Anti-intellektuelle Volksfrömmigkeit

„Die große Verschleierung“ heißt das neue Buch von Alice Schwarzer, eine „Kampfschrift zu einer sich immer neu entzündenden Debatte“, wie Harry Nutt in der FR das Buch charakterisiert. Davon können wir hier im FR-Blog ein Lied singen: In der Tat, wir haben schon oft über Kopftuch und Burka diskutiert. Alice Schwarzer hat, wie von ihr zu erwarten, eine eindeutige Botschaft: „Die Taktik der Alt- und Neu-Islamisten ist seit dem 11. September 2001 mehr denn je die Verschleierung: die Verschleierung ihrer Absichten wie die Verschleierung der Frauen. (…) Das Kopftuch ist seit dem Sieg Khomeinis im Iran 1979 weltweit die Flagge der Islamisten. Wir dürfen nicht länger wegsehen, wir müssen hinsehen, genau hinsehen.“ Der Tolerante, schreibt Harry Nutt, mache sich unfreiwillig zum Agenten des politischen Islam, indem er das Kopftuch und die Gründe respektiere, aus denen heraus es getragen wird: religiöse Überzeugung, aber auch als Ausdruck persönlicher Freiheit. „Schwarzer empfiehlt ein Kopftuchverbot in der Schule. Für eine in Kampagnen erprobte Feministin ist das der Sound zu einer Debatte, die Thilo Sarrazin mit Gespür für populäre Ressentiments angestoßen hat. Die fragliche Effizienz solch rigoristischer Maßnahmen und die Probleme, die sich für den Rechtsstaat daraus ergeben, diskutiert Schwarzer nicht: Wer muslimische Symbole exorziert, der dürfte vor den christlichen Zeichen der hiesigen Staatskirchen nicht haltmachen.“

Die FR brachte Nutts Text zusammen mit zwei anderen in einem Themenschwerpunkt „Herausforderung Islam“. Da berichtet Christian Bommarius vom Deutschen Juristentag, auf dem darüber diskutiert wurde, wie der Staat dem Islam gerecht werden könne. Da warb der frühere Bundesverfassungsrichter Paul Kirchhof für eine „intensive Kultur des Dialogs“ zwischen Staat und Religionsgemeinschaften: Jeder Mensch habe ein Grundrecht auf Religion. Der Staat ist gegenüber allen Religionsgemeinschaften, auch den islamischen, zur Neutralität verpflichtet, und doch muss er auf die aktuellen Veränderungen reagieren: Die christlichen Kirchen hierzulande haben Konkurrenz bekommen – durch die Moslems. Da durfte der Hinweis nicht fehlen, dass die staatliche Neutralität, unverschleiert gesagt, ohnehin nur geheuchelt war und weiter ist, denn den christlichen Glaubensgemeinschaften werden ja gewisse Privilegien eingeräumt. Privilegien, die den Moslems nicht eingeräumt werden können, weil sie „eher schwach in heterogenen Verbänden organisiert seien“, wie Bommarius schreibt. Der Islam kenne keine Mitgliedschaften und könne daher vom Staat auch nicht als Körperschaft anerkannt werden. Juristische Spitzfindigkeiten? Nein, hier geht es ans Eingemachte. Die Frage ist immer noch nicht geklärt, wer im deutschen Islam überhaupt für wen spricht.

