Schluss mit den Rentenpaketen! Das fordert Sarna Röser, Vorsitzende des Verbands „Die jungen Unternehmer“ und Gründerin eines Startups, in Ihrem Gastbeitrag für die FR. Sie findet es problematisch, dass die große Koalition Milliarden Euro an Rentnerinnen und Rentner verschenkt und argwöhnt: Will sich da jemand beliebt machen bei den älteren Wählerinnen und Wählern?
„Was wir brauchen, sind Ideen für die Grundsanierung unseres durch die Alterung der Gesellschaft marode gewordenen Rentensystems“, schreibt sie. „Also: Bedürftigen Rentnern gezielt helfen und Milliarden Euro an Wahlgeschenken sparen, mit denen derzeit unsere junge, schrumpfende Generation überlastet wird.“ Sie argumentiert auch gegen die Grundrente, de nach einem Streit der Parteichefinnen von CDU und SPD aber offenbar ohnehin keine Chance auf Verwirklichung hat. Unter der Überschrift „Mit der Grundrente übernimmt die Geselllschaft Verantwortung für ihr Versagen“ haben wir hier im FR-Blog kürzlich bereits über das Thema diskutiert.
Leserbriefe
Ernst Niemeier aus Wentorf meint:
„Sarna Rösers Forderung nach einer „Grundsanierung unseres durch die Alterung marode gewordenen Rentensystems“ und die Behauptung, die „junge, schrumpfende Generation“ werde überlastet, betont einseitig die demografische Entwicklung und vernachlässigt merkwürdigerweise (wie alle Kritiker des gesetzlichen Rentensystems) die Dynamik unseres Wirtschaftssystems, die sich in Produktivitätssteigerungen – und daraus resultierend – in einer Realeinkommenssteigerung ausdrückt. Sowohl das Mannheimer „Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung“ (ZEW) als auch das Kieler „Institut für Wirtschaftsforschung“ weisen in ihren Untersuchungen zur Produktivitätsentwicklung auf die Gründe hin, die für höhere Produktivitätssteigerungen in der Zukunft sprechen. Sarna Röser übersieht mit dieser Produktivitätsentwicklung, dass die zu erwartende Realeinkommenssteigerung die Beitragssatzsteigerung überkompensieren wird; die Beitragssatzsteigerung, die eine auskömmliche Rente ermöglicht. Das bedeutet, dass sowohl die Rentner als auch die junge Generation im Trend ein steigendes Nettorealeinkommen erwarten dürfen. Von einer Überlastung der jungen Generation kann keine Rede sein.
Der vermeintliche Generationenkonflikt wird unzulässig von den Kritikern des gesetzlichen Rentensystems geschürt. Der Kölner wissenschaftliche Statistiker und Ökonom Gerd Bosbach formuliert deshalb: „Altersarmut ist keine Folge der demografischen Entwicklung, sondern einer gesellschaftlichen Umverteilung von unten nach oben“. Er weist mit dem deutschen Beispiel auf die sinkende Bevölkerungszahl hin und antwortet auf die selbst gestellte Frage wie folgt: „Was geschieht aber, wenn es für einen wachsenden Wohlstandskuchen weniger Esser gibt? Bei gerechter Verteilung ist die Antwort klar: Jeder – also auch die Älteren, die Arbeitslosen und der Staat – kann mehr haben“. Das Rentensystem muss deshalb nicht an die demografische Entwicklung angepasst werden, der Wachstumszuwachs muss nur fair allen Bürgern zugerechnet werden, so dass für alle zumindest ein auskömmliches Einkommen sichergestellt wird. Sarna Rösers Empfehlung, wissenschaftliche Ergebnisse zu berücksichtigen, ist gewiss beachtenswert. Allerdings muss zwischen Erkenntnissen seriöser und weniger seriöser Wissenschaftler unterschieden werden. Empfehlungen von Wissenschaftlern, die auf Initiative des Gesamtverbandes der Versicherungswirtschaft ein Institut zur Erforschung der Alterssicherung gründen und die das gesetzliche Rentensystem fundamental kritisieren sowie ein Privatversicherungssystem propagieren, können kaum objektive, seriöse Empfehlungen sein. Sie sind mit Vorbehalt aufzunehmen.
