Jitzchak Rabin würde sich im Grab umdrehen, müsste er erfahren, was seine Nachfolger mit seinem Friedenserbe gemacht haben. Rabin, der 1994 zusammen mit dem damaligen Außenminister Israels, Schimon Peres (jetzt Präsident), und mit Jassir Arafat, dem damaligen Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, den Friedensnobelpreis bekommen hatte, war im November 1995 von einem jüdischen Fundamentalisten ermordet worden. Er war zu jener Zeit Ministerpräsident Israels und hatte das Land auf den Weg des Friedens geführt. Dieser Friedensprozess wurde durch seinen Nachfolger Benjamin Netanjahu, der auch zurzeit wieder Ministerpräsident ist, torpediert und lahmgelegt.
Endlich Frieden im Nahen Osten! Die Welt wäre heute eine völlig andere. Doch dieser schöne Traum der 90er Jahre blieb eine Vision, von deren Realisierung der Nahe Osten heute weiter entfernt ist als je zuvor in den bald 19 Jahren seit dem Attentat. Die Terrororganisation Hamas beschießt Israel mit Raketen, von denen sie einen schier unerschöpflichen Vorrat zu besitzen scheint, und die israelischen Streitkräfte lassen Bomben auf den Gaza-Streifen regnen. Hunderte von Menschen wurden auf palästinensischer Seite bereits getötet, auf israelischer Seite gab es bisher etwa drei Dutzend Tote. Da die Hamas-Terroristen ihre Waffenlager teilweise in der Nähe von oder sogar in Schulen und Krankenhäusern angelegt haben, nehmen sie den Tod von Zivilisten billigend in Kauf – ein klares Kriegsverbrechen. Das kümmert sie in ihrem religiösen Wahn und ihrem bodenlosen Hass auf Israel jedoch keine Sekunde, wie es scheint. Dennoch steht vor allem Israel international am Pranger für das unverhältnismäßig heftige Bombardement. Der UN-Menschenrechtsrat ermittelt gegen Israel wegen Verstoßes gegen das Genfer Abkommen. Das in bewaffneten Konflikten geltende Prinzip der Proportionalität verbietet solche Angriffe, wenn ein exzessiver Kollateralschaden für Zivilisten in Relation zum gewünschten militärischen Erfolg zu befürchten sei, heißt es in der FR-Berichterstattung zum Thema. Doch diese Vorwürfe scheinen die israelische Regierung nicht zu beeindrucken. Es wird munter weitergebombt. Das militärische Ziel des Einsatzes ist es, die vielen Tunnel zu zerstören, die es den Hamas-Extremisten erlauben, praktisch von überall im Grenzgebiet zu Israel Raketen starten zu lassen, unbemerkt bis zuletzt. Daher läuft parallel zu den Luftschlägen eine Bodenoffensive.
Israel begründet den Einsatz mit seinem Recht auf Selbstverteidigung. Wer Israel wegen der Unverhältnismäßigkeit der Mittel kritisiert, mit denen sich das Land selbst verteidigt, der wird ganz schnell zum Hamas-Freund erklärt. Auch FR-Kolumnistin Anetta Kahane ist nicht frei von diesem Reflex, aber ich teile ihr Unverständnis in einem Punkt: Wie können sich kritische Menschen unter der Fahne der Hamas zur Demonstration versammeln? Dabei steht nicht das Demonstrieren infrage, das zu den Grundrechten gehört, sondern die Tatsache, dass diese Demonstrationen von Demokratiefeinden, der Terrorgruppe Hamas nämlich, instrumentalisiert werden. Niemand, der klar denken kann, darf sich mit diesen verrannten Idioten solidarisieren!
Man soll die Hamas aber auch nicht dämonisieren, denn das hilft ihr nur. Im Grunde war sie schon fast am Ende, bevor der aktuelle Konflikt losbrach. Abgeschnitten von den Geldströmen, die es ihr ermöglicht hatten, als soziale Wohltäter aufzutreten, war sie gerade dabei, auf Normalmaß zu schrumpfen. Sie war so gut wie ausgehungert. Mit verantwortlich dafür: die Politik, die Ägypten unter seinem neuen Präsidenten al-Sisi fährt. Der bekämpft die Muslimbruderschaft in Ägypten mit allen Mitteln, und die Hamas, eng verbunden mit der Muslimbruderschaft, kriegt das zu spüren. Die Grenze zu Ägypten ist so gut wie dicht. Dort kommt keine Unterstützung für die Hamas mehr durch. Die Terroristen sind in Gaza eingesperrt wie alle anderen Palästinenserinnen und Palästinenser auch. Und ihr Rückhalt unter den Menschen begann zu bröckeln. Der Druck war so gewachsen, dass die Hamas sich sogar genötigt sah, eine Einheitsregierung mit den verhassten Brüdern von der Fatah im Westjordanland zu bilden. Diese Einheitsregierung, in weiten Teilen der Welt anerkannt, wurde von Israel stets abgelehnt. Vor allem als Verhandlungspartner über einen etwaigen Friedensprozess kam sie für die Regierung Netanjahu nicht infrage; mit Terroristen verhandelt man nicht.
Israel tat der Hamas nun den Gefallen, den Konflikt derart zu eskalieren, dass sie sich erneut als Widerstandsgruppe stilisieren konnte. In Tagen des Angriffs, der Bomben und der unzähligen unschuldigen Opfer versammeln sich die Palästinenser natürlich wieder hinter der Hamas, und angesichts der schrecklichen Bilder aus dem Gaza-Streifen gehen auch bei manchen Deutschen die Sicherungen durch. Auch wenn man sieht, dass Kanzlerin Angela Merkel (CDU) das Existenzrecht Israels betont, aber kein Wort zu den Menschen verliert, deren Existenz Israel auslöscht. Niemand stellt das Existenzrecht Israels infrage – niemand außer der Hamas. Und die wurde soeben wieder groß gemacht, und zwar von Israel. Aus Gründen der Selbstverteidigung.
Es ist wirklich paradox. In Israel scheint sich 19 Jahre nach dem Rabin-Attentat ein Denken etabliert zu haben, in dem die feste – und in diesem Sinne verlässliche – Gegnerschaft zur Hamas eine Konstante ist. Wenn es der Hamas schlecht geht, dann hilft man ihr wieder auf die Beine, weil die Hamas für die Eiferer in den eigenen Reihen so wichtig ist. Die Regierung Netanjahu ist längst keine agierende Kraft mehr in diesem Konflikt, sie reagiert nur noch, auch wenn der militärische Aktionismus etwas anderes vorgaukelt. Die Kräfte, denen diese Regierung nicht zu widersprechen wagt, sind die Orthodoxen, die Siedler, die Radikalen vom rechten Rand des politischen Spektrums in Israel. Netanjahus eigene Partei, der Likud, verliert ständig an Bedeutung. Und die besonnenen Stimmen verstummen. Vor kurzem hat der „Haaretz“-Journalist Gideon Levy einen Artikel veröffentlicht, in dem er dazu aufforderte, doch mal genauer hinzuschauen, was die Hamas eigentlich fordere. Es handelte sich um zehn Punkte, und keiner davon, so Levy, sei unerfüllbar. Für diesen Artikel wurde der Mann beinahe gelyncht, wie er selbst sagt. Der Artikel erschien auch in der FR.
Es hat sich etwas verändert in Israel. Eine Kompromisslosigkeit hat Einzug gehalten, die es in dieser Breite zu Zeiten Jitzchak Rabins noch nicht gab. Die jüdischen Fundamentalisten treiben die Regierung vor sich her. Der Friedensprozess – genauer: das, was davon übrig ist – wird weiterhin von den Israelis blockiert; auch mit den gemäßigten Palästinensern wird also nicht geredet, und die Roadmap zur Zwei-Staaten-Lösung, die eigentlich fertig in der Schublade liegt, bleibt chancenlos. Israel hat sich gewissermaßen verbarrikadiert. Dieses „Wer nicht für Israels Politik ist, ist gegen Israel“, das auch in Anetta Kahanes Kolumne anklingt, ist letztlich verheerend für Israel.
Der Islamismus ist auf dem Sprung, eine globale Bewegung zu werden. Antisemitismus ist eine wesentliche Triebfeder für den Islamismus. Im übergeordneten Interesse wäre es unglaublich wichtig, den Islamisten das Hassbild zu nehmen, das sie von Israel haben, denn dieses Hassbild vereint die Islamisten verschiedenster Couleur. Dazu müsste Israel jedoch den Frieden suchen, nicht den Krieg, die Verständigung und nicht den Bombenhagel. Die Hardliner in Israel werden das nicht zulassen, sondern sie werden dem Islamismus weiter Futter geben – bis er sie wegspült. Meine Prognose für den Nahen Osten und für Israel ist düster. Das Israel, wie es sich der Welt derzeit darbietet, ist kein Zukunftsprojekt. Es ist vermauert und verrannt und wird von Fundamentalisten dominiert.
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Ich habe vor Jahren einmal in einem damals viel diskutierten Artikel hier im FR-Blog geschrieben, dass es an den Amerikanern sei, Israel in Richtung Frieden zu drängen. Die Fußnote sei mir gestattet: Unter Barack Obama ist das Verhältnis der USA zu Israel abgekühlt. Die hektischen diplomatischen Aktivitäten, die zurzeit zu besichtigen sind, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die USA heute weniger Gewicht in Israel haben als noch vor zehn Jahren. Obamas Taktik des Liebesentzugs ist nicht aufgegangen, sondern hat den extremistischen Kräften in Israel erst Räume eröffnet. Über George W. Bush wird gesagt, er sei der schlechteste Präsident, den die USA je gehabt hätten. Mir scheint, Obama überflügelt ihn noch.
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Nun zu den Leserbriefen, die sich überwiegend mit dem von Anetta Kahane angeschobenen Thema Antisemitismus befassen. Zunächst aber die Zuschrift von Jürgen Malyssek aus Wiesbaden:
„So kann es auch bei uns nicht weitergehen! Ich empöre mich! Diese bedingungslose Erklärung zur Israel-Freundschaft ist eine einseitige und inzwischen schon manipulative Verdrängung jeglicher notwendiger Kritik an Israels Politik.
Die Ursachen der neuen Gewalt liegen doch nicht nur an dem Mord an den israelischen Religionsschülern und den Angriffen der Hamas aus dem Gazastreifen. Dem ist doch eine Kette von Ereignissen und Entwicklungen vorangegangen, die Israel in einer ständigen Vergeltungsstellung und in einer verheerenden Siedlungspolitik schlecht aussehen lassen. So dauert es schon Jahrzehnte, die mit der Vertreibung von hunderttausend Palästinensern begonnen hat, dass es immer wieder gelingt der eigenen Bevölkerung Angst einzuflößen und nicht die Wahrheit zu sagen (jüngstes Beispiel, siehe ZDF-Auslandjournal vom 16. Juli hinsichtlich der „entführten“ Jugendlichen, wo deren Tod dem Geheimdienst und der Regierung schon früh bekannt waren).
Wer in den letzten Jahren in Palästina gewesen ist, das zersplitterte Westjordanland erlebt oder wer die Macht und die reaktionäre Stimmung der ultraorthodoxen Juden wahrgenommen hat, der kann doch nicht vollkommen unkritisch mit den eskalierenden Entwicklungen umgehen. Man muss kein Sympathisant der Hamas sein, um zu erkennen, dass diese nicht die einzigen Aggressoren in diesem inzwischen aussichtslosen Kampf sind.
Jürgen Todenhöfer sagt richtigerweise, dass es keinen Frieden mehr geben kann und dass in Israels Politik die Hardliner auch keinen Frieden wollen. Er kritisiert auch die Maßlosigkeit der israelischen Kriegsführung, zumal die militärische Überlegenheit so groß ist, dass die Palästinenser letztlich chancenlos operieren.
Hören wir doch in Deutschland endlich auf mit dieser bedingungslosen Freundschaftserklärung, wenn sie jeglichen Blick für die großen Ungerechtigkeiten zwischen den Lebensbedingungen Israels und der Palästinenser in der Westbank und im Gazastreifen verstellt.
Nein! So einfach kann ich das nicht stehen lassen: „Israel, der einzig demokratische Rechtsstaat im Nahen und Mittleren Osten“ (Uwe Becker, CDU-Chef Frankfurt). So wie Israel bis an die Zähne bewaffnet das ganze Land kontrolliert, besetzt und die palästinensische Bevölkerung in ihren Lebensrechten beschneidet, ist es nichts anderes als ein Militär- und Unrechtsstaat.
Es wird so keinen Frieden mehr geben und das bittere Ende ganz Palästinas ist vorgezeichnet. Wo sind die Signale Israels, aufeinander zuzugehen, das „Opfersein“ des Anderen auch anzuerkennen? Das wäre ein Schritt zur Versöhnung.
Aber so? Aussichtslos!“
Margret Köhler aus Hamburg:
„Liebe Frau Kahane, ich schätze Ihre Arbeit und ihr Engagement in Deutschland sehr, aber Ihr Kommentar zur gegenwärtigen Lage in Israel/Palästina und Ihre Kritik an den linken Demonstrationen in Deutschland sind haarsträubend. Von Palästina ist fast nichts mehr übrig, woraus man einen Staat machen könnte und Israel treibt die entsetzliche Mauer, die entsetzlichen Checkpoints, die illegalen Siedlungen, die Zerstörung palästinensischer Gärten und Olivenhaine um diese Schandmauer zu bauen, unentwegt weiter, und Sie wundern sich, dass diese israelische Politik der Hamas Auftrieb gibt?
Ich war vor drei Jahren vor Ort und habe mit eigenen Augen gesehen, was dort passiert und musste mir ständig verbieten, NICHT zu denken: Ghetto, KZ …, wenn ich sah, wie israelische Soldaten mit Palästinensern umgehen. Es ist wirklich so: Der Horror, der den jüdischen Eltern und Großeltern von Deutschen zugefügt wurde, er setzt sich fort, wenn er nicht wirklich verarbeitet wird (so die Analyse von Avraham Burg in seinem klugen Buch „Hitler besiegen“) – er wird, so fürchte ich, irgendwann von palästinensischen Kindern fortgesetzt werden, die jetzt aus dem Bombenhagel in Gaza zu fliehen versuchen.
Vor einigen Tagen zeigte die FR auf der Titelseite das Foto von einer schreienden israelischen älteren Frau, die ein Plakat hochhielt: Bombing Gaza doensn’t provide security. Genau das ist es. Ich weiß, wieviele kluge und mutige Friedensaktivisten es in Israel gibt – von Avraham Burg mit bis zu Leuten wie Reuven Moskovitz – es war wunderbar, diesen Menschen auf meiner Reise zu begegnen, leider hört die Regierung nicht auf sie –, aber solche haben wir auch bei den Palästinensern getroffen, nur dass diese bezahlen und bezahlen und einstecken und verlierenund verlieren. Schauen Sie sich die Landkarte Palästinas an 1948 – und heute? Waren Sie schon zu Besuch in einem der Lager? Sind Sie schon durch die Checkpoints gegangen in Hebron auf der Suche nach Arbeit? Ist Ihnen als Journalistin aus Gaza schon mal die Teilnahme an einem Filmfestival verweigert worden, dass das französisch-deutsche Kulturinstitut in Ramallah organisiert hat – einfach so, ohne Gründe?“
Werner Dörr aus Polch:
„Vielen Dank, Frau Kahane! Nun verstehe ich endlich, warum Israel Gaza bombardiert: In den Bomben befinden sich die Zehn Gebote und mit den Explosionen wird die Bevölkerung auf den Weg der Demokratie geleitet. Und wer dagegen ist, dass Israel das tut, der ist und bleibt Antisemit.“
Friedrich Gehring aus Backnang:
„Ihre Rechnung ist zu simpel, Frau Kahane: Kritik an Israels Politik immer mit Antisemitismus gleichzusetzen heißt genau, diesen hervorzubringen. Und: Demokratie lässt sich nicht erzwingen durch das Töten von Antidemokraten und erst recht nicht durch die vielen zivilen Opfer, die Israel nun produziert. Ich warte noch auf das Beispiel, das die demokratische Zivilgesellschaft Israels setzt, indem sie die Zehn Gebote auch für Nichtjuden gelten lässt und ein friedliches Miteinander aus eigenem Willen vorlebt! Bislang steht immer nur das „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ im Vordergrund, wobei Israel nun jedes Maß verloren hat. Das hat nichts mit Demokratie und auch nichts mehr mit den Zehn Geboten zu tun. Ich frage mich: Sehen Sie überhaupt ein Unrecht im Verhalten Israels? Wo bleibt die Differenzierungsfähigkeit, die Sie von anderen permanent einfordern?“Die Beiträge von Dan Shaham und Anetta Kahne sind an zynischer Einäugigkeit kaum zu überbieten. Shaham beteuert, Israel sei „bereit, mit den Palästinensern Seite an Seite zu leben“ und hält die „Akzeptanz der Hamas für eine Zwei-Staaten-Lösung“ für einen Schaden. Er blendet aus, dass beide Völker schon seit langem „Seite an Seite“ leben als Volk der Herrenmenschen und Volk der Entrechteten, und dass die privilegierten Siedler und die entrechteten Palästinenser schon jetzt praktisch in Lebensverhältnissen wie denen zweier getrennter Staaten existieren. Shahams erstrebter „Friede“ ist genau das, was Israel einst in Ägypten erlebt hat, das Urdatum des jüdischen Glaubens ist aber die Befreiung aus diesem sklavenhalterischen „Frieden“ durch einen barmherzigen Gott. Wahrer Friede kann in Palästina nur entstehen, wenn die Palästinenser so befreit werden wie die Israeliten einst aus ägyptischer Knechtschaft. Wer dies verweigert, darf sich nicht wundern, dass die Hamas reagiert wie einst Mose (2. Mose 2, 11-12).
Ähnliches blendet auch Kahane aus, wenn sie lieber im privilegierten Israel als rechtlos in einer „Hamas-Gesellschaft“ leben will und die Zehn Gebote als die „Voraussetzung für Demokratie“ behauptet. Die Zehn Gebote sind Abmachungen unter privilegierten Patriarchen, die einander ihren Besitz („Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel“, 2. Mose 20,17) nicht wegnehmen wollten. Noch heute kann sich eine Frau in Israel nur in extremen Ausnahmefällen scheiden lassen, und Knaben werden ungefragt genital verstümmelt.
