Bis zum Morgen des 14.12. war Newtown ein amerikanisches Vorzeigestädtchen. Den Menschen ging es finanziell gut, es gab kaum Kriminalität. Dann dringt der 20-jährige Adam Lanza, ein unauffälliger, verschlossener Mensch, in die Sandy-Hook-Grundschule ein und durchsiebt 20 Kinder im Alter von sechs und sieben Jahren mit Salven eines halbautomatischen Schnellfeuergewehrs. Außerdem tötet er sechs Lehrkräfte, schließlich sich selbst. Seine Mutter hatte er getötet, bevor er zum Massaker aufgebrochen war; sie war die Besitzerin des Gewehrs. Außerdem soll Lanza zwei Handfeuerwaffen bei sich gehabt haben, alle aus dem privaten Arsenal seiner Mutter.

Diese unfassbare Tat befeuert in den USA die Diskussion über schärfere Waffengesetze. Mal wieder. Die Abstände zwischen solchen „school shootings“ scheinen sich zu verkürzen, aber das beeindruckt die Lobbyisten der mächtigen National Rifle Association (NRA) nicht. Eine Woche herrschte Funkstille seitens der NRA, dann trat am vergangenen Freitag der Lobbyist Wayne LaPierre zu einer Pressekonferenz an und erschütterte die Welt mit seinen tiefen Einsichten in soziale Strukturen und die Psyche des Menschen: „Der einzige Weg, einen bösen Menschen mit einer Waffe zu stoppen, ist ein guter Mensch mit einer Waffe.“ Hier ein Porträt des Lobbyisten.

Ich habe mit etwas Verzögerung diesen schönen Leserbrief von Jürgen Malyssek aus Wiesbaden bekommen, den ich Ihnen nicht vorenthalten möchte:

„So erschütternd dieses Ereignis auch ist, immer wieder  nach Amokläufen sind es die gleichen Reaktionen der  Menschen und Medien: Wie konnte das nur geschehen? Es war doch alles so friedlich. Und der Täter war so freundlich und unauffällig. Man versteht das Drama nicht, weil man sich nur an der Oberfläche des Geschehens bewegt. Dann der Ruf nach schärferen Waffengesetzen (was unbestreitbar ist), die ignorante Gegenreaktion der Waffenlobbyisten, der Ruf  nach dem harten Durchgreifen.
Doch man greift ins Leere, weil vielleicht nicht die richtigen Fragen gestellt werden. Es geht nicht nur um den Streit um den Umgang mit Waffen. Es geht auch um den Umgang mit dem Bild, das wir inzwischen von der Gesellschaft haben, das durch und durch ökonomisiert ist und vor Konkurrenz, struktureller Gewalt und sozialer Ausgrenzung nur so strotzt. Übrigens auch in Deutschland, was wir permanent verdrängen. Es geht um die große Verdrängung des „Bösen“ in einem gesellschaftlichen System, das auf Konsum, Macht, Konkurrenz, Angst und Ausbeutung aufgebaut ist. Wo das Soziale reine Fassade des Rhetorischen geworden ist (auch bei uns in Deutschland).
Man will nicht an den tieferen Kern des  Elends heran: Die amerikanische Gesellschaft ist im wahrsten Sinne des Wortes todkrank, sonst gäbe es diese Unzahl von Amokläufen nicht. Sie besteht aus sozialer Ungerechtigkeit,  gnadenloser Konkurrenz, kollektiver Angst (was die Waffenbesitze  deutlich zum Ausdruck bringen), Allmachtssucht, unterdrückten Gewalt- und Ohnmachtsgefühlen. Trägt aber eine heroische Pionier- und Siegermentalität als starren Mythos vor sich her.
Der amerikanische Traum ist längst ausgeträumt. Und die Idylle, die man gerne in Newtown herbeireden möchte, die hat es nie gegeben. So lange es gut ging, sah es idyllisch und freundlich aus. Das nährt die Illusion von  Liberty & Pursuit of Happiness. Warum passierten die vielen Amokläufe eher in kleinstädtischen Bereichen? Und warum so oft an  Schulen? Warum?
Aus der Mitte der Gesellschaft
Diese schreckliche Tat ist nicht nur die Tat eines einzelnen kranken, verstörten jungen Menschen. Die Tat kommt auch aus der Mitte dieser Gesellschaft mit ihren Illusionen und Unaufmerksamkeiten (niemand habe Adam Lanza richtig gekannt – ein Phantom, mittendrin!). Die chronische Vernachlässigung des Sozialen und die Beharrlichkeit des Ökonomischen, irgendwann bringen  sie das  Hässliche und Verletzte hervor. Es wird sich nichts an diesen Schrecklichkeiten ändern, wenn der tiefere Blick in die Substanz dieser Gesellschaft vermieden wird. Newtown ist nicht weit weg von uns.“

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18 Kommentare zu “Newtown ist nicht weit

  1. Bevor ich mich zu dem hier angesprochenen Thema möglicherweise äußere möchte ich erst Frohe Weihnachten wünschen und das besonders den tausenden von Angehörigen die bei dem Bürgerkrieg der auf deutschen Straßen stattfindet Familienmitglieder verloren haben. Diese sind leider den Medien keine Zeile wert.

  2. Lieber Bronski,

    der Brief von Herrn Malyssek ist mit Abstand einer der differenziertesten Kommentare die zu disem Thema zu lesen sind. Dagegen war die reine Sachverhaltsdarstellung in der Presse ganz allgemein mehr als unglücklich geraten, erschwert dies doch einen ungetrübten Blick auf die entstandenen Schadenslage und realitätsnahe Lösungsvorschläge.
    Dabei stützt sich die Kritik auf die erzielte Wirkung des Berichts beim Leser, wird doch primär ein Unsicherheitsgefühl verbreitet zumal aufgrund der Lebenserfahrung der Mehrheit deutscher Leser diesen eine zweckmäßige Bewertung nur schwer gelingen dürfte.
    Wer nicht beruflich oder sonstwie eine eigene Einschätzung für Gewaltdelikte entwickelt hat, wird durch die Konfrontation mit suggestiv wirkenden Schlagworten mehr verunsichert denn informiert. Was ja auch die Kommentare zum „Zitat des Tages“ vom 03.12.12 zeigten.

