Ist die Nato jetzt kein Verteidigungsbündnis mehr?

Ich habe viele Leserbriefe zu den Artikeln „Hungerspiele im Donbass“ und „Angst vor der ökonomischen Krise“ bekommen, in denen versucht wird, die Entwicklung der Ukraine-Krise Revue passieren zu lassen. Die Leserbriefe zeugen durch die Bank vom Entsetzen ihrer Autorinnen und Autoren über das Gelesene. Auch ich persönlich war und bin befremdet über Sätze wie diesen: „Der Westen tat nichts, ihm fehlten die Nerven für diese Konfrontation.“ Daraus lasen einige von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, Kriegstreiberei der FR, denn Sätze wie dieser – es kommen noch weitere Formulierungen dieser Art im Text vor – sind natürlich als Vorwurf an die Politik des Westens zu lesen, die gegen die „aggressiven Russen“ nicht entschlossen genug aufgetreten sind.

Nun weiß natürlich auch unser Autor Stefan Scholl, dass die Nato ein Verteidigungsbündnis ist, dass die Ukraine kein Nato-Mitglied ist und dass es daher keinerlei rechtliche oder vertragliche Grundlage für ein Eingreifen der Nato gegeben hat und gibt. Auch dürfte die Ukraine so bald nicht aufgenommen werden, da die Nato-Statuten so was für Staaten verbieten, die sich in einer laufenden militärischen Konfrontation befinden. Wenn Sätze wie der oben zitierte wirklich seine Meinung sind, würde ich mir Sorgen machen. Doch Stefan Scholl hat in seinem Artikel etwas versucht, was in der ganzen Debatte über den „neuen kalten Krieg“, der in der Ukraine ein heißer ist, hierzulande untergegangen ist: Er hat sich in die Perspektive der Ukraine hineinversetzt und lässt uns in diesem Artikel wissen, wie das Verhalten des Westens aus dieser Sicht wirkt. Ich glaube, dies am Text selbst belegen zu können. So schreibt Scholl etwa:

„Für die Ukrainer war es ein Schock, dass außer den aggressiven Russen auch die westlichen Atommächte USA und Großbritannien die 1994 in Budapest gegebene Garantie für die territoriale Unversehrtheit ihres Staatsgebietes glatt ignorierten. Das Stillhalten wiederbelebte alte Traumata auch in anderen russischen Nachbarstaaten. Aus Sicht vieler Osteuropäer wäre die Entsendung von Nato-Truppen nach Donezk, Lugansk und Charkow die passende Antwort auf die Krim gewesen. Müßig zu diskutieren, ob der Kreml dann den Dritten Weltkrieg riskiert hätte. Oder ob die mehr als 4000 Menschen, die nach dem Eindringen der ersten russischen Stoßtrupps im Donbass ums Leben kamen, jetzt noch lebten. Der Westen tat nichts, ihm fehlten die Nerven für diese Konfrontation.“

Wir haben — auch hier im FR-Blog — viel über das Gezerre zwischen dem Westen und Russland geredet, dessen Spielball die Ukraine ist. Über die Ukraine selbst haben wir dagegen so gut wie gar nicht geredet. Oder wenn, dann haben wir sie aus der Perspektive des Westens betrachtet und sie angeklagt, weil offenkundig Faschisten maßgeblich am Maidan-Aufstand mitwirkten. Dass in der Ukraine keine Aufarbeitung der Kollaboration mit den Nazis während des Zweiten Weltkrieges stattgefunden hat, so dass dieses Land keine kritische Distanz, wie sie bei uns üblich ist (bzw. sein sollte), zu diesem dunklen Kapitel seiner Geschichte aufbauen konnte, haben wir dabei nicht gesehen. Wir haben auch nicht gesehen, wie demütigend es für die Ukrainer zu sein scheint, in dieser Form hin- und hergestoßen zu werden. Diese Demütigung und die daraus resultierende psychische Situation hat Stefan Scholl in seinem Text abzubilden versucht. Natürlich fallen die Urteile dann harsch aus: Im Grunde hat der Westen die Ukraine verraten, denn er hat Sicherheitsgarantien gegeben, die im entscheidenden Moment schlicht vergessen wurden. So kann man das sehen, wenn man Ukrainer ist.

Als Deutscher sehe ich das völlig anders, und auch die deutsche Politik sieht es anders. Ein militärisches Eingreifen der Nato stand nie ernsthaft zur Debatte. Wenn jemand hätte militärisch eingreifen können (oder müssen?), dann die US-Amerikaner und die Briten, die der Ukraine die Sicherheitsgarantie gegeben haben. Der Vorwurf der Ukrainer, wie Scholl ihn skizziert, geht also an die falsche Adresse. Aber wenn man so gedemütigt wurde wie die Ukraine, fehlt einem wohl der Sinn für solche Feinheiten. Dann ist der Westen einfach der Westen. Dass es gewaltige Unterschiede der Positionen innerhalb des Westens gibt, darüber sollten wir uns vielleicht gelegentlich mal unterhalten, denn das Kalter-Krieg-Denken mancher Zeitgenossen — auch Linker, die Position pro Putin bezogen — lässt solche Differenzierungen ebenfalls völlig außer Acht.

Ich plädiere dafür, den Scholl-Text unter diesem Aspekt noch einmal in Ruhe zu lesen.

