“Was ist nur schief gelaufen?”

Heute mal was anderes. Hier kommt ein Bericht einer jungen FR-Leserin auf Jobsuche. Ich könnte mir vorstellen, dass es einige unter Ihnen/Euch gibt, die dazu eigene Erfahrungen beisteuern können.

„Ich heiße Stefanie Weller, bin 26 Jahre alt und wohne nicht alleine. Ich habe eine Unterkunft bei einem anderen. Hier sitze ich nun, so, wie ich seit Monaten sitze. Sitzen heisst bei mir arbeiten. Ich arbeite oft und viel. Manchmal muss ich dann warten, was passiert…..

Es passiert gar nichts. Außer, es schaut mal jemand rüber. Ich nenne das: Scannen, prüfen und für gut befinden. Oft ist dann gerade nichts Gutes in mir. Dafür bin ich schon zu oft morgens aufgestanden und abends wieder schlafen gegangen, ohne, dass ich zeigen konnte, was in mir steckt.

Heute kam wieder eine Absage. Es ging um eine sehr passende Stelle. Nicht nach dem Motto: Was nicht passt, wird passend gemacht. Nein. So gar nicht. Es war sehr passend. Sehr schön. Ich habe mir schon in vielen schönen Bildern ausgemalt, wie die Traineestelle sein würde. Ich habe schon Filme darüber in meinem Kopf gedreht. Darüber, wie ich in Berlin bin, nach Brüssel reise, Peter Struck treffe und Herrn Müntefering. Ja, damals hat der nämlich noch mitgespielt. Eine Neubesetzung hätte sich aber einrichten lassen.

Nein, ich nehme die Absagen eigentlich nicht persönlich. Trotzdem musste ich schlucken und ein bisschen weinen. Vor Verzweiflung. Und Ärger. Darüber, dass ich anscheinend nicht genug Spannung und Sorgfalt in meine Unterlagen gelegt habe. Und darüber, dass ich, als Abschlussprüfungen in der Uni waren, nicht richtig Glück hatte. Meine Endnote ist eine 2,1. Das klingt irgendwie gut. Ist es aber nicht. Wenn man Politik studiert hat, muss man sich anstrengen, wenn es nicht der ganz harte Weg sein soll. Aber ich hatte mich doch angestrengt. Ich habe doch auch eine 2,1…Klingt das nicht gut?

Nachdem ich heute morgen aufgestanden war, bin ich zum Schwimmen gefahren. Ich habe mich bewegt und mit Aquafitness frei gemacht. Das war wie Urlaub. Ein Kaffee danach. Und dann kam das schlechte Gewissen heran. Ganz schwer brach es über mich herein und drückte mich zu Boden. Und mit dieser Haltung, schweren Lidern und in der Sorge um meine Zukunft ging ich zur Wohnanlage zurück. Hier gab es dann tatsächlich nur schlechte Nachrichten. Eine Absage. Dabei hing mein Herz doch daran. Ich denke es war keine Strafe dafür, dass ich schwimmen war. Und viel Geld für den Eintritt und den Kaffee bezahlt habe. In dem Sinne viel, weil ich ja gar kein Einkommen habe.

Was aber ist nur schief gelaufen?

Meine Mutter schlug jüngst vor, „das Alles“ mal aufzuschreiben und an Zeitungen zu schicken. Was sie mit „das Alles“ meint? Nun ja, das ist so: Ihr Kind ruft ständig bei ihr an und berichtet von sensationell interessanten Ausschreibungen, von erfolgreichen Unterlagen und dem guten Gefühl bei der Bewerbung. Und dann ruft die Mutter das Kind zurück und fragt nach, was denn nun sei. Und dann muss ich leider etwas traurig antworten, dass es „leider nicht geklappt“ hat. Wenn sich diese Momente summiert haben, sind beide, Mutter und Kind, nicht unschwer getroffen.