Vorvergangene Woche wurde in Frankreich der Gesichtsschleier verboten – auch darüber haben wir hier im FR-Blog schon gesprochen. Beifall zu dieser Entscheidung kam aus Ägypten: Abdel Muti Al-Bayyumi applaudierte. Er ist Mitglied des Hohen Rates der Geistlichkeit an der Kairoer Al-Azhar-Universität, der höchsten Lehrautorität der sunnitischen Muslime, und er sagte: „An Europa und Frankreich möchte ich als Botschaft schicken – der Niqab hat keine Grundlage im Islam, er schadet vielmehr dem Ansehen des Islam.“ Diese Debatte hatte der inzwischen  Ausgelöst hatte die Debatte vor einem Jahr der inzwischen verstorbene Großscheich Mohammed Said Tantawi angestoßen, als er bei einem Schulbesuch ein verschleiertes 12-jähriges Mädchen rüde abkanzelte und aufforderte, ihr Gesicht zu zeigen. FR-Korrespondent Martin Gehlen schreibt weiter: „Ihre Kopfbedeckung habe nichts mit dem Islam zu tun, schimpfte der Chefgelehrte und ließ anschließend Campus und Wohnheime der Al-Azhar für voll verhüllte Studentinnen sperren. Aufgeregte Proteste und zahlreiche Gerichtsverfahren waren die Folge, bei denen die renommierte Anstalt bislang Sieger blieb. Zahlreiche Universitäten, ja sogar Restaurants und Clubs, haben sich mittlerweile dem Verbot angeschlossen. Im kommenden Wintersemester will Erziehungsminister Hany Helal auch verschleierte Professorinnen aus allen Hörsälen verbannen. (…) Immer mehr moderate Muslime und säkulare Regime fühlen sich von dem gesellschaftlichen Druck der islamistischen Hardliner herausgefordert“, für die die Verhüllung der Frauen eine demonstrative Rebellion gegen ein politisches System sei, dass sie für korrupt, autokratisch und inkompetent halten. Für die Moderaten „komme der Niqab-Streit gerade Recht – als willkommener Anlass, ein Fanal zu setzen gegen die wachsende Totalopposition im Namen Gottes.“

Vielleicht hilft zunächst ein gelassener Blick auf die Geschichte des Kopftuchs. Thomas Huber aus Worms schreibt mir:

„Wer, wie ich, die Entwicklung in Ägypten über lange Zeiträume beobachtet hat, kann die Ausführungen des Artikels nur begrüßen, da hier erstmals über die vermeintliche religiöse Qualität „des Kopftuchs“ berichtet wird.
Während in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine im Hafen von Alexandria ankommende prominente Ägypterin demonstrativ ihren Schleier ablegte und damit zum Vorbild vieler moderner Ägypterinnen – im Gegensatz zu den Bauersfrauen mit schwarzem Umhang – wurde, zeigte sich ab Ende der 70er Jahre ein neuer Modetrend, der nicht unbedingt religiös gemeint war: das Tragen eines schönen Tuches, abgeschaut von Sudanesinnen, die damit ein edles Outfit hergaben und das leidige Frisurenproblem umgingen. Die Ägypterin mit arabischem Einschlag kann entweder Kraushaar tragen oder sich mit großem Aufwand eine europäische Frisur zulegen. Ab Mitte der 80er Jahre war das Kopftuchtragen in der Öffentlichkeit wieder zur gesellschaftlichen Norm der Ägypterin geworden – Frauen ohne Kopftuch sind kaum noch zu sehen. Wie die Alltagssprache und die Umgangsformen der Ägypter schon zeigen, ist ihr Diskurs sehr stark um Islam und islamische Kultur, was immer das sein mag, zentriert, vergleichbar ungefähr den Sprechgewohnheiten in einem erzkatholischen Winkel im Bayern des 19. Jhdts. Entsprechend wurde das Kopftuchtragen, das zunächst allein Mode war – je teurer das Tuch, umso wertvoller und edler die Trägerin –, eingeschlossen in die islamische Lebensführung und vom herrschenden Anstands- und Höflichkeitsislam als Ausdruck wahrer islamischer Sittlichkeit der Frau aufpoliert.
Brisant daran ist, dass in den Ländern, die den Islam wie  Ägypten in ihrer Verfassung stehen haben, der Diskurs über den „wahren“ Islam, wer in dessen Besitz ist, was islamisch oder unislamisch ist,  häufig die einzige Möglichkeit der Bevölkerung ist, politische Aussagen zu machen – so wie sich das im Iran oder Irak gezeigt hat. Eine Auseinandersetzung zu „islamisch“ oder „unislamisch“ über den Umweg des Schleiers als vermeintliches Kulturgut hielt Nagib Machfus, mit dem ich mich darüber unterhielt, daber für Europa nicht für notwendig. Im Bewusstsein der Moslems ist Europa, auch Deutschland, kein moslemisches Land, dazu zählen allein das Ursprungsland und die kurz nach der Prophetenzeit eroberten Länder.
Hierzulande über Schleier zu diskutieren bedient allein bestimmte Gruppierungen innerhalb der Moslemcommunity. Eher ließe sich darüber diskutieren, wieso  vor der Landung auf der arabischen Halbinsel bei gewissen westlichen Fluglinien die Stewardessen plötzlich einen Schleier anlegen.“

