Normalerweise kommt nichts dabei heraus, wenn ich mich in den Kopf von Angela Merkel hineinzuversetzen versuche. Schon mit ihrer Herkunft komme ich nicht klar. Pfarrerstochter! Ich bin Ingenieurssohn. Einer Politikerin wie unserer Bundeskanzlerin darf man wohl unterstellen, dass auch sie in Kausalketten denkt. Davon darf sie ja gern die Enden abschneiden, an denen sie, wenn man es pragmatisch sieht, nichts oder wenig wird erreichen können. Wenn man nämlich Merkels „Wir schaffen das!“ konsequent zuende denkt, kommt man als eines der wichtigsten Ziele der Bekämpfung von Fluchtursachen auf das Ende des Bürgerkriegs in Syrien. Doch auf diesem Politikfeld tummeln sich zu viele Akteure. Ich kann daher nachvollziehen, dass unsere Kanzlerin Syrien nicht mit höchster Priorität auf ihrer Agenda führt, um es mal freundlich auszudrücken. Aber dass der Ankündigung „Wir schaffen das!“ auch Taten folgen müssten und dass Merkel gelegentlich mal zu ihrem Volk spricht und ihm auseinandersetzt, wie wir das schaffen werden, das hätte ich durchaus von ihr erwartet. Sie hat doch angeblich erkannt, dass sie und ihre Kanzlerinschaft von Historikern einst an der Frage der Bewältigung der Flüchtlingsfrage gemessen werden.

Merkel DealMerkels neun Punkte, die sie kürzlich vor der Bundespressekonferenz ausbreitete, sind vor diesem Hintergrund — historische Aufgabe! — bemerkenswert kümmerlich. Diese neun Punkte sollen zwar Antworten auf die jüngsten Gewalttaten in Würzburg, München und Ansbach geben, haben mit der Flüchtlingsfrage aber trotzdem direkt zu tun, weil unter anderem auch niedrigere Hürden für Abschiebungen und ein Frühwarnsystem für Radikalisierungen bei Flüchtlingen dazu gehören. Zur Erinnerung: Unter dem Eindruck der Ereignisse in der Kölner Silvesternacht sind die Hürden für Abschiebungen bereits gesenkt worden — so weit, dass auch solche Länder als sichere Herkunftsstaaten anerkannt werden sollten, in denen nachweislich gefoltert wird. Die Grünen haben das im Bundesrat zunächst verhindert. Doch letztlich ist eine solche Politik nichts anderes als Aktionismus, und der Verdacht steht im Raum, dass sie eher gemacht wird, um die Deutschen zu beruhigen. Denn Deutschland mag solche Länder ja gern als sichere Herkunftsstaaten anerkennen — doch wenn die ihre Leute nicht zurücknehmen, u.a. weil sie sich keinen Vorteil davon versprechen, verhaltensauffällige Kleinkriminelle und Vergewaltiger bei sich zu haben, kann auch die aktivste deutsche Gesetzgebung nichts ausrichten.

Maue Bilanz

Merkels „Wir schaffen das!“-Bilanz ist mau, und ihr Auftritt vor der Bundespressekonferenz hat daran nichts geändert. Dabei sah es zunächst gut aus: Alle Flüchtlinge konnten versorgt und untergebracht werden und waren damit der akuten Not entkommen, ganz wie es der humanitären Intention der Kanzlerin entsprach. Nur: Sie selbst bzw. ihre Regierung haben dazu wenig Beitrag geleistet. Es waren die Kommunen, die diese Aufgabe gestemmt haben, unterstützt von zahllosen Freiwilligen und Ehrenamtlichen. Da stimmte das „Wir“ aus Merkels Spruch — allerdings unter weitgehendem Ausschluss ihrer eigenen Person und ihrer Regierung.

Diese Regierung hat ein Integrationsgesetz auf den Weg gebracht, das in seinem Mix aus Fordern und Fördern an Gerhard Schröders Agenda-Politik erinnert. Dass Integrationskurse vorgeschrieben werden, ist absolut nachvollziehbar. Nur darf man sich nicht darauf verlassen, dass diese Kurse wieder von Ehrenamtlichen und Freiwilligen geleistet werden. Das können sie gar nicht, weil es in diesen Kursen nicht „nur“ um das Erlernen der Sprache geht, sondern auch um das Vermitteln unserer Kultur und Werte, so dass diese Kultur und Werte von den Ankömmlingen im Idealfall angenommen werden. Also braucht man speziell geschulte Lehrkräfte, und das bedeutet, dass Personal eingestellt, also Geld in die Hand genommen werden muss. Was mehr Personal betrifft, wird der Fokus aber offenbar lieber auf die Sicherheitsbehörden gelegt. Ansonsten legt das Gesetz Wert auf Restriktionen: Flüchtlingen können Wohnorte zugewiesen werden, um Ghettobildung zu vermeiden. Was hilft das, wenn es an diesen Wohnorten keine Arbeitsplätze gibt.

Geld in die Hand nehmen — Ähnliches gilt für den sozialen Wohnungsbau. Ein ausgesprochen schwerfälliges und undankbares Thema im Deutschland unserer Tage. Bundesbauministerin Hendricks hat ein Programm aufgelegt, um in Problemvierteln Kitas, Schulen und Volkshochschulen zu stärken — sie investiert für diese Förderung des sozialen Klimas in diesen Vierteln 800 Millionen in den nächsten vier Jahren. Beim Thema Wohnungsbau hingegen kommt die Regierung nicht voran. Der tatsächliche Neubaubedarf wird nach einem Bericht des Deutschlandfunks auf 400.000 Wohnungen jährlich geschätzt. Gebaut werden aber nicht einmal 250.000. Wegen der Flüchtlinge müssten weitere 50.000 Wohnungen obendrauf kommen, d.h. jährlich werden 200.000 Wohnungen zu wenig gebaut. Eine Kanzlerin, die „Wir schaffen das!“ sagt, muss hier Wege aufzeigen, wie das geschafft werden kann, denn sonst besteht die Gefahr, dass die Mieten gerade in den Ballungsräumen noch weiter steigen. Das wird Menschen, die sich diese Mieten nicht leisten können, in Problem-Viertel abdrängen, und unterm Strich haben wir dann genau das, was wir nach den Erfahrungen mit „Integrationspolitik“ seit den Siebzigerjahren unbedingt vermeiden müssen: Ghettos.

Entscheidend für die Integration ist Arbeit

Und dann gibt es da noch ein Politikfeld, auf dem sich das Gelingen von Integration entscheidet: der Arbeitsmarkt. Nach vorläufigen Erkenntnissen sind 70 Prozent der Ankömmlinge gering qualifiziert. Dazu fällt der Regierung als erstes ein, den Flüchtlingen den Zugang zu Leiharbeit zu erleichtern. Außerdem sollen 100.000 Mini-Jobs rund um die Flüchtlingsheime geschaffen werden. Natürlich ist es zu befürworten, dass diese Menschen Aufgaben bekommen, anstatt sich in den Heimen zu langweilen. Meinetwegen dürfen das auch Aufgaben sein, die eigentlich sinnlos sind. Doch das wird der Integration nicht auf die Beine helfen. Die wird nur funktionieren, wenn den Menschen echte Perspektiven aufgezeigt werden. Das bedeutet, dass Integrationspolitik den Schwerpunkt auf den Dreischritt „Deutsch lernen — Qualifizieren — Eingliederung in den Arbeitsmarkt“ legen muss. Dazu brauchen wir Förderprogramme, das heißt: Es muss auch hier Geld in die Hand genommen werden.

