Meine Großmutter war stets eine brave Frau. Sie legte Wert auf Sauberkeit im Haushalt, die Nachbarn und ihr Sparbuch, und immer, wenn sie dem Bronski-Bub eine Mark gab, sagte sie: Spar das schön, mein Junge! Ich erbte von ihr eine umfangreiche Plattensammlung, die zu ihr zu passen schien, enthielt sie doch viele Scheiben von Peter Kraus, Caterina Valente, Mina und anderen. „Tutti frutti“, „Spiel noch einmal das Lied, Habanero“, solche Sachen eben, die man kennt, die zum deutschen Liedgut gehören. Erst später lernte ich, nun nicht länger ein Bub, dass diese Künstler, die mir altbacken vorkamen, einmal die Identifikationsfiguren einer braven Rebellion waren, die Deutschland generationstechnisch gespalten hatte. Sie waren längst nicht so wild und unbezähmbar wie James Dean, das große amerikanische Idol, und trotzdem brachten sie die Elterngeneration gegen sich auf.
Was waren das noch für Zeiten!, könnte man heute schwärmen, denn wo gibt es heute solche Vorbilder? Okay, Xavier Naidoo. Vermutlich ist es ein gutes Zeichen, dass ich ihn unerträglich finde, denn inzwischen gehöre ich der Generation an, gegen die rebelliert werden muss. Aber dieses Betroffenheitstriefen in seinen Texten, dieser religiöse Einschlag … Dann hätten wir noch Tokio Hotel. Die haben in Frankreich für einen Run französischer Schüler auf den Deutschunterricht gesorgt: Die jungen Leute wollen Tokio Hotel verstehen können. Als bisher erste deutsche Band schaffte es Tokio Hotel mit dem Debütalbum von Null auf Platz 19 in den französischen Charts. Ein gutes Zeichen, auch für die Verständigung der Völker. Aber ist das alles? Für welche Werte stehen diese neuen Heroen? Sie polarisieren nicht weniger als damals Kraus und Valente, aber da inzwischen etliche Tabubrüche vollzogen sind, ja, es eigentlich kein Tabu mehr gibt, das nicht längst gebrochen ist, sind die Mittel, die zur Polarisierung führen (sollen), krasser geworden. Insbesondere an Tokio Hotel scheiden sich die Geister; den einen gilt die Band als raffiniertes Marketingprodukt, den anderen als authentisch. Aber wofür stehen sie? Was wollen sie? Geld machen? Das könnte man ihnen nicht vorwerfen. Auch Peter Kraus und Caterina Valente haben ihre Musik schließlich nicht für umme gemacht. Ersterer tourt immer noch durch die Lande, während Caterina Valente, künstlerisch ein ganz anderes Kaliber, es geschickter angestellt zu haben scheint.
Und jenseits der Musik – welche Vorbilder gibt es noch? Ich möchte an dieser Stelle einen Leserbrief von Jutta Rydzewski aus Bochum einflechten, die sich dieser Frage widmet, aufgehängt an den Vorgängen in der CSU und an Horst Seehofer, dem designierten CSU-Vorsitzenden und möglichen bayrischen Ministerpräsidenten:
„Noch vor Jahresfrist ist Horst Seehofer das ‚Opfer‘ einer beispiellosen Medienkampagne geworden. Unter der (An-) Führerschaft von Bild wurde dieser Mann als Fremdgänger und Ehebrecher in Grund und Boden berichtet. Der Kampagnenjournalismus überschlug sich nahezu, als bekannt wurde, dass seine damalige Geliebte auch noch ein Kind von ihm erwartete. Der Mann schien für alle Zeiten fertig (gemacht) zu sein, zumal eine Geliebte oder gar ein uneheliches Kind für das tief gläubige Bayern schon als schweres Verbrechen gegen die Institution Ehe zu gelten hat. Welch gigantische und widerliche Heuchelei.
Nun ist Seehofer, quasi über Nacht, der große Hoffnungsträger und Retter der Christlich Sozialen Union. Es wird ihm nicht nur das Amt des Parteivorsitzenden angetragen, er soll auch noch Ministerpräsident werden. Eigentlich soll er sogar noch im Berliner Kabinett bleiben. Seehofer über alles, über alles in Bayern.
Seehofer ist heute genauso Seehofer wie vor einem Jahr, aber offenkundig hat sich die Interessenlage einiger Medienmächtiger geändert. Deshalb darf Seehofer auch wieder richtig mitspielen. Aus welchen Gründen auch immer passt er jetzt wieder ins Bild. Glück für ihn, aber Pech bzw. schon verheerend für einen seriösen Journalismus, den es gar nicht mehr zu geben scheint.
