Auf dieser Website verwenden wir Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn du diesen Technologien zustimmst, können wir Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten. Wenn du deine Zustimmung nicht erteilst oder zurückziehst, können bestimmte Merkmale und Funktionen beeinträchtigt werden.
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.
Ich plädiere immer wieder dafür, auch die Bedeutung nicht außer Acht zu lassen, die im Wikipedia-Artikel ebenfalls angedeutet wird:
„Diese Kritik bedeutet, dass politische Äußerungen, die keine Konsequenzen verlangen, dem Sprecher allein dazu dienen, in einem „guten Licht“ dazustehen“
D.h. Menschen vermitteln aus den verschiedensten Ursachen einen Eindruck, „gut“ zu sein (Anpassungsdruck, der Wunsch, als „gut“ dazustehen), sind es aber gar nicht, wenn es um mehr als nur Worte geht.
Ein Beispiel:
In Bremen gibt es ein Stadtviertel, in dem eine links-alternativ-grüne Kultur überwiegt, das kurz „Viertel“ genannt wird. Da herrschen dann natürlich die bekannten verschrobenen Ideen, z.B.: Asylanten und Einwanderer mögen anders sein, aber die Einheimischen haben das zu akzeptieren, Assimilationsdruck ist böse, und wenn es zu Problemen im Zusammenleben kommt, haben die Einheimischen generell selber schuld.
„Achtung, Gutmenschengefahr!“ mag da mancher denken… nur ist das leider schwer zu beweisen.
Manchmal aber doch. Die Stadt Bremen entschied Ende 2012, im Viertel ein Asylantenübergangsheim einzurichten. Ojeoje. Plötzlich musste man bemerken, daß ausgerechnet im linken Bürgertum doch Einstellungen grassieren, die Yunus Zimmermann ohne zu zögern als „latent rechtsextremistisch“ bezeichnen würde. Auf Stadtteil-Beiratssitzungen ging es hoch her. Die Aufregung war groß. Hier einige Auszüge aus einem Zeitungsbericht dazu:
„Gegen Flüchtlinge hätten sie nichts, das wurde von den 150 NachbarInnen auf der Beiratssitzung oft betont. Da gebe es kein Aber. Aber: Einmal seien dem Enkel einer Anwohnerin von einem „Schwarzafrikaner“ Drogen angeboten worden. Einen anderen Nachbarn sorgte, dass die Flüchtlinge sich womöglich draußen aufhielten, es somit zu Ruhestörungen kommen könnte. […] Belastet sei der betreffende Teil des Viertels schon genug, wegen der Nähe zum Bahnhof und seiner Diskomeile. „Für die Leute, die jetzt kommen“, sei das „nicht die richtige Gegend“, sagte ein Anwohner. Ganz schlimm könnte es werden, wenn wegen des Asylheims Fremdenfeindlichkeit in den linken Stadtteil Einzug hielte, gab eine Nachbarin zu bedenken. […] In einer Debatte jedoch, in der die Flüchtlinge vor allem als mögliche Ruhestörer und soziale Problemfälle für Angst sorgten, bekamen die bestgemeinten Argumente zumindestens einen seltsamen Beigeschmack. […] In den Tagen zuvor kursierten Schreiben, die sich gegen vermeintliche „Wirtschaftsflüchtlinge“ wendeten. Auch der Vermieter eines Nachbarhauses war im Saal. Er hatte eine Mail verfasst: Der Wohnblock in der Stadt sei schwierig zu überwachen, heißt es da. „Lager am Rande der Stadt haben schon ihren Sinn.““
Den Eindruck eines guten Menschen abzugeben ist doch ganz leicht, wenn es um nichts geht. Das kann doch jeder. Ein guter Mensch ist aber erst dann einer, wenn er es auch unter widrigen Umständen ist.
Das Argument: „Wegen des Asylheims könnte Fremdenfeindlichkeit in den linken Stadtteil Einzug halten, deswegen sollte man es woanders einrichten“ ist dabei besonders erheiternd, denn übertriebene Frechheit hat ja auch komische Elemente. Im Grunde besagt dieses Argument ja: „Wir guten Menschen können nur gute Menschen sein, wenn es um nichts geht… wenn wir aber mit unschönen Realitäten konfrontiert werden, könnte unser „Gutsein“ bröckeln, also haltet uns bitte diese Realitäten vom Leib!“
Im „Viertel“ in Bremen gibt es jedenfalls ganz offensichtlich, das beweist das Geschehen, auch den einen oder anderen Gutmenschen, bei dem ich nur müde lächeln würde, wenn er erbost die Abwertung, die dem Begriff natürlich innewohnt, ablehnte.