Und nun zu den Leserbriefen. Werner Leucht aus Neckarsulm meint:

„Die EU verschärft den Druck auf Russland. Die russische Wirtschaft gerät ins Stottern. Es stellt sich mir die Frage, was dies alles für einen Sinn haben soll. Was geht uns die Krim und die Ukraine an? Wir sollten nicht vergessen, dass Russland eine Atommacht ist, die man nicht destabilisieren sollte. Ein Hund, der in die Ecke getrieben wird, beißt. Einen Atomkrieg kann niemand ernsthaft in seine Überlegungen einbeziehen. Also: Schluss mit den Sanktionen gegen Russland!“

Walter Ruffler aus Bremen:

„Angesichts der besinnlich-selbstkritischen Zeilen von Joachim Frank in seinem Kommentar „Medien unter Beschuss“ über die Mitverantwortung am Glaubwürdigkeitsverlust war ich drauf und dran, der FR die einseitig negativen Berichte über Russland zu verzeihen, da versemmelt Stefan Scholl wieder alles. Er wirft dem Westen vor, in der Ukraine-Krise nicht sogleich militärisch eingegriffen zu haben, insgeheim hofft er offenbar, dass die Nato diese Scharte auswetzen möge. Selten habe ich einen derartig kriegstreiberischen Artikel in einer deutschen Zeitung gelesen. Tunlichst verschweigt er den in Europa einzigartigen Fall, dass der demokratisch gewählte Präsident Janukowitsch von der Opposition mit Unterstützung der USA weggeputscht wurde und dass die Mehrheit der Krim-Bewohner den Anschluss an Russland begrüßt und auch ein Großteil der Menschen im Donbass von der Regierung in Kiew nichts wissen will, insbesondere nach den Angriffen der ukrainischen Armee auf Städte und Dörfer, ein Krieg gegen das eigene Volk. Vermutlich wäre eine Lösung des Konflikts am besten möglich, wenn man sie in die Hände der Betroffenen legt, durch ein Referendum der Bevölkerung des Donbass über seine staatliche Verfasstheit.
Im Artikel „Angst vor der ökonomischen Krise“ polemisiert Scholl reichlich unkollegial: Russland „installiert gerade in Berlin eine Redaktion seines Propagandasenders Russia Today, der seine Verschwörungstheorien auch auf Deutsch verbreiten will.“ Ehrlich gesagt: Nach derartig einseitigen Artikeln von Stefan Scholl finde ich Russia Today Deutsch geradezu als Lichtblick, insbesondere das Format „Der fehlende Part“ mit Jasmin Kosubek, die auch mal Willi Wimmer von der CDU interviewt.“

Elisabeth Wendland aus Hamburg:

„Welchen Informations- oder Erkenntniswert haben diese Artikel, die zwei Seiten der FR einnehmen? Der Westen hat also versagt, Herr Scholl, weil er nicht bereit ist, den Konflikt mit Russland weiter zu forcieren? Der Westen bzw. die Nato sind feige, weil sie keine Waffen und Truppen in die Ukraine schicken und dort auch einsetzen? Die Nato ist also kein Verteidigungsbündnis mehr? Was stellen Sie, Herr Scholl, sich vor, was passiert, wenn der Westen bereit ist, Waffen und Soldaten in der Ukraine einzusetzen? Stellen Sie Ihre Alternativen zum „Nichtstun“ des Westens einmal bis zum Ende dar. Wie dieser „Sieg“aussieht, den Sie mit den von Ihnen propagierten Mitteln über Russland und Putin meinen erringen zu können, bin ich sehr gespannt zu erfahren! Und auch wie Sie künftig Ostpolitik betreiben würden. Diese Ausführung wäre eine Seite in der FR möglicherweise wert! Aber vielleicht haben Sie über die Folgen Ihrer Positionen und Ratschläge noch gar nicht bis zum Ende nachgedacht?“

Helmut Roth aus Geisenheim:

„Herr Scholl erwähnt den seiner Meinung nach „von Gasprom eingekauften ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder“, ohne uns Leser über die Höhe des Kaufpreises zu informieren. Muss er auch nicht. Er fragt ja auch bei seinen Freunden in der Ukraine nicht nach, wer wie viel für welche Dienstleistungen bekommen hat von den fünf Mrd. US-Dollar, die im Lauf der letzten Jahre von den USA in die Ukraine geflossen sind. Das will hier niemand wissen. Ex-Geheimdienstmann Putin weiß das sicher. Ihm scheint aber völlig egal zu sein, dass hier im Westen kein Schwein verstehen kann, wie Russland auf die Aktivitäten der ukrainischen US-Vasallen reagiert.
Herr Scholl warnt „die westeuropäischen Politiker“, sie könnten „auf den Knien landen“, sollten sie beim Sanktionen-Verhängen nachlässig werden. Mag ja sein, dass der FR das Bild kniender westlicher Politiker nicht fremd ist angesichts des Eifers, den einige unserer Politiker entwickeln, wenn sie aus dem Mund einer US-Frontfrau hören: „Fuck the EU!““

Günter Neubauer aus Bonn:

„Dass ein Stefan Scholl zum weihnachtlichen Friedensfest den kalten Krieg auch in die FR tragen kann, statt dass er Deutsche und Europäer zu Entspannung und Besinnung zwischen den imperialen Mächten aufruft, ist das Nachlässigkeit oder Absicht? Mit seiner vehementen Polemik gegen alle Entspannungspolitiker im Ukraine-Konflikt reiht sich Stefan Scholl in die Front der kalten Krieger ein: „Wenn Du Frieden willst, bereite den Krieg“.
Statt vor den USA/der Nato „einzuknicken“, sollte Herr Scholl den Leserbrief von Ulrich Spangenberger in derselben Ausgabe beherzigen und in der „Schock-Strategie“ von Naomi Klein lesen, dass die USA schon immer mit nicht weniger kriegerischen Mitteln als Putin um ihre Weltmacht-Interessen kämpfen.“

Carlo Schmied aus Hanau:

„Ein tolles Weihnachtsmärchen hat sich da der Geschichtenerzähler Stefan Scholl zusammengestrickt, finanziert siehe unten.
Die faschistische Maidan-Revolution wurde von den Scharfschützen der eigenen Klientel vollzogen. Immer nach dem mehr oder weniger Gleichen Schema, wie der Sender Gleiwitz, der Fall von Tonking, der Irak-Krieg u.s.w. Was hat Russland (Putin) von dem angeblichen Krieg gegen die Ukraine? Nämlich nichts. Ein Hinweis auf die Ukraine, sie hat als ehemalige Sowjetrepublik natürlich nur russische Waffen. Wieso kämpft das ukrainische Militär gegen die eigene Bevölkerung, die russischen Separatisten. Das wären doch normaler weise polizeiliche Aufgaben. Denn welchen Sinn macht es sich kriegerisch vom Land zu Trennen. Warum macht man das nicht wie in Deutschland? Nach dem letzten Krieg das Saarland per Volksabstimmung sich für Deutschland oder Frankreich entscheiden konnte, warum muß das immer mit Blutvergießen sein? Wieso wird Russland (Putin) als Aggressor und Kriegstreiber hingestellt? Es gibt im Westen nichts zu holen,aber im Osten. Es ist nur gut zu verstehen wenn Putin Angst vor der neuen Natoaufrüstung an Russlands Westgrenzen hat. Es wäre nicht das erste Mal. Schon 1941 unter Hitlers Russlandfeldzug ging es um die Bodenschätze im Osten, mit seinen verheerenden Folgen. Und jetzt kommts, die ukrainischen Faschisten waren auch damals schon mit von der Partie, wie auch Letten und Litauer, es ist geschichtlich dokumentiert. Da war doch was mit einem Flugzeugabschuss über der Ostukraine? Wieso ist es nach der Untersuchung so still und leise geworden? Wie bekloppt müßten die Separatisten sein um mit einem Flugzeugabschuss ihr Ziel zu erreichen. Das ukrainische Militär weiß wir haben nur russische Waffen, das können wir dem Osten in die Schuhe schieben. Wie blöd muß man da sein um den alten Gleiwitztrick immer wieder anzuwenden.
Da gibt es doch jetzt eine neue Finanzministerin in der Ukraine. Sie kommt aus dem Bankenwesen der USA, das heißt praktisch, dort sitzt auch ihr eigentlicher Chef. Da wird immer deutlicher woher der Wind weht. Das US-Kapital mit seiner Energie- und Waffenlobby steigt hier voll ein. Die Energiewirtschaft will mit ihrer Umweltzerstörenden und dreckigen Frakingmethode Gas und Öl mit den größten Tanker-Dreckschleudern übers Meer zu uns karren. Gegenüber dem sauberen und zuverlässigen Gas aus Russland. Die Waffenschmieden brauchen neue Absatzmärkte. Da braucht man sich nicht zu wundern, warum die Ukraine unbedingt in die Nato will. Da kann man endlich die veralteten russischen Waffen los werden und nicht mehr abhängig von der russischen Ersatzbeschaffung zu sein. Mit amerikanischen Krediten werden dann die neuen Waffen aus USA und Deutschland finanziert.
Hier wird auch wieder klar, daß der US-Dollar für den Ölpreisverfall verantwortlich ist. Denn hier geht es eindeutig darum, Länder die vom Ölverkauf wirtschaftlich leben, zu destabilisieren und zu ruinieren, wie Venezuela auch Russland und andere Länder. Und wir Deutschen freuen uns wie Schneekönige, billig tanken zu können.“

Dietrich Brauer aus Oberhausen:

„Ja, was soll das denn? In der Weihnachtsausgabe der FR werden zwei Artikel von Stefan Scholl zur Ukraine-Krise abgedruckt, die sich im Titel deutlich, in der Stoßrichtung kaum und in der Intention gar nicht voneinander unterscheiden, dazu noch unter falscher Flagge segeln. Denn beiden Artikeln gemeinsam ist die Anklage, dass der Westen in der Ukraine-Krise völlig versagt habe. Garniert wird diese Einschätzung einmal mit Ausführungen zu Vorkommnissen auf dem Maidan in Kiew, im anderen Fall mit Hinweisen zur ökonomischen Lage Russlands. Von Analyse oder nur Berichterstattung ist wenig bis nichts zu lesen, dafür umso mehr von Vorwurf und Meinungsbekundung. Was solche Artikel in der Rubrik „Politik“ zu suchen haben, ist mir schleierhaft; wenn überhaupt, gehören sie auf die Meinungsseite. So weit zur „falschen Flagge“.
Dass die FR sich allerdings nicht zu schade ist, ihre Seiten im Doppelpack einer Lageeinschätzung zu öffnen, deren Konsequenz nur darin liegen kann, aus einer westlichen Position der Stärke einer Konfrontation mit Russland bis hin zur möglichen Konsequenz einer kriegerischen Auseinandersetzung das Wort zu reden, enttäuscht auf der ganzen Linie, mehr noch: empört. Mit analytischer Berichterstattung haben die beiden Artikel nichts zu tun, mit einseitiger Parteinahme um so mehr.
Für so bedürfnislos, wie S. Scholl offenbar unterstellt, sollte die FR ihre Leser nicht halten. Vielmehr muss man sich fragen, welchen Wert ein Blatt hat, in dem solche Artikel die Endkontrolle passieren – zumal sich Joachim Frank auf Seite 3 ja durchaus verdienstvolle selbstkritische Gedanken darüber macht, wie es um die Glaubwürdigkeit der Presse als Institution bestellt ist. Dem Tenor seines Kommentars folgend: Die beiden Beiträge von S. Scholl sind ein gutes Beispiel dafür, dass die FR sich überflüssig macht, wenn sie solche Artikel zum Abdruck bringt.“

Steffen Schräpel aus Groß-Gerau:

„Der Heilige Abend, das Fest des Friedens und der Liebe, bescherte den Leserinnen und Lesern in der FR etwas nie Dagewesenes. Autor Stefan Scholl meint, dass die Entsendung von Nato-Truppen in die Ostukraine aus Sicht vieler Osteuropäer die passende Antwort auf die Krim (Ereignisse) gewesen wäre. Dies ist wohl auch die Meinung des Autors, wenn er weiter ausführt, dass der Westen nur nichts getan habe, weil ihm die Nerven für die Konfrontation gefehlt hätten.
Wie diese Konfrontation ausgesehen hätte, verschweigt Herr Scholl wohlweislich. Sie hieße nämlich ein offener, womöglich nicht bloß konventioneller Krieg, mit deutscher Beteiligung.
Nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges, mit allein rund 30 Millionen Toten aufseiten der Sowjetunion, war es bisher für mich schlicht unvorstellbar, dass ein deutscher Journalist in der FR offen für einen Krieg mit deutscher Beteiligung auf dem Boden der ehemaligen Sowjetunion eintritt. Die Kriegsverbrechen der Deutschen sind auch nach 70 Jahren in der Ukraine und Russland äußerst präsent. Es waren unsere Großväter, die unvorstellbare Gräueltaten an der Zivilbevölkerung verübten.
Jetzt also redet Herr Scholl offen einer bewaffneten Auseinandersetzung das Wort. Es ist die Rede von (getarnten) Angriff Russlands und dem Zurückschießen an die Weltspitze, um nur zwei Beispiele der Kriegsrhetorik zu nennen. Kriegsrhetorik in einem Konflikt, in dem die direkte Beteiligung Russlands in der Ostukraine nach wie vor nicht bewiesen ist.
Der Maler Max Liebermann sagte am 30. Januar 1933 im Angesicht der SA Horden am Brandenburger Tor in Berlin, dass er gar nicht soviel fressen könne, wie er kotzen möchte. Passendere Worte für diesen Artikel kann ich nicht finden. Ich schäme mich für meine Frankfurter Rundschau.“

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23 Kommentare zu “Ist die Nato jetzt kein Verteidigungsbündnis mehr?

  1. Lieber Bronski,

    es ehrt Sie, dass Sie Ihren Kollegen Stefan Scholl verteidigen, in dem Sie versuchen, dem Text eine Wendung zu geben, indem Sie vorschlagen, diesen aus Sicht der Ukraine zu lesen. („Er hat sich in die Perspektive der Ukraine hineinversetzt und lässt uns in diesem Artikel wissen, wie das Verhalten des Westens aus dieser Sicht wirkt.“)

    Trotzdem kann ich dieser Sichtweise nicht folgen. Ich teile eher das Entsetzen der Leserbriefschreiber, die aus dem Artikel des Herrn Scholl eine bellizistische Haltung herauslesen. Diese Einstellung lässt sich durchaus in anderen Texten erkennen, die er für weitere Publikationen verfasst hat. Er ist als Autor viel unterwegs und schreibt u.a. für ‚Cicero‘, ‚Vanity Fair‘ oder für das Wirtschaftsmagazin ‚brand eins‘, also für Presseerzeugnisse, die nicht zwingend unter der Rubrik ‚linksliberal‘ einzuordnen sind.

    In seinen Artikeln fällt er nicht durch Abgewogenheit seiner Formulierungen auf, wenn er etwa über die Gesprächsbemühungen Steinmeiers schreibt: „Der Deutsche Außenminister und andere Berufsgutmenschen reden jetzt von einem ‚Runden Tisch‘ zur Befriedung der Ukraine, beratschlagen, wie man denn welche Konfliktparteien an dieser hölzernen Veranstaltung beteiligen kann.“ Oder im selben Artikel im Cicero vom 15. Mai 2014 formuliert: „Zwischendurch spuckt Wladimir Putin Friedenstauben.“

    Die Frage sollte deshalb schon erlaubt sein, weshalb die FR auf jemanden zurückgreift, den ‚Cicero‘ als „Moskau-Korrespondent des Wirtschaftsmagazins brand eins“ vorstellt, während er hier im FR-Blog unter dem neutralen Begriff ‚Autor‘ präsentiert und in der FR gar nicht vorgestellt wird.

  2. Lieber Rudi,

    die bellizistische Haltung ist eindeutig vorhanden und wird von mir auch nicht bestritten. Ich kann das Entsetzen der Leserbriefschreiber/innen ebenfalls gut nachvollziehen. Dadurch, dass ich recht viele solcher Zuschriften veröffentlicht habe, auch hier im Blog, wird dieser Berichterstattung etwas entgegengesetzt. Ich wollte den Text von Stefan Scholl nicht schönreden, sondern die einzige Möglichkeit darlegen, wie er in der FR trotzdem vertretbar hätte sein können. Leider funktioniert das nicht, weil der Text dann ganz anders hätte kommuniziert werden müssen, damit es keine Missverständnisse wegen der Perspektive gibt.

    Stefan Scholl ist zurzeit unser Korrespondent in Moskau, unser Autor. Was muss man da weiter vorstellen? Dass Korrespondenten mehrere Zeitungen und Magazine bedienen, ist seit Jahrzehnten Usus überall in der Medienbranche. Zeitungen wie die FR könnten sich einen exklusiven Korrespondenten, der nur für sie aus Moskau schreibt, gar nicht leisten. Wir hatten schon immer gemeinsame Korrespondenten z.B. mit der Badischen Zeitung und dem Kölner Stadtanzeiger. Leider hat Christian Esch, unser früherer Korrespondent in Moskau, das Land inzwischen verlassen; ich glaube, er ist nach Berlin zurückgekehrt, in seine Stammredaktion. Es ist gar nicht so einfach, neue Korrespondenten zu finden, die nicht nur frei sind, sondern auch noch schreiben können und zur FR passen, denn die Strukturkrise in der Medienlandschaft führt leider auch dazu, dass die Leute, die es könnten, das Handtuch schmeißen. Das ist eine indirekte Folge der Gratiskultur im Netz.