    Zudem trägt die bisher überwiegend gewählte Erzeugung von Bildern im Kopf des Lesers, eben durch Art der Beschreibung, auch auf fatale Weise zur Fokussierung des Interesses an Schusswaffendurch tatgeneigte Personen hin. Aus den Tagebuchaufzeichnungen entsprechender Täter ist bekannt, wie diese auf solche negativen Überhöhungen reagieren; rücken so doch bestimmte Tatmittel durch eine negative Mystifizierung erst in den Fokus von für solche Bilder im Übermaß empfänglichen Personen!

    Das hat auch einen positiven Aspekt, denn so wird -wohl unwissentlich- die Zahl der Opfer solcher Delikte technisch begrenzt, ist aber sicher nicht gewollt.

    Auch in Ihrer Einführung zum Leserbrief könnten sich solche Aspekte negativer Überhöhung finden lassen, zudem widersprechen sich die verwendeten Fachbegriffe. Sie, lieber Bronski, haben sich ja sicher einges dabei gedacht, finden Sie das vor dem Hintergrund der Rezeption durch tatgeneigte Personen denn hilfreich?

    Die mitunter recht verwirrende Waffenrechtliche Situation in den USA erlaubt wohl kaum eine Reduktion auf einen Bundesstaat. Zudem ist aus der Sicht der Gefahrenabwehr die Forderung nach qualifizierten Sicherheitspersonal nicht per se falsch, ob das dann, genau wie zusätzliches Personal der Polizei, auch bezahlt werden kann, eine ganz andere Frage.

    Zudem ist die Frage nach der Wirksamkeit von Normmodifikationen auch in diesem Zussammenhang mehr als berechtigt, denn einmal sollen Gesetzesänderungen ja einen Sicherheitsgewinn bringen und dann müssen diese auch durchsetzbar sein!

    Zudem scheint es sich zu bewahrheiten, an den gesellschaftlichen Kern der Genese sogenannter „Amok“-Täter will niemand heran! Obwohl es sich um ein recht neuzeitliches Phänomen handelt, denn letztlich sind das Täter die einen erweiterten Suizid umsetzten und keinesfalls wie die Definition von „Amok“ nahelegt, spontane Tatentschlüsse!
    Schließlich gab es auch in Deustchland erst nach 1970 solche „Amok“-Delikte, zuvor waren Schusswaffen, und nach dem Krieg noch ganz andere Kampfmittel überall zu haben. Dennoch ist trotz vieler seelisch sicher stark geschädigter Kriegsteilnehmer (die auch noch professionell mit allen diesen Dingen umgehen konnten!) praktisch nichts vorgefallen!

    MfG KM

  3. Hallo,
    mit großer Bewunderung habe ich „newton ist nicht weit weg“ in der FR vom 24.12. gelesen. Herr Malyssek hat für mich alles ausgedrückt, was ich auch so sehe, ohne dass ich es so hätte formulieren können. Ich bin selbst Lehrer an einer Berufschule und habe viel mit unterprivilegierten Schülern zu tun (ein Großteil davon mit Migrationshintergrund, aber beileibe nicht alle). Immer wieder kommt es vor, dass wir (meine KollegInnen und ich) uns fragen, ob der eine oder andere unserer Schüler (hier ganz bewusst: Schüler/männlich) zu einem Amoklauf fähig wäre. Antwort ist meist: könnte sein, Unsicherheit, Angst? Ich bin überzeugt, dass die Arbeit mit o.g. Schülern ein kleiner Baustein sein kann, an den sozialen Wurzeln unserer Gesellschaft zu arbeiten und zu sie verbessern. Deshalb ist für mich das Wichtigste für einen Lehrer – neben der reinen Wissensvermittlung (die es so rein auch nicht gibt) die Beziehung zu den Schülern. In diesem Sinne hat meine Arbeit auch einen politischen Aspekt. Der Versuch diesen Schülern eine Perspektive (beruflich und ganz allgemein für ihr Leben) zu geben, kann letzten Endes uns allen nützen, indem sozialer Sprengstoff entschärft wird, der jeden von uns treffen kann – unter Umständen im wörtlichen Sinne.

  4. @KM

    Wie bei jedem anderen Geschehen sind auch hier Motivation, Gelegenheit und Verfügbarkeit der Mittel ausschlaggebend.

    Die Gelegenheit ist nicht kontrollierbar, weil deren Kontrolle zur Unfreiheit der Opfer führen würde, mithin also eine übermäßige und unerträgliche passive Sicherheitskonfiguration erfordern würde, im Sinne eines totalen passiven Schutzes (Zugangskontrollen) oder eines totalen aktiven Schutzes (Verteidigung), wie sie die NRA fordert.

    Die Verfügbarkeit der Mittel ist durch jene kontrollierbar, die diese Mittel zur Verfügung stellen. Die schwache Ausrede, daß der Anwender die Verantwortung für deren Einsatz übernimmt, öffnet das Tor zu Willkür. Auch Amokläufer, Despoten und Terroristen sind bereit, die Verantwortung zu übernehmen. Tragen tun sie diese Verantwortung aber nicht, sie entziehen sich derer durch Selbstmord oder ideologische Winkelzüge, ggf durch wohlfinanzierte Flucht.

    Die Motivation ist die am besten kontrollierte Komponente, nicht zuletzt durch die effektive Arbeit und Wirkung der Erziehungsarbeit, die eine Heerschar(!) von potentiellen Tätern, die im Sinne von Punkt 1 und 2 prädestiniert wären, solche Taten zu begehen, von diesen abhält.

    Es bleibt der Schluß, daß denjenigen, die keinen Widerstand gegen die innere und keinen Respekt für die äussere Wehrlosigkeit spüren, die Mittel an die Hand gegeben werden, diese Respektlosigkeit in die Tat umzusetzen.

    Sie haben insofern Recht, daß der Wille zur Tat auch die Mittel zur Tat finden wird. Eine Mitschuld tragen aber diejenigen, die die Mittel zur Tat zur Verfügung stellen, besondere Schuld tragen sie aber daran, diese Mittel effektiver und verfügbar machen.

