Es wird mal wieder eine Sau durchs Dorf getrieben. Diesmal hört sie auf den Namen „Umweltsau“. Der WDR-Kinderchor hat das alte Lied „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ neu aufgenommen. Es wurde ein wenig umgetextet. Da heißt es dann unter anderem:
„Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad, Motorrad, Motorrad. Das sind 1000 Liter Super jeden Monat. Meine Oma ist ne alte Umweltsau!“
Daraufhin Riesen-Aufregung, beginnend rechts außen, die sich viral durchs Netz fortpflanzt und zu einem Shitstorm gegen den WDR entwickelt. „Unverschämtheit“, „beleidigend“, „kein Respekt vor den Älteren“ – die Empörung ist massiv. Rechte Gruppen demonstrieren vor dem WDR, Mitarbeiter des Senders bekommen Morddrohungen. WDR-Intendant Tom Buhrow entschuldigte sich „ohne Wenn und Aber“, das Lied wurde aus dem Netz genommen. (Hier die Ereignisse in ausführlicherer Form, hier kann man das Video trotzdem ansehen und den Text nachlesen.)
Ein niedliches, harmloses Kinderlied, zu einer treffenden, aber ebenfalls harmlosen Satire umgedeutet, hat ganz offensichtlich einen Nerv getroffen. Die Sache erinnert entfernt an die Aufregung um jene Böhmermann-Satire, die den türkischen Präsidenten Erdogan mit Ziegen in Verbindung brachte. Nur wird hier noch deutlicher, dass offenkundig nicht jede und jeder versteht, was Satire ist und was sie soll. Sagen wir es mit Wikipedia: „Satire ist eine Kunstform, mit der Personen, Ereignisse oder Zustände kritisiert, verspottet oder angeprangert werden.“ Sie darf nicht nur wehtun, sie soll es sogar. Satire darf (fast) alles. Sie hat Grenzen nur zur persönlichen Beleidigung, die im Fall des Umweltsau-Liedes jedoch nicht vorliegen kann, weil niemand persönlich angesprochen wird. Wer die „Umweltsau“ persönlich nimmt, wird wohl seine oder ihre Gründe dafür haben. Dann hat diese Satire ihr Ziel getroffen und ihren Zweck erfüllt. Außerdem hat Satire Grenzen zur Schmähkritik. Genau das hat Jan Böhmermann in seiner Satire herausgearbeitet: Man dürfe einen Menschen nicht als „Ziegenficker“ bezeichnen. Man könne dafür sogar ins Gefängnis kommen, werde auf jeden Fall aber sofort aus der Mediathek gelöscht. Letzteres war bei ihm sofort der Fall. Satire vom Feinsten.
Man muss nicht über solche Satire lachen können. Satire ist keine Comedy, keine Frage des Humors oder des Geschmacks. Sie ist eine individuelle und – darauf kommt es an – zugespitzte Meinungsäußerung, die unter Meinungsfreiheit fällt. Und damit sind wir bei dem Punkt angelangt, der die Reaktion des WDR-Intendanten zum Skandal macht: Tom Buhrow hätte sich unbedingt vor seine Redakteure und seinen Sender stellen müssen. Er hätte sagen können und müssen:
Dieses Lied entspricht nicht meiner persönlichen Meinung, doch der WDR steht für Meinungsvielfalt und vertritt selbstverständlich die Werte des deutschen Grundgesetzes, zu denen die Meinungsfreiheit gehört. Der WDR wollte niemanden persönlich beleidigen und hat dies meiner Einschätzung nach auch nicht getan, sondern die Kollegen haben eine weit verbreitete Haltung karikiert, die da lautet: Selbstverständlich brauchen wir besseren Klimaschutz, aber damit fangen wir bitte nicht bei mir an, denn ich hänge an meinen liebgewordenen Gewohnheiten. Diese Debatte wollen und müssen wir führen, und wenn das kleine Lied, das so große Aufregung hervorgerufen hat, einen Beitrag dazu geleistet haben sollte, dann hat es seinen Zweck erfüllt.
