Nach meinem erleben beschreibt man damit aber nicht die Mehrheit der Eltern. Die in den letzten Monaten erlebten neuen Tiefstände des hessischen Schulsystems die ich jetzt hier schildern werde zeigen auf das nicht nur die Eltern schuld sind wenn es in einer Klasse Probleme gibt. Übrigens habe ich bei allen meiner 3 Kinder in allen Schulformen erlebt das uns Eltern, Lehrer gesagt haben das unsere Kinder in einer der problematischsten Klassen die sie je erlebt haben sind. Inzwischen kann ich mir ein Lächeln bei solchen Aussagen nicht mehr verkneifen. Vor einem Jahr befand sich meine Tochter auch wieder einmal in einer solchen Klasse. Inzwischen ist es immer noch die gleiche Klasse aber es ist keine Problemklasse mehr. Damals gab es aber für diese Klasse eine Deutschlehrerin die bei einem Diktat eine CD abgespielt hat, was dann auch zu den zu erwarteten Ergebnissen geführt hat. Das Problem dieser lehrerin war das sie nicht gut genug Deutsch konnte um diesen Text vortragen zu können. Kinder können mit jemanden dem sie mit einer gewissen Achtung begegnen sollen nicht umgehen wenn nicht die nötigen Grundkenntnisse bei der Person vorhanden sind. Ein wechsel an dieser Stelle hat ein kleines Wunder in dieser Klasse bei ihrem Umgang mit Lehrern bewirkt. Genauso hatte ich ein Gespräch mit einem Lehrer der zu meiner Tochter gesagt: Was soll man denn auch von dir erwarten bei diesem Bruder. Es gibt sicher gute und schlechte Lehrer genau so wie es gute und schlechte Eltern gibt. Die Lösung unserer Schulprobleme sollte man in Systemen suchen wie sie in Skandinavien angewandt werden. Dazu fällt mir als wichtgster Stichpunkt das Wort kleinere Klassen ein.
@hans
Auch aus meiner Sicht handelt es sich nicht um die Mehrheit der Eltern, die sich so verhalten. Allerdings sind es diejenigen, die sich gleich an oberster Stelle beschweren.
Das Beispiel der Lehrerin, das sie anführen, ist wirklich gravierend. Normalerweise muss man haufenweise Prüfungen absolvieren, bis man endlich unterrichten darf. Ich frage mich, wie jemand mit solchen fachlichen Mängeln in den Schuldienst kommt?
Das Beispiel des Lehrers, der Geschwister in einen Topf wirft, weist natürlich auch auf Unprofessionalität hin. Allerdings lässt sich so ein Fall in der Regel ohne Selbsthilfegruppe lösen – was Sie ja offensichtlich getan haben.
Ich kann hans nur zustimmen – und zwar als Mutter zweier Einser-Gymnasiastinnen. Letzeres erwähne ich deshalb, um dem Vorurteil entgegenzutreten, dass nur leistungsschwache, sozial unagepasste Schüler mit Problemen in unserem Schulsystem zu kämpfen haben.
Nach meinen Bobachtungen und Erfahrungen wird Lehrern, die über gute fachliche und didaktische Kompetenzen verfügen (und die es auch schaffen, Klassenarbeiten einigermaßen zeitnah korrigiert zu bekommen), sehr viel Respekt von Schülern UND Eltern entgegengebracht.
Je schlechter qualifiziert dagegen ein Lehrer ist und je mehr er selbst „schludert“, desto angreifbarer wird er und desto mehr muss er zur Abwehrung dessen mit „Fiesematenten“ arbeiten wie z.B. Bloßstellung einzelner unliebsamer Schüler, Bevorzugung aufgrund persönlicher Sympathie, Abstrafung durch ungerechte Benotung. Dies schafft große Spannungen innerhalb eines Klassenverbandes und behindert den Lernfortschritt immens.
Darüberhinaus kompensieren schwache Lehrer oft auch noch ihre mangelnde „natürliche Autorität“ mit dünkelhaftem, selbstgerechtem Auftreten.. Dem allem stehen sowohl Schüler als auch Eltern ziemlich machtlos gegenüber, da die Lehrer beträchtliche Macht über die Zukunft der Schüler in ihren Händen halten und ihnen obendrein der Beamtenstatus eine doch sehr weitgehende Narrenfreiheit gewährleistet. Sich offen gegen Unzulänglichkeiten von Lehrern zu wehren, hat meist zur Folge, dass man die Allmacht und Willkür ihrer „pädagogischer Freiheit“ zu spüren bekommt. Dessen sind sich die meisten Schüler (und Eltern) nur all zu bewusst, weshalb diese Gegebenheiten zum großen Teil einfach hingenommen werden und der Dampf eben anderweitig abgelassen wird.
Auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen: Erfolg und Spaß am Lernen hängen eben doch sehr stark von der Kompetenz und persönlichen Integrität eines Lehrers ab. Neben kleineren Klassen braucht unser Schulsystem definitiv auch mehr respektable Lehrerpersönlichkeiten.
@Anna
Keine Frage, Ungerechtigkeiten gibt es- in der Schule, im Studium überall. Man tut seinen Kindern allerdings auch keinen Gefallen, wenn man versucht, alle Negativerfahrungen von Ihnen abzuwenden. Ich habe auch als Schülerin plötzlich schlechte Noten bekommen, weil ich den Unterricht meines Deutschlehrers (auf seine Aufforderung hin!) kritisiert habe. Aber deshalb sind doch meine Eltern nicht in der Schule angetanzt oder gar einer Selbsthilfegruppe beigetreten! Ich habe halt die Dreien und Vieren eingesteckt und mir gedacht: Es gibt Wichtigeres im Leben als niedrige Zahlen im Zeugnis.
Dieses Erlebnis hat mich auch nie davon abgehalten, später meinen Vorgesetzten zu widersprechen.
Es ist doch auch ein Erziehungsziel, den Kindern beizubringen, dass sie sich nicht selbst verleugnen dürfen, nur weil sie Nachteile befürchten.
Nachsatz zum Thema „Macht“. Meine Erfahrung ist: Gerade an weiterbildenden Schulen gleichen sich Ungerechtigkeiten aus, Lehrer wechseln in der Regel nach zwei Jahren. Es mag zwar sein, dass ein Lehrer ungerecht ist oder besonders streng- alle sind es jedoch nicht. Ein Lehrer hat also kaum die Macht, über das Schicksal eines Schülers zu entscheiden.
Naja, maat, dein Argument, dass Schüler nur der Noten willen zu Duckmäusern werden sollten, ist ja schön und gut. Aber was, wenn du dir als Oberstufenschüler/in in den Kopf gesetzt hast, Medizin zu studieren und dafür halt einen Abischnitt von 1,3 oder besser nachweisen musst? –
Deine eigene Biographie in Ehren, aber damit hast du voll von dem abgelenkt, worum es MIR geht: Ich finde es einfach traurig, wenn unfähige Pädagogen Schülern den Spaß am Lernen vermiesen, bzw. bewirken, dass „die Neugier rapide nachlässt“ und damit verhindern, dass sich vorhandene Potenziale weiterentwickeln können. Für das Gegenteil werden sie schließlich bezahlt.
@ maat # 12
Gegen strenge Lehrer habe ich nichts – ganz und gar nichts, weil ich gerade mit denen die besten Erfahrungen gemacht habe. Ich habe ein Problem mit den „Luschen“.
@Anna
Ja, ich finde es auch schade. Allerdings scheiden sich an bestimmten Lehrern oft auch die Geister. Es gibt nach meiner Wahrnehmung nur ganz wenige Fälle, bei denen kontinuierlich die ganze Klasse auf die Barrikaden geht, wo ich also auch sagen würde- solche Lehrer haben an einer Schule nichts zu suchen! Hier müsste man die Unfähigkeit für den Beruf schon in der Probezeit gesehen haben. Es ist skandalös, dass diese Lehrer die Prüfungen bestanden haben und verbeamtet wurden.
Meistens liegt der Fall jedoch wesentlich komplizierter. Ein Teil der Schüler regt sich auf und der andere Teil ist begeistert oder zumindest zufrieden. Hier kann man halt nicht einfach sagen, dass so ein Lehrer unfähig ist!
Zur Neugier noch ein Satz: Die Neugier lässt entwicklungspsychologisch in der Pubertät nach- das darf man einfach nicht vergessen! Man kann Jugendliche in der Hinsicht nicht an kleinen Kindern messen. Da es ganz unterschiedliche Schüler gibt, ist es auch gut und wichtig, dass es unterschiedliche Lehrerpersönlichkeiten gibt. Für manche Schüler sind strenge, sehr distanzierte Lehrer genau das Richtige, andere finden solche Personen langweilig, sodass ihnen der Unterricht keinen Spaß mehr macht. Eine Schule braucht Lehrer, die leidenschaftlich sind und sich engagieren. Es ist aber auch klar, dass dies genau die Lehrer sind, die am meisten Gefahr laufen, „auszubrennen“, die vielleicht zehn Jahre lang hervorragende Arbeit geleistet haben und dann plötzlich nicht mehr ertragen, wenn Unterstufenschüler „normal“ laut sind.
