Alle Briefe von Leserinnen und Lesern dieser Woche im Überblick nach ihren Erscheinungstagen und: Offene Diskussion! Lesen Sie in Ruhe oder suchen Sie Ihre Zuschrift gezielt mit der Tastenkombination STRG und F sowie dem Namen als Suchbegriff. Sie finden hier:
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Forum vom 16. August
Seite eins
Seite drei (Zuschriften mit regionalem Bezug)
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Das Streikrecht ist ein Grundrecht, Herr Seiler!
GDL: „Streik zur Urlaubszeit“ und „Falsche Gleise“, FR-Wirtschaft und -Meinung vom 11. August
Die Hetze gegen die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) geht wieder los. An vorderster Front der Vorstand Personal und Recht der Deutschen Bahn AG (DB), Martin Seiler, der die Luft mit dem Geschrei verpestet, Streiks seien „eine Attacke auf unser Land“, die GDL verfolge „egoistische Machtinteressen“ und nehme dabei „immense Schäden in Kauf“. Bei diesem Angriff gegen die GDL handelt es sich um verfassungswidrige Propaganda, die umso schwerer wiegt, als die DB zwar als Aktiengesellschaft organisiert ist, sich aber vollständig im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland befindet. Politisch verantwortlich ist die Bundesregierung. Nach Artikel 9 des Grundgesetzes, verbunden mit höchstrichterlicher Rechtsprechung, besteht in dieser Republik ein grundsätzliches Streikrecht.
An diese Selbstverständlichkeit erinnern zu müssen, ist schon fast eine Zumutung. Und es ist widerwärtig, wenn in Person von Martin Seiler die Arroganz so unverhohlen ihr Haupt erhebt.
Manfred Heinzmann, Mörfelden-Walldorf
Gruppenegoismus hat mit Solidarität nichts zu tun
Die GdL scheint unter der bewährten Führung von Herrn Weselsky wieder in die Rolle erpresserischer Egoisten zu schlüpfen.Zweitens scheint die durch Corona betriebswirtschaftlich noch mehr als üblich geschädigte Deutsche Bahn (DB) leicht unter Druck zu setzen zu sein. Denn die Staatsfirma kann sich weitere ökonomische Flops nicht leisten. Niemand im Management kann dem von sich selbst überzeugten, vielleicht auch berauschten GDL-Chef so etwas wie Charme entgegensetzen. Irgendjemand wird dem in der DDR aufgewachsenen Lokomotiv-Helden eine einfache Wahrheit beibringen müssen: Gruppen-Egoismus hat mit Solidarität so viel zu tun, wie DB mit Pünktlichkeit.
Volker Westerborg, Frankfurt
Politisch gewollte Misswirtschaft
Stephan Hebel zeichnet das Bild des Bahnkunden, der auf dem Bahnsteig vergeblich auf einen Zug wartet, der nun wegen des Streiks nicht fährt. Nun, abgesehen davon, dass viele in diesem Fall vorgewarnt wohl zu Hause geblieben sind – Ich kenne dieses Gefühl seit 20 Jahren sehr gut: vergeblich auf einen Zug zu warten. Das ist der Normalbetrieb bei der Deutschen Bahn! Da kann und will ich mich über den berechtigten Streik der Lokomotivführer nicht aufregen. Aufregen muss man sich über die politisch gewollte Misswirtschaft der Deutschen Bahn, in deren undurchschaubarem System von 400 Einzelgesellschaften alles Geld verschwindet, ebenso wie es in Irrsinnsprojekten wie Stuttgart 21, Hamburg-Diebsteich und Frankfurter Tiefbahnhof vergeudet wird – statt es in die Sanierung des Alltagsbetriebes zu investieren.
Natürlich ist genug Geld für die Beschäftigten da – und nicht nur für die mit 400 multiplizierten destruktiven Vorstände.
Manfred Bonson, Lüdinghausen
Millionen Euro Boni an die Führungskräfte
Tricksen, Tarnen und Täuschen scheint offensichtlich die Kernkompetenz einiger Vorstände der DBAG zu sein. Vom Bahngeschäft haben sie wenig Ahnung, wie sonst konnten sich 30 Milliarden Euro an Schulden seit der Bahnreform im Jahr 1994 anhäufen. Mit kreativer Buchführung ist es ihnen immer wieder gelungen, die Öffentlichkeit und den Eigentümer Bund über die wahren Probleme der DBAG zu täuschen. Jetzt versucht man das ganze Politik- und Managementversagen unter den Corona-Teppich zu kehren. Genau so läuft es bei der momentanen Tarifauseinandersetzung mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Die Führungskräfte sacken 220 Millionen Euro an Boni ein, die Vorstandsgehälter werden um zehn Prozent erhöht, es werden Pensionszusagen von bis zu 20 000 Euro pro Monat für Vorstände vereinbart, und dem kleinen Eisenbahner streicht man eine Betriebsrente von 150 Euro pro Monat, bietet 3,2 Prozent Lohnerhöhung für eine Laufzeit von 40 Monaten, was unter der momentanen Inflationsrate einem Minus von 5 Prozent entspricht. Es ist an der Zeit, den Konzern zu zerschlagen und den „Nieten in Nadelstreifen“ das Heft des Handelns aus der Hand zu nehmen. Zugausfälle, Verspätungen, defekte Klimaanlagen und Toiletten in den Zügen, Milliardenverluste durch Auslandsgeschäfte und ein folgenschwerer Personalmangel sind Beweis genug.
Günther Kinscher, Bebra
Was muss noch alles an Leid geschehen?
Afghanistan: „Die Taliban erobern Stadt um Stadt“, FR-Politik vom 10. August
Die Friedensbewegung hat von Anfang an davor gewarnt, dass sich die Konflikte im Umfeld der Golfregion nicht militärisch lösen lassen. Kriege enden nicht im Frieden. Viel Leid, Tod und Zerstörung, das ist seither zu beklagen. Aufbau und Befriedung geht anders. Man muss mit Gegnern verhandeln und Infrastruktur aufbauen, statt die Spannungen und die Spirale von Gewalt, Gegengewalt, Rache und Vergeltung immer weiter zu befeuern. Ohne Verhandlungen ist da nichts zu machen. Die Alernative wäre, ewig am Krieg festzuhalten, da man ja nicht aus dem Land darf, solange die Gewaltsitution nicht sicher der Vergangenheit angehört. Was muss denn noch alles an leidvollen Entwicklungen geschehen, bis die Freunde militärischer Interventionen nicht mehr das Geschehen prägen dürfen? Immer mehr von dem, was die Spannungen nur weiter schürt, wird niemals zu einer Lösung führen.
Bernhard Trautvetter, Essen
Die „Methode Krieg“ ist am Ende
Die Bundeswehr hat jahrelang das Feldlager in Kundus gehalten.Jetzt haben die Taliban die Stadt eingenommen.Es sieht danach aus, dass in Afghanistan die Zustände wieder einkehren, die dort vor dem 11. September 2001 geherrscht haben.
Der NATO – Krieg in Afghanistan hat über eine halbe Million Tote gekostet: Die Kosten des Krieges bedürften mehrere Billionen betragen – egal ob Dollar oder EURO. Die Kriegsparteien winden sich bei der Offenlegung der Zahlen.
Wollen wir uns in Anbetracht der immer höher werdenden Kosten für die Behebung der Schäden der in immer geringeren Abständen auftretenden Naturkatastrophen nicht endlich zu der Auseinandersetzung mit der Frage bequemen, ob wir die „Methode Krieg“ zur Lösung internationaler Konflikte nicht durch ein kostengünstigeres Verfahren ersetzen können? Das 1500 Jahre alte Schachspiel ist ein „Krieg ohne Gewalt“!Nichts wird zerstört.Niemand wird getötet. Wir haben laut Internet 7815 „Denkfabriken“ auf der Welt, davon 1872 in den USA. Wie wäre es denn, wenn der Generalsekretär der Vereinten Nationen im Auftrage der UN – Generalversammlung eine – oder mehrere dieser Denkfabriken – mit dem folgenden Auftrag versorgen würde: „Konstruieren Sie ein gewaltfreies Verfahren zur Lösung internationaler Konflikte,in welchem alle Konfliktparteien die gleiche Chance der Einflussnahme auf die Lösung haben!“
Das dafür von der UNO an die Denkfabriken zu zahlende Honorar dürfte sicher unter der Höhe der Kosten für den Afghanistan Krieg liegen!
Otfried Schrot, Hannover
Ich empfehle die Impfung
Erwiderung auf „Zu viele Widerprüche, zu viel Irritierendes“, FR-Forum vom 12. August
Lieber Herr Ziegler, Ihr Leserbrief in der FR vom 12.8. hat mich zu einer Erwiderung veranlasst.
Zunächst zur Erläuterung: ich selbst bin 74 Jahre alt, gehöre zusätzlich zu 2 Risikogruppen. Beruflich war ich Kinder- und Jugendarzt. Alles was ich schreibe, mag für Sie garnicht zutreffen.
Ihr Misstrauen gegenüber der Corona-Impfung kann ich nicht teilen. Die Widersprüche und Irritationen verstehe ich. Dazu möchte ich einen sehr informativen Youtube Beitrag von Ranga Yogeshwar empfehlen.
