Was ist das für ein Geschichtsverständnis?

Ich gebe es zu: Erika Steinbach wird mir fehlen, wenn sie demnächst aus dem CDU-Vorstand ausscheidet. Zu schön konnte man sich an ihr reiben, gleichzeitig aber auch beobachten, wie bestimmte Thesen sich am Rand der CDU/CSU behauptet haben. Diese Thesen sind in der Partei jetzt offenbar nicht mehr konsensfähig, nicht einmal stillschweigend. Erika Steinbach tritt daher auch nicht deswegen nicht mehr bei der Wahl zum CDU-Vorstand an, weil sie einsichtig geworden wäre, sondern weil sie sich als einzige verbliebene Konservative fühlt, rückhaltlos. Und tatsächlich, niemand in der CDU versucht, sie von ihrer Entscheidung abzubringen. Es herrscht Schweigen in der Regierungspartei.

Dieser Entscheidung war ein Eklat vorausgegangen. In einer Fraktionssitzung hatte sie gesagt: „Und ich kann es auch leider nicht ändern, dass Polen bereits im März 1939 mobil gemacht hat.“ Damit sprang sie Ihrem Parteikollegen Saenger bei. Der hatte im Ostpreußenblatt geschrieben: „Im März 1939 machte Polen sogar gegen Deutschland mobil und gab damit Hitler die Möglichkeit der Aufkündigung des deutsch-polnischen Nichtangriffspakts von 1934.“  Eine Argumentation, die kaum verhohlen Polen eine Mitschuld am Zweiten Weltkrieg zuschiebt. Zwar stellte Steinbach später klar, dass sie die deutsche Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg nicht habe relativieren wollen. Doch die Frage bleibt: Wie kann eine Haltung nicht-relativierend sein, dass die deutsche Alleinschuld relativiert? Regierungssprecher Steffen Seibert stellte klar: „Unser Verhältnis zu Polen gründet auf der Anerkennung dieser Kriegsschuld.“ Kanzlerin Merkel hält die Debatte für überzogen und Steinbachs Aussage für „sehr weitgehend interpretiert“.

Nun, Erika Steinbach wird uns zumindest teilweise noch erhalten bleiben. Offenbar liebäugelt sie mit dem Gedanken, eine Partei rechts von der CDU zu gründen; zumindest sieht sie Potenzial für eine solche Partei. Das bedeutet Gefahr für die CDU! Und: Noch hat sie ihr Bundestagsmandat und ist menschenrechtspolitische Sprecherin der Fraktion.

FR-Leser Reinhold Hinzmann meint dazu:

„Wie lange muss Mensch sich eigentlich die diffamierenden Parolen von der „Berufsvertriebenen Steinbach“ noch anhören. Immer wieder werden die Verbrechen des deutschen Faschismus von diesen Leuten relativiert. Was soll eigentlich 65 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs das Beschwören der „alten Heimat?“ Sind die Menschen aus Schlesien, Pommern, Ostpreussen nicht schon lange hier fest verwurzelt. Ich erinnere mich noch gut an die Parolen der Vertriebenenverbände in den siebziger Jahren. Flankiert von NPD und anderen Rechtsradikalen wurde gegen die Ostpolitik Willy Brandts gehetzt. Eine der Parolen die ich nie vergessen werde war „Hängt die Verräter“. Wielange werden diese Verbände eigentlich noch mit Millionen-Zahlungen in ihren Hetzkampagnen unterstützt?“

Edmund Dörrhöfer aus Flörsheim:

„Die Frankfurter Rundschau hatte bei der Berichterstattung über den Fall Wolski immer und immer wieder über die Rolle der Frau Wolski berichtet. Immer wieder fand sich eine Erwähnung, dass auch Frau Wolski – die
Richterin – involviert war, gegen sie aber nicht ermittelt wird. Ich fand das wirklich gut, wichtig und richtig.
Aber genauso sollte bei Frau Steinbach verfahren werden. Immer und immer wieder sollte dargelegt werden, dass die Eltern von Frau Steinbach aus Hanau und Bremen kamen. Es waren keine Deutsche, die schon jahrelang
dort lebten, wo sie dann 1945 vertrieben wurden. Der Vater wurde 1941 als Feldwebel der Luftwaffe dorthin versetzt, die Mutter kam 1943 als Luftwaffenhelferin aus Bremen nach Polen. Heimatvertrieben? Das ist wohl
lächerlich!“

