Ganz ehrlich, richtig wundern tut mich die Entwicklung von Xavier Naidoo, dem deutschen R&B-Star aus Mannheim, nicht. Was mich eher erstaunt, ist, wie lange es gedauert hat, bis die deutsche Öffentlichkeit anfing, lauthals über seine Ansichten zu diskutieren. Ich kann mich erinnern, dass ich Ende der neunziger Jahre eine Doku über Naidoo und die Söhne Mannheims gesehen habe, wo sich mir schon die Zehennägel gerollt haben. Ein Mittglied der „Söhne“ erzählte mit leuchtenden Augen unter anderem, dass der Name Xavier englisch ausgesprochen ein Homonym zu „saviour“ ist. Das heißt auf deutsch Erlöser, Heiland, Heilsbringer. Außerdem sei die Stadt Mannheim das in der Bibel, genauer gesagt in der Offenbarung des Johannes, erwähnte neue Jerusalem. Das habe Naidoo, der während seines Zivildienstes Anfang der neunziger Jahre aus Langeweile und aus Angst vor dem Millenium zur Bibel griff und bekehrt wurde, ihm und den anderen Bandmitgliedern klargemacht.
Autsch. Ich habe mir schon damals gedacht, dass der Typ ein richtiges Rad ab hätte. Und das fand ich schade, denn abgesehen von den doofen Texten, die vor christlicher Symbolik schon immer aus allen Nähten platzen, fand ich seine Stimme immer ganz schön. Und sind nicht die meisten R&B-Sänger aus den USA auch bekennende Christen? Ja, schon. Aber dass religiöse Weltanschauung und politischer Anspruch so verküpft wären wie bei Xavier Naidoo, da kenne ich im Mainstream jetzt keinen Fall, der herausstechen würde. Vielleicht weiß hier der eine oder andere FR-Blog-Kommentator mehr.
Doch Augenblick mal: Wenn jemand so öffentlich Religion und politschen Handlungsanspruch verknüpft, liegt da nicht die Vermutung eines religiösen Fundamentalismus nahe?
In einem Interview mit dem Musikexpress aus dem Jahr 1999, dass sich im Internet hier nachlesen lässt, spricht Naidoo darüber, dass er Christ sei und an den legalen Wettstreit der Religionen glaube, der am Millenium entschieden werde. Er spricht davon, dass er seinen 70er Jahre S-Klasse Benz für einen Cherubim (einen Engel) halte, dass Babylon überall sei und die USA und Japan ganz oben auf der Abschussliste stünden, und dass er berufen sei, solche Dinge auszuprechen. Ach ja, er sei auch ein Rassist – ohne Ansehen der Hautfarbe. Da kann einem schon ein bisschen anders werden. Ein Bericht der Welt von 2002 erinnert daran, dass Naidoo im Jahr 2000 mit in der Fernsehsendung mit Alfred Biolek nicht über seinen Aufstieg zum nationalen Popstar, sondern lieber über Mannheim als auswählte Stadt sprechen wollte. Doch damals gab es allenfalls spöttische Reaktionen, einen Aufschrei gab es noch lange nicht.
15 Jahre später hat Xavier Naidoo in seinen Bemühungen nicht nachgelassen: Am Tag der deutschen Wiedervereinigung im letzten Jahr lieferte er einen Auftritt während einer Demonstration der rechtsnationalen Reichsbürgerbewegung. Sein Credo: Deutschland sei immer noch ein besetztes Land. Nun kann man ja sagen, da ist vielleicht sogar was dran. Die USA hat Deutschland womöglich nicht durch den Zwei-plus-Vier-Vertrag zur Wiederveinigung aus den Klauen gelassen. Wenn das so ist, kann man ja eine öffentliche Diskussion darüber anstoßen, aber eine demokratische, bitte. Da braucht man nicht niedere Instinkte von Menschen anzusprechen, deren Verschwörungstheorien in menschenverachtenden, demokratiefeindlichen, national-narzisstsichen Weltbildern, fußen.