Sie sprechen den Vergleich zu anderen Impfungen wie FSME an. Da haben wir im Jahr 200-550 Fälle. Todesfälle weniger als 1. (Das ist eine Erkrankung, die natürlich nicht durch Ansteckung weitergegeben wird.) (Zahlen des Grünen Kreuzes)
Im Vergleich dazu: Auf eine Million junger ungeimpfter Männer erkranken 15 000 an einer Corona-Carditis, 936 müssen ins Krankenhaus, 215 auf Intensivstation, 13 sterben. (Zahlen von Yogeshwar). Zum Vergleich: Aufeine Million Geimpfte 18 Fälle von Carditis, meist mild.
Das macht deutlich, dass die Krankheitslast durch Corona ungleich höher ist als durch FSME. Trotzdem würde ich südlich des Mains diese Impfung natürlich empfehlen. Und die Corona-Impfung noch viel mehr. Die Schwierigkeit von uns statistischen Laien liegt darin, dass für uns die Einordnung in das reale Leben schwer fällt.
Michael Krause, Königstein
Im Interesse der USA
Zu: “ Warnung vor Cyberkrieg“, FR-Politik vom 29. Juli
Wer ist so naiv und glaubt, dass von den USA keine Cyberangriffe auf andere Staaten ausgehen? Die Geschichte zeigt, dass die Regierungen der Vereinigten Staaten von Amerika sehr skrupellos ihre Interessen nach Macht und Ressourcen verfolgt haben. Sie haben Regierungen (mit) gestürzt und Militärdiktaturen unterstützt, wenn nicht sogar installiert. Sie haben z.B. den Irak mit verlogenen Argumenten überfallen und unfassbare Kriegsverbrechen begangen. Die jetzige Regierung ist immer noch hinter Herrn Assange her, weil er diese Verbrechen öffentlich gemacht hat. Wir Europäer sollten uns sehr in Acht nehmen, dass wir nicht für amerikanische Interessen an riesigen Bodenschätzen z.B. in Sibirien „geopfert“ werden. Ein amerikanischer Präsident, der so kurze Zeit im Amt ist und schon zum zweiten Mal von „echtem“ Krieg spricht, macht mir Angst.
Gudrun Grabe, Köln
Desaströse Strafaktionen
Fregatte „Bayern“: „Kreuzen vor der Höhle des Drachen“, FR-Politik vom 5.8.
da wird Peking aber mächtig Gänsehaut bekommen, wenn Kramp-Karrenbauers Fregatte „Bayern“ am Horizont aufkreuzt. Die deutsche Regierungspolitik wäre besser beraten, sich aus den Drohgebärden des US-Imperialismus herauszuhalten. Wie desaströs solche Strafaktionen der Amis enden, sieht man in Vietnam, Irak und Afghanistan. Die USA sollten erst einmal für eine menschenwürdige Ordnung in ihrem eigenen Laden sorgen, denn als Vorbild oder gar Leuchtfeuer der Freiheit und Humanität taugt ihre rassistische Klassengesellschaft nun wahrlich nicht.
Joachim Bohndorf, Bensheim
Ein Satz neuer Triktos
Pokal-Aus für die Eintracht: „Die Lehren des Scheiterns“, FR-Sport vom 10. August
In der Tat sollte die Eintracht nach der Pokalpleite bei Waldhof Mannheim nicht in Panik verfallen. Aber einen Satz neuer Trikots sollte die Vereinsführung beschaffen. Im Bild mit der frustriert abmarschierenden Truppe über dem Artikel erkennt man, dass nur ein einziger Spieler in der Lage gewesen wäre, die Ärmel hochzukrempeln. Alle anderen hatten kurzärmlige Leibchen an.
Hans Möller, Frankfurt
Nahezu täglich werde ich zur Seite gedrängt oder angerempelt
Radverkehr: „Je mehr Räder, desto sicherer“ und „Es gibt noch viele Lücken zu schließen“, FR-Regional vom 4. August
FR-Leser Klaus Söhnel hat anscheinend ähnliche Erfahrungen mit Radfahrern gemacht wie ich.
Seit 34 Jahren und sechs Monaten lebe ich in Frankfurt. Während dieser Zeit geriet ich als Fußgänger zweimal in Lebensgefahr, als Autofahrer an Zebrastreifen ungebremst auf mich zurasten. Im einen Fall konnte ich mir das Kennzeichen nicht merken, im zweiten musste der Fahrer lediglich ein Ordnungsgeld zahlen, weil man ihm keine Absicht nachweisen konnte. Damals habe ich begriffen, warum Frankfurt in Gangsterkreisen als Paradies gilt.
Rein statistisch mögen diese Gefährdungen vernachlässigbar sein. Das sieht bei den Zusammenstößen und Beinahezusammenstößen mit Radfahrern, die verbotswidrig auf Gehwegen unterwegs sind, mittlerweile völlig anders aus. Nahezu täglich werde ich mindestens einmal entweder vorsätzlich zur Seite gedrängt oder sogar angerempelt. Seit zwei Jahren erhalten die Rad-Rowdys Verstärkung von E-Scooter-Desperados. Eine jüngere Frau, mit einem solchen E-Roller bewaffnet, die es nicht geschafft hatte, mich auf einem Fußgängerüberweg anzufahren, drehte anschließend um und versuchte es erneut, doch ich konnte mich zwischen geparkte Autos flüchten. Laute Beschwerden rufen bei diesen Leuten mit ausgeprägten Killerinstinkten allenfalls das Zeigen des „Stinkefingers“ oder die Androhung von Gewalt hervor.
Vor diesem Hintergrund befürchte ich Schlimmstes, wenn das künftige städtische Machtkonsortium (Grüne, SPD, FDP und Volt) die im Wahlkampf angekündigte Verkehrswende umsetzt. Dann werde ich als Fußgänger möglicherweise vogelfrei sein.
Während des ersten Jahrzehnts meiner Zeit in Frankfurt habe ich selbst noch häufig das Fahrrad benutzt. Doch die Freude an diesem umweltverträglichen Verkehrsmittel wurde mir zunehmend verleidet. Statt für eine klare Trennung von Gehwegen, Radwegen, Fahrstraßen und Spuren für den ÖPNV mit durchdachten Kreuzungssystemen zu sorgen, wurde unter Federführung der Grünen ein Verteilungskampf unter den Verkehrsteilnehmern initiiert.
Ein typisches Beispiel ist die Straße, in der ich wohne. Sie ist eine Einbahnstraße, auf beiden Seiten dürfen PKWs unter Teilnutzung der Gehsteige geparkt werden (was den Stellenwert der Fußgänger verdeutlicht), Radfahren ist in jede Richtung gestattet. Ein Begegnungsverkehr ist unter Maßgabe der gesetzlichen Abstände jedoch nur selten möglich. Folglich weichen die Radfahrer auf die Gehwege aus.
Da ich nicht suizidal veranlagt bin, lasse ich das Rad längst im Keller stehen und bewege mich wie ein gejagter Hase schnellen Schrittes zu Fuß zwischen geparkten und fahrenden Autos sowie Radfahrern, von denen sich nur wenige an die Regeln halten und anderen, die ihren Hedonismus auf zwei Rädern ausleben.
Die viel proklamierte grüne Wende scheint darauf hinauszulaufen, überfällige Strukturveränderungen auf den Ruinen der alten Unordnung zu errichten, ohne die kontaminierten Trümmer zu beseitigen und zu entsorgen. Den Bürgern werden nach wie vor waffenfähige Verkehrsmittel zur Verfügung stehen.
Apropos Waffen: Es darf prognostiziert werden, dass das neue Denken alsbald auch beim Militär seine Entsprechung findet. So wird das grün-alternative Sturmgewehr „G36 öko“ künftig grundsätzlich mit Schalldämpfer geliefert (Keine Chance dem Lärm!) und es werden ausschließlich Bauteile aus nachhaltigen Rohstoffen verwendet, wobei selbstverständlich auf Kinderarbeit verzichtet und sogar in Entwicklungsländern der Mindestlohn gezahlt wird. Gleiches gilt für Munition sowie für Granaten und Minen. Das Koppelschloss der Soldaten schmückt eines nicht mehr fernen Tages die Prägung „Freiheit, Ökologie und Kapitalismus“. Lediglich der alte Tod wird bleiben, nicht zuletzt im Straßenverkehr.
Klaus Philipp Mertens, Frankfurt
Von Sicherheitsabstand kann keine Rede sein
Zuerst möchte ich einmal ausdrücklich loben dass sich die FR immer wieder mit dem Thema Radverkehr beschäftigt. Der Radverkehr kann viel zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen. Entsprechend fand ich das Interview mit Jürgen Follmann sehr interessant – in vielen Punkten stimme ich ihm klar zu.
Eine seiner Aussagen widerspricht meiner persönlichen Erfahrung aber diametral: „Die Schutzstreifen, das sind die mit den gestrichelten Linien, sind objektiv sicher.“ Ich konnte schon mehrfach nur sehr knapp und mit viel Glück Unfälle mit Pkw vermeiden, die vor mir aus verschiedenen Gründen völlig unvermittelt auf oder über diese „Schutzstreifen“ gefahren sind, und dabei teils stark gebremst haben. Es ist mir auch schon mehrfach passiert dass überholende Pkw neben mir schon auf dieser Linie fuhren, und vor mir völlig grundlos nach rechts auf den „Schutzstreifen“ zogen – von 1,5 Meter Seitenabstand beim Überholen konnte dabei keine Rede sein. Offenbar denken viele Kfz-Fahrer dass sie unter allen Umständen bis an diese Linie fahren dürfen – was falsch und gefährlich ist.
