Peer Steinbrücks Gastbeitrag „Karawanen-Kapitalismus hinterlässt verbrannte Erde“ hat eine ganze Reihe von FR-Lesern veranlasst, Leserbriefe zu schreiben. Tenor: Gerade die Politik der SPD (wenn auch nicht nur deren) hat die Probleme verursacht, die Steinbrück da beklagt. Aktueller Fall: Nokia, Bochum. „Steinbrück selbst hat diese Politik forciert“, meint FR-Leser Gerhard Kleinlützum aus Velbert:
„Steinbrück beklagt in seiner Analyse zu den Wirtschafts-Eliten in Deutschland eine Situation, für die er selbst eine hohe Verantwortung trägt. Er hat diese neoliberale Politik zusammen mit seinem Genossen Clement in NRW forciert, dem Bürger vermittelt, dass gespart werden muss und damit die Maßnahmen der sogenannten Reformen gerechtfertigt. Gerade die SPD hat in ihrem Paradigmenwechsel weg von der Sozialen Marktwirtschaft der Wirtschaft immer mehr Handlungsspielraum gegeben und die Kontrollmechanismen der Politik zurückgefahren. Diese neoliberale Politik ist genau dafür verantwortlich, was jetzt wieder beklagt wird: Zunehmende Verarmung, wenig Konsum, Zwei-Klassen-Gesellschaft. Dann wurden auch mit Subventionen solche Firmen am Standort Deutschland gehalten, wo aber die Politiker von vorne herein wussten, dass sie den Standort nach der Bindungsfrist verlassen würden. Daher sind auch die Reaktionen dieser Leute jetzt reine Heuchelei und Populismus. Gefordert ist eine Rücknahme dieser neoliberalen Wirtschaftspolitik. Gefordert wäre die Einsichtsfähigkeit der Politik, dass die Verantwortlichen eben nicht zum Wohl des ganzen Volkes gehandelt haben. Was fehlt, ist die Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit unserer politischen Eliten, auch eines Herrn Steinbrück.“
Heinrich Klatt aus Soderstorf fügt hinzu:
„Steinbrück sorgt sich, dass ‚die Akzeptanz in der Bevölkerung für die soziale Marktwirtschaft (…) abnimmt‘. Seine Charakterisierung der Global Player ist offenkundig richtig. Aber was will der Minister nun tun? Seiner Meinung nach helfen weder Appelle noch Gesetze und Verordnungen. Er sollte zugeben, dass er und unsere Politiker sich selbst entmachtet haben und dass heute das Großkapital bestimmt. Er sollte darlegen, was er tun will und kann. Stattdessen macht er nur wieder einen Appell an die Verantwortung der Wirtschaft.“
Scheinheilig sind die Umutsbekundungen aller, die da plötzlich den „karawanen-kapitalismus“ beklagen.
Ich frage mich nur, wo wurden die Arbeitsplätze abgebaut, als Bochum mit Subventionen die Arbeitsplätze herlockte?
Ich frage mich nur, sind die Leute wirklich so einfältig, dass sie glauben die Globalisierung wäre über uns gekommen und die SPD/CDU/CSU/FDP/Grünen hätten nur notwendige Reformen angestoßen, um auf die Herausforderungen zu reagieren?
Ist den Leute nicht klar, dass die BRD einer der maßgeblichen Hauptgloabiliserer ist? Dass sie anderen Ländern eine totale Öffnung aufzwingt, um sich an diesen Ländern zu bereichern? Nun, da das Elend das sie riefen auf sie zurückfällt, fangen sie an zu jammern wie der Zuaberlehrling, der seine Geister die er rief nicht mehr losbekam?
Glaubt Steinbrück wirklich an einen guten Kapitalismus gegen über einem bösen Kapitalismus, wenn er versucht die Kapitalisten in „Karawanen/Heuschrecken“ und die hiergebliebenen unterteilt?
Nein, ich bedaure das Schicksal all jener, die ihren Arbeitsplatz verlieren, verachte aber all jene, die sich nun hinstellen und Nokia anprangern. Der selbsternannte Arbeiterführer aus dem Pott und die SPD mit Plakaten die ihre unpopulisitsche Regierungsfähigkeit beweisen: „No, Nokia so nicht!“. Wer sieht hier noch einen Unterschied zu der viel geschähten veremintlich unrealistischen, oppositionellen und populistischen Forderungen der LINKEN?