Erstaunlich an Sarna Rösers Gastbeitrag ist auch, dass sie das Problem der drohenden Altersarmut nicht sieht und die Angst vor ihr als Folge der Panikmache der Bundesregierung ansieht.. Dabei haben die rentenpolitischen Entscheidungen nach der Jahrtausendwende das Altersarmutsproblem dramatisch verschärft. Winfried Schmähl, wissenschaftlicher Rentenexperte und langjähriger Vorsitzender des Sozialbeirats der Bundesregierung, stellt dazu richtig fest: „Bisher hat sich die Erkenntnis noch nicht durchgesetzt, dass der Abbau des GRV-Leistungsniveaus bzw. der proklamierte Ersatz durch kapitalmarktabhängige Alterssicherung nicht etwa die Lösung, sondern selbst eine Ursache des Problems unzureichender Alterseinkommen ist. Zwar gelingt die Demontage der GRV, nicht aber das Schließen der dadurch entstandenen Sicherungslücke“. “… der zuletzt in der deutschen Altersicherungspolitik beschrittene Weg (hat) das Potenzial einer gesellschaftspolitischen Zeitbombe“.
Die Kritik Sarna Rösers am Grundrentenkonzept Arbeitsminister Heils ist insofern nicht ganz unberechtigt, als wichtige Probleme nocht nicht gelöst sind. Das Kriterium der 35jährigen Beitragszahlung lässt wesentliche Probleme ungelöst: Arbeitslosigkeit und prekäre Beschäftigung sowie erziehungsbedingte Teilzeitarbeit erlauben nicht, eine auskömmliche Rente aufzubauen. Verantwortlich dafür ist in aller Regel nicht persönliches, sondern gesellschaftliches Versagen. Sie sind das Ergebnis der Mängel unseres Wirtschaftssystems bzw. des Versagens der Wirtschaftspolitik. Deshalb müssen die Zeiten der Arbeitslosigkeit auf die 35jährige Beitragsleistungszeit angerechnet werden. Die Zeiten der prekären Beschäftigung und der Teilzeitarbeit müssen mit einem angemessenen Einkommen aufgewertet werden. Da für das gesellschaftliche Versagen eine gesellschaftliche Verantwortung übernommen werden muss, hat die Finanzierung aus Steuermitteln zu erfolgen und ist eine Bedürftigkeitsprüfung auszuschließen. Die Notwendigkeit der Steuerfinanzierung ergibt sich auch für die Mütterrente, die diegesellschaftlich wichtige Erziehungsleistung der nicht voll beruftsstätigen Mütter anerkennen soll. Diese gesellschaftliche Leistung darf nicht, wie das im Augenblick skandalöserweise noch geschieht, weitgehend aus den Beiträgen nur der Rentenversicherten finanziert und zusätzlich auch nicht von den Rentnern getragen werden.
Die Sicherstellung auskömmlicher Renten stellt keine Wahlgeschenke für die ältere Generation dar. Die jünge Generation spart damit indirekt ihre eigene auskömmliche Rente an. Außerdem verhindert sie nicht die Wohlstandssteigerung auch der jungen Generation. Und sie dient der Stabilisierung der Gesellschaft.“
Theresa Firner aus Rodgau:
„Das sehe ich auch so wie Frau Röser, und zwar seit fünf Jahrzehnten. In all den Jahren wird über unser Rentensystem diskutiert und prognostiziert, dass es bald am Ende ist. Immer wieder hat die Politik in diesen Topf gegriffen, um allgemeine Bedürfnisse zu befriedigen. Mütterrente betrifft nur die Volksgruppe der Rentenempfänger. Beamte und Selbständige haben keine Mütter. Frühverrentungen sollten die Kassen der Arbeitsämter nicht belasten und wurden aus den Rentenkassen subventioniert.
Dann wurde das System von den Neoliberalen ergänzt um die Riester- und Rührup-Rentensysteme. Eine Rente, von der jeder leben kann, setzt ein über viele Jahre entsprechend hohes Einkommen (Lohn oder Gehalt) voraus.
Vergessen wir nicht die Betriebsrenten. Auch hier halbherziges Agieren der Politik. Nach 46 Berufsjahren wird eine Betriebsrente von etwa 80 Euro monatlich ausgezahlt.