    Die Mittel der Erziehung und sozialen Einflussnahme zum Verzicht auf Waffengewalt sind auf die bedeutsame Masse beschränkt. Sie sind darin effektiv und massenhaft wirksam.
    Den sozial Unberechenbaren keine Waffen zu geben, liegt in der Verantwortung derer, die die Waffen verteilen.

  5. Sehr geehrte(r) Sixty-four,

    ob die „deustche Betrachtungsweise“ hier wirklich weiterhelfen kann? Meine Zweifel sind größer als bei vielen anderen Themen.

    Den die Gelegenheiten werden auch bei Einführung einer reaktiven Schutzkomponente nicht schwinden, wurde schon bisher immer absolut „weiche“ Ziele ausgesucht.

    Die Verfügbarkeit der Mittel dürfte für die USA mittlerweile uferlos sein, ob eine wirksame legislative Einshcränkung möglich sein wird, wage ich zu bezweifeln.

    Zudem werden ja schon die jetzigen, dürftigen, Bestimmungen eifrig umgangen. Wie sehr solche Überlegungen das Denken bestimmen zeigte ja auch die jüngst vorgestellte Idee von „Waffen aus dem Drucker“, auch wenn das noch sehr weit von der Realisierung entfernt ist.

    Zieht man die Tatausführungen in Deutschland heran, so „sehen die Täter den Wald vor lauter Bäumen nicht“, jedenfalls bisher und die Fixierung auf Schusswaffen hat eher Taten verhindert, weil das Verständnis der Täter immer extrem beschränkt ausfiel.

    MfG KM

  6. Ich habe bei dieser ganzen Debatte ein grundsätzliches Problem. Mir scheint es so zu sein, daß unsere ganze Gesellschaft eher den Wolf im Menschen fördert, und diesem, in einer falsch verstandenen Liberalisierung, noch die Mittel zum „Wolfsein“, also alle möglichen Tötungsinstrumente, an die Hand gibt. Und diese „Gabe“ wird dann noch verklärt oder beschönigt, mit liberalen, oder wirtschaftlichen (Arbeitsplätze bei den Waffenherstellern), oder schein-demokratischen Begründungen. Und da kommt noch etwas auf für mich, das Lemminge-Syndrom. Wir werden einfach zu viele, und mögen das irgendwie nicht, fühlen uns von den Anderen bedrängt, weil wir von alters her den freien Auslauf auf der freien, und meistens menschenleeren, Prärie gewohnt sind. Beeinflußt dann durch falsche Erziehung, falsche Medien, falsche chemische Prozesse durch Umwelteinflüsse, Nahrung oder Medikationen drehen wir dann durch, weil wir überfordert sind, und einfach Schluß machen wollen mit dem ganzen Unbegreiflichen, und dann eben drauf los ballern. Diese ganzen Amokläufer wollen ja nicht gezielt Kinder/Personen töten, sondern es geht ihnen um Befreiung, für uns zwar pervers, aber für die Täter in einer Art tödlicher Konsequenz, die dann auch, wie hier, den eigenen Tod mit einschließt. Das eigene Leben bedeutet so wenig wie das Leben Anderer. Und da sollte sich die Gesellschaft dann schon fragen, was und vor allem warum vieles so endsetzlich schief läuft auf Erden.

  7. Sehr geehrter Herr Fladung,

    Die Komplexität des Problems macht eine Debatte in der Tat schwierig. Die gesellschaftlichen Umstände erscheinen darauf angelegt den Mechanismus des Konkurrenzdenkens über ein rational vertretbares Maß auszunutzen und deshalb zu Verabsolutieren. Das ist einem verträglichen Zusammenleben sicher wenig förderlich und man kann darüber streiten, ob diese Art der Gesellschaftsspaltung mit der dadurch bewirkten Endsolidarisierung nicht auch gern gesehen ist.

    Jedenfalls ist, zumindest in Europa, keine Bemühen erkennbar „das Wolfsein“, sicher eine grundlegende Komponente menschlicher Natur, soweit zu kultivieren, das aus dieser Kultivierung auch ein positiver Nutzen gezogen werden kann.
    Dazu würde m.E. Auch die Einsicht gehören das „Tötungsinstrumente“ nicht den Kern des „Wolfseins“ beeinflusst, jedenfalls nicht bei stabilen Persönlichkeiten.
    Persönliche Ängste sind hier der denkbar schlechteste Ratgeber, verbunden mit überwiegendem „Filmwissen“ kommt es dann auch zu den absonderlichsten „Lösungsvorschlägen“, weil es dem Individuum nahezu unmöglich ist eine Gefahrenanalyse, welche den Namen verdient, für sich vorzunehmen. Schon die mentale Fixierung auf vermeintliche oder tatsächliche „Tötungsinstrumente“ ist mehr als bedenklich, zumal die Meinungen was darunter zu fallen hat mehr als auseinandergehen, zurecht.

    Durch halbwegs funktionierende Polizei, wie in Deutschland noch gegeben, besteht ein grundsätzliches Erkenntnisdefizit in der Auseinandersetzung mit Gewalt, wenn es dabei über kleinere Schlägereien hinausgeht. Entsprechend hilflos, weil orientierungslos, fallen dann die Reaktionen auf Ereignisse wie das Delikt in Newton aus.
    Es ist nahezu unmöglich sich ein Urteil darüber zu bilden, jedenfalls soweit man versucht sich aus den medialen Darstellungen über den Sachverhalt zu informieren. Denn diese sind inhaltlich so widersprüchlich dass damit nicht viel anzufangen ist.

    Die mediale Verklärung von Gewalthandlungen, das hatte ich auch schon in meinem ersten Kommentar angerissen, ist tatsächlich bedenklich. Dazu kommt aber auch eine verfehlte Sozialisierung der Menschen im zweckmäßigen Umgang mit Gewalt in deren vielfältigsten Ausbildungsformen! Die Mediale Verklärung lässt zudem regelmäßig vermissen, dass es sich um bestimmte, sehr seltene, Ausnahmesituationen handelt!

    Ob damit allerdings auch nur ein Arbeitsplatz bei einem Waffenhersteller gesichert wird, wage ich doch zu bezweifeln.