Ein weiteres Problem ist, dass diese Streifen oft neben parkenden Fahrzeugen markiert werden – so dass dort eigentlich, um Unfälle durch plötzlich geöffnete Autotüren zu vermeiden, Sperrflächen markiert werden müssten, und wenn schon, dann links davon ein Streifen für den Radverkehr. Was natürlich zu viel Platz kostet, so dass ich es so noch nie gesehen habe.
Ich hatte vor Jahren selbst einen Unfall durch „dooring“, und wurde später noch einmal Zeuge eines solchen Unfalls. Diese sogenannten „Schutzstreifen“ nennen Leute, die viel Rad fahren, übrigens gerne „Mordstreifen“ – einfach mal im Internet in die Suchmaschine eingeben.
Parkende Kfz sind für den Radverkehr tatsächlich ein großes Problem, die Radfahrer werden dadurch gleich von zwei Seiten von Kfz bedroht, und an durch parkende Kfz verengten Abschnitten auch oft viel zu knapp überholt, mir passiert das ständig.
Ich muss immer an einen Vortrag des VCD zum Thema Radverkehr denken, der begann so: „Wenn man sich eine Tischtennisplatte kauft, dann ist klar, man braucht einen Platz dafür. Wenn man sich eine Gartenhütte kauft, dann ist klar, auch dafür braucht man einen Platz. Aber wenn man sich ein Auto kauft – dann stellt man es einfach auf die Straße.“ Leider wird auch hier einseitig und falsch subventioniert, die Miete für die Wohnung zahlen die Mieter, den Stellplatz für die Autos oft genug die Allgemeinheit.
Stellt sich die Frage ob das noch zeitgemäß ist, oder ob dafür nicht fairerweise auch die tatsächlichen Kosten umgelegt werden sollten. Es wäre nur fair gegenüber der Allgemeinheit und könnte auch einen Beitrag zur vielbeschworenen Verkehrswende leisten. Erste Städte erwägen wohl auch erhöhte Gebühren für überdimensionierte SUV zu erheben. Das wäre auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung.
Den Radverkehr zu fördern ganz ohne den Kfz Raum zu nehmen, wird nicht funktionieren – vor allem nicht wenn diese Kfz immer zahlreicher und größer werden, und deren Nutzer:innen auch nicht unbedingt rücksichtsvoller.
Oliver August, Rödermark
Das Gejaule wird groß sein
Die Lösung ist eigenlich recht einfach: Nummernschilder für Fahrräder. Das ist zB in Belgien üblich. Das Gejaule wird groß sein und die Umsetzung wird einige Zeit dauern, mal sehen ob eine Partei das Standig hat, dies ins Programm aufzunehmen.
Roland Benz, Frankfurt
Das Land subventioniert Wohnungsbauunternehmen
Zu: „Günstig Wohnen – Land fördert Mietwohnungen“, FR-Regional vom 5. August
So wird der falsche Eindruck erweckt, daß es sich hierbei um normale Mietwohnungen handelt, die auf Dauer bezahlbar sind.
Das ist aber nicht der Fall, es handelt sich hierbei um befristete Belegungsrechte, die nach einem Urteil des BGH nach 15 Jahren auslaufen.
So subventioniert das Land Hessen in Sossenheim mit Darlehen und verlorenen Zuschüssen (hier 1,4 Millionen insgesamt) privatwirtschaftlich, d.h. profitorientierte Wohnungsbauunternehmen, auch solche in öffentlicher Hand. die nach CDU und FDP nicht mehr gemeinnützig sind. Anstatt mit dem Geld selbst auf Dauer bezahlbare Wohnungen, auch „Sozialer Wohnungsbau“ genant, zu errichten und diese sozial Schwachen solange zur Verfügung zu stellen, bis sie die auf dem ausschließlich privat- und profitorientierten Wohnungsmarkt geforderten Mieten bezahlen können. Die Stadt Frankfurt subventioniert mit 2,3 Millionen, das wäre ca. 15 Mietwohnungen, bei reinen Baukosten für eine 80 qm Mietwohnung. (Statistisches Bundesamt: 1.958 €/qm für eine Mietwohnung – 156.640 €) 15 Mietwohnungen dauerhaft bezahlbar, statt 29 Wohnungen befristet.
Konrad Mohrmann, Frankfurt
Freudensprünge der Lobbyisten
Die Karikatur heute in der FR sagt mehr wie „tausend Worte!“ Die Situation von Millionen Mieter:innen in unserem Land ist eine finanzielle Tragödie oder besser ein sozialer Skandal mit unfassbarer Dimension. Einige Beispiele:
Der Miethai Vonovia will immer noch für zig Milliarden Euro die Deutsche Wohnen kaufen. Woher haben die das Geld? Ganz einfach, sie haben es aus den Mieter:innen ihres Wohnungbestandes herausgesogen durch überhöhte Mieten. Mietspiegel wurden und werden zu Makulatur. Die Deckelung der Mieten in Berlin, wurde per Gericht beendet. Das lies die schamlosen Lobbyisten von Haus und Grund sinnbildlich Freudensprünge aufführen.
Was muss geschehen, dass endlich die Politik handelt? Als erstes muss eine bundesweite Mietpreisbremse her, und zwar eine richtige! Dann müssen alle privaten Wohnungsgesellschaften– und Konzerne enteignet werden. Das gilt auch für Baugrund, mit dem in den Städten und auf dem Land gnadenlos spekuliert wird. Aus dem zaghaften sozialen Wohnungsbau muss eine bundesweite Kampagne für soziales Wohnen bei einer Höchstmiete von fünf Euro/qm werden. Dabei sollten durchaus Wohnungen in Höhe von acht bis zehn Stockwerken gebaut werden, um Flächen besser zu nutzen. Das sind nur einige Forderungen!
Zu alledem fehlt bei den etablierten Parteien der politische Wille und die Unfähigkeit soziale Gerechtigkeit bei der Wohnungspolitik umzusetzen. Für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft hat das fatalen Folgen!
Dieter Hooge, Frankfurt
Klimaschädliche PR-Aktion
Fraport: „Sonnenstrom fürs neue Terminal“, FR-Rwegional vom 27. Juli
Schade, dass dem Lügner nur im Märchen eine lange Nase wächst! Das Greenwashing, dass der Frankfurter Flughafenchef Schulte betreibt, um dem umweltschädlichsten Verkehrsmittel wieder zu einem besseren Images zu verhelfen, hätte ein Nasenwachstum verdient.
Kein Wort, dass für die unnötige neue Landebahn und das noch unnötigere Terminal 3 riesige Mengen an Wald abgeholzt wurden. Kein Wort, dass die Fa. Sering in direkter Umgebung weitere große Waldflächen für Kiesabbau abholzen darf, um das nötige Baumaterial für das neue Terminal und dessen Autobahnzufahrt auszubaggern. Nichts darüber, dass der verbliebene Wald um den Flughafen in einem erbärmlichen Zustand ist, weil in Nicht-Corona-Zeiten täglich eine Million Liter Kerosin über dem Rhein-Main-Gebiet verbrannt wird. Unerwähnt bleibt auch der immense Wasserverbrauch des Flughafens, der dazu beiträgt den Vogelsberg und das Ried auszusaugen und auszutrocknen. Dagegen bewirbt Schulte mit großer Geste ein paar Sonnenkollektoren, die eine Flughafenkantine mit Strom versorgen, als vorbildlichen Klimaschutz. Er bringt es tatsächlich fertig zu erklären, dass er für 90% der durch den Flughafen verursachten Luftschadstoffe nicht verantwortlich sei, weil diese aus fliegenden Flugzeugen kommen.
Sollte es einen Pinocchio-Preis für die klimaschädlichste PR-Aktion geben, schlage ich als ersten Preisträger den Frankfurter Flughafenchef vor.
Friedhilde Scholl, Frankfurt
Schulte reitet zwei Pferde gleichzeitig
An Chuzpe ist der Fraport Vorstand nicht zu übertreffen, das muss man ihm schon lassen, wenn sich die Fraport AG einerseits aus tiefster innerer Überzeugung zum Klimaschutz bekennt und sehr zielorientiert bis 2050 den eigenen C02-Fußabrduck auf Null senken will. Dass für die restlichen 90% der Emissionen die Fluggesellschaften verantwortlich seien, ist eine schlechte Ausrede, basiert doch das umwelt- und klimaschädliche Geschäftsmodell des Flughafenbetreibers genau darauf, Flugzeuge in die Luft und wieder auf den Boden zu bringen. Wie glaubwürdig ist ein Vorstand, der zwei Pferde gleichzeitig reiten will, die in völlig konträre Richtungen laufen? Sowenig aus einem Bordell ein Kloster wird, nur weil der Betreiber verspricht, in Zukunft zölibatär zu leben, so wenig wird aus dem Frankfurter Flughafen ein „green airport“, wenn nur 10 Prozent des gesamten C02-Fußabdrucks auf Null gebracht werden.
