Die Stadt Frankfurt scheint weitermachen zu wollen in ihrer Rekonstruktion eines historistischen Ideals in der Architektur. Die alte Oper, die neue Altstadt und nun das Trommeln der „Aktionsgemeinschaft Schauspielhaus“ für einen historisierenden Theater-Neubau – Frankfurt schaut nach rückwärts. Vielleicht erklärt sich diese Sehnsucht nach dem Alten gerade daraus, dass Frankfurt – für alle weithin sichtbar – von Funktionsbauten geprägt wird? Dabei müssen die gar nicht mal hässlich sein. Man denke beispielsweise an den Messeturm, das zweithöchste Hochhaus der EU, einem Bleistift nachempfunden. Gute Architektur, einprägsam, stilbildend, sogar originell – ein Hingucker. Fast ein Wahrzeichen.
Das alte Schauspielhaus, das im Bombardement des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde und von dem Mauern in das aktuell noch stehende, marode Heim der Städtischen Bühnen einbezogen wurden, war nie gute Architektur. Es kann nur oberflächlich als Jugendstilbau gelten; in dieser Zeit entstand es. Vor allem stand es für Stil-Eklektizismus: von allem was. Und es stand für Geltungsdrang, wenn nicht sogar Prunksucht. In einem Bauwerk dieser Aufmachung könnte man auch die Börse vermuten oder einen Regierungssitz.
Die Debatte über den Neubau wird in Frankfurt teils mit großer Erbitterung und auch schon seit langer Zeit geführt. Fakt ist, dass die Städtischen Bühnen neu gebaut werden. Das hat das Stadtparlament im Januar 2021 endlich beschlossen. 900 Millionen Euro sind dafür veranschlagt. Der Neubau wird wohl keine Doppelanlage mehr sein, sondern die Bühnen werden wohl auch rein baulich wieder getrennt mit dem Schauspiel am Willy-Brandt-Platz und der Oper an der Neuen Mainzer Straße bzw. Taunusanlage.
Das Thema hat auch hier im FR-Blog bereits mehrfach stattgefunden, so im April 2019 und im Februar 2020. Nun hat Christian Thomas, Ressortleiter Feuilleton der FR, das historisierende Anliegen der Aktionsgemeinschaft kraftvoll verrissen: „Falsches Versprechen, vorgetäuschter Trost“ lautet die Überschrift zu seiner Analyse des Wunsches der Restaurateure. Und auch ich frage mich: Warum traut Frankfurt sich nicht mehr zu als nur einen Bau, der verwechselbar ist, da er so – oder so ähnlich – auch in anderen Städten zu finden ist? Wenn Frankfurt eine Metropole ist, dann sollte diese Stadt nicht nur in Sachen Finanzen ein Leuchtturm sein, sondern auch in Sachen Kultur. Denn das ist sie tatsächlich dank eines Opernhauses von Weltrang. Also sollte sich diese Stadt einen Bau geben, der ausstrahlt, statt den Muff vergangener Zeiten zu verdunsten. Warum ist Frankfurt so mutlos, wenn es darum geht, sich ein Wahrzeichen zu geben? Weil all die Patrizier im Stadtparlament in Wahrheit Krämerseelen sind? Das will ich nicht glauben.
Die Elbphilharmonie in Hamburg, das Guggenheim-Museum in Bilbao, die Oper in Sydney – sie alle machten Schlagzeilen bezüglich der explodierenden Kosten, aber nachdem diese Bauten fertiggestellt waren, sind alle zufrieden und begreifen, was ein solches Bauwerk für eine Stadt bedeuten kann: Es wirkt prägend. Nicht nur im Moment, sondern über Jahrzehnte hinweg, vielleicht sogar über 100 Jahre und mehr. Hamburgs Bild in der Welt wird auf Dauer von dieser teuren, monumentalen Philharmonie geprägt sein. Dies vorherzusagen, dazu muss man kein Orakel sein. Was wäre Paris ohne den eigentlich völlig nutzlosen Eiffelturm?