    Was genau Sie mit „scheindemokratischer Begründung“ meinen, kann ich nur ahnen. Immerhin lässt sich erschließen das Ihnen da etwas nicht sehr gefällt.

    Die Hypothese: „..weil wir überfordert sind, und einfach Schluss machen wollen mit dem ganzen Unbegreiflichen, und dann eben drauf los ballern.“
    dürfte, wenn man diese den schriftlichen Einlassungen deutscher Täter gegenüberstellt, als Erklärung ziemlich sicher ausscheiden.

    Ebenso geht aus entsprechenden Tagebuchaufzeichnungen hervor, dass solche Tätergruppen eben genau das vorhaben, diese Täter planen über Jahre hinweg gezielt bestimmte Personen/Gruppen zu töten! Es geht dabei immer um Vernichtung, nicht explizit um Befreiung.

    Man darf nicht vergessen das es sich dabei um stark deviant strukturierte Persönlichkeiten handelt.

    Mit freundlichen Grüßen KM

  8. Hallo Herr Müller,

    danke für die Replik. Ich sollte noch etwas ergänzen, damit meine Einstellung vielleicht noch deutlicher wird. Lanza, Breivik, Steinhäuser – waren alles Männer! Zufall? Eher wohl nicht. In den letzten Jahren habe ich von keiner Attentäterin gehört oder gelesen, wobei sich die die Taten ausführenden sehr wohl unterschieden. Breivik hatte wohl gezielt geplant, Lanza eher nicht, bei Steinhäuser war es wohl eher diffus. Allerdings fällt mir schon seit Jahren das fast erotische Verhältnis von Männern und Waffen auf, nicht nur beim Militär. Wie ist das bei Sportschützen? Diese dürfen ja immer noch, wie der Vater von Steinhäuser, ihre Sportwaffen mit nach Hause nehmen, und dort natürlich „verschlossen“ aufbewahren. Wie ist es aber dann mit Fahrlässigkeit, Nachlässigkeit? Warum hat die Gruppierung so eine starke Lobby? Findet sich die Faszination am Waffenbesitz bei unseren Politern wieder? Auch eine schriftliche Einlassung rechtfertigt bzw. begründet ja nicht automatisch die spätere Tat – sonst müßten viele Krimi-Autoren oder Drehbuchschreiber irgendwann ihre Phantasien in die Wirklichkeit tragen bzw. in dieser umsetzen.

    Und warum, und da komme ich auf das „schein-demokratische“, wird bei uns immer so eine Geheimniskrämerei um Waffenexporte gemacht? Sind dies nicht exportierte Tötungsinstrumente? Und warum schwingt so viel Stolz mit, bei der deutschen „Wertarbeit“ im Tötungssektor, egal, ob Mauser, Heckler & Koch, Howaldts-Werft oder andere? Eben diese „Wertarbeit“ wird dann, mit fadenscheinigsten Begründungen, exportiert, natürlich auch in Spannungsgebiete (wozu auch Israel gehört), weil sich die „Spannung“ so wunderbar definieren lässt, oder in totalitäre Regime, wie Saudi-Arabien.

    Auch die Teilnahme von Frau Tschäpe an den Mordtaten der NSU war ja eher eine weibliche Ausnahme, weil meiner Kenntnis nach sowohl in Nazi-Kreisen als auch bei den Ultras (früher Hooligans) im Fußball die Damen eher in der Minderzahl sind. Wenig Hoffnung macht mir allerdings das Verhalten vieler, vor allem jüngerer Damen im Straßenverkehr, wo viele anscheinend bestrebt sind, das rüpelhafte Verhalten der Herren auf der freien Wildbahn recht bald einzuholen.

    Wenn Sie mit Ihrem Prädikat „deviant“ ein von der NOrm abweichendes Verhalten bezeichnen wollen, dann möchte ich hier doch ein paar Fragezeichen setzen. Mir scheinen die Abgründe hier zwischen verbalem Ausfall und dem Dschungel auf der anderen Seite nicht allzu tief zu sein, was ich z.B. an dem „Recht auf Feuerwerk“ bei den Ultras festmache.

  9. Sehr geehrter Herr Fladung,

    Zu dem Geschlechterverhältnis:
    Dieses scheint, für die Bundesrepublik, bisher etwa 80/20 zugunsten der Männer zu betragen. Wobei auffällt das praktisch alle Täter, also geschlechtsübergreifend, objektiv gesehen sehr eigenartig agierten und selbst bei der jeweiligen Tatausführung mehr oder weniger weit hinter den jeweils für sie erreichbaren Schadenspotenzialen zurückgeblieben sind.
    Sicher gut für die so vermiedenen Opfer, aber so ein „professioneller Versager“ kann ja leider auch mal Glück haben.
    Zur Planung:
    Breivik hat sehr langfristig geplant und sichtliche Mühe mit der technischen Vorbereitung gehabt, von der Umsetzung nicht zu reden. Denn die recht hohe Zahl an Geschädigten erklärt sich hier primär aus der langen Zeit die A.B.B. ungehindert agieren konnte.
    Bei der Suche nach Schusswaffen (SW) und Sprengstoff hat er sich zudem auffällig blöd angestellt.
    Zu Lanza kann ich Ihnen leider noch nichts belastbares mitteilen.
    Steinhäuser hat wohl ausprobiert wie gut er mit sehr schlecht gefälschten Dokumenten und „unauffälligem Auftreten“ zum Ziel kommt. Nach Sprengstoff hat er gar nicht gesucht und wohl keinerlei Ansätze zu einer alternativen Waffenbeschaffung unternommen.

    Zur „Erotik“:
    Was ist das? Personen mit einer solchen Bindung sind mir noch nie untergekommen, dafür aber viele Waffenbesitzer die „Opfer“ der o.a. Mystifizierung geworden sind und mangels Ausbildung das tatsächliche Potenzial von SW gar nicht sehen oder kennen; gelegentlich gilt das selbst für Polizisten
    Zu den Sportschützen:
    Das ist nicht ganz leicht zu beantworten. Denn grundsätzlich lassen sich auch Sportwaffen privat sicher aufbewahren, wenn der Besitzer etwas Verstand walten lässt.
    Eigentlich nicht anders als ich das aus dem beruflichen Umgang kenne, zumal ich feststellen muss das sich aus Sicht der präventiven Gefahrenabwehr auch kein zusätzlicher Sicherheitsgewinn aus einem Aufbewahrungsverbot zu Hause ergeben würde. Das gilt genauso für die Trennung von SW und Munition.