Von 100 Euro monatlich eingezahlten Beiträgen in eine private Rentenkasse werden 75 Euro in die Altersvorsorge abgeführt, der Rest sind Verwaltungskosten. Die Perversion ist die Erhebung von monatlichen Abbuchungsgebühren einer Altervorsorge, die über eine Bank abgeschlossen wurde.
Die Aussage, dass Viele gerne länger arbeiten würden, ist angesichts der soeben veröffentlichten Zahlen geradezu lachhaft.
Jetzt zu den Pensionen. Werden die vom Weihnachtsmann ausgezahlt? Mit 31 Lebensjahren fehlt da wohl noch der Überblick über die Altersvorsorge der Deutschen allgemein. Während wir gemeinen Rentner mit einer Altersvorsorge auskommen müssen, die sich nach der Beitragsbemessungsgrenze richtet und demzufolge bei der sogenannten Mittelschicht erhebliche Reduzierungen der monatlichen Einkommen bedeutet, sonnen sich unsere Beamten in ausgiebigen Pensionen. Für diese Pensionen gibt es übrigens keine Rücklagen, Frau Jungunternehmerin! Im Gegensatz zum „maroden“ Rentensystem, welches Rücklagen aufweist und bei der derzeitigen Zinspolitik aus den Sozialversicherungsbeiträgen auch noch Strafzinsen zu zahlen hat.
Stellt sich noch die Frage, wer denn die Altersvorsorge der Selbständigen übernimmt.
Meine Empfehlung: Beiträge in die Rentenkasse zahlen. Es gibt keine bessere Altersvorsorge als das als „marode“ bezeichnete Rentensystem.
Oder man nimmt den Weg in die Politik, was gleichzeitig kostenlose Werbung fürs eigene „Geschäft“ verspricht.“
„Wer sich über eine vermeintliche Besserstellung der Rentner zu Lasten der jungen Generation beklagt, sollte bei sich selbst anfangen. Vor allem dann, wenn man mit dem sprichwörtlichen „goldenen Löffel“ geboren wurde.
Denn die Autorin des FR-Gastbeitrags, Sarna Röser, ist Erbin und designierte Nachfolgerin ihres Vaters Jürgen Röser, dem geschäftsführenden Gesellschafter der in Mundelsheim ansässigen Zementrohr- und Betonwerke Karl Röser & Söhne GmbH. Sie könnte, falls sie ihr Anliegen ernst meint, einen klaren Schnitt machen, indem sie auf ihr Erbe verzichtet. Und stattdessen eine Karriere startete zu Konditionen, die ihr jene Durchschnittsrente garantierte, die von der Deutschen Rentenversicherung im Jahr 2016 monatlich an männliche (!) Versicherte in den alten Bundesländern ausgezahlt wurde. Nämlich 1.037 Euro nach Abzug der Beiträge für Kranken- und Pflegeversicherung (Quelle: Statistisches Jahrbuch der Bundesrepublik 2017). Die Firma selbst könnte sie der Gemeinschaft der Steuer- und Beitragszahler übergeben. Dadurch würde sie unterstreichen, dass ihr die vom Grundgesetz geforderte Sozialbindung des Eigentums sehr wichtig ist.
Die genannten durchschnittlichen Altersbezüge entsprechen derzeit 48 Prozent der Netto-Einkommen aus allen Beitragsjahren, die nach einem Punktesystem bewertet werden. Wer unterdurchschnittlich verdiente und/oder weniger Beitragsjahre nachweisen kann, dürfte die o.g. Auszahlungsbeträge in der Regel nicht erreichen und auf Transferleistungen bis zur Höchstgrenze der Grundsicherung angewiesen sein. Es gibt folglich keine Belege dafür, dass Rentner im Luxus leben, während junge Menschen künftig nur noch Almosen im Alter zu erwarten hätten.
Frau Röser möchte diese Sätze trotzdem deutlich nach unten korrigieren, um den Unternehmen Steuern und anteilige Sozialbeiträge zu ersparen. Wie hoch oder niedrig künftige Renten sein sollten, sagt sie nicht konkret. Denn solche Zahlen würden ihre Begehrlichkeiten und die vorgeschobene Generationengerechtigkeit noch schneller entlarven. Doch es ist ganz offensichtlich ihr Interesse, sich auf Kosten der Mehrheit der Steuer- und Beitragszahler finanzielle Vorteile zu verschaffen.