Bauten wie diese sind für eine kleine Metropole wie Frankfurt natürlich nicht realistisch. Schon allein aus Kostengründen nicht. „Think big“, das konnten sich mal die Banker erlauben. Trotzdem: Dürfte es bitte schön mehr Mut geben in der Debatte über den Neubau? Mutige Architektur ist nicht nur eine Reaktion auf die Erfordernisse der Zeit, nicht nur der Wille zum Repräsentieren. Mutige Architektur gibt einen Ausblick, so wie es seinerzeit die Bauhaus-Architektur tat. Fragen wir uns also: Wie soll das Theater der Zukunft aussehen? Denn wie das Theater der Vergangenheit aussieht, das wissen wir schon. Wie gesagt: Solche Bauten, und seien sie auch nett anzusehen, stehen in vielen Städten. Diese Bauten sind allenfalls Hingucker für den Moment. Man registriert vielleicht: Aha, könnte das Stadttheater sein. Weil man das aus anderen Städten so kennt. Man geht weiter und hat die Architektur fast sofort schon wieder vergessen. Schade, oder?
Der geistige Zustand dieser Stadt
Der Artikel von Christian Thomas hat die Kritik am Wiederaufbau des Frankfurter Schauspielhaus, wie es die Postkarte von 1905 zeigt, wunderbar auf den Punkt gebracht. Was soll der Wiederaufbau, eines aus verschiedenen Nachahmungsstilen zusammengestoppeltes Gebäude, künftigen Generationen über den geistigen Zustand einer Stadt erzählen? Vielleicht würde man das Ewiggestrige der Architektur mit den politischen Auswüchsen, wie z. B. den Reichsbürgern in Verbindung bringen. Frankfurt braucht ein Gebäude, das in Form und Technik auf der Höhe der Zeit ist und das demokratische und weltoffene Frankfurt symbolisiert.
Heidrun Anders, Münzenberg
Dauerhaft, standfest, nützlich und schön
Mit dem Schlechtmachen der Gründerzeitarchitektur und der Polemik gegen die „Aktionsgemeinschaft Schauspielhaus Frankfurt“ kann man keine überzeugende Argumentation gegen den Wiederaufbau des Schauspielhauses begründen. Denn das hat die Gründerzeitarchitektur nicht verdient. Lange Zeit wurde sie von der nachfolgenden Moderne ignoriert und verunglimpft und diesen Geist spürt man deutlich bei dem Autor nachwirken. Obgleich sie das Jahrhundert in allen europäischen Staaten prägte, galt sie als stil- und charakterlos, als geist-und seelenloser Formalismus, oder wenn man Kaiser Wilhelm II zitiert, als „Gipfel der Geschacklosigkeit“.
Es ist aber das Merkmal des architektonischen Historismus, mit einem Rückgriff auf die Stile der Baugeschichte die Baufaufgaben zugestalten. Generationen von Architekten entwarfen die neuen Bauten im 19.Jahrhundert- wie Bahnhöfe,Krankenhäuser, Universitäten, Akademien, Fabriken, Theater, Kirchen, Parlamente und Wohnhäuser- auf diese Weise und im Sinne einer modernen Geisteshaltung. Die konstruktive Kernform oblag dabei den Ingenieuren, deren Eisenkonstruktionen sind „keine künstlerischen Elemente, ihnen fehlt jede gemütliche und feierliche Stimmung, sie sind seelenlos“, wie Semper schrieb. Die Hülle dagen wurde von den Architekten durch Verkleidung und Dekoration in die Sphäre eines Kunstwerkes erhoben, wie eindrucksvoll an der Opera Garnier in Paris zu studieren ist.
Natürlich gab es dabei gute und Schlechte Ergebnisse, aber ehrliche oder „unehrliche Architektur“, wie Christian Thomas schreibt? Warum soll der Frankfurter Klassizismus als Rückgriff auf die griechische Sklavenhalterarchitektur ehrlicher sein, als der Stilpluralismus des Schauspielhauses? Ist das Glasfoyer ehrlicher, weil es den historistischen Innenraum der Oper demokratisch versteckt und den Blick nach draußen auf die Prunksucht des Geldadels lenkt?