Hans Schinke, Offenbach
Forum vom 17. August
Seite eins
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Der Gipfel der Unmenschlichkeit
Zu: „Merz gibt den ‚deutschen Trump‘“, FR-Politik vom 9. August
Die Meinung des Herrn Merz ist zu Flüchtlings- und Einwanderungsplänen der Grünen ist an Demagogie kaum zu überbieten. Allerdings kann man dazu sagen, dass die CDU versucht , mit dem mehr als unchristlichen Umgang mit Menschen, die ihr Leben vor den Bomben eines menschenverachtenden Diktators in Syrien oder lebensbedrohlichen Zuständen in Libyen schützen wollen, völlig versagt. Man unterstützt die Abschottungspolitik gegen Menschen in höchster Not und nimmt in Kauf,dass Flüchtlinge z.B. in Lybien mit Gewalt davon abgehalten werden, in Europa Asyl zu suchen. Für die Abschottung bezahlt man gewaltige Summen.
Der Gipfel der Unmenschlichkeit ist die Tatsache, dass man nach wie vor Menschen nach Afghanistan abschiebt ohne darauf Rücksicht zu nehmen, dass die sogenannten „Gotteskrieger“, die Mörderbande Taliban in Afghanistan wieder Oberhand gewinnen und den Menschen ihre“ mittelalterlichen“ Vorstellungen von Religion aufzwingen werden. Das heißt: Mädchen von jeglicher Bildung fernhalten, Frauen ohne Beruf, nur zum Kinderkriegen geeignet usw. Dazu kommt noch das schäbige Verhalten der derzeitigen Regierung gegen die afghanischenm Mitarbeiter der inzwischen abgezogenen Bundeswehr. Man hinterlässt diese Mitarbeiter der Rache der Taliban, was bedeutet: Todesurteil.
Man könnte noch viele unchristlichen Maßnahmen ,die auf das Konto der CDU gehen (C=christlich und ist verbunden mit Nächstenliebe). Man hat schon den Eindruck, dass die CDU „am rechten Rand der Wähler fischt“, um von der AfD Wähler zu „angeln“. Dann sollte sie aber den Buchstaben C = christlich nicht tragen dürfen. Das ist Wählertäuschung!
Hermann Michel, Mörfelden-Walldorf
Für Klimaschutz hat Merz kein Verständnis
Der deutsche Trump Merz hat Dollar in den Augen und ist das Einfallstor amerikanischer Finanzhaie über Blackrock nach Deutschland.
Der Millionär und Flugzeugeigentümer Merz soll den Nachweis seines Vermögens erbringen ehe er seine Ministerambitionen bei der CDU geltend macht. Für Klimaschutz hat dieser Mann kein Verständnis. Die Grünen und andere Umweltschützer wird er, wie schon jetzt, bekämpfen. Den Sozialstaat wird er versuchen abzuschaffen. Das Renteneintrittsalters bis zur Friedhofsreife erhöhen. Daher sollte verhindert werden, das dieser Mann über die Hofierung des Kanzlerkandidaten Laschet, der ebenfalls ein Desinteresse am Klimaschutz zeigt, in das derzeit auch konservative Wirtschaftsministerium kommt. Das gleiche gilt auch bei einer eventuellen Ampelkoalition für den Porschesammler Lindner von der FDP.
Letztendlich haben die Wähler:innen das in der Hand die diesmal genau hinschauen müssen wo sie ihr Kreuz setzten.
Emil Jacob, Poppenhausen
Merz sollte mal erklären, was sein eigener Verein eigentlich will
Bevor sich der aus der Asche wiedererstandene Unions-Phoenix Gedanken über die Programme politischer Gegner macht, sollte er doch erst einmal erklären, was denn sein eigener Verein eigentlich will. Aber da schweigt des Sängers Höflichkeit. Man kann und darf das eine oder andere aus dem Grünen-Programm ruhig für einen ziemlichen Schmarren halten, aber sich mit riskanten Schlussfolgerungen darüber auszulassen, zeigt schon auf, dass da bestimmten Gruppierungen im Land ganz schön die Hose flattern muss. Dem innerparteilichen Mehrfachverlierer sei angeraten, den Wählern einmal sein eigenes Polit-Menü schmackhaft zu machen, bevor er sich über die Speisekarte der Konkurrenz den Mund zerreißt
Nikolaus Jöckel, Offenbach
Es geht Weselsky ausschließlich um die Macht
GDL: „Streik zur Urlaubszeit“ und „Falsche Gleise“, FR-Wirtschaft und -Meinung vom 11. August
Der Personalchef der Deutschen Bahn hat recht, wenn er sagt, Weselkys Streik ist eine „Atta-cke auf das ganze Land“ – und ich spitze zu: Dieser Ober-Beton-Gewerkschaftsfunktionär nimmt die bundesdeutsche Gesellschaft in verkehrspolitische Geiselhaft.
Ich habe das Interview mit ihm am MI, 11.08., 8 Uhr 10, im DLF gehört und wer nur ein bisschen mithört auf das, was in diesem Fall der Interviewte zwar nicht expressis verbis sagt, aber doch meint, kann keinen Zweifel haben: Es geht diesem Gewerkschaftsboß ausschließlich um die Macht seiner Gewerkschaft, nein – um seine Macht; was aber darum herum statthat und stattfindet, dafür ist er blind und taub, auch Herr Hebel räumt es ein: Kein Gedanke daran, dass in Zeiten wieder steigender Corona-Infektionszahlen die Fahrgäste in den stark reduzierten Fern- und Nahverkehrszügen unvertretbar eng nebeneinander sitzen oder sogar stehen müssen, Behinderte zu lebenswichtigen Therapien auf das sehr viel teurere Taxi angewiesen sind, des weiteren, dass derzeit Haupturlaubszeit ist mit festgebuchten Fahrzeiten und Aufenthalten in Hotels etc., bodenlose Ignoranz der gesellschaftlich induzierten Naturkatastrophen im Westen der BRD einerseits und in Südeuropa andererseits. Und dass dieser Ur-Apparatschik gar den allerjüngsten Bericht des Weltklimarates auch nur zur Kennt-nis nimmt, wäre wohl wahrlich zu viel verlangt.
Jede Minderung des Schienenverkehr, der abgesehen vom Fahrrad der umweltfreundlichste ist, hat aber Vermehrung des Auto- und Flugverkehrs zur Folge.
Ein Wort zu Herrn Hebel: Während er noch 2015 aus Anlass eines Streiks von Weselsky auf der Titelseite der FR die rhetorische Frage stellen durfte „Kann denn Streiken Sünde sein?“, ist er diesmal um Aus- und Abgewogenheit bemüht, doch – zweierlei vermisse ich:
Zum einen, wie ich der laufenden FR-Berichterstattung von Frank Thomas Wenzel entnommen habe, war in allen vorausgegangenen Verhandlungen nicht die DB, sondern allein Weselsky bockbeinig, zum anderen – und nun geht’s ans Eingemachte: Gewerkschaftsbosse von der Art Weselkys oder des vorvormaligen IG-Chemie-Vorsitzenden Rappe wird man nicht verhindern können, die Schädigung des Gemeinwohls inklusive seiner naturalen Grundlagen aber schon, indem für öffentliche Verkehrsmittel anstelle der herkömmlichen Tarifauseinandersetzungen inkl. Streiks eine Mastergleichung tritt, die ähnlich wie für die Bemessung der Renten unter Beachtung aller einschlägigen Variablen und je aktualen Variablenwerte zu berechnen gestattet, was bei einem fairen Tarifabschluss herausgekommen wäre – und darauf gibt es dann einen grundgesetzlich, also per Verfassungsänderung zu verankernden Rechtsanspruch.
Manfred Wetzel, Agathenburg
Wo soll dieser Gewaltmüll noch enden?
Rundfunkbeitrag: „Karlsruhe stimmt für Qualitätsjournalismus“, FR-Politik vom 6. August
An die hochdotierten Verantwortlichen der Programmplanung: Ich finde, es ist an der Zeit: Lassen Sie das Publikum in Frieden mit dieser ekligen Inflation von Mord- und Totschlag, Crime, Entertainment und sonstiger verdummender Zerstreuung. Ich meine es ernst: Ich plädiere für eine gründliche Programmänderung ab sofort!
Die Welt verroht, und wir brauchen weder dümmliche Drehbücher noch brutale Nahaufnahmen in den Kriminalfilmen von Messern, die in fette Bäuche oder zarte Mädchenkörper gerammt werden. Neuerdings darf man das auch superhörbar mitkriegen, denn inzwischen wird akustisch nachgeholfen: wenn ein Teppichmesser zum Morden eingesetzt wird, hört man das Durchtrennen der verschiedenen Körperschichten. Wir brauchen auch keine unendlichen Kamerafahrten durch Pathologie-Räume, irres Gemetzel, bescheuerte Dialoge. Unsere Zeit ist kostbar!