Stefan Otto aus Rodgau:

„Was ist das für ein Geschichtsverständnis? Ausgerechnet die Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen stellt den deutschen Überfall auf Polen mit der angeblichen dortigen Mobilmachung 1939 in Verbindung. Eine Entwicklung war doch für jeden klaren Menschenverstand bereits seit 1933, spätestens jedoch nach den Olympischen Spielen 1936 erkennbar. In 2010 sind derartige kleinkarierten Scheinargumente unerheblich und ausschliesslich das Produkt Ewiggestriger. Anstatt die Europäische Union in ihrer Entwicklung als das Produkt damaliger Verfehlungen und deren Erkenntnisse daraus darzustellen, haftet eine gewisse Clique stets irgendwelchen falsch verstandenen patriotischen Gedanken nach, die bisher noch Niemanden weitergebracht haben.  Ich muss  keineswegs heute zum Vodkatrinker werden, nur weil ich mich mit Polen gut verstehe. Ich kann mich aber glücklich schätzen, dass dem so ist. Und daran sollten Repräsentanten öffentlicher Ämter arbeiten und aufhören, mit kleinkariertem Denken ihre eigene Überforderung im Amt zu übertünchen.“

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18 Kommentare zu “Was ist das für ein Geschichtsverständnis?

  1. Selbstverständlich konnte Polen nach der deutschen Besetzung der restlichen Tschechei am 15.3.1939 und den anschließenden Forderungen der Nationalsozialisten an Polen nicht anders als die Teilmobilmachung in Szene zu setzen, sonst wäre das Land zwischen Ostsee und Karparten im Frühjahr 1939 zu eihem Vasallen Hitlerdeutschlands herabgesunken. Doch die geschichtliche Entwicklung ist nicht schwarz-weiß. Bis 1939 waren die deutsch-polnischen Beziehungen durchaus gut. So gut, daß sich Polen 1938 an der Zerschlagung der CSR beteiltigte und das Nachbarland im Oktober 1938 zur Abtretung des Olsagebietes zwang.. Schon früher im Jahr 1938 war der spätere westdeutsche KPD-Führer Max Reimann bei einem Grenzübertritt von der CSR nach Polen festgenommen worden. Die polnischen Behörden lieferten Reimann an die Gestapo aus, was für den Betroffenen bis 1945 Haft und Gefangenschaft in den Gefängnissen Dortmund und Hamm sowie in den KZ’s Sachenhausen und Falkensee nach sich zog.

  2. Ist eine konservative Grundhaltung im heutigen Zeitgeist (in Deutschland) überhaupt noch vorstellbar?

    Die Fragestellung . N e in! Die Union hat doch das Feld rechts von der Mitte längst geräumt. Es gibt keine ernst zu nehmenden Alfred Dreggers mehr. Vor allem die heutige Familien-, Frauen und Schulpolitik der Union atmen keinerlei konservativen Geist mehr. Am deutlichsten wird es wohl in der Frage der Abtreibung, aber auch der Homosexualität. Selbst in sehr stramm noch aufgestellten katholischen oder evangelischen Kreisen Deutschlands sind Vorstellungen einer „natürlichen“ Zuordnung der Geschlechter zueinander obsolet geworden. Der „Dreiklang“ : Konservativ, Liberal und Christlich/Sozial ist in der CDU nur noch eine hohle Deklamation. Falsch wäre aber, dies allein Angela Merkel anzulasten. Vielmehr ist es die Pluralität der postmodernen Lebenswelt und der in ihr ermöglichten sehr individuellen Lebensstile, die den Konservatismus von innen zerfrisst. Die CSU als bayerische Staatspartei mag noch ein wenig mehr Konservativität „gebunkert“ haben…. aber dieses ist nun rein Funktionärs- und Klientel-orientiert. Ein Lackmus-Test: Würden jemals CDU und CSU es heute wagen, mit einem Anti-Pornographie-Programm in Wahlkämpfe zu ziehen? Wer das glaubt, meint, der Weihnachtsmann sei leibhaftig unter uns!