Vor diesem Hintergrund erweist sich dieser Gastbeitrag als dümmliches Geschwafel einer Privilegierten.“
Den vorstehenden Text schrieb ich als Stellungnahme zu einem Gastbeitrag von Sarna Rösner vom 27. März 2018. Dieser trug den Titel „Die Große Koalition saugt die Jungen aus“ und enthielt im Kern dieselben falschen Aussagen. Und damals wie heute ist die Absicht erkennbar: Der Staat ist allenfalls für Almosen zur Linderung des größten Elends zuständig. Alles andere regelt der Markt. Dort setzt sich der Überlebensfähige, sprich der Privilegierte, durch: Sozialdarwinismus statt Sozialstaat.
Mein Leserbrief wurde am 11. April 2018 veröffentlicht: „Vorteile für Unternehmer auf Kosten der Steuerzahler“. Mich erreichten daraufhin mehrere zustimmende E-Mails und Anrufe. Die FR-Chefredaktion wäre gut beraten, die Überzeugungen in der Leserschaft ernster zu nehmen und das Gesundbeten der herrschenden Verhältnisse überzeugenderen Vertretern des Neoliberalismus zu überlassen.
Der Rentenexperte Otto Teufel hat errechnet, dass seit 1957 von den Regierungen 700 Milliarden Euro inklusive 300 Milliarden Euro zweckentfremdet für versicherungsfremde Leistungen veruntreut wurden. Dieses Geld schuldet die Regierung unserer Rentenkasse.
Das veruntreute Geld ist von den Rentenzahlern
eingezahlt worden und wenn es noch da wäre hätten wir keine Probleme.
Die von Klaus-Philipp Mertens aufgezeigte mehr als einseitige Betrachtungsweise der Rentenproblematik durch Sarna Röser, Vorsitzende des Verbands „Die jungen Unternehmer“, ist ja nun alles andere als verwunderlich.
Wichtiger erscheint mir der Hinweis von Ernst Niemeier auf die im Zuge der Digitalisierung zu erwartende Produktivitätsentwicklung. Ob das nun aber tatsächlich auch zu einer Realeinkommenssteigerung führt, ist eine Frage der Verteilungsgerechtigkeit.
Aktuell steht danach auf der Tagesordnung, die seit mehr als einem Jahrzehnt anhaltende, zunehmend rasante Umverteilung von unten nach oben zu stoppen, möglichst in Hinblick auf eine Partizipation aller Angehörigen der Gesellschaft an dieser Entwicklung.
Der Entwurf einer Rentenreform von Hubertus Heil geht erkennbar in diese Richtung.
Die Neuordnung der Rentenfrage unter diesem Aspekt ist dabei nur ein Teil der dafür notwendigen Lösungsmodelle. Sie muss begleitet werden durch gleichlaufende Anstrengungen in Richtung auf Steuergerechtigkeit wie auch entsprechende Tarifabschlüsse und Festlegung des Mindestlohns, ebenso der Hartz-IV-Reform.
Das von Union und FDP angestimmte Lied vermeintlicher Nichtfinanzierbarkeit lässt vor allem diesen Aspekt außer Acht. Richtig ist dies nur solange, als die Rentenreform isoliert betrachtet, die Produktivitätsentwicklung außer Acht gelassen wird.
Gut gesprochen, lieber Herr Mertens!
Eine etablierte und bekannte Jungunternehmerin zum Rentenproblem in der FR so zu Wort kommen zu lassen, kann man eigentlich nur als Provokation empfinden. Wenn das so beabsichtigt ist?
Das Ergebnis ihres Kommentars macht den Neoliberalen Mut, den sozialen Frieden in Zukunft weiter aufs aufs zu setzen.
