Unter dem Einfluss von Pisa- und Iglu-Studien wird in der deutschen Bildungslandschaft gemessen, gemessen und nochmals gemessen, um den Leistungsstand von Kindern und Jugendlichen nach Maß, Zahl und Gewicht zu ordnen. „Kompetenzmessung heißt das Zauberwort“, schreibt Joachim Kahlert in der FR und fragt: „Müssen Schülerinnen und Schüler bald auch noch ihren Zuwachs an ‚Musikhörkompetenz‘ und ‚Farbkombinationskompetenz‘ überprüfen lassen, damit es an Schulen noch Kunst- und Musikunterricht gibt? Dem liegt ein Bildungsverständnis von Krämerseelen und Pfennigfuchsern zugrunde: Investiert wird dort, wo Nutzen messbar ist.“

Ist Nutzen messbar? In den Naturwissenschaften wohl schon, denn die Natur funktioniert überall auf der Erde nach den gleichen Gesetzen. Aber, so Kahlert, „sobald ein bisschen Mensch ins Spiel kommt, mit eigenem Willen und Anspruch auf Selbstbestimmung, gerät die Legitimationsfassade für exaktes Messen ins Wanken. Das gilt gerade für pädagogisches Handeln in der Schule. (…) Wenn der Öffentlichkeit weiter eingeredet wird, pädagogische Maßnahmen und Ideen ließen sich wie naturwissenschaftlich aufklärbare Zusammenhänge erforschen, dann wird das nichts mit der Bildungsrepublik.“

Dazu Horst Leps aus Hamburg:

„Schönen Dank für diesen Artikel: Der Autor Joachim Kahlert hat vollständig Recht. Wir haben an unseren Universitäten ja kaum Unterrichtsentwicklung, die Lehrerfortbildung ist gerade an dieser Stelle oft eingeschränkt worden. Der Kern von Schule, ‚Unterricht‘, findet auch in der Politik kaum statt. Da gibt es Organisationsreform und noch mal Organisationsreform, Bedeutung für den Unterricht hat das alles nicht. Die Reaktion auf die vor PISA keineswegs unbekannte Erkenntnis ist: Die Politik macht, was sie kann: Organisation; die Wissenschaft macht, was sie kann: Forschung. Was gebraucht wird, nämlich Unterstützung und Anregung für den täglichen Schulbetrieb, findet nur hier und da mal statt.
Als Gründe vermute ich: Unterrichtsentwicklung dauert sehr lange, die Politik braucht aber schnelle Resultate; Unterrichtsentwicklung ist kaum sichtbar, die Politik braucht aber vorzeigbare Ergebnisse. Unterrichtsentwicklung findet im Klassenzimmer statt. Wissenschaftler aber haben meist keine Routine darin, sich vor die Schulklasse zu stellen und was in Gang zu setzen. Erziehungswissenschaftler mögen vieles können, über die Kompetenz, Unterricht konkret zu entwickeln, verfügen die wenigsten; sie wissen mangels Übung gar nicht, wie man das macht. Aber wie man Statistiken macht, das kann man lernen, ohne vor unruhigen Schülern ins Schleudern zu kommen. Man stelle sich Medizin-Professoren vor, die nie am Krankenbett stehen, aber dennoch dem Hausarzt sagen wollen, was man da macht. In der Medizin wohl undenkbar, in der Schulpädagogik aber der Normalfall.
So reagieren Politik und Erziehungswissenschaft nach je ihrer eigenen Logik auf die Krise, nicht jedoch nach der Logik des krisenhaften Schulsystems: In beiden Fällen so gut wie nutzlos.
Nein, nicht ganz ohne Folgen: Die Politik bringt Druck ins System, Lehrer sind permanent mit irgendwas beschäftigt, was sie davon abhält, sich mal eigene Gedanken über die Misere zu machen, die Wissenschaft kann empirisch den Lehrern ein Defizit nach dem anderen bescheinigen. Aber weder die Politik noch die Wissenschaft haben an der Krise Schuld: Die Lehrer können es nicht.
Und beschäftigen sich Erziehungswissenschaftler/Didaktiker in besonderem Maße mit Unterrichtsentwicklung, dann kann man sicher sein, sie machen es aufgrund einer persönlichen Einsicht und ohne jede besondere finanzielle Förderung, jedenfalls in meinen Schulfächern. Das gibt dann zwar dennoch gute Ergebnisse, es hängt aber an den Leuten, die sich zufällig über den Weg laufen.
Seit PISA: Verlorene Jahre.“