Und genau auf diesen Umstand hat FR-Autor Steven Geyer in seinem Artikel „In anderen Sphären“ im FR-Magazin vom 2. Juni hingewiesen. Er hat Xavier Naidoo mit dem Begriff „Einstiegsdroge“ in Verbindung gebracht. Ich persönlich halte das für gerechtfertigt. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat wiederholt darauf hingewiesen, dass Neonazis vor allem mit Musik auf Menschenfang gehen. Und vor allem Jugendliche durch die Musik in Erstkontakt mit der rechten Szene treten. Und wenn Xavier Naidoo mit seiner „Liebes-Botschaft“ die rechte Szene mit Anti-Amerikanismus und Besatzungs-Mythen aufmischt, weil er sich als Wortführer seines christlichen Gottes sieht, der Deutschland vor dem Weltuntergang bewahren will. Sagt mal ganz ehrlich, sind das nicht die verqueren Machenschaften eines Fundamentalisten, der nicht ganz bei Trost ist?
Stellt Euch mal vor, Xavier hieße Nabil oder Osama oder würde einen andern muslimischen Namen tragen und ständig vom Propheten faseln und dass er in seinem Namen spreche. Wäre der Aufschrei in Deutschland nicht noch viel, viel lauter? Leider sehen das einige FR-Leser anders. Für sie ist es ein Affront, Xavier Naidoo, der völlig freiwillig bei den Reichsbürgern aufgetreten ist, in die „rechte Ecke“ zu stellen. Einer geht sogar so weit, zu behaupten, Naidoo habe nicht gewusst, was er da tat. In meinen Augen mischen sie Amerika- und Israel-Kritik, Staatstheorie und durchaus berechtigte Kritik am Zwei-plus-Vier-Vertrag bunt durcheinander. Doch lassen wir die FR-Leser zu Wort kommen:
Jan von Thienen aus Berlin schreibt:
Ich empfinde diesen Kommentar als sehr einseitig und pauschalisierend. Wie man hier Anti-Amerikanismus als rechtes Gedankengut einordnen will, ist mir höchst suspekt. Naidoo ist mit Sicherheit kein Rechtsextremer und auch kein rechtsgesinnter. Er hat mit Sicherheit niemals irgendeine „Anti-Islamisierungsdemo“ besucht. Sein Gedankengut wird mit Sicherheit von vielen Rechten geteilt, aber eben auch von sehr vielen Linken und sehr vielen anderen Deutschen, allerdings in abgeschwächter Form.
Denn sind wir mal ehrlich, auch wenn das Besatzungsstatut abgeschafft wurde, sind immernoch fremde Truppen in unserem Land, die, höchstwahrscheinlich, massiv deutsches Recht brechen mit dem augenscheinlichen Wissen der Bundesregierung. Souveränität ist demnach nicht vollends gegeben.
Die Anti-Semitismus Keule ist auch immer leicht herauszuholen, wenn Anti-Zionismus und Anti-Israelismus auftreten. Ist das aber das Gleiche? Leider oft ja! Da viele Menschen Israel mit Juden gleichsetzten. Das ist aber ein Problem unseres Schulsystems und unserer deutschen Medienlandschaft. Ich habe weder in der Schule noch in irgendeinem deutschen Medium jemals erfahren was Zionismus genau ist. Oder was den modernen jüdischen Staat ausmacht, welche Politik dort betrieben wird und warum. Die verhaltene Israelkritik in unseren Medien, alle Jahre wieder, wenn erst die Kazam-Raketen fliegen und dann die Bomber und Panzergranaten, kommt dabei seiner objektiven Informationspflicht nicht nach.
Und es ist nur ein Zeichen für einen erheblichen Vertrauensverlust in die Printmedien, wenn ganze Schulklassen nicht mehr den Tageszeitungen vertrauen. Dabei ziemt es sich ziemlich realitätsfern, weltfremd und auch arrogant, das auf einen Sänger oder abwälzen zu wollen.
Jeder vernünftige Mensch der sich mit solchen Themen beschäftigt, wird schnell merken, dass es zu 90 Prozent Blödsinn ist, was diese idiotischen Reichsbürger proklamieren. Ich gebe Ihnen in sofern recht, dass Xavier Naidoo quere und teils suspekte Meinungen vertritt und noch viel suspektere Aussagen tätigt, ich würde ihn aber deshalb niemals ins rechte Lager drücken. Das ist zwar der Tenor in den Medien, aber es wird dadurch nicht zur Wahrheit. Naidoo war einfach zu blöd zu wissen das Nazis bei der Montagsmahnwache waren, wie wahrscheinlich viele von den anderen Besuchern auch.
