Jetzt bestreikt die GdL ja zunächst den Güterverkehr. Einer ersten Bilanz zufolge hat sie so seit Streikbeginn bisher 1000 Güterzüge lahmgelegt. Die Just-in-time-Produktion insbesondere der Autohersteller, hier vor allem Porsche, ist in Gefahr. Die Streiks im öffentlichen Nahverkehr der letzten Wochen waren also nur ein Vorgeplänkel. Die GdL bleibt hart, nachdem das Chemnitzer Gericht das ursprüngliche ausgesprochene Streikverbot zurückgenommen hatte.
Die Meldungen darüber hatten der FR heftige Kritik eingetragen, etwa von Karlheinz Seitz aus Frankfurt:
„Ich finde es widerlich, dass die FR sich an der Euphorie um den GDL-Chef beteiligt, indem sie ihn in Siegerpose auf der Titelseite abbildet. Wie dieser Mensch sich darstellt, ist einfach untragbar und hat die Würdigung durch die Presse nicht verdient. Ich bin sicher nicht immer einverstanden mit dem, was sich unsere Bahn leistet, aber ich habe Verständnis dafür, dass sie sich nicht von einem solchen Rüpel erpressen lässt. Die Folgen des Urteils von Chemnitz werden teuer, vor allem für die 20 Millionen Rentner, denen im nächsten Jahr eine Erhöhung von unglaublichen 1% der Renten drohen dürfte. Gute Nacht Deutschland!“
Darauf erwidert Karsten Neumann aus Nürnberg:
„Lieber Karlheinz Seitz, Manfred Schell ist kein Rüpel, er ist ein Mensch, der dabei ist, diese verquere Republik endlich wieder auf die Füße zu stellen! Sicherlich verstehe ich Ihre Angst, dass, nachdem die Lokführer eine gute Gehaltserhöhung bekommen haben, aller Wahrscheinlichkeit nach die Bahnpreise steigen werden und die Renten beispielsweise nur um ein Prozent, doch bremsen Sie den falschen Karren aus. Tatsache ist doch, dass es in diesem Land Menschen gibt, die so viel Vermögen angehäuft haben, dass z. B. ein durchschnittlicher Hartz-IV-Empfänger davon 2,5 Mio., ein durchschnittlicher Lokführer 1,2 Mio. Jahre leben könnte, und das ist nur die Spitze des Wohlstandsberges, auf dem manche leben. Dass die Politik seit Jahrzehnten ununterbrochen für das Großkapital arbeitet, jetzt erst wieder z. B. die Steuererleichterung für Firmenerben, was ja nur noch mit Refeudalisierung bezeichnet werden kann, das ist der eigentliche Skandal in dieser Republik. An dieser Stelle sollten sie lauthals „Gute Nacht!“ schreien, und nicht, wenn ein kleiner Lokführer angemessen bezahlt werden will. Für angemessene Renten sollten sie „Gute Nacht!“ schreien anstatt seriöse Menschen, die endlich mal dabei sind, die kollektive Blockade der Arbeitgeberverbände und Wirtschaftsinstitute usw. zu durchbrechen, als Rüpel zu bezeichnen!“
Die Bahnpreise steigen
a) wenn die Lokführer streiken und
b) wenn die Lokführer nicht streiken.
Punkt b) haben wir sehr oft erfahren. Die a) Begründung kommt demnächst. Soll man sich deswegen darüber aufregen ? Die Folgerung, dass durch den Streik der Lokführer die Renten nicht steigen würden ist so absurd wie die Behauptung, durch den Ausstand würden keine Diätenerhöhungen der Abgeordneten beschlossen werden. Und ich mal solche “Rüpel“ (wie im Leserbrief von K.H. Seitz moniert), die sich für ihr unterbezahltes Klientel einsetzen und sich für sie freuen, da darf auch ruhig ein wenig Glanz auf sie abfallen…….
Diesen Tarifstreit kann man nur noch als Kindertheater bezeichnen. Ich kann es nicht mehr hören.
Die Bezeichnung Rüpel passt auf Herrn Schell sehr gut. Dieser Mann verabschiedet sich nun bald von der Bildfläche und möchte sich nun noch ein Denkmal setzen. Das ist alles, was dahintersteckt. Das ist auch dran zu erkennen, dass gar nicht mehr über Gehaltsforderungen geredet wird. Es geht nur noch um den Tarifvertrag, was völliger Blödsinn ist. Wenn es so durchgeht, gibt es den Tarifvertrag bald aber mehr Geld gibt es trotzdem nicht. Was hat ein Lokführer dann davon? Nichts. Aber der Herr Schell hat seinen Ruhm.
Ich kann nur hoffen, dass die Bahn hart bleibt. Auch in anderen Branchen gehören Streiks zum Jahresverlauf wie Weihnachten. Solange sie auch nur einigermaßen Erfolg haben, wird sich daran auch nichts ändern.
@ #2. Wolfgang Stimmler
Nur eine Frage: Sind Sie Lokführer, Aspirant auf Bahnaktien, Mehdorn-Bahnlobbyangehöriger, regierungsamtlich mit der Bahnprivatisierung beschäftigt, oder schlicht wenig bis gar nicht nachdenkend, weil Sie sauer auf kürzlich ausgefallenen Züge, die damit verbundenen Unanmehmlichkeiten für den Transport zur Arbeit sind, wo Sie Ihrem Arbeitgeber mit Freude die Rendite bei selbst schmalem Lohn laufend aufbessern und Druck fürchten, wenn Sie zu spät kommen?