Ute Bickel, Grundschullehrerin aus Marburg, meint:

„Vielen Dank für diesen Artikel! Er hat mir als Grundschullehrerin aus der Seele gesprochen. Die Mess-Manie in der Bildungslandschaft geht an der Schulrealität total vorbei und dient ausschließlich der Selbstdarstellung des jeweiligen Landes oder der Anhebung großspuriger Ansprüche, die lediglich auf dem Papier viel versprechend klingen. Ich kann die Worthülse wie z.B. ‚Qualitätssicherung und Kompetenzstufe’“ und deren scheinbarer ‚Evaluation‘ nicht mehr hören! Es macht mich zunehmend wütend, wie viel Zeit und Geld in solche unfruchtbaren Maßnahmen fließen, statt dort zu investieren, wo es tatsächlich Betroffenen zu Gute kommt, sprich kleinere Klassen, bessere personelle Versorgung, Lehrmaterial, das für den geforderten veränderten Unterricht hilfreich ist. Wann entscheiden über solche Maßnahmen Personen, die tatsächlich Ein- und Überblick über den wirklichen Unterrichtsalltag mit seinen Erfordernissen haben und sinnvolle Konsequenzen einleiten?“

Und Dr. Andreas Kaun aus Frankfurt fügt hinzu:

„Der Artikel bringt das auf den Punkt, was mir nach vier Jahren universitären Pädagogikbetrieb schon lange auf die Nerven geht. Die beiden Welten ‚universitäre Erziehungswissenschaft‘ und ’schulische Wirklichkeit‘ scheinen sich immer mehr zu entzweien. Es scheint so, dass nichts, was nicht durch Datenreihen, Korrelationskoeffizienten oder Signifikanztest untermauert wird, noch als besonders wissenschaftlich angesehen wird.
Die Zahlenwerte mögen beeindruckend erscheinen, aber der schulischen Praxis bringen die ‚wissenschaftliche Erkenntnisse‘ so gut wie keinen Nutzen. Schulische Lehrwerke werden nicht wissenschaftlich begleitet, sondern im nachhinein quantitativ evaluiert. Didaktik liegt wohl in den Händen der Lehrer, die Wissenschaft kümmert sich um anderes. Bildung ist ein Prestigeobjekt, dass fast nur noch in quantitativer Sicht betrachtet wird, obwohl eine qualitative Sichtweise mehr wie angebracht wäre. Es wäre wünschenswert, dass es mehr kritische Betrachter wie Herrn Kahlert geben würde.“

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20 Kommentare zu “Messen, messen, messen

  1. Alle, die auf Massstäben herumhauen, sollten sich doch mal überlegen, wie Alternativen aussehen.
    Meinen Sie nicht, dass Kinder und Jugendliche über das verfügen, was man Ehrgeiz nennt?
    Ich denke mal, Massstäbe zu setzen – und dazu gehört auch eine Beurteilung des Geleisteten – gehört einfach dazu. Ohne dies wäre kein Anreiz vorhanden, sich weiter zu entwickeln.
    Ja, ich weiss, jetzt kommen die Sprüche wie, dass z.B. das Rad auch nur erfunden wurde, weil irgendjemand einfach zu faul war, aber ist das „das Leben“? Das Leben besteht doch nun mal auch daraus, Leistungen zu erbringen und dürfen wir unseren Kindern dieses Ziel nicht deutlich vor Augen führen?
    Allerdings halte auch ich die derzeit übliche Messerei für nicht zielführend. Es gibt halt auch Dinge, die man nicht in dieser Form bewerten kann (gab es aber auch schon zu meiner Zeit (Jahrgang 1950)).
    Künstlerisches z.B. kann man nicht in eine Norm zwängen, somit auch nicht in eine Note oder in einen sonstigen Massstab.
    Gibt es denn wirklich niemanden mehr, der/die mit Sinn und Verstand an die Sache ran geht?
    .. und gibt es niemanden, der/die endlich Schluss macht mit diesen unsäglichen Vergleichen zwischen Bundesländern, Staaten etc.?
    Wem hilft’s denn wirklich, wenn sich doch niemand mit den URSACHEN beschäftigt, statt sich an Prozent- oder Zehntel-Prozentpunkten hochzuziehen?