Wilfried Jannack aus Hannover schreibt:
Xavier Naidoos Rede beim Reichsbürgertreffen am Nationalfeiertag 2014 war mir bislang entgangen. Vielen Dank an die FR und besonders an Steven Geyer für die deutliche Einschätzung. Ist es ein Zeichen von Emanzipation, wenn jemand mit indischen und afrikanischen Wurzeln mit „Wir sind immer noch ein besetztes Land“ zum Helden von Rechtspopulisten und Rechtsradikalen wird?
In Bad Nenndorf bei Hannover findet jährlich ein Trauermarsch von Neonazis zum sog. Winckler-Bad statt. Selbiges war in unmittelbarer Nachkriegszeit ein britisches Verhörzentrum. Diese Tatsache wird von Neonazis als Folterung seitens der Besatzer – hier der Briten – ausgelegt. (Vermutlich wird die gesamte Denazifizierung – so halbherzig, unvollkommen und persil-weiß-waschend sie war – von diesen Leuten als Folterung bezeichnet.)
Die Nenndorfer Bürger wehren sich dagegen, indem sie Musik abspielen, die wenig mit Trauer zu tun hat, z.B. Lieder der Schlümpfe: „Sagt mal, von wo kommt ihr denn her?“ Der Text „Dieser Weg wird kein leichter sein“ von Naidoo wäre da sicher auch zu benutzen. Allerdings besteht dann die Gefahr, dass Reichsbürger, die bestimmt auch unter den „Folter“-Trauernden sind, mitswingen.
Wenn man dieses groteske Szenario weiterdenkt, so kommt man bei der nächsten oder übernächsten Generation auf migrantische Führer rechtsradikaler Parteien. Seltsame Wandlungen. Steven Geyer hat Recht damit, Naidoo als Einstiegsdroge zu bezeichnen und auf die jungen Menschen zu verweisen, die schon jetzt „jeder Zeitung misstrauen“ und offen sind für antisemitische Sprüche. „Wie ist er dort nur hineingerutscht?“, fragt Steven Geyer. Hoffentlich kommt er dort wieder heraus. Vielleicht mit einem Konzert gegen rechts.
Jürgen Neu aus Velbert schreibt:
Da werden Wahrheiten und wilde Unterstellungen miteinander vermischt, um eine Person in Misskredit zu bringen. Ihr wollt einfach keine unterschiedliche Meinungen akzeptieren. Es soll nur noch eine Einheitsmeinung erlaubt sein. Kritsch hinterfragen darf man die nicht mehr. Dass Journalisten selbst mal „regierungsamtliche Versionen“ hinterfragen, das ist leider nur noch die Ausnahme.
In den USA sind rund die Hälfte der Bürger der Meinung, dass die offizielle Version zu den Anschlägen 9/11 nicht stimmen kann. Da ist es normal, wenn man nachfragt, warum es keine ernsthafte Untersuchung zu den Vorwürfen gab, wie denn die zahlreichen unmöglichen Zufälle und technischen Unmöglichkeiten zu erklären wären und schließlich, warum bis heute nicht ein einziger der angeblichen Attentäter und Anstifter angeklagt wurde.
Wieso wird die hanhnebüchende offizielle WTC-Geschichte voller Widersprüche als Wahrheit verkauft und Fragen nach der Wahrheit mit vielen sehr fundierten Fakten als „Verschwörungstheorie“ verächtlich gemacht? Fragt Euch das mal und lest das Buch 9/11 von Mathias Broeckers.
Wo wir schon mal dabei sind: Warum verschweigt Ihr Völkerrechtsverletzungen des Westens wie den Einsatz von Uranmunition und die damit verbundene radioaktive Verseuchung ganzer Länder? Und dass Deutschland nicht wirklich souverän ist, zeigen die Einschränkungen im Grundgesetz, der noch immer fehlende Friedensvertrag, die Feindstaatenklausel, die unterwürfige Haltung der Bundesregierung gegenüber den USA (siehe NSA etc.), und zahlreiche Äußerungen von Politikern auch der etablierten Parteien, wie etwa von Wolfgang Schäuble, der in einer Podiumsdiskussion deutlich sagte, dass Deutschland zu keinem Zeitpunkt seit dem zweiten Weltkrieg souverän war.
Was bitte haben die beiden Themen mit rechtsnational zu tun? Und vor allem: Wieso müsst Ihr diesen Mist wieder schreiben, nur weil Xavier Naidoo ein Lied von den Prinzen singt?