Herr Theel, das einzige, was vielleicht entfernt zutrifft, ist dass ich auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen bin. Glücklicherweise muss ich nicht die deutsche Bahn für den Weg zur Arbeit nutzen. Nervig ist auch die Hinhalterei der Kundschaft. Oft weiß man nicht, ob man am nächsten Tag noch Bahn fahren kann. Wenn sie sagen würden, wir streiken jetzt bis Weihnachten, könnte man sich wenigstens drauf einstellen.
Nachdenken tu ich schon, deswegen habe ich ja geschnallt, worum es geht. Andere brauchen da wohl noch etwas Nachhilfe oder es ist ihnen egal, weil sie auch aufs Auto umsteigen können. Aber das wird schon. Die Zustimmung der Bevölkerung geht immer weiter zurück.
@ #4.Wolfgang Stimmler
Entschuldigen Sie herr Stimmler, aber ich versteheh Sie immer noch nicht:
In #2 kritisieren Sie die GdL für Ihren – mir mehr als berechtigt erscheinenden – Streik im Sinne von Bahn, Bundesregierung, Teilen des DGB und der restlichen Industrie. Dann sagen Sie – mir vollkommen unverständlich -, dass Tarifforderungen keine Gehaltforderungen seien, um die es einzig gehen dürfte. Tarifforderungen sind Gehaltsforderungen und einer Gewerkschaft sollte es nie nur einzig um solche, sondern auch um soziale, geamtgesellschaftlich wirksame Verbesserungen gehen; Dem DGB scheint dieser Teil der Gewerkschaftsarbeit etwas abhanden gekommen zu sein. – Um was geht es Ihnen denn jetzt genau?
Ihrem Beitrag #4 folgend scheint Sie zentral zu interessieren, dass aufgrund des Streiks eventuell zu viele wieder (dauerhaft?) auf das ökologisch problematischere Auto umsteigen. Aber das ist doch eine vom Streik völlig unabhängige Baustelle!?
lieber herr theel,
ich verstehe herrn stimmler auch nicht, ist doch ein tarifvertrag erste vorraussetzung für gehaltsforderungen, denn ohne vertrag kein gehalt. auch, was er immer mit weihnachten hat, verstehe ich nicht, es gibt ja schliesslich genügend bundesbürger, die dieses fest überhaupt nicht interessiert, warum also sollten die lokführer nicht mal bis zum tag der kapitualtion der hitlerfaschisten streiken, das wäre mal was :-).
dass der umstieg auf´s auto bei langehn bahnsteiks im ÖPNV eine andere baustelle ist sehe ich nicht ganz, ich würde es eher als homöopathische erstverschlimmerung bezeichen.
also in diesem sinne viel erfolg für die bahnstreiks!
Was gibt es da nicht zu verstehen. Weihnachten habe ich lediglich als Beispiel für einen längeren Zeitraum eingesetzt. Ich hätte genau so gut Ostern schreiben können.
Tarifverhandlungen SOLLTEN auch Gehaltsverhandlungen sein. Genau das sehe ich hier aber nicht. Herr Schell hat ja ausdrücklich gesagt, alle Gehaltsforderungen würden zurückgenommen, wenn man den eigenen Tarifvertrag bekäme. Diese kommen dann natürlich hinterher, das ist mir auch klar. Die Bahn soll nicht meinen, dass der Hühnerhaufen nach Erhalt des Tarifvertrags dann Ruhe gibt. Dann geht es erst richtig los. Leider häufen sich die Meldungen, dass die Bahn am Einknicken ist und über eine Servicegesellschaft für die Lokführer nachdenkt. Das wäre ein Signal, dass man alles erreichen kann, wenn man sich nur lange genug aufspielt. Das werden sicher andere Branchen als Beispiel nehmen.
Bezeichnend ist ja auch, dass ein Eingreifen der politik gefordert wird. Dieses ist nicht direkt erfolgt, aber Frau Merkel und auch andere Politiker haben gesagt, dass die Forderung nach einem eigenen Tarifvertrag übertrieben sind. Das war natürlich nicht nach dem Sinn der GDL, weswegen sie sich danach nicht richten. Mehrt schreibe ich dazu nicht. Die vorigen Einträge beweisen mir, dass hier einfach mal geschrieben wird, nur um mal was gesagt zu haben, ohne dass man wirklich Ahnung hat, um was es geht.
@ Wolfgang Stimmler #2
Sie schreiben:
„Ich kann nur hoffen, dass die Bahn hart bleibt. Auch in anderen Branchen gehören Streiks zum Jahresverlauf wie Weihnachten. Solange sie auch nur einigermaßen Erfolg haben, wird sich daran auch nichts ändern.“
Das klingt bedauernd. Sind sie per se ein Gegner von Streiks als Mittel des Arbeitskampfes? Oder nur bei Dienstleistungsgewerkschaften, wenn auch Sie von den Folgen betroffen sind/sein können?
Das wäre vorab doch ganz gut zu wissen.
Und noch was: Wenn Frau Merkel sagt, sie wolle sich nicht einmischen, es sich aber nicht verkneifen kann, dann doch noch eine Nebenbemerkung nachzuschieben, wüsste ich nicht, warum die GDL sich danach richten sollte. Sie will sich nicht einmischen – also muss man sie beim Wort nehmen. Das alles mal ganz unbeschadet der Tatsache, dass sich Verkehrsminister Tiefensee schon lange klar auf die Seite von Mehdorn geschlagen hat. Obwohl die Bundesregierung bei staatseigenen Unternehmen auch eine Verantwortung für die Beschäftigten hat und – ohne die Tarifautonomie antasten zu wollen – deshalb nicht ganz so unbeteiligt ist wie bei anderen Tarifverhandlungen.