Was würde ich mir nun selber empfehlen? Ein Praktikum, genau. Denn Auswandern will ich nicht. Na gut, ich springe zwar nur ungern auf diesen (Praktikums-)Zug auf, mit dem ich auch schon gefahren bin aber – wenn ich mal scherzen darf – man ist ja froh, dass in diesen Tagen überhaupt ein Zug fährt, nicht wahr? Deshalb muss ich froh sein, wenn ich wenigstens ein Praktikum machen darf. Es müsste klappen, weil ich noch nicht stinke und meine Kleidung gut ist. Ich kann mich auch ausdrücken, schriftlich und mündlich. Nur manchmal bin ich etwas nervös und bockig. Besonders dann, wenn ich auf diesen Zug aufspringen soll, der die Praktikanten eine Station weiter Richtung Job fährt. So kommt man auch an. Aber gibt es nicht auch einen Zug, der einen besseren Weg zum Ziel fährt? Es ist doch Aufschwung, oder?

Dann spüre ich etwas in mir erwachsen und ich habe es nur meinem Innersten zu verdanken: Das Prinzip Hoffnung. Es wird schon werden.“

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25 Kommentare zu ““Was ist nur schief gelaufen?”

  1. Ach Bronski, die Personalisierung des Elends ist ja medienwirksam, aber dass sie nur durch solche Briefe auf den Trichter kommen. Ständig legt die Bundesregierung die neuesten super-alles-wird-besser-und-ist-bereits-so-toll-Meldungen vor und alles was der FR dazu einfällt, ist die Zusammenfassung entweder des Originals oder einer Presseagentur weiterzugeben. Wo war ihr Aufschrei, als die offiziellen Zahlen zur Berufsausbildung offenbarten, dass gerade 47 Prozent, in Worten WENIGER ALS DIE HÄLFTE, aller BewerberInnen auf einen Ausbildungsplatz einen betrieblichen Ausblidungsplatz bekommen haben? Wo ihr warnender Hinweis, dass es viele Personen OHNE AUSBILDUNG eine Arbeit aufnehmend, wohl wissend, dass in Deutschland wer einmal unten ist dort mit aller Gewalt gehalten wird?
    Und dann kommen sie mir mit einer Studentin, die bei ihrem ganz persönlichen Elend ein Risiko von 1 zu 20 (ungefähr) hat, erwerbslos zu sein, während ihre KollegInnen mit Hauptschule oder niedrigeren Abschlüssen ungefähr zu einem viertel dieses Los teilen?

    Ja, ich kenne diese Erfahrungen und ich kenne die Dramatik der individuellen Fälle, aber sollte die FR nicht auf gesamtgesellschaftlicher Ebene versuchen die herrschende Politik zu kritisieren statt die Propaghanda der Regierung all zu oft unkritisch und unzsammenhängend weiterzutragen? Dann bräuchte es keine Dränendrüsen für diese wahrlich hart getroffen Frau, sondern dann käme villeicht die Bundes- und Landesregierungen in Erklärungsnot, warum sie sich konsequent verweigern, an diesem Elend etwas ändern zu wollen?

  2. Vorschlag:

    Wie wäre es, wenn die FR mal alle während der letzten ca. 3 Jahre FR-Entlassenen, das sind mindestens 500 Seelen, auffordern würde, ihr persönliches FR-bedingtes Schicksaal zu erzählen, zu beklagen und davon die „besten“ Texte veröffentlichte?

  3. @2. cobra

    Sehr guter Vorschlag. Mir würde als schnelle Information aber erstmal ausreichen, wieviele der mindestens 500 von der FR Entlassenen heute noch arbeitslos sind!

  4. @ Inga

    Hmmm, anscheinend haben Sie gemerkt, dass ich gerade ein neues Konzept für dieses Blog umzusetzen versuche? Bisher orientierten sich die Themen, die ich hier anbiete, an den Leserbriefen. Bekam ich zu einem Thema viele Leserbriefe, bedeutete dies gleichermaßen eine Abstimmung darüber, welche Themen unsere Leserinnen und Leser evtl. auch gern im Blog hätten. Mit dem Ergebnis, das manche Themen sich wiederholten und andere gar nicht vorkamen. Nun versuche ich was anderes – und gleich kriege ich wieder Dresche. Na ja, vielleicht hab ich’s ja verdient.

    @ cobra, fiasco

    Ich wüsste nicht, was das bringen sollte. Wenn es damals nicht diese Entlassungen gegeben hätte – von denen die Redaktion übrigens kaum betroffen war -, dann gäbe es die FR heute nicht mehr. Soll ich annehmen, dass Ihnen dies recht wäre?

