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Lieber Bronski,
War das nicht einer der Hauptsitze der Katharer bzw. ihre Fluchtburg?
Wahn ist ein gutes Wort um zu beschreiben, was im finsteren Mittelalter im Namen des Glaubens abging und heute wieder. Sieht so aus, als ob wir Menschen sehr wenig lernen. Eine Endlosschleife von immer wiederkehrendem Hass und Gewalt.
Was ich wohl auch nie verstehen werde ist, dass die „großen“ Religionen Verächtlichkeit und Herabwürdigung für andere Glaubensrichtungen enthalten. Warum muss das so sein? Wird ein anderer Glaube als Gefahr betrachtet in dem Sinne, dass man sich in dem was man selbst glaubt irren könnte? Bei den Katharern war das so. Armut war bei den Kirchenfürsten kein gutes Thema. Heute auch nicht, auch wenn der Papst da seinen eigenen Weg zu gehen versucht.
Warum nicht den Fokus auf die Elemente wie Barmherzigkeit und Liebe lenken, oder gilt das nur für die Menschen des gleichen Glaubens?
Es wurden und werden im Namen von Religion furchtbare Taten begangen. Hört das denn nie auf?
Ich für meinen Teil kann mir nicht vorstellen, dass welcher Gott auch immer tausende von Jahren zusieht, welche Unmenschlichkeiten in seinem Namen begangen werden, ohne Einzugreifen!
Gruß, Anna Hartl
Ja, Carcassonne war ein Hauptstützpunkt der Katharer. 1209 wurden sie vertrieben. Danach wurden die Burgen Quéribus und Peyrepertuse zu ihren wichtigsten Burgen. Die Inquisitoren hatten gerade in dieser Gegend Frankreichs viel zu tun. Man könnte auch sagen, sie haben gewütet.
Von Interesse ist vielleicht noch die Legende von Carcas aus dem 9. Jh., die man in der französischsprachigen Fassung von Wikipedia findet:
„Zu dieser Zeit gehörte die Stadt den Sarrazenen. Karl der Große habe sie belagert, aber die Burgherrin Carcas habe dem widerstanden. Die beiden Armeen seien ziemlich ausgehungert gewesen. Als es nur noch ein Halfter Weizen und ein kleines Schwein in der Stadt gab, habe Carcas die Idee gehabt, ihre Gegner zu demoralisieren.
Das Schweinchen wurde gemästet und dann über die Stadtmauern geworfen. Da er dachte, dass die Stadt noch viele Lebensmittel zur Verfügung habe, habe Karl der Große die Belagerung aufgehoben. Da habe Carcas die Glocken läuten lassen, und Karl der Große sei zurückgekommen und habe ihr Frieden angeboten. Daher kommt der Name „Carcassonne“ (Carcas läutet)
Noch einige Ergänzungen zum Glauben der Katharer (Albigenser)
Sie führten, in der Nachfolge des Urchristentums, ein sehr asketisches und sittenstrenges Leben im Einklang mit der Natur. Sexuelle Beziehungen galten als „unrein“ und sollten von den „Vollkommenen“ vermieden werden.
Sie lehnten mehrere Sakramente ab: Taufe, Eucharistie (Verwandlung), Ehe, Heiligenverehrung und Reliquienkult. Aus diesem Grund wurden sie von der katholischen Kirche als „Häretiker“ verfolgt, sogar in einem Kreuzzug (1208-1229). Die in die Burg Peyrepertuse geflüchteten Katharer sollen, da sie sich nicht ergeben wollten, kollektiv Selbstmord begangen haben.
Ein weiteres Zentrum der Katharer war die Stadt Albi, daher auch der Name „Albigenser“. Die Stadt kapitulierte während der Einnahme von Carcassonne 1209 kampflos.
(Sehr ausführliche Darstellung in der französischen Wikipedia-Ausgabe und „Cathares“. Darin auch eine Lithographie von der Vertreibung der Katharer aus Carcassonne 1224)
@ Werner Engelmann
Schöne Legende, aber Sarazenen hätten als Muslime kaum „unreine“ Schweine gehalten und Glocken geläutet. Glocken gab und gibt es an Moscheen nicht, nur in christlichen Kirchen.
@ JaM
Wer hat denn hier von einer Moschee und von Muslimen gesprochen?
Zunächstmal geht es überhaupt nicht darum, nach 1000 Jahren einen Interpretationsstreit über Religion zu entfachen, was ziemlich lächerlich wäre. Sondern um die Erklärung für den recht seltsamen Namen „Carcassonne“.
Aber auch historisch haben Sie Unrecht.
(1) In der französischen Version der Geschichte von Carcassonne werden zwei Interpretationen angeboten: „sonner les trompettes (ou les cloches des églises)“. Die erste Version habe ich weggelassen, da dies nicht dem Sprachgebrauch von „sonner“ entspricht.
Es wird hier auch von der „maîtresse des lieux, dame Carcas“ gesprochen, was darauf verweist, dass sie sicher nicht Muslimin war.
(2) Zur Geschichte von „al Andalus “ (dt. Wikipedia):
„Anschließend (nach 711) überquerten die muslimischen Truppen schließlich auch die Pyrenäen und besetzten Teile von Südfrankreich. 732 wurden sie aber von den Franken unter Karl Martell in der Schlacht von Tours besiegt.“
Die Legende stammt offenbar aus dieser Zeit.
(3) In allen historischen Beschreibungen zu „al Andalus“ wird hervorgehoben, dass hier Jahrhunderte lang Muslime, Christen und Juden vergleichsweise friedlich miteinander lebten. In der Hauptstadt Cordoba bis zur Rückeroberung 1212, im Gebiet der Nasriden (Granada) sogar bis zum endgültigen Fall 1453.
(4) Wer zu den christlichen Ursprüngen von Carcassonne forscht, wird auch hier fündig (Dt. Wikipedia, „Basilika St-Nazaire-St-Celse (Carcassonne)“:
„Man vermutet, dass an dieser Stelle bereits zur Zeit des Westgotenherrschers Theoderich I., spätestens jedoch im 6. Jahrhundert die Bischofskirche des im Jahre 533 gegründeten Bistums Carcassonne gestanden haben könnte, die im 8. oder 9. Jahrhundert durch einen karolingischen Kirchenbau ersetzt wurde.“