Nein Herr Steinbrück, sie haben sich und die Unternehmer an der Globalisierung bereichern lassen, jetzt löffeln sie gefälligst die Suppe aus und schieben die Schuld nicht auf andere.
Das nenne ich Chuzpe. Steinbrücks Analyse ist zwar vollkommen richtig, aber es war doch gerade die Politik der SPD (im Bund seit 1998 an der Regierung beteiligt), die das verursachte, was er heute lauthals beklagt. Sein ehemaliger Chef, der „Genosse der Bosse“, zeigte bekanntlich für die Anliegen der Arbeitnehmer wenig Verständnis – zumindest nach seiner Wahl zum Bundeskanzler (vorher gab er selbstverständlich die erwarteten Versprechen ab). Wir erinnern uns: Arbeitslose wurden von ihm schon mal in in bewährter BILD-Zeitungs-Manier als „Faulenzer“ und „Drückeberger“ diffamiert. Bei so viel Unverfrorenheit bleibt einem fast die Spucke weg.
Wer ist für die Globalisierung verantwortlich? Dieselben Politiker, die nun demonstrativ Krokodilstränen vergießen, haben schließlich zuvor das internationale Handelssystem so geschaffen, wie es heute aussieht. Sie ernten daher bloß die Früchte ihrer eigenen Politik. Zwar könnte man die Globalisierung anders (d.h. sozialer) gestalten, freilich wird genau das von den jetzt jammernden Politikern seit Jahren hartnäckig abgelehnt.
Die Globalisierung ist nicht vom Himmel gefallen, sie wurde von Menschen gemacht. Steinbrück hat dabei kräftig mitgemischt.
Was die FR in Gestalt von Redakteur von Heusinger, zwar nicht den Kapitaleignern und den verantworlichen aber nicht verantwortenden Politikern, aber dem Volk, sprich Kleinaktionären (=Prekariat mit noch ein wenig Geld) rät, lasen wir schon in der FR vom 22.01.2008 :
„Kommentar
Nicht zocken, nachdenken!
VON ROBERT VON HEUSINGER
Jetzt noch schnell Aktien verkaufen? Oder neues Geld in den Aktienmarkt stecken, nachdem der Dax optisch günstig ausschaut?
Die Frage stellt sich für Zocker, für langfristige Anleger ist sie müßig. Wer für seine Altersvorsorge regelmäßig Geld in Aktienfonds anspart und nicht alles auf diese riskante Form der Anlage setzt, sollte einfach die nächsten Wochen nicht auf den Börsenteil der Zeitungen schauen.
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Wenn Kleinanleger hektisch handeln, zahlen sie am Ende drauf; denn sie alimentieren lediglich die Profis. Das lehrt die Erfahrung, das belegen zahlreiche Studien. Kleinanleger verkaufen zu spät und verpassen mit schöner Regelmäßigkeit den Einstieg. Doch die Zeit, die sonst für das Studium des Kurszettels draufgeht, muss zum Nachdenken genutzt werden. Zum Nachdenken über die jüngste Episode freier Kapitalmärkte.
Sie richten mehr Schaden an, als sie nutzen, das ist Lehre Nummer eins der bedrohlich Fahrt aufnehmenden Vertrauenskrise. Das Kreditrisiko gehört in die Bank, und die Bank muss streng reguliert werden, damit die Öffentlichkeit nicht immer wieder die Verluste tragen muss. Das ist die Lehre Nummer zwei. Denn Banken dürfen und können nicht pleitegehen.
Die Gewinne aus dem riskanten Spiel teilten sich Investmentbanker und Aktionäre. Erstere strichen unappetitliche – und durch nichts zu rechtfertigende – Boni ein. Letztere profitierten von Eigenkapitalrenditen jenseits der 25 Prozent. Dass die hohen Bankgewinne mit nichts anderem als einem extremen Risiko erkauft worden sind, ist die Lehre Nummer drei.
Renditen oberhalb zehn Prozent sind im Kapitalismus eine Anomalie. Sie müssten die Aufsicht alarmieren.“
Die Audsicht müsste nur, aber muß nicht alarmiert werden. Von wem auch?
Also: Nicht nur auf Steinbrück rumhacken, der hat`s eh´schon schwer als SPD.