  5. nana Bronski, sie bekommen doch jetzt keine Dresche, sondern eigentlich die ernst gemeinte Frage, ob sie das Pferd nicht falschherum aufgezügelt haben. Die Personalisierung und die Evaluation sind der Kritik ihr Tod. Die erstere dient als verallgemeinerungsfähiges Vehikel für jede Meinung (ich kenne da jemanden der …). Das letztere dazu, gesellschaftspolitische Fragen zu pseudoobjektivieren und am besten am Ende noch einen Testsieger zuküren.

    Evaluierung der Evaluation der Evaluatoren!

  6. p.s.: und es war ja auch keine Kritik, sich nicht mehr so an der vielzahl der LeserInnenbriefe zu orientieren, sondern eher dahingehend, die qualitativen Briefe zu nehmen. Bzw. sie hätten doch diesen Brief wunderbar nehmen können, um in einem Rutsch die Schul, Ausbildungs, Studiums, Arbeitsmarkt und Weiterbildungssituation ins Visier zu nehmen. (Eventuell hätte fürs erste auch die Berufs- und Ausbildungsrealtität genügt).

  7. wg. 4. Kommentar von: Bronski

    Bitte, bitte keinen miesen Annahmen, ich wollte auch nicht annehmen, dass Sie ausdrücken wollten, es wäre nicht so schlimm, dass bei der FR mehr Facharbeiter in der Rotation o.ä. , als (Akademiker) in den Redaktionen entlasssen wurden, aber vielleicht erklären Sie Ihren Satz noch einmal.

    Was ich ausdrücken wollte war, dass ich – sagen wir – prüfen wollte, ob die FR so selbstkritisch ist, sich im eignen Blatt nach denselben Regeln zu behandeln, wie Dritte. Beim neuen, „sanfteren“ Tenor der FR, wäre das doch gar nicht so hart, oder?

    Zudem bliebe nach Ihrer nicht neuen Aussage „dann gäbe es die FR heute nicht mehr“ immer noch die Frage: Wenn es reichte, Leute zu entlassen, um rentabel zu bleiben, warum musste dann zusätzlich der Charakter der Zeitung verändert werden, was einen, zwei, drei(?) Kritik-Blogs erst nötig – wenn auch für die FR-Leitung nur schwer bis gar nicht ertragbar – machte und Berichterstattung wie – um nur einen, den neusten Fall zu nennen – im Falle des MCS-Artikels hervorbrachte?

    Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass früher soviele kritische Leserbriefe zu Artikeln in der Rundschau standen, die den Journalismus, mehr als den verhandelten Inhalt kritisieren. Dafür, dass Sie diese abdrucken, gebührt Ihnen Dank, wie der Blog redaktionell behandelt wird, steht allerdings für mich auf einem anderen Blatt.

  8. Drücken Sie mal ruhig aus. Bei dieser Gelegenheit können Sie dann ja auch gleich mal erklären, was sie mit „’sanfterer‘ Tenor“ meinen. Darüber hinaus würde ich es aber begrüßen, wenn Sie sich zum Thema dieses Threads äußern und nicht länger versuchen würden, mich vorzuführen.

    Und was die Erinnerung angeht – ich weiß ja nicht, wie alt Sie sind. Erinnerung hat es so an sich, dass sie die Dinge verklärt. Früher war dann alles besser. Die guten alten Zeiten eben. Früher waren auch die Tageszeitungen noch richtig gut. Dass früher auch schon mal das eine oder andere in Zeitungen gestanden haben könnte, was eine kritische Erwiderung verdient hätte – schrecklicher Gedanke. Passt gar nicht zum Nimbus der Medien als vierter Gewalt im Staat.

    Ja, es werden jetzt vermehrt kritische Rückmeldungen veröffentlicht. Das liegt daran, dass ich die Seite mache, und hat mit der Formatumstellung insofern zu tun, als die Bronski-Seite am 30. Mai zum ersten Mal erschien.