Robert Gradmann aus Karben hilft das nicht viel. Als Replik auf das Schwarzer-Buch schreibt er:

„Das Problem ist doch nicht unsere Toleranz, sondern die Intoleranz des Islam. Die Ungläubigen in Deutschland dürfen ja bekämpft werden. Viele Gewalttaten zwischen Muslimen und Ungläubigen basieren auf dieser Freiheit, da die Hemmschwelle nach unten verlegt wird. Die Politik versagt, da sie diese Tatprofile nicht erfasst. Also, ich habe Angst auf der Straße vor Muslimen.“

Klaus Philipp Mertens aus Frankfurt bemerkt zum gleichen Thema:

„Für Alice Schwarzer ist die Verschleierung der muslimischen Frauen ein Angriff auf die Selbstbestimmung der sittlichen Persönlichkeit und die konsequente Fortsetzung einer jahrhundertelangen Unterdrückung der Frau. Selbst dann, wenn Frauen sich dieses Joch vermeintlich selbst und freiwillig auferlegen. Wer gezwungen ist, sein Antlitz zu verhüllen, dem werden grundlegende Menschenrechte nicht zugestanden.
Die Infragestellung eines solchen, durch religiöse Normen bestimmten Verhaltens ruft jedoch immer wieder Mahner auf den Plan, die mehr Toleranz gegenüber Fremden und Zuwanderern einfordern.
Dabei richten sich die von Schwarzer und anderen geäußerten Vorbehalte nicht nur gegen Muslime, sie sind grundsätzliche Anfragen an das Wesen jeder Religion und Weltanschauung. Der Philosoph Karl Marx hat diesem Phänomen in seiner „Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie“ bereits vor 166 Jahren Rechnung getragen, als er schrieb: „Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist.“
Dies bedeutet im Kern, dass gesellschaftliche Normen, die überwiegend von den Herrschenden und selten von den Beherrschten formuliert wurden, im Lauf der Zeit Eingang in religiöse Gebote fanden, die dann nicht mehr in Frage gestellt werden konnten. Die Religion spiegelt eben die sozialen Verhältnisse, sowohl im Abendland als auch im Morgenland.
Elsa Sophia von Kamphoevener hat in ihrer lesenswerten Mohammed-Biografie (Mohammed – Die Legende des Islam, Zürich 1968) auf diese Verwobenheit von Land, Kultur und Sozialstrukturen hingewiesen: „Gottesglaube und seine Gestaltung entwächst dem Boden, ist stärkster Ausdruck der Volkswesenheit. So ist…der Islam Arabien und Arabien der Islam. Beide sind nicht voneinander zu trennen und sind nur voll zu verstehen eines aus dem anderen.“
Für Kamphoevener war Mohammed eine revolutionäre Persönlichkeit, weil er der Vielgötterei im Arabien seiner Zeit einen einzigen Gott entgegensetzte (in Anlehnung an Judentum und Christentum) und einem neuen sozialen und moralischen Denken Raum verschaffte, das einen Fortschritt gegenüber dem Althergebrachten bedeutete und bald Auswirkungen auf alle Bereiche des Lebens hatte. Das heilige Buch dieser neuen Religion, der Koran, bietet dementsprechend auch vielfältige Möglichkeiten, sowohl den Gottesgedanken als auch die moralischen Werte in eine jeweils neue Zeit fortzuschreiben. Aber diese Anpassung findet seit 300 Jahren nicht mehr statt, was im Wesentlichen dem sunnitischen Wahhabismus anzulasten ist, der in der Mitte des 18. Jahrhunderts die toleranteren und offeneren Formen des Islam gewaltsam verdrängte. Der Wahhabismus fragt nicht nach dem ursprünglichen Sinn religiöser Vorschriften und versucht auch nicht, zeitgemäße Antworten zu finden, sondern er will den Buchstaben der offenbarten Überlieferung erfüllen. In Saudi-Arabien ist der Wahhabismus Staatsreligion; Fanatiker wie Osama bin Laden speisen sich aus dieser Quelle.
Der Islam, der uns in Deutschland in der Gestalt türkischer und nordafrikanischer Einwanderer entgegentritt, beinhaltet nicht nur eine anti-intellektuelle Volksfrömmigkeit (die auch anderen Religionen zu eigen ist, z.B. den Evangelikalen der USA), die mit archaischen Vorstellungen über die Stellung des Mannes, der Frau und der Familie einhergeht. Er ist auch das Synonym für religiösen Fundamentalismus schlechthin und die wenigen islamischen Intellektuellen haben anscheinend längst kapituliert. So wie beispielsweise der Ägypter al-Tahtawi , welcher die Lösung der durch den Islam hervorgerufenen Probleme nur in der Übernahme der westlichen Säkularisierung, des weltanschaulich neutralen Staates und der Demokratie sah. (Siehe hierzu den Beitrag von Hassouna Mosbahi: „Soldateska des Geistes“ in TRANSATLANTIK Nr. 2/1989).
Alice Schwarzer ist deswegen zuzustimmen, dass für Toleranz gegenüber totalitären Religionen, welche grundlegende Menschenrechte in Frage stellen, in dieser Gesellschaft kein Platz ist.“