Allenfalls könnte man also sagen, den Gutmenschenbegriff wollen wir nicht, weil er auch andere Bdeutungsnuancen enthält, ein naheliegender anderer Begriff wäre dann „Heuchler“. Heucheln kann man aber alles mögliche, einen religiösen Glauben, Trauer o.ä. Man müsste diesen Begriff also mindestens erweitern zu einem neuen Begriff, vielleicht den des „Gutheuchlers“, um diese spezifische Form der Heuchelei näher zu bezeichnen.
Unter welchen „widrigen Umständen“ jemand ein „guter Mensch“ war oder auch bloss sein wollte, (denn Erfolg ist dabei durchaus kein Kriterium) können bestenfalls verstehende Menschen und gute Freunde beurteilen.
Genau vor dieser gewissenhaften Beurteilung drücken sich die Begriffsverwirrer, indem sie etwas, das sie nicht verstehen, abwerten, um nicht beim Versuch des Verstehens kläglich zu scheitern.
Dieses Scheitern kann zwei Ursachen haben: Entweder können sie nicht verstehen, oder sie sind keine Freunde.
@BvG,
Man braucht kein „verstehender Mensch“ oder „guter Freund“ zu sein, um zu begreifen, daß viele Menschen im Viertel Bremens (Ostertor: 77,3% Wähler Grüne/SPD/Linke/Piraten) keine Asylanten in der Nachbarschaft haben wollen, und daß sie die gleichen Gründe dafür haben wie die Menschen in anderen Stadtteilen auch, in denen die CDU weit mehr als die 13,8% Wähler wie im Ostertor haben.
Sie brauchen nicht lange zu grübeln, wieso Menschen, die den Begriff „Gutmensch“ verwenden, besonders auch am Aspekt der „Abwertung“ große Freude haben, denn ich kann es Ihnen sagen. Die Aggression geht ja nämlich vom Gutheuchler aus. Wer beim Stichwort „Asylant aus Schwarzafrika“ sofort auch an Drogenhandel denkt, wird ja von diesen Leuten als latenter Rechtsextremist bezeichnet, angegriffen und in eine Ecke gestellt. Das ist die Aggression.
Nun stellt sich heraus, der betreffende Gutheuchler denkt beim Stichwort „Asylant aus Schwarzafrika“ ebenfalls sofort auch an Drogenhandel. D.h. er ist auch genau einer von denen, über die er sich vorher noch erhoben hat. Dann kommt postwendend die Retourkutsche auf seine Aggression, die Gegenaggression, und das ist der Vorwurf „Gutmensch“. Alles ganz normal.
Na ja, wie dem auch sei, die Haltung bei den einen Hochnasen ist so hochnäsig wie bei den anderen.
Wer mir gegenüber dieses Wort benutzt, scheidet jedenfalls als Diskussionspartner aus.
Als ob es bestellt wäre, schreibt Sibylle Berg im Spiegel Online heute darüber in ihrer Kolumne „Fragen Sie Frau Sibylle“: „Für eine Sekunde gute Laune“
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/kolumne-von-sibylle-berg-eine-hymne-auf-die-gutmenschen-a-909405.html
Eigentlich schreibt Sibylle Berg nicht über Gutmenschen… ich habe zwar schon erlebt, daß Menschen mit linker Einstellung pauschal, d.h. ohne weiteres über sie zu wissen, als Gutmenschen bezeichnet werden (was ja auch falsch ist), und zwar wenn deren „Gutseinwollen“ nicht erkennbar mit entsprechenden Handlungsweisen unterfüttert ist, aber daß Menschen, die ehrenamtlich tätig sind, oder auch ehrenwert ohne amtlich, die Alten, Kranken, Kindern helfen, im täglichen Leben, die dabei auch Opfer bringen, mindestens an Zeit, als Gutmenschen beschimpft werden, das habe ich wirklich noch nie erlebt. Es wären auch die ziemliche Idioten, die das tun.
Den eigentlichen Gutmenschen macht doch aus, daß Einsatz und wirkliches Engagement fehlen, er will da den Eindruck des Gutseins erwecken, wo es nichts kostet (wobei, wenn ich von „wollen“ spreche, gar nicht mal ein bewußtes Wollen vorhanden sein muß). „Gutmensch“ und „guter Mensch“ sind nicht Synonyme. Der erkennbar gute Mensch aber hat das Stadium des GutseinWOLLENS schon hinter sich gelassen. Dann wird eine Abwertung durch „Gutmensch“ wirklich so peinlich, wie BvG das schon beschrieben hat.
Der gute Mensch tut Gutes, aber redet weniger darüber, denn er tut es nicht des Applauses wegen, sondern weil die gute Arbeit auch ihre eigenen Befriedigungen für ihn mit sich bringt. Der Gutmensch hingegen tut nichts Gutes, aber legt Wert darauf, als „gut“ zu erscheinen, wobei die Art und Weise, diesen Schein verbal aufzubauen, sich am Zeitgeist und seinen Oberflächlichkeiten orientiert.