  2. Das so verkaufte Qualitätsmanagement haben viele schon hinter sich gelassen und fallen nicht mehr auf die Abzocker der Beraterrepublik rein.

    Mein alter Deutschlehrer sagte:
    „Wenn die Kinder den Pausengong nicht hören, ist mein Unterricht gut.“
    Messen kann jeder, mit den einfachsten Mitteln der Statistik, er muß nur ehrlich mit sich sein.

    Ausserdem können diese ganzen „Berater“ überhaupt nicht vorhersehen, welche Saat gelegt werden muß, wo und wann sie aufgeht. Da traue ich dem Gefühl eines ernsthaften Pädagogen 1000x mehr als jeder Meßreihe.
    Und:
    Niemand kann morgens am Thermometer ablesen, ob es ein guter Tag wird. Der Meßwert ist zu klein für eine so große Frage.

  3. Jeden Montag fahren Jugend und Kindergruppen nach Wangerooge und wir haben engen Kontakt
    mit Schülern,Lehrern und Aufsicht.
    Unsere Beobachtungen teils erschreckend und bewundernd.
    Es gibt Schülergruppen die in völliger Harmonie mit ihren Lehrern/in auftreten und es gibt die absolute Extreme von Vandalismus und Renitenz.
    Es gibt Lehrer denen es anzusehen ist,dass sie resigniert haben und es ihnen „Sche..egal ist was abläuft.
    Es liegt also nahe ,dass der Deutschlehrer von BVG absolut recht hat mit dem Pausengong.
    Aber es gehört schon eine Menge Idealismus und Kraft in der heutigen Zeit dazu das als Lehrer durchzustehen.
    Eigendlich gibt es keine größere Aufgabe und Verpflichtung als die des Pädagogen.
    Und sarkastisch bemerkt:
    Lieber einen bei den Kindern etwas überforderten Pädagogen als einen geliebten Demagogen.
    BVG hat es auf den Punkt gebracht:
    Der Meßwert ist zu klein „Bedeutungslos“für eine so große Frage ,allein schon auf Grund der unterschiedlichen Brennpunkte in der Gesellschaft

  4. Allen an diesem Thema Interessierten sei ergänzend das am 15.01.08 in der FR vorgestellte Buch „Ware Bildung“ von Jochen Krautz empfohlen.
    Der Autor zeigt nicht nur auf, wer die heimlichen bzw. unheimlichen Initiatoren der Ökonomisierung der Bildungsdebatte sind und welche Ziele damit verfolgt werden; viel wichtiger noch ist seine Beobachtung, dass durch die Ökonomisierung das Entscheidende in seinem Wesensgehalt verloren geht: der eigentliche Begriffsinhalt von Bildung. Wahre Bildung entzieht sich per se jedem Messverfahren, denn Bildung ist eine Haltung. Um diese zu vermitteln, bedarf es der Bezugsperson Lehrer, also eines MENSCHEN, und nicht eines Didaktik-Ingenieurs. Die gesamte PISA-Veranstaltung erweist sich in diesem Lichte als das Dämlichste, was in den vergangenen Jahrzehnten der Pädagogik zugestoßen ist. Die Betreiber dieses Projekts haben sich ohne Not als das entblößt, was sie anderen so gerne vorwerfen: Sie sind im ursprünglichen Wortsinn inkompetent. Wenn man bedenkt, wieviel Energien durch das hilflose, von keinerlei Praxisnähe geläuterte Reagieren vieler Kultusbürokratien auf die „PISA-Ergebnisse“ verschwendet wurden und werden, dann kann einem eigentlich nur schlecht werden. Und die Kinder können uns leid tun.
    Die politischen Entscheider bedürfen dringend der Fortbildung!