Die juristischen Probleme beschäftigen Helge Nyncke aus Mühlheim a.M.:

„Bundesverfassungsrichter Paul Kirchhof plädiert also auf dem Deutschen Juristentag „…für den Religionsunterricht an den Schulen…“, denn „…jeder Mensch habe ein Grundrecht auf Religion…“.  Doch hier unterliegt der Jurist wie so viele Lobpreiser der neuen pro-klerikalen Toleranzoffensive und des Interreligiösen Dialogs einem fundamentalen Denkfehler, den die Religionsvertreter und ihre treue Gefolgschaft stets nur allzu gerne auf sich beruhen lassen. Darum kann dem nicht oft genug widersprochen werden:
In Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen sind wörtlich Religion und Weltanschauung gleichgestellt, ebenso in Artikel 4 des deutschen Grundgesetzes („…Religion oder Weltanschauung… / …die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich“). Jeder Mensch hat also ein Grundrecht auf eine Weltanschauung seiner freien Wahl, sei sie nun religiös oder weltlich ausgerichtet. Nach dem gleichfalls grundlegenden Recht auf Bildung kann das nur bedeuten, dass jedem Bürger uneingeschränkter und neutraler Zugang zu allen dafür relevanten Informationen gewährt werden muss, also zur Geschichte der Religionen ebenso wie zur Geschichte des Humanismus, der Aufklärung, zu Philosophie, Menschheitsgeschichte, Naturwissenschaft, Kunst und Ethik. Ein konfessionell ausgerichteter schulischer Religionsunterricht steht dazu ebenso wie ein staatlich geförderter Islamunterricht eindeutig im Widerspruch, da er stets unterstellt, Religion sei eine selbstverständliche und unverzichtbare Grundlage des Lebens und aller menschlichen Grundwerte.
Gegen diese einseitige Prägung hilft nur eins: sie muss durch einen qualifizierten und bekenntnisneutralen Ethikunterricht ersetzt werden, um allen Heranwachsenden überhaupt erst zu ermöglichen, sich nach grundlegender Kenntnis und reiflicher Überlegung kompetent für die eine oder andere Weltanschauung zu entscheiden.“

Irene Nickel aus Braunschweig:

„Jeder Mensch habe ein Grundrecht auf Religion, sagte der frühere Bundesverfassungsrichter Paul Kirchhof. Ebenso gut könnte jemand sagen: „Jeder Mensch hat ein Grundrecht auf Atheismus.“ Wahr an den beiden Aussagen ist, dass jeder Mensch ein Grundrecht darauf hat, sich frei zu entscheiden: für oder gegen Religion, und für oder gegen Atheismus. Wenn junge Menschen die christliche Lehre nicht an den Schulen kennenlernten, meinte Kirchhof weiter, blieben sie bei der Ausübung dieses Grundrechts „unmündig“. Zur Mündigkeit in dieser Beziehung gehört aber mehr als die Kenntnis einer bestimmten Religion. Dazu gehören auch Kenntnisse über Alternativen zur christlichen Lehre: über religiöse Alternativen wie jüdische Religion, Islam und Buddhismus, und über nichtreligiöse Alternativen wie Atheismus und Agnostizismus. Und Kenntnisse über Religionskritik, sowohl an der christlichen wie an den nichtchristlichen Religionen, und über Kritik an den nichtreligiösen Alternativen. Der Religionsunterricht, für den Kirchhof plädiert, ist wenig geeignet, um junge Menschen in angemessener Weise über diesen Themenkreis zu informieren. Denn Religionsunterricht wird – laut Grundgesetz – „in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt“ (Artikel 7). Diese Grundsätze der Religionsgemeinschaften pflegen tendenziös zu sein: zugunsten der eigenen Religion, und teilweise entschieden ablehnend gegenüber Unglauben und gegenüber anderen Religionen. So legitim das innerhalb einer Religionsgemeinschaft sein mag – Schulunterricht ist nicht dazu da, die jungen Menschen in Richtung einer bestimmten Auffassung zu beeinflussen. Schulunterricht hat vielmehr die Aufgabe, die Fähigkeit junger Menschen fördern, sich eine eigene Meinung zu bilden. Er hat die Aufgabe, umfassende Informationen möglichst unparteiisch zu präsentieren. Also nicht in einem Religionsunterricht, sondern in einem religiös und weltanschaulich neutralen Unterricht, am besten für alle Schülerinnen und Schüler.“

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10 Kommentare zu “Anti-intellektuelle Volksfrömmigkeit

  1. Ha ha, das ist doch schön. Als hier über Integration diskutiert wurde waren die Islamophoben ganz vorn dabei. Und jetzt zeigt sich dass die islamische Welt überhaupt nicht einheitlich ist wenn man hört, was von der Uni in Kairo kommt. Ich hoffe mal dass jetzt Feindbilder bröckeln

  2. Sehr geehrte Damen und Herren,
    ich würde gerne zu Ihren Leserbriefen in der Frankfurter Rundschau vom Montag, 27.09.2010, S. 12 Stellung beziehen: Mit Interesse habe ich gerade wieder die Leserbriefe gelesen, in der die meines Erachtens unbegründete Angst vor dem Islam ausgesprochen wird.
    Exemplarisch möchte ich den Leserbrief „Ich habe Angst auf der Straße vor Muslimen“ nennen. Zunächst tut es mir für alle mitbetroffenen Leser und Menschen die solche Gedanken auch bedrücken sehr leid, da damit ein wichtiges Stück Lebensqualität abhandenkommt. Es macht mich sogar traurig, da es von einer falschen Ursache ausgeht.
    Natürlich gibt es Muslime, die durch ihr Verhalten oder verbal anderen Angst machen. Aber diese Menschen machen es aufgrund persönlicher Defizite (anderen Angst machen ist immer ein Zeichen von Schwäche) und nicht wegen der Religion.
    Ich lebe seit meiner Geburt in Deutschland, bewege mich unter Muslimen ebenso wie unter Andersgläubigen (Christen sind für uns keine Ungläubige) und andere Weltanschauungen. Manchmal in offener; aber viel öfter in subtilerer Form habe ich solche „einschüchternden“ Menschen unter allen kennengelernt. Ich befürchte dies sind Wesenseigenschaften des homo sapiens und nicht irgendeiner Religion.
    Nichtsdestotrotz kann ich nur jeden gleich welcher Religion dazu aufrufen, den Drohenden soweit dies einem persönlich möglich ist mit abwehrenden Worten entgegenzutreten und den Ängstlichen beiseite zu stehen. Vielleicht trägt dies ein wenig zur Beendigung der Missverständnisse zwischen den Religionen bei. Denn im Grunde wollen wir doch alle nur friedlich in Deutschland leben.