Wer besorgt ist um die heutigen „antiemanzipatorischen“ Tendenzen, darf nicht nur auf die Hamas blicken und auf „religiöse Fundamentalisten, Linke, Nazis, Neurechte und so manche Aktivisten gegen Rassismus“. Der „Antisemitismus“, wie ihn Kahane als antiemanzipatorische Demokratiefeindlichkeit definieren will, blüht gerade auch in Israel. Wer wirkliche Demokratie will, muss auf der Basis der jüdischen Urerfahrung der Sklavenbefreiung die Privilegierung von Sklavenhaltern und die Privilegierung des einen Volks vor einem anderen bis ans Ende der Menschheitsgeschichte bekämpfen. Das Judentum hat die Internationalisierung des Gottesglaubens hervorgebracht (Amos 9,7, ca. 750 v. Chr.), wobei Gott ein gerechter Richter über die Völkerwelt ist (Jes 2, 1-5). Nur wenn Israel, die Hamas und wir alle uns zu diesem Gott bekehren, können wahrer gerechter Friede und wahre Demokratie wachsen.“
Michael Dallapiazza aus Urbino in Italien:
„Auf einen Artikel wie diesen habe ich gewartet, es war an der Zeit, und es gehört zur besten Tradition der FR, gegen Antisemitismus, wie immer er sich auch zu tarnen versucht, das Wort zu erheben. Anetta Kahanes (viel zu) kurzer Beitrag ist von bedrückender Präzision. Vielleicht hätte man Artikel dieser Art schon schreiben sollen, bevor aus deutschem Mund wieder Beschimpfungen wie die zitierten zu hören waren.“
Joachim Kretschmann aus Villingen-Schwenningen:
„‚Judenschweine‘, ‚Kindermörder‘ tönte es lautstark, gefolgt von Mordaufrufen in der Berliner Al-Nur-Moschee. Entsetzen quer durch die Republik. Wie ist so etwas möglich? Haben wir nicht viel zu lange auf die Hintereingänge unserer Gesellschaft geschaut, ob vornehmlich aus der rechten Ecke etwas Antisemitisches eindringt? Haben wir noch nicht begriffen, dass der Neue Antisemitismus nun durch unseren Haupteingang gestiefelt kommt: Unser Streben nach Solidarität und Frieden, unsere Vorliebe für soziales Engagement wie die, wie sich heraus stellte, von islamistischen Terroristen gesteuerten Ein-Schiff-für-Gaza-Flottillen? Die Hauptursache jedoch sehe ich in der vorurteilsvollen Kritik an Israel, die als „offene Worte in aller Freundschaft“ getarnt sind und als „legitimer Protest gegen kriegerisches Verhalten“ daherkommen, „was man ja wohl noch wird sagen dürfen“.
Viele Bürger halten das Gedenken an die toten Juden zum Jahrestag der Reichspogromnacht für wichtig, doch mit den lebenden haben sie so ihre Probleme. Weshalb? Wir müssen erkennen, dass es letztendlich nicht um Protest gegen Israels Militäraktion geht, sondern um die moralische Vernichtung des jüdischen Staates, sind doch sämtliche getöteten Zivilisten blutige Menschenopfer, von der Hamas provoziert, ja regelrecht zelebriert, um Israels legitimes Recht auf Selbstverteidigung als völkerrechtswidriges Massaker auf die Leinwand der Weltgemeinschaft zu projizieren. Dass auf diesem scheinheiligen Nährboden der Lüge solche Demos mit derartigen Entgleisungen reifen konnten, braucht niemanden mehr zu verwundern. Für Israel jedoch ist dies eine schier ausweglose Lage, denn ohne Militär und Einsätze wie in Gaza wäre der jüdische Staat zweifelsohne der totalen Vernichtung preis gegeben!
Claus Metz aus Frankfurt:
„Sehr geehrte Frau Kahane, ich schätze Ihr Engagement gegen Rassismus sehr. Umso mehr irritiert mich, dass Sie die teils emotionale Kritik an israelischer Besatzung und Kriegsführung nicht von Antisemitismus unterscheiden können/wollen? Diesmal greifen Sie dazu judenfeindliche Straßenparolen heraus. Die meisten Europäer sehen die Kette friedloser Gewalt in Israel/Palästina als Wechselwirkung gegenseitiger Provokationen mit schließlich militärischer Eskalation: Die Hamas schießt als Reaktion auf Entrechtung und Schikanen aus ihrem Gefängnis mit Meerblick (Gaza) mit plumpen ungezielten Raketen (meist daneben), die israelischen Militärs überreagieren mit Overkill einschließlich Jagdszenen am Jaffa-Strand vor der internationalen Presse. Doch Sie erkennen statt des ohnmächtigen Hasses der vor Entrechtung nach Europa geflohenen palästinensischen Angehörigen der Bombenopfer „die tiefere Dimension des Judenhasses“: Das Judentum mit den Zehn Geboten, das Gesetz als Voraussetzung für Demokratie überfordere die islamistischen Fundamentalisten.
Liebe Frau Kahane, dass das Judentum mit seinen Tora-Vorschriften, Opferkulten und seinem ehrpusseligen Stammesgott eine Herausforderung für Demokratie-Muffel sein soll, scheint mir überhebliches Wunschdenken. Alle drei patriarchalen Religionen haben sich in ihrer Geschichte mit Demokratie-Defiziten und selbstgerechten gottgewollten Kriegen (5. Buch Mose) unglaubwürdig gemacht, da gibts eher ein Gleichgewicht des Schreckens.“
In Deutschland bekunden Menschen palästinischer bzw. arabischer Herkunft einer erzreaktionären islamistischen Warlord-Formation namens Hamas ihre Verbundenheit. Typische Begleiterscheinungen dieser Demonstrationen sind verschleierte Frauen und immer wieder die verbale Verunglimpfung des Judentums. Eine wirkliche Friedens- und Freiheitsbewegung würde sich anders darstellen. Und sie würde sich insbesondere nicht in den Dienst religiöser Fundamentalisten stellen. Eben weil der Fundamentalismus in Israel seit 1948 die Politik bestimmt bzw. eine zukunftsfähige Politik verhindert.
Auf der anderen Seite unterstützten vor allem jüdische Verbände öffentlich den Gaza-Krieg Israels, der angesichts der unübersehbaren zivilen Opfer kaum noch als Selbstverteidigung gewertet werden kann. Dadurch wird der Staat Israel mit dem Judentum gleichgestellt, was speziell in Deutschland den Grundsätzen eines jüdischen Selbstverständnisses zuwiderläuft, das lange Zeit von Aufklärern wie Moses Mendelssohn geprägt war. Die Nazis haben nicht zuletzt auch diese Tradition vernichtet.
An der Seite jüdischer Demonstranten finden sich auch christliche Politiker, darunter solche, die sich gern bei Versammlungen der deutschen Vertriebenenverbände sehen lassen, wo das Recht auf Heimat und das Unrecht der Vertreibung auch im siebten Jahrzehnt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs betont werden. Heimatrechte und das Schicksal von Flüchtlingen könnten aber auch die Palästinenser für sich reklamieren bzw. beklagen.
Im Nahost-Konflikt stimmten von Anfang an die üblichen Vorstellungen von Recht und Unrecht nicht. Israel begnügte sich nicht mit den Regeln, die der Völkerbund bald nach dem Ersten Weltkrieg für einen jüdischen Staat aufstellte und bezog sich stattdessen vorrangig auf Rechte, die sich nur aus einer religiösen Offenbarung ableiten lassen und die völkerrechtlich nicht einklagbar und folglich nicht legitim sind.
Demgegenüber forderten die geflohenen und vertriebenen Palästinenser nicht ihre Menschenrechte ein, sondern ließen sich von Autokraten wie Nasser und vom feudalen Saudi-Arabien vertreten. Und ungeachtet ihrer militärischen Niederlagen und der eskalierenden sozialen Spannungen im gesamten arabischen Raum gebärden sie sich weiterhin als Rächer der Enterbten, statt die dringend notwendigen sozialen Strukturveränderungen zumindest dort anzugehen, wo es derzeit möglich ist.
Dieser Konflikt hat mit Antisemitismus nur sehr wenig zu tun. Aber umso mehr mit einer Politik, die es wegen der noch reichlich vorhandenen arabischen Ölschätze nicht für opportun hält, demokratische Grundsätze und Menschenrechte auch im Nahen Osten allgemeinverbindlich zu proklamieren und gegebenenfalls wirksam durchzusetzen.
Es ist wahrscheinlich, dass Israel diesen Krieg militärisch gewinnen wird. Aber dieser Etappensieg, der kaum über instabile Waffenstillstände hinaus kommen dürfte, könnte sich bereits in zwei Jahrzehnten als Pyrrhussieg erweisen. Denn sobald ein nennenswerter Teil der Erde nicht mehr auf fossile Energiequellen wie das Öl Arabiens setzt, wird der israelisch-palästinische Konflikt die heutigen Unterstützer beider Seiten kalt lassen. Die Bevölkerung Israels könnte dann das Elend mit ihren Nachbarn teilen, jenes Elend, das derzeit in Gaza und im Westjordanland durch eine Politik der verbrannten Erde hervorgerufen wird und das die Zukunft der gesamten Region perspektivlos macht. Und es könnte durchaus wahrscheinlich sein, dass das Elend Palästinas spätestens dann auf Europa überschwappt und hier ebenfalls einen Flächenbrand auslöst.
Meine Tochter hat mich vor ein paar Tagen gefragt warum die UNO nach Jahrhunderten eigentlich vor ein paar Jahren die Gründung eines Staates Israel zugelassen hat? Ich hatte darauf keine schlüssige Antwort.
Auf Dauer wird sich sich Israel mit seinen Nachbarn vertragen müssen oder von der Landkarte verschwinden. Unter vertragen verstehe ich aber auch das man z.B. das Wasser gerecht teilt.
@ hans #2
Von der Vernichtung von ca. 6 Millionen Juden in Europa zwischen 1938 und 1945 haben Sie aber schon mal was gehört, oder? Und davon, dass die „Völkergemeinschaft“ den Überlebenden ein Fleckchen Erde zur Verfügung stellte, an dem sie in Frieden und Sicherheit leben könnten? Ein Fleckchen Erde übrigens, wo ihre Vorfahren schon gesiedelt hatten, bis sie von der „Religion des Friedens“ vertrieben oder zu Menschen zweiter Klasse gemacht wurden?
Sie wollen es so….
anlässlich der neuen Kriegssituation in Gaza und Israel erinnere ich mich an einen Leserbrief
in der FR von einem in Deutschland lebenden libanesischen Arzt. Er war während der Raketenbeschießung Nordisraels durch die Hisbollah vor einigen Jahren nach eigener Aussage in einem südlibanesischen Krankenhaus zeitweise tätig. Er beschrieb folgende Situation: In deutlicher Nähe zu dem Hospital wurde eine Raketenabschussvorrichtung installiert und auch zum Abschießen von Raketen Richtung Israel benutzt.
Auf seine Proteste hin sagte ihm einer der Hisbollah-Leute, dass genau die zu erwartenden Zivilopfer Israel in der Weltöffentlichkeit dermaßen diskreditieren, der Druck auf das Land wegen der stattfindenden Vergeltung in der Weltöffentlichkeit zunehmen werde und „wir werden von dieser Stimmung profitieren“. Das Urteil des Arztes über diese Leute war vernichtend…..
Nun frage ich mich, was sollen eigentlich die Raketen der Hamas auf Israel bewirken? Sollen die keine Zivilopfer fordern? Die Hamas weiß, dass Israels Militär überlegen ist und dass es aufgrund der Situation in Gaza genau zu der jetzigen Situation mit diesen großen Zivilopfern kommen musste. Sie brauchen sie, um ein Stimmungsbild der Empörung gegen Israel in der Welt zu erzeugen. Dass Hamas diese Opfer den Fernsehkameras dieser Welt präsentiert und beklagt ist zynisch. Ich hoffe, Gazas Bevölkerung wird irgendwann erkennen, dass ein beklagenswertes Spiel mit ihr getrieben wird.
Wer erinnert sich noch an die Oslo-Abkommen, durch die z.B. im Westjordanland je nach Anteil der palästinensischen Bevölkerung Selbstverwaltung an die Palästinenser übertragen worden wäre. Dies wären sicher erste Schritte in Richtung eines palästinensischen Staates gewesen, wäre man diesen Weg weiter gegangen. In der Knesset wurde das Abkommen ratifiziert, im palästinensischen Parlament nicht. Die Verhandlungen Rabins, Clintons und Arafats waren somit weitgehend vergeblich. Mit Sicherheit wäre die konflikterzeugende weitere Besiedlung der sogenannten Westbank durch Israel unterblieben und ein Miteinander
hätte entstehen können. Leider ist es anders gekommen.
Manfred Schmidt Carvoeiro (P)
Anmerkung Bronski: Kommentar gelöscht. User hat keine gültige Mail-Adresse angegeben.
An ChristianF,
auch ich würde angesichts des „segensreichen Wirkens“ von Al Shabaah, Boko Haram,
IS(IS) usw die Religion des Friedens in Anführungszeichen setzen. Wo bleiben eigentlich die
Demonstrationen, z.B. von islamischen Verbänden organisiert, die angesichts dieser (Un)taten in der Welt einmal zum Ausdruck bringen „Brüder und Schwestern, das tut ihr nicht in unserem Namen“ und vielleicht sogar nicht im Namen Allahs? Dies würde für den immer wieder reklamierten Anspruch, „der Islam ist Frieden“ auch das zu wünschende Verständnis und die Akzeptanz aus der nichtislamischen Gesellschaft fördern. Aber nein, da wird nichts zur Kenntnis genommen sondern weggeschaut, es werden keine Zeichen gesetzt und nur über das mangelnde Vertrauen geklagt.
Eines möchte ich aber korrigieren, die Juden wurden nicht von der von Ihnen so genannten „Religion des Friedens“ vertrieben, sondern sie verließen das Land zwischen 60 bis 70 n.C.
nach einem Aufstand gegen die römische Besatzung und die darauf von römischer Seite initiierten Repressalien.
Manfred Schmidt
zu ChristianF @ 3
Wenn das der Grund ist warum hat man das Fleckchen Erde dann nicht in Europa zur Verfügung gestellt? Und warum hat man land genommen das einem nicht gehört? Wem das vor 1000 Jahren gehört hat kann wohl kein Argument sein sonst wäre der 2. Weltkrieg ja richtig gewesen wenn man die Landesgrenzen von Karl dem Großen einfach zu Grunde legt.
@1.
Sehr geehrter Herr Mertens,
eine gelungene Sachverhaltsbeschreibung der dortigen Wirrnisse, Glückwunsch.
Und zu der Frage nach der „Verhältnismäßigkeit“ möchte ich noch einige Aspekte der militärischen Belange ergänzen.
Zvile Bereiche oder Sonderkonventionsgeschütze Objekte verlieren bei militärischer Nutzung durch eine Partei ihre Schutzfunktion!
Damit werden daraus legitime militärische Ziel die auch zweckmäßig bekämpft werden dürfen.
Das Problem ist mithin „alt“ und soweit ich mich noch an die zugehörigen Bestimmungen der HDV 100/1 erinnere, sind solche militärischen Ziele in einer zivilen Bebauung als Punktziele zu bekämpfen, eine Flächenwirkung auf ganze Wohnviertel ist verboten.
„Von den zur Verfügung stehenden Kriegsmitteln ist dasjenige zu wählen, dass bei sichergestellter Zielwirkung die geringsten Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung hat..“
Daraus ergeben sich viele Probleme, angefangen bei dem weit verbreiteten Mangel an militärischen Fachwissen.
Die Forderungen nach ausreichender Wirksamkeit im Ziel wird aufgrund der Anlage dieser Feldbefestigungen sowie der zugehörigen unterirdischen Anlagen ist nach meinem Kenntnisstand durch die IDF nur mit Abwurfmunition erreichbar.
Also Kampfmitteln die ein Gebäude durchschlagen und dazu noch 10-20 m in den Boden eindringen können. Aufgrund der lokalen Gegebenheiten in den Festigkeitseigenschaften von Bebauung und Bodenschichten resultiert aus so einer Bekämpfung oft genug ein Zerstörradius von 30-70 m. Somit sind die materiellen Zerstörungen nach bidherigen Bilddokumenten militärisch durchaus im Rahmen.
Mit der Hmas – Taktik gezielt die Personenschäden zu maximieren, also nichts neues; eigentlich.
Gruß
KM
Sehr geehrter Herr Bronski,
ich habe gerade einmal in den Regeln Ihres Blogs nachgesehen, weil mir doch so war, als gäbe es da einen Passus zu diskriminierenden Inhalten. Stimmt auch: „Die Redaktion akzeptiert keine Kommentare, die zu Straftaten auffordern, antisemitisch, frauen-, fremden- oder anderweitig menschenfeindlich oder ausgrenzend sind“, steht da. Ich protestiere daher gegen den Kommentar von ChristianF, Nr. 5, und fordere Sie auf, ihn zu entfernen.
@ ChristianF
Wer Hass sät, wird nichts als Hass ernten. „Der Hass in Palästina kommt aus dem Herzen des Islam“, schreiben Sie und erweisen sich damit als völlig unwissend. Der Hass in Palästina ist das Ergebnis einer handfesten, spätkolonialen Entwicklung über Jahrzehnte hinweg, an der der Islam und sein Herz überhaupt nicht beteiligt waren. Auch der Islamismus ist eine Entwicklung, die ohne die koloniale Vorgeschichte nicht zu verstehen ist. Der Koran wird allenfalls herangezogen, um radikale Positionen theologisch zu untermauern. Dafür gibt es genügend Stellen im Koran, die das ermöglichen. Die zahlreichen anderen Stellen aber, die zu Versöhnung und Ausgleich aufrufen, werden dabei ignoriert. Der Koran ist ein widersprüchliches Werk wie die Bibel auch. Der Hass der Islamisten auf die westliche Welt lässt sich nicht ohne die Politik des Westens verstehen. Das hat Samuel Huntington in „Kampf der Kulturen“ stringent herausgearbeitet. Der Islamismus ist eine politische Bewegung und im Grunde nichts anderes als eine permanente Beleidigung für den Islam. Sätze wie Ihrer sind volksverhetzend und nicht besser als die antisemitischen Parolen auf den Demonstrationen, die zu recht kritisiert werden.
@ 9.
Tatbestandsmerkmale für „Volksverhetzung“ sind hier nicht erkennbar.
KM
@ Schneider
Sie sind witzig. Wenn Sie die Löschung eines Kommentars fordern, warum antworten Sie dann darauf? Soll ich Ihren Kommentar etwa gleich mit löschen? Ohne den Kommentar von ChristianF wäre Ihrer ja nicht mehr verständlich. Also lasse ich beide Kommentare stehen, stimme Ihrer Einschätzung des Islamismus‘ zu und beantworte ChristianFs mildes Lächeln mit einem nachsichtigen Schmunzeln. Ja, derlei antiislamische Propaganda haben wir schon viel gelesen. Diesmal lasse ich es durchgehen, weil angemessen darauf geantwortet wurde.