    Zur Lobby:
    Da sollte man deutlich zwischen Sportschützen und Rüstungslobby unterscheiden, handelt es sich doch um ganz unterschiedliche Produkte und Interessen.
    Das Erstarken, oder überhaupt erst die Bildung einer Lobby für Sportschützen ist die deutliche Reaktion auf allerlei Ansätze zur (vermeintlichen) Verschärfung des WaffG und daher nicht verwunderlich. In wie weit „Faszination“ dabei eine Rolle spielt, kann ich nicht sagen; der Aufwand zum legalen Erwerb ist mittlerweile dóch erfreulich langwierig.
    „Wir“ sind eine sehr schusswaffenentwöhnte Gesellschaft, in der Faktenwissen zum Thema nur sehr selten vorhanden ist; dafür Unmengen an durch Mythen aus Film und Presse entstandenen Vorurteilen. Was natürlich eine inhaltliche Diskussion enorm erschwert.
    Die Tagebuchaufzeichnungen entsprechender Täter gehen übrigens um Größenordnungen über die in Krimis etc. angetroffenen Schilderungen hinaus, von daher auch der sehr deutliche Beleg für stark deviant strukturierte Persönlichkeiten.

    Zur Rüstung:
    Auch schwierig, zumal hier ja eindeutig die Gewinnerzielungsabsicht gegeben ist, ohne würde jedes Finanzamt den Laden sofort schließen (dürfen).

    Nochmal Frauen:
    Da kann auch nur vermutet werden das, Sie deuten es ja auch an, sich hier traditionelle Verhaltensmuster widerspiegeln. D.h. Es ist eher kulturell vermittelt das Männer eben Dritte schädigen und Frauen ihre Aggressionen doch bitte nach innen zu richten haben.
    Da noch unklar bleibt wie die Tatbeteiligung von Frau Tschäpe denn ausgesehen haben mag, kann ich noch zwei weitere Fälle erwähnen über welche es auch am 31.01.13 in der Kinder- und Jugendpsychatrie Marburg; R.-BultmannStr8. Um 18:00 einen entsprechenden Vortrag gibt. Die Fälle zeigen auch wie unterschiedlich so ein Delikt ausfallen kann. Einmal mit Herbeiführung einer Explosion und mehreren Toten und dann wieder lediglich Leichtverletzte, weil eine Jugendliche das Tatmittel Schwert nicht „richtig“ handhaben konnte..

    MfG KM

  10. Seit Newtown, liest man heute in der FR, („Amerikaner kaufen weiter Waffen in Rekordmengen“, S.6f.) sind in den USA 409 Menschen durch Waffengebrauch zu Tode gekommen. 409 Einzelschicksale, über die, mangels Erregungsgrad, niemand in der Presse berichtet hat, welcher Karl Müller eine wesentliche Mitverantwortung zuzuschreiben scheint. Und noch mehr: Newtown hat den Waffenumsatz in die Höhe getrieben – und die Philosophie der Waffenlobby, nach der nur waffenstarrende „good boys“ ebenso waffenstarrende „bad boys“ in Schranken halten könnten. Obama kündigt schärfere Waffenregelungen an(ohne sonst etwas dahingehend zu unternehmen), und schon tönt es befriedigt aus Waffenhändlerkreisen: „Obama ist unsere beste Werbung.“
    Dasselbe gilt wohl auch für Amokläufer und ein von ihnen angerichtetes kleines Massaker von Zeit zu Zeit. Und wenn man berücksichtigt, dass die USA 5 % der Weltbevölkerung besitzt, aber 50 % der Waffen, erscheint das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ in ganz anderem Licht: als „Land der unbegrenzten Möglichkeiten, zu Tode zu kommen“ – ob durch „bad boys“ oder durch „good boys“, die nichts anderes tun, als ihr „Recht“ auf Waffenbesitz zu verteidigen, dürfte dabei für die Betroffenen wohl keine besonders große Rolle spielen.
    Angesichts solcher Fakten wird man mit Philosophieren über das Gute oder Böse im Menschen an sich wohl kaum weiter kommen. Ich stimme daher Sixty-Four (#4) zu, dass es wohl in erster Linie darauf ankommt, wo sich konkrete Handlungsnotwendigkeiten und –möglichkeiten ergeben, und das ist wohl in erster Linie auf der Ebene der „Verfügbarkeit der Mittel“.

  11. ehr geehrter Herr Engelmann,

    Verantwortung der Medien sehe ich als gegeben an, in soweit diese zu einer Mystifizierung von Schusswaffen beitragen. Das kann sowohl durch positive Darstellung als Mittel zur Problemlösung, eben nicht als ultima ratio, oder durch negative Überhöhung mit der Botschaft(Böse, böse, was kann damit nicht alles bewirkt werden..) bewirkt werden. Der „Normale“ wird von beiden Botschaften zwar inhaltlich meist desinformiert, aber eher nicht zu entsprechenden Gewaltdelikten angeregt. Der deviant strukturierte „Amok“-Täter wird von beiden Inhalten magisch angezogen und schwelgt gerade zu in maximal blutrünstigen Tatgedanken.
    Für seinen Tatentschluss ist das eher eine Art Einstimmung, ähnlich wie die dabei gelegentlich auftauchenden „ego-shooter“; der zukünftige Täter nimmt das lediglich ul sein bereits gefälltes Urteil zu zementieren.

    Wenn man nun das Augenmerk auf die von Obama angekündigten „Verschärfungen“ im Waffenrecht richtet, so kommt man eigentlich aus dem Staunen nicht heraus.

    Denn diese als Verschärfungen beschriebenen Maßnahmen erscheinen entweder selbstverständlich (Keine Waffen an Kranke) oder bloße Makulatur wie die angedachte Wiederholung des als absolut untauglich manifestierten Verbotes für „große Magazine“ oder bestimmte Halbautomaten.