  5. „Wer mißt, mißt Mist“

    Diesen Spruch hat mir mein Meister (der Herr Platt, Elektro-Innung Krs. Marburg-Biedenkopf) immer gereicht, als das Handwerk noch goldenen Boden hatte, ich etwas machen mußt, er dann hinterher gucken kam und mit einem Blick feststellt: „Das stimmt vorne und hinten nicht“, worauf meine Wenigkeit mit voller Inbrunst darauf verwies: „Ich habe aber gemessen.“

    „Wer mißt, mißt Mist“

    Ich hatte zwei gute Meister fürs Leben gehabt 🙂

    (heute abend/morgen dann mehr, muß schon wieder los 😉 ) Gruß rü

  6. Mit den Pisastudien bin ich nun nicht auf dem laufenden, ob wir immer noch hinter Österreich sind? Wir in Hessen schneiden ja auch nicht so dolle ab.. aber selbst wenn, und selbst wenn wir Hessen bundesweit gleich nach Bayern kommen, helfen wird es den Betroffenen wenig.

    Der Grund ist einfach: Man hat nie jene gehört, die vor Ort tätig sind – Lehrer, Rektoren, Eltern. Ich vergesse nie das Bild in der FR (regional), wo eine Klasse abgebildet war, und unten drunter stand: Nur 10% dieser Abgänger haben eine Chance – Hauptschule. Paar Wochen später stellt sich die damalige hessische Kultusministerin vor die Öffentlichkeit und feiert, daß Hessens Schüler nun besser rechnen können – von Frankfurt und Wiesbaden abgesehen.

    Man hat die Oberbürgermeisterin von Frankfurt, Frau Roth, aber nicht traurig bei Justitia am Römerberg sitzen sehen.

    Auf die, die vor Ort alles erleben, genau wissen wo es klemmt, auf die hört man nicht und den Kindern/Jugendlichen wird was vorgelogen, daß man am liebsten aus der Haut fahren könnte. In meinen Augen übelste Volksverarsche.

    Dann bringt die FR ein (hessisches?) Beispiel, wo das System besser ist, wird irgendwie anders gemacht, das steht in der FR, aber daß da wer von Wiesbaden aufbricht, sich das mal anschaut, gar nachdenkt, gar wen zu Beratungen einlädt…

    Was nutzt das, wenn wir vorne in einer Studie stehen, oder noch besser rechnen können als letztes Jahr, und Meister sagt zum/r Bewerber/in: Lerne erstmal die 4 Grundrechenarten, dann darfst den Test machen. Der Bub/das Mädel haben mit jungen 18 Jahren verloren, weil sie was erzählt bekommen haben, was fern, noch viel weiter als die Zukunft liegt, anzutreffen ist.

  7. unsere bildungspolitik hat die gleiche qualität wie die restliche politik…..sie redet, empört sich, setzt einen quasselausschuss ein und ändert NICHTS.
    das ergebnis können wir in der energiedebatte miterleben….war die erste energiekrise nicht 1973….da stellen sich heute automobilhersteller hin und freuen sich über eine entwicklung zu alternativen antrieben , die in zwei drei jahren serienreif sind…
    wann war der pisa-schock?…Was ist bisher passiert außer dass man pubertierenden mädchen und jungen jetzt in der mittelstufe noch mehr druck macht?
    hoch leben die lerninstitute, die versuchen, das ein wenig abzufedern. naja, ich brauche reiche eltern. wie war das mit dem bildungsauftrag der gesellschaft?
    in diesem sinne regina harmsen