  3. Erstaunlich, wie wenig Resonanz es bis jetzt in diesem blog gibt.
    Sind hier alle einer Meinung oder haben die Menschen Angst sich hier zu äußern?

    Da ich keine Historikerin bin und – zugegebenermaßen – historisch auch nicht besonders bewandert, kann ich mich zu der These: „Polen hat bereits im März 1939 mobil gemacht“ inhaltlich gar nicht äußern.
    Ich finde es allerdsings auffallend, dass ich noch von keinem Kritiker Erika Steinbachs gelesen oder gehört habe, diese These sei falsch.
    Sie dürfe nur – aus welchen Gründen auch immer – nicht ausgesprochenwerden.
    Das widerspricht meiner Auffassung von freier Lehre und Forschung diametral.

    Nebenbei: Egal wie die historische Wahrheit aussieht, ein Unterdrücken derselben kann kein Fundament einer echten Versöhnung sein.

  4. Um dem ein Fundament einzuziehen, hier die Darstellung bei Wikipedia. Danach hat der deutsche Außenminister von Ribbentrop im Herbst 1938 Polen „Vorschläge“ bezüglich des Zugangs zu Danzig gemacht, eine „unannehmbare Zumutung“ für Polen, wie es da heißt. Die Verhandlungen zogen sich hin. Nachdem die deutschen Truppen Mitte März in die „Rest-Tschechei“ einmarschiert waren, leitete Polen am 26. März 39 eine Teil-Mobilmachung ein, „um einer handstreichartigen deutschen Annexion Danzigs vorzubeugen“.

  5. @bronski:
    Ich habe mir bei Ihrem link einmal die Begründung bei Darstellung für die
    “unannehmbare Zumutung” für Polen angesehen.
    Diese Sichtweise (einzig: ausgesprochene Verschlecheterung des Verhältnisses zu Frankreich) halte ich zumindest für diskussionswürdig.

  6. Zur Abwechslung führte Erika Steinbach die Kanzlerin vor: Obwohl die Vertriebenenfunktionärin in den letzten Monaten für unappetitlichen Wirbel sorgte, vermochte Angela Merkel nicht, sie rechtzeitig zu neutralisieren. Die Schwäche im Kanzleramt ermutigte Erika S. dazu, ihre Provokationen auf die Spitze zu treiben. Wenn es nach ihr geht, dann muss die Geschichts-
    schreibung des Kriegsausbruches neu geschrieben werden. Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Berliner Regierung Lizenzen auf Narrenfreiheit ausgibt …

  7. Es ist wirklich nicht angebracht, dass Horst Seehofer den BdV und Frau Steinbach über den grünen Klee lobt und unterstellt: „Sie seien „echte Volksdiplomaten“, „aufrechte Demokraten “ und mit Sicherheit „keine Revanchisten“…“
    Wo, bitteschön, existiert eine Distanzierung von ehemaligen BdV-Größen wie

    Vorsitzender Hans Krüger, CDU-MdB, Vertriebenenminister unter Erhardt und…
    – Teilnehmer am Hitlerputsch 1923
    – Mitglied im NS-Rechtwahrerbund
    – Mitglied im Volksbund für das Deutschtum im Ausland;

    Mitbegründer der Partei BHE (Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten) Theodor Oberländer, MdB (später CDU-Direktmandat Hildesheim)…
    – Teilnehmer am Hitlerputsch 1923
    – Mitglied Bündische Jugend
    – Mitglied „Bund Oberland“ (SA)
    – Mitglied im „Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund“
    – im 2. Weltkrieg Berater des Führers der „ukrainischen Nationalisten“

    Vorsitzender Linus Kather, BHE-MdB, später…
    – Vorsitzender „Aktion Deutschland“ (NPD-nahe)
    – Vorsitzender „Aktion Widerstand“ (NPD-nahe)

  8. @ Katja Wolf

    Das „man wird doch noch (Tatsachen) sagen dürfen“ empfinde ich, wie schon bei der Diskussion um Sarrazins Thesen, als eine unerträgliche Heuchelei. Damit wird nämlich der Kontext negiert, der erst die Aussage ausmacht. Und welchem anderen Zweck dient die Erwähnung der März-Mobilmachung Polens als der Relativierung von Hitlers Kriegsschuld?