    Es gibt also selbst aus unserer europäischen Perspektive keinen Anlass zu Panikkäufen. Zumal ja Handfeuerwaffen in ausreichender Anzahl verfügbar sind, und Normmodifikationen welche über den Firarms act von 1934 hinausgehen werden schlicht nicht durchsetzbar sein.

    Es erscheint vor dem Hintergrund der breiten Verfügbarkeit geradezu absurd hier für die USA auf die Verfügbarkeit der Mittel abzustellen, denn es gibt, auch wenn es aus sachverhaltsentstellenden Darstellungen oft anklingt, keine besonders geeigneten Mittel. Das Sturmgewehrverbot ist auch so ein Placebo, denn aus technischen Gründen ist weder ein dermaßen abgeänderter Halbautomat noch ein Sturmgewehr, und dann ist dessen Kapazität technisch sehr begrenzt was sich hieran erkennen läßt:

    http://www.bilder-upload.eu/show.php?file=8d860c-1357551016.jpg

    Mit freundlichen Grüßen KM

  12. Sehr geehrter Herr Engelmann,

    Ein generelles Medienbashing ist gar nicht beabsichtigt und es darf auch nicht der Eindruck entstehen die Schuld und Verantwortung läge bei einer anderen Person als dem Täter selbst.

    Eine begrenzte Verantwortung der Medien sehe ich als gegeben an, in soweit diese zu einer Mystifizierung von Schusswaffen beitragen. Das kann sowohl durch positive Darstellung als Mittel zur Problemlösung, eben nicht als ultima ratio, oder durch negative Überhöhung mit der Botschaft(Böse, böse, was kann damit nicht alles bewirkt werden..) bewirkt werden.
    Der „Normale“ wird von beiden Botschaften zwar inhaltlich meist desinformiert, aber eher nicht zu entsprechenden Gewaltdelikten angeregt. Der deviant strukturierte „Amok“-Täter wird von beiden Inhalten magisch angezogen und schwelgt gerade zu in maximal blutrünstigen Tatgedanken.
    Für seinen Tatentschluss ist das eher eine Art Einstimmung, ähnlich wie die dabei gelegentlich auftauchenden „ego-shooter“; der zukünftige Täter nimmt das lediglich um sein bereits gefälltes Urteil zu zementieren.

    Wenn man nun das Augenmerk auf die von Obama angekündigten „Verschärfungen“ im Waffenrecht richtet, so kommt man eigentlich aus dem Staunen nicht heraus.

    Denn diese als Verschärfungen beschriebenen Maßnahmen erscheinen entweder selbstverständlich (Keine Waffen an Kranke) oder bloße Makulatur wie die angedachte Wiederholung des als absolut untauglich manifestierten Verbotes für „große Magazine“ oder bestimmte Halbautomaten.

    Es gibt also selbst aus unserer europäischen Perspektive keinen Anlass zu Panikkäufen. Zumal ja Handfeuerwaffen in ausreichender Anzahl verfügbar sind, und Normmodifikationen welche über den Firarms act von 1934 hinausgehen werden schlicht nicht durchsetzbar sein.

    Es erscheint vor dem Hintergrund der breiten Verfügbarkeit geradezu absurd hier für die USA auf die Verfügbarkeit der Mittel abzustellen, denn es gibt, auch wenn es aus sachverhaltsentstellenden Darstellungen oft anklingt, keine besonders geeigneten Mittel. Zudem darf jeder für den Hausgebrauch Schusswaffen herstellen, solange diese nicht weitergegeben werden.

    Das Sturmgewehrverbot ist auch so ein Placebo, denn aus technischen Gründen ist weder ein dermaßen abgeänderter Halbautomat noch ein Sturmgewehr (das seit 1934 nur mit Sondergenehmigung erhältlich ist), und dann ist dessen Kapazität technisch sehr begrenzt was sich hieran erkennen lässt:

    http://www.bilder-upload.eu/show.php?file=8d860c-1357551016.jpg

    Die Abbildung stammt noch aus meinen Ausbildungsunterlagen und zeigt wie lange die sehr begrenzten Möglichkeiten für diese Bauform schon allgemein bekannt sind.

    Quelle: Smith, M.B., Haslam, P. (1982): Small Arms & Cannons.– Royal Military College of Science; Shrivenham, UK. (Fig. 4.15) pp. 70; ISBN: 0-08-028330-6.

    MfG KM

    (…)

  13. @KM

    Die Argumentation, daß es zu jedem Tatwillen auch Tatmittel gibt, ist nachvollziehbar. Eine lückenlose Kontrolle kann es deshalb nicht geben.
    Trotzdem stehen die Waffenverteiler (auch die illegalen) in der Schuld, die Effektivität der Täter zu unterstützen.
    Ein automatisches Gewehr, das an sich schon ein Perversion der Konflikthandlung darstellt, weil es die Distanz zum Opfer und dessen Wehrlosigkeit potenziert, ist der Ausdruck einer Mechanisierung des Tötens, die das mechanische Handeln der Täter erst ermöglicht. Die Entfremdung, die dadurch stattfindet, ist ein Grund für die Hemmungslosigkeit, mit der das Töten stattfindet. Die Täter haben keinerlei Risiko zu tragen, der „Skill to Kill“ wird durch die Waffe, nicht durch den Täter erzeugt.

    „Hemmungslosigkeit“ ist hier kein zufälliger oder psychologischer Begriff. Eine „Hemmung“, die es lediglich zuläßt, nur einen Schuss pro Minute abzufeuern ist ein wesentlicher, qualitativer Verteidigungszeitraum, der es einem oder mehreren Unbewaffneten möglich macht, den Aggressor zu erreichen und zu überwinden. Effektivität der Waffen potenziert deshalb die Wehrlosigkeit der Opfer.

    Besonders erwähnenswert ist Ihr Argument, daß Waffen nicht in die Hände von Kranken gehören. Dies verkehrt sowohl den Krankheitsbegriff, als auch den Begriff vom „Gesunden“ in sein Gegenteil.