Eine dumpfe Verrohung der Zuschauer*innen kann doch so auch aus dieser Quelle nicht ausbleiben. Was glauben Sie, wo dieser Müll mental endet? Sehen Sie nicht, wie gefährdet wir sowieso schon sind in dieser rasanten, auch charakterlichen Orientierungslosigkeit? Und die Verlierer – global und lokal – mit welcher Perspektive sind sie geneigt, sich an Regeln zu halten, die sie gleichzeitig ausschließen? Sind ARD und ZDF dermaßen verantwortungslos, dass Sie uns allen diese Unmengen an Gewalt auftischen, nur um der Quote willen?
Es ist klar, dass Sie damit auch schleichend eine Hemmschwelle senken, mit diesen verrohenden „Angebotsdrogen“. Das ist keineswegs Ihre Aufgabe, dafür werden Sie von uns Demokraten sehr ungern finanziert!
Also Stopp mit Ihren verantwortungslosen und überteuerten Geschäftsmodellen und marktgängigen Appellen an niedere Instinkte!
Marianne Bäumler, Radolfzell
Pennäler und Petzen
Plagiatsvorwürfe: „Laschet stolpert erneut“ , FR-Politik vom 31. Juli
Die Verpennälerung der öffentlichen Angelegenheiten greift um sich. Helmut Kohl hat folgendes, heute geflügelte Wort eingeführt und damit das Feld eröffnet: Der oder jener politische Gegner habe „seine Hausaufgaben nicht gemacht“. Nun tönt es aus Foren und Blätterwald: „der schreibt aber ab“, wie im 3. Schuljahr. Und auch die Petze kommt zu neuem Einfluss: „Der oder die plagiiert“, als Oberpetze geht das nicht unter dem Rang eines Professors. Da kommt man sich vor wie in Spoerls Feuerzangenbowle: „Da stelle mer uns ma janz domm“ und tun so, als wüssten wir nicht, dass der Redenschreiber zum politischen Alltagsgeschäft gehört.
Und gar der Gebrauch von Unwörtern z.B. „Neger“. Hat Mama verboten. Kann man aber trotzdem sagen, wenn man’s dem andern zuschiebt. Mama und auch Papa kaufen ohnehin Fisch zum Niedrigpreis für die Tiefkühltruhe. Die technisch hochgerüsteten europäischen Fangflotten in den Fischgründen vor Afrikas Küsten machen diese Preise möglich. Wer redet da noch davon, dass afrikanische Fischer ihre Existenzgrundlage verlieren. Das Unwort lässt sich kostengünstiger vermeiden.
Woher kommt dieses öffentliche Pennälertum? Ein Grund mag sein, dass Schulen lieber das Geschäft von Universitäten betreiben und die Universitäten dann mit Schulaufgaben zu tun bekommen, z.B. klar machen, dass Abschreiben keine kulturelle Technik ist. Und der diplomierte Absolvent tritt also gerüstet ein in die wissenschaftsbasierte Gesellschaft und exerziert, was man ihm schon in der Grundschule hätte beibringen sollen.
Auch Medienleute und Journalisten leisten ihren Beitrag. Erste Aufgabe wäre zu sieben, was ist eine Nachricht wert und welche Informationen sind Schrott? Wenn man aber nur noch nach Erregungspotential misst, dann wird die Nicht-Nachricht zum Kassenschlager.
Dieter Reitz, Mainz
Neuland für die CDU
Zu: „CDU blamiert sich im Kampf gegen CCC“, FR-Politik vom 5. August
Bereits 2013 hatte Frau Merkel konstatiert, dass das Internet mit seinen Möglichkeiten immer noch „Neuland“ ist. Das hat sich für CDU/CSU offenbar bis heute nicht geändert, obwohl die „Digital-Ministerin“ Dorothee Bär in Merkels Bundeskanzleramt nach eigener Aussage ständig „online“ ist.
Günter Steinke, Wiesbaden
Forum vom 18. August
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Bedenken zur Seite gewischt
Impfen: „Merkels harter Kurs“, FR-Politik vom 11. August
Noch vor zwei Jahren für ein Musterland der Demokratie undenkbar, offenbart sich im Zeichen einer gesundheitlichen Herausforderung wie der Coronapandemie die Labilität des in Deutschland vorhandenen demokratischen Denkens. Undenkbar bis dahin wird die Wahrnehmung von Grundrechten an den Einsatz von finanziellen Mitteln gebunden: Wer Kultur-, Sportveranstaltungen, Hotels und Gaststätten und vieles andere mehr besuchen will und nicht geimpft ist, muss ab Oktober zahlen. Er muss einen Schnelltest aus der eigenen Tasche zahlen und die Gültigkeit von bisher 48 Stunden wird, um die Härte und den Druck auf die Ungeimpften zu erhöhen, auf 24 Stunden begrenzt. Derweil wird Geimpften und von der Infektion Genesenen freier Zugang dorthin gewährt. Gekoppelt wird das mit der heimlichen Unterstellung, dass sie nicht mehr erkranken und nicht mehr Infektionsverursacher sein werden. Geimpfte werden von nun an Gesunden gleichgesetzt. Diese mit der Zuteilung von Freiheiten versteckte Aussage ist ausdrücklich falsch – die Erkrankungen von Geimpften in Altenheimen, die schweren Erkrankungen Geimpfter in Israel, die Infektion von geimpften Mainzer Bundesligaspielern könnten jedem die Augen dafür öffnen. Dennoch sollen Geimpfte ohne Schnelltest in Innenräumen „frei“ zusammenkommen. Um das Trugbild „geimpft ist geschützt, heißt nicht mehr infektiös“ aufrecht erhalten zu können, und durch die Abschaffung der kostenlosen Corona- Schnelltests zusätzlichen Druck auf Menschen auszuüben, die sich bisher nicht haben impfen lassen, nimmt die Politik wie überraschenderweise die Ärzteschaft hin, dass damit neue Hot Spots der Infektion durch Geimpfte entstehen können.
Unerträglich für mich als Arzt ist, dass die Bedenken, die man hinsichtlich potentieller Langzeitfolgen der daraufhin nicht untersuchten genetischen Impfstoffe haben kann, demgegenüber zur Seite gewischt werden. Zwischenzeitlich geht das so weit, dass sogar Schüler und Jugendliche von der Politik und von den Lehrern zur Impfung gedrängt werden, obwohl das Risiko schwerer Erkrankung bei ihnen minimal ist. Solche fürsorglichen Bedenken dann in das Reich von Verschwörungstheorien und Rechtsnationalismus zu drängen, billigt ihnen kein Recht darauf zu und ist die herrschende Politik nicht bereit, sie zu akzeptieren. Erschreckender Weise hat sich der Großteil der von mir als demokratisch bisher eingeschätzten Parteien darauf festgelegt, dass es deshalb gerechtfertigt sei, die Grundrechtszuteilung an die Bevölkerung in Abhängigkeit von einer medizinischen Maßnahme, jetzt der Impfung, zuzuteilen. Sie bemerken nicht, dass sie damit den demokratischen Konsens verlassen haben, wonach die Wahrnehmung der Grundrechte allen Menschen voraussetzungslos zusteht. Eine solche Politik fördert nicht nur die Spaltung der Gesellschaft. Fatalerweise führt sie auch zum Verlust der Glaubwürdigkeit der demokratischen Gesinnung der Politik, aber auch gegenüber einer ihr folgenden kritiklosen Medienberichterstattung.
Dr. Klaus-Dieter Preis, Gößweinstein
Rüstung tötet auch ohne Krieg
Zu: „Hilfe ermöglichen“, FR-Meinung vom 12. August
Auch eine Folge der Umwelt- und Klimaverwüstung, bzw. der Pandemie: Hunger und Elend auf dieser Welt wachsen wieder.
Der den Interessen der Großmächte oftmals zuwider handelnden und somit finanziell immer mehr „ausgetrockneten“ UN „fehlt das Geld, um den Hunger zu lindern“. Dagegen zu handeln, sei verpflichtende Aufgabe vor allem der reichen Länder – so die beiden Gastautoren.
Die Friedensbewegung wusste schon vor Jahrzehnten in einer Parole zugespitzt zu formulieren: „Rüstung tötet – auch ohne Krieg“.
Dennoch wird dieser seit geraumer Zeit wieder vorbereitet; durch schamlose Waffenexporte zugunsten eigener Profite, durch Aufrüstung aller bekannten und neuerer Waffengattungen (z.B. im Weltraum oder autonomer Waffen), durch exorbitante Rüstungshalte. Und wie steht es um die oben zitierte Verpflichtung der reichen Staaten, für die es bei der Rüstung nur eine Richtung gibt: mehr, teurer, möderischer?
Nun – die FR wusste darüber bereits am 21.04.21 zu berichten: Laut UN steige in diesem Jahr die Zahl der von Hungertod bedrohten Menschen von 174 auf 270 Millionen Menschen. Um ihr Überleben zu sichern, fordere die UN von den reichen Ländern zusätzliche Mittel von 5,5 Mrd. $.
Diese Summe entspreche in etwa den weltweiten Rüctungsausgaben eines einzigen Tages! Wie gesagt: Rüstung tötet, auch ohne Krieg!