Lieber 68er,
der Irrglaube, der Fehler läge bei eingien Spinnerten der Kapitalmärkte und nicht beim Kapitalismus selbst, ist sowohl Heusinger als auch Steinbrück aufgessesen. Und da Herr Steinbrück diese Welt deutlich nachhaltiger in den Abgrund stürzen kann, ist er es meines Erachtens viel eher als Herr Heusinger, allen schuldig, seinen Fehler anzuerkennen und nicht fangt den „Schwarzen Mann“ zu rufen und mit dem nackten Finger auf andere zeigen, denn wie wir alle wissen, zeigen drei Finger auf ihn selbst zurück.
*kopfschüttelt* jetzt hat er nur einen Satz, und den haut er auch noch um.
/me medet sich* ich bin für Blockvoting (bitte das „ck“ beachten *unschuldig schaut*
Aus der Falle kommen wir nicht mehr raus, ich erlebe das jedenfalls nicht mehr. Wie ist das mit dem Flughafen? 31% Land Hessen, 20% Frankfurt, und wer darf das ausbaden? Condor (Lufthansa), also die 19€-Fliegen klagen nun, jetzt kommt die Wirtschaftlichkeit zum tragen…
Der Staat ist viel schlimmer als Nokia mit seinem Werk in Bochum. 6,49 €uro bei der Bahn – die Zukunft fährt 300, andere derweil im Stau bei den Arbeitsagenturen stehen. Gejubelt haben sie, als der Osten bereit war. Dann haben sie an ihre Investoren die Wohnungen verkauft, heute kommt ein kleiner Lastesel aus Gotha – ein deutschsprachiger Fahrer mit zwei Polen; die dürfen dann Rasen in Frankfurt mähen, oder wie neulich Sand umgraben.^^
Sie haben diesen Heuschreckenkapitalismus nicht nur angelockt, sie haben sich auch von ihm abhängig gemacht, sie gar zu sich geholt. Und so ganz nebenbei sind sie für jene auch noch tätig, was sie bisher erfolgreich unterm Deckelchen halten konnten (Aufdeckung der „Nebenbezüge“).
Und dann erzählen sie von Aufschwung, den sie nun dank ihrer besonnenen Politik festhalten können, trotz Finanzdebakel anderorten. Es ist einfach unten denen alles zu nehmen und damit in der Welt, in Brüssel herumprotzen. Kann ich auch. Das ist kein großes Kunststück.
Die Sozialdemokratie, gelenkt vom Geist der 68er, hat’s gesät. Auch ein Gastbeitrag ändert daran nichts und Rumänien liegt gerade mal um die Ecke. Irgendwo haben sie eine Komponente vergessen einzubeziehen. Waren sie bestimmt gerade demonstrieren, als das im Unterricht drankam. (kein Smiley)
Dabei war das schon immer so. Ein Schraubenzieher mit diesem gewissen Schriftzug nennt sich Werkzeug, das andere was es auch schon immer gab, hat der Handwerker nie zu seinem Werkzeug als Gebrauchsgegenstand zum arbeiten gelegt. Warum wohl?
Ich glaube, es wird Zeit, das System des Kapitalismus einmal tiefer unter die Lupe zu nehmen. Denn es ist ein Werk der Narren, die sich kontinuierlich an uns bereichern, ohne je einen Pfennig von ihrem eigenen Geld dafür ausgegeben zu haben. Ach, das sind jetzt Cents.
In Amerika und England findet dasselbe statt.
Manche Information ist leider nur in Englisch vorhanden. (Link gelöscht)
Ich steige jetzt auf Bargeld um.
Liebe Inga,
zugegeben tut Steinbrück mehr für den Kapitalismus, als Heusinger oder bei Gelegenheit Kröter. Da ich aber Steinbrück, wie alle Politiker(innen), bei denen ich es bisher per e-mail, etc. versuchte , auch nicht einen Millimeter zu bewegen vermochte (meistens nicht einmal zu einer Antwort), wenn ich sie ansprach, bleibt mir – noch – nur die klitzekleine Hoffnung, eine ehemals immerhin sehr bewegende Zeitung auf bewährte Pfade zurückzulocken.
Lieber Bronski,
bitte den Eintrag #6 prüfen, the synagoge of satan ist offensichtlich antisemtischer Weltverschwörungsunsinn. zumindest die Links aus dem Beitrag sollten jedoch getilgt werden.