@ all
Bitte beachten Sie: Das Thema dieses Threads ist Israel, der Nahost-Konflikt und der „neue“ Antisemitismus in Deutschland. Es ist keine Diskussion über den Islam in Deutschland. Das hatten wir an anderer Stelle und werden wir auch wieder haben. Die Entwicklung des Islam in Deutschland ließe sich hier allenfalls vor dem Hintergrund der Entwicklung in Nahost diskutieren. Bitte beherzigen Sie das. Damit solche Kommentare wie # 5 von ChristianF nicht wieder durchrutschen, werde ich das FR-Blog jetzt auf Moderation stellen. Von nun an wird jeder Kommentar vor der Veröffentlichung geprüft. Bitte lesen Sie die Regeln des FR-Blogs.
Das Vergangene ist nie vergangen, erst Recht nicht in Ländern und Kontinenten, wo bis heute nicht überwundene soziale Konflikte (viele davon im religiösen Gewand) toben.
Palästina stand von 1516 bis 1918 unter türkischer Herrschaft (Osmanisches Reich). Christen und Juden genossen während dieser vier Jahrhunderte den Status von Dhimmis, also von geschützten Angehörigen der „Gemeinschaften des Buches“, der Bibel, die auch vom Islam als eine Quelle göttlicher Offenbarung geachtet wird. Obwohl Christen und Juden nicht dieselben Rechte wie die Muslime genossen, lässt sich im Wesentlichen ein geordnetes bis harmonisches Zusammenleben historisch nachweisen. Das wird auch daran gelegen haben, dass die religiösen Gruppen nicht entlang von Nationengrenzen lebten.
Das änderte sich mit den ersten jüdischen Einwanderungen aus Russland ab den 1880er Jahren. Viele Menschen jüdischen Glaubens flohen vor den ausufernden Pogromen. Diese Pogrome im östlichen Europa gaben der zionistischen Bewegung Auftrieb, die keine Hoffnung mehr hatte, dass sich der Antisemitismus im Verlauf einer gelungenen Assimilation einmal von selbst erledigen würde. Der erste zionistische Kongress fand 1897 in Basel statt und erneuerte ältere Vorschläge Theodor Herzls an den türkischen Sultan, den deutschen Kaiser, den britischen König und den russischen Zar, den Juden eine Heimstätte in Palästina zu ermöglichen. Sogar Geld wurde angeboten. Doch die Mächtigen zeigten kein Interesse.
Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Sieg der Briten über das Osmanische Reich nahm die jüdische Einwanderung nach Palästina deutlich zu. Hierbei ist hervorzuheben, dass es nicht so sehr humanitäre Erwägungen waren, welche die Briten zur Duldung dieser Einwanderung bewegten. Vielmehr versuchten sie, im auseinandergebrochenen türkischen/osmanischen Reich neue politische Kräfte zu installieren, um Arabien für Europa beherrschbar und kalkulierbar zu halten. Bereits damals wurden Palästinenser und jüdische Einwanderer zu Instrumenten einer imperialen Politik der verbliebenen bzw. neu entstandenen Großmächte. Die Risiken, die sie selbst herausgefordert hatten, dämmerten auch den Briten und so schränkten sie 1939 die Einwanderung nach Palästina drastisch ein und verboten sogar den Erwerb von Grund und Boden.
Doch dann brach Deutschland den Zweiten Weltkrieg vom Zaun und die bereits seit 1933 praktizierte Diskriminierung der Juden eskalierte zum planmäßigen Massenmord.
Die diversen Teilungspläne des Völkerbunds bzw. der Vereinten Nationen und Großbritanniens mündeten in der (eigentlich unerwünschten) Gründung des Staates Israel. Und seither hat es den Anschein, dass eine „Gemeinschaft des Buches“ nicht mehr möglich ist. Auch deswegen, weil im Verlauf dieses sich mit immer neuer Qualität entfachenden Konfliktes Tora und Koran zu politisch interpretierten Legitimationsquellen der Bevölkerungsgruppen wurden.
Der vor allem von geo-strategischen Interessen getriebene Westen schaut betreten zu, wenn im Westjordanland ein demokratischer Staat wie Israel den Palästinensern wesentliche Rechte vorenthält. Ebenso werden arabischen Israelis nicht sämtliche Staatsbürgerrechte zuerkannt.
Wundert es uns wirklich, wenn vor dem Hintergrund dieser Faktenlage die Extremisten auf beiden Seiten das Heft in die Hand genommen haben?
Wenn ich mein Umfeld zu Grunde lege, dann würde ich erst einmal sagen das es bei den Deutschen keinen Antisemitismus gibt. Bei dem oben schon von mir angesprochenen Gespräch mit meiner Tochter sind im Fernsehen Nachrichten gelaufen. Bei einem Beitrag über Demonstrationen gegen Israel haben wir festgestellt das auf den Bildern kein einziger Deutsche zu sehen war Zumindest nach unserer Einschätzung. Meiner Meinung nach will man mit der Vorhaltung des Antisemitismus mögliche Kritiker mundtot machen. Das gelingt ja auch ganz gut, zumindest bei der Politik. Es kann aber nicht sein das schlimme Ereignisse vor ca 80 Jahren schlimme Ereignisse heute rechtfertigen. In dieser Art gegen die Stadt Gaza vorzugehen lässt sich mit nichts rechtfertigen.
Lieber Bronski,
Ihren Einwurf finde ich nun wieder lustig (@all), nämlich sinngemäß sich wieder auf das gestellte Thema zu beschränken… Von wem wird denn der „neue Antisemitismus“ in Deutschland getragen? Wenn man dazu Stellung nimmt, landet man unweigerlich – na wo-?
Manfred Schmidt
@ Manfred Schmidt
Deswegen habe ich Diskussionsbeiträge zur Entwicklung des Islam in Deutschland vor dem Hintergrund der Entwicklung in Nahost ausgenommen. Sehr lustig, nicht wahr? 😉
Wenn Sie etwas dazu sagen möchten, von wem der „neue“ Antisemitismus in Deutschland Ihrer Meinung nach getragen wird, dann tun Sie das gern. Enthalten Sie sich dabei aber bitte pauschaler Verunglimpfungen.
Anmerkung Bronski: Kommentar gelöscht. User hat keine gültige Mail-Adresse angegeben.
Wie bei vielen Konflikten, so ist auch bei diesem das nachrangige, aber derzeit größte Problem:
Je mehr peripher Beteiligte ein Konflikt hat, umso schwerer ist er zu lösen.
Je schneller und nachhaltiger sich diese peripher Beteiligten heraushalten, umso schneller wird der Konflikt gelöst sein.
..ob sich wohl irgend jemand von den „(besser-oder-alles-oder-anders-wissenden“) gedanken darüber macht, dass BRONSKI nicht rundumdieuhrundamwochenende verfügbar-und-verantwort-und-reaktionsbereit ist?
ich frage mich immer wieder, wie es so ein einzelleserbriefbetreuungsundblogredakteur schafft, all diesen herausforderungen gerecht zu werden – abgesehen von all dem, was er sonst noch an wichtige(re) produziert. bon dimanche!!!
Sehr geehrter Herr Bronski,
ich verstehe und möchte mich für meinen aufgebrachten Tonfall entschuldigen. ChristianF hat ja inzwischen ganz von allein gezeigt, was für ein Eiferer ist. So einer entlarvt sich doch letztlich immer selbst, wenn man ihn lässt.
Sehr geehrter ChristianF,
es war sehr lustig, Ihren Kommentar zu lesen. Ich habe mich zurückgelehnt und Ihre Worte genossen. Unter anderem fühle ich mich jetzt gründlich über Israel aufgeklärt. Da finden also viele Grenzgänger aus den besetzten Gebieten Arbeit in Israel. Hoppla, habe ich wirklich „besetzte Gebiete“ gesagt? Entschuldigung, das war ein falsches Zitat. Dieser Begriff kam in Ihrem Kommentar ja gar nicht vor. Nein, wie konnte mir das nur unterlaufen, Ihnen so etwas unterzuschieben? Ich hoffe, Sie werden mir den Fehler nachsehen. Israel ist ein Rechtsstaat, nicht wahr? Ach, und Verträge sind dort sogar einklagbar? Das erklärt natürlich, warum es bisher noch keinen Friedensvertrag mit den Palästinensern gibt. Der wäre dann ja einklagbar. Ja, und die Siedlungspolitik beruht natürlich auch auf einer klaren vertraglichen Grundlage, wie es sich für einen Rechtsstaat gehört, nicht wahr?
Lieber Herr Bronski,
ich habe Ihren erhobenen Zeigefinger sehr gut verstanden(@16), möchte aber dazu etwas zu meiner Kritik an den islamischen Verbänden vorbringen. Als es vor vielen vielen Jahren
zu den schlimmen Ausschreitungen in z.B. Rostock von deutschen Rassisten gegen die dortigen Asylbewerber in ihren Wohnblocks kam, gab es aus der Bevölkerung heraus berechtigte Protestaktionen gegen das Verhalten dieses tumben Teils Deutschlands (Lichterketten usw). Und genau diese Aktionen wurden gemacht, um Signale in beide Richtungen zu senden, nämlich um den einen zu zeigen, so wollen wir euch nicht behandelt sehen und den anderen, dass sie keine Zustimmung aus dem größten Teil der Bevölkerung bekommen werden. Und den Islam habe ich schon gar nicht für z.B. Boko Haram usw. verantwortlich gemacht, sondern nur kritisiert, dass ich Stellungnahmen oder auch Proteste gegen diese Auswüchse des Islam aus dem Islam heraus begrüßen würde. Wenn man so etwas vernehmen könnte, gäbe es mehr wünschenswerte Akzeptanz und mehr Verständnis für den Islam. Ich hätte nicht vermutet, dies nochmals erklären zu müssen.
Liebe Grüße Manfred Schmidt
@ 19,
Worüber erregen Sie sich so? Jeder 8. Klässler wird die Überzeichungen im Beitrag von CF bemerken, unklar bleibt was davon Ernst, Selbstironie oder gar parodistisch gemeint ist.
Und Sie steigen mit einem „Humor“ sehr ähnlicher Qualität in diese „Disksussion“, warum?
Es ist kein Ausgleich für die von Ihnen selbst kritisierte Darstellung nun auch noch in grotesk sachverhaltsverzerrender Weise Völker- und Zivilrecht durcheinander zu werfen. Das führt zu nichts.
Der bisher beobachtbare Ausfluss politischen Willen der palästinensischen Seite hat genauso seinen Anteil daran das Siedlungen mit zweifelhafter Rechtsgrundlage erreichtet werden konnten (durch aktive Weigerung sich selbst ausreichend staatliche Strukturen zu verschaffen) wie durch das Betreiben extrem rechter Kreise in der jeweiligen israelischen Administration.
Wobei auch erwähnt werden muss das CF völkerrechtlich auf dünnem Eis argumentiert was die unterschiedslose Bombardierung von Wohngebieten im WK II angeht, die war nämlich auch i.e.S. völkerrechtswidrig, da unangemessen. (Was letztlich ein Streit in der Wirksamkeitsbeurteilung verschiedener Angriffsstrategien zwischen RAF und USAF war).
Denn, wie erwähnt, die IDF darf Ziele in Wohngebieten als Punktziele bekämpfen, das ist militärisch und völkerrechtlich gar keine Frage, nur ist das schon kein Allgemeinwissen mehr.
Was letztlich wieder nur die in 12. beschriebene Problematik zementiert.
Und ehrlich, einen Friedensvertrag mit diesen Gazabewohnner braucht man vor dem Hintergrund von deren jahrzehntelangem Bemühen um Vertragstreue auch nicht abschließen, da dort absehbar niemand eine solche gewährleisten kann. Das gezielte israelische Maßnahmen beitragen können diesen Zustand zu erhalten ist auch offenkundig(halt peinlich das die palästinensische Seite imemr wieder darauf eingeht).
Da scheinen sich die Betreiber der Agression beider Parteien nicht viel zu geben, vielleicht hat denen mal jemand verraten: „Wenn der Krieg endet, müst ihr wieder arbeiten gehen..“?
KM
Lieber ChristianF,
die Landnahme (oder besser Landgabe durch die UN) um die Gründung des Staates Israel
zu ermöglichen, kann man nicht mit dem Verlust der deutschen Ostgebiete und der Akzeptanz dieses Zustands durch das jetzige Deutschland vergleichen. Dieser Verlust der deutschen Gebiete liegt in der Schuld des von Deutschland begonnenen Krieges begründet.
Einer vergleichbaren Schuld haben sich die Menschen, die damals in dem ehemaligen englischen Protektorat lebten, nicht zu stellen…. Deshalb bestehen sie bis heute auf ihrem Recht auf Rückgabe. Alle anderen von Ihnen genannten Gründe über die Staatsform Israels sind keine Berechtigung über die Existenz des Staates, aber Israel existiert jetzt nun mal. Die UN haben etwas gut gemeint und nicht vorausschauend gedacht…. Deshalb sind wir heute im Nahen Osten da wo wir sind.
Es wird ein Gordischer Knoten zu lösen sein, eine Aufgabe für die Welt.
Manfred Schmidt
Ich denke das es klar der richtige Schritt wäre das sich alle Beteiligte in dem Konflikt auf die von der UNO festgelegten Grenzen zurück ziehen würden. Wenn das geschieht sollte es möglich sein einen Friedensvertrag zu schließen in dem das Existenzrecht von Israel und noch einiges mehr geregelt wird. Dazu gab es wohl schon sehr viele Versuche. Israel lehnt sie bisher alle ab. Damit ist klar wer der Agresor ist.
Wie einfach die Welt doch für viele ist. Hier die Guten, dort die Bösen. Hier die im Recht, dort die im Unrecht.
Und man erhält mindestens von der Hälfte Unterstützung in seiner Sicht der Dinge.
„Die einfache Frage lautet:“…
Dummerweise ist die Welt nicht so einfach.
Gespräche in denen darüber gestritten wird, wer Recht und wer Unrecht hat, sind nicht geeignet, Frieden zu erzielen.
Solche Gespräche drehen sich immer um die Vergangenheit. Frieden schaffen ist ein Zukunftsprojekt.
Manchmal (vielleicht sogar immer) muss man die Vergangenheit ruhen lassen oder versuchen, sie zu vergessen, um zu einer Zukunftslösung gelangen.
Ausserdem muss man die andere Seite als Partner akzeptieren, was immer er auch gesagt oder getan hat.
Wer den anderen als Barbaren ansieht oder ihm das Recht anderer Meinung zu sein, abspricht, ist selber nicht friedensfähig.
Um wirkliche Friedensgespräche zu führen, dazu braucht es Führungspersönlichkeiten, die es zur Zeit im Nahen Osten aber wohl nicht gibt.
Wie schwierig so etwas ist, sieht man schon daran, dass es in diesem Blog hauptsächlich darum geht, wer Recht hat und wer die Bösen sind.
Der Beginn der erneuten kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Israel und den Palästinensern wird mit dem Tod von drei jugendlichen Israelis durch die Hamas begründet. Es ist erschreckend, dass die israelische Regierung schon Stunden nach Tod der drei Jungen davon Kenntnis hatte, dass das ausgebrannte Auto mit den Leichen der drei Jugendlichen gefunden wurde und dass diese Nachricht bewusst zurückgehalten wurde. Und es ist unglaublich, dass unter dem Vorwand, die Jugendlichen lebend zu finden, die israelische Armee wieder einmal völkerrechtswidrig in palästinensische Gebiete entsendet wurde, angeblich, um die Jungen zu finden und Netanjahu öffentlich zur Rache an der Hamas aufrief.
Nun kommt die Richtigstellung – Ende Juli – der Tod der Jugendlichen war schon seit Mitte Juni bekannt! Die Informationslage in den westdeutschen Zeitungen ist darüber mehr als spärlich – ich habe diese Information gestern im österreichischen TV gesehen. Das ist ein Skandal, denn es ändert die Einschätzung der Weltöffentlichkeit über die Legalität der militärischen Aktionen des israelischen Staates grundlegend!
Denn: damit bestand KEIN Grund für diese Interventionen in palästinensische Gebiete, um die Jugendlichen zu suchen und zu retten. So äußerte sich Netanjahu öffentlich: Die Hamas werde „dafür bezahlen“. Und das, obwohl er sehr wohl wusste, dass die drei Jugendlichen tot und die Täter bis heute nicht ermittelt sind.
Ganz offensichtlich sollte das den Hass auf die Palästinenser, die Hamas weiter schüren. Ende Juni – am Tag vor der Bekanntgabe des Todes der Drei, kamen noch Zehntausende zu einer Solidaritätsdemonstration auf den Rabin-Platz in Tel Aviv. „Bring our children back“. Die Trauer und Wut der Menschen war unbeschreiblich: in der Folge wurde ein 16-jähriger Palästinenser LEBENDIG verbrannt!!
Erst jetzt – Ende Juli – Wochen danach – die Richtigstellung: der Tod der 3 israelitischen Jugendlichen war der Regierung seit Mitte Juni bekannt! Die Täter sind es bis heute nicht. Aber unter diesem Vorwand werden weiter die Löhne von Palästinensern widerrechtlich zurückgehalten, um ein ganzes Volk in Hunger und Elend und Tod zu stürzen. Die Luftangriffe der Israelis nehmen seit Wochen keine Rücksicht mehr auf die Zivilbevölkerung – wurden sie anfangs noch gewarnt, sie sollten das Gebiet verlassen, so sind sie inzwischen wohl nur noch Kollateralschäden, auf der brutalen Jagd nach der Hamas. Hier wird die gesamte palästinensische Zivilbevölkerung – Männer, Frauen, Kinder, Alte, Kranke – in Geiselhaft genommen. Die Zahl der palästinensischen Toten geht in die Tausende. Das ist ein Vernichtungskampf nicht nur gegen die Hamas, sondern das ganze palästinensische Volk – das ist Völkermord! Und das von einem Volk, in dem Millionen seiner Angehörigen im deutschen Holocaust umgekommen sind!
Kann man da immer noch tatenlos zusehen? Es muss dem Einhalt geboten werden. Warum ist man so zögernd mit einem Embargo von Waffen in diese Gebiete, warum gibt es keine Resolution der UN gegen das israelische Vorgehen gegen die palästinesische Zivilbevölkerung? Warum zögert man immer noch mit der Anerkennung Palästinas als Staat? Warum boykottiert man israelische Waren nicht, solange dieser Vernichtungskrieg andauert?
Liebe Frau Hohendahl,
wozu sollten eigentlich die 1600 Raketen (nach eigenen Aussagen der Hamas) unterschiedlicher Reichweite zu Beginn des Beschusses von israelischem Gebiet dienen?
Vielleicht sollten sie ja -mit Wasserballons gefüllt- beim Auftreffen israelische Gurkenfelder bewässern? Und Mitglieder der Hamas wollten sicher auch durch die Tunnel, deren Ausgänge auf israelisches Gebiet gehen, die Hühner auf israelischen Farmen füttern….