Wer wundert sich bei diesen Zuständen eigentlich ernsthaft über die dramatisch zurückgehende Wahlbeteiligung, über Politikverdrossenheit und Politikerverachtung? Über das Misstrauen in die Demokratie, das Erstarken der braunen Ewiggestrigen, und das zunehmende Einprügeln auf sozial Schwache? Deutschland krankt gewiss nicht am Falsch- bzw. Nichtverstehen der ‚dummen‘ Bevölkerung, einer damit vorgeblich einhergehenden Vollkasko-Mentalität oder ähnlichem Unsinn. Dieses Land, das wird mit jedem Tag deutlicher, krankt an seinen so genannten Eliten, ganz egal in welchem Geschäftsbereich. Es gibt sie nicht mehr, die öffentlichen Vorbilder, sondern es gibt nur noch abgehobene Typen, arrogant, egoistisch, gierig, leider auch zunehmend menschenverachtend. Und dazu passen die schnarrenden und plärrenden Sprechautomaten: Oben eine Münze einwerfen, unten kommt immer dasselbe heraus. Denk ich an Deutschlands Eliten in der Nacht, möchte ich am nächsten Tage gar nicht mehr aufstehen, zumal mir um dieses Land Angst und Bange wird.“
Diese Rede hätte vielleicht so ähnlich auch von den Eltern meiner Großmutter gekommen sein können angesichts des Werteverlusts, der sich in Gestalt von Kraus und Valente zu manifestieren schien. Eine subjektive Sicht, natürlich, und wie wir heute wissen eine irrige. Es hat sich damals einiges verändert, aber von einem Werteverlust würde heute niemand reden, wenn er über die 50er Jahre spricht, im Gegenteil: Damals wurde damit begonnen, die Autoritäten in Frage zu stellen – eine Bewegung, die in die 68er-Zeit mündete und die man daher als Fortschritt werten muss. Aber wie sieht es heute aus? Wo sind die Vorbilder? Hartmut Mehdorn? Josef Ackermann? Herbert Funke gar, der HRE-Mann, der nun zurückgetreten ist? Angela Merkel? Horst Seehofer? Wofür stehen die? Für postmoderne Beliebigkeit in einer Welt, in der außer Marketing und Rendite nichts zählt? Welche Orientierung bietet beispielsweise die Bundeskanzlerin ihrer konservativen Klientel? Ich möchte nicht von konkreter Politik sprechen, sondern von Werten. Bei Adenauer und Brandt – und vielleicht auch noch Schmidt – wusste man, wofür die standen. Klare, authentische Profile, an denen man sich reiben konnte. Merkel dagegen ist alles andere als klar. Man kann sich an ihr nicht reiben. Sie bietet Projektionsfläche für jeden beliebigen Wunsch. Perfektes Polit-Marketing, zweifellos; aber wo bleiben die Werte? Und seien es konservative? Sie hat nicht einmal Kinder. Davon wiederum hat Horst Seehofer eines zu viel. Trotzdem wird er CSU-Vorsitzender und möglicherweise auch Ministerpräsident. Im konservativen Lager scheinen sie also komplett zerbröselt zu sein, deren Werte. Und bei den Sozis? Da ist längst alles tutti, Habanero!
Sagt mir, wo die Werte sind. Nennt mir eure Lieder. Malt die Gesichter, zu denen man heute stehen kann. Fragt euch, wie es weitergeht. Wird euch auch angst und bange in der Nacht?
Lieber Bronski,
weder hat es „früher“ „bessere“ Werte gegeben, noch sind die Menschen diesen mehr gefolgt. Das was Du als jeweils in einer Generation fällige „Rebellion“ bezeichnest, ist bloß das Herunterkratzen der Fassaden, mit der entsprechenden Enttäuschung über dahinter verborgene Normalität.
Enttäuscht klatscht man wieder den Putz dran, damit es nach was aussieht, dicker beim Hotel aus Tokio, dünner beim Mannheimer Söhneheim.
Vorbilder braucht keiner, wenn er sich nur die Nachbilder seines Handelns vorstellen kann.
Werte braucht keiner, der den Wert des Lebens kennt und das Gesicht zu dem man stehen muß, sieht man täglich im Spiegel.
Mag sein, man wußte wofür Adenauer, Schmidt und Co stehen wollten. Das war aber nur die Fassade. Wichtiger ist, wofür sie umgefallen sind.
Ach Bronski, das wollen Sie doch nicht wirklich wissen, oder doch?
Ich habe viele Geschichten, hinter jeder ein Gesicht anzutreffen ist. Es ist allerdings der Underground von damals, der erzählt, nicht die Valente, nicht der Kraus, nicht Elvis und auch nicht die Rolling Stones.