Wenn die Zahlen, die G. Krause serviert hat stimmen, dann kann es einem richtig schlecht werden. Die zweckentfremdeten Gelder können ja nicht nur mit den Kosten der Wiederverinigung zusammenhängen – oder?
zu @ Jürgen Malyssek
Ohne das jetzt geprüft zu haben sage ich zum großen Teil schon. Kohl hat da sich die Wahl 1990 gekauft. In dem er hohe Renten mit 50 ermöglicht hat durch das anerkennen der in der DDR geleisteten Arbeitsjahre. Das hätte der Steuerzahlen bezahlen müssen nicht die Rentenversicherung. Vor ein paar Wochen fiel in einem Beitrag im Länderspiegel der Satz, das ja die alt Rentner im Osten biologisch sich langsam entfernen. Das ist nach meiner Meinung ein wichtiger Grund für die Unzufriedenheit im Osten. Die alt hauptsächlich Rentnerinnen bekommen deutlich höhere Renten als die Frauen im Westen. Ich rede da jetzt von Personen die älter 75 sind. Dadurch ist das Rentnerhaushaltseinkommen im Osten viele Jahre höher als im Westen gewesen. Das ändert sich gerade weil die Leute nicht mehr so viele DDR Jahre einbringen können. Das hat richtig Geld gekostet.
https://rp-online.de/wirtschaft/finanzen/rente-frauen-im-westen-bekommen-im-schnitt-264-euro-weniger_aid-20724639
Die Kommentare in dem Link sind auch lesenswert. Sie sind zwar nicht objektiv zeigen aber in die richtige Richtung
Hier habe ich auch noch offizielle Zahlen wo es viel oder wenig Rente gibt in D. auf Landkreisebene. Ob man im Osten wirklich eine Angleichung an den Westen will? Ich möchte gar nicht wissen wie das vor 10 Jahren war als die Ostrentner noch viel mehr DDR Beitragsjahre einbringen konnten als heute.
https://www.ndr.de/themenwoche/gerechtigkeit/Grosse-regionale-Unterschiede-bei-Rentenhoehe,rentenzahlbetrag100.html
@ hans
Ich erinnere mich zumindest, dass die Wahl Kohls bzw. die Stimmen aus dem Osten in einem starken Zusammenhang mit seinen Versprechungen und den Rentenzahlungen standen.
Dass große Gelder dafür aus der Rentenkasse genommen wurden, war auch ein offenes Geheimnis und ist im Nachhinein betrachtet wirklich skandalös. Und die Rente im Westen damals schon durch Gesetzesänderungen einen Knick bekam.
Dass die Rentnerfrauen im Osten aufgrund ihrer Berufsbiografie dann so einen großen Unterschied in der Rentenhöhe gegenüber den Westfrauen ausmachten, kann dann nicht verwundern.
Eine halbwegs geschlossene Versicherungszeit dürfte im Westen bei Frauen erst ab den 1980er Jahren beginnen. So kann man sich an den Fingern abzählen, dass 40 Jahre oder mehr „geklebte Zeit“ schwerlich zusammen kommen. Mal abgesehen von dem Verdienstniveau im Vergleich zu Männern, kann man schon von einer sozialpolitischen Ungerechtigkeit sprechen, ohne jetzt das Wort „Sozialneid“ zu überstrapazieren.
Die Zahl der Rentner mit Grundsicherung ist auch bemerkenswert hoch.
Danke für die Links. Sie geben doch ein Bild ab, das nachdenklich machen kann: sowohl hinsichtlich der krassen Unterschiede als auch der Höhe überhaupt, die heute zum guten Leben nicht mehr reichen kann.
@Werner Engelmann:
auf eine Produktivitätsentwicklung im Zuge der Digitalisierung würde ich nicht bauen wollen, da sie aufgrund der geplanten und teilweise schon durchgesetzten Maßnahmen im Energiesektor sicherlich gegenläufig sein wird.
https://www.klimareporter.de/images/dokumente/2019/02/ksg.pdf
zu @ deutscher Michel
Sie stellen immer so lustige Behauptungen auf Könnten sie bitte mal den Begriff Produktivität am Beispiel Energie erläutern und belegen warum das was sie geschrieben haben stimmen soll. Bei groben überfliegen von dem was sie als Link eingestellt haben habe ich davon nämlich nichts gefunden.
