Das kann ja heiter werden: Am kommenden Dienstag, dem 18. November, wird in der Naxoshalle in Frankfurt der Film „Bugarach – Chronik eines Weltuntergangs“ von Ventura Durall gezeigt. Anschließend soll über die Rolle der Medien bei diesem Hype diskutiert werden. Auf dem Podium sitzt unter anderem: Ihr/Euer Bronski.
Bugarach ist ein kleines Dorf in Südfrankreich, wo die Menschen in abgeschiedener Ruhe leben bis zu dem Tag, an dem die internationalen Medien die Meldung streuen, dass dort der einzige Ort sei, den nach dem Maya-Kalender angekündigten Weltuntergang zu überleben. Bald tauchen die ersten fremdartigen Besucher auf, und die Dorfbewohner befürchten von Esoterikern, Spinnern und Massenselbstmördern überrannt zu werden. Der Bürgermeister versucht die Situation unter Kontrolle zu halten, aber der Medien-Hype, den er selbst mit ausgelöst hat, nimmt seinen Lauf.
Der Film folgt ganz unterschiedlichen Menschen bei ihren Vorbereitungen auf den jüngsten Tag: Slide, ein dreizehnjähriger Zauberkünstler, der diesen Tag als seine große Chance erkennt, berühmt zu werden; Uranie, ein spiritueller Einsiedler, der einen Plan zu seiner eigenen Erlösung entwickelt; Mirko, ein von Waffen besessener Junge, der das Dorf schützen will, und Monsieur Pouce, der alles über die Geschichte der Gegend weiß und behauptet, dass im Inneren des Berges Bugarach in Wirklichkeit der Leichnam Christi aufbewahrt wird.
Bugarach und ich
Über den Weltuntergang und Bugarach habe ich seinerzeit auf meinem Satire-Blog Ybersinn.de viel geschrieben. Dort habe ich anlässlich dieser Veranstaltung einen kleinen Artikel geschrieben. (Wer möchte: –> HIER.) So richtig ernst nehmen konnte und wollte ich das Thema also nicht, obwohl natürlich auch ich das Drama von Waco im Hinterkopf hatte. Ich meine mich aber zu erinnern, dass die FR es ernst genommen hat. Damit sind wir im Grunde wieder beim Thema des Blogtalks mit Professor Rhomberg: Wie gerecht sind die Medien? Bauschen sie vielleicht gelegentlich Themen auf, um Schlagzeilen präsentieren zu können? Verhalten sie sich vielleicht sogar verantwortungslos, indem sie ein Thema pushen? Der Verdacht ist nicht neu. Im Hinblick auf politische Berichterstattung erinnere ich mich zum Beispiel an Leserbriefe, die in den Veröffentlichungen von „Spiegel“ und „Bild“ im Zusammenhang mit Christian Wulff eine Kampagne gegen den damaligen Bundespräsidenten erkannten. Auch Politiker greifen als Abwehrmanöver gern zum Kampagne-Vorwurf, wenn sie sich von den Medien in die Enge gedrängt fühlen.
Der Hype von Bugarach und der vermeintlich von den Maya prognostizierte Weltuntergang am 21.12.2012 ist nun natürlich kein hartes politisches Thema, sondern eines, das von den Medien eher unter Kurioses, Buntes, Vermischtes, Aus aller Welt oder Panorama verortet wird. Soll heißen: Es handelt sich um ein Thema von allgemeinkultureller Bedeutung. Dies wiederum bedeutet, dass damit etwas über den allgemeinen Zustand unserer Gesellschaft, unserer Welt ausgesagt sein soll. Das wirft die Frage auf: Aha – und was soll da also ausgesagt sein? Die Antwort bleiben die bunten Seiten der Zeitungen meist schuldig, aber im Grunde soll man sich auf diesen bunten Seiten auch gar nicht allzu tiefgehend mit solchen Themen beschäftigen, denn diese Seiten liefern die leichte Kost nach all den harten, schweren Politik-, Wirtschafts-, Sport- und Feuilletonthemen und sollen vorwiegend am Schluss der Zeitung ein bisschen unterhalten.
Realität, keine Spinnerei
Was für die einen Unterhaltung ist, ist für die anderen jedoch möglicherweise bitterer Ernst. Jene Menschen, die damals nach Bugarach kamen, folgten einem Erlösungsgedanken. Die Welt sah in ihnen aber nur Spinner, über die sich trefflich von oben herab lachen ließ. Diese Menschen glaubten (zumindest in großen Teilen) jedoch wirklich daran, dass der Weltuntergang stattfinden würde. Für sie war er Realität, keine Spinnerei. Hätten wir auch noch gelacht, wenn die ganze Sache in eine Selbstmordorgie gemündet wäre? Die Medien hätten dann natürlich Schlagzeilen bringen können – Schlagzeilen, an deren Entstehung sie möglicherweise nicht unschuldig gewesen wären, da sie den Hype ja auszulösen geholfen hatten. Oder mehr als nur geholfen?
Darüber, denke ich, werden wir am Dienstag, dem 18. November, nach dem Film „Bugarach – Chronik eines Weltuntergangs“ (Vorstellungsbeginn 19:30 Uhr, Eintritt 7 Euro, Link zur Veranstaltung) ausführlich diskutieren. Mit auf dem Podium: Dr. Norbert Copray, Theologe und Herausgeber der Zeitschrift “Publik-Forum”, und Dr. Florian Freistetter, Astronom und Wissenschaftsautor. Moderiert wird die Diskussion von Andrej Bockelmann.
Mag vielleicht von Euch / Ihnen jemand kommen? Es wird bestimmt interessant.
Viele Grüße
Euer / Ihr Lutz „Bronski“ Büge
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