  9. aber Bronski,
    wenn Sie sich vorgeführt fühlen, ist das doch zuerst einmal Ihr Problem (Ihre Interpretation).
    Sind Sie eigentlich nicht auf den Gedanken gekommen, dass Ihre Einleitung zu diesem Thread ein wenig wie Selbstbeweihräucherung klingt? (auch wenn ich die Freude / den Stolz verstehen kann)
    Publikumsbeschimpfung ist nicht!
    und wenn Einer mal (Ihrer persönlichen Meinung nach) „über die Stränge“ schlägt, haben Sie doch das Hausrecht und können zensieren, od’r
    Ich bleibe ihnen dennoch gewogen!
    Gruss
    Hajo Gebhardt

  10. sorry, Bronski, ich bin irgendwie im falschen Thread gelandet. irgendwie passt aber meine Kritik doch!

  11. wg. 8. Kommentar von: Bronski

    1) „was sie mit „’sanfterer‘ Tenor“ meinen“.

    Ganz einfach: Wenn die neue FR bei einer eventuellen Selbstkritik (bezüglich z.B. der vorgenommen Entlassugen im eigenen Haus zwecks Sanierung) so sanft mit sich umginge, wie die neue FR mit den einst kritisierten Mißständen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft heute umgeht, dann hätte sie dabei selbst von sich eben nicht viel zu befürchten.

    2) „ich weiß ja nicht, wie alt Sie sind.“

    Alt genug bestimmt, um mich nicht von Ihnen mit solchen Plattheiten belehren lassen zu müssen und alt genug, um zu wissen, dass die FR nie, auch nur annähernd so schlecht war, wie sie seit März 2007 ist und jung genug, um das Denken noch nicht wieder verloren zu haben.

  12. So, und bevor der wunderbare Text der Autorin in diesem Redaktionsgeplänkel untergeht, will ich hier auch mal was zum Thema schreiben.
    Ich kann die Autorin sehr gut verstehen, da ich gerade in derselben Situation bin. Statistiken („es sind aber doch nur einer von 20 Akademikern arbeitslos) mögen arbeitende Akademiker trösten, für arbeitslose Akademiker sind sie wiederum ziemlich irrelevant. Und in so einem Blogg geht es ja scchlißlich auch nicht nur darum, die dringendsten, größten und schrecklichsten Probleme der Welt anzusprechen, sondern alle die, die die Menschen so haben – ob Minderheiten oder nicht spielt dabei für mich keine so große Rolle. Fakt ist, dass man auch mit Studium, sogar exzellentem Studium, Auslandsstudium in Kombi mit Praktika und Freien Mitarbeiten, Arbeitgebern heute oft nur noch ein müdes Lächeln abringen kann (wenn man das Glück hat, ihnen vorgestellt zu werden, was meistens aber nicht der Fall ist). Unter drei Fremdsprachen fließend gehts sowieso auch schon nicht mehr, und wieso haben Sie eigentlich (neben Zwischenprüfung, Toefl, querschnittsgelähmte Oma pflegen, arbeiten, um Geld zu verdienen, Auslandsemester, Bewerben um Stipendium und Millionen Hausarbeiten) nur ein Praktikum und eine freie Mitarbeit und nur einen studentischen Aushilfsjob und nur eine Fremdsprache fließend geschafft??? Sie werden verstehen, dass wir Ihnen dafür keine Stelle anbieten können, aber für ein Praktikum, 40 Stunden die Woche, unbezahlt, mit Eigenverantwortung für die Redaktion des Newsletters und des Jahresberichts, könnten wir Sie schon brauchen. Danke Nein! Viel Glück noch, Steffi!

  13. @ Frau Inga Wolf

    Ihren Kommentar finde ich sehr interessant. Ich finde es allerdings schwierig, ein Elend gegen das andere Elend abzuwägen. Wobei ich Ihnen Recht gebe: ich werde sicherlich irgendwann einen Job haben. Und das andere Arbeitssuchende es noch schwerer haben ist unbestritten.
    Aber ist es Ihrer Meinung nach kein gesamtgesellschaftliches Problem, wenn ein Staat für seine „Bildungselite“ kein Konzept hat? Wenn mein Studium mich richtig belehrt hat, sind wir (Absolventen) doch die zukünftigen Arbeitgeber von morgen (und damit auch die Lohngeber für die 5 zu 20 Chancler).