Bernd Bremen, Aachen
Forum vom 19. August
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Die Union sollte jetzt Buße tun
Erwiderung auf „Wozu gibt es Denkfabriken?“, FR-Forum vom 16. August
Otfried Schrots zurecht geforderte pazifistische Denkfabrik hat längst das „Verfahren zur Lösung internationaler Konflikte“ geliefert. Ende des 19. Jahrhunderts entwarf die Friedensbewegung das „System gegenseitiger kollektiver Sicherheit“, das es 1949 in unser Grundgesetz schaffte (Art 24). Es schreibt vor, dass die Interessen aller möglichen Konfliktbeteiligten angemessen zu berücksichtigen sind. Wäre die Nato ein solches System, hätte sie nach der Wende zum Beispiel Russland aufnehmen müssen. In einem skandalösen politischen Gefälligkeitsurteil hat 1994 das Bundesverfassungsgericht gegen nahezu alle Völkerrechtler beschieden, die Nato sei ein solches System. Sie ist aber ein Verteidigungsbündnis, das Faustrecht übt und Angriffskriege führt. 1955 kam in unser Grundgesetz der der Art. 87 a, der Streitkräfte zur Landesverteidigung erlaubt. Dass Deutschland auch am Hindukusch verteidigt werde, war seit 2001 die Lebenslüge deutscher Militär gestützter Sicherheitspolitik. Jetzt wurde sogar die Verteidigung der Ortskräfte verschleppt, die für Deutschland gearbeitet haben. In Wirklichkeit wurde eine korrupte afghanische Regierung verteidigt. Unionsleute beklagen jetzt die Fahnenflucht der von uns ausgebildeten und ausgerüsteten Sicherheitskräfte, die für diese Regierung nicht sterben wollten. Die Union sollte angesichts des afghanischen Desasters besser Buße tun, den Natoaustritt, den Beitritt zum Atomwaffensperrvertrag, die Verbannung der Atomwaffen aus Büchel und das Ausscheiden aus der Entwicklung atomwaffenfähiger Kampfdrohen planen. Sie sollte sich dem Programm der badischen Landeskirche „Sicherheit neu denken“ anschließen, wonach die Bundeswehr bis 2040 zur waffenlosen Friedensorganisation werden soll. Die Linken gelten den übrigen Parteien wegen ihres Pazifismus als koalitionsunfähig. Für eine christliche und verfassungstreue Bürgerschaft sind die Linken aber gerade deshalb allein wählbar.
Friedrich Gehring, Backnang
Die Lösung des Problems wird durch Ideologen verschleppt
Klima-Kolumne: „Grönlandeis ade“, FR-Meinung vom 5. August
Natürlich hat Klaus Staeck in allem recht, wie jeder weiß, der sich intensiv mit der Klimaproblematik beschäftigt hat. Aber wenn er richtig schreibt, „schon vor 30 Jahren“ hätte das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung auf das Problem hingewiesen, dann übersieht er den wahren Abgrund der Ahnungslosigkeit. Schon vor fast 40 Jahren hat die Deutsche Physikalische Gesellschaft das Problem öffentlicht artikuliert. Und wir deutschen Physiker waren nicht die ersten. Seit den 50er Jahren wurde dazu immer intensiver in vielen Ländern geforscht und publiziert. Aber der erste, der klar machte, daß die CO2-Emission durch Kohleverbrennung das Klima ändern könnte, war Svante Arrhenius, der darüber am 11. Dezember 1895 (ja, Achtzehnhundertfünfundneunzig!) der schwedischen Wissenschaftsakademie berichtete und einige Wochen später seine Untersuchungen im „Philosophical Magazine and Journal of Science“ veröffentlichte. Das Problem ist also seit nunmehr 126 Jahren bekannt! Der Medienhype um den neuen IPCC-Bericht ist letztlich nur der Ausweis überbordender Ignoranz des politisch-medialen Komplexes, der immer noch nicht zur Kenntnis genommen hat, was eben auch das IPCC seit Jahrzehnten veröffentlicht. Und was am 24.05.1990 (vor über 30 Jahren!) sogar im Abschlußbericht der Enquête-Kommission „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre“ des Deutschen Bundestages, Bundestags-Drucksache 11/8030, bereits zu lesen war.
Eine Lösung des Problems wird aber seit Jahrzehnten im Mahlstrom der Ideologen und Ignoranten verschleppt: die Kohlewirtschaft bestreitet das Problem und will sogar neue Kohlegruben eröffnen, die Erdgaswirtschaft verbreitet ihre Lügen vom angeblich klimafreundlichen Erdgas (was wegen der Methanleckagen sogar noch klimaschädlicher als Kohle ist!), die Windfanatiker singen „Windkraft, Windkraft über alles“ und zerstören die Natur, um sie angeblich dadurch zu schützen. Was wir brauchen, ist mehr Solarenergie, mehr Vernunft im Umgang mit Energie, mehr Züge statt Flüge (aber Flugscham ist idiotisch – wie sonst will man andere Menschen und ihre Kulturen kennenlernen, wenn nicht durch hinfliegen?), mehr umdenken (aber ohne diktatorische Zwänge), weniger Fleisch essen (aber ohne veganen Ausschließlichkeitswahn). Und – auch wenn der deutsche Antiatomit im Dreieck springt – mit Kernenergie allein kann man zwar das Problem nicht lösen, aber ohne Kernenergie ist das Problem schlicht unlösbar – jedenfalls, wenn man die Natur bewahren und auf totalitären Zwang verzichten will. Aber die deutschen Antiatomiten unterscheiden sich in ihrer Ahnungslosigkeit nicht von Querbrüllern (nein quer-“denken“ tut da keiner) und AfD-Trollen; denn am deutschen Wesen und so …
Knut G. Emmert, Frankfurt
Der Wahnsinn geht weiter
Weltklimabericht: „Der Erde läuft die Zeit davon“, FR-Tagesthema vom 10.8.
Nicht der Erde läuft die Zeit davon, sondern uns Menschen. Der Erde ist das wurscht. Meine Enkel oder all die Kleinen von der Kita nebenan werden durch unser „Weiter-so!“ eine grausame Zukunft haben. Richtig, sie spüren nicht unseren Noch-Wohlstand. Sie müssen dann irgendwie zurechtkommen. Wir sind aber seit 1972 (Club of Rome) über die Folgen des Wachstums aufgeklärt. Wie ist es 2021? Vorm Fenster kurven sie mit ihren SUV und suchen einen Parkplatz. Echte Erlöser ohne Geschwindigkeitsbegrenzung für den Fortbestand des extremen Wahnsinns.
Jon Pahlow, Frankfurt
Wer hat Schuld an der Misere?
Brandrede zur Schulpolitik in Zeiten der Pandemie: „Auf dem Rücken unserer Jüngsten“, FR-Tagesthema vom 3. August
Sehr geehrte Frau Luttmer, mit großem Interesse und Mitgefühl habe ich Ihren Artikel über die Leiden von Eltern und Kindern während der Pandemie gelesen und hoffe mit Ihnen auf eine baldige durchgreifende und nachhaltige Verbesserung der Lage an den Schulen.
Nur eines stößt mir übel auf an Ihrem Artikel: Warum sollen wieder, wie so häufig in letzter Zeit, die Ungeimpften die einzig Schuldigen an der Misere sein und ausgesperrt werden?
Es ist doch mittlerweile bekannt, dass auch Geimpfte noch eine erhebliche Viruslast aufweisen und damit andere Menschen infizieren können. Zum Glück berichtet die Frankfurter Rundschau über diesen Sachverhalt. Trotzdem werden die Geimpften mittlerweile von den meisten Einschränkungen ausgenommen, um den Druck auf die Menschen zu erhöhen, die für sich gute Gründe haben, sich nicht impfen zu lassen.
Letzten Endes müssten eigentlich die Ungeimpften Angst haben, sich bei anderen, auch Geimpften, zu infizieren. Die Geimpften können sich doch sicher fühlen, denn das Versprechen der Impfung ist ja gerade der Schutz vor Ansteckung oder mindestens vor einem schweren Verlauf. Dass das nicht sicher ist, erfahren wir allerdings gerade aus Israel.
Es erscheint mir also viel zu einfach, die Schuld an den wieder ansteigenden Infektionszahlen, die bekanntlich nicht mit Erkrankungszahlen gleichzusetzen sind, den „Impfunwilligen“ zu geben.
Nebenbei bemerkt bin ich auch keine „Querdenkerin“, denke aber gerne mal quer, um Sachverhalte zu verstehen.
Eva Jänecke-Lauke, Rosdorf
Das Gefühl für die eigene Gesundheit
Saskia Esken über Impfungen und die Pandemie: „Ich werbe für Impfmobile an Schulen“, FR-Politik vom 31. Juli
Im ausführlichen Interview mit Saskia Esken kommen leider keine neuen Erkenntnisse zum Thema Schul- und Kitaöffnungen herüber.
Vor einigen Tagen hat die FR über eine Studie aus Baden-Württemberg – durchgeführt von vier namhaften Universitäten des Landes – berichtet, nach der Kinder und junge Jugendliche von Erwachsenen angesteckt werden, der umgekehrte Weg – also Ansteckung vom jungen zum älteren Menschen – eher nicht wahrscheinlich ist. Da ist es doch sinnvoll, Lehrer und Erzieher zu impfen und im Weiteren technische Schutzmaßnahmen in den Unterrichtsräumen zu installieren. Das können Trennwände wie in Parlamenten und Gerichtssälen sein, das können gepflegte Luftfilter sein, das können besondere Leuchtmittel sein, die es laut Mitgliederzeitung der IG Metall inzwischen gibt, die Viren rasch und Pilzsporen bei längerfristiger Nutzung effektiv vernichten.