Spätestens seit den Skandalen in der Odenwaldschule ist das Idealbild des charismatischen Lehrers sowieso kritisch zu beurteilen. Hier muss die Gefahr der Verführung (nicht nur der sexuellen) immer auch mitgedacht werden.
Zur Oberstufe: In dem Alter kann man nicht mehr den Lehrer dafür verantwortlich machen, ob man „Spaß am Lernen“ hat oder nicht. Gerade in der Kursstufe ist Selbständigkeit gefragt, Misserfolge hängen meistens daran, dass die Schüler zu wenig oder das Falsche lernen/üben oder einfach zu große Lücken während der Mittelstufe angesammelt haben. Da könnte man sich beraten lassen.
Ansonsten kann ich nur sagen: Man ist sein Leben lang von Beurteilungen und Prüfungsergebnissen abgängig, sei es vom Abischnitt, sei es von der Aufnahmeprüfung an einer Kunstakademie oder der Vergaben von Stipendien. Wenn man allerdings Vergleiche anstellt zwischen dem Berufsleben und der Schule wird man vielleicht Abbitte leisten müssen- Die Lehrer sind nicht die Ungerechtesten auf dieser Erde!
@Anna
Oh ich habe deinen Kommentar 14 erst jetzt gesehen- ich glaube ich habe völlig an dem was du meintest vorbei geschrieben- Tut mir leid! „Luschen“ sind in der Tat ein Problem, weil man bei ihnen nicht genug lernt. Vielleicht Arbeitsgruppen bilden? die Schule wechseln?
@maat
Na dann sind wir uns ja Gott Dank gar nicht so uneins.
Danke jedenfalls für deine Stellungnahme und dann bis zum nächsten Mal.
Viele Grüße Anna
@maat, am Thema vorbeigeschrieben waren Ihre Beiträge überhaupt nicht, ich fand sie sehr vernünftig.
Daß die Schule angeblich die Neugier dämpft, ist mal ganz schnell behauptet, aber es gibt nun mal, wie Sie erwähnten, auch den Wechsel des Fokus weg von der Welterkundung hin zur Rang- und Stellungssuche in sozialen Strukturen und Hierarchien mit der Pubertät. Und ebenso müsste man jeden, dessen Kindern die Neugier abhanden kam, fragen, ob dies nicht zufällig vielleicht zum gleichen Zeitpunkt stattfand, als der Fernseher oder die Computerspielkonsole ins Kinderzimmer gestellt wurde. Und im übrigen halte ich die Lust am Lernen für etwas so Befriedigendes, daß sie durch ein oder zwei unfähige oder maliziöse Lehrer nicht „verloren“ gehen kann… oft ist sie deshalb nicht vorhanden, weil sie verloren ging, sondern weil sie schon vor der Schule nicht erlernt oder ausreichend gefördert wurde.
Auch der zweite Hinweis ist wichtig: Kleine Kinder sollte man natürlich vor Willkür oder Unfähgkeit schützen, aber mit zunehmendem Alter ist es eher kontraproduktiv, die Schule als künstliches Labor zu organisieren, in dem Konflikte, auch die eine oder andere Ungerechtigkeit, der eine oder andere Anlaß, sich zu wehren oder auch zurückstecken zu müssen, auch wenn man sich im Recht fühlt, überhaupt nicht vorkommen. Grundzweck der Schule ist auch Lebensfähigkeit zu erreichen, und zwar fürs reale Leben und nicht für ein bereinigtes, künstliches, konfliktloses, völlig gerechtes. Das gibt es nämlich später am Arbeitsplatz, in der Beziehung, in egal welchen anderen Gemeinschaften auch eher nie.
Sorry das ich ich erst jetzt wieder melde , hatte diese Woche einfach keine Zeit.
zu @9 maat
Bei dem von mir unter@8 beschriebenen Fall handelt es sich um eine Person aus einem EU- Lehreraustauschprogramm
Ich habe mich nur gefragt wie man auf die Idee kommen kann so jemand im Fach Deutsch einzusetzen. Das ganze ist auch ein Indiz dafür wie sinnvoll es ist aus dem Schuhlsystem einen Beamtenapperat zu machen. Wenn man heute sieht wie Chancen von Realschülern auf dem Ausbildungsmarkt sind,ist es leider schon fast existenzentscheidend ob man in Deutsch eine 2,3 oder 4 bekommt.