Trumps oscarreife Reaktion wird Folgen für uns alle haben

Der Wahlkampf in den USA läuft auf Hochtouren. Da wird auf Donald Trump, den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner ein Attentat verübt, das er leicht verletzt überlebt. Man darf annehmen, dass er den Angriff nutzen wird.

Der Attentäter ist ein 20-jähriger Mann, Mitglied der Republikaner. Es gelang ihm, mehrmals abzudrücken, ehe er erschossen wurde. Er traf Trump am Ohr. Ein Mann im Publikum wurde hingegen tödlich getroffen, zwei weitere Personen verletzt.

Schon kurz darauf zeigte Trump sich auf dem republikanischen Parteitag, wo er offiziell zum Kandidaten gekürt wurde. Wer nun gehofft hatte, dass er eine versöhnliche Rede halten und zur Versöhnung der US-Gesellschaft aufrufen würde, sah sich getäuscht: Trump präsentierte sich nach anfänglich leisen Tönen wie gewohnt zuspitzend und aufwiegelnd.

FR-Leserinnen und -Leser kommentieren diese Ereignisse wie folgt.


Wie sich die Metaphern doch gleichen

Nach dem Attentat auf Donald Trump: „In seinem Bann“, FR-Titel vom 16. Juli und weitere Berichte

„Er ist ein Mann Gottes“, sagt ein Delegierter auf dem Parteitag der Republikaner zu Donald Trump und ist mit dieser Vorstellung vermutlich damit nicht allein. Je weniger die Menschen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und je ohnmächtiger sie sich in einer komplexen Welt fühlen, desto mehr projizieren sie ihre Wünsche, Sehnsüchte und Hoffnungen auf einen „Gottgesandten“, der sie von allen Übeln erlösen wird, wusste schon Adorno in „Die Dialektik der Aufklärung“. Adolf Hitler bemühte für sich die „Vorsehung“, die ihn beim Bombenattentat im Bürgerbräukeller und am 20. Juli 1944 mit dem Leben davonkommen ließ. Wie sich die Metaphern doch gleichen. Kann das Zufall sein?

Hans Schinke, Offenbach

Bessere Chancen für die Kandidatur

Naturgemäß ist es jüngst ein katastrophales Attentat gewesen, das der ehemalige amerikanische Präsident Donald Trump erleiden musste. Schließlich hätte er ja leichthin daran schwer verletzt werden, ja sterben können. Insofern wiesen die Blutspuren in seinem seitlichen Antlitz zunächst auf eine denkbar gefährliche Verletzung hin.
Indes hat man als stiller Beobachter der Gesamtszenerie den fatalen Eindruck, dass Trump dieses Attentat inzwischen dazu verwendet, um Mitleid zu erheischen und Punkte für eine bessere präsidiale Kandidatur zu sammeln. Bei allem grundsätzlichen Mitgefühl mit dem gottlob nur leicht Verletzten wäre es schlimm, wenn der Kandidat allein aufgrund des Attentates nun bessere Karten für die kommende Präsidialwahl ergattern würde.

Rüdiger Freiherr von Neubeck, Würzburg

Das Attentat wird manipulativ eingesetzt

Das Attentatt auf Trump beflügelt die extremen evangelikalen Anhänger und Republikaner ihn als“Messias“ im Amt des Präsidenten zu hieven.
Gewalt wird zum Mittel politischer Wahlentscheidung in Amerika , der freiheitliche Waffenbesitz ist eine reale Gefahr für jedes Menschenleben.Der Attentäter wurde von der Polizei erschossen, damit ist der Fall endgültig abgeschlossen, in Deutschland wäre ein Untersuchungsausschuss eingesetzt worden zu prüfen ob die Polizei nach Recht und Gesetz gehandelt hat.
Es gibt zwischen in der Geschichte Amerikas und Deutschland, /Europa eben doch einen gravierenden Unterschied im allgemeinen Waffenbesitz.
Ein politisches Attentat verändert alles in Amerika – Trump wird zum Held und ein Opfer- Agitator,Schuld daran ist Biden und seine Partei der Demokraten. Schwarz–Weiß-Bilder beherrschen die Medienberichterstattung und öffentliche Meinung, manipulativ wird es durchaus erfolgreich eingesetzt.