Ihre Argumentation erinnert mich an einen Bekannten, der zu Ende des 2. Weltkriegs 15 Jahre alt war und sein durch die NS-Zeit geprägtes Weltbild nie ganz ablegen konnte.
Für ihn schien dieser Krieg auch erst mit der Bombardierung Dresdens begonnen zu haben,
und die dadurch zu beklagenden ca. 25.000 Zivilopfer waren für ihn eine Schande der englisch-amerikanischen Kriegsführung. Aus seiner Sicht bestand die deutsche Wehrmacht aus lauter Pfadfindern, die in all den europäischen Ländern nur alten Omas über die Straße helfen wollten…. Ich hoffe, Sie verstehen wie ich das verstanden haben will.
Liebe Grüße
Manfred Schmidt
Sehr geehrte Frau Hohendahl,
mal abgesehen davon das ich die weinerliche Tour beim Beschreiben der verfahren Situation dort für extrem unzweckmäßig halte, was wundert Sie?
Schuld an ihrem Elend sind die Palästinenser zum allergrößten Teil selbst. Wer sich nicht langfristig von Irren und Klerikalfaschisten befreiht, hat auch nichts besseres verdient. Die Erkenntnismöglichkeiten wären da.
Zur Geisel der eigenen Extremisten und des eigenen Unverstandes hat man sich ja schon länger gemacht.
Und die Gegenseite muß nur wenig Mühe aufwenden, diese Zustand zu erhalten.
Das Tunnel- und Lagersystem der HAMAS läßt sich leider nur aus der Luft angreifen, da entsprechend schwere Steilfeuerwaffen nicht mehr in Mode sind.
Leider geht das alles nur mit reichlichen Kolateralschäden ab.
Lieber Bronski,
schon Ihre Einleitung ist ein Rundumschlag, dem ich in einigen Punkten widersprechen muss. Noch mehr Widerspruch regt sich bei mir gegen einige der Leserbriefe und Blogbeiträge. Mein erster Einwand ist, dass in dieser Diskussion wieder einmal über zu vieles auf einmal diskutiert wird. Ich will daher versuchen, die Fragenkomplexe zu sortieren, was vermutlich nicht mit einem Beitrag gelingen wird.
Fangen wir mit Ihrem Vorwurf an: „Wer Israel wegen der Unverhältnismäßigkeit der Mittel kritisiert, mit denen sich das Land selbst verteidigt, der wird ganz schnell zum Hamas-Freund erklärt.“ Einen Beleg dafür, dass angeblich Anetta Kahane „nicht frei von diesem Reflex“ sei, liefern Sie aber nicht. Kahane bezeichnet Parolen wie „Schlachtet die Juden!“ oder „Jude, Jude, feiges Schwein“ oder „Brenn, Jude!“ als das was sie sind – nämlich blanker Antisemitismus. Sie ist – wie ich auch – darüber entsetzt, dass „die Querfront von Linken, Rechten, Muslimen und vermeintlichen Antirassisten unter dem Banner der Hamas“ ihren Hass gegen Israel und die Juden öffentlich zelebriert. Mit keinem Wort stellt sie die Berechtigung der Kritik an Israel in Frage. Was sie – wie ich auch – nicht versteht, „wie man sich unter dem Mantel der terroristischen Hamas verstecken kann, um zu protestieren! Ganz gleich wogegen.“ Wer mit seiner Kritik die Grenze zum Hass nicht überschreitet, braucht sich von Kahanes Kolumne nicht angesprochen fühlen. Dass es trotzdem nicht wenige tun, könnte darauf hindeuten, dass sie sich zumindest unbewusst ihrer eigener Motive nicht sicher sind.
Ein gänzlich anderer Diskussionsstrang ist die Frage, ob die Argumente, mit denen Israel und sein militärisches Eingreifen in Gaza kritisiert wird, stichhaltig und berechtigt sind. Dazu später mehr.
@ JaM
Sollten sie alle – und ich auch – Anetta Kahane missverstanden haben? Ich will das nicht ausschließen. Ich an Kahanes Stelle hätte, um ein solches Missverständnis zu vermeiden, irgendwo in der Kolumne eine Anmerkung untergebracht, dass Kritik zum zivilisatorischen Diskurs gehört, was Israels Regierung einschließt, dass aber Sätze wie „Jude, Jude, feiges Schwein!“ selbst beim allerbesten Willen nicht mehr unter Kritik laufen. Das hat sie aber nicht getan. Israel interessiert sie eigentlich gar nicht. Ihr geht es um den Antisemitismus hierzulande. Dieses Thema lässt sich aber nicht vom Nahost-Konflikt losgelöst betrachten. Insofern haben die Reflexe auf die Kolumne ihre Berechtigung. Widersprechen Sie mir ruhig, lieber JaM, aber Sie werden das Problem vermutlich nicht lösen, wenn Sie nach losen Enden suchen, die irgendwo aus dem Gordischen Knoten Nahost herauslugen. Der einzige Ansatz zu einer echten Lösung, der in all den Jahren ernsthaft versucht wurde, der wurde vor 19 Jahren von Jigal Amir, dem Rabin-Mörder, zunichte gemacht.
Sehr geehrter Bronski,
dass die von Ihnen angeführte Ermordung Rabins durch diesen jungen Fanatiker eine Lösung für das Nahostproblem blockierte, kann man so sehen. Dies zieht aber nicht in Betracht, dass Rabins Nachfolger Peres diese Friedenspolitik fortsetzte. Und es würdigt vor allen Dingen nicht, dass die am Ende in Camp David erzielten Einigungen zwar in der israelischen Knesset ratifiziert wurden, aber nicht vom palästinensischen Parlament. So befand man sich (deshalb?) wieder am Ende einer Sackgasse.
Liebe Grüße
Manfred Schmidt
@ Manfred Schmidt
Ihr Einwurf ist hübsch sophisticated – ein anderes Wort fällt mir dazu gerade nicht ein. Im Grunde sehe ich es so wie Henning Flessner in # 24: Es kann in dieser Diskussion nicht darum gehen, Recht zu behalten – und mir scheint, das wollen Sie. Eine klare Verantwortung zuteilen. In diesem Konflikt gibt es jedoch keine Opfer, die nicht auch Täter sind, und keine Täter, die nicht auch Opfer sind. Ja, Schimon Peres hat den Friedensprozess weitergetrieben, aber er wurde im Mai des Folgejahres abgewählt, und Benjamin Netanjahu kam an die Macht und begann ziemlich schnell, den Friedensprozess zu torpedieren.
Dessen ungeachtet dürfte, denke ich, nicht zu bestreiten sein, dass wir heute Frieden im Nahen Osten hätten, wenn dieser fanatisierte Jude Rabin nicht umgebracht hätte. Es hätte sicher noch ein paar Holpersteine auf dem Weg gegeben, aber solche entsetzlichen Bilder, wie sie uns jetzt wieder aus Gaza erreichten, hätten wir wahrscheinlich nicht mehr zu Gesicht bekommen. Jedenfalls nicht aus dem Nahen Osten.
Sehr geehrter Bronski,
sophisticated soll mein Einwurf sein? Ich sehe nicht, an welcher Stelle – ich bin der englischen Sprache mächtig- und zu bescheiden um dies Adjektiv dafür gelten zu lassen 🙂 (Ironie aus).
Und ja, wer argumentiert, glaubt das richtige Argument (Recht) zu haben, das ist ja bei jedem/r Kommentarschreiber/in der Fall. Aber ganz einig gehe ich nicht mit Ihnen wie Sie mich beurteilen, denn ich sehe durchaus das Dilemma im Nahen Osten. An einer Stelle (@22) bestritt ich nicht das Recht der Palästinenser auf Rückgabe. Aber, wie dort ebenfalls erwähnt, existiert nun mal Israel, wohl auch durch die damalige Unbedarftheit der UN. ich gestehe, dass Beiträge wie von Frau Hohendahl (@25) mich herausfordern, wie aber auch solche von ChristianF (@16). Die Frage ist doch, wie ist die jetzige Situation entstanden? Und da muss man doch zu einer Beurteilung kommen, die zwar zugegebenermaßen nur subjektiv sein kann. Ich neige jetzt nun mal dazu, die ganzen Aktivitäten der Hamas schon vor der militärischen Auseinandersetzung, wie Tunnelsystembau, und Raketenarsenal anlegen und dann der Beginn des Raketenbeschusses auf Israel als Trigger für das dann Folgende zu sehen. Wer erinnert sich noch an die vielen Bombenattentate in israelischen Bussen, Eissalons und anderen weichen Zielen? Kann man das seiner Bevölkerung zumuten? Danach wurde Gaza abgeriegelt. Darüber hinaus sehe ich im Moment auf keiner Seite ein Zurückweichen von Maximalforderungen, aber, Wunder gibt es immer wieder… – wenn’s denn stimmt. Hätte Hamas die Mittel – vom IWF und der EU zur Verfügung gestellt- statt für all dieses Schießzeug usw. für Verbesserungen der Zivilinfrastruktur verwendet, hätte die Bevölkerung in Gaza profitieren und ihre Lebensumstände verbessert werden können. Wer besser lebt, möchte diesen Zustand beibehalten und denkt weniger an’s Rumschießen.
Liebe Grüße, Manfred Schmidt
und im übrigen halte ich die These, wäre Rabin nicht ermordet worden für hellseherisch, mindestens für hypothetisch…
zu JaM
Ich möchte ihnen ja noch nicht mal widersprechen, aber könnten sie mal sagen was die Siedlungspolitik von Israel ist?
Anmerkung Bronski: Kommentar gelöscht. User hat keine gültige Email-Adresse hinterlassen.
Meine Stellungnahme an die Adresse dieser Feiglinge dazu HIER
@ Manfred Schmidt
„und im übrigen halte ich die These, wäre Rabin nicht ermordet worden für hellseherisch, mindestens für hypothetisch…“
Hängen Sie es gern noch eine Spur tiefer: Nennen wir es Traum. Manche Träume haben die Macht, die Welt zu verändern. Israel träumt mehrheitlich vom Frieden, ebenso die meisten Palästinenser. Die meisten Menschen in Nahost wollen die gegenwärtigen Auseinandersetzungen nicht. Es sind die Radikalen, die Hetzer auf beiden Seiten, die eine Lösung unmöglich machen.
@ all
Daher mein Wunsch an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Diskussion: Keine Hetze!
Ich klinke mich jetzt aus der Debatte aus, die aber weiterhin moderiert läuft, d.h. alle Kommentare werden vor dem Freischalten geprüft. Sie alle können mir die Arbeit sehr erleichtern, indem Sie Respekt vor Positionen und Personen zeigen, auch wenn diese Positionen nicht Ihre sind. Vielen Dank dafür.
Überall wo man hinguckt bescheuerte Menschen auf der Welt, die nichts anderes zu tun haben als alles in Schutt und Asche zu legen. Und es wird immer schlimmer und es kommt irgendwie immer näher. Man ist schon soweit, sich wieder Gedanken über die Verteidigungsfähigkeit Europas mit mutmasslich mal wieder ostdeutschen Grenzen als mögliche Frontlinien machen zu müssen. Es wird einem richtig schlecht im Moment bei soviel primitiver Dummheit ringsum.
#37 Karl-Heinz Bollmann,
deiner Meinung schließe ich mich an.
Doch nur eine Bemerkung zum eigentlichen Thema hier.
Wenn die Mächte, die die Welt beherrschen, den Konflikt im Nahen Osten beenden wollten, hätten sie es längst getan. Es ist doch lachhaft, dass die sog. Großmächte, einschließlich UNO, nicht in der Lage sein sollten, zwei so kleine, weltpolitisch unbedeutende Gebilde wie Israel und Palästina zur Vernunft zu bringen.
Anmerkung Bronski: Kommentar gelöscht. User hat keine gültige Email-Adresse hinterlassen.
Meine Stellungnahme an die Adresse dieser Feiglinge dazu HIER
Anmerkung Bronski: Kommentar gelöscht. User hat keine gültige Email-Adresse hinterlassen.
Meine Stellungnahme an die Adresse dieser Feiglinge dazu HIER
@ ChristianF
„Wiedergekäuten Agenturkäse will und braucht kein Mensch!“
Genau. Und deswegen hat die FR dem Thema heute ihren Leitartikel gewidmet.
Anmerkung Bronski: Kommentar gelöscht. User hat keine gültige Email-Adresse hinterlassen.
Meine Stellungnahme an die Adresse dieser Feiglinge dazu HIER
Anmerkung Bronski: Kommentar gelöscht. User hat keine gültige Email-Adresse hinterlassen.
Meine Stellungnahme an die Adresse dieser Feiglinge dazu HIER
Anmerkung Bronski: Kommentar gelöscht. User hat keine gültige Email-Adresse hinterlassen.
Meine Stellungnahme an die Adresse dieser Feiglinge dazu HIER
Anmerkung Bronski: Kommentar gelöscht. Keine gültige Mail-Adresse.
Meine Stellungnahme an die Adresse dieser Feiglinge dazu hier
@ all
Ich bin erschüttert. ChristianF, Manfred Ch. und andere haben, obwohl durch Nicknamen schon hinreichend geschützt, grundlegende Bedingungen des Online-Kommentierens nicht erfüllt und falsche bzw. nicht existierende Email-Adressen angegeben. Meine Herren! Was seid Ihr für Feiglinge, dass Ihr nicht für Eure Meinung einstehen könnt oder wollt! Der Witz dabei ist, dass Eure Kommentare meistenteils in Ordnung waren, den Regeln dieses Blogs entsprochen haben und gute Beiträge zur Diskussion geliefert haben. Und trotzdem – Ihr bleibt mir weg. Euch allen gilt Hausverbot in diesem Blog. Und solltet Ihr versuchen, Euch darüber hinwegzusetzen – Ihr seid nicht nur an Euren IP-Adressen zu erkennen.
Was für eine Feigheit! Ich fasse es nicht!
Lutz
@ Bronski # 29
Lieber Bronski,
sorry, aber verlangen Sie nicht von einer Kolumnistin nicht unmögliches, sich vorab von allen möglichen Missverständnissen zu distanzieren? Dass Kahane Kritik an Israel nicht nur für zulässig, sondern für notwendig hält, macht sie doch deutlich, wenn sie schreibt: „Ich möchte lieber gegen Unrecht in Israel kämpfen dürfen, als in einer Hamas-Gesellschaft zu leben, in der ich keine Rechte habe!“
Ich gebe Ihnen aber Recht, dass es Kahane primär um den Antisemitismus hierzulande geht, über dessen vorbehaltlose Ablehnung wir uns einig sind. Sicher wird dieser Antisemitismus durch den aktuellen Konflikt um Gaza befeuert, aber nicht verursacht. Der Hass auf Juden, den Islamisten wie die Hamas verbreiten und der sich zu meinem Entsetzen auch immer mehr in die türkische Gesellschaft (und damit auch in die türkische Community hierzulande) frisst, hat tiefere Ursachen. Es ist das Erbe der europäischen Antiaufklärung, das ein Teil der Ideologie der Muslimbrüder seit ihrer Gründung im Jahr 1928 geworden ist. Deshalb erfreuen sich antisemitischen Pamphlete wie die von der „Protokolle der Weisen von Zion“ großer Beliebtheit in arabischen Ländern (und in der Türkei), obwohl jeder halbwegs gebildeter Mansch wissen müsste, dass es sich um eine Fälschung des zaristischen Geheimdienstes handelt. Dieser Antisemitismus war auch das Bindeglied zwischen einem Teil der palästinensischer Führung in den 30er Jahren und den Nazis – wofür der Mufti von Jerusalem Mohammed Amin al-Husseini ein Beispiel ist. Die Bewunderung der Palästinenser für Hitler hat noch in den 1980er Jahren machen Besucher aus Deutschland peinlich berührt.
Auch ein Frieden zwischen Israelis und den Palästinensern, der den geplagten Menschen dort zu wünschen ist, wird – so befürchte ich – den „muslimischen“ Antisemitismus nicht zum Verschwinden bringen, genauso wenig, wie der „christliche“ Antisemitismus in Europa verschwunden ist.
Ich stimme Ihnen zu, wir „werden das Problem vermutlich nicht lösen, wenn wir nach losen Enden suchen, die irgendwo aus dem Gordischen Knoten Nahost herauslugen“. Ohnehin können das Problem nur die Israelis und Palästinenser selber lösen. Und, auch darin stimmen wir vermutlich überein, dieser Krieg mit seinem unermesslichen Leiden für die Zivilbevölkerung Gazas und seiner tödlichen Bedrohung für die Bevölkerung Israels bringt die Lösung nicht näher.
Damit enden aber unsere Übereinstimmungen. „Der einzige Ansatz zu einer echten Lösung, der in all den Jahren ernsthaft versucht wurde, der wurde vor 19 Jahren von Jigal Amir, dem Rabin-Mörder, zunichte gemacht“, schreiben Sie. Das ist zu einem eine romantische Überhöhung Rabins, zum anderen aber auch eine die historischen Tatsachen verzerrende Darstellung mit zu einseitiger Schuldzuweisung. Darauf hat schon Manfred Schmidt hingewiesen, dessen Einwände ich mit weiteren Fakten unterstreichen möchte.
Nicht die Ermordung Rabins hat den Friedensprozess ins Trudeln gebracht, sondern eine Reihe von tödlichen Anschlägen palästinensischer Terroristen auf Busse, Diskotheken und Restaurants in Israel. Diese Terrorwelle war wohl die Hauptursache dafür, das Schimon Peres (damals Arbeitspartei) die Parlamentswahl im Mai 1996 verlor. Trotzdem hat auch sein Nachfolger Benjamin (Bibi) Netanjahu von der Likud die Verhandlungen mit Arafat weiter geführt, aber die Abkommen nur zögerlich umgesetzt. Bibi wurde allerdings bereits Ende 1998 durch ein Misstrauensvotum in der Kneset abgesetzt, mit Ehud Barak kam erneut die Arbeitspartei an die Regierung. Im Juni 2000, fünf Jahre nach der Ermordung von Rabin, wurde im Camp David zwischen Arafat und Barak fast eine Einigung über einen Friedensvertrag erreicht. Bei den Folgeverhandlungen in Taba konnte sogar Einvernehmen über die Karten des künftigen Palästina erzielt werden: Israel akzeptierte einer Rückzug aus 97 % der besetzten Gebiete im Westjordanland und Gaza, für die verbleibenden 3 % wurde eine Kompensation durch Abtretung von Gebieten in Nordisrael vereinbart. Ob Arafat allein die Schuld daran war, dass für die verbleibenden Streitpunkte kein Kompromiss gefunden wurde, darüber kann man streiten. Letztlich war er es, der die Verhandlungen abgebrochen hat. Statt auf weitere Verhandlungen setzte die palästinensische Führung auf Gewalt der zweiten Intifada, die Barak und noch mehr sein Nachfolger Ariel Sharon mit Gewalt beantwortet haben.