Werte, da sucht wer Werte… Werte nach der Definition einer Zeit, die nicht mehr ist. Die alten Werte waren gestern. Vor dem Essen beten, der alten Nachbarin die Tasche heimtragen, Türe aufhalten, kein Beischlaf vor der Ehe… Werte… Werte ändern sich im Laufe der Jahrhunderte. Früher langsamer, bestenfalls ein Reiter die Kunde verbreitete, das nun Miniröcke „in“ sind, heute ist alles viel viel schneller im sich verändern.
Noch vor 30 Jahren trugen Firmen Verantwortung für die Mitarbeiter, die Gesellschaft, heute setzen Chefs ganze Imperien in den Sand und gehen mit 50.000 euro Rente im Monat Richtung Abschiebebelobigungsgang. Der Wert ein anderer ist, der zählt. Auch das sind Werte. Zugegeben, nicht kompatibel mit jenen aus früheren Zeiten.
Die Werte die man Klaus Seehofer anlastete, stammen auch aus einer alten Zeit, aus einer Zeit, als Rom noch Rom war. Rom ist ja auch nicht mehr das, was es mal war. Und jene die anprangern, sowieso(so) den übelsten Misthaufen im Hinterhof der Wertegesellschaft aufhäufen. Denn merke: Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht das Selbe.
Angst… Angst hatte ich mal, daß die Russen kommen, weil se das immer erzählt haben. Das ist auch vorbei.
Und jede Generation zieht sich das groß, was ihr Wert ist. Schweigen, Duckmäusertum, ist Zustimmung. Keine Courage aufzubegehren, dann schluckt’s eben. Fertig.
Werte… Bilder, Gesichter…
„immer lustig“ und „Scheißegal, ich (wir) fahr'(n) Omnibus“
Wer mit will, sind noch Plätze frei, aber obbacht, die Wege nicht geteert sind, viel ungemach am Wegesrand lauert, aber egal, wir fahrn Omnibus und es wird immer lustig, garantiert.
*lächelt*
*nochmal reinlunzt*
Marlene Dietrich hattest aber nicht irgendwo im Sinn? „Sag mmir wo die Blumen sind…“
Ist mir vorhin bei meiner kleinen Runde durch die Nacht so in den Sinn gekommen…
Man könnte ja nun philosophieren, anhand deiner Fragestellung, Marlene… weil, irgendwie ist ja auch Krieg… aber nur eine Seite hat Waffen.
hm…
Man muß sich ja nicht in die große Politik begeben, auf dem Wirtschafrssektor einen Drehstuhl stehen haben…
Die FR hat wen mal nett zur Seite gebeten und dieser erzählt:
Sexgeilheit und christliche Werte (10 Fragen an Pastor Bernd Siggelkow von Johannes Gernert (FR)
Man blättert bei den „Frischlinge“, liest ihre Gedanken und auch da zieht sich die Insolvenz der alten Werte wie ein roter Faden durch ihren Blog.
Was wir im Großen mit Getöse z.Zt. erleben, ist schon lange unten angekommen. Nur unten hilft keiner mit einem Notplan.
Aufwendige Jugendhilfe
Die Rede ist von 1,85 Milliarden Euro… ein Klacks gegenüber dem, was zur Zeit als Auffangbecken unters Bänkers Ärsche geschoben wird. Erhöhen wir auf 20 Milliarden Euro, ist ja für die Zukunft von DE, somit gut angelegt.
Mir fehlen die Worte, ich bin sprachlos, ich will es nicht glauben… was Pastor Bernd Siggelkow erzählt.
Das Interview sitzt in den Knochen.
„Damals wurde damit begonnen, die Autoritäten in Frage zu stellen – eine Bewegung, die in die 68er-Zeit mündete und die man daher als Fortschritt werten muss.“
Über diesen Satz musste ich herzlich lachen! Ach, hat mit den 68ern zu tun, also muß es fortschrittlich im guten Sinne sein. Vollautomatisch, sozusagen.
Wir haben, was politisches bzw. gesellschaftspolitisches Interesse der Jungen angeht, ein verbreitetes Desinteresse (weswegen ich auch die allgemeine „Politikverdrossenheit“ nicht ganz so ernst nehmen kann… sich nicht für Politik interessieren und sich daher auch nicht richtig informieren, aber die Klappe weit aufreissen über „die schlimmen Politiker“… mit einer Reihe ausgesprochener Politikverdrrossener führte ich z.B. neulich ein Gespräch über Fernsehsender… Phoenix, arte, 3sat „bringen doch nur Sch…“, man sieht scheinbar die Rumms und Bumms-Sender Pro7 und RTL2 in „politikverdrossenen Kreisen“… aha… aber mit solch einer Politikverdrossenheit kann D gut leben, glaube ich, sie ist dann nämlich weitgehend nur Nachgeplapper).