@hans:
Zwangsläufig werden die Stromkosten immens ansteigen und damit energieintensiv hergestellte Produkte selbst bei gleichbleibenden Löhnen immens teuer oder hier eben gar nicht mehr hergestellt, da nicht mehr konkurrenzfähig.
zu @ Deutscher Michel
Schon wieder eine Behauptung die sie nicht belegen. Man kann sich auch was einreden. Ich stelle ihnen einen Link ein der als Ganzes schon sehr interessant ist aber speziell zu ihrer Behauptung ein Balkendiagram zur Strompreisentwicklung auf Seite 4 hat. Die Preise werden ab 2002 aufgezeigt. Der große Aufbau der Erneuerbaren begann so richtig ab 2007/8 auf heute 40%. Wie kommen sie zu der Einschätzung das die Preise steigen wenn sie sich diese Fakten ansehen und wissen das die EE immer billiger werden? Für mich sagt das Diagramm aus das die Energiepreise ohne die EE wahrscheinlich heute viel höher wären als derzeit.
https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/publications/studies/ISE_Kurzstudie_EEG_Umlage_2014_07_14.pdf
Unsere Millionäre und Milliardäre jammern mal wieder. Das ist nichts Neues.
Die Belastungen durch Steuern und Sozialabgaben sind zu hoch, wir entwickeln uns zum Höchststeuerland.
In dieser Riege der Jammerer darf natürlich die Jungunternehmerin Röser nicht fehlen.
Also: Zu Kohls Zeiten gab es einen Höchststeuersatz von 53 %. Die Sozialabgaben waren ähnlich hoch wie jetzt.
Ein Beispiel: Der Scheffler-Clan bekommt in diesem Jahr Dividenden von rund 250 Mill. Euro. Darauf entfielen in der Kohl-Ära ca. 125 Mill. Euro Steuern.
Nach der Pauschalbesteuerung mit 25 % sind es 62,5 Mill. Euro.
Weil es noch immer eine Beitragsbemessungsgrenze bei Sozialversicherungen gibt, ist der Maximalbeitrag aktuell 1246,20 Euro. Für Menschen, deren Einkommen über der Beitragsbemessungsgrenze von aktuell 6700 Euro liegen, sinkt folglich die prozentuale Belastung erheblich. Darum ist es höchste Zeit, die Beitragsbemessungsgrenze endlich zu streichen.
Auf der anderen Seite steigt die Zahl der Menschen, die von sehr kleinen Renten leben müssen, immer mehr an. Folge zum Beispiel von miesen Löhnen. Ein Synonym dafür sind „Startups“. Dafür werden Konstruktionen wie Scheinselbständigkeit gebastelt. Einziges Ziel: Bereicherung durch Abwälzen der Sozialabgaben auf die Allgemeinheit.
Ach ja, Frau Röser hat auch ein Startup gegründet.
Das Gejammere dieser Menschen ist einfach nur peinlich. Asterix und Obelix würden vermutlich sagen: Die spinnen, die Kapitalisten.
„Start-ups“, „Start-ups“, „Start-ups“ …
Das ist heute die ökonomische Welle. Ich, ich, ich – mein eigener Unternehmer – enterpriser.
Diese Röslers haben doch heute mit dem Leben der Menschen, die immer mehr aus den sozialen Zusammenhängen fallen, nichts am Hut.
Eine Ideologie, die weit über das hinausreicht, was Marxen Politische Ökonomie beschreibt.
zu @ Reinhold Hinzmann
Sie haben zwar recht, aber sie setzen die falschen Prioritäten. Die Steuern auf die es ankäme und bei denen die Leute die mit dem Satz „Leistung soll sich lohnen“ um die Dörfer ziehen ein Argumentationsproblem haben sind Erbschaftsteuer für völlig leistungsloses Einkommen, und Finanztransaktionssteuer. Die Einkommenssteuer kann ruhig bleiben wo sie ist. Leistung kann sich durchaus wirklich lohnen. Durch das falsche Prioritäten setzen wird über wirklich wichtigen Steuern zu wenig gesprochen.
@hans:
Ich erkenne aus den Daten eher, dass die EE-Umlage exorbitant angestiegen ist.
https://www.stromauskunft.de/strompreise/strompreisentwicklung/
zu @ Deutscher Michel
Die EEG Umlage finanziert völlig einseitig die Entwicklung der EE. Die Entwicklung ist inzwischen so weit das Großanlagen das EEG nicht mehr in der alten Form brauchen. Außerdem läuft es ab 2020 aus. Warum soll nochmal der Preis in Zukunft stark steigen?
@ hans, deutscher michel
Bitte zurück zum Thema!