Und damit sind wir beim Kern des Problems. Denn es besteht die reale Gefahr, dass wir es eben nicht schaffen, obwohl (oder weil?) Merkel ihre Schlaflieder singt — so FR-Autor Stephan Hebel in seiner Einordnung der Pressekonferenz. Möglicherweise geht diese Gefahr weniger von Merkel aus als von Wolfgang Schäuble, dem Herrn der „schwarzen Null“ im Bundesfinanzministerium. Derzeit hat er es einfach mit seinem erklärten Ziel, der Begrenzung des Staatsdefizits, denn die Steuereinnahmen sprudeln, die deutsche Wirtschaft brummt, die Zahl der Arbeitslosen ist so niedrig wie seit 25 Jahren nicht mehr. Auch die Zahl der Hartz-IV-Empfänger ist so niedrig wie lange nicht. Sie liegt zurzeit bei etwas mehr als 4,3 Millionen. Es wäre also genau der richtige Zeitpunkt, Geld in Deutschlands Zukunft zu stecken, zumal Investoren zurzeit sogar bereit sind, dafür zu bezahlen, deutsche Staatsanleihen aufnehmen zu dürfen. Ein paar Milliarden hier und da, das scheint derzeit kein Problem für Wolfgang Schäuble zu sein, denn obwohl bereits deutlich wird, dass die Flüchtlinge zunächst Kosten verursachen, muss Schäuble keine neuen Schulden aufnehmen oder einen Nachtragshaushalt einreichen. Es läuft auch so, quasi aus der Portokasse. Aber das ist nicht der große Wurf, die Vision, das aufrüttelnde Ziel, die historische Aufgabe für Deutschland, die ich unter „Wir schaffen das!“ verstanden habe.

Vielleicht hat er ja recht, der Schäuble Wolfgang, recht damit, zunächst mal abzuwarten und nicht zu schnell und zu freigebig einzuspringen. Er ist kein Freund von Konjunkturprogrammen, und wie es den Anschein hat, braucht die deutsche Wirtschaft derzeit auch kein Konjunkturprogramm. Außerdem haben wir noch keinen Überblick darüber, wie viele der Flüchtlinge tatsächlich bei uns bleiben und integriert werden müssen. Der Attentäter von Ansbach etwa sollte abgeschoben werden — nach Bulgarien, wo nach dem Dublin-II-Abkommen sein erstes Asylgesuch auf europäischem Territorium registriert wurde. Auch in Bulgarien wäre er in Sicherheit vor Assads Bomben gewesen. Er wählte, wie wir wissen, einen anderen Weg.

Auch andere Flüchtlinge werden Deutschland wieder verlassen. Viele von ihnen dürften bereits gemerkt haben, dass Deutschland nicht das gelobte Land ist, für das sie es gehalten haben. Jene aber, die als politisch Verfolgte Asyl bei uns bekommen, werden bleiben. Wie viele das sein werden, wissen wir noch nicht, weil die Verfahren andauern. Wir dürfen die Fehler, die in früheren Jahren in Deutschland in Sachen Integrationspolitik geschehen sind, mit diesen Menschen nicht wiederholen. Wir müssen uns aktiv darum kümmern, dass Integration funktioniert. Das müssen wir schaffen. Und wenn das mit Merkel nicht zu schaffen ist, dann müssen wir sie eben 2017 abwählen, damit sie keine weitere bleierne Amtszeit bekommt.

Den Kommentar von Stephan Hebel zu Merkels Schlafliedern kommentiert Georg Karsten aus Kiefersfelden:

„Bravo, genau meine Meinung. Die Kanzlerin hat ja schon immer alles „ausgesessen“. Das Problem wird sich schon irgendwann von selbst lösen…..wir schaffen das…. Frau Merkel braucht ja auch keine Angst zu haben, die hat ja gepanzerte Dienstfahrzeuge und jede Menge Sicherheitsleute um sich…. Ich finde sie sollte Dauer- Urlaub in St. Angelo auf Ischia machen.“

Siegfried Badziura aus Bramsche:

„Gute Artikel, treffende Titel, die Analyse. Nötig wäre herauszufinden, warum die nunmehr stark überforderte Frau so an dem „Platz klebt“? Für viele frühere Kanzler wären ihre viele Fehler bereits genug Grund zur Abdankung. Mit ihr wird auch die CDU scheitern! Dank für Herrn Hebel.“

Heinz Orth aus Walldorf:

„Wenn man sich die internationalen Kommentare zur Pressekonferenz von Merkel anschaut, kann einem angst und bange werden. Tenor: Keine Änderung der FlüchtlingsPolitik, damit Folge keine europäische Einigung möglich, damit 90 Prozent aller Flüchtlinge für uns. Die Afrikaner, die in Italien landen, machen sich schon auf den Weg nach „Norden“, sprich Deutschland….
Dagegen sind die neun Punkte ein Witz. Fakten regieren die Welt. Jeder rationale Flüchtling wird also nach Deutschland kommen und sich nach wie vor erfolgreich gegen eine Abschiebung wehren. Der einzig mögliche Ausweg ist also logischerweise vor Grenzeintritt die Asylberechtigung zumindest vorzuprüfen.“

Rasmus Ph. Helt aus Hamburg:

„Die Analyse der Pressekonferenz von Angela Merkel greift zu kurz, auch wenn das Mantra „Wir schaffen das“ ohne ein überzeugendes Integrationskonzept zur erfolgreichen Bewältigung der Flüchtlingskrise weiterhin stark an ein Transparent vom „Demokratischen Aufbruch“ aus der DDR-Wendezeit mit dem Schriftzug „Am Anfang stand das Wort und am Ende die Phrase“ erinnert. Denn wichtig war ebenfalls die Antwort der Bundeskanzlerin beim Thema TTIP, wo sich jene sogar als bedingungslose Befürworterin des selbst unter Ökonomen umstrittenen Projektes zu erkennen gegeben und die Argumente der Kritiker in sehr arroganter Weise beiseite geschoben hat, indem nur davon gesprochen wurde, dass es hier um das Setzen von ganz normalen Standards gehen würde. Deshalb tut insbesondere die SPD gut daran, sich öffentlich vermehrt mit der Position der Union beim geplanten „Freihandelsabkommen“ mit den USA auseinanderzusetzen, zumal sich das bewusste Ignorieren der Bürgerproteste aus dem Konrad-Adenauer-Haus bestens für den nächsten Bundestagswahlkampf eignet, um den noch großen Abstand zwischen den beiden Volksparteien deutlich zu reduzieren!“

Werner Arning aus Mörfelden-Walldorf:

„Kaum einer kann es mehr hören, dieses „Wir schaffen das“. Angela Merkel muss das wissen, aber es ist ihr gleichgültig, wenn sich bei den Zuhörern die Nackenhaare sträuben, oder sich manche Faust in der Hosentasche bildet. Sie scheint schmerzfrei zu sein. Doch geht kein Aufschrei durch die Republik. Das Land verharrt in einer Art Schockstarre, dem Schicksal ergeben. Merkel hat es geschafft politische Freunde wie Gegner zu lähmen, willenlos zu machen, einer Zauberin gleich. Wer ihr widersricht, stellt sich in Widerspruch zu dem, was er gestern noch beklatschte. Also lässt er es bleiben, und klammert sich an eine vage Hoffnung, dass vielleicht doch noch alles gut wird.“

Robert Maxeiner aus Frankfurt:

„Unser Land droht, sich in der Flüchtlingsfrage zu spalten. Von daher wirken die hölzern formulierten, abgelesenen Sätze der Kanzlerin, die einen Kompromiss suchen, geradezu kontraproduktiv. Mutti meint es doch, wie immer, gut mit uns allen, aber eigentlich ist sie nur überfordert. Die Frage stellt sich doch für diejenigen Menschen, die Flüchtlingen helfen, nach dem Wie. Merkels Neun-Punkte-Plan bleibt diese Antwort schuldig, beziehungsweise machen ihre Vorschläge es Flüchtlingen noch schwerer, sich zu integrieren, und damit ihren Helfern, seien es Ehrenamtliche oder Fachleute, sie dabei zu unterstützen, allein schon durch die Vorurteile, die sie direkt oder indirekt schürt, indem es ihr in der Hauptsache um die Sicherheit geht. Aus jedem ihrer Sätze spricht die Ambivalenz, ob sie die Flüchtlinge wirklich im Land haben will. Diese psychotischen Typen, seien es Amokläufer oder Terroristen, können uns nicht verhöhnen. Sie sind krank in der Seele. Das Gewissen, nach dem Merkel handelt, mag ich nicht bewerten, aber ihr ,bestes Wissen‘ zeugt von einigem Dilettantismus.
Und was den bayrischen Innenminister, Herrn Joachim Herrmann angeht, der müsste eigentlich auf Grund seiner Forderungen, die gegen die Genfer Flüchtlingskonvention und das Grundgesetz verstoßen, ins Visier des
Generalbundesanwalts geraten.“

Ingeborg Burck aus Bad Homburg:

„Die Pressekonferenz hat die Unfähigkeit oder den mangelnden Mut der anwesenden Journalistinnen und Journalisten, Fragen zu stellen, die die Bevölkerung wirklich umtreiben, erschreckend beleuchtet. Der perfide Satz „Wir müssen die Sorgen und Ängste der Menschen Ernst nehmen“ macht die „Menschen“ klein. Es müßte an dieser Stelle heißen, „Wir müssen die Wut der Bevölkerung“ ernst nehmen“. „Die Menschen“ können nämlich durchaus rechnen und wenn es zutrifft, daß pro illegalem Zuwanderer ein Betrag von ca € 1.000,00 im Monat aufzuwenden ist, bedeutet dies bei 1.500.000 Personen € 1.500.000.000, Geld das angeblich für viele andere notwendige Dinge (Schulen, Krankenhäuser, Altenpflege etc.) nie vorhanden war. Wo kommt der Inhalt dieses Füllhorns denn eigentlich her? Einfalt statt Vielfalt herrscht in der Presselandschaft vor.“

Verwandte Themen

25 Kommentare zu “Die Frage nach dem Wie

  1. Von linker und linksliberaler Seite gibt es eine zunehmende Kritik an der real existierenden Arbeitswelt und an der Reduzierung des Menschen auf seine ökonomische Verwertbarkeit , auch in diesem Blog .

    Wenn es um die Integration geht , soll es aber plötzlch jener Arbeitsmarkt sein , der entscheidend sei für das Gelingen.
    Das ist ein Widerspruch in sich , wenn die Arbeitswelt so kaputt ist , dann kann sie nicht auf einmal als Kriterium für Integration herangezogen werden.
    Linke und liberale übernehmen an dieser Stelle die Argumente der Rechten und die der Neoliberalen und senden damit das katastrophale Signal nach außen , daß ihre linksliberalen Werte nur bei schönem Wetter was taugen , und sofort aufgegeben werden , wenn eine ungewöhnliche Situation eintritt.

    Außerdem geht diese Haltung an den Realitäten vorbei , die intellektuellen Drahtzieher der europäisch-islamistischen Anschläge sind Leute aus dem muslimischen Mittelstand Europas , die als bestens integriert gelten , weil sie einen – oft guten – Job haben und die Landessprache sprechen.
    Dennoch – oder gerade deshalb – haben sie ihre faschistischen Haltungen nie abgelegt.
    Die Reduzierung auf Arbeit und Sprache ist nicht nur wirkungslos , sie gibt islamischen Faschisten sogar noch eine Möglichkeit , sich besser zu verstecken. Es ist dasselbe Prinzip wie bei europäischen Faschisten , hinter der „anständigen“ Fassade ist es umso leichter , bedenkliche Haltungen zu verstecken und in die Mitte der Gesellschaft zu tragen.

  2. »Wir dürfen die Fehler, die in früheren Jahren in Deutschland in Sachen Integrationspolitik geschehen sind, mit diesen Menschen nicht wiederholen.« Im Grundsatz stimme ich dem zu. Doch wenn ich mich an die ersten türkischen Gastarbeiter erinnere, die etwa ab 1963 in jenem Dortmunder Stadtteil, in dem ich aufgewachsen bin, in den verschiedenen Betriebsteilen der örtlichen Zeche tätig wurden und in frei gewordene Wohnungen der Bergmannssiedlung zogen, stelle ich doch wesentliche Unterschiede zur heutigen Situation fest.

    Der überaus größte Teil der Arbeiter besaß keinerlei bergmännische Kenntnisse. Auch Handwerker aus Metallberufen waren kaum vertreten. Und nach meinem Eindruck sprach keiner Deutsch. Aber die Männer waren körperlich belastbar und das reichte damals aus; schließlich wurde ihnen manche Schinderarbeit zugemutet, die ein Einheimischer längst ablehnte. In den folgenden Jahren gab es auch Nachschulungen mit Weiterqualifizierungsmöglichkeiten; um 1970 herum lernte ich die ersten Fahrhauer und Steiger kennen.

    Das größte Problem blieb die Sprache; denn die Verständigung unter und über Tage mit den Kollegen war dadurch erheblich erschwert. Während meines Zivildienstes in der Städtischen Unfallklinik im Jahr 1970 war ich regelmäßig mit Arbeitsunfällen türkischer Arbeiter konfrontiert, die allem Anschein nach auf Verständigungsschwierigkeiten zurückzuführen waren. Auch die Nachbarschaftsbeziehungen litten erheblich unter den sprachlichen Defiziten.

    Anfangs trugen die Frauen keine Kopftücher; denn in der Türkei war das im öffentlichen Raum verboten. Erst als die Einwanderer bemerkten, dass vielen Deutschen religiöse Bekleidung gleichgültig war (von Toleranz konnte man wahrhaftig nicht sprechen), hielt das Kopftuch Einzug. Zusammen mit den mangelhaften Sprachkenntnissen vergrößerte es die entstehende Kluft. Dennoch würde ich rückblickend von keiner Islamfeindlichkeit sprechen. Erst ab dem Ende der 70er Jahre schlug die problembehaftete Kollegen- und Nachbarschaft in Misstrauen um, was nach meiner Einschätzung vor allem an den Hinterhof-Moscheen lag, die sichtbar eine intransparente Gegenkultur verkörperten.

    Die politischen Parteien haben sich um die Belange der Gastarbeiter kaum gekümmert. Ich war zu dieser Zeit Mitglied der Jungsozialisten in der SPD. Bei passenden Gelegenheiten ließen wir uns Arm in Arm mit türkischen Arbeitern fotografieren und hielten das für Solidarität. Unser Augenmerk galt der Ostpolitik Willy Brandts, parteiintern wurde vor allem um die These vom staatsmonopolistischen Kapitalismus gestritten.

    1976 verließ ich aus beruflichen Gründen das Ruhrgebiet. Seit den 90er Jahren bin ich regelmäßig wieder in der alten Heimat und suche die Stätten meiner Kinder- und Jugendzeit auf. Und wenn ich durch die vorbildlich restaurierte Bergarbeitersiedlung »meines« Stadtteils gehe, treffe ich auf Männer und Frauen, die auch nach so vielen Jahren noch kein Wort Deutsch verstehen. Dafür sind aus den Kopftüchern vielfach Kopfschleier geworden. Furchterregend erscheinen mir jedesmal die Banden türkischstämmiger Jugendlicher. Und ich frage mich: Was wurde vor fünfzig Jahren und noch danach falsch gemacht?