„In welchem Stil sollen wir bauen?“ fragte Anfang des 19.Jahrhunderts der Karlruher Architekt Heinrich Hübsch und blieb eine überzeugende Antwort schuldig. Aber der Auto stellt nicht einmal die Frage, wie es in Frankfurt weiter gehen soll. Dabei gibt es die Antwort darauf seit Vitruv: im Geiste der Zeit, am richtigen, dem derzeitigen Ort, dauerhaft standfest, nützlich und schön. Und von der Schönheit dürfte es ruhig etwas mehr geben.
Dieter M. Kunze, Schwalbach
Steinwerdung des Reichsbürgertums
Das Schauspielhaus, wie es der „Aktionsgemeinschaft Schauspielhaus Frankfurt“ vorschwebt, wäre nichts anderes als die Steinwerdung des Reichsbürgertums, das die Renaissance einer steinernen Klassengesellschaft ersehnt, auch wenn seine Protagonisten nur in der (oft mit Hass auf die Ungläubigen angereicherten) Illusion leben, ihre erhabenen Gefühle der Untertanen seien den Klassenprivilegien gleichzusetzen, die ihren goldenen Schein auf sie hernieder strahlen sollen.
Doch ist jedes wieder errichtete solche „Denkmal“ Ausdruck real wachsender Versteinerung gesellschaftlicher Verhältnisse, Ausdruck der apodiktische Weigerung, von Privilegien und exorbitant wachsendem Reichtum nur das Geringste abzugeben, gleich ob es der Milderung von Armut im eigenen Land oder sonst wo in der Welt gelte.
Es sind die immer gleichen Leute, die diese Weigerung ausdrücken in Zitaten und Kniefällen vor jenem Reich, wie mit der schändlichen Nachbildung des „Kartätschenprinzen“ Kaiser-Wilhelm-I von 1993 auf dem sog. „Deutschen Eck“ bei Koblenz. Und es sind die gleichen Steine letztlich auch des völlig überflüssigen Humboldtforums, das mit angeblich modernem Inneren abzumildern versucht, dass es das fragile Werk eines zwar undemokratischen, aber nicht unsozialen, dazu friedlich gescheiterten deutschen Staates in der unnachgiebigen Absicht zerstört, an seine Stelle das Abbild eines nicht weniger undemokratischen Staates zu setzen, der zwar in Glanz und Gloria eines Massen mordenden Krieges unterging, dessen steinerne Fassade aber die letztlich siegreiche eiserne Klassenherrschaft weiter verkörpert. Und so modern die Präsentation im Inneren jeweils daherkommen mag, wären beim Frankfurter Schauspielhaus die Stilelemente aus historisch Geklautem zusammen gestoppelt, während es beim Berliner Humboldtforum die Ausstellungsstücke aus international Geraubtem sind.
In dem Interview bringt Opernintendant Bernd Loebe seine Präferenz für die von der Kulturdezernentin Ina Hartwig initiierte „Kulturmeile“ zum Ausdruck. In diesem Zusammenhang erteilt er darüber hinaus der – sicherlich sanierungsbedürftigen, gleichwohl erhaltenswerten, nun aber zum Abriss freigegebenen – Theaterdoppelanlage eine Absage, weil er es „nicht für realistisch (hält), dass Opernhaus und Schauspiel weiterhin in einem Gebäude unterkommen werden.“ Und weiter: „Das ist schön, das war auch sehr gut hier, aber es hat aus vielen Gründen keine Zukunft, denke ich.“
Leider versäumt es Herr Loebe in dem Interview, aber auch an anderer Stelle, diese Gründe näher zu erläutern; denn es ist schon erklärungsbedürftig, dass in und mit dieser Doppelanlage die Oper Frankfurt seit Jahrzehnten große Erfolge feiert mit der eigentlich zu erwartenden Konsequenz des Eintretens der Intendanz für den Erhalt, im Sinne eines Weiterdenkens und -bauens im Bestand. Und haben nicht die letzten 60 Jahre gezeigt, dass Oper und Theater im direkten räumlichen Nebeneinander in vielfacher Weise erfolgreich voneinander profitierten mit dem Wolkenfoyer und dem Chagall-Saal als künstlerisch genialen, vom Publikum geliebten raumgreifend-symbolischen Klammern?