  8. @ regina harmsen

    Aber was soll ein solches Lamento, wenn nicht gleichzeitig aufgezeigt wird, wo AUCH EINE Ursache (von vielen) liegt: im Elternhaus.
    Wer von den Eltern setzt sich denn mit seinem Kind hin und lernt mit ihm? Zu meiner Zeit war das Gang und Gäbe (ja ich weiss, ich hab mein Gebiss noch draussen *ha ha ha*), dass sich die Eltern (auch beide!!!) hinsetzten und zumindest die Hausaufgaben, Klassenarbeiten etc. mit dem Kind durchgesprochen hatten. Das flachte dann in der „weiterführenden Schule“ ab, aber der Grundstock war gelegt.
    Hier ging es vor allem darum, dass die Kinder und Jugendlichen wussten, dass sie ausserhalb der Schule noch jemanden – zumindest zum gehört-werden und diskutieren – hatten.

    Keine Angst, ich gehöre nicht zu denen, die das Alte nur schönreden, aber einiges ist wohl wert, „reanimiert“ zu werden, oder?

  9. Lieber Hajo,
    eine weitere Frage muß sein: Welche Eltern verstehen überhaubt noch den Lernstoff den die Kinder mit nach Hause bringen?
    Bei allen Schulreformen wurde dieser Aspekt nie in Betracht gezogen und man hat die Eltern allein gelassen und so auch aus der Verantwortung genommen.
    „tut mir leid mein Kind aber da kann ich Dir nicht mehr helfen“

  10. Lieber Hajo, viele Eltern sind einfach überfordert und nicht alle können sich Nachhilfe leisten. Eine nach Schulschluß tätige Betreuung wie KITAs wird nicht überall angeboten und auch die wollen bezahlt, unterhalten, betreeut werden.

    Hier im Haus ist eine schlaue Frau, ihr Mann irgendwas mit Studiendinges A15 diese Richtung, selbst die beiden schwimmen. Sie gibt Nachhilfe, fragt mich, ob ich nicht… Ich habe mir so ein Buch angeschaut – mußte ich passen. Keine Chance. Ich hätte geholfen, für lau, aber nix zu machen. Und ich denke so geht es vielen.

  11. Schülerleistungen, soweit diese sich nicht der rationalen Bewertung entziehen, sollten auch fair bewertet werden. Denn den Schülern bewusst einen „Wertebezug“ als Orientierungspunkt vorzuenthalten ist schlicht verantwortungslos. Ist es nicht sinnvoller den Schülern selbst die Fähigkeit zum Messen an sich beizubringen statt „Fachleuten“ Material zur folgenlosen Selbstbeschäftigung zu liefern?

    Karl

  12. nein lieber rü, es sind nicht viele Eltern überfordert und das mit den geänderten Lerninhalten, lieber alterbutt, lasse ich auch nicht gelten.
    Es geht doch nicht darum (ging es bei mir such nicht), dass die Eltern die Aufgaben der Kinder erledigen, sondern darum, dass sie sich (ernsthaft) mit ihren Kindern beschäftigen, d.h., dass sie Anteil an ihrem Werden – und dazu gehört auch das Schulische – nehmen.
    Für Kinder gilt ohnehin das, was mal einer meiner Physik-Professoren (übrigens ein Physiker alter Schule = Dr. phil.) lehrte. Der sagte zu allen passenden und unpassenden 😉 Gelegenheiten: „Nur was man sich mühsam erarbeitet hat, das sitzt auch.“ (so ähnlich jedenfalls), somit müssen die Kinder schon selbst nachdenken (lernen), aber man braucht ja auch mal Kommunikation (ich meine nicht MTV, SAT, VIVA & Co.).
    Also Eltern: faule Ausreden waren gestern, heute ist das „sich-mit-dem-Nachwuchs-beschäftigen“ dran! Das hält übrigens jung
    .. und zwar ohne xyz-Feuchtcreme mit „wertvollem“ Urea (weiss jemand, was das ist? :-D)

  13. Hajo ,bin ganz Deiner Meinung,war aber der Versuch auch in diese Richtung zu denken bezüglich Gleichgültigkeit und Verdrossenheit einiger vieler.
    Aus heutiger Sicht hat mir dass auch in der Kindheit gefehlt,aber da sind damals wie heute mehrere Faktoren zu berücksichtigen.
    Wir hatten zu der Zeit 40-50er Jahre als Kinder russischer Eltern ähnliche Probleme wie wir sie heute haben mit den Migrantenkindern.