Schon damals haben viele Israelis die Hoffnung aufgegeben, ein Friedensprozess könnte ihnen ein Leben in Sicherheit bringen. Vor allem für Aktivisten der israelischen Friedensbewegung war die zweite Intifada ein psychologischer Schock, von dem sie sich nicht mehr erholt hat. Noch verheerender waren die Folgen für die Palästinenser, die unter einer harten Besatzungspolitik zu leiden hatten und durch einen bis heute fortgesetzen Siedlungsbau bedrängt und frustriert wurden.
Zu der nächsten Phase der Geschichte des Konflikts später.
@ JaM
„… verlangen Sie nicht von einer Kolumnistin nicht Unmögliches, sich vorab von allen möglichen Missverständnissen zu distanzieren?“
Auch Anetta Kahane weiß, dass sie sich auf ein Minenfeld begibt. So ein kleiner Zusatz wie der von mir vorgeschlagene sollte schon möglich sein.
Diese Kompromisslosigkeit der Gegner in Nahost, Israel und Hamas, ist – nach der Ostukraine und dem war on terror -, die dritte Front die sich in jüngster Zeit für die EU aufgetan hat.
Begonnen im neuen Jahrhundert, mit dem Krieg gegen den Terror, der nur Amerikas Krieg sei und von niemanden sonst.
Den Islamisten wäre es recht so, mit dieser pazifistischen Einstellung Europas. Kampf einzig mit Israel und den USA, die ohne Freunde und Verbündete kämpfen müssten, dank der pazifistischen Bestrebungen in Europa. Wir sind in einem System kollektiven gegenseitigen Beistands, deswegen ist der Krieg gegen den Terror auch unser Krieg in Europa.
Gilt das auch für die beiden anderen Kriegsschauplätze, wie den Nahen Osten und die Ostukraine ? Gesetzt Europa ist sich seiner Verantwortung für die Existenz des jüdischen Staates bewusst, Verantwortung aus den Erfahrungen des 2. Weltkriegs, hat Israel damit die freie Hand so zu handeln wie in Gaza ?
Sehr geehrter Herr Büge,
sorry wegen des Ös in der Anrede der gestrigen mail, ich bin ebenfalls geplättet über die Tatsache, dass man hier Kommentare hinterlässt, aber mit der eigenen e-mail Adresse „faked“. Ihrer Reaktion der Löschung dieser Kommentare kann man nur zustimmen.
Manfred Schmidt
….. außerdem stimme ich natürlich dem Kommentar von JaM, der die Punkte wesentlich detaillierter darstellt als ich es tat, umfänglich zu.
Manfred Schmidt
Israel ist gewissermaßen wie eine Kolonie im moslemisch-arabischen Gebiet, seit 1945 als Staat anerkannt.
Einig sind sich die Araber darin, trotz der eigenen Fehden und Kriege, was diese jüdische Kolonie betrifft.
Einig, das es ein Unglück, eine Tragödie für die arabische Bevölkerung für die Nachbarstaaten ist.
Sie haben es schon gemeinsam versucht, diese jüdische Kolonie zu stürmen, es ist bisher jedesmal misslungen – was für die Tapferkeit der Juden, der Kolonisatoren, spricht.
Im aktuellen Gaza Konflikt hat es niemand versucht, zu stürmen, aber Netanjahu spricht ja auch von einer “ vorbeugenden“ Aktion, damit so etwas nicht passieren kann. Das die Tunnel der Hamas existieren, ist ja erwiesen, ebenso das mit dem Raketenarsenal.
Es geschieht vorbeugend, man kann sich einmal vorstellen, wie es in umgekehrter Richtung aussehen würde, wenn die Palästinenser Israel betreten oder überrennen würden. Ich denke, da gäbe es keine Gnade und wir würden zusehen und debattieren, über das richtig oder falsche Handeln. Ein bisschen wie das debattieren aus dem Wohlstand heraus, ob das Handeln Israels in Gaza richtig oder falsch ist.
Wer so handelt wie Israel, hat wohl von der anderen Seite nicht mehr viel zu erwarten.
Ich könnte nachvollziehen, was unser Präsident und Frau Merkel hinsichtlich der antisemitischen Äußerungen von sich geben, wenn man dieses auch an die andere Seite richten würde. Was da teilweise von der Regierung kommt und von einem aufgebrachten Mob ist schier unerträglich. Sicher haben wir gegenüber dem jüdischen Volk schwere Schuld auf uns geladen, das kann und darf aber nicht dazu führen, dass wir einen Völkermord nicht als solchen bezeichnen. Gerade das jüdische Volk müsste das wissen. Wer nur etwas Verstand hat, kann sich ausrechnen, dass der Hass nur größer wird und dass in Zukunft nicht weniger, sondern weit mehr Extremisten ihr Unwesen treiben werden. Schaut Euch die Bilder aus Gaza an und dann soll sich jemand hinstellen und dies gut finden? Ich frage mich, wie lange wir diesem Treiben noch zusehen wollen.
Was Putin tut, ist sehr schlimm und wird zu Recht bestraft, was Israel macht wird stillschweigend toleriert. Wo bleibt da unser Schamgefühl? Wenn ich die Bilder – und das sind wohl nicht einmal die schlimmsten – sehe, dreht sich mir der Magen um. Ich schäme mich für alle, die wegsehen. Wer geht eigentlich in Israel gegen Volksverhetzer vor? Die gibt es dort doch auch?
Den Westen trifft eine Mitschuld an dem Geschehen. Offensichtlich wurde zu viel Geld unkontrolliert als Unterstützung in die beiden Länder gegeben sonst könnte sich weder Israel noch die Hamas solch einen Krieg leisten. Das kostet nämlich nicht zuletzt richtig Geld. Das ist auch der Punkt an dem man schnellstens ansetzen sollte Keinen Euro mehr von der EU für Israel bevor es sich nicht hinter die anerkannten Grenzen zurück gezogen hat und nur noch Hilfsgüter für die Menschen in Gaza die benötigt werden um schlimmstes Leid zu mindern.Es ist unmöglich das der Westen einfach bei dem Völkermord zusieht ohne etwas zu unternehmen. Die derzeitig agierende Generation von Israelis muss sich den Vorwurf des Völkermordes gefallen lassen und da kann es nicht davor schützen das es vor 80 Jahren anders war.
zu 53 Gaza oder kriegsgefangen in Sippenhaft
Der Gaza Streifen ist einem Kriegsgefangenenlager vergleichbar, mit Kriegsgefangenen, die nach den verlorenen Kriegen gegen Israel, gefangen genommen wurden.
Kriegsgefangen oder gefangen, wie es Mittel und Osteuropäer nach dem 2. Weltkrieg waren, Kriegsgefangene die aber in Europa 1990 ihre Freiheit nach 45 Jahren zurückerhielten. Kriegsgefangenschaft ist Sühne für eine erfolgte Auseinandersetzung, ist Sühne für die Opfer der vorherigen Auseinandersetzung. In Gaza wird für die Opfer aus den vorherigen Kriegen gesühnt, die durch die Generationen hinweg mit Israel geführt wurden. Das ist eine Sippenhaft, weil die Palästinenser und ihre Sache immer wieder Auslöser von Kriegen gegen Israel waren.Eben, Kriegsgefangene in Sippenhaft.
Fortsetzung von # 47
Der Ausbruch der Gewalt in der zweiten Intifada war einer der Hauptgründe, weshalb im Februar 2001 Ariel Scharon an der Spitze des Likud die Parlamentswahl mit dem Versprechen gewann, der Bevölkerung Israels Sicherheit zu bringen und den Terror zu beenden. Die militärische Wiederbesetzung der autonomen palästinensischen Gebiete, die Belagerung Arafats in seinem Hauptquartier und der beschleunigte Siedlungsbau bewirkten nur das Gegenteil. Erstaunlicherweise hat dies auch der rechte Haudegen Scharon erkannt, der sich Ende 2003 für einen einseitigen Rückzug aus Gaza und die Aufgabe einiger Siedlungen im Westjordanland entschied. Gegen Widerstände der Siedler und großer Teile des Likud wurden unter Einsatz des israelischen Militärs alle 21 jüdische Siedlungen im Gaza geräumt, Mitte September 2004 wurde die militärische Besetzung Gazas beendet.
Den Rückzug der Israelis nutzte die Hamas dazu, Gaza zu einer Raketenbasis auszubauen, von der mal mehr, mal weniger, aber praktisch bis heute ohne Unterbrechung Israels Zivilbevölkerung mit immer weiter reichenderen und gefährlicheren Raketen beschossen wird. Es gehört zu den gut gepflegten Legenden, Hamas währe sich mit ihren Raketen lediglich gegen die Abriegelung Gazas. Erst fast zwei Jahre nach dem Sieg der Hamas bei den palästinensischen Parlamentswahlen, nach einem immer massiveren Raketenbeschuss Israels, nach der Entführung des israelischen Soldats Gilad Schalit durch die Hamas und nach der gewaltsamen Machtübernahme der Hamas (bei der die Fatah mit Mord und Totschlag vertrieben wurde) wurde im September 2007 Gaza von der israelischen Regierung Gaza zum feindlichen Gebiet erklärt.
Die Erfahrung, dass die Aufgabe von Siedlungen und der vollständige Rückzug nicht zu einem Frieden, sondern zu gefährlichen Eskalation der Bedrohung führt, muss man berücksichtigen, um die Skepsis der Mehrheit der Israelis gegenüber einem Rückzug aus dem Westjordanland zu verstehen.
Eine weitere Legende ist, dass die Hamas-Raketenangriffe eine Folge der israelischen Siedlungspolitik sind. Diese ist sicherlich eine der wesentlichen Hindernisse (nicht das entscheidende, aber das ist ein anderes Thema) für einen Friedensabschluss im Westjordanland. Der Beschuss Israels aus Gaza hat aber auch dann nicht aufgehört, als es im Westjordanland erhebliche Fortschritte in Richtung Frieden gegeben hat. Dass diese gescheitert sind, daran trägt Israels gegenwärtige Regierung ein gerütteltes Maß an Verantwortung. Den jetzigen Krieg in Gaza hat aber Hamas gewollt und provoziert. Nicht um für die palästinensische Bevölkerung bessere Verhältnisse zu erreichen, sondern um ihre bröckelnde Machtposition nach innen zu sichern.
Wer über die Dauer der Gefangenschaft urteilen will, muss sich der Anklage bewusst sein. Palästinenser sind Wiederholungstäter, haben es auch schon bewiesen, mit eigenen Kämpfern, das sie zu Angriffen fähig sind. Haben auch in der Diaspora gegen die jüdischen “ Landräuber “ aufgestachelt und damit Kriege und Leid verursacht. Palästinenser haben niemals den Verlust ihres einstmaligen Landes überwunden, werden auch nicht in der arabischen Welt integriert. Die arabischen Staaten befürchten bei einer Einwanderung der Palästinenser Unruhen, Aufwiegelung. Niemand will sie, die arabischen Brüder wollen sie nicht, Israel will sie nicht, die Welt will sie nicht.
Als ob der Antisemitismus des Mittelalters und der Neuzeit an eine andere Ethnie weitergegeben worden sei. Die Palästinenser aus Gaza sollen den Stab übernehmen, den Israel nach der Vertreibung durch die Römer 2000 Jahre mit sich herumtragen mussten. Als ein Sündenbock für alles
Es sind allerhand Legenden (den Fakten widersprechende Erzählungen, die aber so oft wiederholt werden, bis sie für wahr gehalten werden), die die Sicht nicht weniger Blogteilnehmer auf den Konflikt bestimmen.
Klaus Philipp Mertens behauptet, dass „der Fundamentalismus in Israel seit 1948 die Politik bestimmt bzw. eine zukunftsfähige Politik verhindert“. Ben Gurion, Eschkol, Golda Meier, Rabin – alles Fundamentalisten? Er unterstellt, dass Israel sich „vorrangig auf Rechte (beruft), die sich nur aus einer religiösen Offenbarung ableiten lassen“. Damit negiert er die demokratische und rechtsstaatliche Verfasstheit Israels und reduziert den jüdischen Staat nur auf den Konflikt um die seit 1967 besetzten Gebiete, bei dem sich außerdem nur die Minderheit der religiösen Siedler auf aus der Offenbarung abgeleitete Rechte beruft, während die säkulare Mehrheit von anderen Gesichtspunkten – vor allem der Frage der Sicherheit – geleitet ist.
Außerdem will Mertens uns darüber aufklären, dass von „jüdischen Verbänden … der Staat Israel mit dem Judentum gleichgestellt (wird), was speziell in Deutschland den Grundsätzen eines jüdischen Selbstverständnisses zuwiderläuft, das lange Zeit von Aufklärern wie Moses Mendelssohn geprägt war“. Abgesehen davon, dass mir keine „jüdischen Verbände“ bekannt sind, die „den Staat Israel mit dem Judentum“ gleichstellen: Der Zionismus ist ein „Kind“ des deutschen Judentums, genauso wie das liberale Judentum und die moderne Orthodoxie. Der innerjüdische Streit darum, ob Zionismus nicht für die Eingliederung der „deutschen Staatsbürger mosaischen Glaubens“ in die deutsche Nationalgemeinschaft hinderlich sei, ist in den Gaskammern in Auschwitz radikal entschieden worden. Das heutige liberale Judentum, das es glücklicherweise wieder auch in Deutschland gibt, bekennt sich zu Israel als dem Anker des Judentums, was keine unkritische Billigung jeglicher israelischen Politik bedeutet. Diese Haltung teilen liberale Juden mit der Mehrheit der eher orthodoxen oder säkularen Juden in Deutschland. So hat sich der Zentralrat der Juden in Deutschland deutlich für eine Zwei-Staaten-Lösung ausgesprochen und beklagt alle zivilen Opfer des Konflikts.
@JaM
Vom Hin und Wider hat man schon auch die Nase voll. Viele Meinungen definieren den Nahostkonflikt als Stellvertreterkrieg, ich persönlich bin es leid, damit belästigt zu werden. Beiden Seiten und der Welt würde es gut tun, wenn sich die Kontrahenten ihrer Verantwortung in anderer Weise bewußt würden und ein Stellvertreterfrieden anstreben würden.
Wenn sich die Krisenstaaten dessen bewußt würden, daß sie vom Rest der (politischen) Welt mißbraucht werden, wäre dies ein Schritt zum Frieden.
Mit einer beeindruckenden Weitsichtigkeit augurierte Jeschajahu Leibowitz: „Wenn die Großmächte nicht intervenieren und keine Übereinkunft zwischen dem Staat Israel und der PLO zustande kommt, dann steuern wir auf eine Katastrophe zu.“ Er ergänzte „Gewalt korrumpiert das Bewusstsein und die Gesellschaft.“
Diese Tautologie untermauert Elmar Theveßen in seinem Kommentar im heute-journal (ZDF) vom 21.07.2014. Er zitiert Yuval Diskin, ehemaliger Leiter des Schin Bet (2005-2011), dass „die Regierung Netanjahu die Hauptschuld an der Eskalation trägt. Sie haben jede Annäherung an die Palästinenser verhindert, ihre wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten sabotiert und dem Rassismus gegen die palästinensische Bevölkerung – ja, so nennt es Diskin – tatenlos zugesehen.“ Zitate, „dass der Felsendom nicht auf dem Tempelberg bleibt und die Mörder, deren Beine wir abgehackt haben, verdienen ihr Schicksal“, sind Beleg genug.
Ohne Anspruch auf Legitimation, kritisiert Israel – zu Recht – die terrorostischen Akte der Hamas, vergisst aber gleichzeitig die eigenen Handlungen des sog. „jüdischen Untergrund“. Eine Gruppe von Siedler Terroristen, die Bomben in palästinensische Busse und in die Autos palästinensischer Offizieller legten. Bei einem Attentat der Fanatiker wurden die Bürgermeister von Ramallah und Nablus schwer verletzt.
Nach Herrn Theveßen „muss sich Ministerpräsident Netanjahu entscheiden: Will er den Gazastreifen erobern, alle missliebigen Palästinenser vertreiben, wie es Nationalreligiöse in seiner Partei verlangen? Dann ist er eine Marionette in der Hand von Fundamentalisten.“
Versagen tun die Regierenden, diese Meinung teilen ebenfalls alle sechs ehemaligen Schin-Bet-Chefs (Avraham Schalom, Ja’akov Peri, Karmi Gilon, Ami Ajalon, Avi Dichter und Juval Diskin).
Jede Regierung stellt dies immer wieder unter Beweis. „Seit 1967 haben sie den Siedlungsbau toleriert oder aktiv vorangetrieben. Nicht einmal die radikalsten Siedler seien in ihre Schranken verwiesen worden. Sie sind kein seltsames Phänomen, sie sind der politische Wille“ so Karmi Gillon (Schin Bet Chef von 1994-1996).
„Den Palästinensern soll unmissverständlich signalisiert werden, dass sie keinen eigenen palästinensischen Staat bekommen. Sie haben zu akzeptieren, dass Israel diejenigen sind, die die Rahmenbedingungen der politischen Existenz setzen“, behauptet der Nahost-Experte Michael Lüders.
Nach der Auffassung der ehemaligen Schin-Bet-Leiter, will die israelische Regierung keinen Frieden mit den Palästinensern schließen. „Es ist ein bisschen zu viel Luxus für Israel, zu glauben, man muss mit seinen Feinden nicht einmal sprechen“, sagt Karmi Gillon. „Sie sagen immer, sie haben keine Partner, aber das ist eine Lüge“, sagt Ami Ajalon. Das Resultat, so Ajalon weiter, „wir wollten mehr Sicherheit und bekamen den Terrorismus.“
„Es gibt überhaupt nur zwei Möglichkeiten. Die eine ist Krieg auf Leben und Tod […]. Die andere Möglichkeit, die einzige, die diesen Krieg vermeiden helfen kann, ist die Teilung des Landes. Eine solche Teilung wäre sehr schmerzhaft für beide Parteien“ (Jeschajahu Leibowitz). Für eine langfristige friedliche Lösung, so Jitzhak Rabin, „werden wir von ihnen verlangen, dass sie ihren Teil zum Frieden beitragen, wie wir unseren beitragen werden“.
Empfehlung: der heutige Leitartikel in der Fr. Stimmig! Ueberzeugend… eine VIsion, ein Traum, eine HOffnung? LEider vermutlich auf die OHren treffend,die taub sind.
Gaza ist abgeriegelt, weil die Hamas eingesperrt werden muss, weil sie keine Ruhe geben, einfach zu gefährlich sind. Die neusten Meldungen sprechen davon, das ein israelischer Soldat entführt wurde, gewissermassen ein Aufseher in den Händen von Gefängnismeuterern.