    Welchem Zweck dient Ihre Problematisierung der Wikepedia-Darstellung, die Sie als „diskussionswürdig“ bezeichnen, ohne es zu präzisieren? Dort sind die historischen Fakten (samt der kritischen Erwähnung der unrühmlichen Rolle Polens bei der Zerschlagung der Tschechoslowakei im Oktober 1938) korrekt dargestellt: Nach dem „Anschluss“ Österreichs, der Annektion Memellands und der Besetzung der Rest-Tschechoslowakei (deren Eigenständigkeit im Münchner Abkommen „garantiert“ wurde), war klar, dass sich Hitler an keine Verträge halten wird. Daher war eine Teilmobilmachung der polnischen Armee im März 1939 eine absolut legitime defensive Maßnahme. Was halten Sie an dieser Darstellung für „diskussionswürdig“, wenn Sie nicht Hitlers Kriegsschuld in Frage stellen wollen?

  9. Zur Erinnerung: Erika Steinbach bezog sich auf die Äußerung von Hartmut Saenger, der in der “Preußischen Allgemeinen Zeitung – Das Ostpreußenblatt“ geschrieben hat (zitiert von Bronski unter http://www.frblog.de/saenger/): “Der historische Kontext zum Sommer 1939 weist bei allen europäischen Großmächten eine erstaunliche Bereitschaft zu Krieg auf … Im März 1939 machte Polen sogar gegen Deutschland mobil und gab damit Hitler die Möglichkeit der Aufkündigung des deutsch-polnischen Nichtangriffspakts von 1934.” Eine Kurzformel wie die des “vom nationalsozialistischen Regime entfesselten Weltkriegs” werfe “naturgemäß mehr Fragen auf als beantwortet werden.”

    Was ist das anderes als die Relativierung der NS-Kriegsschuld?

  10. @Abraham:
    ich habe mich auf Bronskis Beitrag bezogen, als dass dieser Ribbentrops Vorschläge bezüglich des Zugangs zu Danzig als unannehmbare Zumutung zitiert hat. Daraufhin habe ich mir den entsprechenden link angesehen und mich gefragt, worin das Unannehmbare der Vorschläge Ribbentrops gelegen habe.
    Ich habe sehr präzise formuliert, dass ich hier als einzigen genannten Grund dafür die Verschlechterung des Verhältnisses zu Frankreich gefunden habe.

  11. @Abraham:
    wie schon einmal geschrieben, bin ich historisch nicht sehr bewandert und kann mich insofern in viele Quellen einlesen, die zu völlig verschiedenen Aussagen über Kriegsschuld etc. kommen und ich kann sie nicht abschließend bewerten, weil man mir viel erzählen kann.

    Was mir allerdings auffällt, ist der Schluss, dass eine „Relativierung“ der NS-Kriegsschuld anscheinend mit einer Art Sympathie fürs dritte Reich gleichgesetzt wird.
    Für meinen Teil kann ich nur sagen – egal, wer die Schuld am 2. Weltkrieg hatte, das Naziregime war fürchterlich und ich bin heilfroh, in dieser Zeit nicht gelebt zu haben.

  12. @ Katja Wolf

    Unbestreitbar sind die meisten Autoren, die die Kriegsschuld Deutschlands bestreiten, auch daran interessiert, das „dritte Reich“ in einem symphatischeren Licht erscheinen. Es sind regelmäßig die gleichen Autoren, die auch die Existenz der Vernichtungslager und der Gaskammer leugnen oder zumindest diese als „historisch nicht bewiesen“ bezeichnen. Können Sie desen Aspekt des NS-Regiems (der übrigens im kausalem Zusammenhang mit der Entfesselung des Weltkrieges steht) auch nicht abschließend bewerten?

    Sie mögen sich damit entschuldigen, „historisch nicht sehr bewandert“ zu sein (warum diskutieren Sie dann historische Fragen?). Diese Entschuldigung steht aber Politikern, die ein historische Darstellung der Vertreibung mit verantworten sollen, nicht zu.

  13. @ Abraham:
    Die Existenz der KZs (incl. der Vernichtungslager) stelle ich in keiner Weise in Frage.
    Diese sind, wie Sie sich sicher denken können, einer der Hauptgründe, warum ich das Naziregime als fürchterlich bezeichne.