Dass Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre in der Ära Buckwitz/Solti die auch andernorts (Mannheim, Gelsenkirchen) realisierte architektonische Annäherung von Theater und Oper ins Werk gesetzt wurde, hing auch mit dem gelungenen, gewissermaßen kultursoziologischen Experiment zusammen, das wohlhabende bürgerliche Opernpublikum mit Repräsentationsbedürfnis in näheren Kontakt zu bringen mit dem alle Schichten ansprechenden Theater. Was ist los in dieser Stadt, dass die wenigen Pflänzchen demokratischer Traditionsbildung aus der Frankfurter Nachkriegsmoderne gnadenlos schlechtgeredet und zertreten werden?
Weil die Dezernentin Ina Hartwig zur kulturellen Infrastruktur entweder schweigt oder vernehmbar passiv bleibt und auch keine wirklichen Akzente setzt, reklamieren Banausen und Verächter die Deutungshoheit für sich. So auch bei der Frage nach der Zukunft des Gebäudes der Städtischen Bühnen. Insbesondere die „Aktionsgemeinschaft Schauspielhaus“ erweckt durch ihre Forderung nach einem historisierenden Theaterneubau den Eindruck, dass in der kleinen Großstadt am Main ziemliche Simpel leben.
Wer lediglich über einen ungeschulten Kunstverstand verfügt, mag die Doppelanlage von 1963 eine „unbeliebte Glaskiste“ nennen. Dem sei auch zugestanden, von einer „unbehaglichen Strenge“ zu faseln. Aber ernst nehmen darf man diese Leute nicht.
Bis zum Einschnitt durch Corona habe ich jährlich 60 bis 70 Vorstellungen in Schauspielhaus, Kammerspielen, Panorama Bar und Box besucht. Dabei empfand ich die Glasfassade stets als zeitlos modern. Sie signalisiert mir bis heute, dass ihre Architekten viel von ihrem Metier verstanden haben. Und dass sie sich darüber im Klaren waren, dass Theater sich auf der Bühne entfaltet, nicht aber im Foyer und nicht am Portal.
Der von Heinrich Seeling entworfene Koloss am Gallus Tor, der im November 1902 eröffnet wurde, verströmte allein durch den Bühnenturm den Mief der wilhelminischen Zeit. Er erinnerte an eine preußische Pickelhaube, an jenes „Land der Laffen und Lafetten“ (Erich Kästner), in dem man sich zu Lasten der Schwachen bereicherte und vergnügte; dem Land, wo Reflexion nicht nur ein Fremdwort war, sondern als Unwort galt. Denn es beinhaltet Kritik an den Zuständen, was wiederum seit Jahrhunderten eine wesentliche Aufgabe des Theaters ist.
Die gemeinsame Spielstätte von Schauspiel und Oper mit ihrer äußerlichen Schnörkellosigkeit und ihrer Konzentration auf das Wesentliche war eine der möglichen Antworten auf den deutschen Un- und Untertanengeist. Deswegen ist es umso schmerzlicher, dass dieser Bau innerhalb von knapp sechs Jahrzehnten dem Verfall preisgegeben wurde. Stadtverordnetenversammlung und Magistrat war das Theater die laufende Instandhaltung nicht wert. In der Rückschau erscheint selbst Hilmar Hoffmann als Narr der Banken und Versicherungen sowie des Flughafens; als ein Alibi, das über den wahren Charakter dieser Metropole des falschen schönen Scheins hinwegtäuschen sollte.
Nicht von ungefähr halten sich die Zweifel darüber, ob ein Neubau tatsächlich notwendig ist. Die Gutachten über den Bauzustand lassen unterschiedliche Interpretationen zu. Die Kosteneinschätzungen (auf Basis der VOB – Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen) für eine Sanierung fallen erstaunlich hoch aus; die für den Neubau auffällig niedrig. Es hat den Anschein, dass der Kultur nicht zum ersten Mal die Arschkarte zugedacht ist, die Asse hingegen den Spekulanten.