Punkt. Mehr wäre nicht nötig gewesen. Doch Tom Buhrow hat sich nicht vor seinen Sender gestellt. Stattdessen bekräftigte er seine Kritik noch einmal. Das wird ihm inzwischen zu recht vorgeworfen. Er hat offensichtlich nicht erkannt, dass der orchestrierte Shitstorm auf einen der zentralen Werte unserer Gesellschaft zielt, das Recht auf Meinungsfreiheit. Der gleiche Sender, der einst für wunderbare und wirklich scharfe Satire in Gestalt von Ekel Alfred („Ein Herz und eine Seele“) berühmt war, zuckt ängstlich vor dumpfen Regungen aus dem braunen Sumpf zurück, der es virtuos versteht, auf der Klaviatur der öffentlichen Empörung zu spielen. Dieselben Leute, die behaupten, man dürfe in diesem Land nicht mehr alles sagen, haben erreicht, dass nicht alles gesagt werden darf. Ist das nicht eine nette Pointe?
Noch einmal: Es geht nicht darum, ob man der „Umweltsau“-Kritik zustimmt oder nicht. Man muss diese Meinung nicht teilen. Man muss das Lied nicht einmal witzig oder komisch finden. Man muss aber das Recht verteidigen, diese Meinung zu äußern. Wenn man was gegen diese Meinung hat, gibt es in den Foren und auf den Leserbriefseiten genug Raum, um sie gegen das Lied zu stellen. Am besten mit inhaltlichen Argumenten statt mit persönlicher Emphase. Dann führen wir eine Debatte, und das ist gut. Diese Debatte aber wurde durch den Shitstorm und Tom Buhrows Reaktion unterdrückt. Es ist beschämend, dass sich so viele Menschen in Deutschland von den Rechten haben instrumentalisieren lassen, offenbar ohne zu begreifen, was da eigentlich geschieht.
Mit der Wucht eines Straßenpanzers
Die Morddrohungen gegen WDR-Redakteure, die das Satire-Lied „Meine Oma ist ‚ne alte Umweltsau“ produzierten und per Facebook verbreiteten, entlarven erneut die Milieus, welche sich in den so genannten „sozialen Netzwerken“ tummeln. Nur noch eine Minderheit der Nutzer lässt sich dem demokratischen Spektrum zurechnen. Die Shitstorms gegen seriöse politische Kritik bewegen sich auf dem Niveau von AfD & Konsorten und werden auch ganz offensichtlich von diesen Kreisen losgetreten.
Wenn sich WDR-Intendant Tom Buhrow für etwas zu entschuldigen hätte, dann für die Präsenz des Senders auf Facebook, Instagram und Whatsapp. Denn der öffentlich-rechtliche Rundfunk verrät durch seine Teilnahme bei den Dissozialen die Prinzipien, die 1945 zu seiner Gründung führten (Radio Hamburg/Nordwestdeutscher Rundfunk). Dabei ist es unerheblich, ob das Video lediglich im privaten Facebook-Account eines Mitarbeiters oder innerhalb der offiziellen WDR-Facebook-Seite gezeigt wurde. Den demokratischen Sektor verlässt man so oder so nicht.
Gegen Teile des beanstandeten und umformulierten alten Liedes sind Einwände durchaus berechtigt. Denn die Klimakatastrophe muss vor allem den Eltern jener Kinder und Jugendlichen angelastet werden, die heute bei „Fridays für Future“ protestieren. Und weniger deren Großeltern. Die Oma, welche im Hühnerstall Motorrad fährt, müsste sinnbildlich durch die Mutti ersetzt werden, die sich als wahre Tussi entpuppt und die Städte mit den Abgasen ihres SUV vergiftet (z.B. wenn sie den Geländewagen als Elterntaxi verwendet). Gleiches gilt für den Pappi, der sich über die Wucht seines Straßen-Panzers definiert.
Satire hat sich eben nicht nur gegen Mächtige zu richten, wie Tom Buhrow meint, sondern auch gegen Dummheit. Letztere ist allzu häufig Voraussetzung dafür, dass Macht und Abhängigkeit überhaupt entstehen können.
Klaus Philipp Mertens, Frankfurt
Der Mitwelt-Gedanke muss nach oben auf der Agenda
Um Feindbilder aufzubauen ist Schuldzuweisung ein probates Mittel, es löst allerdings keines der bereits seit Jahrzehnten auf uns zurollenden Klimaprobleme. Nun also Jung gegen Alt, dabei gibt es zweifelsfrei nicht nur alte Umweltsäue, sondern auch junge. Die für mich als Urgroßvater entscheidende Frage ist: „Was tust du für deine Mitwelt, damit es nicht zur Klimakatastrophe kommt?“
Denn wenn sich jeder angemessen, entsprechend seinen wirtschaftlichen Möglichkeiten, beteiligen würde, wäre das Problem halb so groß. Also den Mitwelt-Gedanken von unten nach oben schieben. Greta Thunberg für den Zeitgeist und Gandhi für gestern sind gelebte Beispiele.