Kommentare wiegeln gerne ab, wir Deutsche nehmen die Hamas auch nicht als direkte Gefahr wahr.
Was sie für uns Deutsche auch gewiss nicht ist, dafür aber umso mehr für Juden.
Wären wir in diesem Konflikt involviert, würden wir vielleicht besser verstehen, warum es im Gaza Streifen keine Freiheit gibt.
Man könnte Gaza in eines der arabischen Bruderstaaten integrieren, aber es wird nicht gehen, man will sie dort auch nicht.
Man will in Ägypten keine Hamas, genauso in den anderen arabischen Bruderstaaten.
Frei herumlaufen sollen die Hamas Kämpfer außerdem nicht, weil sie zu gefährlich sind, deswegen ist Gaza abgeriegelt. Mit dieser Erklärung gebe ich mich zufrieden,
soll man sie, die Hamas Kämpfer, frei herumlaufen lassen ?
Genau dasselbe was Israel mit den Unverbesserlichen der Hamas macht – einsperren und sühnen – sollte man auch mit den russischen Separatisten tun, die Schuld am Abschuss des Passagierflugzeugs MH17 tragen .
„Dreh’n Sie sich nicht um, Frau Lot!“
Die vielen Hinweise weiser Kommentatoren wäre schon ernster zu nehmen. Wer sich darauf einläßt, aus tausenden von Jahren und Millionen von Ungerechtigkeiten Schuld und Sühne herzuleiten, der wird den Konflikt nicht beenden, sondern bloss, wie Frau Lot, im Zurückschauen zur Salzsäule erstarren.
Recht bekommen kann man nur, wenn es jemanden gibt, der Recht spricht. Wer das sein könnte, überlasse ich der Diskussion. Solange es aber einen solchen Richter nicht gibt, (der von beiden Seiten respektiert werden muß), ist die einzige Lösung der zukunftsorientierte Wille aller Beteiligten, allen Beteiligten ihr Lebensrecht zuzugestehen.
Dies hat ein anderer Blogteilnehmer bereits formuliert, ich weiß ad hoc nicht, welcher.
So wie es derzeit läuft, ist es bloss Zahn um Zahn, Kind um Kind, Haus um Haus. Insgesamt ein klägliches Bild der Rechthaberei. Wie schon anderswo gesagt, ist eine Lösung, die Zivilisten weltweit aufzunehmen und dem Krieg zu entziehen, dazu gehört, Frau Lot, daß die Kriegsverweigerer, Friedlinge und Flüchtlinge nicht zurückblicken.
Ich behaupte nicht, daß dies leicht sei!
zu @ stefan Vollmershausen
Ich kann ihre Position sogar ein Stück weit verstehen, aber was unterscheidet die israelischen Siedler im West Jordanland von der Hamas? Warum sollte man diese Leute frei rumlaufen lassen?
Gerade habe ich in der FR das Gespräch mit Michael Friedmann gelesen. Er fragt warum nicht mehr Deutsche gegen Antisemitismus demonstrieren. Vielleicht demonstriere ich z.B. deshalb nicht weil ich niemanden kenne der so denkt. Wenn man den Stellenwert von Religion in D. sieht dann ist das kein Land voller religiöser Eiferer. In den Kirchen sind hauptsächlich alte Leute,der riesigen Mehrheit ist Religion egal und damit auch das Judentum. Den Rest halte ich für Einbildung.
Wenn wir uns darin einig sind, das der Gazastreifen ein Gefangenenlager ist, indem gebüßt wird, und Israel und Ägypten diesen Streifen abgeriegelt haben, wegen geschehener kriegerischen Auseinandersetzungen, um weiteren neuen kriegerischen Auseinandersetzungen vorzubeugen. dann sollte man genau dasselbe mit den russischen Separatisten tun.
Was Israel mit den Unverbesserlichen der Hamas macht – einsperren und sühnen – sollte man auch mit den russischen Separatisten tun, die Schuld am Abschuss des Passagierflugzeugs MH17 tragen.
Die russischen Separatisten in der Ostukraine in Sippenhaft nehmen und danach abriegeln.
In Sippenhaft würde der Abschuss von MH17 gesühnt werden. Russland wäre das Ägypten aus dem Beispiel mit dem Gazastreifen trägt aber dabei selber Mitschuld, weil es die prorussischen Separatisten oder die Hamas mit Waffen und Boden Luft Raketen versorgte.
Genau das ist passiert, solchen Gruppierungen wie den prorussischen Separatisten oder eben Hamas, wenn sie Boden- Luft -Raketen in ihren Händen besitzen mit einer Wirkung wie den Abschuss des Passagierflugzeugs. Die Strukturen sind genauso. Die Frage wäre, ob Russland bei einer Abriegelung der Separatisten in der Ostukraine mitziehen würde
In dem Gefangenenlager Gaza sitzen mir zu viele Unschuldige. Wenn man ein Gefangenenlager einrichte will dann sollten darin die Siedler im West Jordanland sitzen da sind kaum Unschuldige sondern nur Leute die ohne Pause durch ihre Siedlungspolitik Völkerrecht verletzen. Man hat die UNO gegründet um solche Streitigkeiten zu klären. Deshalb hat niemand anders das Recht irgendwelche Gefangenenlager einzurichten und Israel verletzt das Völkerrecht genauso wie die Hamas. Darüber können wir Einigkeit erzielen nicht darüber ob Israel oder Ägypten richtig handeln. Was die Ostukraine bei diesem Thema soll erschließt sich mir auch nicht wirklich. Außerdem würde mich mal interessieren woher die Erkenntnisse sind wer das Flugzeug abgeschossen hat. Ich würde mir da kein Urteil zutrauen.
Leber hans,
den Gaza-Streifen als Gefangenenlager zu bezeichnen, kann man so machen, so war es aber nicht von Israel vorgesehen. Die Umstände, wie sie sich dort zeigten, glaubte Israel als Begründung zu haben, Gaza abzuriegeln (von dort ausgehende Attentate auf Busse, Restaurants usw. usw.). Dass die israelische „Landräuberei“ bei der Gründung Israels durch eine UN-Resolution (181) erst möglich wurde, wird heute weitgehend übersehen oder ist nicht
mehr bekannt. Diese Resolution deutet auf ein seinerzeit vorhandenes großes Potential von Blauäugigkeit bei den UN hin, die damit den jüdischen Siedlern den Persilschein für die erwähnte Landräuberei ausstellten.
@61 xiane, Sie beziehen sich sicher auf den Gastkommentar von Prof. Ralf Verleger vom 01.08.14. Ich stimme Ihnen zu, er ist bedenkenswert, vielleicht bringt er ja etwas in Gang..
Manfred Schmidt
Pardon, ich meinte natürlich den Gastkommentar von Prof. Ralf Verleger, nicht den Leitartikel…
Zum Interview mit Michel Friedmann in der heutigen FR:
Es war sicher geschickt oder nötig (?), die Fragen auf den Antisemitismus in Deutschland zu beschränken. Dennoch hatte Friedmann auf die einzige Frage, die sich auf die Kritik an Israel bezieht, für mich nur eine unzureichende und platte Antwort. Pauschal wird da Kritik an Israel als Vorwand für Antisemitismus diffamiert. Ich weigere mich, zu diesen mit Vorurteilen beladenen Kritikern zu gehören. Mir sträuben sich fast rund um die Uhr die Haare angesichts der menschenverachtenden (und vernichtenden) Attacken des israelischen Militärs. Es gibt m.E. keinerlei Rechtfertigung zum Töten so vieler Zivilisten mit der fadenscheinigen Begründung, das Tunnelsystem der Hamas zu zerstören. Ich bin wahrlich kein Freund der Hamas, und Antisemit genannt zu werden, würde ich als Ungeheuerlichkeit bezeichnen!
Es wäre sicher interessant, mit Herrn Friedman ein Interview zu führen, in dem er ohne Windungen seine Haltung zum Vorgehen des israelischen Militärs in Gaza äußern müsste. Oder man biete ihm ein „Streit“-Gespräch mit Prof. Verleger an.
Wenn Gaza ein Gefangenenlager ist, dann wurde es bereits 1948 von den Ägyptern errichtet. Bewacht und drangsaliert wird es von der Hamas, die unter doppeltem Bruch des Völkerrechts (militärisch sinnloser Raketenbeschuss der Zivilbevölkerung in Israel und Mißbrauch der Zivilbevölkerung Gazas als Schutzschild für Kombatanten) alles dafür unternimmt, dass jede Chance auf einen Waffenstlistand oder gar ein Ende der militärischen Auseinandersetzung zunichte gemacht wird.
In Gaza sterben Menschen und ein Ausweg ist nicht in Sicht. Dabei wäre die Lösung scheinbar einfach: Eine Entwaffnung der Hamas würde die Bedrohung der Zivilbevölkerung in Israel beenden. Die Ruhe würde – wie schon in der Vergangenheit – Israel mit Ruhe beantworten, was auch der Zivilbevölkerung in Gaza Sicherheit brächte. Im nächsten Schritt könnte eine kontrollierte Öffnung der Grenzen (die es zumindest graduell nach dem letzten Waffenstillstand bereits gab) die Lebensverhältnisse in Gaza verbessern. Doch wer ist in der Lage, die Hamas zu entwaffnen? Ohne noch mehr zivile Opfer wird es der israelischen Armee nicht gelingen. Der palästinensische Behörde von Abas wird die Hamas wohl nicht kampflos die Kontrolle von Gaza zurückgeben, die sie blutig 2007 errangt hatte. Eine UN-Friedenstruppe wird kaum bereit sein, sich die Finger zu verbrennen; es gibt genügend Beispiele im Nahost dafür, dass im Konfliktfall die UN sich zurückzieht oder die Augen zumacht: 1967 hat sich die UN-Friedenstruppe vom Sinai zurückgezogen und dem ägyptischen Präsidenten Naser die Sperrung der Tirana-Meerenge ermöglicht, was der letzte Auslöser für den Sechs-Tage-Krieg war. Im Libanon schaut die UN weg, wenn die Hisbollah im Schutze der Zivilbevölkerung Raketenstellungen aufbaut und Israel beschießt. Die UN-Friedenstruppen haben nichts unternommen, die in einer UN-Resolution geforderte Entwaffnung der Hisbollah durchzusetzen, und haben deren weiteren Aufrüstung durch Syrien und Iran passiv geduldet – die blutigen Folgen davon ist der Bürgerkrieg in Syrien, der auch in den Libanon überschwappt.
Mit welchem Vertrauen kann unter diesen Umständen die israelische Regierung Waffenstillstandsverhandlungen führen? In der sicheren Erwartung, dass die Hamas, sobald sie sich etwas erholt hat, wieder losschlägt und damit die nächste blutige Runde einleitet?
@ hans
Ihre moralische Empörung in allen Ehren, aber Ihre absurde Beschuldigung, Israel betreibe „Völkermord“, hat mit den Fakten nichts zu tun.
Möglicherweise überschreitet Israel mit seinen vom Völkerrecht abgedeckten militärischen Aktionen zur Abwehr der völkerrechtswidrigen Raketenattacken das erlaubte Maß an Verhältnismäßigkeit. Die hohe Zahl der zivilen Toten ist gewiss eine Tragödie, aber noch kein Beweis für „Kriegsverbrechen“, zumal die Hamas – völkerrechtswidrig – gezielt die Bevölkerung als menschliche Schutzschilde missbraucht. Wie ARD-Korrespondent Schneider in der Sonntagsausgabe der FAZ beschreibt, können selbst unabhängige Journalisten vor Ort nicht sicher beurteilen, ob z.B. die Beschießung und Zerstörung einer Moschee (erlaubterweise) deshalb erfolgt ist, weil dort Waffen gelagert oder weil von dort Kombattanten aktiv waren, ob es sich um (vom Völkerrecht geduldete) fehlgeleitete Geschosse oder um (verbotene) vermeidbare Angriffe auf zivile Objekte handelt. In der Vergangenheit musste mancher voreilig erhobene Vorwurf von „Kriegsverbrechen“ der israelischen Streitkräfte nach UN-Untersuchungen korrigiert werden (erinnert sei an das angebliche Massaker im palästinensischen Flüchtlingslager Dschenin).
Lieber Bronski,
vielen Dank für den Hinweis. Der Schneider-Text wird im Netz bereits verbreitet, wohl unter Missachtung des Urheberrechts. Würden Sie einen Link auf diese Veröffentlichung dulden?
Gruß JaM
In der Sonntagsausgabe der FAZ hat der ARD-Korrespondent in Israel Richard C. Schneider einen beachtenswerten Artikel „Unser Text ist machtlos“ veröffentlicht, der die Schwierigkeit der Berichterstattung über den Gaza-Konflikt und die verzerrte Wahrnehmung in Deutschland deutlich macht. Das Original ist leider nicht online, wird aber unter http://pastebin.com/LBCxcKFn zitiert. Falls Bronski aus rechtlichen Gründen diesen Link nicht veröffentlichen kann, empfehle ich das Stichwort „ARD Unser Text ist machtlos“ in einer Suchmaschine zu suchen.
@ all
Kurze Erklärung zum vorangegangenen Kommentar:
JaM wollte den nun über die Verlinkung zugänglichen Text in voller Länge im FR-Blog veröffentlichen. Meines Erachtens hätte das eine Verletzung des Urheberrechts von Richard C. Schneider und der FAS verletzt. Ich bin in diesen Dingen sehr vorsichtig und zurückhaltend. Ich halte auch die Veröffentlichung auf der verlinkten Seite nicht für rechtmäßig, die Veröffentlichung des Links dorthin im FR-Blog jedoch nicht.
@72: “ erinnert sei an das a n g e b li c h e massaker im palästinensischen Flüchtlingslager Dschenin“…
wie bitte? „angeblich“? gibt es nicht genügend beweise dafür, dass das nicht „angeblich“ war?
wie bequem ist es, sich im gemütlichen sessel zurückzulehnen und salongesprächshaft über den begriff “ völkerrecht“ zu diskutieren! zivilisten werden hinweggefegt ohne wenn und aber und ohne möglichkeit, sich zu wehren. es ist abscheulich , zynisch, menschenverachtend u.v.a.mehr, dieses grausige kapitel der aktuellen geschichte so abzutun. ich wiederhole mich , und ich tu’s wieder: mir graust’s vor so viel ungerechtigkeit, blauäugigkeit, zynismus, kalkulation undwasweissich… pfui!!!
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@maiillimi
Nein, bequem ist es nicht, sich im Sessel zurückzulehnen! Nichts weniger als das! Grausen tut’s einen auch, aber was soll man denn wohl tun? Gehen Sie denn hin und nehmen irgendwem die Waffe aus der Hand?
Wohlfeil, sich hier zu ereifern!
„Beweise“ gibt es von beiden Seiten zur Genüge, nachweisbar und entscheidbar ist nichts mehr!
Was bleibt? Es bleibt das Recht, sich im Sessel zurückzulehnen und Frieden zu haben.
Ich erwarte Frieden! Ich habe das Recht dazu!
Niemanden, der noch zu einer menschlichen Regung fähig ist, können die Schilderungen über das unermessliche Leid der Zivilbevölkerung unberührt lassen. Wie in jedem Krieg, ist es vor allem die Zivilbevölkerung, die im Falle ihres Überlebens `ausbadet´, was ihre Herrschenden anrichten. Aber leider läßt keine der zitierten Äußerungen erkennen, dass mal daran gedacht wird, der eigenen Regierung das Mandat zu entziehen.
„Ruhe gegen Ruhe“ wurde noch vor der ´heißen`Kriegsphase immer wieder angeboten. Doch die Hamas dachte und denkt nicht daran, ihre Raketenattacken, Entführungen und Terrorattentate einzustellen. Jeder kurzfristige Waffenstillstand wurde von ihren Raketen zerbombt. Natürlich: Israel ist militärisch haushoch überlegen. Das was hätte eine von vielen herbeigesehnte „Waffengleichheit“ zur Folge (außer noch mehr Tote)?
Das Grundproblem der Hamas ist das vieler Fundamentalisten und Klerikalfaschisten: Sie kennen keinerlei Ehrfurcht vor dem menschlichen Leben. Wie sonst kann ein demonstrierender Vater auf die Idee kommen, seinem Kind eine Sprengstoffgürtel- Attrappe um die Hüfte zu schnallen? Der Hamas ist das Leid und das Sterben der eigenen Zivilbevölkerung offensichtlich egal – und nicht nur das: Sie wollen damit für die Weltöffentlichkeit gerade die Bilder produzieren, die Israel ins Unrecht setzen. Daher wird jeder Waffenstillstand gleich wieder gebrochen.
Ein denkender Mensch setzt im Konfliktfall auf Verhandlung und Kompromiß. Doch wie verhandele ich mit Jemand, der mein Lebensrecht nicht anerkennt und der nur das Ziel hat, mich zu vernichten? Ich finde keine Antwort darauf. Der Staat Israel hat die Pflicht und die Aufgabe, das Leben seiner Bevölkerung zu schützen. Ob der Weg, den die rechte israelische Regierung seit langem dazu beschreitet, der Richtige ist, wage ich zumindest mit langfristiger Perspektive zu bestreiten. Die Hamas kann durch diesen opferreichen Krieg militärisch geschwächt werden. Aber davon hat sie sich immer wieder erholt. Und dann fängt das Ganze wieder von vorne an. Das verteufelte an der Situation ist, dass ich z. Z. Niemanden dazu in der Lage sehe, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Der Krieg in Nahost läßt verzweifeln und sicher ist nur, dass der er keine Lösung bringen wird.
@ JaM
Ich stimme Ihrer Darstellung des historischen Ablaufs der Konfrontation zwischen Israel und der Hamas weitgehend zu, aber ich glaube, was die Einschätzung der Möglichkeiten der Hamas betrifft, liegen Sie falsch. Und genau das ist der Punkt, der am aktuellen Konflikt – ich sag’s mal ganz distanziert – interessant ist, denn die Hamas war vor dem Ausbruch dieses aktuellen Konflikts praktisch am Ende. Ich habe das auch bereits in meinem Einleitungstext angesprochen.
