Warum tut Sodann sich das an?

Er sei ja auch nicht ganz blöd. Dieser Satz ist mir aus den Tagesthemen noch präsent. Zusammenhang: Peter Sodann wird der Öffentlichkeit als Kandidat für den Posten des Bundespräsidenten vorgestellt. Für die Linkspartei. Von Oskar Lafontaine, der neben Sodann steht und in einem merkwürdigen gereizten, fast hektischen Duktus seine Stichworte vom Spickzettel abliest, als könne er es selbst nicht fassen. Daniela Dahn oder Christa Wolf werden ihm lieber gewesen sein. Doch die wollten sich nicht nominieren lassen. Also dann Sodann. Ein Verlegenheitskandidat, aber ein populärer. Der ja auch nicht ganz blöd ist, wie er selbst sagt. Soll heißen: Er weiß selbst genau, dass er keine Chance hat, tatsächlich gewählt zu werden. Doch warum tritt er überhaupt an? Sodann: „Weil ich gefragt worden bin.“ Was Hauptkommissar Kain wohl sagt, wenn er hört, dass sein Ehrlicher fremd geht? Vielleicht fasst er sich ein Herz und macht unsere First Lady?

Die Linkspartei redet sich raus: „Der Mann ist ein moderner Eulenspiegel.“ Okay – aber wenn wir schon einen Kabarettisten im Amt des Bundespräsidenten sehen wollen, warum nehmen wir dann nicht Dieter Hildebrandt? Doch ich will den FR-Leserinnen und -Lesern nicht vorgreifen, die mir zahlreich zu diesem Thema geschrieben haben. So meint Ingrid Mahnke aus Ronneburg:

„Mein erster Eindruck nach dem Lesen dieses Artikels: Der Mann ist hemmungslos naiv! Und so etwas würden wir dann als Vertreter Deutschlands im Ausland vorzeigen müssen? Oh nein, Gott beschütze uns davor!“

Henning Gabel aus Frankfurt:

„In den USA sind Schauspieler Gouverneur oder gar Präsident geworden – wo wäre das Problem? Natürlich ist Herr Sodann nur ein Zählkandidat. Aber er hat eine durchaus vorzeigbare persönliche Geschichte.
Der derzeitige Bundespräsident hat bei mir im Übrigen viel an Ansehen verloren, weil er als ausgewiesener Bankfachmann auf einer so hohen Position nicht den Mut gehabt hat, nachhaltig auf die uns alle bedrohenden Gefahren des Weltfinanzsystems hinzuweisen.“

Gunther Schirmer aus Leipzig:

„Es gibt keinen Blödsinn, den die Linke nicht macht. Sodann for President. Der Ober-Linke Oskar muss doch noch wissen, wie uns der liebe Herr Lübke als Bundespräsident laufend blamiert hat. Die haben überhaupt keine Achtung vor dem höchsten Amt in unserem Land.
Nichts gegen Sodann. Aber warum tut er sich das an? Er lässt sich von Lafontaine und Genossen missbrauchen. Jeder weiß, dass er keine Chance hat. Aber als Schauspieler hat er nichts mehr zu tun, und die Kasperles-Tour mit Norbert Blüm war der totale Flop. Auf was alte Männer so kommen!
Im Osten kann man sich das vorstellen. Man ist ja noch an die Koryphäen der SED gewöhnt. Eine Gaudi ohnegleichen. Aber was soll’s. Das wird sowieso nichts. Man wollte mal wieder von sich reden machen. Sonst hat man ja nichts vorzuweisen.“

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11 Kommentare zu “Warum tut Sodann sich das an?

  1. Wir wissen alle, das er es nicht wird. Aber ich finde es, wie ich es auch in meinem blog erläuterte, Respekt abfordernd, wenn er in diesen Zeiten als fiktiver Polizeikommissar von Deutschland den Chef der Deutschen Bank verhaften lassen würde und am 23. Mai als Kandidat gegen einen ehemaligen TOP-Manager des nationalen und internationalen Bankgewerbes antreten will. Respekt! Und ich freue mich schon auf Diskussionen, wenn mit der Kenntnis und Einstellung von heute die berufliche Vergangenheit von Horst Köhler erneut überprüft wird.