  14. @Katja Wolf
    @Abraham

    Die Diskussion um die Existenz der Vernichtungslager und um historische Beweise läßt sich ganz leicht beenden. Mein Rat: fahrt nach Auschwitz-Birkenau (das Lager mit dem Bahngleis durchs Tor) und schaut Euch die Reste der Krematorien an.
    An Ort und Stelle existieren die Reste des letzten Krematoriums, das nach seiner Sprengung nicht mehr beseitigt wurde, daneben steht eine Schautafel mit einem Bild von gleicher Stelle von 1945!
    Gegenwart und Foto unterscheiden sich nur durch unterschiedlichen Bewuchs. Die Trümmer sind verbürgt und nicht dorthin gelegt! Außerdem hat eine Firma Topf & Söhne aus Erfurt Großöfen hergestellt und verkauft, was ebenfalls verbürgt ist. Die Trümmer in Auschwitz-Birkenau sollten zu einem dieser Öfen von Topf & Söhne gehören.
    Wem das noch nicht reicht, der besichtige bitte die noch existierende Prototypen-Gaskammer in Auschwitz-Stadt (das Lager mit dem Schriftzug „Arbeit macht frei“ über dem Tor). Dort kann er die Technik mit der Zyklon-B-Begasung studieren.
    Diese ewigen Diskussionen sollten ein Ende haben, man sollte jeden an diesen Ort schicken.
    Es gibt, nebenbei gesagt, noch die Reste eines dritten Lagers Auschwitz-Monowitz. Das wurde gegenüber den Farbwerken (IG-Farben) gebaut, weil die KZ-Häftlinge mittlerweile zu schwach waren, täglich 7km von Birkenau hin und zurück zu laufen. Die Barackenteile dieses Lagers findet man hin und wieder noch in den Scheunen der umliegenden Bauernhöfe verbaut.

  15. @Carsten Dietrich Brink:
    wie kommen Sie darauf, zu glauben, mir die Existenz der Vernichtungslager beweisen zu müssen. Die habe ich nun wirklich nicht in Frage gestellt.
    Im übrigen habe ich – wie viele andere auch – im Rahmen einer Klassenfahrt das
    KZ Auschwitz-Birkenau „besucht“.

    @Abraham:
    zu Ihrer Frage: „warum diskutieren Sie dann historische Fragen?“ möchte ich anmerken, dass ich nicht angefangen habe, eine historische Frage zu diskutieren sondern angemerkt habe, dass das Benennen „der Mobilmachung Polens“ durch Frau Steinbach als Unding dargestellt wird, niemand aber die „Mobilmachung Polens“ bestreitet.

    Und Bronski unterbreitete mir als Antwort auf meinen Satz:
    „Nebenbei: Egal wie die historische Wahrheit aussieht, ein Unterdrücken derselben kann kein Fundament einer echten Versöhnung sein.“ den link zu Wikipedia als Fundament.

  16. Hallo Frau Wolf,

    die sinnfreien Ausführungen der Fr. Steinbach zu irgendwelchen Mobilisierungszeitpunkten sind eigentlich selbsterklärend. Legen diese doch den Wunsch nach einer sehr subjektiven Darstellung des Geschehens nahe.

    Fr. Steinbach mißinterpretiert hier bewußt, oder aus Unwissen, den Ablauf von Ereignissen.
    Beispielsweise war als Auslöser für der Mob.-Fall auf poln. Seite das Resultat der Feindlagebeurteilung wesentlich. In diese Beutreilung ging u.a. die Flut der zu diesem Zeitpunkt vorhandenen entschlüsselten enigma Sprüche sowie die Befunde der Funkaufklärung ein.
    Aus der gesammelten Informationen war es möglich grob die Bereitstellungsräume der dt. Truppen zu erfassen und deren Stärke abzuschätzen.
    Da auch deutscherseits der Angriffszeitpunkt mehrmals verschoben wurde, ist es kaum möglich die poln. Mobilmachung per se als aggressiven Akt zu werten.