  14. Lieber Hajo, das da…

    … Es geht doch nicht darum (ging es bei mir such nicht), dass die Eltern die Aufgaben der Kinder erledigen, sondern darum, dass sie sich (ernsthaft) mit ihren Kindern beschäftigen, d.h., dass sie Anteil an ihrem Werden – und dazu gehört auch das Schulische – nehmen …

    laß‘ ich nur bedingt gelten.

    Weißt du wieviele Kinder der 7,Klasse, dann der 8. Klasse… nach Schulschluß aus der Frankensteiner Schule nicht nach Hause gingen sondern in die KT 124? Weißt du warum sie nicht nach hause konnten? Weiß du wieviel davon aus der Mühlbruchstraße kamen, und wieviele davon es zu was gebracht haben? Parallel dazu jene dir angeschaut, die nicht in die KT gingen, Vater anderswertig jahrelang unterwegs, Mutter allein erziehend mit drei Stöppken…

    Im Gallus sieht es nicht viel anders aus. Wer hat dort Kinder? Und wieviele? Beschäftige dich mal bitte damit. Es gibt auch die anderen Fälle, wo ich auch weiß, Vater kein Brocken deutsch, Mutter ein bißchen, aber die zwei Buben 12/13 die sind gut dabei. Aber das ist nicht die Regel. Dann gibt es auch die, geordnetes Elternhaus, aber alles uncool – das werden mal Verbrecher. Weiß ich – Lebenserfahrung.

    Auch ich kenne die Sprüche, da fehlt noch „du lernst nicht für mich, sondern nur für dich“ oder „du brauchst es nicht fürs Leben, sondern nur für die nächste Prüfung“.

    Mir fallen bestimmt noch ein paar ein. .-)

  15. ach Hsjo, bestimnmt 5 Kinder gingen nach Schulschluß ins Kinderheim auf dem Mühlberg… soll ja nicht unterschlagen werden.

  16. ach rü, komm emol widder runner!

    Ich bin ja nicht ignorant genug um nicht zu wissen, dass sich die Situationen seit – na sagen wir mal – mehr als 40 Jahren geändert haben
    .. da hatten insbesondere die Väter – nach einem mindestens genau so langen und anstrengenden Arbeitstag – noch Zeit UND DEN WILLEN, sich mit den Kindern hinzusetzen und den abgelaufenen Tag zu rekapitulieren. Und dabei kam es gar nicht darauf an, dass sie das Pensum der Kinder beherrschten!
    Heute setzen sich viele doch nur einfach vor die Glotze und bejammern ihr „schweres Schicksal“.
    So sieht’s doch in vielen Familien aus.

    Dass es durchaus auch anders geht, h.d., dass es auch andere Familien gibt, steht ausser Zweifel. Aber ich kann kotzen, wenn immer nur rumgejammert wird. Dann wär’s fast besser, wenn sich „die“ überhaupt keine Kinder anschaffen würden.

    So, das musste auch mal geschrieben werden.
    Übrigens: ich bin in Griesheim aufgewachsen, zwar nicht in der Ahornstrasse (nur als Beispiel), aber in einem Gebiet, in dem es noch wahre Schlachten mit den Kamerunern gab.
    Die Eltern von meinen Altersgenossinnen und -genossen und mir haben es jedoch auch hier geschafft, uns eine liebevolle und hilfreiche Betreuung zu geben. Dafür bin ich dankbar.