Ägypten hat seine Grenzen zum Gazastreifen geschlossen, und zwar komplett. Da kommt nichts mehr durch. Der frühere Junta-Chef und jetzige ägyptische Präsident al-Sisi ist ein erklärter Feind der Hamas, die er für einen Ableger der ägyptischen Muslimbruderschaft hält. Nach der Schließung der Grenze (und der Schmugglertunnel unter der Grenze hindurch, die für die Hamas lebenswichtig waren), war die Hamas praktisch von allen Lebensströmen abgeschnitten. Das Geld ging ihr aus, und sie konnte sich der Bevölkerung im Gaza-Streifen immer weniger gut als Wohltäter aufspielen, was der Hintergrund für ihre Popularität bei den Palästinensern im Gaza-Streifen war: Mit Geld, das offenbar unter anderem aus Qatar stammt, dem Austragungsort der Fußball-WM 2022, konnte die Hamas gewissermaßen Sozialstaat spielen. Das ging nun nicht mehr, und prompt bröckelte auch die Zustimmung der Bevölkerung. Zugleich hat die Hamas an neuen, besseren, weiter reichenden Raketen gebastelt. Wie ein Pokerspieler hat sie alles auf eine Karte gesetzt, auf einen einzigen Trumpf. Als sie nun Israel mit den neuen Raketen angegriffen hat – an dieser Stelle: Das war kein Akt palästinensischer Selbstverteidigung, sondern eine gezielte Provokation, ein Terror-Angriff, egal was die Palästinenser sagen -, da konnte sie sich anscheinend darauf verlassen, dass die Reflexe der israelischen Hardliner wie gewünscht funktionieren. Die israelische Regierung hat mit der von der Hamas gewünschten Härte zurückgeschlagen und ihr all die Bilder von toten und sterbenden Kindern geliefert, die seitdem um die Welt gehen. Genau solche Bilder brauchte die Hamas, um sich vor den Palästinensern erneut zu legitimieren. Natürlich scharen sich die Menschen im Gaza-Streifen nun wieder hinter der Hamas; was sollen sie in ihrer Ausweglosigkeit auch anderes tun?
Ich kann nun nicht glauben, dass in der israelischen Regierung nur Dummköpfe sitzen, die dieses Kalkül der Hamas nicht durchschauen. Auch Netanjahu ist kein Blödmann. Er mag reaktionär sein, aber dumm ist er nicht. Jenseits allen Geredes über die Verhältnismäßigkeit von Aktion und Reaktion in diesem Krieg drängt sich mir daher die Frage auf: Warum reagiert die israelische Regierung derart hart in einer Weise, dass die Hamas wieder ins „Spiel“ geholt wird, obwohl sie eigentlich gerade an Bedeutung verlor? Sie war schon so geschwächt, dass sie zur Einheitsregierung mit der Fatah gezwungen war. Nun besteht sie dank Israel wieder aus lauter Kriegshelden. Das Bombardement des Gaza-Streifens ist Wasser auf die Mühlen der Hamas. Israel kann das eigentlich nicht wollen, aber vielleicht wollen das manche in der israelischen Regierung? Bestimmte Kräfte, die mit einem Feindbild namens Hamas, sofern es funktioniert, ganz gut leben können?
Diese Kausalkette ist mir eigentlich zu billig. Ich hoffe auf Sie, JaM, dass Sie meinen zynischen Verdacht irgendwie entkräften können.
Lieber Bronski,
ihre gesamte Argumentationskette @78 ist bestimmt richtig und zu teilen. Die große Frage für mich ist jedoch, warum die Gaza-Palästinenser nicht ERKENNEN (wollen?), dass sie durch diese vielen Opfer die sie zu erbringen haben, auch heute von Hamas missbraucht werden. Deshalb missbraucht (@4), um genau diese Bestürzung in der Weltbevölkerung und Stimmung gegen Israel zu erzeugen. Warum fehlt hier diese Erkenntnis? Warum ist der Hass größer als die Einsicht? Wer befeuert ihn immer wieder – und warum? Gaza war nicht immer abgeriegelt von Israel. Wer von den Israelverurteilern hat jemals die Frage gestellt, warum ist es das aber heute? Nachdenklich machte es mich bei Fernsehbildern über ein zerbombtes Haus, als eine der überlebenden Frauen in die Kamera rief „ich hasse die Schuldigen“ (so wurde es übersetzt). Sie rief nicht „ich hasse Israel“. Entsteht hier etwa eine Erkenntnis aus der Hoffnung zu schöpfen ist?
Die Weltgeschichte hat an vielen Beispielen gezeigt, dass auch dort, wo einmal als Unrecht empfundenes Handeln die Ursache für Kriege und Konflikte war, danach nur die Suche nach Kompromissen und ein „Schlussstrich ziehen“ ein friedliches und dann sich auch befruchtendes Nebeneinander entstehen konnte. Wir wiederholen es nach Gebetsmühlenart. Europa scheint bis jetzt -und hoffentlich auch für die ferne Zukunft- Beispiel gebend sein.
Liebe Grüße
Manfred Schmidt
Lieber Bronski,
so wie Sie meiner Darstellung des historischen Ablaufs der Konfrontation zwischen Israel und der Hamas weitgehend zustimmen, teile ich Ihre Beschreibung der Lage der Hamas vor dem jüngsten Konflikt und den Gründen, weshalb sie den aktuellen Krieg provoziert hat. Und Sie haben Recht mit Ihrer Feststellung, dass „die israelische Regierung … mit der von der Hamas gewünschten Härte zurückgeschlagen und ihr all die Bilder von toten und sterbenden Kindern geliefert (hat), die seitdem um die Welt gehen“. Insoweit ist das zynische Kalkül der Hamas aufgegangen.
Bevor ich auf Ihre Einschätzung der israelischen Regierung eingehe, möchte ich vorausschicken, dass ich weit davon entfernt bin, ein „Parteigänger“ Netanjahus zu sein. Ich bin mit der (religiösen) Reformbewegung in Israel „vernetzt“, der z.B. David Grossman angehört und die von Amos Oz unterstützt wird. Außerdem bin ich auf dem Verteiler der Organisationen „Rabbis for Human Right“ und „Israel Religious Action Center“ (IRAC), deren Protestresolutionen gegen die Verletzung der Menschen- und Bürgerrechte in Israel und in den besetzten Gebieten ich regelmäßig unterschreibe. Dass es diese und andere kritische Stimmen in Israel gibt und dass diese die in der Region sonst nicht vorhandene Freiheit haben, ihre Kritik auch im Krieg äußern zu können, ist für mich einer der wenigen Lichtblicke in der düsteren Lage.
Auch wenn meine Sympathien denen gelten, die man vereinfacht das „Friedenslager“ nennt, traue ich mir nicht zu, den Menschen in Israel und ihrer Regierung „Ratschläge“ zu erteilen. Sie sind es, und nicht wir im sicheren Europa, die buchstäblich auf eigenem Leib die Risiken der Fehlentscheidungen zu tragen haben. Dies sollten auch diejenigen bedenken, die zwar nur wenig über die genaue Situation in Israel und Palästina wissen, aber ganz genaue Vorstellungen haben, was die Konfliktparteien tun müssten – womit ich nicht Sie, Bronski, meine.
Nun zur Sache: Ich sehen nicht, dass das Vorgehen der Regierung Netanjahu in Gaza durch „die Reflexe der israelischen Hardliner“ bestimmt war. Anders als in der Siedlungspolitik und bei der systematischen Brüskierung von Abbas hat sich Bibi in der Gaza-Krise fast schon besonnen verhalten, weshalb ihm das rechte Lager auch Zögerlichkeit vorgeworfen hatte. Was schreckliche Bilder toter Kinder verdecken: Israel hat seine Gewalt gegen Gaza relativ dosiert eingesetzt, um vor jeder Eskalationsstufe der Hamas die Möglichkeit zum Ausstieg zu geben. Auch der Einsatz von Bodentruppen mit einem begrenzten Auftrag (Zerstörung der „Terrortunnel“) war eine eher mildere Variante gegenüber einem Flächenbombardement, das wir aus anderen Konflikten (z.B. Syrien) kennen. Dabei ist die Regierung das Risiko eigener Verluste eingegangen, was die hohe Zahl getöteter israelischen Soldaten zeigt.
Entgegen der noch vor wenigen Tagen veröffentlichten Meinung vieler Kommentatoren hat Israel durchaus auch eine Exit-Strategie gefunden. Eine einseitige Beendigung des Militäreinsatzes könnte tatsächlich Hamas schwächen, die diesmal keinen „Erfolg“ zu verkaufen hätte. Notwendig wären dazu aber weitere Schritte: Verhandlungen Israels mit Abbas Autonomiebehörde und Ägypten über die schrittweise Öffnung der Grenzen, um den Bewohnern Gazas eine lebenswerte Perspektive anbieten zu können. Dazu wäre eine aktive Unterstützung von Außen, z.B. durch die Europäer, notwendig.
Ich muss allerdings gestehen, dass ich meine Zweifel habe, ob dies gelingt. Eine Bedrohung, der Israel in dem jetzigen Konflikt ausgesetzt war, stärkt im Allgemeinen nicht die moderaten Kräfte, sondern eher die Extreme, was in einer weit weniger bedrohlichen Lage die jüngsten EU-Wahlen gezeigt haben. Netanjahu hat bisher nicht das Format von Begin oder Scharon bewiesen, sich über die Ideologie des eigenen Lagers hinwegzusetzen, wenn es die politische Vernunft gebietet. Genauso wenig dürfte Abbas die Kraft haben, die Hamas zu Seite zu schieben (schon die Bildung der Einheitsregierung unter Beteiligung der Hamas war kein Zeichen der politischen Einsicht, sondern seiner Schwäche – an der Netanjahu mitschuldig ist). Mursi ist mehr von seinem Hass gegen die Muslimbrüder getrieben, die Lage der Palästinenser in Gaza kümmert ihn und die meisten Ägypter kaum. (Ohnehin interessiert sich die arabische Welt für Palästinenser nur dann, wenn sie als Opfer der „Zionisten“ wahrgenommen werden können. Wenn Palästinenser von Jordaniern, Syrern oder im Libanon niedergemetzelt werden, treibt das niemanden, auch keine „Friedensdemonstranten“ in Europa, auf die Straße.) Die EU und die UN sind schon zufrieden, wenn es einen Scheinfrieden gibt; wird es brenzlig, ziehen sie ihre Beobachter schnell zurück.
Noch ein Wort zum „Krieg der Bilder“: Wäre Israels Regierung so zynisch wie die Hamas, würde sie einige der von Gaza abgefeuerten Raketen durch den Iron Dom durchlassen, um der Welt auch Bilder von toten israelischen Kindern zu liefern.
@ maiillimi # 75
„Nach einem Attentat der Hamas am jüdischen Pessach-Fest in Netanja mit 30 Todesopfern und 140 Verletzten rückte die israelische Armee am 3. April 2002 in das Flüchtlingslager Dschenin ein, das ca. 30 km von Netanja entfernt ist. Israel hatte festgestellt, dass Dschenin als Basis für zahlreiche Terrorattentate und Selbsmordkommandos gegen israelisches Militär und gegen israelische Ortschaften und Bürger gedient hatte. Nach tagelangen Kämpfen zerstörten israelische Abrisskommandos mit Bulldozern Teile des Flüchtlingslagers. Bestätigt sind 23 Todesopfer auf Seiten der israelischen Armee und 52 auf Seiten der Palästinenser (darunter 22 unbeteiligte Zivilisten). Der Vorwurf eines Massakers gegen die Palästinenser wurde von Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch und Amnesty International zurückgewiesen.“ Zitat Wikipedia
Ein Beitrag (unter anderem) macht die FR für mich heute besonders lesens(und überzeugens-)wert:
das Interview mit dem Verleger Abraham Melzer “ ‚Humanist‘ ist in Israel ein Schimpfwort“ – leider nur im Lokalteil (der von vielen überregionalen Abonnenten oft ungelesen zur Seite gelegt wird). Ihm zu widersprechen, wird manchem, der nicht auf eigene Erfahrung bzw. fundierte Kenntnisse zurückgreifen kann, nicht leicht fallen.
Dies gilt auch für den Leserbrief von D.H. Wengert „Dem muss sofort Einhalt geboten werden“. Danke!
@ maiillimi
Das Interview ist auf FR-online.de unter dem Titel „Es geht um Israel, nicht um die Juden“ zu finden.
@ JaM
Vielen Dank zunächst für die ausführliche Antwort. Vielleicht finde ich später noch Zeit, dazu etwas zu schreiben, aber es sieht eher nicht so aus. Im Moment bin ich über die Ohren voll mit Arbeit. Eigentlich wollte ich hier ja auch nicht mehr mitmischen. Ihre Meinung zu diesem Problem hatte mich aber interessiert.
@ Manfred Schmid
Ihre Behauptung, dass „die israelische ‚Landräuberei‘ bei der Gründung Israels durch eine UN-Resolution (181) … möglich wurde“, gehört zu jenen Legenden, die zu Delegitimierung Israels benutzt werden.
Im 19. Jahrhundert, vor dem Beginn der zionistischen Rückwanderung (religiöse Rückwanderungen ins „Gelobte Land“ hat es in all den Jahrhunderten davor immer wieder gegeben) war Palästina eine vernachlässigte Provinz am Rande des Osmanischen Reiches. Hierher wurden Beamte strafversetzt und politische oder religiöse Dissidenten (wie der Gründer der Bahai-Religionsgemeinschaft Baha’ullah) in Verbannung geschickt. Die jüdische Einwanderung und der Landerwerb erfolgten mit Genehmigung der osmanischen Behörden. Jüdische Wohngebiete außerhalb der Altstattmauer von Jerusalem entstanden seit 1857. Um 1880 war etwa die Hälfte der rund 30.000 Einwohner Jerusalems jüdisch (Wikipedia). 1903 gab es bereits 12 landwirtschaftliche jüdische Siedlungen, 1909 wurden der erste Kibbuz und die Stadt Tel Aviv gegründet.
Die jüdische Einwanderung war einer der wesentlichen Impulse für einen wirtschaftlichen Aufschwung, in dessen Folge auch die arabische Zuwanderung aus den Nachbargebieten kräftig zugenommen hatte.
1922 übertrug der Völkerbund Großbritannien das Mandat zur Verwaltung Palästinas, was zur ersten Teilung führte: In den Gebieten östlich des Jordans (Transjordanien) wurde das Königreich Jordanien etabliert. Unter britischer Mandatsverwaltung kann die jüdische Rückwanderung mit legalen Mitteln zunächst fortgesetzt werden. Der Anstieg der jüdischen Bevölkerung kollidiert aber zunehmend mit dem aufkommenden arabischen Nationalismus. „In den 1920er Jahren, als es zu blutigen Übergriffen auf die jüdische Bevölkerung in Jerusalem 1920 und Jaffa 1921 sowie 1929 zum Massaker von Hebron kam, begann Amin al-Husseini, eine führende Rolle unter der palästinensischen arabischen Bevölkerung zu übernehmen. Al-Husseini, der 1921 vom britischen Hochkommissar Herbert Samuel zum Großmufti von Jerusalem ernannt wurde, war von 1936 bis 1939 Anführer des Arabischen Aufstandes.“ (Wikipedia) Husseini vertritt die (antisemitische) Ideologie der Muslimbrüder und wird nach seiner Verbannung durch die Briten ein enger Verbündeter Hitlers, für den er muslimische SS-Verbände aufstellt.
Zur Befriedigung der Konflikte wird 1937 von der Peel-Kommission, die von den Briten eingesetzt wurde, eine Teilung des Landes in eine jüdisches und ein arabisches Gebiet vorgeschlagen. Stattdessen schränkt die Mandatsverwaltung 1939 rigoros die jüdische Einwanderung ein, obwohl die Judenverfolgung durch das NS-Regime bereits bekannt ist. In den Folgejahren werden Schiffe mit jüdischen Flüchtlingen, die illegal nach Palästina einreisen wollen, von der britischen Marine abgefangen. Wer Glück hat, wird in britischen Internierungslagern eingesperrt, wer Pech hat, ins Nazideutschland oder die von den Nazis besetzte Gebiete zurückgeschickt).
Als Folge entsteht ein jüdischer Widerstand gegen die britische Mandatsverwaltung, der sich nach 1945 radikalisiert und von Randgruppen (Irgun, Lechi) mit terroristischen Anschlägen geführt wird. Als Folge kündigt Großbritannien an, sich aus dem britischen Mandatsgebiet zurückziehen zu wollen.
In dieser Situation kommt es am 29. November 1947 zum Beschluss der UN-Vollversammlung, Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Staat sowie ein unter internationaler Kontrolle stehendes Jerusalem zu teilen. Die faktische Existenz des jüdischen Gemeinwesens in Palästina und seine Legitimität standen dabei überhaupt nicht zur Debatte, sondern lediglich die Frage der Staatsform. Für die Alternative eines binationalen Staates setzten sich lediglich einige wenige jüdische Idealisten ein.
Der Teilungsbeschluss begründet keinen „Landraub“, weil nach dem Willen der UN in beiden Staaten die jeweils andere nationale Minderheit ihr uneingeschränktes Heimatrecht behalten sollte. Bekanntlich sichert auch die Unabhängigkeitserklärung Israels vom 14. Mai 1948 der arabischen Minderheit ihre vollen Rechte zu.
Die arabischen Staaten haben den Teilungsbeschluss umgehend abgelehnt; unmittelbar danach begannen Angriffe arabischer Milizen auf jüdische Ortschaften sowie vereinzelte Gegenangriffe von jüdischer Seite, diese Phase wird als „palästinensischer Bürgerkrieg“ bezeichnet. Der Proklamation des Staates Israel folgt der Überfall von fünf arabischen Staaten; den 15 Monate dauernden verlustreichen Unabhängigkeitskrieg gewinnt überraschend Israel, das auch ein Teil der für den arabischen Staat bestimmten Gebiete erobert. Dagegen kann die von britischen Offizieren geführte jordanische Armee die gesamte Altstadt von Jerusalem und einige jüdische Siedlungsgebiete in der Umgebung besetzen.
Die fatale Folge des Krieges ist die Flucht und Vertreibung eines großen Teils der arabischen Bevölkerung aus Israel, teils durch gezielte Massaker der jüdischen Terrorgruppen, teils durch Kriegshandlungen, teils durch eigene Entscheidung der arabischen Führung (wie in Haifa) bedingt. Eine arabische Minderheit verbleibt in Israel, während die von den Arabern besetzten Gebiete (einschließlich des Jahrtausende alten jüdischen Viertels in der Jerusalemer Altstadt) „judenrein“ gemacht werden. Die arabischen Gebiete Palästinas werden von Jordanien (Westjordanland) und Ägypten (Gaza) besetzt, bis sie 1967 im Sechstagekrieg von Israel erobert werden.
Nicht durch die jüdische Rückwanderung und nicht durch die Teilung Palästinas ist es zum „Landraub“ gekommen. Erst als Folge des Krieges von 1948 wurde in Israel das verlassene Land für „herrenlos“ erklärt und vom Staat konfisziert. Ebenso wurde in den arabischen Ländern das Eigentum der Hunderttausenden heimischen Juden konfisziert, die in den Folgejahren vertrieben oder zur Flucht gedrängt wurden und überwiegend in Israel neue Heimat gefunden haben.
zu @ JaM
Israel gibt nicht Ruhe gegen Ruhe sondern Siedlung gegen Ruhe oder nicht Ruhe. Warum äußern sie sich eigentlich nie zur Siedlungspolitik von Israel? Israel sollte sich schnellstens auf die international anerkannten Grenzen zurück ziehen. Solange das nicht geschieht kann auch kein frieden von der anderen Seite erwartet werden.