Solche Leuchten werden als mikrobiozidisches LED-Licht bezeichnet. Mit solchen technischen Maßnahmen können dann die unsicheren Schnelltests entfallen, die wertvolle Unterrichtszeit in Anspruch nehmen, sehr teuer sind und viel Müll verursachen und, das sollte auch bedacht werden, den Kindern das Gefühl für die eigene Gesundheit nehmen.
Daher sollten die Kultusminister der Bundesländer sich mit solchen technischen Möglichkeiten baldmöglichst auseinandersetzen.
Elisabeth Baumann, Essen
Forum vom 20. August
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Antidemokratische, autoritäre Versuchungen
Zu: „Die deutsche Frage ist mit der Wiedervereinigung endgültig gelöst“, FR Feuilleton vom 12. August
Heinrich-August Winklers differenzierender Sicht auf die deutsche Geschichte ist weitgehend zuzustimmen – auch in Bezug auf seine Einschätzung des deutschen Kaiserreiches. Noch stärker hervorzuheben und zu ergänzen wären m.E. allerdings zwei Aspekte:
– Zwar gab es im Deutschen Kaiserreich mit der Industrialisierung durchaus eine erhebliche, insbesondere wirtschaftliche Modernisierung. Politisch dominant und damit letztlich ausschlaggebend blieb im Reich Otto v. Bismarcks und Wilhelms II. jedoch ein Militarismus, welcher die Herrschaft adelig-feudaler und großbürgerlicher Oberschichten absicherte. Dieser Militarismus bediente sich der Potentiale der aufgekommenen modernen Industrie für eine Aufrüstung, die schließlich in den vor allem von diesen Schichten zu verantwortenden 1. Weltkrieg führte. Erneut ermöglichte die moderne Industrie dann dem faschistischen „Dritten Reich“ eine massive Wiederaufrüstung und die Inszenierung eines weiteren, des 2. Weltkrieges.
– Auch klassische westliche Demokratien sind vor einem Abgleiten in autoritär-antidemokratische und populistische Versuchungen nicht gefeit. Dies belegt die Präsidentschaft Donald Trumps in den USA – wenngleich sowohl die Wahlen Barak Obamas und Joe Bidens für die Stabilität dortiger demokratischer Institutionen und Traditionen sprechen. In Frankreich könnte ein möglicher weiterer Aufstieg des Front / Rassemblement National die Demokratie und zudem den Bestand der EU gefährden. Und in Großbritannien handelt es sich bei den dort regierenden, mehrheitlich rechtskonservativen Tories um Boris Johnson nicht unbedingt um „lupenreine Demokraten“ …
Norbert Fabian, Duisburg
Es gab moderne Ansätze für die Konservativen
Ich möchte die Aussage von Herrn Winkler „nach 1945 knüpften katholische Konservative dann an die übernationale Reichsidee aus dem Mittelalter an. Die Nation sollte in etwas Übergeordnetem aufgehen – Europa“ einwenig korrigierend ergänzen: 1924 wurde vom (ehemaligen) Prinzen Karl Anton Rohan der Kulturbund gegründet (auch Fédération Internationale des Unions des Intellectuels genannt), dessen Medium die Europäische Revue war, in der überwiegend konservative Autoren (Ortega y Gasset, C. G. Jung) aber auch Arnold Zweig oder Jakob Wassermann veröffentlichten. Die Idee Rohans sollte zu einem geistigen Kulturraum führen, der in etwa dem Gebiet des Heiligen römischen Reiches deutscher Nationen umfasste, also übernational gedacht war. Aufgrund des elitären Charakters und der Skepsis gegenüber der „Massendemokratie“ u. a. war die Anzahl der Mitglieder relativ klein, was nicht heißt, dass der Kulturbund keinen Einfluss hatte. In den 30. Jahren wurde der Kulturbund von den Nazis vereinnahmt und löste sich später auf. Zu erwähnen ist weiterhin das sogenannte „Mayrisch-Komitee“, das vom luxemburger Stahlindustriellen Émile Mayrisch initiiert wurde, welches sich als kulturell-industrielles Vermittlungsorgan verstand und ebenfalls übernational organisiert war (manche Autoren sehen darin den Vorläufer der Montanunion, der Keimzelle der Europäischen Union). Das Komitee löste sich, nach dem Tod des Initiators und Förderers Mayrisch 1928, Anfang der 30. Jahre auf. Die von Winkler erwähnten Konservativen brauchten als gar nicht bis ins Mittelalter zurückzugehen, es gab zeitlich nähere und modernere Ansätze.
Rüdiger Erdmann, Pattensen
Unmoderne Union
Laschet mit Elon Musk auf der Gigafactory-Baustelle: „Laschet stand lächelnd daneben“, FR-Politik vom 14. August
Die Skepsis gegenüber einer zukunftsfähigen Politik von Armin Laschet spannt einen zu kurzen Bogen. Schließlich besteht hier das Prinzip bei der CDU in genereller Natur, was sich gerade bei der seit jeher leider fehlenden Kompetenz im Bereich der Digitalsierung zeigt, wo die Partei zum Beispiel über etliche Jahre in Deutschland mit ihrem Beharren auf der sogenannten Störerhaftung öffentliche Wlan-Netze proaktiv verhindert oder erst jüngst nach dem Aufdecken einer gravierenden Sicherheitslücke beim Thema Datenschutz in der eigenen Wahlkampf-App zunächst nicht einmal eine IT-Sicherheitsforscherin von einer Hackerin unterscheiden und diese nach dem Motto „Shooting der Messanger“ anzeigen wollte. Deshalb bleibt in diesem Fall nicht das wenig überraschend sofort von der politischen Konkurrenz in den sozialen Medien wie auf Knopfdruck ausgeschlachtete kolportierte mögliche Auslachen von Elon Musk das entscheidende Problem, sondern dass die gesamte Union durch ihre gähnende inhaltliche Leere sowie ihr häufig höchstens rudimentär ausgeprägtes Internetverständnis sowohl in sozialer als auch ökonomischer und ökologischer Hinsicht extrem schlecht auf das kommende Modernisierungsjahrzehnt vorbereitet ist!
Rasmus Ph. Helt, Hamburg
Entfremdung vom Fußball
Lionel Messi: „Die Gier des Königs“, FR-Sport vom 12. August
Wer ernsthaft dem Fußball verbunden ist, kann diesem Transfer-Theater nicht mehr Folge leisten. „Financial Fairplay“ ist noch nicht mal das Papier wert, auf dem es geschrieben steht. Mal abgesehen davon, dass man Lionel Messi auch nicht mehr verstehen muss, der scheinbar schon längst dieser Welt des Fassbaren entrückt ist -nebst seiner geldgesteuerten Vaterfigur -, so sind diese Mega-Transfers bei Europas Top-Clubs immer weiter in die Höhe geschossen. Rücksichtslos mit finanziellen Mitteln, die inzwischen von fragwürdigen Sponsoren aus dem fernen Osten oder aus einem nicht mehr durchschaubaren Finanzmarkt stammen. Rücksichtslos, trotz Pandemie und dem Elend auf dieser Erde.
Viele Fans sind nicht mehr so dumm, diese Entwicklung einfach zu schlucken. Die Entfremdung vom Fußball schreitet voran. Und wir können bereits heute deutlich erleben, wie das korrupte globalisierte Wirtschafts- und Finanzsystem, nicht nur die Menschen, sondern auch den Sport auffressen. Es mutet an wie Panik vor dem großen Chaos.
Meine Empörung über diese Zustände vermischt sich mit einer großen Traurigkeit und dem Nachdenken über das, was vom Volkssport Fußball noch übrig bleibt. Bereits tief in den Amateurbereich hinein hat das Geld große Macht übernommen. Vielerorts wird über die Werte- und Vorbildfunktion des Fußball- und Mannschaftssport gesprochen. Es wirkt oft recht hilflos.“
Jürgen Malyssek, Wiesbaden
Forum vom 21. August
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China und die Kontrolle über das Lithium
Zu: „Die Jagd nach Rohstoffen“, FR-Wirtschaft vom 28. Juli
Beim Lithiumabbau ist viel mehr los, als Herr Winter geschrieben hat. Es gibt viele Aktivitäten in Europa außerhalb Deutschlands, die Herr Winter gar nicht erwähnt hat.
Die chinesischen Firmen Tianqi Lithium und Ganfeng Lithium kontrollieren bereits mehr als die Hälfte der globalen Lithium-Produktion.
Es gibt mehrere Länder: z.B. die Tschechische Republik, wo die australische Firma European Metal Holding in Cinovec, Krusne Hory, Lithium abbauen will. Hinter der tschechischen Grenze, im Osterzgebirge in Sachsen, Zinnwald, liegt eines der größten Lithiumvorkommen Europas. Die Deutsche Lithium GmbH will den Bergbau mit dem Abbau von Lithium neu beleben. In der Lagerstätte befinden sich schätzungsweise 125 000 Tonnen Lithium-Metall, das ergibt etwa 660 000 Tonnen Lithiumcarbonat. Das Unternehmen Deutsche Lithium GmbH hat für die nächsten 30 Jahre eine Abbaulizenz im Erzgebirge erhalten.