    Liebe Grüße

  3. @ Dehnerle #1

    Ach du jemineh, jetzt kommt wieder der Islamophobie-Käse auf den Tisch! Also nochmal: eine Phobie ist eine a) krankhafte b) unbegründete c) anhaltende Angststörung. Selbst wenn Sie mit Ihrer Psychatrisierung der Ängstlichen recht hätten: Verhöhnung per „ha ha“ wäre dennoch fehl am Platze.

    Bisher habe ich in den Threads zu Burka und Integration nur begründete Vorbehalte gegen den Islam als politisch-religöses System gelesen. Ob Ihnen diese Begründungen verständlich oder ausreichend sind, ist dabei doch völlig egal.

    Dass die Einzelnen, die sich zu diesem System (hier: Islam) bekennen, sich natürlich auch seine Schattenaeiten anrechnen lassen müssen, exerzieren wir Deutsche ja nun seit 65 Jahren durch. Die Generation meiner Eltern konnte mit ihrer Ausrede, von nichts gewusst zu haben, dank der 68er nicht durchkommen.

    Warum Muslime sich mit jeder beliebigen Koranauslegung meinen herausreden zu können und man ihnen dieses auch noch durchgehen lässt, wird mir vermutlich ewig unverständlich bleiben. Vielleicht steckt dahinter irgendein psychologischer Mechanismus, nach dem man diesmal „alles richtig machen will“, um auch nicht in den leisesten Verdacht zu geraten, man wolle eine Art Viertes Reich. Und um stolz zu zeigen „Wir haben unsere Lektion gelernt!“

    Selbst jahrtausendelange Züchtungen haben es nicht vermocht, dem Mops, dem Pudel, dem Dackel, dem Yorkshire, dem Schäferhund sein Wolfserbe wegzuzüchten – die Beissstatistiken zeigen es ja. Auch die Heilige Katholische Kirche, im Blut Hunderttausender watend, kann nur durch ständigen Druck im Zaum gehalten werden. Genauso einem dichotomischen Weltbild frönt der Islam. In der Indoktrinierung von Kindern sind sich beide ja einig: bekenntnisorientierter Religionsunterricht!

    Und dann geschwind zurück ins Mittelalter ins Jahr 1555 („Augsburger Reichs- und Religionsfriede“): cuius regio eius religio! Das bedeutete aber nicht religiöse Freiheit der Untertanen oder gar Toleranz, sondern die Freiheit der Fürsten, ihre Religion in den beherrschten Gebieten durchzusetzen. Den Untertanen, die nicht konvertieren wollten, wurde lediglich das „Recht“ eingeräumt, in ein Territorium ihres Glaubens auszuwandern. 1618 ging das Blutvergießen im Dreißigjährigen Krieg dann munter weiter.

    Statt „Toleranz gegenüber dem Islam!“ kann es im Abendland des 21. Jahrhunderts nur heissen: „Wehret den Anfängen!“. Denselben Ärger, den wir mit den christlichen Kirchen durchgemacht haben, brauchen wir nicht noch einmal. Dass endlich die Kreuze aus Schulen usw. verschwinden müssen, gehört selbstverständlich dazu.

    Wenn ich den Eiffelturm sehen will, fahre ich nach Paris. Die Pyramiden schaue ich mir in Ägypten an, Angkor Wat in Kambodscha und Machu Picchu in Peru. Und wie ein erfolgreicher Buchautor jüngst sagte (oder schrieb): „Wenn ich den Ruf des Muezzins hören will, reise ich ins Morgenland!“ So einfach ist das eigentlich.

