Heinz J. Bontrup, Professor für Wirtschaftswissenschaft an der Fachhochschule Gelsenkirchen, zieht Bilanz: In seinem Text „Der tödliche Stachel der Konkurrenz“ analysiert er, dass das kapitalistische Wettbewerbsprinzip, von Politikern hochgelobt, letztlich keineswegs zum freien Spiel der Marktkräfte führt, sondern im Gegenteil eine Neigung zur Monopol-Bildung hat: Aus Unternehmersicht muss der Wettbewerb ausgeschaltet werden. Denn nicht Wettbewerb und Märkte, sondern Begierde und Macht sind die Triebkräfte der Welt. Bontrups These: „Markt und Wettbewerb dürfen sich nicht selbst überlassen werden. Sie brauchen einen starken regulierenden Staat, der den Handlungsrahmen vorzeichnet, Machtmissbrauch sanktioniert und Verteilungsergebnisse berichtigt.“ Seine Forderung: die Einführung einer Wirtschaftsdemokratie.

Eine Idee, die viel Beifall erhält. So schreibt FR-Leserin Ute Plass aus Worms:

„Kritische und kompetente Stimmen wie die des Wirtschaftswissenschaftlers Heinz-J. Bontrup wünsche ich mir zuhauf. Er legt den Finger in die Wunde eines Wirtschaftssystems, welches den Menschen vor allem als Gewinnmaximierungsfaktor einhegt und ihn aussondert, wenn er diesem nicht mehr dienlich scheint. Die Analyse des Autors deckt eine Wettbewerbsgläubigkeit auf, die einer ausufernden Machtkonzentration Vorschub leistet und sich alles andere als am Gemeinwohl ausrichtet. Zu Recht fordert der Wirtschaftswissenschaftler die Einführung einer Wirtschaftsdemokratie.“

Thomas Klein aus Merzig wagt eine Prognose für die Entwicklung des Energie-Oligopols:

„Wenn man diese meines Erachtens nach gut nachvollziehbaren Gedanken einmal auf die Situation in der Strombranche überträgt (vgl. u. a. FR zuletzt vom 9.8. / 10.8.), dann wird deutlich, wie widersprüchlich der dort initiierte Preiswettbewerb bei dem Grundgut Strom eigentlich ist. Dieser Preiswettbewerb findet nämlich unter Verhältnissen statt, unter denen die kleineren und mittleren Versorger angesichts der vorhandenen Oligopol-Struktur bei der Energiebeschaffung mittelfristig nur die Verlierer sein können. Sie können die steigenden Kosten nicht über höhere Preis weitergeben, werden dadurch hohen Rationalisierungsdruck haben und wie bereits in der Vergangenheit geschehen von ihren kommunalen, „verarmten“ Eigentümern verkauft werden (müssen). Dafür stehen dann die ‚Großen (4)‘ mit der prall gefüllten Brieftasche vor der Tür. Vielleicht werden dann die Großen noch ein wenig Scheinwettbewerb betreiben, aber es ist wohl eher mit einer Situation wie in der Mineralölbranche bei der Benzinpreisbildung zu rechnen.
Den Artikel von Herrn Professor Bontrup empfinde ich in dieser Hinsicht endlich mal als einen konsequenten und dringend notwendigen Gegenpol zu der ‚Geiz-ist Geil‘- und ‚Wettbewerb ist alles‘-Mentalität. Politiker, wacht auf, hört, seht und lest die Signale!“

Udo Ludwig aus Taylors Flat, Australien, dagegen meint, der freie Markt solle entscheiden.

„Wenn ich diesen Artikel lese, dann muss ich sagen, gottseidank lebe ich nicht in Deutschland. Eine Ideologie, die Kapital verneint – wie soll auf solche Weise neu investiert werden? Der gute Professor sollte mal Ayan Rand lesen.
Nur eine Gesellschaft, die den Einzelnen wertschätzt und nicht die Allgemeinheit, kann wirtschaftlich und philosophisch voranschreiten. Die falsch verstandene Idee des Altruismus sollte endlich offenbart und der Sozialstaat abgeschafft werden. Dem Einzelnen muss gesetzlich garantiert werden, dass sein Vermögen, ob materiell oder intellektuell, nur ihm gehört, denn keiner hat ein Recht auf Werte, die er nicht selbst erarbeitet hat.
Nur wenn der Staat dieses Recht garantiert, kann ein Land vorwärts schauen. Der freie Markt sollte entscheiden. Denn niemand steckt Geld oder Energie in ein Geschäft, dass nichts einbringt.“

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5 Kommentare zu “Ein sehr konsequenter Artikel

  1. Der in Australien lebende Leserbriefschreiber dankt Gott, nicht in Dt. zu leben, u.a. weil in diesem Land der Sozialstaat noch nicht abgeschafft sei. Da kann er ja bald einen Einbürgerungsantrag stellen, denn Hartz IV, das gemeinsame Kind der Lakaien-Politiker und der Kapitalbesitzer, wirkt eindeutig in die von ihm gewünschte Richtung.

    Zwar gibt es noch einige, die anderer Auffassung sind, wie der FR-Redakteur Markus Sievers, der am 14.8.07 in seinem Leitartikel folgenden bemerkenswerten Satz schrieb: „Hartz IV hat das Armutsproblem eher gelindert denn verschärft.“ Ab er es gibt auch Fakten, die den Australien-Genießer freuen dürften: Immerhin sind schon, laut DGB, 7,4 Millionen Menschen auf Hartz IV angewiesen.

  2. @ kapitalismus;

    in seiner reinform – global und total, wird, wenn man ihn mit einem wirtschaftlichen haifischbecken gleichsetzt, am ende nur noch ein hai übrig bleiben, und der muss sich dann selber fressen!

  3. Ja der Sozialismus wird so langsam fröhliche Urständ erleben dürfen.

    Die Großkonzerne (Strom, Lebensmittel, Öl etc.) versuchen tatsächlich, alles auszureizen was an money und Profit drin ist. Und so lange der Staat die Mieten und Stromkosten bezahlt wenn die Bürger nicht mehr dazu in der Lage sind, nehmen es die Multis eben vom Staat selbst. Dieser wehrte sich zwar und kürzte die Sozialleistungen wo er nur konnte, teilweise bis zur Hungergrenze.

    Doch den Strom abzustellen, traute er sich bisher nicht. Es bleibt dem Staat, will er nicht ausbluten, gar nichts anderes übrig, als gerade diese Kosten durch staatliche Regelungen zu kontrollieren. Hat nicht vor einiger Zeit der Brotpreis mal eine Revolution ausgelöst…..?

  4. @ 4 heinrich;

    eine sehr schöne geschichte, das mit den haifischen und den fischlein von brecht; doch hierzu noch eine ergänzung von mir:

    und dann fingen die haifische an zu ende des 20. jahrhunderts dem deutschen kanzler zu erzählen, dass die alte fischlein-rentenversicherung des alten bismarkherings und der alten opelforelle doch tot anstatt sicher sei und deshalb sollten alle fischlein bei den oberhaifischversicherern eine privatrente dazu riestern, die sollte dann bei haifischfonds und haifischaktien zu fischleinrenten von erheblicher größe anwachsen; soweit das märchen was den gerdfisch ins ohr geflüstert worden war.
    doch spätestens seit den letzten meldungen über die haifischluftballonfonds und dem presseclub der fischlein-ARD heute mittag wissen alle, dass die alte bismarkhering-sozialversicherung doch nicht so schlecht war und die aussage vom opelfischleinblümchen mit der sicherheit doch gar nicht so falsch lagen!

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