Jan-Martin Roth aus Darmstadt schreibt:
Ganz herzlichen Dank, Steven Geyer, für diesen wunderbaren Artikel. Ich gehöre (Jahrgang 1948) nicht zu den natürlichen fans von Naidoo und den Prinzen. Ich hätte ohne diesen Artikel – nach gefühlt 13+ Jahren Abstinenz vom Privat-Fernsehen – nie und nimmer diese Sendung gesehen und damit eine wunderbare Gelegenheit verpasst, diese großartigen (aus meiner Sicht: jungen) Menschen zu sehen und zu hören.
In Yvonne habe ich mich prompt verliebt, aber – es tut mir leid – auch an Xavier habe ich nichts auszusetzen. Dass er eine von der Regierung abweichende Meinung vertritt,finde ich nicht verwerflich sondern außerordentlich nötig. Sorry! bzw. nochmals: Danke!
Michael J. Nehls aus Berlin schreibt:
Ich bin Jahrgang 1949, geboren in Berlin-West und habe wenig Ahnung über die Musik von Naidoo! Was Sie aber in diesen Artikel an ihm schelten wie ein Rohrspatz ist inhaltich völlig korrekt von ihm benannt: Deutschland – in seiner jetzigen staatlichen Organisation – ist nicht frei, denn es unterliegt nachwievor aliierten Vorbehaltsrechten, deren Aufhebung einen Friedensvertrag erfordern würden, den es nicht gibt. Der Vertrag zur Wiedervereinigung erlaubt eben nur diese und stellt keinen solchen dar!
Und mit der Wiedervereinigung in Form der Angliederung wurde das GG der vormaligen Bundesrepublik eindeutig verletzt, weil die dort verankerte Pflicht zur Volksabstimmung über eine deutsche Verfassung eines zur Vereinigung gelangten Deutschlands missachtet wurde! Das GG ist eben nach eigener Definition keine Verfassung – das heutige Deutschland ist damit ein Staat ohne rechtmäßige Verfassung!
„Freiheit für Deutschland“ ist bzgl. dieser Tatsachen eine gefährliche Forderung – aber nicht weil sie bedeutet zu glauben, das Deutsche Reich bestehe noch. Dies zu erreichen erforderte einen Friedensvertrag mit allen am Zweiten Weltkrieg beteiligten Staaten und/ oder ihren Rechtsnachfolgern bei diesmal eindeutiger Sachlage wer diesen Krieg verschuldet hat.
Das wäre womöglich das Ende der erfolgreichen Wirtschaftsnation Deutschland, denn gegen die sich daraus weltweit ergebenden Ansprüche würden diesen Staat schlechter dastehen lassen als das EU-Sorgenkind Griechenland! Da trifft sich dann der Betrug am Volk mit dem Bruch des GG in Hinsicht auf eine Verfassung mit dem Interesse der Habenden, die dieses GG ebenfalls brechen, weil sie der dortigen Verpflichtung durch ihr Eigentum nicht nachkommen. In Partnerschaft mit den westlichen Aliierten und der Duldung des Status sichern sie sich den Erhalt dieses Besitzes .
Das Volk darf sich dann entmachtet und von der Poltik eingelullt mit den herabfallenden Krümeln begnügen. Wer es wagt, seine sich dem widersetzende Meinung zu äußern, wird von der FR auf seinen Platz verwiesen und in die rechte Ecke gestellt!
Wahrscheinlich läßt sich kaum befriedigend klären wann „religiöser Fundamentalismus“ beginnt.
Denn absehbar setzt ein Hang zu extremistischen Positonen bei einer Verschiebung von Wertvorstellungen im Gedankengebäude beim Individuum an.
Doch wann wird solcher Extremismus gefährlich, und für wen?
Die Tendenz zur konkreten Gefahr beginnt absehbar dann, wenn aus den verschobenen Wertvorstellungen Rechtfertigungsgründe für rechtswidriges Handeln abgeleitet und umgesetzt werden.
Dazu das Problem der Definition von „Antiamerikanismus“, was ist das und wie können „Spinner und Verschwörungstheoretiker“ von berechtigter Kritik an Auftreten, Aufklärungstätigkeiten und faktischem Knabbern an der deutschen Souveränität (z.B. Einrichtung von gladio-ähnlichen Strukturen über NATO-Mandat) trennen?