Dieses verbreitete politische Desinteresse der auf die 68er folgenden Generation ist in meinen Augen ein weiteres Versagen der 68er… sie wollten alles politisieren, aber Kinder, die politisch mündig sind oder zumindest interessiert, haben sie nicht zustandegebracht.
Was aber haben sie zustandegebracht? Nun, wenn in der ZEIT über Lehrer am Rande des Nervenzusammenbruchs berichtet wird, und in diesem Zusammenhang z.B. von einem Fall berichtet wird, wo ein Heranwachsender im Unterricht die Hose herunterließ und anfing, vor der Klasse zu onanieren, ist dies zumindest ein Erfolg, auf den die 68er wohl stolz wären: ein absolut gelungener Ausbruch aus dem bürgerlichen Käfig sexueller Repression! Auch die von der ZEIT in diesem Zusammenhang beschriebene bzw. auch schon allgemein bekannte Tatsache, daß es immer schwieriger wird, in der Schule Ruhe und Aufmerksamkeit herzustellen und damit die Grundvorraussetzungen für Unterricht (in Brennpunktschulen ist es schon oft unmöglich), ist doch ein Erfolg… der Unterricht gleicht mehr und mehr dem Treiben in den „antiautoritären Kinderladen“ jener Zeit, die sich also somit langfristig durchsetzten…
Was das oben erwähnte „Erstarken der braunen Ewiggestrigen“ angeht, so ist das doch auch völlig klar. Wenn immer mehr Sachverhalte unter dem Begriff „braunes ewiggestriges Ideengut“ subsummiert werden, dann gibt es auf einmal auch so viel mehr „braune Ewiggestrige“, ist doch völlig klar! In den 80ern konnte Helmut Schmidt noch sagen, Deutschland wäre kein Einwanderungsland, ohne ein Ewiggestriger zu sein, heute wäre er eindeutig ein Nazi, wenn er abstritte, mit der Aufnahme der Gastarbeiter wäre D nicht automatisch zum Einwanderungsland geworden… um nur mal ein Beispiel zu nennen.
Das mit der Rebellion ist so eine Sache. Die allgemeine Stimmung scheint zu sein, daß eine Rebellion der Jungen automatisch eine Veränderung zum Besseren mit sich bringt. Von dieser diffusen Stimmung profitieren natürlich die 68er. Ich glaube, daß der gesellschaftliche Nutzen, den hingegen die Tradition hat, in unserer aufs „Neue“, „Andere“ versessenen Zeit sträflich mißachtet wird. Wir bräuchten eine Mischung aus Beidem: Tradition und deren intelligente Herausforderung, sowie einen intelligenten Mechanismus, der in jedem Einzelfall so den Schiedsrichter spielt, daß die jeweils bessere Strategie gewinnt.
Das haben wir aber alles nicht, das Überkommene ist grundsätzlich schlecht, oft auch „ewiggestrig“ (da man ja mit den traditionellen bürgerlichen Tugenden ganz vorzüglich auch ein Konzentrationslager leiten kann!). Mit den Resultaten müssen wir leben.
Werte und Wertewandel hat und haben sich nie verändert in einer Gesellschaft,in der jeder jeden zu betrügen und korrumpieren versucht.
Selbst die technisch rückständigsten Nationen stehen um ein vielfaches besser da,weil sie moralisch integerer sind.
Selbst der lauteste Schrei nach Moral und Anstand wird ungehört verhallen,solange es sich lohnt unanständig zu sein.
Menschliche Gefühle wie z.B Trauer ,Melancholie oder Selbstzweifel sind verboten wenn man eine Führungsposition inne hat oder haben will.
Wir sprechen da also von Vorbildern für die folgende Generation.
Eltern müssen sich heute genau überlegen ,ob sie karakterfest und gute Menschen erziehen,mit all den damit verbundenen Menschlichkeiten oder besser kleine Schweinchen die sich durchsetzen ,koste es was es wolle.
So und nun wenden wir uns den Werten zu die das Überleben aller sichern sollen.
Wo soll es hingehen und wohin fahren wir zur Zeit.
Ich hoffe in eine überschaubare Katastrope ,weil jede Katastrope immer ein Umdenken verursacht hat.Und wenn es nur Gott war,der plötzlich eine wichtige Rolle spielte im zusammenleben.
Aber bitte ohne die Pfaffen des Geldes ,die sich die andere Art von prunkvollen Kirchen
bauen.Auch diese Pfafen sollten sich darüber im klaren sein,dass die höhe der Mauern die sie zu ihrem Schutze bauen nicht unüberwindlich sind .Und spätestens ihre Kinder und Enkelkinder mit dem leben müssen was sie an sozialer Kälte hinterlassen haben.