In der Zwischenzeit bereitet die finnische Firma Keliber Oy in Kokkola eine Lithiumkarbonat-Mine in Finnland vor. Das südafrikanische Bergbauunternehmen Sibanye-Stillwater investierte 30% in Keliber Oy. China Molybdenum kaufte aber die finnische Kobalt-Raffinerie Kokkola.
Zwei australische Bergbau-Firmen, European Lithium AT GmbH, eine Tochterfirma der australischen East Coast Minerals, und Jadar Lithium wollen Lithium in Österreich in Wolfsberg und im Lavanttal abbauen.
Herr Winter sagt, es sei in Europa davon auszugehen, dass die vorgesehenen Standards eingehalten werden. Das ist aber keinesfalls so eindeutig. Deswegen gibt es heftigen Widerstand in Spanien, wo die australische Infinity Lithium hofft, ein Extraktionsprojekt zu entwickeln, und auch in Portugal, mit den europaweit größten Vorkommen von Lithium, sowie auch in Serbien, wo die britisch-australische Bergbaufirma Rio Tinto, $450 Mio. in Serbiens Jadar Lithium Projekt investieren möchte.
Die Hersteller von Batterien und Lithium-Ionen-Akkumulatoren verarbeiten ausschließlich reinstes natürliches Graphit zu den Anoden ihrer Energiespeicher. Pro Kilowattstunde Leistung, die eine Batterie etwa in einem Elektro-Fahrzeug erbringt, brauchen sie 1,1 Kilogramm des schwarzen Minerals. Damit verbauen die Hersteller bis zu zehn Mal so viel Graphit wie Lithium.
China kontrolliert 65% des Marktes für Naturgraphit. Derzeit ist China das einzige Land, in dem in kommerziellem Umfang Graphit zum Einsatz in Lithium-Ionen-Batterien, so genanntes Kugelgraphit, hergestellt wird, schreiben die Experten von Roskill in einem aktuellen Bericht. 2018 wurden in der Volksrepublik demzufolge mehr als 100.000 Tonnen des gefragten Materials – fast ausschließlich für die Herstellung von Anodenmaterial – produziert.
Es gibt ein Projekt „AutoBatRec 2020“ unter der Führung des Fraunhofer-Instituts für Silikatforschung. Ziel ist eine Verbesserung der gesamten Recyclingkette, um die kostbaren Rohstoffe zurückzugewinnen und so für die europäische Industrie sichern zu können.
Ob ein Recycling ökonomisch sein wird, hänge nicht nur von der Entwicklung der Rohstoffpreise ab, sondern auch vom Preis des Recycling-Prozesses und vom Volumen des Lithiums, das man recyceln soll. Todd Coy von der U.S. Firma Retriev Technologies sagte, dass es mehr als dreimal des gegenwärtigen Verarbeitungsvolumens ist. „Wir sind zuversichtlich, dass dieses Volumen in der Zukunft, nach 2023, kommen wird, aber der Markt ist noch nicht da.“
Igor Fodor, München
Warten und hoffen
Kolumne: „Entschuldigung“, FR-Meinung vom 16. August
Die Autorin weist auf zahlreiche, zum Teil wichtige Entschuldigungen hin. Ein wesentlicher Aspekt fehlt aber fast gänzlich, nämlich: Man kann sich nicht entschuldigen.
Wer Schuld auf sich geladen hat, kann nur um Entschuldigung bitten und darauf warten bzw. hoffen, dass dieser Bitte seitens der bzw. des Betroffenen oder – in historischen Fällen – der Nachkommen der Opfer entsprochen wird.
Mit „Ich entschuldige mich“ ist die Angelegenheit also noch nicht erledigt. Bewusst oder – wahrscheinlich eher – unbewusst stellt der Benutzer des reflexiven Verbs „sich entschuldigen“ sein Ich in den Vordergrund und verliert den Adressaten, das „Opfer“, aus dem Blick.
Ähnlich, wenngleich viel harmloser liegt der Fall bei „sich bedanken“. Ein sensibler Umgang mit Sprache tut not. Der Normativität des Faktischen gilt es vorzubauen.
@Dr. Preis
Vielen Dank für Ihren hervorragenden Beitrag, der mir aus der Seele spricht. Schon am 30. Juli lautete die Überschrift auf Ärzteblatt.de: „Delta-Variante so ansteckend wie Windpocken – trotz Impfung“. Die Delta-Viruslast infizierter Geimpfter sei mit der von Nichtgeimpften vergleichbar. Demnach sind Masken und Tests für Geimpfte genauso wichtig wie für Nichtgeimpfte und das Erreichen einer Herdenimmunität scheint utopisch. Doch was geschieht? Geimpfte und Genesene dürfen ungetestet ihre Grundrechte wahrnehmen und so als potenzielle hotspots Delta frei weiterverbreiten.
Impfschutz haben Kinder nicht nötig: Sie erkranken nur in den allerseltensten Fällen ernsthaft, oft verläuft die Infektion stumm. Laut DGPI sind bislang nur ein paar hundert Fälle des gut behandelbaren PIMS bekannt, zu mehr als 70% waren Kinder betroffen, die jünger als 11 Jahre alt waren und somit gar nicht geimpft werden können.
Die Impfung nützt also weder den Kindern selbst, noch hat sie Einfluss auf die angestrebte „Herdenimmunität“, da auch geimpfte Kinder das Virus ebenso weiterverbreiten können wie ungeimpfte. Hinzu kommt: „Es ist bisher weder für Erwachsene noch für Kinder und Jugendliche geklärt, ob, und wenn ja, welche COVID-19 Impfungen die Wahrscheinlichkeit für VOCs erhöhen oder senken“. (D. Martin et al., Mai 2021) Ebenso wenig ist bekannt, wie sich die Impfung auf das in der Entwicklung befindliche Immunsystem der Kinder auswirkt. Über Langzeitfolgen der Impfung (und der mittlerweile aufgefallenen Herzmuskelentzündungen) kann noch gar nichts bekannt sein.
Und was passiert? Allen Ernstes werden tolle Ideen wie „Wandertag zum Impfzentrum“ herausposaunt oder, dass die Impfteams ja in die Schulen kommen könnten, um ordentlich Gruppendruck aufzubauen. Es sind jedoch die Erwachsenen, die sich selbst durch die Impfung schützen sollten, und das sollte auch das Argument für eine Impfung sein. Stattdessen wiederholt die Politik gebetsmühlenartig, es müsse die nach Ansicht vieler Fachkundiger unerreichbare Herdenimmunität angestrebt werden.
Mittlerweile werden von den Ungeimpften PCR-Tests verlangt, die um einiges teurer sind als Schnelltests. Da jedoch die Delta-Viruslast 1000x höher ist als die des Wildtyps, wären Schnelltests sehr aussagekräftig, für Geimpfte wie für Ungeimpfte. Letztere werden durch die Politik von den Tests befreit – das verstehe, wer will. Mal ganz abgesehen davon: in dieser Situation die Tests nicht mehr kostenlos anzubieten, erscheint aus infektiologischer Sicht mehr als fragwürdig.
@ Manfred Wetzel, „Es geht Weselsky nur um die Macht“
Dieser demagogische Leserbrief macht mich ungeheuer wütend. Eigentlich ist im Forum vom 16.8. schon alles gesagt: Eine Gewerkschaft hat das Recht zu streiken. Es ist die einzige Möglichkeit der Arbeitnehmer, sich gegen die Übermacht der Arbeitgeber zu wehren. Die Forderungen der GDL sind maßvoll und berechtigt, die Boni der Vorstände sind es nicht. Ich bin glücklich, wenn es noch eine Gewerkschaft gibt, die nicht dem allgemeinen Anpassungsdruck nachgibt, sondern wirklich kämpft. Sie kämpft für uns alle, für unser aller Recht, und jede Solidarität ist geboten. Ich kenne keinen unberechtigten Streik Herr Wetzel, aber ich kenne die unberechtigte Anhäufung von Macht und Vermögen, die unsere Gesellschaft zerstört. Und ich kenne die alte Methode der persönlichen Verunglimpfung in der Politik, und den alten Trick, einen Streik als „gegen die Gesellschaft gerichtet“ zu denunzieren. Natürlich, wenn ein Arbeitgeber bestreikt wird, sind auch andere betroffen, das ist nicht gewollt, aber leider unvermeidlich. Wie leicht ist es, diese gegen die Streikenden aufzuhetzen! In diesem Fall sind sogar relativ viele betroffen, das wäre bei Streiks im Gesundheitswesen und in vielen anderen Bereichen nicht anders. Und wie berechtigt und notwendig wären solche Streiks oft! Dieser Streik ist ein Ergebnis der profitmotivierten Privatisierungspolitik, der 1994 beschlossenen Ausplünderung der Deutschen Bahn. Die Beamten der am Gemeinwohl orientierten Bundesbahn konnten nicht streiken. Die Politiker (außer der PDS) wollten die Privatisierung der Bahn, um sie zu verscherbeln – das Streikrecht haben sie – um der erhofften Profite willen – in Kauf genommen. Dort und im Konzern sitzen die machtbewussten Schädlinge des Gemeinwohls, nicht in der Gewerkschaft!