@ Reinhold Hinzmann 7. März 2019 um 10:54
„Unsere Millionäre und Milliardäre jammern mal wieder.“
Es erscheint schon angebracht, „Schicksal“ und Auftreten solch bedauernswerter Menschen etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Sandra Maischberger lieferte in ihrer letzten Sendung Beispiele dazu.
Da war der Schönheitschirurg Meng, der nicht weiß, wohin mit seinem so hart verdienten Geld. Nur mit Luxus und Rolls Royce zu protzen, reicht ihm nicht aus. Um es weiter zu vermehren, kaufte er Hunderte von Wohnungen. Und empört sich über eine Initiative, die zur Verhinderung von Spekulation den Besitz auf 20 Wohnungen beschränken will. Noch mehr über Forderungen aus SPD über eine „Reichensteuer“, wo doch der Staat für „unsinnige“ Zwecke so schon viel Geld „verschwende“. Von Kevin Kühnert nach Beispielen befragt, fällt ihm nur ein einziges ein: für Flüchtlinge.
Na, wenn das kein Grund ist, neidisch zu sein und zu klagen!
Auch die Vorsitzende der „jungen Unternehmer“, Sarna Röser, stimmt in dem von Bronski verlinkten Artikel das Hohe Lied der Verschwendung für Sozialausgaben an – diesmal an Rentner.
Die Grundrente, meint die Erbin eines Familienbetriebs zu wissen, „schafft noch mehr Ungerechtigkeiten“. Und mangels Belege stellt sie einfach falsche Behauptungen auf:
„Zudem gehen Menschen leer aus, die ihr Leben lang mit niedrigem Lohn trotz aller Widrigkeiten in Vollzeit gearbeitet haben.“
Bei so viel sozialem Engagement der Vorkämpferin für „Gerechtigkeit“ ist man schon gespannt auf ihre Vorschläge.
Sie aber klagt weiter, über Unvernunft der Rentner: „Während jedes Jahr rund 250 000 Menschen die Rente mit 63 beantragen, verlängerten 2017 nur knapp 5000 ihre Arbeitszeit durch die Flexi-Rente.“
Freilich erspart sie sich die Frage, warum das so ist. Da kann nur Faulheit oder Dummheit die Ursache sein. Und sie fordert: „Lasst uns über eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit diskutieren!“
Die Krankenschwestern, Putzfrauen und alle, die 35 Jahre oder mehr ihre Beitragszahlungen geleistet haben, ohne den Respekt einer nassforschen Jungunternehmerin zu ernten, werden es ihr danken!
zu @ Werner Engelmann
Grundsätzlich absolute Zustimmung. Ich möchte nur 2 Punkte richtig stellen. Es gibt keine Rente mit 63. Wer diese Rente 2019 in Anspruch nehmen will muss bis 63 und 6 Monate gearbeitet haben. Nächstes Jahr muss bis 63 und 8 Monate gearbeitet werden u.s.w. Es ist also in Wirklichkeit eine Übergangsreglung zur Rente mit 67. Außerdem müssen diese Leute mindestens 45 Beitragsjahre belegen können.
@hans
wenn ich mich für höhere Steuern für unsere „Leistungsträger alla Röser“ einsetze, schließt das natürlich eine höhere Erbschaftssteuer, bzw.Finanantransaktionssteuer nicht aus; im Gegenteil.
Noch einen Aspekt möchte ich zur Diskussion stellen: Wenn ein Hartz IV-Bezieher durch Schwarzarbeit etwas dazuverdient, ist er – nach herrschendem Mainstream – ein Asozialer und Krimineller, der sich auf Kosten der Allgemeinheit ein schönes Leben macht. Haben wir kürzlich von Herrn Lindner gehört.
Doch wenn unsere Kapitalisten so miese Löhne zahlen, dass die Opfer dieses Systems diese „Aufstocken“ müssen, was ist das bitte schön?
Millionen Euro müssen dafür aufgewendet werden.
Die Argumentation von Frau Röser hat nur einen Hintergrund. Sie hat nicht vor die zukünftigen Produktivitätssteigerungen mit jemand zu teilen. Sie will sie selbst einstecken. Genauso wenig will sie Erbschaftsteuer zahlen, denn Leistung muss sich ja lohnen.