Interventionen der Staaten wären weltweit seit gut 45 Jahren möglich gewesen, wir können sie vergessen. Der 1. Bericht des „Club of Rome“ datiert von 1972! Und wichtige Staaten negieren den von Menschen gemachten Klimawandel auch heute noch, siehe USA und Australien.
Akkumuliert über die letzten Jahre habe ich 130 000 kWh Strom erzeugt, teilwweise selbst verbraucht und überwiegend ins Netz gespeist. Also so viel wie ein Vier-Personen-Haushalt in etwa 30 Jahren verbraucht.
Für meine kleinen Enkel und Urenkel brauche ich zwingend Nachahmer!
Was in den Diskussionen, Interviews, Kommentaren etc. viel zu kurz kommt und kaum kommuniziert wird, ist eine wirkliche Umweltsau, die Mitweltbelastung durch das Militär. Alleine schon der finanzielle Aufwand des Westens von jährlich etwa 1 000 000 000 000 US-Dollar ist menschenverachtend. Was bitte machen „unsere“ gut 1000 Soldaten einer Verteidigungsarmee (!) in Mali, angestrebte Tendenz: steigend? Daher immer wieder mein Motto: „Statt Bundeswehr umsonst mit Nah- und Fernverkehr!“ Dies würde nicht nur der Mitwelt helfen, sondern einen Beitrag für die Menschheit darstellen!
Gorch Atzberger, Bad Camberg
Beschimpfen bringt nichts
Ich kann verstehen, dass das Thema Umwelt noch mehr Druck braucht. Muss das aber immer mehr zur Verrohung der Sprache beitragen? Welches Kind nennt seine Oma „Umweltsau“? Hier läuft das Thema völlig aus dem Ruder und kommt auf eine Ebene, die mit der Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit des Anliegens nichts zu tun hat. Erreicht man andere, in dem man sie beschimpft? Es ist wirklich krass, welche Nebenschauplätze bei diesem Thema aufgemacht werden. Ja, die älteren Generationen haben die Warnungen der Wissenschaftler verdrängt und ja, unsere Politiker haben den Ernst der Lage ignoriert. Dies tun sie auch jetzt und die Hilflosigkeit die mich immer wieder befällt, angesichts der Unfähigkeit der Menschen, adäquat auf die Bedrohung unserer Lebensgrundlagen zu reagieren, ist groß. Nur führt das gegenseitige verunglimpfen zum Ziel, zur Bewusstheit des Handlungsbedarfes? Wohl eher nicht. Es entstehen neue Fronten, anstatt zu sehen, dass es ein gesamtgesellschaftliches Thema ist. Sind wir wirklich nicht fähig anders damit umzugehen?
Nun hat Bronskis Einleitung sicher Wesentliches bereits benannt. Dennoch erscheint das, was da vorgeht, noch um einiges schlimmer.
Denn das Hauptproblem besteht nicht im Missverständnis von Satire. Erkennbar schon an der Zahl der Kommentare zum Kommentare in der FR: 340 – das dürfte ein neuer Rekord sein!
(https://www.fr.de/meinung/wdr-satire-dann-eine-umweltsau-13373326.html#idAnchComments)
Und das für eine läppische Parodie!
Nun ist kein einziger Kommentar dabei, der die „Qualität“ verteidigt: Wem beim Parodieren eines immerhin noch witzigen Liedes nichts Besseres einfällt, als „Meine Oma ist ’ne ganz patente Frau“ umzudichten zu „Meine Oma ist ’ne alte Umweltsau!“, dem wäre im gleichen Stil zu kontern: „Das ist nun aber unter aller Sau!“
Wer aber wegen einer missratenen Parodie den Erregungsfaktor gleich so hochschraubt, der wäre – vorsichtig ausgedrückt – zu fragen, in welcher Welt er denn lebt, angesichts dessen, was einem auf RTL2 (unter anderem) an perversen Geschmacklosigkeiten zugemutet wird. Oder schlimmer noch: Was etwa eine Renate Künast – mit höchst richterlichem Segen – sich so an üblen Beschimpfungen bieten lassen muss.