Thomas Bartsch Hauschild Hamburg

Der Schütze hätte nicht auf das Dach gelangen dürfen

Das war wohl ein Ereignis, mit dem man nicht oder jeder Zeit rechnen muss. Schliesslich ist das nicht das erste Attentat auf einen US-Präsidenten.
Überraschend war, dass es sich bei dem Schützen um einen Republikaner handelt. Da Trump aber keinen Bezug zur Realität hat, dürfte ihn das Attentat nicht nachdenklich machen. Kaum hatte er sich aufgerappelt, zeigte er sofort durch seine Faust, was er ist: ein Prolet.
Die Tat wird als ein Angriff auf die Demokratie gewertet. Wir gehen doch davon aus, dass Trump die Demokratie unterwandern will. Was ist, wenn dies dem republikanischen Schützen auch klar war und er dies verhindern wollte? Diese Überlegung wird man wohl kaum machen, denn das könnte Trump ja in seinem Wahlkampf schaden. Nun befürchte ich allerdings, dass das Gegenteil von dem eintreffen könnte, was der Schütze erreichen wollte. Da die Trump-Wähler die Realitäten ausblenden, die Erfolge von Joe Biden ignorieren, weil Trump sie leugnet, ist es wahrscheinlich, dass vermehrt Trump unterstützt wird als bisher.
Es zeigt sich hier auch einmal mehr, dass die Sicherheitseinheiten in den USA nur bedingt brauchbar sind. Der Schütze hätte gar nicht auf das Dach gelangen dürfen. Auch zeigt sich die Justiz einmal mehr als höchst befremdlich. Es wird sofort getötet. Eine Verwundung hätte den Täter ausser Gefecht gesetzt, und man hätte ihn dann verhören können, warum er die Tat vornahm.
Festhalten möchte ich, dass auch ich der Meinung bin, dass Attentate verwerflich sind und der Sache nicht wirklich dienen.

Michael Ziganke, Schönenberg (CH)

Von nichts kommt nichts

Die NRA lässt grüßen. Einer wie dieser Politrentner wird niemals einräumen, selbst Opfer seiner eigenen Ideologie und Propaganda geworden zu sein. Dort wird das Entblößen einer Frauenbrust unter Strafe gestellt, das öffentliche Vorzeigen militärischer Hochleistungswaffen durch Zivilisten aber geduldet, ja gefördert. Muss man sich wundern, wenn diese dann auch tausendfach im Jahr zum Einsatz kommen? Von nichts kommt nichts!

Nikolaus Jöckel, Offenbach

Trump kommt damit der Präsidentschaft näher

Eines muss man Trump lassen: Was er macht, macht er richtig und voller Leidenschaft und Hingabe. Damit geht er in die Geschichte ein. Seine Reaktion war absolut meisterhaft, in Hollywood wäre er für einen Oscar nominiert. Durch das Ereignis wird er für viele Amerikaner zum Helden und fast schon einer mythischen Figur.
Ein unbeschadet überlebtes Attentat gut dramatisiert und in Szene gesetzt hat schon so manchen Politiker oder Zeitgenossen Ruhm beschert, wie unsterblich gemacht. Amerika liebt Helden. Seinem Wunsch wieder Präsident zu werden, kommt Trump damit näher. Ob er politisch für alle Menschen Gutes erbringt, stelle ich mal in Frage. Aber ich denke, dass viele unberechenbare Geschehen auf der Welt gerade, mit nicht absehbaren Folgen, müsste uns Deutsche einmal mehr aufrütteln, im eigenen Land schnellstmöglich wieder Politik und Hoffnung im Sinne eines zufriedenen Volkes zu berufen.

Enrico W. Arndt, Heidelberg

Das Attentat zeigt Wirkung im Wahlkampf

Möglicherweise hat der kriminelle Psychopath und notorische Lügner Trump dieses Attentat selbst inszeniert, um von dessen Wirkung im Wahlkampf profitieren zu können.