  3. Zitat Bronski:

    „denn die Strukturkrise in der Medienlandschaft führt leider auch dazu, dass die Leute, die es könnten, das Handtuch schmeißen. Das ist eine indirekte Folge der Gratiskultur im Netz.“

    Einspruch, Euer Ehren! Die Gratiskultur des Internet kann keinesfalls für die gesamte Strukturkrise der Medien verantwortlich gemacht werden, auch wenn sie ganz sicher für tiefgreifende Umbrüche gesorgt hat. Leider ist das jetzt o.T. und als vor einiger Zeit das Thema mal im Blog behandelt wurde, hatte ich leider keine Zeit gefunden, mich einzuklinken. Aber ganz so leicht ist das m.E. nicht zu sehen und die Medien tun sich auch keinen Gefallen damit. Die heutige Krise nahm ihren Anfang schon vor Jahrzehnten und gipfelt heute darin, dass das Misstrauen gegenüber den Medien wächst, je gebildeter ein Personenkreis ist. Eine Gesellschaft braucht allerdings die Medien als „fünfte Gewalt“. Die derzeitige Entwicklung ist brisant und bedarf einer sehr gründlichen Analyse, um letztlich Lösungen zu entwickeln.

    Weil das aber das eigentliche Thema nicht berührt – und auch nicht den Rest Ihres Beitrages von 13:44 Uhr – möchte ich das hier nicht weiter vertiefen. 😉

  4. Liebe Maria Werner,

    dass der Strukturwandel eine komplexe Angelegenheit ist, das ist mir durchaus klar. Ebenso dass er seine Ursachen nicht nur außerhalb der Verlagshäuser hat. Im Grunde ist dieses Blog (auch) der Versuch, darauf eine Antwort zu geben: Die FR stellt Transparenz her und stellt sich der Kritik. Gerade dieser Thread steht exemplarisch dafür. Insofern ist Ihr Einwand keineswegs o.T.

    Worin sehen Sie die eigentlichen Gründe der Strukturkrise?

  5. Wir sind froh in einer Demokratie zu Leben, auch wenn unsere Politiker da Wohl des Volkes seit einigen Jahren nicht so ernst nehmen wie ihr eigenes Wohlbefinden. Eines unserer wichtigsten Grundrechte ist, Artikel 5, die Meinungsfreiheit.
    Der Artikel Hungerspiele im Donbass von Hr. Scholl spiegelt auch nicht gerade meine Meinung. Mir missfallen aber noch mehr die Aufforderungen der Blog- und Leserbriefschreiber solche Artikel aus der FR zu verbannen.
    Medien haben die Aufgabe mich mit Informationen zu versorgen die, je nach Autor, verschiedene politische, wirtschaftliche, kulturelle oder gesellschaftliche Ansichten spiegeln (Meinungsvielfalt). Als Empfänger der Informationen kann ich dann mein Gehirn einschalten und für mich Spreu vom Weizen trennen. Wenn mir ein Artikel oder eine Meinung des Autors nicht gefällt kann ich, Bronski und seinem tollen Leserforum sei Dank, Dampf mit einem Leserbrief ablassen. Medien die einseitig informieren haben wir doch wirklich genug und ich lese die FR weil Meinungsvielfalt noch eine Rolle spielt und Mitdenken erwünscht ist.
    Alles Gute zum neuen Jahr für die Mitarbeiter und Leser der FR und viele kontroverse Artikel in der FR für mich.

  6. „Aus Sicht vieler Osteuropäer wäre die Entsendung von Nato-Truppen nach Donezk, Lugansk und Charkow die passende Antwort auf die Krim gewesen. Müßig zu diskutieren, ob der Kreml dann den Dritten Weltkrieg riskiert hätte. Oder ob die mehr als 4000 Menschen, die nach dem Eindringen der ersten russischen Stoßtrupps im Donbass ums Leben kamen, jetzt noch lebten. Der Westen tat nichts, ihm fehlten die Nerven für diese Konfrontation.“ Zitat aus „Hungerspiele im Donbass“ von Stefan Scholl.

    Was Scholl hier schreibt, läßt sich nicht im geringsten als „kriegstreiberisch“ oder als „bellizistisch“ interpretieren. Es ist geschrieben aus dem Blickwinkel „vieler Osteuropäer“, und die abschließende Beschreibung dessen, was real geschah, ist pure Reportage. Die harsche Kritik an Scholl ist nicht zu rechtfertigen. Hier wird mal wieder der Überbringer der Nachricht an den Schandpfahl gekettet anstelle des Verursachers. Nennen wir letzteren einfach mal Putin.

    Es war gut, daß der Westen nicht die Nerven hatte, in den Kampf direkt einzugreifen. Umso schlechter ist, daß der Westen nicht die Nerven hatte, eine Warnlinie westlich der besetzten Gebiete zu ziehen hat mit der klaren Botschaft, Herr Putin, bis hierher und nicht weiter. Das wäre Verteidigung gewesen, originäre Verteidigung, und zwar eines Bereichs außerhalb des definierten Nato-Bündnisses im Sinne einer Verteidungspartnerschaft mit dem Ziel, ein Übergreifen der Kämpfe zu verhindern. Stattdessen wurden schädliche Wirtschaftssanktionen erlassen, die ohne Ausnahme alle schwächen, besonders aber Rußland. Sie können nur aufgehoben werden im Austausch gegen eine Unterschutzstellung der „freien“ Ukraine unter den Schirm der Nato.

  7. Putin wollte im vergangenen Jahr nur einmal deutlich sagen : Don`t play with me!

    Einigen Leserbriefschreibern empfehle ich dem Beispiel Gerad Depardieu s zu folgen und die russische Staatsbürgerschaft zu beantragen

  8. Stefan Scholls Artikel ist mindestens unsauber formuliert , er geht mitten in der Beschreibung der Haltung eines Teils der Ukrainer zu Formulierungen über , die von eigener Meinungsäußerung nicht mehr zu unterscheiden sind , ob es sich um eine solche handelt , bleibt unklar.