    Grob gesagt: Wegen dieser staatlichen Misere ist der Text entstanden. Seine Gestaltung (scheinbares Einzelschicksal, Tränendrüse) sollte zusätzlich zu einer Diskussion anregen. Mich würden Ihre Erfahrungen in der Sache übrigens sehr interessieren.

  14. Schöner Artikel – Stimmung gut getroffen.
    Leider ist wohl nichts schief gelaufen, nicht individuell zumindest, aber es läuft nun mal einiges schief. Das liegt nicht unbedingt im persönlichen Einflußbereich.

  15. Lange habe ich mir überlegt, auch mein Kommentar zu og. Thema zu schreiben, nämlich dem Thema: Nach dem Studium arbeitslos und das heisst: sehr lange, sehr viel leisten für ein zB.: Diplom oder Magister und danach in ein Loch fallen.
    Dieses Loch ist sehr tief und nicht nur angefüllt mit absagenden Schreiben, falschen Illusionen, Versprechungen, Hoffnungen sondern auch mit Depressionen.
    Ich weiss von was ich schreibe.
    Meiner Tochter 27. J. geht es eben z.Zt. so.
    Ich versuche sie zu unterstützen, moralisch und finanziell. Manchmal klappt das mit der Moral: „es wird schon alles gut werden, glaube fest an Dich“, manchmal aber geht es über die Grenzen unserer beider Würde.
    Sehr schwer, damit um zu gehen.
    Meine Tochter verdingt sich bei unbezahltem Praktikum, mal hier mal da—gerne gesehen, denn sie ist klug leistet sehr viel und hofft auf Festanstellung–jedoch, jedoch, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, heisst es leider: wir haben kein Geld, oder sogar: es tut uns leid, es gibt noch weitere 20 Praktikantinnen, die warten auch auf ihre Chance bei uns ihre (kostenfreie) Erfahrungen zu machen.
    Dann setzt das ein, was ich in diesem „Loch“ spüre, in das meine Tochter manchmal hineinfällt: Depression und Wertlosigkeit.
    Aber am nächsten Tag wieder mit einem Lächeln und „Frohen Mutes“ das nächste Bewerbungsschreiben losschicken…..
    Nebenbei, meine Tochter studierte Politologie, Staatsrecht und Germanistik mit Supernoten als Abschluss.

  16. Was ich am schlimmsten finde sind diese sinnlosen begründungen warum man nicht genommen wird!! Ich finde es scheiße wenn man immer diese standard-absagen bekommt und nie wirklich einen plausiblen grund.

    Ich habe teilweise auch das gefühl, dass jede 2. ausgeschriebene stelle auch wirklich ausgeschrieben ist. Die andere Hälfte ist einfach nur ausgeschrieben, um dem gesetzgeber genüge zu tun, die stelle an und für sich ist aber schon längst vergeben.

  17. Liebe Frau Weller,

    ich hoffte zum Ausdruck gebracht zu haben, dass ich nicht Schicksale gegeneinander ausspielen wollte, sondern nur eine grundlegendere Herangehensweise bevorzuge. Das Problem mit den Einzelschicksalen ist doch, dass es der Politik da immer recht leicht fällt eine Lösung zu kreieren, um die Medienpräsenz zu nutzen (z.B. Beck und der Unrasierte Kollege). Oder ich kann mit einem anderen Beispiel belegen, dass es ja auch anders geht und es somit unter Umständen an ihnen liegt.

    Ferner wollte ich mit dem Verweis auf die formal „weniger“ gebildeten die Bildungspolitik im allgemeinen kritisieren. Denn mit Exzellzinitiative, Elite-Unis und ähnlichem wird insbesondere für die formal hochgebildeten und qualifizierten jede Menge Fördergelder ausgegeben. Dabei bräuchten diese Gruppe viel weniger Hilfe. Wie zum Beispiel die aktuelle IGLU studie wieder bewiesen hat: Bei gleichem Leistungsniveau haben Kinder aus ProfessorInnenhaushalten ein 2,6 fach HÖHER Chance eine Empfehlungen für Gymnasium zu bekommen als Kinder aus ArbeierInnenhaushalten.