    Man hat die Zuwanderer weitgehend sich selbst überlassen. Man hat ihnen, außer am Arbeitsplatz, nichts abgefordert. Junge Männer konnten sogar ohne Sprachkenntnisse einen Führerschein machen; für die theoretische Prüfung gab es Fragebögen in türkischer Sprache. Nachdem die Zeche ihren Betrieb Mitte der 80er Jahre einstellte, war die Zeit der Hilfsarbeiter vorbei. Die türkischen Einwanderer traf das besonders hart und unter ihnen vor allem die jungen Menschen, die allenfalls mit Ach und Krach einen Hauptschulabschluss erreicht hatten.

    Die Gesellschaft erntet nun die Früchte einer systematischen Vernachlässigung, die aus Desinteresse heraus entstanden war. Nicht ohne Grund leiden die ehemaligen Industriezentren des Ruhrgebiets unter einer vielgestaltigen Verelendung. Dabei waren die Voraussetzungen für Einwanderer hinsichtlich Arbeitsplätzen und Wohnungen in den 60er und 70er Jahren erheblich besser als heute.

    Denn mittlerweile gibt es kaum noch Stellen ohne fachliche Mindestanforderungen. Und wer die deutsche Sprache nicht spricht, besitzt auch bei Hilfstätigkeiten selten Chancen; spätestens im Verkehr mit Kunden nimmt die Toleranzbereitschaft rapide ab. Hinzu kommt der Argwohn gegenüber dem fundamentalistischen Islam, der von den Vorgängen im Nahen und Mittleren Osten gespeist wird.

    Vor diesem Hintergrund, den ich in Ausschnitten auch in Frankfurt erlebe, erscheint mir Angela Merkels „Wir schaffen das“ als die Vorhersage einer nahenden Katastrophe. Denn der bislang einzig messbare „Erfolg“ der Flüchtlingskrise ist das überproportionale Erstarken einer rechtsradikalen Partei, der AfD.

    Selbstverständlich wüsste ich um eine Lösung, zumindest um einen halbwegs aussichtsreichen Versuch. Aber um das durchzusetzen, müssten die Verantwortlichen endlich offen Maßstäbe setzen und diese umsetzen bereit sein:

    Wer an der Freiheit des Westens, speziell an der Deutschlands, teilhaben möchte, muss sich selbst befreien. Befreien von der jahrhundertelang eingeübten Unterordnung unter religiöse und autoritäre Strukturen. Wer von seinem Gott nicht lassen kann, sollte akzeptieren, dass diese Sehnsucht nach Transzendenz auf die privaten vier Wände zu beschränken ist, innerlich und äußerlich.

    In den Flüchtlingsunterkünften dürfte es nur um eines gehen: nämlich um das Erlernen der deutschen Sprache. Erst wer eine B2-Qualifizierung besitzt, könnte in eine Arbeitsvorbereitung entsprechend seinen Talenten gehen. Das wäre sowohl für Männer als auch für Frauen verbindlich. Ich halte es für keine Überforderung, dies von politischen Flüchtlingen (Asylsuchenden!) zu erwarten.

    Wer jedoch ausschließlich Zuflucht vor dem Krieg sucht, muss sich auf einen Behelf und auf erhebliche Kompromisse einrichten.

    Wenn die sprachlichen Anforderungen erfüllt wurden und die Arbeitspraktika erfolgversprechend waren, wären die Leute in Städten und Gemeinden unterzubringen, wo es hinreichende Beschäftigungsmöglichkeiten gibt. Bei solcher Unterbringung müsste jeglicher Ghettoisierung entgegenzuwirken sein.

    Ich mutmaße, dass auch eine konsequente Eingliederung in der beschriebenen Weise zwei Jahrzehnte dauern wird. Aber es könnten zwanzig Jahre des allmählichen Miteinanders und nicht eine Zeit des Misstrauens und des Hasses werden.

  3. Auch wenn ich hier wohl bald als Merkelversteher vepönt sein werde: Es ist doch ein wenig seltsam, von der Kanzlerin konkrete Vorschläge zur Umsetzung des „Wir schaffen das!“ zu verlangen.

    Die Kanzlerin hat die Richtlinienkompetenz, sie darf und soll sagen, wo es lang geht, aber sie muß nicht konkret ausführen, wie das geschehen soll.
    Dazu hat sie, salopp gesagt, ihre Leute.
    Ihre Leute sind: Die Judikative, die Exekutive und die Legislative. Mit Abstand auch die „Famakative“.

    Sie hat letztlich auch uns, die wir nicht nur erwarten dürfen, daß unsere Wünsche und Meinungen umgesetzt werden, sondern auch per Wahl versprochen haben, daß wir politischen Entscheidungen bis zur nächsten Wahl folgen werden.

    Nun werden wohl wieder ein paar Vorwürfe der Autoritätshörigkeit auf mich hereinprasseln, aber es lohnt durchaus, nochmal darüber nachzudenken:

    Wenn die Kanzlerin der Bunzreplik sagt, „Wir schaffen das“, ist das eine Aufforderung und ein Vertrauensbeweis, es ist auch ein Lob an das eigene Volk und die Formulierung eines ehrgeizigen und positiven Zieles.

    Es ist schon ein wenig unterwürfig und autoritätsheischend, wenn man von der Kanzlerin konkrete Handlungsanweisungen verlangt.
    Es ist ihre Aufgabe, zu sagen, was wir schaffen sollen oder müssen, es ist die Aufgabe der Staatsorgane und Institutionen und der Bürger, dies zu verwirklichen.
    Durchführen kann man es selbst, mit Kompetenz, Bürokratie und verantwortlichem Handeln.

  4. @BvG:

    Ich denke aber, dass die Staatsorgane und Institutionen, die Ihrer Meinung die Aufgabe haben, die Integration konkret zu verwirklichen für diese Arbeit auch peronell und finanziell ausgestattet werden müssen- und da kommt dann auch wieder die Regierung ins Spiel.

    Und wenn, wie schon seit Jahren absehbar, die Anzahl der bezahlbaren Wohnungen mit der Nachfrage nicht Schritt hält, kann man auch da nicht nur nette Worte sondern auch Handlungen der Regierung und an deren Spitze der Bundeskanzlerin erwarten.

    Das hat mMn auch nichts mit Autoritätsgläubigkeit zu tun. Die Kanzlerin und die Regierung sind eben nicht nur für „Poesiealbumsprüche“ zuständig sondern auch für konkretes Handeln bzw. für die Schaffung der Voraussetzungen dieses Handelns- doch da kommt wenig bis gar nichts.