    Die ukrainische Seite fühlt sich ungerecht behandelt , aber wie gerecht wäre es eigentlich , das Leben von Millionen von Menschen aufs Spiel zu setzen , bei einer Ausweitung des Konflikts , dessen Beherrschbarkeit ausgsprochen zweifelhaft wäre?

    Und was ist eigentlich mit den eigenen Fehlern der Ukrainer selber ? Als es Vorteile zu bringen schien , war man sehr schnell bereit , alle Bedenken in den Wind zu schießen , und sich den fragwürdigen Umarmungsversuchen des Westens anzunähern , jetzt , wos schiefgeht , sollen es fremde Truppen richten.

    Und ein Schuß Naivität kommt auch noch dazu , wie oft waren Garantien schon das Papier nicht wert , auf dem sie standen , und das ist auch gut so , hätten sich alle zu allen Zeiten an ihre Zusagen gehalten , gäbe es heute niemanden mehr , um sich darüber zu beschweren.

  9. „Mir missfallen aber noch mehr die Aufforderungen der Blog- und Leserbriefschreiber solche Artikel aus der FR zu verbannen.“

    Wenn die Zuständigen der FR meinen, solche Artikel veröffentlichen zu sollen, von mir aus. Die Frage ist, ob sie damit der Stiftung von Karl Gerold gerecht werden: „Nach seinem Willen soll sie sein und bleiben eine unabhängige, politisch engagierte, links-liberale Tageszeitung, verpflichtet dem Geist des Grundgesetzes und den Menschenrechten und ständig eintretend für das unbedingte Prinzip der Demokratie und für die soziale Gerechtigkeit.“ (zitiert aus der Seite Karl-Gerold-Stiftung)

    Wie wir von Bronski erfahren haben, ist Stefan Scholl nunmehr der Russland-Korrespondent dieser Zeitung. Das kann für die FR noch heikler werden, gerade weil deutschlandweit viele Rezipienten die Ukraine-Berichterstattung der ‚Mainstreammedien‘ sehr kritisch sehen und deshalb ein besonderes Augenmerk dieser Thematik widmen.

  10. Ich will einmal meine Sicht darlegen,
    das wiedervereinigte Deutschland befindet sich seit der Wiedervereinigung in einem Prozess der Selbstbestimmung einer neuen Bestimmung in der globalisierten Welt. Das geht wirtschaftlich oder aber auch über Machtpolitik. Machtpolitik wie sie von rot-grün im Kosovo in Ex-Jugoslawien zusammen mit den USA ausgeführt wurde, oder wirtschaftliche Machtpolitik, wie später unter Angela Merkel in Europa. Deutschland ist 25 Jahre nach Vereinigung immer noch auf der Suche nach der Bestimmung seiner Position. Das Zerwürfnis mit den USA unter Gerhard Schröder zeigte Eines, ohne die USA geht es nicht. Das zeigte sich an der Spaltung Europas 2003 in der Frage, ob mit oder ohne die USA weiter in den Krieg gegangen wird. Auch der Krieg gegen den Terror, Terror wie IS, wird von uns nicht ohne die USA geführt werden können. Oder wir konvertieren gemeinsam und solidarisch zum Islam. Damit muss niemand mehr Waffen in die Hände nehmen, wir konvertieren zum Islam und sind damit fein raus. Der Krieg gegen den IS kann nicht ohne die USA geführt werden, das wiedervereinigte Deutschland kann sich dem nur fügen. Im anderen Fall, der russischen Föderation ist für Deutschland ebenso nur ein Fügen möglich. Eines ist klar, es geht kein gegen die USA und es geht auch kein gegen die russische Föderation, seitens Deutschlands. Dabei ist doch alles, was die russische Föderation gewinnt, zu Lasten der Ukraine.

  11. DH 3.Jan.2015 20:33,

    Scholl hat lediglich eine Tatsache ausgesprochen. Der Westen hatte nicht „die Nerven“. Es stimmt exakt, und wertend kann man hinzufügen, Gottseidank. Daß die NATO nach Osten drängt, ist nichts als Friedenssicherungsstrategie. Hätte die Ukraine bereits vor Beginn des gewalttätigen Separatismus sich des Schutzes der NATO erfreuen dürfen, wäre es zu der Sezession und der Einverleibung der Krim durch Putin wohl kaum gekommen. Das Problem im Westen sehe ich darin, daß sog. Putinfans es sich erlauben, haltlose Verdächtigungen über die NATO und ihren Bestimmungszweck auszustreuen, während Putin und seinem Rußland ein originäres und historisch gewachsenes Recht zugestanden wird, mit Drohungen und militärischer Gewalt Nachbarländer einzuschüchtern und seinen Wünschen gefügig zu machen. All diese Leute sind letztlich Kollaborateure des russischen Völkerrechtsbruchs. Wie aber soll die Welt zum Frieden kommen, wenn auch nur einem Staat das Recht zugestanden wird, das Völkerrecht zu ignorieren ? Auf die USA nach Belieben einprügeln und Putin´s Rußland ausnehmen ? Das kann nicht funktionieren.

  12. @ Stefan Vollmershausen
    Zum „Krieg gegen den Terror, Terror wie IS“, sehen Sie (wohl ironisch) die Alternative, dass „wir gemeinsam und solidarisch zum Islam“ konvertieren. „Damit muss niemand mehr Waffen in die Hände nehmen, wir konvertieren zum Islam und sind damit fein raus.“ Sie stellen damit, ohne jeder Ironie, in der Pegida-Manier den islamistischen Terror mit dem Islam gleich und ignorieren, dass die überwältigende Mehrheit der Muslime den islamistischen Terror ablehnt (siehe dazu z.B. die Meldung „Bayerns Imame setzen Zeichen gegen Islamismus“ des Bayerischen Rundfunks vom 19.9.2014 http://www.br.de/nachrichten/oberbayern/inhalt/muslime-aktionstag-islamismus-100.html), und ignorieren, dass weltweit die meisten Opfer des islamistischen Terrors Muslime sind.