    Niemand, weder Gesunde, noch Kranke sollten Waffen zur Verfügung haben. Lediglich besonders geschulte, von Berufs wegen Beauftragte sollten Waffen tragen und dies nicht bloss deshalb, weil sie als „gesund“ gelten, sondern weil sie als besonders(!) gesund gelten und weil sie eine Schulung zum kontrollierten Waffeneinsatz erhalten haben und regelmäßig auf ihre Gesundheit hin untersucht werden.

    Kurzum: Waffenbesitz erfordert eine besondere Persönlichkeit, besondere Umstände und besondere Überwachung.

    Der sogenannte „gesunde“ Durchschnittsbürger ist nicht in der Lage, mit einer solchen Verantwortung umzugehen, ebensowenig wie der sogenannte Kranke. Es gibt zwischen diesen Kategorien keine Grenzlinie!

    Waffengebrauch ist nicht „normal“. Die Bedingungen für einen Waffengebrauch festzulegen ist Sache des Gesetzgebers. Dabei gibt es nur zwei Kriterien: Den unnormalen kriminellen Waffengebrauch, der bekämpft, den unnormalen gesetzlichen Waffengebrauch, der überwacht werden muß.

  14. Sehr geehrte(r) sixty-four,

    Das Modell von den „Verteilern“ trifft schon für Deutschland nur bedingt zu. Denn hierzulande gibt es außer Diebstahl oder illegalem Kauf noch andere Beschaffungsmöglichkeiten, welche zunächst garnicht so bedeutsam erscheinen. Da ist einmal und schon lang bekannt der „Urlaub in den Alpen oder auf dem Balkan“, dann gibt es immer noch genügend Interessierte die auf alten Gefechtsfeldern rumsuchen und denen noch genug Brauchbares in die Hände fällt (Das es sich um Bodenfunde handelt weisen bei Sicherstellungen dann die entsprechenden Rostnarben aus) oder man kann mit wenig Aufwand selbst, und ganz ohne eine Metallwerkstatt, ziemlich feuerkräftige wenn auch nur bedingt präzise Schusswaffen selbst erstellen. Kostet unter 100€ und Sie benötigen nur eine Feile und einen Handbohrer… für die deliktrelevanten Schussentfernungen recht es allemal. Das ist etwa der Stand der kriminaltechnischen Forschung seit 2010. Es bedarf daher entgegen den populären Einschätzungen gar nicht der „dunklen Kanäle“, wer das glaubt wiegt sich gründlich in falscher Sicherheit.

    Hinsichtlich der Schussentfernungen ist das überraschende Resultat das bei Schusswaffendelikten diese meist bis 8 m, oder auf wesentlich geringere Entfernung begangen werden, Einzelfälle bis 16 m sind bekannt, aber die absolute Ausnahme.

    Auch die Schussfrequenz ist meist niedriger als vermutet, und wenn nicht sind die Trefferanteile am Munitionsaufwand ziemlich niedrig. Außer bei den amoktypischen Schüssen auf kurze und kürzeste Entfernung. Was wohl der Bedarf der Täter geschuldet sein kann die Treffer auch selbst sehen zu können!

    Ein automatisches Gewehr, das an sich schon ein Perversion der Konflikthandlung darstellt, weil es die Distanz zum Opfer und dessen Wehrlosigkeit potenziert, ist der Ausdruck einer Mechanisierung des Tötens, die das mechanische Handeln der Täter erst ermöglicht. Die Entfremdung, die dadurch stattfindet, ist ein Grund für die Hemmungslosigkeit, mit der das Töten stattfindet. Die Täter haben keinerlei Risiko zu tragen, der “Skill to Kill” wird durch die Waffe, nicht durch den Täter erzeugt.
    Und Gelegenheiten von 1/Schuss min, dass ist spätestens seit dem 17ten Jahrhundert vorbei.

    Was die Problematik der Begriffe angeht, krank und gesund liegen da ähnlich wie „normal“ und „unnormal“, sicher keine glückliche Wahl. Davon ab,jeder des es will hat in einem industrialisierten Land wirksame Schusswaffen zur Verfügung, wenn er es denn will. Und zumindest die deutsche Rechtslage zu den Möglichkeiten der Berufswaffenträger haben Sie ja schon gründlich zusammengefasst.
    Um Menschen den Zugang zu Schusswaffen halbwegs sicher zu verwehren, müssten Sie diese schon kaserniert halten, was sich auf Dauer nur bedingt mit einem Rechtsstaat verträgt.

    Waffengebrauch ist durchaus „Normal“, je nach Widmung aber ein bedeutender Unterschied ob ein meist unbedarfter Zivilist damit Scheiben locht oder diese von einem Berufswaffenträger geführt werden. Situationen die einen rechtmäßigen Waffengebrauch außerhalb von Sportstätten rechtfertigen sind vielleicht gar nicht so selten, denn Gebrauch heißt auch Androhung!

    MfG KM

  15. @KM

    Sie betonen immer wieder die ausgeuferten Umstände, die anscheinend nicht mehr eingedämmt werden können. Das mag der Fall sein, aber diese erledigen sich ohne Nachschub von selbst. Sie lenken allerdings von meiner Forderung ab, daß die Waffenhersteller (und es sind ja bekannte, jahrzehntelang tätige) die Verantwortung für die Kontrolle ihrer Erzeugnisse tragen. Sie tragen auch die Verantwortung für Feldfunde.

    Um es auf den Kern des Problems zu bringen: Warum müssen die Friedlichen die Aggressiven kontrollieren? Ich nehme keine Waffe in die Hand, ich kaufe und verkaufe keine, ich benutze keine. Ich kann und darf erwarten, daß die Hersteller der Waffen deren Anwendung im Sinne der kontrollierten Anwendung kontrollieren, ebensosehr, wie ich erwarten kann, daß ein privater Bastler seine selbsterstellten Waffen gesetzesgemäß verwendet. Ich kann und darf erwarten, kein Opfer zu sein.

    Nicht die Opfer sind in der Pflicht, die Täter sind es. Wenn Sie die Unmöglichkeit der Kontrolle der Täter sehen, wo sind Ihre Lösungen? Sie werden keinen Pazifisten finden, der einer Kontrolle widerspricht, sie werden keine verborgenen Waffen, keine nachlässig verwahrten Waffen bei den Friedlichen finden, weil diese von selber keine Waffen besitzen und anwenden wollen.