  2. Schade um diesen sympatischen Schauspieler ,der ab jetzt zerfleischt und anschließend fallen gelassen wird.
    Gerade er hätte wissen müssen auf was er sich da einläßt.
    Er kennt noch viele Gesichter in dieser Partei aus damaligen Zeiten.
    Aber eventuell sollten wir uns vom sympatischen Kommissar emotional trennen,weil nun der private Sodan sein sehr privates Gesicht zeigt.
    Allerdings freue ich mich auf die „seine“ Aussagen in dem er zum Ausdruck bringen MUSS was er bewegen oder anders machen will.
    Es gibt immer zwei Gründe für das Handeln eines Menschen: „einen moralischen und den wirklichen:
    USA hatte auch Schauspieler in hohe Ämter gehoben,warum nicht auch im ach so prüden Deutschland?
    Und wenn wir Ehrlich-er sind ,auf einen Schauspieler mehr oder weniger kommt es auch nicht mehr an oder ?Die Gagen sind auch nicht zu verachten:-)

  3. Natürlich wird Peter Sodann nicht zum Präsidenten gewählt. Das geben die Mehrheiten gar nicht her. Das weiß er auch. Warum lässt er sich aber auf eine Nominierung ein? Ich glaube, aus der Freude an der Farce und am Spiel. Gesine Schwan hat dann leider auch keine Chance mehr, gewählt zu werden. Eine Rache Lafontaines, vermute ich. Ich hätte Gesine Schwan durchaus gerne als Präsidentin gesehen.

  4. nun ja, erschütternd ist für mich nicht, wass herr sodann und die linke machen, erschütternd sinnd die reaktionen der anderen parteien!
    allen voran die grünen mit claudia roth, ausgerechnet diejenige, die den aufruf zum protest gegen den G8 gipfel in heiligendamm nicht unterschrieben hat, dann aber mediengeil in der ersten reihe mitprotestieren wollte, spricht von beschädigung des höchsten amtes.

    ja den bundesdeutschen geht es mal wieder um ein AMT, als hätten wir vor 70 jahren nicht genug akribischt buchgeführt, gestempelt, verwaltet und registriert. die damaligen deutschen haben ihre ämter so gut und so deutsch ausgefüllt, dass heute noch anhand der akten für die ganze welt nachvollziehbar ist, was für verbrechen die allermeisten waren.
    und jetzt wieder: ein amt!

    schön, dass mal einer ein wenig wirbel in die verlogenen damen und herren politiker reinbringt, die sich mit ihren äusserungen selbst ad absurdum führen, denn was ist das denn für eine demokratie, wenn z.b. neun personen im geheimen am bundestag vorbei über einen betrag entscheiden, der weit grösser als der jahreshaushalt des bundes ist.

    da dann doch lieber sodann, der mal mit witz etwas bewegung briingt in diesen verknöcherten, angepassten, machtgeilen polithaufen, der antritt wegen der sache und nicht weil er weiss, dass er eine chance hat!

  5. Ja, ich weiß nicht mehr genau, wer alles damals Lübke gewählt hat.
    Ich weiß aber noch, dass er zwei Amtsperioden durchgestanden hat.Deutschland hatte es aushalten müssen… Gab es damals keine Alternativen ??
    Jetzt wird sich m. E. zuviel erregt über einen Kandidaten, von dem alle wissen, und er selbst weiß es auch, dass er gewiss niemals Bundespräsident werden wird.

    maderholz

  6. Darf ich mich noch einmal zu Wort melden?

    Ich habe heute einen Artikel in der FR-online gelesen, der mich wütend genacht hat:
    „Hedge-Fonds-Manager verhöhnt Bankenchefs“, zu lesen hier: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/1615485_Diese-Kraehe-hackt-doch.html

    Dieser Hedge-Fonds samt Chef würde nach diesen Verlautbarungen eben dieses Chefs in Deutschland sicherlich unter das Gesetz der Bildung einer Kriminellen Vereinigung fallen, oder? Im kalifornischen Recht kenne ich mich nicht aus.

    Eigentlich interessiert mich im Augenblick weniger die Kandidatur des Herrn Sodann, sondern mehr seine politische Aussage, nämlich den Chef der Deutschen Bank verhaften lassen zu wollen. Wohlgemerkt, hier ist seine politische Aussage interessant, nicht eine mögliche juristische Bewertung! Dazu fehlt ihm und mir die juristische Kenntnis, bestimmte Banken als kriminelle Vereinigungen anzusehen. Ich selbst tue dies als niederländischer Einwohner (gebürtiger Deutscher) in blogs, in denen ich kommentieren darf, bewusst nicht! Soadann ist in erster Linie Künstler, seine augenblickliche Satire ist in Wort und Tat beissend. Nochmals: Respekt herr Kommissar!

  7. #3

    „Aus Freude an der Farce und dem Spiel….“

    Da sind wir ja nun echt runtergekommen.

    Es ist für mich in keiner Weise einsichtig, warum ein Präsident oder Kanzler mehr Verstand oder Kenntnisse haben sollte als der Bürger.

    Die Ämter kann ja jeder Raab ausfüllen.

    Dann aber bitte die Gehälter an die Qouten binden:
    Wenn er keine Laune mehr macht, isser weg, der Präserdent.

  8. Lübke: In Wolfsburg ins Mikro: Wo sind wie hier denn?
    In Afrika: Liebe Neger

    IMHO würde Sodann sowas als Präsident nicht sagen. Er war ja mal Satiriker und wurde deshalb in der DDR eingesperrt.

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