Amen
@ max wedell
Hallöchen,
mit ihrer 68er-These komme ich nicht ganz klar. Also, das sind ja die verdusselten ewig Gestrigen, die mir jeden Tag voräuseln „Gib mir das Gefühl zurück“. Also, jebe, die die gefühlten Gefühle von Gestern am liebsten mit in die Badewanne nehmen (Kommune hr1).
Jetzt hat neulich die ARD Frau Meischberger gefeiert, die über 10% Zuschauerquote nun hat, trotz schweren anlaufs. Der Zuschauerschnitt der ARD liegt ngeblich bei 60 Jahren, also Joschka Fischer, Altkanzler Schröder und Co. Das sind ja die Vorzeige-68er.
Also, irgendwas srtimmt da nicht, mit der These, daß die 68er Schuld sind an der Misere, was die Jugend angeht, deren Eltern.
Ich bin kein 68er, lege ich wert drauf. Obwohl, sind ja keine 68er, die gibts nämlich net. Ich meine BvG hat das mal schön erklärt.
Berichtigung: Also, jebe, = Also jene,
No „System immanent Teasing“ please.
Ein bißchen Sartre und Camus, auch ein bißchen Kant, so es gefällt, auch Ernst Bloch meinetwegen.
Hier bin ich Mensch, hier darf ich`s sein. (Joh. Wolfgang v. Goethe, Faust)
..und darf wohl neu beginnen.
@ Matthias Borck-Elsner :
Das ist Werbung, begegnet Ihnen auf Litfaßsäulen und als Heilsbringer für die heutige Zeit als „Gute Unterhaltung“. „Schwarz weiß“ hören war gestern.
Auch so ein Verfall der Werte.
@ all: Guten morgen miteinander
Moin rü,
laß uns wieder einen Schritt zurücktreten in Ehrfurcht derer die uns zeigen was Warheit und Inteligenz bedeutet.
Die erlesenes als ihr eigenes verkaufen.
Die die Sprache derer kultivieren die sie selbst kritisieren.
Die ,die ausgrenzen ,die ihnen angeblich nicht gewachsen sind.
Die sich innerlich zerfressen weil sie doch nicht dazugehören.
Die kein deut besser sind ,sonst wäre ja alles besser .
Verbeugen wir uns und harren der Dinge die da kommen werden.
Laß uns aber Stolz sein auf unsere Fehlschläge,denn sie beweisen,das wir immer wieder versucht haben über uns hinaus zu wachsen.
@ Max, # 6
Dann freue ich mich erstens mal, dass ich zu deiner Erheiterung beitragen konnte. Und zweitens möchte ich anmerken, dass es „die“ 68er gar nicht gab bzw. gibt. Was es gab, war eine Zeit des Aufbruchs, den man durchaus auch kritisch sehen muss, ohne den dieses Land aber ganz anders aussähe. Vielleicht beschreibst du ja mal, wie du dir ein Deutschland vorstellst, das keine 68er-Zeit durchlebt hat.
Ich war jüngst im Kino, „Baader-Meinhof-Komplex“. Auch wenn das natürlich kein Dokumentarfilm ist, blitzte hier und da, vor allem am Anfang, etwas vom Deutschland der Zeit vor 68 auf. Hast du den Film auch gesehen?
@ alterbutt
Das ist die ungeschminkte Wahrheit. Anderswo würde ich die Lacher auf meiner Seite habe, und wenn der Vorhang gefallen wäre, wäre es nicht das Volkstheater Frankfurt gewesen, wo der Auftritt stattfand – oder doch? So ist’s 2nur“ Bronskis Beatclub, wo vielleicht der eine oder andere der vorbeischaut, vielleicht doch schmunzelt 🙂
Hinweis: Diese dinge findet man in keinem Bücherregalt – It’s life. 😉
— all —
Aber um zum Thema zurückzukommen – die 68er sind eh ein uralter vergammelter Kaugummi, den der eine und andere immer wieder gerne unter Schulbank abkratzt (sinnbildlich) – meine Mutter, Rentnerin, hat heute gesagt, in Anbetracht der weltweiten Finanzkrise (ich zitiere eine Frankfurter Bürgerin):
Wir haben für allen Scheißedreck Geld, – tschuldigung, ist doch wahr – unterstützen nun marode Systeme mit Milliarden, wo auf einmal Geld in hülle und Fülle vorhanden ist, nur für unsere Kinder ist nie Geld da, alles zu teuer. Dabei sind die Kinder die Zukunft eines jeden Staates, die Zukunft von morgen, von übermorgen.
Sie hat noch mehr erählt, auch ihren Kommentar zu dem „neuen“ Verhalten der Banken abgegeben, die sich nun auf die „Kunden“ der Straße sützen, weil da noch Geld zu holen ist, was sicher ist.