  4. # 3,

    Schippsel, bei diesem Thema werde ich immer zu 90% auf Ihrer Seite stehen.
    Aber, ich fürchte, bei „wehret den Anfängen“ sind Sie nicht auf Höhe der Zeit. Diese Zeit wurde in Europa wohl verschlafen.
    Jetzt heißt es eher Schaden begrenzen, eingrenzen. Diese Aufgabe ist nach Sachlage schwierig genug.
    Bei den Kindern muss der Hebel angesetzt werden, denn hier wird der unselige Samen der Religionen
    immer wieder neu gesäht.

    Ethik Unterricht an allen Schulen!

    Als Erwachsener, kann dann jeder Einzelne entscheiden, welcher Richtung er sich glaubt anschließen zu müssen.

    Die vielen Atheistenverberbände, die es glücklicherweise, (fast hätte ich „Gott sei Dank“ geschrieben,) doch schon gibt, sollten sich viel stärker und überzeugender zu Wort melden.

  5. „Wehret den Anfängen“ dazu ist es wahrlich zu spät. Alice Schwarzer hat 2002 ein Buch heraus gegeben “ Die Gotteskrieger und die falsche Toleranz“. Dort sind schon die „Anfänge“ gut beschrieben. Will man noch weiter zurück gehen, ist das aufschlussreiche Buch von BatYe’or
    „Der Niedergang des orientalischen Christentum unter dem Islam“ Vom Dschihad zum Schutzvertrag zu empfehlen.
    Oder Oriana Fallaci „Die Wut und der Stolz“
    Es gibt alle Informationen – man muss sie nur lesen wollen.

  6. Ich kann nur immer wieder einwerfen, dass eine Gesellschaft, die absolute Toleranz gegenüber dem Islam und gleichzeitig das Gender Mainstreaming propagiert völlig schizophren handelt.

  7. @Markus Dehnerle:
    weil gerade der Islam zwischen den Geschlechtern so stark unterscheidet und durch das biologische das soziale Geschlecht festlegt.

  8. Doch immer wieder erstaunlich, wie der werte Markus Dehnerle hier als Protagonist auftritt, der doch neulich noch so vehement vor den ja durchaus vorhandenen Risiken und Gefahren bei der Kernkraft im inzwischen jetzt geschlossenen Blog warnte, die ich ja aber nie verschwiegen oder negiert habe, nur wäre es mir doch dabei nicht eingefallen, das Warnen vor vorhandenen Gefahren als eine Phobie zu bezeichnen. Aber so sind sie eben, diese M. Dehnerles und Co., Frau Wolf bezeichnete das vollkommen zurecht als schizophren, ich nannte das selber ja schizoid. Wer sich also für den Islam als aufgeklärter (?) Zeitgenosse im 21. Jahrhundert in der BRD stark macht, der doch nicht kompatibel mit dem GG und den Menschenrechten ist, und auch sonst keine echte Toleranz kennt zwischen den Religionen, dessen ganzes Gepräge ja noch so auf das Mittelalter im Orient ausgerichtet ist, ohne eine Aufklärung oder Entmythologisierung des Koran, die das Christentum aber schon längst hier hingenommen hatten in der Renaissance und besonders bei der Bibel durch Bultmann, aber auch durch andere, und der ja die Unterwerfung anderer Religionen unter den Islam fordert, der da nur Dhimmi und Ungläubige kennt und auch noch Dschinns und auch die Subordination der Frauen unter die Männer verlangt, dessen Religionsstifter Mohammed ja – anders als Jesus – ein Mörder und Räuber war, und sogar einen Genozid an Juden befohlen hatte, der später dann auch noch Stimmen gehört hatte über einen längeren Zeitraum hinweg, also nach heutigen Maßstäben in die Forensik gehörte, der braucht sich aber dann nicht groß zu wundern, wenn er als schizophren oder schizoid herüberkommt. MfG von A.F.

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