  5. Lieber BvG,
    ich sehe in Ihrem Beitrag erheblich Widersprüche.
    Einerseits soll das Wahlvolk Ihrer Ansicht nach bis zur nächsten Wahl den Entscheidungen der Kanzlerin folgen. Das setzt aber voraus, dass sie überhaupt Entscheidungen trifft, z.B. Geld locker macht, das erst einmal die Voraussetzungen schafft, um die der Bevölkerung aufgebürdeten Aufgaben zu bewältigen. Wie Bronski sehr richtig bemerkt, kann das nicht von Ehrenamtlichen und Spenden allein bewerkstelligt werden.
    Zudem habe ich als Bürgerin meiner Regierung keinen Gehorsam geschworen, sondern diese wurde aufgrund eines bestimmten Wahlprogramms gewählt, das zum Wohl des Volkes umzusetzen ihre Pflicht ist. So herum wird ein Schuh draus. Wenn nun unvorhergesehene Ereignisse (wie die Flüchtlingskrise) Entscheidungen nötig machen, die noch nicht im Wahlprogramm enthalten sein konnten, habe ich als Bürgerin selbstverständlich das Recht, von der Regierung Hilfen zu deren Bewältigung einzufordern.
    Was nützen die kreativsten Ideen von Seiten der Bürger, wenn sie nicht von der Politik finanziert und gesetzlich institutionalisiert werden? Das Mindeste, was ich verlangen kann, sind erheblich mehr Investitionen in Bildung – die Ganztagsschule steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen und die Klassengröße in den Schulen erschwert eine fruchtbare Arbeit erheblich – sowie in Sozial- und Jugendarbeit. Wer aber in der Vergangenheit sukzessive Jugenhäuser geschlossen sowie Stellen von Sozialarbeitern und Polizisten abgebaut hat, kann doch jetzt nicht von seinen Bürgern erwarten, dass sie ihm ohne konkrete Verbesserungen auf diesem Gebiet blind und begeistert folgen!

  6. Ich finde die Beiträge zu diesem Thema, einschließlich des Eingangsstatements von Herrn Büge sehr bedenkenswert.

    Vor allem hat mich der Beitrag von Klaus Philipp Mertens sehr nachdenklich gemacht.

    Ich würde gerne einen vielleicht „ketzerischen“ Gedanken beisteuern.

    Sind wir durch unsere Forderung nach Integration der Flüchtlinge und Zuwanderer nicht dabei diese Leute an der Nase herumzuführen?

    Ich will das Problem mal ganz bewusst nicht aus der Sicht der aufnehmenden Gesellschaft mit all ihren Ängsten und Vorbehalten beleuchten sondern einmal aus der Sicht der Zuwanderer.

    Diese kommen aus den unterschiedlichsten Gründen nach Deutschland. Und hier wird von Ihnen verlangt, dass sie die Sprache lernen, dass sie die kulturellen Besonderheiten des Aufnahmelandes beachten und vor allem, Herr Böge hat das ja in seinem Eingangsstatement betont, dass sie sich „arbeitsmarktfit“ machen (durch Besuche irgendwelcher Kurse/Ausbildungen etc.), denn erst wenn sie „eigenes Geld“ verdienen sind sie in der Gesellschaft angekommen.

    Aber versprechen wir diesen Menschen durch unsere Forderungen nicht auch indirekt, dass wir sie tatsächlich „brauchen“ und dass sie hier „was werden“ können, wenn sie diese Anstrengungen auf sich nehmen?
    Und können wir dieses Versprechen auch halten?

    Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt geht dahin, Herr Mertens hat das in seinem Beitrag ja auch aufgezeigt, dass man immer qualifiertere Arbeitskräfte braucht und einfache/einfachere Tätigkeiten im wesentlichen entfallen. Diese Entwicklung dürfte sich durch die anstehende Rationalisierungswelle im Dienstleistungsbereich ja eher noch verstärken. Es gibt ja genügend Studien, die einen weiteren großen Arbeitsplatzabbau in den entwickelten Ländern vorhersehen.

    Und nun kommen Zuwanderer aus Ländern mit einem ganz anderen Bildungs- und vor allem „Industrieniveau“ nach Deutschland. Es sind auch nicht nur Ärzte, Architekten und Ingenieure die da gekommen sind. Es sind vielfach relativ einfach gebildete Menschen, die aber (in der absoluten Mehrzahl, so glaube ich) extrem willig sind, hier zu arbeiten, ihre Familie zu ernähren, sich einen Status zu verdienen, Wohlstand zu erwerben.
    Es kommen sehr viele junge Männer, die diese Vorstellung haben, die sich hier in vielerlei Hinsicht einbringen wollen.

    Und wir sagen denen: „Ja, wenn ihr euch schön anstrengt und euch „integriert“ werdet ihr das schon schaffen.“

    Und dann strengen die sich an, absolvieren Sprachkurse, machen Praktika etc. und am Ende müssen wir einem großen Teil der Zuwanderer aber trotzdem sagen (davon bin ich bedauerlicherweise überzeugt): „Tja leider können wir Dich dann doch nicht brauchen, weil du dich zwar angestrengt hast aber eben doch nicht hinreichend qualifiziert für die Arbeit in einem Hochtechnologieland wie Deutschland bist“. Oder vielleicht höchstens für irgendwelche „Aushilfsarbeiten“, die entsprechend niedrig entlohnt werden und mit denen man im Regelfall eben nicht zu Wohlstand und Konsum kommt- jedenfalls nicht im sicher erhofften und erträumten Ausmaß und mit denen man nur schwer eine Familie ernähren kann (frag nach bei den heutigen Mindestlohnempfängern).

    Ist da die Enttäuschung und daraus resultierend vielleicht auch eine Abwendung von diesem Staat nicht vorprogrammiert?

    Natürlich kann man einwenden, dass aber doch die Kinder, die hier herkommen, so qualifiziert werden können, dass sie eine ansprechende Arbeit in Deutschland finden können. Nur erstens kommen ja nicht nur Kinder und zweitens ist grade in Deutschland das Bildungsniveau der Kinder in ganz erheblichem Maße abhängig vom Bildungsniveau der Eltern- und wenn das schon mit „eingeborenen Eltern“ so ist, dann dürfte es ein Kind eines ungelernten Syrers noch schwerer haben.

    Ich sehe auf unsere Gesellschaft- ganz unabhängig von den Zuwanderern- ein Riesenproblem zukommen, weil ich glaube, dass in den entwickelten Gesellschaften nicht mehr alle arbeitswilligen Menschen wenigstens eine Chance haben, eine adäquate und einen gewissen Lebensstandard sichernde Arbeit zu finden.

    Im Gegensatz zur allgemeinen Stimmungslage ist das ja auch heute schon der Fall, denn wir haben in diesem Land Millionen Menschen, die entweder gar nicht oder deutlichkürzer als gewünscht arbeiten.

    Dieses Problem wird durch die Zuwanderung noch verstärkt.

    Ich sehe da für Asylberechtigte ehrlich gesagt auch keine Lösung. Natürlich können wir denen nicht sagen „Wir brauchen euch nicht, also müsst ihr euch leider in eurem Heimatland weiter foltern und ermorden lassen!“

    Für diese Menschen müssen wir, genau wie für die, die, unabhängig von ihrer Abstammung, schon im Land sind und nicht dazu in der Lage sind, eine in einem Land wie Deutschland gefragte Qualifikation zu erwerben- nicht jeder hat die dazu benötigten Fähigkeiten- eine wie auch immer geartete Lösung finden (Grundeinkommen o.ä. aber das ist eine andere Diskussion).

    Aber wäre es nicht wenigstens bei den Kriegsflüchtlingen humaner und sinnvoller, wenn wir denen durch die Gelder die hier für die mMn letztendlich leider fast sinnlose Integrationsanstrengungen ausgegeben werden in der Nähe ihrer Heimatländer ein menschenwürdiges Leben ermöglichen würden- was eben „vernünftige“ Unterkünfte, was Zugang zu einer hinreichenden Ernährung und zu Wasser, was Schulbildung der Kinder in ihrer Heimatsprache beinhaltet, was auch berufsbildende Kurse für ältere beinhalten könnte (in den jeweiligen Herkunftsländern ist der Standard der Industrie wohl im Regelfall nicht so hoch wie in Deutschland z.B.)?