Bei städtischen Bauvorhaben ist eine breite Diskussionsbasis auf demokratischem Boden zu begrüßen. Vielerlei Städte (u. a. Dresden, Berlin, Braunschweig und bereits Frankfurt) sind dabei mutig den Weg auch teils heftiger Auseinandersetzungen gegangen und es wurde um Art und Form gerungen. Ja, es geht bei Rekonstruktionsprojekten um eine Wiedererlebbarmachung von Geschichte. Von Stadtraumgeschichte. Um eine Wiederbelebung der städtischen Räume in ihrer teils historisch kleinteiligen Bebauung aber auch auch grundsätzlich der Erlebbarmachung vormaliger Architekturstile, die das Auge auf eine ganz andere Art ansprechen als Glas und Sichtbeton. Die Befürworter von Rekonstruktionen sind seit jeh her das Leid gewohnt mit ihrem Ansinnen von Anhängern moderner Stile in die rechte politische Ecke gestellt und als reaktionär bezeichnet zu werden. Solche Argumente entbehren einer sachlichen Grundlage, um die es vielen Befürwortern geht. Nur weil sie einem alten Kunststil den Vorzug geben (das Selbstverständnis als Künstler ist bis heute ohne Zweifel den Architekten eigen, warum sollte hier in der Historie nicht gleichsam Wertschätzung gelten?) präferieren sie nicht gleichsam die politischen Gesinnungen der betreffenden Entstehungszeit und schon gar nicht der Zeit die zur Zerstörung der Gebäude und Strukturen führte. Sie möchten sich für etwas einsetzen, dass in ihren Augen dem Stadtraum eine ästhetische Begrenzung gibt und ihn formt. Moderne Architektur vermag das in Ihren Augen leider oft nicht zu tun, obwohl es auch in moderner Architektursprache Möglichkeiten hierzu gäbe (s. Projekte von Prof. Chr. Mäckler). Eine Ineinanderschachtelung von kubischen Körpern ist die Doppelanlage bereits jetzt. Sie würde es nicht unwahrscheinlich auch in Form eines modernen Neubau sein. Kein Schritt nach vorne also. Daher bleibt in den Augen vieler nur der Schritt zurück in was was schon einmal war. Somit auch aus ganz pragmatischen Gründen. Die Moderne bietet hier schlicht oft keine Alternative. Es gibt repräsentative Umfragen, in denen die Mehrzahl der Bürger unseres Landes wiederherstellende Architektur befürwortet. Nicht mehr fordert die Aktionsgemeinschaft derzeit: Hört die Bürger, lasst sie mitsprechen und selbst über ihre Stadträume entscheiden, wo es möglich ist. Der angestrebte Bürgerentscheid ist die logische Konsequenz aus der vielseitigen Geringschätzung alter Stadtstrukturen, historischer Substanz und Bürgerstimmen. Niemand fordert einen Wilhelm II. -Platz oder verbindet eine rechts-reaktionär gerichtete Botschaft mit der Wiedererrichtung eines Theaterbaus aus der Gründerzeit. Dies verzerrt die Diskussion und führt sie ad absurdum. Die einzige politische Botschaft ist a la Willy Brandt: Mehr Demokratie wagen! Wie könnte man dem Willy-Brandt-Platz dabei gerechter werden als mit einem Bürgerentscheid zum Schauspielhaus.
Der Beitrag von Christian Thomas verdient weiteste Verbreitung. Er zeigt eine fatale Entwicklung in Deutschland auf. Welche Gesinnung steckt eigentlich hinter diesen Initiativen, die unbedingt verschwundene Prachtbauten einer dem selbst verschuldeten Untergang zustrebenden Oberschicht wieder erstehen lassen möchten? Erschwerend kommt hinzu, dass das gründerzeitliche Frankfurter Schauspielhaus bestenfalls die architektonische Qualität eines Bahnhofs-Byzantinismus besaß.