Heuchlerisch – und mit Textverfälschungen verbunden – auch der „empörte“ Vorwurf der „Beschimpfung einer ganzen Generation“ Wer meint, sich über Satire äußern zu müssen, von dem sollte man schon erwarten dürfen, sprachlich zwischen „meine Oma“ und „alle Omas“ unterscheiden zu können.
Und, wie Bronski richtig anmerkt: Wer jede Kritik auf sich bezieht, der ist selbst schuld. Ich als Opa denke gar nicht daran.
Der entscheidende Aspekt ist aber folgender:
Die da „spontan“ auf dem Kölner Domplatz ihre „Empörung“ äußerten, das waren, in überwältigender Mehrheit, keine Omas und Opas, sondern stämmige Burschen in schwarzer Lederkluft mit Aufschrift in gotischen Lettern.
(https://twitter.com/hashtag/OmaGate?src=hash, StefanM64)
Dazu ein Auszug aus einer Auswertung der Twitter-Beiträge:
„Einer Twitter-Auswertung zufolge seien bis 30. Dezember 210.000 Tweets zum Thema abgesetzt worden – in einer ersten Welle vor allem von rechten Multiplikatoren.“
(https://www.fr.de/politik/w…/politik/w…, Stand 30.12., also zu Beginn der „Aktion“)
Weiter im „Merkur“:
„Nach Ansicht eines Experten geht die große Aufregung um die fehlgeschlagene „Umweltsau“-Satire des WDR unter anderem auf gezielte „Mobilisierung“ rechter Social-Media-Accounts zurück. „Oma-Gate“ sei „ein ganz typisches Beispiel rechter Empörung und Mobilisierung – sowohl, was die Struktur, als auch, was die Themen und Argumente anbelangt“, sagte der Autor Patrick Stegemann dem Spiegel.“
(https://www.merkur.de/polit…
Fügt man noch die umgehend weiter erfolgten Morddrohungen gegen Mitarbeiter des WDR hinzu, so wie auch die (zum Glück höchst mickrigen) „Protestaktionen“ gegen „Rundfunkbeiträge für die ÖR“, dann weiß man, was hier „gespielt“ wird und von wem.
(https://www.fr.de/politik/umweltsau-video-erneut-rechter-aufmarsch-13419132.html)
FFF hat offensichtlich einen Nerv der organisierten Klimawandelleugner getroffen. So sehr, dass jede Form der Instrumentalisierung Recht ist, auch die von politisch desinteressierten „Omas“, die halt ein bisschen „Anstand“ erwarten und den Ausdruck „Sau“ nicht ertragen können.
Man wird sich wohl darauf einstellen müssen, dass in der Weise noch viele „Säue durchs Dorf getrieben werden“.
Der Text ist einfach schlecht. Und das ärgert mich an dem Song. Mehr eigentlich nicht. Und deshalb ist auch die Debatte völlig überflüssig. Sie ist so aufgeblasen wie eben nur „Soziale“ Medien ein Thema aufblasen. Heiße Luft ohne Gehalt. Wie der Text. Dessen „Qualität“ wäre ein Grund gewesen, sich zu entschuldigen. Den Rest werden Oma und Opa – ich bin selbst in dem Alter – ertragen können. Der WDR sollte nun dafür sorgen, dass Satire – die Kunstgattung (Literatur, Karikatur, Film), die durch Übertreibung, Ironie und [beißenden] Spott an Personen, Ereignissen Kritik übt, sie der Lächerlichkeit preisgibt, Zustände anprangert, mit scharfem Witz geißelt / Duden – tatsächlich im Programm des WDR stattfindet und nicht solch flache Witzelei …
Der künstlerische Leiter des Chors sollte ebenso seinen Hut nehmen wie die verantwortlichen Herren vom WDR. Die Kids, die dieses Liedchen vorgetragen haben, sind wahrscheinlich diejenigen, die durch ihren unnötigen Stromverbrauch aufgrund ihrer Hörigkeit im digitalen Smartphone-Zeitalter eher Umweltsünden begehen als irgendeine Oma auf dieser, unserer Erde und die sich auch noch das Recht herausnehmen, Freitags die Schule zu schwänzen. Wenn sie meinen, sie müssten ihren lahmarschigen Eltern zeigen, was man gegen den Klimawandel tun sollte, dann können sie das daheim oder in einer Demo am Samstag oder Sonntag erreichen. Stattdessen lassen sie sich am Wochenende lieber im dicken BMW oder Daimler – möglichst noch im SUV – durch die Gegend fahren. Auch für den Weg zur Schule ist solch ein Gefährt praktisch und akzeptabel.