Natürlich kann ich mich auch bei Seehofer als gutes Beispiel aufhalten. Ich kann aber auch genauso gut die letzte Seite der FR von heute nehmen und Berlusconis „Schlagertänzchen“ anführen. Welchen Werteverfall findet dann nun in der FR auf einer ganzen Seite statt, was nicht mal eine „Short Quickie“ wert ist?
Das sind dann die Momente, wo ich mich frage, ist dann in unserem Lande niemand mehr da, über den es sich lohnt zu berichten? Und wenn irgendwo im Kongo wer anfängt zu singen, kriegen wir wahrscheinlich auch eine ganze Seite vorgebetet. Unabhängig davon, wieviele Leichen seinen Weg pflastern.
Multikulti… ist nun mal so, auch bei der FR. Was will mer mache, ne?
Und morgen ist ein neuer Tag.
Auch das ist nun mal so. .-)
Auch wenn man mich hier nun bestimmt in die Schublade „konservativ“ stecken wird:
Ich halte Werte keinesfalls für wertlos. Vorgegebene Werte können natürlich auch falsch sein – dadurch schaffen sie dann aber neue Werte und – im besten Falle – neue, andere und bessere Wertvorstellungen.
Werte sind also keine kritiklos festzuschreibenden und ewig geltenden Gesetze, sondern wandelbare, abwandelbare und manchmal sogar wunderbare Phänomene. Werte geben (Lebens-) Orientierung, bilden Maßstäbe oder eben auch die Möglichkeit zur Abgrenzung von vorgegebenen Wertvorstellungen: Auch die Ablehnung, Aus- oder Abgrenzung von bestimmten Werten hilft letztendlich bei der Entwicklung einer individuellen Persönlichkeit, bei der individuellen Meinungsfindung und -bildung sowie bei der Ausprägung der individuellen Lebensführung.
Werte haben/hatten ihren Wert – zu jeder Zeit, in jeder Epoche und so oder so.
Werte Grüße von Otti
@Bronski,
es kann niemand eine seriöse Aussage machen, wie D heute aussähe, hätte es die 68er-Bewegung (oder Bewegungen, meinetwegen) nicht gegeben. Es wäre aber falsch, zu sagen, daß ein Weg in die Moderne (Postmoderne?) ohne sie nicht möglich gewesen wäre, dazu ist das zu vielen anderen Gesellschaften/Nationen gelungen, ohne daß jene auch eine Protestgeneration „eingeschoben“ hätten.
Gerade in den Bereichen, wo angeblich die Hauptdefizite der bundesdeutschen Gesellschaft vor 68 lagen, sind doch die letztendlichen, langfristigen Ergebnisse von 68, mit einer möglichen Ausnahme, recht dürftig:
1. Kritik am Vietnamkrieg, stellvertretend für alle Kriege… Auch wenn dies damals sicher die moralisch richtige Position war, so ist das langzeitliche Ergebnis äußerst dürftig: die Erben der 68er, teilweise sogar ausgesprochene Alt-68er entscheiden die Teilnahme Deutschlands in neuerlichen Kriegen (Balkan, Afghanistan)
2. Mitbestimmung im Bildungssektor: Davon ist auch nicht viel übriggeblieben. Wohl weil die Vorstellungen von Lern-Methoden und Lern-Inhalten weltfremd waren, die man „bestimmen“ wollte (genauso wie es auch ein Großteil der politischen Ideen waren, wenn denn überhaupt welche im 68er-typischen Schwurbeljargon identifizierbar waren)
3. Frauenrechte: Hier liegt die oben erwähnte Ausnahme, hier hat 68 möglicherweise beschleunigend zum Positiven gewirkt.
4. Aufarbeitung des Nationalsozialismus: Wie Götz Aly mit einer Reihe von Argumenten schon untermauerte, war dies im Allgemeinen gar nicht das Ziel, denn man wollte den Nationalsozialismus als Waffe im politischen Kampf behalten, eine Aufarbeitung wäre da nur störend gewesen. Wie dem aber auch sei, wenn die 68er hier etwas geleistet hätten, dann frage ich mich, warum der allgemeine Tenor heute ist, daß die Aufarbeitung immer noch nicht geschehen sei bzw. mehr denn je not täte.
In einer Reihe anderer Punkte haben sie ausgesprochen VERSAGT, im politischen sich erschreckend oft auf die Seite menschenfeindlicher Diktaturen gestellt, in der politischen Praxis Mord und Totschlag ausgeübt (einige Wenige) oder gutgeheißen (schon recht Viele), im Bereich Drogen Ideen entwickelt, die leider alle bei Licht betrachtet nur in der Selbstzerstörung des Individuums enden können usw. usf.