    MfG Karl Müller

  17. „Die größte Untugend ist die Unwissenheit“
    (Hermes Trismegistos)

    Erika Steinbach spiegelt das Dilemma wieder, daß es kaum intellektuelle Konservative gibt. So wie etwa in Frankreich. Das zweite Problem ist, daß die Intellektuellen unter den „Vertriebenen“ diesen Verband aufgrund seiner Dumpfheit immer gemieden haben wie der Teufel das Weihwasser. Das dritte Problem von Frau Steinbach ist, daß man – oder besser gesagt Frau – wenn man schon in der Geschichte nicht so ganz sattelfest ist, sich wenigstens gute Berater sucht. Angesichts des brutalen Angriffs auf die Tschecheslowakei 1938, dem ebenfalls bedrohten Nachbarland eine Mobilmachung als „Agression“ anzulasten, ist an Blödheit nicht mehr zu überbieten. Dabei hätte sie durchaus Argumente zur Hand gehabt, die zumindest die negative Grundstimmung gegenüber Polen erklärten und vielleicht sogar den Aufstieg der Nazis begünstigten.
    Tatsache ist – und das kann jedermann und auch Frau auf diversen Webseiten nachlesen – daß Polen bereits 1919/20 gewaltsam in Oberschlesien einmarschierte, um sich auch Gebiete einzuverleiben, die sich eindeutig für den Verbleib in Deutschland ausgesprochen hatten. Daß dieser Einmarsch nicht gerade zu einer Polenliebe geführt hat, sondern den Haß schürte und damit den Nationalsozialismus förderte, kann sich jeder denken. In gleicher Weise führte die Einverleibung des Hultschiner Ländchens, dessen märische Bevölkerung sich gleichfalls für Deutschland ausgesprochen hatte, zu einem Haß auf die junge Prager Republik, die mit der Zwangsgemeinschaft von Sudetendeutschen, Slowaken, Tschechen und Juden ohnehin auf wackligen Füßen stand. (Auch hierzu gibt es tschechiche Webseiten, die sich kritisch mit dem Thema auseinandersetzen)
    Das alles rechtfertigt oder relativiert natürlich keinesfalls einen Angriff auf Polen, aber es hätte wenigstens ein wenig Licht auf ein weiteres Tabuthema geworfen, nämlich wie Hitler überhaupt an die Macht komme konnte. Bei dieser Frage, hätte sich Frau Steinbach sogar auf englische und amerikanische Historiker berufen können, die Hitlers Aufstieg nicht allein dem Deutschen Volk in die Schuhe schieben, sondern auch die Allierten mit ihrer nicht gerade erfolgreichen Nachkriegspolitik, Versailler-verträge usw.dafür verantwortlich machen. (Aus einem dumpfen Antikommunismus heraus wurde das 3. Reich sogar zeitweilig von Amerika und England unterstützt)
    Ich habe Frau Steinbach, deren Engagement in Sachen „Völkermord an den Armeniern“, (Sie nimmt regelmäßig an den Gedenkveranstaltungen in der Paulskirche teil) wie für verfolgte christliche Minderheiten im nahen Osten, beispielhaft ist, für intelligenter gehalten. Nach ihrer dümmlichen Aussage bin ich mehr als ernüchtert.
    Was mal wieder beweist, daß man – und auch Frau – als PolitikerIN nicht besonders klug aber dafür „durchsetzungsstark“ sein muß.
    Am Ende gilt: Jeder Verband sucht sich seinen/e Vorsitzende/n selbt aus. Kluge Köpfe scheint es dort nicht zu geben.

    Klaus Lelek

    Ps: Einer meiner Vorfahren „Cyprian Lelek“ vertrat die Oberschlesier im ersten deutschen Parlament in der Paulskirche

  18. @ Klaus Lelek

    Dass der Versailler Vertrag zu lasten Deutschlands ein Fehler war, ist doch übehaupt nicht umstritten. Die Allierten haben daraus gelernt und nach dem 2. Weltkrieg anders gehandelt, obwohl da die Kriegsschuld Deutschland (anders als im 1. Weltkrieg) feststand.

    Die Fehler, die zu dem Verderben beigetragen haben, sind aber auch schon früher passiert: Wäre der österreichisch-ungarische Ausgleich in der Mitte des 19. Jahrhundert zu einer föderativen Ordnung der gesamten KuK-Monarchie genutzt worden, hätte es womöglich beide Weltkriege und auch nicht die jüngsten Balkankriege geben müssen. Nur das „hätte“ hat kein Platz in der Geschichte.

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