Für mich sind derartige Auswüchse wirklich nur im „Suff“ zu ertragen !
Ein Klimalied des WDR-Kinderchors mit nachfolgendem Refrain sorgt in Deutschland derzeit für reichlich Zündstoff:
„Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad, …. Meine Oma ist ne alte Umweltsau!“. Der „Oma-Gate“ und seine Nachwirkungen ziehen weite Kreise. Die verantwortlichen Mitarbeiter des WDR erhielten sogar Morddrohungen und stehen unter Personenschutz.Was ist bloß los mit dieser Gesellschaft?
Die vergangene Dekade war geprägt von einem Rückzug von Anstand und Respekt und einer zunehmenden Spaltung und Polarisierung der Gesellschaft. Die Bereitschaft, Grundregeln des menschlichen Anstands und Zusammenlebens zu brechen, ist überall im Lande und quer durch die Gesellschaftsschichten zu beobachten. Man muss kein Kulturpessimist sein, um den Verdacht zu hegen, dass das Projekt Aufklärung gerade wieder einmal dabei ist, in sein Gegenteil umzuschlagen.
Der Tanker Deutschland treibt seit einigen Jahren führungs- und orientierungslos in schwerer See. Die „Kapitänin“ lässt sich immer seltener an Bord sehen. Weder die Klimadebatte noch die Flüchtlingskrise sind die wirklichen Ursachen dieser Entwicklung. Sie entfalten lediglich die Wirkung von Brandbeschleunigern. In Deutschland ist es scheinbar kaum noch möglich, grundlegende und wichtige Debatten in einer von gegenseitigem Respekt geprägten Umgangsform zu führen.
In jedem gut geführten Unternehmen würde der Chef sofort eingreifen, wenn die Mitarbeiter derart despektierlich miteinander umgehen. Ist den älteren Menschen ein Vorwurf daraus zu machen, wenn sie in ihrem wohlverdienten Ruhestand ihr Leben von dessen angenehmen Seite betrachten und einmal etwas nur für sich selbst tun möchten, statt immer für andere da zu sein? Schließlich ist das Leben ist im wahrsten Sinne des Wortes „einmalig“.
Wer möchte den ersten Stein auf sie werfen in der Gewissheit, dass deren Klima- und Umweltbilanz tatsächlich so schlecht ausfällt wie oftmals behauptet wird? „Klimaschützer“ möchte ich die alte Weisheit mit auf den Weg geben: „Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen“.
„Unsre Oma fährt im Hühnerstall Motorrad, mal rechts, mal links herum, Videbumm!“ sangen wir in unserer Heimat, – Sendegebiet des WDR., – Heimat auch von Herren Müntefering und Merz ( mit seinem Moped).
Oma als Umweltsau im Hühnerstall, – nein, das geht wahrlich nicht. Auch uns Kindern war bewusst, dass das nicht passt. Aber wir stellten uns die Idee, den Gedanken lustig vor, heute: cool, im reiferen Alter: eine zwar überzogene aber urkomische Persiflage.
Bei alle Liebe zum Getier: Ja – damals waren die Hühner wohl auf der Wiese, also nicht im Stall, wenn Lied-Oma ihre Motocross-Runden drehte und nochmal: Ja, – dort ins Freie, da sollen die Hühner auch wieder hin.
Alles Weitere in dem Lied: billigstes Fleisch, SUV-Benz-iner, Roh-Öl-Kreuzfahrer,- das bitte oft ganz laut singen!
Satire muss übertreiben sonst wirkt sie nicht.