    Und ihre Frage: „Aber ist es Ihrer Meinung nach kein gesamtgesellschaftliches Problem, wenn ein Staat für seine „Bildungselite“ kein Konzept hat?“ Würde ich bejahen. So gefragt bin ich der Meinung, wie brauchen kein Konzept für die „Bildungselite“, sondern ein geschlossenes Bildungskonzept für ALLE. Und genau daran hapert es bei einem Konzept für die „Elite“, denn die „Elite“ zeichnet sich grnudsätzlich dadurch aus, dass sie in ihrem zahlenmäßigen Umfang begrenzt ist, SELEKTION als per se dazu gehört. Und die Selektion des Deutschen Bildungswesens wird nun wirklich von allen außer den Eiltefanatikern kritisiert.

    Ferner verschätzen sie sich meines Erachtens mit ihrer Vorstellung von „Bildungselite“, wenn sie anmerken: „Wenn mein Studium mich richtig belehrt hat, sind wir (Absolventen) doch die zukünftigen Arbeitgeber von morgen (und damit auch die Lohngeber für die 5 zu 20 Chancler).“ Die wenigsten der „Absolventen“ werden jemals Arbeitgeber sein, etliche vielleicht Selbstständig, aber zunehmend auf prekärerste Art und Weise. Nein, die zukünftigen Arbeitgeber setzen sich meines Erachtens aus zwei Wesentlichen Schichten zusammen:
    1) die „Facharbeiter-“ bzw. „Meisterelite“, die insbesondere im Bereich der Mittel- und Kleinunternehmen die Leitung übernehmen. Hier sind UniabsolventInnen wohl eher unterrepräsentiert.
    2) die „echte“ „Elite“, Personen bei denen die Netzwerke und der Stallgeruch sowie die besuchte Universität deutlich größere Rollen spielen als die tatsächliche Qualifikation nur eine untergeordnete Rolle spielt.

    Der/die gewöhnliche Hochschulabsolvent/in wird als gutbezahlteR AnsgestellteR sein/ihr Erwerbsleben fristen und sich dabei entscheiden ob er/sie für oder gegen eine solidarische Gesellschaft ist. Denn er/sie wird bei einer solidarischen Gesellschaft zu jenen gehören, die die Solidarität zu einem großen Teil finanziell tragen muss. Im Durchschnitt (gesamtgesellschaftlich) geht es diesen AbsolventInnen also in einer entsolidarisierten Gesellschaft finanziell besser, auf der Strecke bleiben dann aber Personen wie sie, bzw. allgemeiner Frauen die es nicht oder sehr viel seltener schaffen eine (gut bezahlten) Job zu ergattern.

    Zu meiner persönlichen Entwicklung würde ich sagen, wie so oft im Leben habe ich einfach glück gehabt. Zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gewesen. Und dies obwohl (oder gerade weil?) ich sehr lange studiert habe, allerdings mit Studienfachwechsel. Geholfen haben mir auch Netzwerke und persönliches Engagement. Auslands Erfahrungen habe ich aber nicht, ja noch nicht einmal Fremdsprachen kenntnisse außer in Englisch und Latein (braucht kein Sch….). Wie gesagt, dies war der Teil mit der Chance erwerbslos zu sein: Als AkademikerIn liegt die Chance etwa bei 19 zu 20, einen Job zu bekommen / haben. Aber, um sie zu beruhigen, anderen Bewerbungen (etwa 15 im letzten Jahr; habe mich nur ausgewählt beworben, da ich ja einen job habe) blieben ohne eine Einladungm, geschweige denn ein Angebot. Sie sind mit dem Elend also nicht alleine und ich werde, wenn diese Stelle ausläuft wohl auch sehen müssen, wo ich bleibe, habe dann aber zumindest erstmal eine ALG I Anspruch und muss mich vor dem Amt nicht gleich ganz nackig ausziehen.