  13. zu @ JaM
    ich finde es ein bisschen schade mich in die Nähe von Pegida zu rücken, zumal ich in einem Stadtviertel in Rhein Main mit hohen Ausländeranteil in guter Nachbarschaft lebe. In Sachsen ticken sie anders, dort kann auch die NPD offen als „Kümmerer Partei“ herumfahren.Ich kann es aber verstehen, das der islamistische Terror Bürger in ihrer Zukunft besorgt. Nun war 2014 nicht nur Syrien und der Vormarsch der IS in den Schlagzeilen, sondern auch der Maidan und seine Folgen. Wie schon von mir oben erwähnt, glaube ich nicht, das Deutschland gegen die USA handeln kann und wie 2014 gezeigt hat, gilt das auch für die russische Föderation. Ein Dagegensein zu Putin ist schwierig, die Handlungsmöglichkeiten sind dabei begrenzt. Der Krieg gegen den islamistischen Terror bindet die Kräfte der Nato, das kam Putin sicher gelegen in der Ukraine. Im Gegensatz so Mancher halte ich die Ukraine für das Opfer und die russische Föderation für den Täter, was aber selbstverständlich noch keine Lösung für den Separatismus der Ostukraine beinhaltet.

  14. im übrigen ist die Strategie des islamistischen Terrors perfide, die Bevölkerung mit Terror zu überziehen, in dem Sinn: seht, der Staat kann euch nicht mehr schützen, deswegen wendet euch vom Staat ab. Anders in den Separatismus Gebieten der Ukraine. Russland bietet als Staat Sicherheiten für die Aufständigen, die darauf auch gerne zurückgreifen. Außerdem spielt eine Weltkriegsromantik bei den Konfliktparteien in der Ukraine eine nicht zu unterschätzende Rolle. Der russische Staat ist stark genug um für Sicherheiten zu garantieren, im Gegensatz zu den Staaten im Mittleren Osten, die aufgrund des Terrors ihren Bevölkerungen keine vergleichbaren Sicherheiten bieten können.

  15. mir ist bewusst, das die Mehrzahl der Opfer des islamistischen Terrors aus dem Islam selber stammen, es ist deswegen für mich umso erschreckender mit welcher Gnadenlosigkeit gegen die eigene Gesellschaft vorgegangen wird. Man stelle sich einmal vor, das der islamistische Krieg sich zum Atomkrieg hochschraubt: Deutschland ist nicht bewaffnet, aber Frankreich Großbritannien die USA sind damit bewaffnet, wie auch Pakistan. Das Land indem Usama Bin Laden gestellt wurde, inmitten einer Militärgarnison. Wie würde sich Pakistan bei einem Atomkrieg im islamistischen Krieg verhalten ?
    Ich will nicht unken, aber ein gnadenloser Krieg wie im mittleren Osten kann sich bis zu einem Atomkrieg hochschrauben.Deswegen muss dieser Brand dort in der Levante gelöscht werden, was der Feuerwehrmann (die USA) hoffentlich auch wieder tun wird.

  16. @V.Grebe

    Bei aller Kritik am Westen bin ich optimistischer als Sie und Herr Scholl, es waren nicht nur fehlende Nerven , sondern vor allem Vernunft , von Anfang an war niemand bereit , den großen Knall zu riskieren.
    Weiter unterstellen Sie die üblichen Klischees , daß Kritiker des Westens automatisch Putin-Fans seien , schwarz oder weiß , eins oder null , und wenn es tausendmal wiederholt wird , dieses Argument wird dadurch nicht spannender.

    Und immer dieser Wohlstandspazifismus , nach wie vor ist die Welt vollgestopft mit Übergriffen , Annexionen , dem Abstecken von Interessensphären .
    Da ist es lächerlich , die Russen an den Pranger zu stellen , und auch die Amis sind bei weitem nicht die Einzigen , das betreiben so ziemlich alle Staaten , die über ein wenig Macht verfügen .

    Nur geschieht es heute immer häufiger versteckt , über ökonomischen Machtmißbrauch , Landgrabbing oder nach wie vor über Stellvertreterkriege , wer die Russen als die Bösen hinstellt , betreibt Sündenbocksuche , und genau das ist auch der Zweck des Ganzen , ablenken von eigenen , verdeckten Interessen , in Ost und West gleichermaßen , siehe die völlig berechtigte Kritik in den Leserbriefen.

  17. DH 4. Jan 20:06

    Vielleicht einigen wir uns einfach darauf, daß die Scholl´sche Formulierung „hatte nicht die Nerven“ eine Risikoabschätzung meint. Das Risiko einer unkontrollierten Verschärfung des Kampfgeschehens war zu hoch. Der Westen hat sich also aus Vernunftgründen aus den Kämpfen herausgehalten. Es war allerdings keineswegs rational, nicht eine Grenzlinie gezogen zu haben und die freie Ukraine nicht unter den Schirm der NATO gestellt zu haben. Die gesamte Nato-Philosophie beruht auf Abschreckung mit der Option realer militärischer Verteidigung, und wenn diser Effekt den europäischen Frieden für eine so lange Zeit gesichert hat, so hätte auch im Fall der Ukraine auf ihn gesetzt werden müssen. Und wer das bestreitet, bestreitet nichts weniger als die Zweckbestimmung der NATO, ihre Existenzberechtigung, aber auch 60 Jahre Nachkriegsgsfrieden.