Die Eigenschaften, die das vor-68er Deutschland stark machten, wurden von der Protestgeneration verfemt (teils durch vollautomatische, sozusagen Pawlowsche Verknüpfung mit dem Nazismus):
– Anerkennung der Nützlichkeit von Tradition und Konservatismus, die einen Erfahrungsschatz weitergeben, der das Sammelnmüssen immergleicher Erkenntnisse und Erfahrungen in jeder neuen Generation vermeiden kann. (So ist es geradezu lachhaft, wie man heute bzgl. Kindererziehung im Dunkeln tappt bzw. auf Methodensuche ist, als hätte die Menschheit auf der Basis tausender von Jahren Erfahrungen nicht schon herausgefunden, was funktioniert und was nicht.)
– Protestantisch-calvinistisches Arbeitsethos (welches sich auch im Streben nach Bildung manifestiert), welches zwar einen kurzfristigen Lustverzicht, aber eben auch den Benefit eines langfristigen Nutzens sowohl für Individuum als auch Gesellschaft mit sich bringt, die sich so beide weiterentwickeln.
– Verantwortungsbewußtsein gegenüber der Gemeinschaft. Die Gemeinschaft im Größeren sind der Staat und die Nation, beide Begriffe durch die 68er-Propaganda zu Feindbildern geworden, denen gegenüber Verantwortung zu zeigen geradezu kriminell ist.
D.h. salopp formuliert: selber kaum etwas wertvolles beigetragen, aber das vorhandene wertvolle kaputtgemacht.
Die Entschuldigung, daß hinter allem aber die bekannten „hehre Ziele“ standen (Wahre Demokratisierung usw. bla bla), die ich hier nicht alle wiederholen will, gilt in meinen Augen nicht. Auch wer den Herd anzünden will, um den Nachbarn im Haus ein Gratis-Essen zuzubereiten, darf nicht auf Dankbarkeit hoffen, wenn beim Feuermachen das ganze Haus abbrennt.
Wer kann und hat noch die Macht Werte zu vermitteln?
Die Kirche tut ihr bestes:
Der Staat ist wohl überfordert !
Die Presse? Ich glaube das wäre zur Zeit die einzige Institution die die Macht hätte.
„frei und Unabhängig „??
Ist der Zwang ,Leser zu bringen noch mit Pressefreiheit zu vereinbaren ?
Gibt es noch die nötige Distanz zu Politik und Wirtschaft?
Es wäre Schade und eine riesige Cance vertan wirkliche positiven Einfluß auf die Vermittlung von Werte in unserem Land zu nehmen.
Die derzeitige Situation ist doch so,dass man /Frau sich nur eine große Zeitung kaufen braucht um alle aktuellen Nachrichten zu erfahren. Die regionalen kleinen Blätter leben doch nur noch vom Abschreiben und haben natürlich damit ein hohes Sparpotenzial ,da keine eigene kostspielige Reschersche mehr nötig ist.z.B 10 Blatt von den Großen 20 Blatt lose mit Werbung und ein Blatt für die regionalen Nachrichten.
Viel Potenzial an gelernten guten Journalisten wird verpulvert,die sicher gern durch die Lande ziehen würden um aufzudecken und zu wecken.
Wenn dieser Quantensprung einmal gemacht wird und zu den derzeit hochgepuschten Themen noch weitere viele viele und gut rescherschierte Themen dazu kämen hätten auf Dauer ne menge der noch im Untergrund agierenden Banditen in Politik ,Wirtschaft ,Bankwesen ,Komune,usw eine große Hemmschwelle bei z.B Korruption und sonstige Betrügereien,immer in der Angst ,dass ein wirklich unabhängiger Journalist eine guten Jop macht.
Eine unglaublich Macht neue Werte an die Oberfläche zu bringen.(wieder durch Angst im positiven Sinne)
Und die Gewisseheit hoher Auflagen ohne Werbepartner und Parteien.
WÄRE DAS NICHT AUCH VERLOCKEND !!
Ein Schritt in diese Richtung könnte mit einer kleinen neu zu gründenden Redaktion machbar sein wenn man sich nicht traut unter dem etablierten Namen.
Und dann war der Traum zuende 🙂
Mache nun den Weg frei für die, die wirklich was zu sagen haben !
Sorry wollte den Blog nicht übernehmen.
Niemand lasse sich hier verführen,
zu präferieren, was dem Intellekt schmeichelt.
Für den Werteverfall mache ich primär die
Geistlichkeit der Christenheit verantwortlich.
Diese Heuchler.
Falsch… Aussenseiter.
Für den Werteverfall ist jeder (für sich) selbst verantwortlich.
Schon ihr Satzgebilde zeigt auf, wo ihre Werte angesiedelt sind.