  18. Liebe Frau Wolf,

    Vielen Dank für Ihre Antwort. Ihrer Anmerkung über die Arbeitgeberaussichten für Absolventen würde ich gerne etwas hinzufügen: Besserverdiener, die wir sicher irgendwann sind, konsumieren mehr, zahlen mehr in die Staatskasse ein. Auch das schafft, zwar indirekt aber nicht unerheblich Arbeitsplätze.
    Und, gnaz entscheidend, gerade das sich nicht genügend Absolventen selbständig machen, gehört ja zum fehlenden staatlichen Konzept. Also das Ergebnis, das Sie anführen, ist meiner Meinung nach ein Resultat fehlender finanzieller Anreize etc. und keineswegs ein Beweis dafür, dass hier nicht die Probleme liegen. Also: wenn Sie den zukünftigen Arbeitgeber beschreiben, tun Sie es aus der bestehenden Situation heraus, in der es eben keine Förderung von Potenzial gibt. Gerade das kreide ich an und wünsche mir dort eine Veränderung, damit sich das Bild des zukünftigen Arbeitgebers endlich verändern kann.
    Zu Ihrer Bemerkung, dass Sie sich eine allgemeinere Herangehensweise wünschen: im Rahmen dieses Forums schließe ich mich da der Meinung von „zum thmema an“. Aber Sie wollen vermutlich die FR im allgemeinen erreichen bzw. sprechen sich ganz allgemein für ein allgemeines Herangehen aus. Das ist natürlich absolut wünschenswert. Bei soviel Energie haben Sie sicher Chancen, Verantwortliche zu erreichen.

  19. Liebe Frau Weller,

    ich glaube bei der Frage der Elitenförderung kommen wir nicht zusammen. Ich sehe eigentlich nicht, dass es zu wenig finanzielle Anreize gibt, sich selbstständig zu machen. Ja umgekehrt, die Anreize sind so groß, dass wir in fast allen Bereichen ein totales Überangebot an Selbststädnigen haben, die sich dann durch Preisdrückerei gegenseitig das Geschäft versauen und dabei auch gleich noch ihre soziale Absicherung vollständig aufgeben. Immerhin hat es die Bundesregierung geschafft zumindest hier kurzfristig den 100.000den die bereits ohne Krankenversicherung waren temporär eine Rückkehr in eine Krankenversicherung zu ermöglichen. Über Altersvorsorge u.ä.möchte ich jedoch gar nicht erst reden. Und ein Problem finanzielle Anreize gerade im Bereich der Unternehmen und der Selbstständigen ist doch, dass es Steuerrechtlich und auch sonst immer soviele Lücken gibt, dass davon vorallem die profitablen Unternehmen profitieren. Der Mißbrauch geht mir da wirklich zu weit.

    Zur Herandgehensweise wollte ich aufzeigen, dass dies ein ganzheitliches Problem ist und eben nicht nur eines der gebildeten oder der ungebildeten. Wie die FR damit umgeht ist mir seit heute egal. Ich habe diese Zeitung gekündigt und beziehe sie seit heute nicht mehr. Eigentlich wollte ich heute schon gar nicht mehr im Blog schreiben, habe aber einen total unnötigen Werbebrief der FR bekommen, den ich hier nochmal thematisieren wollte.

    So und nun bin ich raus. Werde aber sehen ob sie die Tage antworten und dann gegebenfalls in diesem Threadt noch einmal mich zu Wort melden. Ansonsten geht die Rundschau und ich nun getrennte Wege.

  20. @ Frau Inga Wolf

    Liebe Frau Wolf,

    nun kommen wir tatsächlich nicht zusammen. Wo Selbständigkeit Preisschlachten und Steuertricks mit sich zieht, steht sie natürlich in keinem guten Licht. Für mich stellt Sie aber eine ursprüngliche Alternative zum typischen Beschäftigungsverhältnis dar. Und gute Ideen werden hier auch geboren. Wenn ich anmerken darf: Vermutlich werde ich in diesem Bereich nun auch endlich unterkommen.

    Nun will ich Sie aber ziehen lassen und nicht weiter dafür sorgen, dass Sie den Blog wieder aufsuchen müssen. Trotzdem freue ich mich natürlich über einen Kommentar von Ihnen, wie auch immer Sie es halten wollen.

  21. Ich vergaß meinen spontanen Schlußgedanken nach der Lektüre dieses Artikels: Danke lieber Gerd, danke lieber Münte, für die fulminante „Reform“ unseres Sozialsystems!

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