Lieber 68er,
ja dies wäre ein schöner und wünschenswerter Erfolg, allerdings scheint mir hier lieber die Meinung von SPD/CDU/CSU auf ganzseitigen Dokumentationen ausgebreitet, da die Regierung offensichtlich noch nicht genug Eigenwerbung macht. Ob sie bei einer solchen Vorgabe durch die Chefredaktion/ddvg etwas erreichen können scheint mir jedoch zunehmend fraglich.
Bronski, sind sie da?
BTW auf diesen Seiten wird auch der Holocaust geleugnet.
@ Inga
Ist erledigt
Lieber 68er, ein wenig staune ich ja nun doch. Also, unter uns, ich stelle mich lieber vor einem Baum, da tut sich zumindest 4x im Jahr was richtig… 😉
Ich drücke ihnen die Daumen, daß einer mal ihnen lauscht.
Muß ja nicht gleich die ganze FR sein, ne? 🙂
Das Stichwort „Karawanen-Kapitalismus“ gibt ja einiges her für Wortspielereien.
Die neuzeitlichen Karawanen transportieren nurmehr Kapital, aber sie sind ja auf Oasen und Märkte angewiesen und dort nur willkommen, wenn sie auch was Gewinnbringendes hinterlassen.
Bleibt die Frage: Wer sind die Kamele?
Ein Kamel steht vor ’nem Baum und schaut ihm beim Wachsen zu.
Sprich: Kapital ist überall da willkommen, wo es zu (Finanzkapital-)Wachstum führt. Wenn’s BLUBB macht und die Blase platzt, haben die Profi-Kamele schon ihr Schäfchen im Trocknen. Die Dummen sind dann immer die ahnungslosen und gutgläubigen Bäume-Angucker.
Mal langsam lieber BvG, wir gehen nun in die Wüste 🙂
Also, ich habe zwei Kamele, viel Zeug hinterm Zelt was auf den Markt soll, weil ich will was tauschen.
Laufe mit Kamele durch die Wüste, tausche und laufe wieder heim. Das was ich hatte, habe ich dort gelassen und anderes dafür bekommen.
Bei ihrer Kamelgeschichte stimmt irgendwas nicht 🙂
Wieder in die Wüste:
Gehe zu meinen Kamelen, lade nix auf, gehe durch die Wüste, tausche heiße Worte gegen viel Zeug ein, und gehe durch die Wüste wieder heim, mit viel Zeug auf den Kamelen.
Zugegebenerweise sind meine Tauschpartner aus der ersten Geschichte harte Verhandlungsparter, die aus der zweiten Geschichte ein Opfer der Mittagssonne, weil meine Kamele viel schlauer sind, als jene 😉
@ BvG. Kamele hinterlassen Kamelfladen, sonst nix. – Wie das mit dem Kapital geht? Drei Bände, kürzer gehts nicht, aber die Nacht ist erst gut halb rum!
@ SiT. Sie schlauer Kameltreiber erinnern mich an die Pelz- und Elfenbeinhändler der Kolonialazeit in Amerika und Afrika: Da waren es Glasperlen gegen Pelze und Elfenbein. Oder solten Sie die spanische Conquista zum Vorbild haben, die nahm Leben und Gold ohne gegennleistung. Die hatten allerdings Pferde mit, das machte diese menschen auch nicht edler.
@S.i.T.
Der (gute) Witz ist, daß ich bei der Oase weniger da lasse als ich am Markt gewinne. (=Mehrwert)
Der (schlechte) Witz ist, daß die Oasen (um die Karawanen anzulocken) mehr investieren, als diese hinterlassen. (=Subvention)
Der (schlechteste) Witz ist, daß die Oasen sich selbst verbrauchen, um die Karawanen anzulocken.(=Ausbeutung)
Was macht man daraus?
Sind es schlechte Führer, dumme Kamele, einfältige Oasenbewohner?
Noch weiß ich es nicht.
Lieber 68er, ich rede von heute, nicht von früher, Kamele durch die Wüste zum Markt, 9-jähriger Junge dabei, der wird zum Mann. Können wir einpacken, werden nie Mann dort. Sie auch nicht, machen Sie sich mal keine falschen Hoffnungen. 😀
Lieber BvGl…
ich überlege… nur Geduld. Herr Bronski hat schon wieder ein neues Thema, aber ich sitz ja noch bei der Oase 😉 *grübelt mit Kamel*
Von Kamelen versteht ihr aber nicht viel *mit dem Kamel sich davon macht*