    Dann könnten diese Menschen nach dem Ende des Krieges in Syrien z.B. qualifiziert mithelfen beim Aufbau ihres Landes ohne dass sie Monate oder gar Jahre ihres Lebens dafür verschwendet hätten, die deutsche Sprache oder die deutsche Kultur zu lernen?

    Ich hoffe jetzt sehr, dass solche Ideen nicht auch schon von der AfD geäußert worden sind, wobei ich generell nicht sagen würde, dass etwas schon deshalb nicht diskussionswürdig wäre, nur weil die AfD das auch so oder so ähnlich meint. Aber es besteht dann halt immer die Gefahr, dass man schonmal vorab in die rechte Ecke gestellt wird und da würde ich mich nicht wohlfühlen.

    Ich würde mich aber über auf den Inhalt bezogene, gerne auch kritische, Anmerkungen freuen- vielleicht bin ich in dieser Frage ja auch komplett auf dem Holzweg?!

  7. Noch eine kleine Anmerkung:

    Was das Thema „Asyl“ angeht: Wäre es nicht auch da angebrachter, wenn man mit den Nachbarländern von Folterstaaten, in denen Menschen wegen ihrer Religion, politischen oder sexuellen Orientierung o.ä. verfolgt werden, Abkommen trifft, wonach wir dann dort entsprechende Unterkünfte und entsprechende Schulen und Bildungseinrichtungen finanzieren, die dann auch der einheimischen Bevölkerung offen stehen sollten? Dort wären die Asylberechtigten sehr viel näher an ihrer angestammten Kultur (wohl meistens auch Sprache) und hätten die Chance, das, was sie lernen, auch adäquat anwenden zu können?

    Würde man den Menschen dadurch nicht letztendlich ein besseres Leben ermöglichen als hier in Deutschland in die große Gefahr zu geraten, hier einfach zu hohe Hürden vorzufinden, um sich ein eigenbestimmtes Leben zu erarbeiten?

  8. @B.Ernst

    Sicherlich ist das ein Streit zwischen These und Antithese, aber es ist doch mindestens gesagt worden „Wir schaffen das!“ und die Herausforderung ist damit angenommen worden.
    Nur dadurch sind Sie und ich und alle, die sich engagieren wollen, überhaupt erst offiziell aufgefordert worden, dies zu tun. Das ist zumindest eine moralische Legitimation, wenn auch keine juristische. Es ist auch eine Absage an alle, die die Herausforderung nicht annehmen wollten.
    Sie wissen hoffentlich mittlerweile, daß ich das Verhältnis zu Autoritäten ganz und gar nicht „platt“ interpretiere. Aber erst dieses „Kanzlerwort“ hat die Situation geschaffen, daß man Forderungen an den Staat richten kann, im Sinne von: „Der Chef hat’s gesagt, nun müssen wir es auch tun!“.

    Wäre es Ihnen lieber gewesen, Merkel hätte sich hingestellt und geseehofert? („wiiir schaaffen daaas niicht…)
    (Ich hab‘ in der Küche lieber ’ne Wurzelbürste als ’nen Waschlappen)

    Mehr Durchsetzungskraft wäre da schon wünschenswert gewesen, aber zur Durchsetzungskraft einer Führung gehört auch, daß die Geführten zu dieser stehen.
    (Wenn mir jetzt einer mit „..befiehl, wir folgen …“, kommt, nenne ich diesen eine „“!)

    Im Moment fühlen sich die meisten wohl als die „Angeführten“, aber woran das liegt, ist ein weiteres Thema.

    Es ist auffällig, daß gerade die, die es schaffen wollen, die Unmöglichkeit des eigene Wollens betonen und „nach oben“ verweisen, wenn es nicht klappt.

    Selbstverständlich muß das alles finanziert, legitimiert und umgesetzt werden und da fehlt es A.Merkel vielleicht an Führungskraft. Wenigstens sieht das nach aussen so aus.
    Aber ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, daß jemand, der keine Führungskraft besitzt, sich so lange in diesem Job halten kann.

    Eine Anmerkung: Sie übertreiben meine Aufforderung, demokratische Autorität ernstzunehmen. Ich rede nicht von blindem Gehorsam, Treue-Schwüren, Begeisterungsstürmen und ähnlichem Quatsch, ich rede davon, daß ein Bürger und eine Gesellschaft zu ihrer eigenen demokratischen Entscheidung stehen soll. Auch das ist eine Frage der Unterstützung der Demokratie.

    Bloss was ankreuzen und nachher trotzdem meckern ist keine Demokratie.

  9. @bronski
    Mal ein bißchen humorvoller:

    Man kann der Kanzlerin schon unterstellen, daß sie klug ist. Nicht ohne Grund sind weder Du noch ich und keiner der Kommententatoren Kanzler geworden. Es ist ja schon manchmal wie beim Kirschenpflücken. Die unten an der Leiter stehen, sind stets klüger, als die, die oben auf der Leiter stehen.

    Mehr Verständnis wäre schon angebracht, wenn man den Job nicht selbst innehat.

  10. zu A.H.:Willkommen im Club. Sie sprechen mir aus der Seele. Ich möchte aber noch ergänzen, das wir hier alle, und Politik und Wirtschaft voran, erst einmal die Verhältnisse geschaffen haben, warum überhaupt Menschen aus ihrer Heimat abhauen. Weil sie für sich keine Chance mehr sehen. Weil die auch kulturell geprägte Geschichte mit der Alterssicherung durch Kinder-Zeugung (aufgrund fehlender sozialer staatlicher Absicherung) eben nur neue Probleme gebiert – in der Potenz. Wer keine Chance mehr in der Heimat sieht, haut eben ab. Alles ist dann besser als Heimat. Religiöse und andere Fanatiker setzen dann und satteln sich dann noch drauf.

    Ich bekenne, Angst zu haben. Angst vor einer Zukunft, die nicht mehr überschaubar und kontrollierbar ist, und in der, wie in Science Fiction Filmen, die Reichen in Festungen leben, und die restlichen 90% in Ghettos bzw. Favelas.

    Alles, was wir (…) tun und was unsere bornierten Politiker verweigern, wird irgendwann nicht mehr helfen. Bin halt Apokalyptiker. Humanistische Einstellung allein hilft da auch nicht weiter. Und Menschen wie Merkel und Schäuble sind einfach zu verbohrt, um die Tragweite ihrer verlautbarenden Entscheidungen zu begreifen. Ersetzen wir Merkel durch Gabriel oder von der Leyen – wäre dies besser?

    (…) Passage gelöscht, Anm. Bronski

  11. @BvG „Wäre es Ihnen lieber gewesen, Merkel hätte sich hingestellt und geseehofert? („wiiir schaaffen daaas niicht…)“

    Ich würde Ihnen ja dann recht geben, wenn es möglich wäre, dass die Kanzlerin zur Bevölkerung oder zu ihrem Volk (wie Sie es wahrscheinlich formulieren würden) intern sprechen könnte. Kann Sie aber nicht. Wenn Sie sagt, „wir schaffen das“, wird die Botschaft in fernen Ländern als Einladung für grenzenlose Migration verstanden. Sie hätte also genauso gut sagen können: „Kein Problem, jeder kann kommen“.

    Statt „wir schaffen das“ zu sagen und ein Werbeselfie für Schland machen zu lassen, wäre eine Stellungnahme wie z.B. folgende klüger gewesen: „Die Aufnahmefähigkeit Deutschlands ist nicht unbegrenzt. Ein Wunschasylland innerhalb Europas gibt es nicht. Wer keinen Asylgrund hat, wird u.U. nicht bleiben können und soll das Geld nicht für illegale Schlepper ausgeben“.