    Das Problem besteht einzig und allein zwischen denen, die Waffen für sinnvoll halten. Nur diese sind aufgerufen, das Problem zu lösen. Von mir aus und von den Friedlichen aus ist das Problem gelöst, denn wir verwenden keine Waffen, auch keine tödlichen Sportgeräte etc. Eine Papierscheibe mit einem mörderischen Projektil zu durchbohren ist albern, dazu genügt ein harmloses Papiergeschoss, lenken Sie auch hier nicht vom Problem ab: Es geht um ein Substitut der Gewalt,niemand braucht ein metallisches Projektil, um Zielgenauigkeit zu beweisen. Schon gar nicht ist es nötig, Sportwaffen ausserhalb der Sportanlagen zu verwahren und zu benutzen.

    Sicherlich wird es immer unkontrollierbare Sonderlinge geben, die aus einem Stahlrohr oder einem Baumstamm Waffen herstellen, von diesen ist aber nicht die Rede. Die Rede ist von ungeschulten, unprofessionellen Anwendern, die hochwirksame Waffen zur Lösung ihrer Probleme einsetzen, zur Lösung von Problemen, denen sie nicht gewachsen sind, zu deren phantasierter finaler Lösung sie aber hocheffektive Geräte geliefert bekommen, denen sie auch nicht gewachsen sind.

    Das Problem ist und bleibt die Verfügbarkeit. Diese Verfügbarkeit zu kontrollieren ist Sache der Hersteller. Diese sollten das Recht und die Pficht haben, ihre Abnehmer zu kontrollieren, auch über die Freiheitsrechte hinaus. Nicht die Opfer, sondern die Täter sollten ihre Freiheitsrechte zur Disposition stellen.

  16. Sehr geehrte(r) sixty-four,

    Zum Nachschub:
    selbst bei vollständiger Kappung des „Nachschubs“ wäre das Problem aufgrund der langen Haltbarkeit bei zivilem Gebrauch noch nach 100 Jahren in der Welt. Bis dahin würde sich gerade in den USA auch eine subversive Fertigung in der Fläche etablieren, denn Fachwissen und Werkzeuge sind dort überall vorhanden.

    Von Ihrer Forderung lenke ich nicht ab, ich gehe gar nicht darauf ein. Das ist auch einfach erklärbar, denn solche Überlegungen stehen im klaren Widerspruch zu jeder Logik eine s demokratischen Rechtsstaates. Was Sie fordern wäre gewissermaßen eine „Mitstörerhaftung ex post“ und das ist gedanklich schon auf dem Wege zur Sippenhaft.

    Zum angeblichen Kern des Problems:
    Dazu bedarf es einiger Klärung, denn „moralisierende Betrachtungen“ sind hier wenig hilfreich und erscheinen unzweckmäßig, vor dem Hintergrund einer willkürlichen Trennung in vermeintlich Friedfertige und Aggressive.
    Selbstverständlich hat Jeder das Anrecht auf körperliche Unversehrtheit.
    Und es wäre sehr befremdlich jemand anderen als einen Täter für die Tathandlungen verantwortlich zu machen.
    Es steht somit jedem frei legal Waffen zu besitzen oder eben nicht.

    Zu den „Problemlösungen“:
    Sie konstruieren eine „konkrete Gefahr“ wo keine ist und bieten dazu ziemlich fragwürdige Lösungen an. Zudem ist es sicher wenig hilfreich für eine Sachdiskussion und zeugt nicht unbedingt von gründlicher Durchdringung des Themas, wenn man mit Begriffen wie: „mörderisch“ agiert, denn auch das ist eben nicht per se gegeben.

    Dazu kommt noch das es keinen Dritten, weder Sie noch mich, etwas angeht, was Berechtigte an legalem Umgang so zu tun pflegen, solange diese nicht rechtswidrig handeln. Da haben wir uns einfach nicht aufgrund persönlicher Befindlichkeiten einzumischen.

    Was jemand legal „braucht“, darf er selbst bestimmen. Wer dagegen Einspruch erhebt sollte diesen gut begründen können! In jüngster Zeit sind deshalb schon einige „Waffengegner“ privatrechtlich belangt worden (oder noch Verfahren anhängig), da diese eben nicht haltbare Behauptungen über „Sportschützen“ öffentlich gemacht haben; zurecht wie ich meine.
    Zudem gibt es keine an sich harmlosen Schusswaffen, genau sowenig wie es „gefährliche“ und „ungefährliche“ Kaliber gibt. Das kann wer will, auch in der Fachliteratur nachlesen, es gibt genügend Material aus Sektionsbefunden dazu.

    Wirksamkeit:
    Ein reichlich unscharfer Parameter, wenn undefiniert. In den Händen von Laien sind diese Schusswaffen eben nicht besonders wirksam, der Tathergang ist gewöhnlich äußeren Umständen geschuldet (Meist die Zeit bis um Eintreffen der Polizei).

    Aufbewahrung:
    Dazu gab es in neuster Zeit wiederholt Anhörungen von Sachverständigen vor einer Kommission des Deutschen Bundestages. Und alle Sachverständigen waren und sind der Ansicht das der Vorschlag der Zentrallagerung so ziemlich die am wenigsten zweckmäßige Aufbewahrungsform darstellt. Denn diese ist so hochproblematisch das die Forderung danach schon über Fahrlässigkeit weit hinausgeht; allein die Ausplünderung einer solchen Aufbewahrungsstätte für den 4-fach Mord von Eislingen spricht da Bände.
    Es geht nichts über die Einzelaufbewahrung mit ordentlichem Verschluss.

    Kontrolle:
    Der Rat vom Fachmann: Vergessen Sie´s; zumindest für die USA. Mehr als eine Registrierungspflicht werden Sie nicht umsetzen können, wie wirksam so etwas ausfällt sieht man z.B. am inhaltlich unsinnigen „Feinstein Act“ der ja nach Ablauf der Prüffristen auf Wirksamkeit ersatzlos gestrichen wurde.
    Wer sich als Hersteller eines Gegenstandes willentlich entäußert, hat darüber auch keine Verfügungsgewalt mehr, was aber schon mal erläutert wurde.

    MfG KM

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