    Was die Putinverteidigung im Westen anbelangt, so muß ich keine Klischees erfinden. Die Putinverteidigung liefert Klischees frei Haus. Haupttenor ist, woanders auf der Welt gäbe es auch Völkerrechtsbrüche, und Rußland hätte nun einmal ein vom Westen sogar zugestandenes Recht auf Einflußspäre, in der es nach Belieben schalten und walten dürfe, so das unausgesprochene Zugeständnis. Beide Grundargumente sind von geradezu erschreckender Leichtfertigkeit, Unredlichkeit, Dürftigkeit. Das Völkerrecht gewährt keine Kontigente an Rechtsverletzungen, keinem Staat der Erde. Und Rußland darf sich weltweit jede Einflußsphäre erwählen, die es sich erwählen will, aber Einfluß hat sich ausschließlich friedlicher Mittel zu bedienen, auf der Grundlage des Respekt vor der Souveränität und Unverletzlichkeit anderer Staaten.

    Es ist damit genauso wenig „lächerlich“, die russischen Völkerrechtsverletzungen an den Pranger zu stellen wie all jene Rechtsverletzungen, die von anderen Staaten begangen wwrden. Oder wollen Sie das Völkerrecht abschaffen ?

    Daß Unrecht auch unterhalb der Schwelle kriegerischer Auseinandersetzungen gedeihen kann, ist eine Binsenweisheit. Das macht die Rechtsverletzungen mit militärischer Begleitmusik jedoch keineswegs erträglicher oder akzeptabler.

  18. „Zweckbestimmung der Nato“

    Das ist völliger Blödsinn , nirgendwo steht , die Nato müsse diese oder jene Staaten in einen Schutzschirm integrieren , solche Bündnisse passen sich immer an die aktuelle Lage an , ohne jeden Automatismus , oder sie sollten es zumindest , wenn sie nicht wollen , daß ihr Totenglöcklein beginnt zu läuten.

    Was Russland angeht , ist es verlogen , von Völkerrechten zu sprechen , wenn man nur Russland an den Pranger stellt , und es ist hanebüchen , aus einer solchen Kritik ein Gut-Böse-Schema herauslesen zu wollen.

    Niemand ist schlimmer als diese „Kämpfer für das einzig Gute “ , völlig ohne Bedenken der Folgen und der Verhältnismäßigkeit , der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.

  19. Die NATO ist ein Angriffsbündnis…seit jahren werden wir bombardiert mit meldungen von Krieg, Krieg und nochmals Krieg.
    Schauen wir mal, wer diese Kriege initiiert hat!!!

    Kennt jemand Ken Jebsen?
    Hier ein Beispiel, er redet Klartext: (…)
    Obs was nützt?
    Wann gehen wir gegen diesen ganzen Wahnsinn auf die Straße?
    Wann fegen wir die hinaus, die uns NICHT vertreten?
    Wann wollen wir den Tiefschlaf endlich beenden?

    Schönes Neues Jahr

    P.S. Ich habe das geschrieben ganz spontan und habe keinen der vorhergehenden Beiträge gelesen.

    (…) Link gelöscht. Derartige Hetze wird auf diesem Blog nicht geduldet. Von wegen „Klartext“!
    Bronski

  20. zu @ Stefan „die Nato sei ein Angriffsbündnis“,

    ich meine, die Nato ist ein Bündnis demokratischer Staaten, zum Bund gegen Diktatur und Tyrannei in Europa, aus vergangenen Erfahrungen heraus, mit dem gegenseitigen Beistand. Die Ukraine ist bisher kein Nato Mitglied, dagegen aber USA und Frankreich (u.a.). Wird ein Mitglied angegriffen, wie heute in Paris die Redaktion von „Charlie Hebdo“ ist ein Mitglied dem anderen zu Beistand verpflichtet. Es war noch kein kriegerischer Akt, wie am 11. September, es war islamistischer Terrorismus am Mittwoch in Paris, Armeen werden deswegen noch nicht marschieren, anders als in Syrien und Irak. Eine Lösung für das islamistische Terrorismus problem wurde bisher noch nicht gefunden. Der arabische Frühling sah wie ein Ausweg aus dieser Sackgasse aus. 2014 das Jahr als Russland und der Kreml ihr Veto dagegen einlegten, gegen Demokratie und Frühlings Bewegungen, die sich immer weiter nach Osten ausbreiteten, bis ans schwarze Meer.

  21. und das muss man doch in einem Zusammenhang sehen, den arabischen Frühling, die Demokratiebewegung in der Ukraine und die Reaktion Russlands darauf. Man kann sich dem Diktat Russlands nur fügen, auch als Nato sehe ich da keine Möglichkeit. Die Nato befindet sich im Krieg gegen den Terror, auch wenn es weit weg ist. Ein Krieg der Nato mit Russland ist nach der friedlichen Rückgabe Mitteleuropas vor 25 Jahren nicht vorstellbar. Da mag mancher Leser der FR brechen wollen, wie Herr Schreppel aus Groß-Gerau aber Gewalt Krieg Terrorismus sind Realität, wie auch die schiere Größe mancher Länder. Der Kreml legte sein Veto ein, gegen den arabischen Frühling und andere Demokratiebewegungen. Das Veto, als es das schwarze Meer erreichte.

  22. Lieber Bronski,

    ich finde nicht, dass es hier wirklich reinpasst. Ich würde recht weit ausholen und zum einen über strukturell problematische Faktoren sprechen, soweit ich Einblick in sie habe, und zum anderen über inhaltliche Probleme, die mir schon seit sehr langer Zeit auffallen. Ich maße mir nicht an, alles darüber zu verstehen oder zu sehen, ich kann nur über das sprechen, was ich mitbekomme und was mir persönlich auffällt. Damit würde ich hier jedoch einen ganz neuen, anderen Zweig eröffnen, der nichts mit Nato zu tun hätte. Der Blog läuft ja nicht weg und wenn es zukünftig eine gute Gelegenheit hierfür gibt, werde ich mich gerne an solch einer Diskussion beteiligen.

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