    Dem palästinensischen Mädchen Reem konnte die Kanzlerin noch vor einem Jahr ihre bis dahin gewohnte Kälte entgegenbringen. Tja – woran das wohl gelegen haben mag?

  12. @ BvG
    Grundsätzlich habe ich ja gar nichts gegen Merkels Entscheidung, in einer akuten Krise die Grenzen für die Flüchtlinge zu öffnen. Auch die Tatsache, dass das zeitweise zu recht unüberschaubaren Verhältnissen bei der Registrierung derjenigen, die sich in unserem Land aufhielten, geführt hat, halte ich nicht für eine solche Katastrophe, wie es von Seehofer gerne dargestellt wird. Ich sehe nach den Anschlägen in Deutschland auch noch keine beängstigende Terrorgefahr. Der Amokläufer von München hatte mit dem Islamismus doch offenbar gar nichts zu tun und wäre eher auf eine Stufe zu stellen mit den Attentätern von Erfurt und Winnenden.
    Was ich ärgerlich finde, ist der Mangel an konkreten Lösungsansätzen bei der Kanzlerin. Einfach zu sagen: „Wir schaffen das“, und sich dann auf das Heer der Ehrenamtlichen zu verlassen, ist mir einfach zu wenig. Zumindest müsste sie Wolfgang Schäuble, den beinharten Zyniker, dazu veranlassen, einmal konkrete Zahlen auf den Tisch zu legen, wie viel er wofür lockerzumachen bereit ist, und wenn sie schon selbst nicht in der Lage ist, Lösungsstrategien zu entwickeln, wenigstens ihren Mitarbeiterstab bzw. ihr Kabinett damit beauftragen, solches zu tun und der aufmerksamen Bevölkerung auch zu kommunizieren.
    Und sie müsste sich auch der Gefahr des Futterneides bei der ärmeren Bevölkerung bewusst sein und etwas für eine größere Verteilungsgerechtigkeit in Deutschland tun. Aber ihr Finanzminister leugnet diese soziale Schieflage in unserer Gesellschaft ja bis heute standhaft.

    Noch eins zum Thema Klugheit von Spitzenpolitikern: Es ist ein Unterschied, ob jemand die Fähigkeit besitzt, sich nach oben zu arbeiten und lange an der Macht zu halten, oder ob er/sie tatsächlich intelligente Entscheidungen für das Wohl seiner Bevölkerung zu treffen in der Lage (und bereit) ist. Menschen wie Donald Trump, Berlusconi und – ganz am negativen Ende – Hitler verfüg(t)en sicherlich über so viel Bauernschläue, ihre Landsleute eine Zeitlang über ihre Intelligenz und Regierungsfähigkeit zu täuschen, dennoch halte ich sie für kreuzdumm (was sich bei letzteren beiden ja deutlich negativ auf ihr Land ausgewirkt hat).

  13. @Brigitte Ernst
    „Zumindest müsste sie Wolfgang Schäuble, den beinharten Zyniker, dazu veranlassen, einmal konkrete Zahlen auf den Tisch zu legen, wie viel er wofür lockerzumachen bereit ist,..“
    Vor vier Wochen haben sich Bund und Länder geeinigt, dass der Bund (sie würden Schäuble sagen) den Ländern 7 Milliarden Euro zahlt.

  14. @Wolfgang Fladung
    „Bin halt Apokalyptiker.“
    Seit Jahrtausenden hatten alle Apokalyptiker Unrecht mit ihren Prognosen. Ich kann es einfach nicht glauben, dass ich mit Ihnen den ersten kennengelernt habe, der Recht hat.

  15. Die Diskussion genau so wie die Einleitung von Bronski nähern sich erfreulich dem Kern des Problems. Die Integration entscheidet sich am Arbeitsmarkt. Das hat ganz simpel den Grund das man sich mit dem alternativ zustehendem Geld, nämlich Hartz 4, den gewünschten Lebensstandard nicht leisten kann. Jetzt stellt sich die Frage: Was kann Frau Merkel tun um den Arbeitsmarkt zu bewegen Flüchtlinge einzustellen? Ich stelle die Frage einmal anders. Da wir im Bloog der FR sind nehme ich die FR auch als Beispiel und sie ist überall. Die Frage lautet: Was kann Frau Merkel tun das die FR einen zusätzlichen Flüchtling einstellt?
    Die Antwort lautet für mich ,direkt kann sie nichts tun. Indirekt kann sie versuchen Rahmenbedingungen zu schaffen und hoffen.

    zu @ A.H.
    Ich stimme ihnen ausdrücklich zu. Vor ein paar Monaten konnte man mit dieser Position hier viel Kritik einfangen. Wenn ich jetzt aber sehe wie man darauf reagiert das die Balkanroute geschlossen ist kann man auch nur mit dem Kopf schütteln. Die Nachbarländer die am meisten betroffen sind weil sie auch die erste Anlaufstelle für Flüchtlinge logischerweise sind werden schmählich von den westlichen Staaten im Stich gelassen.

  16. Noch ein Nachtrag
    Welche Rahmenbedingungen müsste Frau Merkel denn schaffen das die FR einen zusätzlichen Mitarbeiter einstellt?

  17. @B.Ernst

    „wenigstens ihren Mitarbeiterstab bzw. ihr Kabinett damit beauftragen, solches zu tun und der aufmerksamen Bevölkerung auch zu kommunizieren.“
    Ja, das sehe als den Kardinalfehler an, weil Merkel es versäumt hat, die Deutschen, die bereits hinter ihr standen, auch durch entsprechende Maßnahmen dort zu behalten.
    Schade.
    Aber ich kann mich auch an viele Forderungen an Merkels Adresse erinnern, die Krisenherde der ganzen Welt zu bewältigen, auch die, an denen jeder vorige „große Staatsmann“ gescheitert ist und da hieß es aus allen Ecken: Das muß sie schaffen.

    Kaum hatte sie aber das optimistische „Wir schaffen das“ ausgesprochen, ist sie sofort als „kindische Kanzlerin“ verspottet worden.

    Ich weiß, das ist alles sehr verkürzt, aber wir kennen uns hier ja schon länger und es dürfte klar sein, daß ich die negativen Einflüsse Deutschlands in der Welt durchaus erkenne und benenne.

    Und, mal ehrlich, so schwer war es dann doch nicht, den Flüchtlingstsunami, die Welle, den Strom, das Geplätscher zu bewältigen.

    Wir können nicht alle aufnehmen…aber es sind auch nicht alle gekommen.

  18. @B.Ernst
    Nachtrag
    Die ganze Flüchtlingsdiskussion ist auch zu einer Bleibe- und Konkurrenzdiskussion verkommen.

    Wesentlich bei einer Flucht ist nicht das Bleiben woanders, sondern das Ausweichen vor einer konkreten Bedrohung zuhause. Die Aufnahme von Flüchtenden ist zunächst eine Nothilfe, die unbedingt gewährt werden muß, diese dient auch dazu, dem Krieg die Wirksamkeit zu entziehen. Eine Bedrohung, der man die Opfer entzieht, läuft ins Leere. Beschämend sind daher die Vorgänge um den Völkermord an den Jesiden und ähnliches.

    Deutsche und andere Vertriebene haben jahrzehntelang um ihre Heimat und um eine Rückkehr in diese gekämpft. Wieso glaubt mancher, daß „Nichtdeutsche“ ihre Heimat weniger vermissen und weniger um Rückkehr und Wiederbeheimatung kämpfen würden?

    Ich glaube, daß die meisten Fliehenden gar nicht in Deutschland bleiben wollen, denn das, was dem Deutschen so heimatlich anmutet, ist den meisten Menschen ein schierer Graus.