Man muß nicht alles aufnehmen, man kann es auch liegen lassen. Man muß nicht mit dem Heer der Lemminge mitlaufen, man kann auch stehen bleiben, sie laufen lassen. Man muß sich nicht für eine Ideologie vereinnehmen lassen…
Nur… das erfordert Rückgrat. Es ist leichter mit der Meute zu heulen, als denn ihrem eintänigen Gesang eine besondere Note beizufügen.
Viele Grüße vom schlafenden Poeten .-)
PS: Sie sollten mit solchen Strohhalmsprüchen
ins web 2.0 gehen. Und falls ihnen diese Nettigkeiten ausgehen, es gibt Tools, die servieren ihnen jeden Tag so einen netten Spruch – für die HP, den Blog, die Headline, die Fußnote. Ist allerdings schon ein Gähnfaktor.
@17
die gedruckte Presse wird teils den Weg gehen bzw. geht ihn schon, der beim Fernsehen z.B. hingeführt hat zu einem Zustand, über den gestern eine sehr schöne Charakterisierung durch einen hellen Geist zu hören war (Trivialisierung, Boulevardisierung usw.)… teils wird sie zur „Meinungsdienstleistung“ degenerieren, bei der die jeweilige Zielgruppe genau mit dem beliefert wird, was diese hören möchte (FR -> SPD-Wähler, usw.)… ich verspreche mir für die Zukunft vom Printmedium nicht allzuviel.
@20
Wenn ich intelligent genug bin, um Heuchler als solche identifizieren zu können, sollte ich auch intelligent genug sein, die Werte von den Heuchlern getrennt betrachten zu können, also z.B. das christliche Gebot „Du sollst nicht ehebrechen“ nicht nur deshalb abzulehnen, weil ein mir bekannter Pfaffe drei Freundinnen hat o.ä.
Wer nicht in der Lage ist, die Werte und ihre Prediger getrennt zu betrachten, der wird auch Schwierigkeiten haben, etwaige Falschheit im Prediger (Heuchlertum) zu erkennen.
@21,
Widerspruch. Mit einem „Heer der Lemminge“ mitzulaufen kann einen großartigen Wert darstellen, wenn die Richtung, in die gelaufen wird, stimmt.
Früher z.B. gab es den Begriff der „Anständigkeit“, und was „anständig“ war, bestimmte die Gesellschaft, in meinen Augen, wenn man jetzt das Sexuelle mal kurz ausblendet, mit durchaus guten Wirkungen auf die Menschheit. Ob jemand „anständig“ war aus eigener Erkenntnis, daß Anständigkeit etwas Gutes ist, oder weil man „bloß“ anständig war, um nicht aufzufallen oder einfach Teil der großen Mehrheit zu sein, war im Endeffekt egal, das Resultat ist das gleiche. Es ist also der Mitläufer nicht vollautomatisch zu verurteilen, obwohl natürlich derjenige, der aus Überzeugung mitläuft, dem andern, der aus Opportunismus mitläuft, vorzuziehen ist (immer unter der Vorraussetzung, daß die Richtung stimmt).
Es wird immer Menschen geben, die nur Lemminge sein können. Ich meine sogar, daß die Anzahl dieser Menschen zunehmen wird in dem Maße, wie unsere Welt komplexer wird und immer weniger durch eigene Anschauung zu erfahren (oder hat jemand hier kürzlich mal privat mit ein paar US-Bankern bzw. -hausbesitzern usw. geredet, um „sich mal selber ein Bild zu machen“?).
Mehr und mehr Menschen können sich nur, in enger Abstimmung mit ihrem Bauchgefühl, an etwas Angebotenes ANHÄNGEN, und sich dann mitziehen lassen.
Ich würde jetzt nicht unbedingt vom Werteverfall sprechen, sondern eher von einer Werteexplosion, von einer enormen Wertevielfalt. Die hat der Wohlstand ermöglicht, denn er erlaubt es dem Menschen in größerer Anzahl, zum Werteexperimentator zu werden, was auch beinhaltet, daß man die dort bewährten und notwendigen Werte der Vorwohlstandsgesellschaften (ein stückweit) über Bord werfen kann. Nicht umsonst korrelieren Traditionswerte-Verbundenheit und Armut stark, wenn man in die Welt schaut.
Genau wie wir neuerdings die „Patchwork“-Familien haben, haben wir jetzt ein individuelles „Wertepatchwork“, den sich jeder nach eigenem Gusto zusammenstellt. Vorraussetzung: Die jeweiligen Wertevorstellungen haben eine einigermaßen große Anhängerschaft, so ganz alleine will ja niemand dastehen.
Und sie schaden nicht dem nächsten um den eigenen Wert zu erheben über andere !