    Und Dein Beispiel von der allein erziehenden Mutter mit 3 Kindern: Gerade unter diesen „Schicksalen“ gibt es mehr positive Beispiele als Du denkst.

    Gruss + eine schöne Woche
    Hajo

  17. Lieber Hajo, es hilft doch aber nix. Glauben Sie dann mit fernsehweiten Aufruf „Lieber Eltern, guckt nach den Kleinen, begebt euch auf Augenhöhe“ erreichen sie diese Eltern? Die sind mit ganz anderen dingen beschäftigt.

    DAs Beispiel mit der Mutter diente dazu um aufzuzeigen, daß ohne KT es nie so gelaufen wäre, ist nicht mal so eben sagen: „Kümmer dich mal um die Kinder.“ Und trotz des gestritze der sozialen Herkunft seitens der Lehrerschaft – die Kinder wurden öffentlich vorgeführt – haben sie nicht den Weg eingeschlagen: „Leckt mich alle mal…“ Das ging aber auch nur, weil die Verantwortlichen in der KT einen neuen Weg in der „Erziehung/Betreuung“ eingeschlagen hatten.

    Sicher wäre es besser, wenn ein gewisser Schlag Mensch statt sich den Lebensunterhalt durch Kindergeld aufbessert, sich einen Apfelkrotzen zwischen die Knie klemmen würde und ihr Leben erst einmal verantwortungsbewußt in die Hand nehmen. Dann würde es auch mit den Sprößlingen klappen. Aber wer selbst gegenüber sich und der Gesellschaft keine Verantwortung zeigt, kann dies schon gar nicht an den Nachwuchs vermitteln.

    Ich gebe dir in vielen Teilen Recht, aber wir erreichen diese Eltern nicht. Und als Gesellschaft ist uns das zu kostspielig. Ich bin mir sicher, statt irgendwo ein politisches Traumschloß hingestellt, daß Geld genommen, in die Jugendarbeit/Betreuung gesteckt – aus verwahrlosten Straßenkinder mit Aussicht auf spätere Resozialisierungsmaßnahmen seitens der Gesellschaft, werden propper Mädels und Jungs.

    Dir auch eine schöne Woche (den anderen auch). Gruß rü

  18. Hallo Rü,

    es ist nicht nur „ein gewisser Schlag Menschen“ sondern die Mehrheit der Menschen hier. Selbstverantwortliches Handeln oder gar Ansätze zu Selbstrefexion werden gemieden wie die Hölle. Und genau dieser Sachverhalt wird vorgelebt. Kein wunder, wenn sich Kinder und Jugendliche daran orientieren?, geht doch!

    Karl

  19. Hallo rü und Karl

    was soll es für einen Sinn haben, immer und immer wieder Missstände zu bejammern? Ist es da nicht besser, immer und immer wieder dagegen anzugehen? Das ist mühsam, kostet Kraft, Nerven etc., ist aber m.E. der einzige Weg, eine Veränderung zu erreichen. Ich meine in diesem Fall im Verhalten der Eltern – übrigens: verallgemeinert Ihr da nicht zu stark? Ich habe andere Erfahrungen!

    Gruss + schöne Woche!
    Hajo

  20. Also ein gewisses „Maß“ an „Messung“ ist doch vonnöten, und zwar aus dem einfachen Grunde: Wie will man nach einer der zahlreichen, schon durchgeführten oder noch geplanten Reformen im Bildungswesen überhaupt wissen, ob sich etwas verbessert hat oder nicht bezüglich der Zielerreichung, die man mit dem Bildungssystem verfolgt. Das geht nicht ohne ein bestimmtes „Maß“ an „Messung“ vorher und nachher, ansonsten kann alles mögliche behauptet werden: „Alles viel schlimmer geworden“, „Alles viel besser geworden“, usw. ohne das jemand nachweisen kann, was tatsächlich der Fall ist.

    Eine Alternative wäre, jegliche Reformen im Bildungswesen einzustellen. Der Erfolg oder Mißerfolg nichtexistenter Reformen braucht auch nicht gemessen zu werden.

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