Der Eindruck der er hinterlässt, passt zu den verqueren Machenschaften eines verwirrte Fundis; er ist nicht der Erste. Das er keine ANsätze zu sachlich begründeter Kritik erkenen läßt, tut ein Übriges. Leider krankt die Debatte an sich in Deustchalnd sehr daran, dass das Vermögen „Meinung“ und „Sachargument“ auseinanderhalten und bewerten zu können, mehrheitlich nicht besonders gut ausdifferenziert ist.
Obenstehender Artikel spricht mir aus der Seele , Naidoo war schon immer ein unerträglicher Jammerlappen , die erst mit der Zeit aufkommenden Inhalte waren da nicht so wirklich überraschend.
In Teilen (!!) des HipHop – aus dem N. ja hervorgeht – gab es schon immer diese Tendenz nach rechts , eher in so einer rechtskonservativen als rechtsextremen Variante , eher Spießer als Nazi , was die Sache kein Deut besser , sondern eher schlimmer macht.
Naidoo wird ja auch nicht zu Unrecht seit einiger Zeit der „singende Wachturm“ genannt 😉
Bevor man sich über ein Thema unterhält, ist es vielleicht ganz sinnvoll, es in seiner Bedeutung einzugrenzen. Religiöser Fundamentalismus ist Forschungsgegenstand und natürlich gibt es eine international benutzte Definition:
Als fundamentalistisch wird bezeichnet, auf wen folgende drei Aussagen zutreffen:
– Die Gläubigen sollen zu den ewigen und unabänderlichen Regeln, die in der Vergangenheit festgelegt wurden, zurückkehren.
– Diese Regeln lassen nur eine Interpretation zu und sind für alle Gläubigen bindend.
– Religiöse Regeln haben Vorrang vor weltlichen Gesetzen.
In wie weit das auf den hier zur Frage stehenden Jammerlappen zutrifft, weiß ich nicht – ich höre mir nicht an, was er sagt, da die Textfetzen, die ich nebenbei mitbekommen habe, ausreichten, um mir zu signalisieren, dass eine Auseinandersetzung damit nicht lohnt. Das ganze ist insofern wesentlich ein journalistisches Problem, als es in unserer heutige Medienlandschaft reicht, gefällig zu trällern, um auch zu politischen Themen befragt zu werden.
Ansonsten ist es eine logische Folge, dass die Unterordnung unter eine „heilige Schrift“ eine Minderbewertung derer mit sich bringt, die dieser Unterordnung nicht folgen – diese religiösen Entscheidungen sind existenziell und setzen zusätzliche Grenzen in die Welt derer, die sie vollziehen. Es gibt auch eine relativ neue Untersuchung dazu (die Fundamentalismusdefinition ist daraus zitiert):
Fundamentalismus und Fremdenfeindlichkeit / Muslime und Christen im europäischen Vergleich , Ruud Koopmans http://www.wzb.eu/sites/default/files/u252/s21-25_koopmans.pdf
oder in der Langform:
Religious fundamentalism and outgroup hostility among Muslims and Christians in Western Europe, Ruud Koopmanns http://bibliothek.wzb.eu/pdf/2014/vi14-101.pdf
Diese Untersuchung wird allerdings in der Presse normalerweise totgeschwiegen, weil sie bei den europäischen Muslimen einen fundamentalistischen Anteil von ca 50% feststellt. Der fundamentalistische Anteil der europäischen Christen liegt bei ca 5%. Mit dieser Aussage, die indirekt auch eine Aussage zur Demokratiefähigkeit des Islam ist, wird diese Arbeit jedoch, weil es solche Unterschiede zwischen den Religionen nicht geben darf, als fremdenfeindlich wahrgenommen und deshalb nicht zitiert.
Hallo Herr Wohlgemuth,
handelt es sich denn wirklich nur um ein journalistisches Rezeptionsproblem?
Betrachten Sie doch dazu auch die seit wenigen Jahren feststelbare Tendenz „Religion“ und daraus ableitbare Rechtfertigungsgründe in völliger Realitätsverkennung überhohtz darzustellen. Wie auch am Leitartikel von Herrn Bommarius wieder sichtbar wurde. Der Herr hat nicht nur die negative Religionsfreiheit völlig ignoreirt, sondern scheint auch zugunsten von „religiös motivierten Extremisten“ wenig vom Neutralitätsgebot zu halten!