Die böse Reaktion auf das Lied zeigt, dass ein Nerv getroffen wurde. Die Kinder haben uns den Spiegel vorgehalten und wir wollen uns nicht darin erkennen. FfF wird sich freuen endlich einen Mitstreiter zu haben. Die Erde brennt, aber uns geht es gut. Es sind auch nicht nur
die Omas gemeint die mit dem Rollator unterwegs sind sondern auch die jungen Omas
Mitte 50 die mit dem SUV die Enkel zum Kindergarten fahren müssen, weil die Eltern arbeiten müssen. Ich finde das Lied klasse und werde auch weiter FfF unterstützen.
@ Ingrid Kellermann, Alfred Kastner
„Was ist bloß los mit dieser Gesellschaft?“ fragt Herr Kastner.
Das kann man wohl tun. Eine Antwort wird man aber nur finden, wenn man nicht bei allgemeinem „kulturpessimistischem“ Wehklagen bleibt, sondern den Dingen auf den Grund geht, Ross und Reiter nennt.
Nun weiß man freilich (noch) nicht genau, wer hinter den „Morddrohungen gegen WDR-Mitarbeiter“ steht.
Es ist aber bekannt, wer gezielt und skrupellos „Rückzug von Anstand und Respekt“ betreibt, Menschen – und in dem Fall auch noch Omas – für seine perfiden Ziele instrumentiert. Und sie sind in den von mir verlinkten Artikeln auch benannt. Man muss das nur zur Kenntnis nehmen und Schlüsse daraus ziehen wollen.
Was die Klagen über „Auswüchse“ von Frau Kellermann, betrifft, fällt mir nicht mehr viel dazu ein. Wer in solchen plumpen Klischees, vor allem über Jugendliche, schwelgt und meint, Kritik „im Suff“ ersticken zu müssen, der hat es nicht besser verdient. (Was selbstverständlich, wie bereits geäußert, keine Rechtfertigung für eine missratene Parodie ist.)
Nun war ich selbst zweimal in Freiburg dabei, mit meiner 87-jährigen Schwester und deren 92-jähriger Freundin, unter über 20.000 Jugendlichen. Nicht einer, der „lahmarschigen Eltern“ etwas zeigen wollte, ganz im Gegenteil: Alle äußerst respektvoll und ausgesprochen diszipliniert.
Bleibt zu hoffen, dass diese Jugend für ihre Zukunft und die unserer gemeinsamen Erde sich noch mehr „Rechte herausnehmen“ und von Älteren, im Sinne gemeinsamer Verantwortung, noch mehr Unterstützung erfahren wird.
Die Menschheit leidet an Babylonischer Verwirrung. Man kann das nicht ernst nehmen. Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad und die ganzen blöden Deppen hinterher…..
Ich als Oma (80 plus) lebe ziemlich umweltbewussr, wie viele andere auch. Schaue ich mir aber die Jugendlichen im Allgemeinen an, frage ich mich, was sie fordern. Sie brauchen immer das neueste Smartphone, das ständig online ist, die neuesten Sneakers und so weiter. Sie sollten samstags demonstrieren. In der Freizeit. Die Anzahl würde sich sofort halbieren.
Die Omas und Opas sind meiner Meinung nach noch die Sparsamsten mit Ressourcen, weil wir es noch gelernt haben. Ein Beispiel für Sparsamkeit: Jedes dritte Auto ist ein kleiner Panzer – wozu? Weil die Nachbarn auch einen haben. Oder weil sie es sich einfach leisten können. Die SUV gehören doppelt besteuert. Der Umwelt zuliebe fängt jeder am besten bei sich selbst an und wirft z.B. die Kippen nicht einfach auf die Straße. Es gibt tausend Beispiele. Also fangen wir es endlich an. Die Jungen, die Mittelalten und Omas und Opas
Übrigens fahren die Omas nicht nur im Hühnerstall Motorrad, sondern heute auch mit dem Traktor zur Demo.
Elise Schneider, Bad Orb
Hallo Frau Schneider,
wenn sie heute mit dem Traktor zur Demo fahren sind sie vermutlichen in der Landwirtschaft tätig, oder ? Wenn ja, was wollen Sie mit der Demo erreichen ? Noch mehr Gift auf den Acker und Gülle ins Grundwasser ?Wenn das ihre Art umweltbewusst zu leben ist, haben sie irgend etwas nicht richtig verstanden.
Sie haben Recht, der Umwelt zuliebe fange jeder bei sich an !!
@ Elise Schneider:
Ihre Äusserungen gefallen mir, „Oma“.