Rolf Lang, Heusenstamm

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6 Kommentare zu “Trumps oscarreife Reaktion wird Folgen für uns alle haben

  1. Es verwundert nicht, dass bei bestimmten demokratisch Engagierten die Vermutung aufkommt, dass das Attentat auf Trump vielleicht sogar selbst inszeniert sein könnte. Zu oft hat Trump entweder vollkommen illegal oder am Rande der Legalität Handlungen vollzogen, die ihm nutzen konnten. Das ist ja auch einer der Belege dafür, dass das politische Klima in den Vereinigten Staaten total verroht ist und trotz aller Ankündigungen und Lippenbekenntnisse führender Republikaner sich das in absehbarer Zeit nicht ändern wird. Die Demokratie in den USA ist in höchster Gefahr. Deshalb wird es darauf ankommen, dass die Besonnenen, die es in allen Lagern noch gibt, sich mehr Gehör verschaffen werden, und dass die Repräsentanten insbesondere der Republikaner zu einer Tonalität zurückfinden, die es ja auch einmal bei der Grand Old Party gegeben hat. Die Spaltung der USA verläuft zwischen den Wohlhabenden und den immer weiter zunehmenden Armen und erfordert soziale Reformen, die nur von den Demokraten geleistet werden können. Es wäre fatal, wenn angesichts der angespannten weltpolitischen Lage die USA nicht mehr gehört werden können und ein möglicher Präsident Donald Trump sich wiederholend als ein Politiker gebärden würde, der durch Demagogie die politische Stimmung in Amerika erneut und vielleicht noch stärker anheizen würde. In den Vereinigten Staaten scheint sich immer mehr politische Gewalt zu manifestieren, der sich die wirklichen Demokraten sowohl in der Demokratischen Partei als auch bei den Republikanern mit Engagement in den Weg stellen müssen. Es muss Schluss sein mit der andauernden Verteufelung des politischen Gegners und hierzu müssen sich die politisch Verantwortlichen wieder auf die Grundwerte der USA zurückbesinnen und sich ihrer Verantwortung für Demokratie, Freiheit und Frieden in der ganzen Welt bewusst sein. Dieser Wahlkampf könnte sonst zu einem Trauerspiel auch für das Selbstverständnis Nordamerikas werden.  

  2. In der Bildunterschrift wird Präsident Biden Anfang November in den Ruhestand verabschiedet. Abgelöst wird er aber erst am 20.Januar 2025 mit der Amtseinführung des/r Neuen, wenn auch als „lame duck“. Die republikanische Gehirnwäsche hat offenbar die Redaktion mit Erfolg heimgesucht. Dass der Verzicht auf die Kandidatur für Biden wie ein Befreiungsschlag wirken wird und er sich vom Wahlkampf deutlich entlastet seinen Amtspflichten widmen kann, habe ich noch von keinem der zahlreichen Experten gehört – alle greifen die prompt von den Reps sofort in den Ring geworfene Rücktrittsdiskussion auf. Dabei ist Biden jetzt in derselben Situation wie jeder US-Präsident, dessen Amtszeit ohne Wiederwahl endgültig endet: Stichtag 20. Januar 12h EST. Was für eine neue Chance für den demokratischen Wahlkampf – Attacke!!

  3. Wir alle wissen nicht was der „Durchschnittsamerikaner“ so denkt. Klar ist aber was man sich in den letzten Monaten in den USA auch gefragt hatte, “ Haben wir denn ausser 2 alten Maenner niemanden der Praesident werden koennte?“
    Und viele haetten ja offensichtlich nur deswegen Biden gewaehlt um Trump zu verhindern. Jetzt ist es auf Kamala Harris zugekommen, auch wenn es evtl. bischen Bedenken gibt. Einige ihrer Konkurrenten haben bereits abgewunken und ihre Unterstuetzung zugesagt, die Gelder sprudeln wieder was nicht ganz unwichtig ist, und die Demokraten koennen sich ein wochenlanges Gezerre um ihren neuen Kandidaten gar nicht leisten wenn sie ueberhaupt noch eine Chance haben wollen. Trump ist jetzt der einzige “ alte Mann“ geblieben, es gibt also fuer die Waehler eine Alternative. Trump wirft bereits mit „Dreck und Luegen gegen Kamela Harris um sich, was zeigt er ist sich nicht mehr so sicher dass die Amerikaner ihn als den “ Gottesgesandten“ und einzigen Retter Amerikas“ sehen.
    Ein bischen Hoffnung ist jetzt schon gegeben, dass im November die Vernunft einkehren werde in den USA.