Ansonsten sei angemerkt das es doch weniger um die „Demokratiefähigkeit“ irgendwelcher Glaubenskonstrukte geht, das ist eh eine contradictio ind adjecto; so wie Sie es bereits darlegten. Letzlich kommt es auf die Menschen dahinter an, und die sind tatsächlich mehrheitlich eher undemokratisch gesinnt, soweit ich das aus meinem dienstlichen Umgang mit dem „mündigen Bürger“ feststellen muss.
In den letzten Monaten ist der Musiker und „Sohn Mannheims“, Xavier Naidoo, immer wieder in die Ecke von „Reichsbürgern“ gestellt worden, man unterstellte ihm konfuse Verschwörungstheorien, rechtes Gedankengut. Das alles geschah nach meiner Erfahrung in sehr unlauterer, unjournalistischer Weise. Keiner der „Experten“ hat jemals mit Naidoo selbst oder einem seiner vielen Freunde und Weggefährten, die ihn seit Jahrzehnten aus nächster Nähe kennen, gesprochen. So einen Artikel hätte deshalb kein Journalist früher in den Druck bekommen – „audiatur et altera pars“ war selbstverständliches Handwerkszeug…
Mit der 4-stündigen XXL-Doku „Bei meiner Seele. 20 Jahre Xavier Naidoo (am 20.6., ab 20.15h bis 0.30 bei VOX) kann man sich sein eigenes Bild machen, die Hintergründe der Person kennen lernen und ihn ausführlich und ohne Verfälschung zu Wort kommen lassen.
„Bei meiner Seele. 20 Jahre Xavier Naidoo“ am 20.6.2015 ab 20.15h bei VOX – –
Die 4stündige Doku gibt Einblicke in Naidoos Leben, seine Gedankenwelt und seine Karriere als Musiker mit bislang noch nie gezeigtem Filmmaterial:
– von der Flucht seiner Eltern aus dem Apartheid-Staat Südafrika
– von seiner Kindheit und Jugend, den ersten Anfängen im Mannheimer Gospelchor und in der Schülerband
– den Anfängen mit den SÖHNEN MANNHEIMs
– dem Beginn der großen Karriere mit Moses Pelham und Sabrina Setlur
– und von seinem politischen Engagement bis heute.
Mitwirkende in der Doku sind u.a.:
Gerald Asamoah, Alec Völkl und Sascha Vollmer (The BossHoss), Bülent Ceylan, Rea Garvey, Michael Herberger, Marek Lieberberg, Gregor Meyle, Michael Mittermeier, Nena, Moses Pelham, Sasha, Kool Savas, Sabrina Setlur, SÖHNE MANNHEIMs, Jason Wright (“The Wright Thing”), der Celebration Gospelchoir Mannheim u.v.m.
Also:
Machen Sie sich Ihr eigenes Bild, bevor Sie dem aktuell grassierenden Gesinnungs- und Hinrichtungsjournalismus aufsitzen…
Religiöser Fundamentalismus ist eine Sonderform des politischen Fundamentalismus, kann man einfach sagen. Schön. Und wer ist Naidoo ?
Es ist schon fast tollkühn, in einer Zeit derart brandheißer Entwicklungen und Gefahren ein derart belangloses Thema auszugraben. Der FRblog am Gipfel der Belanglosigkeit. Oder ist da eine Hinterlist ?
Welch hellenistische Polit-Religion steckt hinter dem Fundamentalismus eines Tsipras und seines finanzverwirrten Con-Arroganzlers (dessen Namen ich nur mit Widerwillen buchstabieren könnte) ?
Die Hymnen und gottgleichen Anpreisungen, die die beiden griechischen Kamikazeverliebten gerade auch von deutschen Linken erfahren haben, sind nun peinlich verstummt. Mit ihren analytischen Eseleien müssen die Antikapitalisten nun selber klarkommen. Viel Spaß beim Katzenjammer.
@ all
Bitte nehmen Sie den Faden, den V.Grebe Richtung Griechenland gelegt hat, nicht auf. Dieses Thema wird hier nicht verfolgt. Dazu wird es in Bälde einen eigenen Thread geben.
War da nicht in früherer Zeit mal ein Sommerloch ?
Da passen solche Geschichten doch gut hinein.
Übrigens : Überall Fußball !
Deshalb : Ball flach halten !! ;-).