Die Deutschen dopen sich für die Arbeit. Nicht nur mit Kaffee und Traubenzucker, sondern auch mit Medikamenten. Gedopt wird mit Anti-Depressiva, mit Präparaten gegen Aufmerksamkeitsstörungen, Demenz, Bluthochdruck oder Migräne. Es scheint relativ einfach, an diese Sachen ranzukommen; wenn sie nicht von Ärzten verschrieben werden, besorgt man sie sich über Bekannte und Verwandte. Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach übt Kritik: „Medikamente sind leicht zu besorgen, vor allem durch Weitergabe durch jene, für die sie bestimmt sind.“ Auch Ärzte seien bisweilen „zu leichtfertig“, rügte er. „Oft müssen Patienten nur sagen: Das habe ich schon mal verschrieben bekommen.“ Und empfiehlt stattdessen – Psychotherapie!
Bei weitem zu kurz gesprungen, meint Dr. Magdalene Budach aus Mörfelden-Walldorf:
„Die Definition der WHO von Gesundheit: Gesundheit ist der Zustand vollständigen körperlichen, seelischen, geistigen und sozialem Wohlbefindens, sicher eine andere Definition als die der Krankenkassen!
Es wird kein Mensch, der im Sinne der Definition der WHO gesund ist, irgendwelche Medikamente nehmen, um leistungsfähiger bei der Arbeit zu werden. Viele werden heute besonders durch die Nichtachtung als Mensch und die Sorge um den Arbeitsplatz krank und kommen hilfesuchend in unsere Praxen. Und dann kommt Herr Lauterbach, der von uns Ärzten bekanntermaßen nichts hält, und wirft uns vor, leichtfertig und unreflektiert Medikamente zu verschreiben, und schlägt vor, die Patienten einem Psychotherapeuten vorzustellen. Dort bekommt der Patient aber erst in sechs Monaten einen Termin. Was macht er bis dahin mit seinen Sorgen und Ängsten, Herr Lauterbach? Können Sie, Herr Lauterbach, nicht einfach mal den Mund halten?“
Edwin Klein aus Bonita Springs (USA):
„Die Konsequenz kann nur sein: Dopingkontrollen für alle Berufstätigen genau wie im Sport. Und zu den gleichen Bedingungen, also unangemeldet, und der zu Kontrollierende hat sich nackt auszuziehen, damit der Tester auf die Körperaustrittsöffnung schauen kann. Außerdem hat jeder Arbeitnehmer drei Monate im Voraus anzugeben, wo er sich aufhält, damit er kontrolliert werden kann. Und kontrolliert werden darf und muss täglich zwischen sieben Uhr am Morgen und Mitternacht, ohne Vorwarnung. Selbstverständlich verliert der Arbeitnehmer, falls er positiv getestet ist, auch für zwei Jahre seinen Arbeitsplatz. Immerhin verschafft er sich ja durch Doping Vorteile gegenüber den anderen. Und er muss, wie die Sportler auch, mit vollem Namen in der Presse genannt werden. Bei gefährdeten Arbeitsplätzen wie die in der Politik, am Fließband, Wissenschaft und besonders in der Kunst und im Showgeschäft müssen zusätzlich Zielkontrollen anberaumt werden. Der Staat hat die Verpflichtung, unsere Gesellschaft genauso sauber zu machen wie den Spitzensport.“
Stefan Giebel aus Bad Emstal:
„Immer weniger zählt der Mensch. Er zählt in unserer Gesellschaft häufig nur dann, wenn er sich in Geldeinheiten umrechnen lässt. Doch umgerechnet in Geldeinheiten wird der Mensch entweder als Arbeitskraft oder als Konsument. Nur in diesen beiden Eigenschaften hat der Mensch zu funktionieren, und dies stets mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Wenn er nicht in der entsprechenden Hochform funktioniert, so sollte er das nicht als Warnung seines Körpers und/oder seiner Seele verstehen, sondern einfach ein paar Pillen schlucken und es schleunigst vergessen.“
Karl Wetzel aus Calden:
„Eine Überraschung ist die Meldung nicht, dass zwei Millionen Deutsche schon gedopt zum Dienst gegangen sind. Überrascht hätte mich, wenn es noch mehr gewesen wären. Wo liegt die Dunkelziffer?
Das Doping für den Arbeitsplatz hat seine Wurzeln in unserer Leistungsgesellschaft, denn gerade die verlangt den Menschen mehr ab, als diese eigentlich zu leisten vermögen. Da es aber verlangt wird, unterscheidet sich der Arbeitnehmer in keinem Millimeter vom ‚Tour de France‘-Fahrer. Hier kann sich nur etwas ändern, wenn sich die Gesellschaft ändert. Genau dies ist aber eine Utopie!“
Was hat denn die Öffentlichkeit anderes erwartet, als Doping im Beruf? Die ständige Forderung an Arbeitnehmer nach höherer Flexibilisierung bei gleichzeitiger Erhöhung der Arbeitsleistung hat solche Nachwirkung. Die nach wie vor hohe Arbeitslosigkeit führt zu diesen im Sport verbotenen medizinischen Helfern zu noch besserer „Leistung“. Es gibt ja auf diesem Terrain keine Dopingprobe. Nur, irgendwann wirds den Doper treffen: Er bricht einfach zusammen.
„Und empfiehlt stattdessen – Psychotherapie!“
Vor jeder und nach jeder Psychotherapie empfiehlt der Arzt gemeinhin: Gesünder leben!
Ich bin ob dieser Meldungen einigermaßen erstaunt, denn bislang ist mir noch kein mit Medikamenten gedopter Arbeitnehmer (bewusst) bekannt.
Ich kenne eher Leute, die ab und an sowie in besonders gestressten Situationen zwischendurch einen kräftigen Schluck aus der Flasche tanken, um ihr Tagwerk zu stemmen. Und an Alkohol kommt jeder völlig problemlos dran.
Ich sähe also einen problematischen Missbrauch eher in diesem Bereich. Und was die Psychotherapie anbelangt: Die bräuchte der ein oder andere sicher, und die könnte dem einen oder anderen auch mit Sicherheit nicht schaden. Aber: Bei Ausfall eines Termins -z.B. durch Krankheit oder durch plötzliche, aktuelle und unaufschiebbare Termine (auch am Arbeitsplatz) drohen saftige Ausfall-Zahlungen an den Therapeuten. Das schreckt viele ab. Und man muss bei einer Psychotherapie auch damit rechnen, dass es einem hernach gar nicht gut geht, d.h. dass die psychische Auseindersetzung und Aufarbeitung durchaus auch Krankschreibungen mit sich bringt. Und das wiederum steht dem angestrebten Leistungsprinzip ja entgegen…
Möglicherweise kommt die größte psychische Belastung von den Mitarbeitern und weniger von der geforderten Arbeitsleistung.
Quäle den anderen dann merkt keiner was du selbst für eine taube Nuss bist.
Arbeit definiert sich nicht nur über Lohn,sondern auch über Anerkennung,Lob und auch Tadel.
Diese Sorte von Unternehmer stirbt wohl langsam aus und die Folgegenertion (von Beruf Sohn) geht wohl aus Dummheit anders vor und fördert indirekt das Mobben.