  4. Wir alle wissen nicht, was der „Durchschnittsamerikaner“ so denkt. Klar ist aber, was man sich in den letzten Monaten in den USA auch gefragt hatte: „Haben wir denn außer zwei alten Männer niemanden, der Präsident werden könnte?
    Viele hätten ja offensichtlich nur deswegen Biden gewählt, um Trump zu verhindern. Jetzt ist es auf Kamala Harris zugekommen, auch wenn es eventuell ein bisschen Bedenken gibt. Einige ihrer Konkurrenten haben bereits abgewinkt und ihre Unterstützung zugesagt, die Gelder sprudeln wieder, was nicht ganz unwichtig ist, und die Demokraten können sich ein wochenlanges Gezerre um ihren neuen Kandidaten gar nicht leisten, wenn sie überhaupt noch eine Chance haben wollen.
    Trump ist jetzt der einzige „alte Mann“ geblieben, es gibt also für die Wähler eine Alternative. Trump wirft bereits mit „Dreck und Lügen gegen Kamala Harris um sich, was zeigt, er ist sich nicht mehr so sicher, dass die Amerikaner ihn als den „Gottesgesandten“ und einzigen Retter Amerikas“ sehen.
    Ein bisschen Hoffnung ist jetzt schon gegeben, dass im November die Vernunft einkehren werde in den USA.

  5. Donald Trump hat es offensichtlich geschafft, die republikanische Partei in eine Sekte nach seinem Gusto zu verwandeln. Sie folgen ihm, egal welchen nachweisbaren Unsinn er auch verbreitet. Bei der Präsidentschaftswahl am 5.11.24 kann man nur auf die Demokraten hoffen.
    Kamala Harris ist sicher intellektuell in der Lage Donald Trumps „antidemokratisches Lügengeflecht“ zu entlarven und eigene zukunftsweisende Konzepte, auch für die jüngere Generation, zu entwickeln. Noch ist es nicht zu spät, aber die Zeit drängt.“

  6. Bestimmt alles richtig was der Interviewte sagt, nur in einem Punkt möchte ich ihm widersprechen und dieser Punkt ist m.E. kardinal. Auf die Frage, warum die US-Gesellschaft so zerrissen ist, wird auf die Globalisierung, den ökonomischen Niedergang und die Angst vor dem Hegemonieverlust verwiesen. Bestimmt auch nicht falsch. Vor kurzem war Howard Carpendale bei S. Maischberger zum Interview (5.3.2024). Carpendale berichtete davon, dass er sich längere Zeit in den USA aufgehalten habe und dass man den mittleren Westen als „Fly-over-Zone“ bezeichnen würde. Wie geht es jemanden, der in der „Fly-over-Zone“ lebt? Fühlt er sich erniedrigt, abgehängt, von den Ost- und Westküsten-Eliten missachtet, vergessen? Wen wählt so jemand? Wir haben zwar keine „Fly-over-Zone“, wir haben „Dunkeldeutschland“. Diese Selbstwert- bzw. Erniedrigungsproblematik bekommt man mit einer ökonomischen Begrifflichkeit nicht erfasst. Immer wieder ist in den Debatten etc. ein bedauerlicher Mangel an psychologischen Kenntnissen festzustellen, möglicherweise ein Grund dafür, dass so viele Debatten ins Leere laufen, was nicht ohne Gefahrenpotenzial ist.

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