    So schön ist es in Deutschland nun nicht, daß man dafür die Wiege der Menschheit einfach so hinter sich läßt.

    Ziel jeder Flucht ist die Flucht aus dem Krieg mit der Hoffnung, in einen Frieden zurückzukehren.

  19. @ A.H., 4. August 2016 um 12:55

    „Ketzerische“ Gedanken, die wohl der Überlegung wert sind. Allerdings stören mich daran zwei Dinge:
    1. Problem der Integration: Das meint doch im weitesten Sinn Integration in die Gesellschaft, beschränkt sich nicht auf Qualifikation für den Arbeitsmarkt. Wenn man sich die Curricula des Goethe-Instituts anschaut, nimmt dies auch nur einen vergleichbar geringen Teil ein. In Zürich z.B. gibt es neuerdings Kurse für Flüchtlinge, die von praktischer Haushaltshilfe bis zu Umgangsformen reichen, wie man hört, auch nützlich bei der Stellenvermittlung. Ich beginne hier in Frankreich (nach einigen sehr ermutigenden Einstiegsübungen) im September ein gemeinsames Theaterprojekt mit Flüchtlingen und Nachbarn eines sozial schwachen Viertels (HLM). Was „Integration“ wirklich bedeutet, erfährt man erst richtig in der konkreten Arbeit, wenn man Lebensumstände, Bedürfnisse u.a. kennen lernt. Zudem lassen sich Bedingungen des Arbeitsmarkts nicht so allgemein definieren und auch nicht langfristig vorhersehen, wie es einige hier versuchen. Z.B. sind gegenwärtig offenbar viele Ausbildungsplätze bzw. Stellen gerade in praktischen Berufszweigen unbesetzt.
    2. Hilfe im Land oder „vor Ort“:
    Das schließt sich doch nicht aus. Statt um „entweder – oder“ kann es nur um „sowohl als auch“ gehen, schon aus Gründen der Glaubwürdigkeit. Das unterscheidet auch wirkliche Lösungsansätze von „Lösungen“ nach dem Sankt-Florians-Prinzip zu propagandistischen Zwecken, bestenfalls zur Befriedigung eigner „Ängste“ – nach AfD-Manier: geschenkt! (Wo hat die sich denn ernsthaft um Problemlösung bemüht? Welche konkreten Initiativen gibt es von ihr? Wieviel Geld hat sie dafür schon locker gemacht?) Das ist wohl auch der entscheidende Unterschied, um nicht von Rechtsaußen vereinnahmt zu werden.
    Und inwiefern Hilfe vor Ort „vernünftig“ ist, lässt sich erst anhand konkreter Realisierungsvorschläge bestimmen. Welche Länder kämen denn für Syrien-Flüchtlinge etwa in Frage? Der Türkei-Deal hat ja zu Genüge gezeigt, wie sehr das in die Hose gehen kann. Hier auch meine Hauptkritik an Merkel: Ob es funktioniert, lässt sich nicht daran ermessen, wieviele Flüchtlinge weg bleiben, sondern was konkret in der Türkei passiert – und worauf man keinen Einfluss hat: z.B. Selektion nach „guten“, für Erdogan brauchbaren Flüchtlingen, andere ab zum EU-Kontingent oder zurück nach Syrien.
    Jordanien, Libanon? Die sind schon längst überfordert, es könnte sich also bestenfalls um Verbesserung der Bedingungen in bereits bestehenden Lagern handeln. Ich wäre sofort dafür – als Alternative zum Erdogan-Deal. Was freilich nicht dazu dienen könnte, sich neue Flüchtlinge vom Leibe zu halten. Um die Lösung dieser Frage wird sich wohl die EU nicht drücken können.
    P.S.: Antwort auf evt. Reaktionen kann einige Zeit in Anspruch nehmen, da ich in den nächsten Tagen wieder unterwegs bin. Ich wünschen allen möglichst erholsame Sommertage.

  20. zu Henning Flessner, 5.8.16,16:44: Sie haben Recht. War zu später Stunde und daher zu dick aufgetragen. Hätte gereicht, mich als Pessimisten zu bezeichnen, aufgrund meiner Erfahrungen mit Versuch und Irrtum.

  21. zu @ BvG
    3 Bemerkungen
    Einen Flüchtlingstsunami hat das schließen der Balkanroute verhindert.
    Die ganze Flüchtlingsdiskussion war innenpolitisch immer eine Bleibe- und Konkurrenzdiskussion. Dazu musste sie nicht verkommen
    Die Mauer an der der die Welle bricht ist der Arbeitsmarkt

  22. zu @ Henning Flessner
    Vor vier Wochen haben sich Bund und Länder geeinigt, dass der Bund (sie würden Schäuble sagen) den Ländern 7 Milliarden Euro zahlt.

    Bei einer Million Flüchtlinge sind das 7000 Euro pro Person. Wie viele Tage das wohl reichen wird? Mit anderen Worten nicht der Rede wert. Aber wenn man die 94 Milliarden von denen man immer vorher geredet hat noch dazu nimmt kommt man auf 100000 Euro pro Person. Wenn man allerdings überlegt was davon alles bezahlt werden soll? Wohnung, Einrichtung, Kranken und idealer weise Rentenversicherung, Ausbildung u.s.w. ist das doch eher wenig. Also Frau Ernst hat recht, die Finanzausstattung ist nicht so das die Integration aus diesem Grund schon eine Chance hätte.

  23. zu @ Werner Engelmann
    Z.B. sind gegenwärtig offenbar viele Ausbildungsplätze bzw. Stellen gerade in praktischen Berufszweigen unbesetzt.

    Ich weiß nicht ob ich ihnen das raten soll, aber wenn es sie interessiert könnten sie in der FR alle paar Monate einen Arbeitsmarktindex sehen der sich manchmal auch mit dem Thema beschäftigt wie groß die Chancen von jungen Menschen mit Hauptschulabschluss sind an die von ihnen aufgeführten Lehrstellen heran zu kommen. Ich denke für über 90% der Flüchtlinge wird es nicht viel besser aussehen.

  24. @ BvG
    Zur Rückkehr von Flüchtlingen:
    Der Antrieb für Flüchtlinge, in ihr Heimatland zurückzukehren, hängt von der Aufenthaltsdauer im Gastland und von der Situation im Heimatland nach dem Krieg ab. Wenn die geflohenen Familien Arbeit gefunden haben und die Kinder in der Schule heimisch geworden sind (vielleicht die Heimat gar nicht mehr kennen und die Herkunftssprache nur noch rudimentär beherrschen), rückt der Wunsch nach Rückkehr immer weiter in den Hintergrund, schon gar, wenn sich das Herkunftsland in einem katastrophalen Zustand befindet. Das hat man an denjenigen gesehen, die vor dem Jugoslawienkrieg geflohen sind. Und dass die Mehrheit der deutschen Ostflüchtlinge nach zehn und mehr Jahren tatsächlich in die Gebiete zurückkehren wollten, die sie real vorgefunden hätten, wage ich auch zu bezweifeln. Bei den Vertriebenenverbänden war auch viel Ideologie und Glorifizerung der Heimat und immer weniger realer Rückkehrwille im Spiel, zumindest bei der jungen Generation, zu der z.B. Frau Steinbach gehört.
    Also, sich darauf zu verlassen, dass die Zugewanderten schon wieder gehen würden, halte ich für blauäugig. Das glaubte man auch bezüglich der sogenannten Gastarbeiter, und es hat sich nicht bewahrheitet.

Kommentarfunktion geschlossen