Sehr geehrter JaM,
warum wohl habe ich „Landräuberei“ in Anführungszeichen gesetzt? Ich habe mir die Entstehung der UN-Resolution 181 vor einigen schon Tagen vor Augen geführt. Dieses empfehle ich übrigens allen Interessierten. UN-Resolution 181 in die Suchmaschine eingeben…. sehr aufschlussreich.
Liebe Grüße
Manfred Schmidt
weiter zu JaM,
um’s zu unterstreichen, schauen Sie doch bitte nochmal zum Beitrag #22, vielleicht wird’s dann verständlicher.
LG MS
…um neue Missverständnisse bei JaM nicht erst aufkommen zu lassen:
Das Existenzrecht Israels wird dort von mir nicht angezweifelt, es wurde nur im inzwischen gelöschten Beitrag von ChristianF damit begründet, dass Israel über ein funktionierendes Justizsystem, prosperierende Wirtschaft usw usw verfügt und noch durch eine Reihe anderer Punkte begründet (Attribute westlich-demokratischer Staaten) .
Ich bin allerdings der Meinung, dass eine solche -westlich geprägte- Staatsform nicht automatisch eine Existenzberechtigung rechtfertigt, dafür bedürfe es anderer Fakten. Die sind m.E. durch die UN-Resolution 181 begründet, obwohl die Mütter und Väter derselben sich über das darin liegende Konfliktpotential hätten im Klaren sein müssen. Aber wie so oft – hinterher ist man immer schlauer…
LG MS
@ hans
Ich sehe nicht, was die (in meinen Augen falsche) Siedlungspolitik mit Gaza zu tun hat, wo die israelischen Siedlungen schon 2004 aufgelöst wurden. „Ruhe für Ruhe“ gilt für Gaza, aus dem von Abbas kontrollierten Westjordanland werden keine Raketen auf Israel geschossen und die Gebiete werden auch nicht von Israels Armee angegriffen. Seitdem Abbas in seinem Verantwortungsbereich dem Terror abgeschworen hat, geht es auch den Menschen dort deutlich besser.
Der Streit um die jüdischen Siedlungen würde deutlich entschärft werden, wenn sich die Israelis und die Palästinenser vorrangig auf einer Grenzziehung einigen würden. Seit der von Arafat dann leider verworfenen Einigung von Taba ist klar, dass am Ende die grenznahen großen Siedlungsblöcke Israel zugeschlagen werden und die Palästinenser zum Ausgleich Gebiete im Norden Israels erhalten. Die Unfähigkeit der diversen israelischen Regierungen, den Ausbau der Siedlungen zu beenden und die auch aus israelischer Sicht illegalen Vorposten zu räumen, ist sicherlich eines der Hindernisse auf dem Weg zu Frieden, nicht aber das einzige. Beide Seiten sind Weltmeister in der Disziplin, jede Gelegenheit zu nutzen, die Chancen auf Einigung zu verspielen.
@ maiillimi # 82
Abraham Melzer verspielt mit dem Interview den Rest seiner Glaubwürdigkeit. Wenn Neonazis „Saujuden“ schreien, ist es Antisemitismus, wenn arabisch- oder türkischstämmige Jugendlichen ähnliche Parolen brüllen, ist es kein Antisemitismus? Was für ein Pseudorationalismus ist es, den Hass auf Juden der Hamas und der Djihadisten mit der Unterdrückung der Palästinenser durch Israel entschuldigen zu wollen? Und welch eine groteske Verzeichnung der Wirklichkeit ist die Behauptung, in Israel würden kritische Stimmen mundtot gemacht! Trotz der emotional aufgeheizten Stimmung in Israel kann z.B. HaAretz weiterhin kritisch über die Militäraktion in Gaza berichten und es finden regierungskritische Demonstrationen statt.
Sehr geehrter JaM,
soviel gesammelte Fakten in Ihren fundierten Kommentaren und nun solche pauschale Verurteilungen…
Abraham Melzer „verspielt den Rest seiner Glaubwürdigkeit“? Er hat eine abweichende Meinung zu Ihrer, muss man ihm aber das o.A. unterstellen? Prof. Ralf Verleger überschreibt seinen Gastkommentar in der FR vom 01.08. mit „Unrecht auf geraubtem Land“. Ich nahm es einfach mal so wie’s da stand und las. Meines Erachtens ein bedenkenswerter Kommentar, soviel Eigenreflektion auf palästinensischer Seite und erste Schritte zu einer Annäherung könnten gegangen werden…
Liebe Grüße
Manfred Schmidt
@ Manfred Schmidt
Mit meinem Einleitungssatz in # 84 „Ihre Behauptung, dass „die israelische ‚Landräuberei‘ bei der Gründung Israels durch eine UN-Resolution (181) … möglich wurde“, gehört zu jenen Legenden, die zu Delegitimierung Israels benutzt werden“ habe ich Sie tatsächlich falsch interpretiert, was mir Leid tut. Sie haben diese Behauptung nicht aufgestellt, das haben hier andere getan.
Hingegen habe ich an meiner Replik # 90 nichts zu korrigieren: Mich stört nicht, dass Abraham Melzer und Professor Ralf Verleger andere Meinungen als ich vertreten, halte sie aber tatsächlich für wenig glaubwürdig. Dies nicht weil ihre Kritik an Israels Regierung gänzlich falsch wäre, sondern weil sie sich zu Dissidenten innerhalb der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland hochstilisieren und außerdem bewusst hinnehmen, dass sie als „gute Juden“ von Isrealhassern als Kronzeugen gegen die „Zionisten“ mißbraucht werden.
@ 75.
Hallo maiillimi,
ich weiß nicht in welcher Welt Sie zu leben meinen, ausweislich Ihrer Kommentierung wahrscheinlich aber in einer Welt mit begrenztem Kontakt zur Lebenswirklichkeit?
Das Völkerrecht darf durchaus als das behandelt werden was es ist, eine sehr dünne Zivilisationsdecke, ein Mindeststandard mit interpretationsfähigen Festlegungen.
Daher bleibe ich bei meiner Feststellung aus Kommentar 27, und dafür habe ich gute Gründe:
Im Gegensatz zu Ihnen weiß ich wie es sich anfühlt,
– wenn Splitter den eigenen Körper treffen
– die Stichflamme einer Brandladung einem die Gesichtshaare versengt
– Handwaffengeschosse in der Schutzweste stecken bleiben
und gerade deshalb halte ich das Vorgehen der IDF bisher angesichts der taktischen Notwendigkeiten und der Bedrohungslage für recht moderat; auch im Sinne des Völkerrechts, jedenfalls so wie ich es noch nach HDV100/1 gelernt habe.
Das ist eine bittere, aber realistische Einsicht, weil ich mich nicht auf das reflexhafte Klagelied über das daraus folgende menschliche Elend einlasse!
Wozu auch, Schuldzuweisungen will ich mir in dem Konflikt nicht anmaßen, das ist auch nicht erforderlich.
Das Sie sich betroffen fühlen nehme ich Ihnen, wie so vielen Betroffenheitbekundern einfach nicht ab. Was Sie da bieten ist in der Regel ein angelernter Reflex den Sie kaum konkret, betsenfalls abstrakt begründen können?
KM
Lieber JaM,
Missverständnisse können passieren, deshalb -alles ok- . Über Abraham Melzer und Ralf Verleger weiß ich nichts, außer das, was ich bei deren jeweiligem Interview/Kommentar in der FR lesen konnte. Zu Ihrer kritischen Einordnung dieser beiden Stimmen kann und möchte ich deshalb nichts entgegnen. Aber wie gesagt, wäre soviel Eigenreflektion auf palästinensischer Seite hier und da vorhanden, ein Anfang für das Ende der Katastrophe könnte in Gang kommen.
Liebe Grüße
Manfred Schmidt
@ JaM
Abraham Melzer hat meine volle Zustimmung. Es ist völlig richtig, zwischen dem latenten, alten Antisemitismus der Deutschen und dem der Migranten zu unterscheiden. Der eine tradiert aus einer jahrhundertealten Geschichte von Unrecht, Legenden und Gerüchten, in der er auch immer wieder zur Stimmungsmache politisch gezielt eingesetzt wurde. Der andere ist importiert und begründet sich aus dem Verhältnis der Migranten zu Israel, das nichts mit dem deutschen Antisemitismus zu tun hat. In meinen Augen ist das eher eine Art verkappter Anti-Amerikanismus. Pseudorational, JaM, argumentiert daher nicht Abraham Melzer, sondern Sie sind es, der das tut. Gerade beim Antisemitismus sollte man ganz genau hinsehen und differenzieren. Wer diese Differenzierung verweigert oder für unnötig hält, der muss sich vorhalten lassen, ein Propagandist zu sein. Das gilt auch für Ihre Kritik an Verleger. Wann, wenn nicht jetzt, sollten Leute wie er denn auftreten und Ihre Kritik laut sagen?
„… bewusst hinnehmen, dass sie als “gute Juden” von Isrealhassern als Kronzeugen gegen die “Zionisten” mißbraucht werden.“
Ja, das kann natürlich passieren. Das ist mir übrigens auch schon passiert. Ich habe in einem Forum islamkritische Gedanken vertreten und wurde dann zum Islamhasser hcohstilisiert. Nicht meine Schuld. Ich stehe zu meiner Meinung, und ich finde es richtig, dass Verleger und Melzer das ebenfalls tun, und zwar genau jetzt.
@Schneider
Danke. Sie haben mir eine Antwort erspart. Dennoch wird Ihre (einleuchtende) Reaktion vermutlich bei JaM und Karl Mueller kein Umdenken bewirken… oder etwa doch?
@ Schneider # 95
Für Sie wiederhole ich gerne, was ich schon unter # 49 zum „neuen“ Antisemitismus geschrieben habe:
= Sicher wird dieser Antisemitismus durch den aktuellen Konflikt um Gaza befeuert, aber nicht verursacht. Der Hass auf Juden, den Islamisten wie die Hamas verbreiten und der sich zu meinem Entsetzen auch immer mehr in die türkische Gesellschaft (und damit auch in die türkische Community hierzulande) frisst, hat tiefere Ursachen. Es ist das Erbe der europäischen Antiaufklärung, das ein Teil der Ideologie der Muslimbrüder seit ihrer Gründung im Jahr 1928 geworden ist. Deshalb erfreuen sich antisemitischen Pamphlete wie die „Protokolle der Weisen von Zion“ großer Beliebtheit in arabischen Ländern (und in der Türkei), obwohl jeder halbwegs gebildeter Mensch wissen müsste, dass es sich um eine Fälschung des zaristischen Geheimdienstes handelt. Dieser Antisemitismus war auch das Bindeglied zwischen einem Teil der palästinensischer Führung in den 30er Jahren und den Nazis – wofür der Mufti von Jerusalem Mohammed Amin al-Husseini ein Beispiel ist. Die Bewunderung der Palästinenser für Hitler hat noch in den 1980er Jahren machen Besucher aus Deutschland peinlich berührt.
Auch ein Frieden zwischen Israelis und den Palästinensern, der den geplagten Menschen dort zu wünschen ist, wird – so befürchte ich – den „muslimischen“ Antisemitismus nicht zum Verschwinden bringen, genauso wenig, wie der „christliche“ Antisemitismus in Europa verschwunden ist. =
Zusätzlich wird der „muslimische“ Antisemitismus religiös mit Zitaten aus dem Koran begründet, wie man z.B. in der Hamas-Charta nachlesen kann. Es ist eine Tatsache, dass es in der islamischen welt keine den europäischen Pogromen vergleichbare physische Verfolgung der Juden gab. Das bedeutet aber nicht, dass es im Islam keine gegen die Juden gerichtete „jahrhundertealte Geschichte von Unrecht, Legenden und Gerüchten“ gab.
Das alles dürfte auch Herrn Melzer bekannt sein, wird von ihm aber ignoriert. Deshalb nenne ich seine Ausführungen „pseudorational“.
@97,
was soll man von Ihren Einlassungen halten?
Die Genese des Antisemitismus ist mir erstmal gleichgültig. Mich interessieren dazu nur die überprüfbaren Fakten hinsichtlich erfüllter Tatbestandsmerkmale.
Jedenfall sei Ihnen empfohlen ihre unbelegten Behauptungen doch einmal nachvollziehbar zu untermauern.
Zudem kann ich durchaus selbst erkennen, wenn jemand wegen sachlicher Kritik am Vorgehen der israelischen Administration verunglimpft wird, Danke.
Sollen die Menschen mit berechtigeten Argumenten protestieren, das ist deren gutes Recht und ich begrüße das; auch wenn ich Einschätzungen dazu nicht teile.
Nur ist es sinnlos hier wieder mal „Sonderrechte“, oder habe ich Sie missverstanden, für eingewanderte Antisemiten zu fordern?
Entweder werden in allen Verdachtsfällen Ermittlungen zu antisemitisch motivierten Straftaten aufgenommen, oder das Rechtsstaatsprinzip hat keine Gültigkeit mehr?
KM
@ Karl Müller
Beziehen Sie sich auf meinen Beitrag (jetzt # 97) oder den von Schneider (# 95)? Aus meinen Ausführungen lässt sich nicht schlußfolgern, dass ich den „neuen“ (migrantischen) Antisemitismus für weniger gefährlich als den alten halte. Alle antisemitisch motivierten Straftaten sollten nach dem gleichen Rechtsstaatsprinzip verfolgt werden!
@ xiane
Ich bin gerne zum umdenken bereit, wenn ich dazu mit Argumenten überzeugt werde oder wenn mir dazu nachvollziehbare Fakten geliefert werden. Melzer tut es nicht.
Auch Jakob Augstein, der nicht als ein übermäßiger Freund Israels gilt, weist in seiner Spiegel-Kolumne das Argument zurück, der gar nicht so „neue“ Antisemitismus habe seinen „Ursprung im maßlosen Krieg Israels gegen Gaza“.
@ 99.
JaM, ich meint Beitrag 95, bitte den Vertipper zu entschuldigen.
Sie haben das schon völlig richtig eingeordnet.
KM
@ JaM, #97
Ich hätte mich ja gern zurückgehalten, schon weil ich mich wegen einer Reise erst verspätet einklinken kann. Auch, weil mir einige Ihrer kenntnisreichen Beiträge durchaus beachtenswert erscheinen.
Da Sie nun aber Ihre Aussage von #47 wiederholen, muss ich Sie doch auf Widersprüche Ihrer Argumentation aufmerksam machen.
Dort schreiben Sie:
„Der Hass auf Juden, den Islamisten wie die Hamas verbreiten (…), hat tiefere Ursachen. Es ist das Erbe der europäischen Antiaufklärung, das ein Teil der Ideologie der Muslimbrüder seit ihrer Gründung im Jahr 1928 geworden ist.“
In der Diskussion mit mir im Thread „… und an allem sind die Amis schuld!“ vom 7. Mai 2014 dagegen finden Sie für Antisemitismus folgende Erklärung:
„Ohne die Akzeptanz, die Nazis mit ihrem Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft gefunden haben, wäre aber die Schoa nicht möglich gewesen. Dass es diese Akzeptanz auch im „aufgeklärtem“ Bürgertum gab, ist (…) auch die Folge des Antijudaismus der Philosophen der Aufklärungszeit.“
– Erklärungen, die m.E. schwerlich miteinander zu vereinbaren sind – es sei denn, man ortet „Antisemitismus“ so ziemlich überall, benutzt ihn als vielseitig einsetzbaren, verallgemeinernden Vorwurf, dem wohl keiner entgehen kann. Ein Widerspruch, welcher der Erklärung bedarf.
Nicht anders Ihr Seitenhieb gegen Abraham Melzer in #90.
@ stefan Vollmershausen, #63
Für unerträglich halte ich „Lösungsvorschläge“ in der Art wie:
„Genau dasselbe was Israel mit den Unverbesserlichen der Hamas macht – einsperren und sühnen – sollte man auch mit den russischen Separatisten tun, die Schuld am Abschuss des Passagierflugzeugs MH17 tragen.“
Noch dazu, wo dies in #66 zusätzlich mit einem expliziten Bekenntnis zu Sippenhaft aus der Perspektive eines selbst ernannten Rachegottes erweitert wird:
„Die russischen Separatisten in der Ostukraine in Sippenhaft nehmen und danach abriegeln. In Sippenhaft würde der Abschuss von MH17 gesühnt werden.“
Im Übrigen stimme Matthias Borck-Elsner in #64 zu:
„Solange es aber einen solchen Richter nicht gibt, (der von beiden Seiten respektiert werden muß), ist die einzige Lösung der zukunftsorientierte Wille aller Beteiligten, allen Beteiligten ihr Lebensrecht zuzugestehen.“
@ Werner Engelmann
Gerne kann ich den „Wiederspruch“ aufklären. Im Thread „… und an allem sind die Amis schuld!“ habe ich den fortwirkenden Antijudaismus (einiger) Philosophen der Aufklärungszeit als einer der Quellen für den auch im „aufgeklärten“ Bürgertum im Europa (und Deutschland) des 19. und 20. Jahrhunderts grassierenden Antisemitismus (den Sie wohl nicht bestreiten werden) benannt und mit einigen Zitaten belegt. Ausdrücklich habe ich geschrieben, dass nicht „die“ Aufklärung antisemitisch war, sondern die Grundlage für die bürgerliche Gleichstellung der Juden bildete.
Unstrittig ist auch der Antisemitismus der Antiaufklärung (oder des Antimodernismus) im ausgehenden 19. Jahrhundert, den z.B. Umberto Eco in seinem Roman „Der Friedhof in Prag“ beschreibt und der in Italien und Frankreich spielt. Die Figuren des Romans sind ausgedacht, die von Eco widergegebene Genese der antisemitischen Hetzschrift „Die Weisen von Zion“ ist aber wissenschaftlich belegt. Auf diese Schriftbezieht sich ausdrücklich Sayyid Qutb (1906-1966), einer der wichtigsten Ideologen der Muslimbrüderschaft, in seiner Schrift „Unser Kampf mit den Juden“.
Ob Sie es glauben wollen oder nicht, auch politische Bewegungen oder Ideologien, die sich erbittert bekämpfen, treffen sich nicht selten in einem Punkt: In ihrem Hass auf Juden. Antisemitismus ist keine rationale Haltung, sondern ein durch Projektion entstehendes Feindbild. Deshalb können Antisemiten den Juden gleichzeitig die Schuld am Kapitalismus und am Kommunismus geben.