Wenn Lob aus solchem Mund kommt, sollte man hellhörig werden: Die schwarz-grüne Regierung habe ihn „mit ihrer operativ professionellen Regierungsarbeit positiv überrascht“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU), Volker Fasbender. Natürlich verbindet der Lobbyist solche Worte auch gleich mit Forderungen: Er möchte, dass in diesem Jahr mit dem Bau von Terminal 3 am Frankfurter Flughafen begonnen wird. Das Gebäude sei „für Hessens Wirtschaft unverzichtbar“, sagte er.
Genau dies lässt die schwarz-grüne Landesregierung derzeit überprüfen, denn der Bau dieses Terminals ist umstritten. Flughafenbetreiber Fraport hatte schon in der Vergangenheit mit Prognosen aufgewartet, welche die Entwicklung des Flugverkehrs sehr positiv beschrieben – aus Sicht Fraports. Diese Prognosen haben sich nach dem Bau der neuen Nordwest-Landebahn, die in der Region weiterhin für Ärger sorgt, keineswegs bewahrheitet, und so sind die Forderungen der Wirtschaft auch bei Terminal 3 mit Vorsicht zu genießen. Zumal der Bau des Terminals weitere Probleme nach sich ziehen würde: Am vorgesehenen Bauplatz existiert keine Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, die dem zu erwartenden Personenaufkommen gerecht werden kann.
„Für Hessens Wirtschaft unverzichtbar“ — so hatte Fasbender auch schon im Fall Kassel-Calden argumentiert. Der Regionalflughafen sollte im zweiten Betriebsjahr 324.000 Passagiere abfertigen und 1700 Tonnen Fracht umschlagen. Diese Zahl aus der Bedarfsprognose wurde 2014 nur zu 14 Prozent erreicht. So unverzichtbar wie behauptet scheint der Flughafen also nicht zu sein. Die Vermutung liegt nahe, dass dies beim Terminal 3 ähnlich wäre. Die Lufthansa, größte Airline am Frankfurter Flughafen, hat jedenfall schon erklärt, sie werde nicht in dieses neue Terminal umziehen. Es dürfte für Hessens Wirtschaft verzichtbar sein.
Werner Geiß aus Neu-Isenburg meint:
„Dass aus einem fortgesetzten Wachstum eines ohnehin überdimensionierten Flughafens wirtschaftlicher Nutzen erwächst, darf bezweifelt werden. Die hessischen Unternehmerverbände sollten dem globalen Trend zu dezentralen Fernflugverbindungen nicht länger im Wege stehen. Mit den neuen kleineren, leisen und sparsamen Jets ließen sich die deutschen Ballungsräume problemlos mit den weltweit relevanten Metropolen direkt verbinden, ohne Umsteigen am „Drehkreuz“ Frankfurt. Zweifellos zum Vorteil der deutschen Wirtschaft, sogar der hessischen, denn bei steigender Konzentration des Flugverkehrs auf Frankfurt würde der volkswirtschaftliche Schaden durch Lärm und daraus resultierende Restriktionen im Umland einen vermeintlichen Zusatznutzen übertreffen.
Ein drittes Terminal am Frankfurter Flughafen ist völlig überflüssig, für die Volkswirtschaft sowieso, aber auch für die hessische Wirtschaft.“
Roger Treuting aus Groß-Gerau:
„Um die hessischen Unternehmen wäre es schlecht bestellt, würden Wohl und Wehe der Wirtschaft von dem einen Bauwerk abhängen. Es ist doch vielmehr so, dass bei Realisierung dieses Projektes lediglich einige wenige Absahner davon profitieren werden, während das Gros der Bevölkerung wie fast immer die Zeche dafür zahlt; sei es über Steuerabgaben, durch die mannigfaltigen Subventionen hinten rum und dann bei Betrieb eines solchen Großprojektes durch die vermehrte Schädigung der Lebenswelt. Die Bilanz der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) zur schwarz-grünen Landesregierung hinsichtlich Umsetzung der Pläne für ein drittes Terminal am hiesigen Airport ist nichts als platteste Demagogie, mit der die Politik zu entsprechendem Handeln gepresst werden soll.
Bleibt zu hoffen, dass in Zeiten wie diesen nicht allzu viele einer solchen Rattenfängerei auf den Leim gehen.“
Dieter Hooge aus Frankfurt:
Falls es so etwas wie eine Betonfraktion im Unternehmerlager geben sollte, hat sich der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände, Fasbender, darin im Laufe der Jahre einen Ehrenplatz erarbeitet. Bei seinen öffentlichen Äußerungen in Presse, Funk und Fernsehen läßt er keine Gelegenheit aus, prokapitalistische Betonargumentation anzurühren und sie mit Inbrunst zu verkünden. So auch wieder in der FR, am 10.1.2015, nachzulesen: Der hessischen Wirtschaft droht der totale Niedergang, wenn des Terminal 3 am Frankfurter Flughafen nicht gebaut wird.
Alles wie gehabt. Der Bau der Landebahn Nordwest wurde von ihm mit den gleichen (Schein)-Argumenten kompromißlos gefordert. Wetten, dass er nicht unter dem Flug-Lärmteppich wohnt?
Mancher hat möglicherweise eine nachlassende Erinnerung, ich nicht. Es war unter anderem Fasbender der in der gewohnten Vehemenz den Ausbau von Kassel-Calden gefordert hat. Die nordhessische Wirtschaftskraft stand kurz vor dem totalen Aus ohne internationalen Flughafen in Nordhessen. Auch hier wieder unheimlich viel Beton für fast keine Flugbewegungen.
Jeder rational denkende Mensch – und das sollte auch für Unternehmer und ihre Lobbyisten gelten – kann mühelos anhand der Faktenlage erkennen, ohne Nordwest Landebahn und ohne Terminal 3 kann und könnte Fraport auf Dauer alle seine profitabelen Aktivitäten sehr gut entfalten und der hessischen Wirtschaft wird es wie bisher blendend gehen und Fasbender könnte in aller Ruhe aufhören Beton zu rühren.
Diskussion: frblog.de/terminal3
Warum sollte man einem Privatunternehmen vorschreiben etwas was von den Behörden genehmigt ist zu bauen oder nicht? Wer käme bei anderen Unternehmen, solange sie keine Steuergelder dafür wollen, auf die Idee? Die politische Entscheidung ist vor vielen Jahren so gefallen. Ich habe damals kaum jemanden gesehen der dagegen war. Ich persönlich freue mich über das was mit dem Flughafenausbau gekommen ist, nämlich z. B. im Vergleich zu vorher eine ruhige Nacht. Wenn Fraport eine Terminal baut das nicht benötigt wird ist das das Problem von Fraport und das ist auch gut so.