Heute ist mal wieder ein Gipfel. Diesmal der „Integrationsgipfel“. Schon zum zweiten Mal. Im Vorfeld hat die Bundesregierung einen Beitrag geleistet, der türkische Verbände dazu brachte, den Integrationsgipfel zu boykottieren. Sieht nicht so aus, als ob man sich tatsächlich die Hand reichen würde, oder? Genau dazu aber ruft FR-Leser Ugur Odabas aus Frankfurt auf:
„Ich habe den Eindruck, dass man in Deutschland Probleme hat, sich dem Thema Islam objektiv zu nähren. Viele Nicht-Moslems haben nur wenig bis kein Wissen über den Islam. Daher haben sie auch große Angst vor dem Islam. Der Islam wird als Bedrohung erlebt.
Die geringe Zahl derer, die Ihren persönlichen Kampf unter dem Deckmantel des Islam führen, sollte man nicht als Repräsentanten des Islam darstellen. So bekommt das einen üblen Beigeschmack. Die überwältigende Mehrheit der Moslems in Deutschland distanziert sich von denen, die Terror und Hass predigen. Jedoch finden sie keine Gelegenheit, über dieses Problem mit Deutschen zu sprechen. Um den Terror wirksam bekämpfen zu können, müssen Moslem und Christen aber Hand in Hand vorangehen.
Ich bin Moslem, in Deutschland geboren, deutscher Staatsbürger, und habe noch nie persönlich Fremdenfeindlichkeit erlebt. Jedoch war ich sehr oft mit Unwissenheit konfrontiert.
Gerade die Medien spielen eine große Rolle in der Meinungsfindung der Bürger. Sie sollten Ihrer Verantwortung entsprechend die Bürger aufklären und motivieren, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.“
M.E. ist dieser Integrationsgipfel doch eher eine symbolische Veranstaltung.
Trotzdem tun sich die türkischen Verbände meiner Meinung nach einen Bärendienst mit „Ultimatum“ „Boykott“ u.a. auf unbeliebte Gesetzesänderungen zu reagieren. So wird eine Chance vertan und es entsteht öffentlich ein ziemlich negatives Bild.
Sicherlich wissen die wenigsten „Deutschen“ sonderlich viel über „die Muslime“ oder „den Islam“.
„Den Islam“ gibt es ja sowieso nicht, die Variationen islamischen Glaubens sind mindestens so vielfältig wie im Protestantismus.
Die Unkenntnis hat aber auch Ursachen darin, dass diese Thema wissenschaftlich eher randständig ist, dazu etwa Martin Spiewak in „Die Zeit (17/2007)“.
Es ist ja noch nicht einmal genauer bekannt, wieviele Menschen sich hierzulande zu einer der Spielarten des Islam bekennen (irgendetwas zwischen 2,5 und 3,9 Millionen).
Häufig bekommt man dann eben Presseirrläufer, wie die Sage von 4.000 Konversionen jährlich oder 30.000 Zwangsehen, präsentiert.
Aber neben der Kategorie E.T. Muslim, kennen die allermeisten ja Mitmenschen muslimischen Glaubens aus der Schule, Ausbildung, Beruf, Vereinen – und jenseits von Brennpunktvierteln kommt man m.E. auch recht gut miteinander aus.
Mal erhlich, diese Bundesregierung hat doch den Integrationsgipfel von Anfang an als Alibiveranstaltung für ihre Assimilations- und Ausgrenzungstaktik beim Umgang mit Andersdenkenden mißbraucht.
Im Eingangsstatement wird ein Moslem zitiert: „Um den Terror wirksam bekämpfen zu können, müssen Moslem (sic!) und Christen aber Hand in Hand vorangehen.“ Warum müssen sich die beiden an der Hand nehmen? Erstens ist derzeit nicht bekannt, dass in Deutschland lebende Christen sich dem Terror hingäben, und zum anderen: Es gibt weder DIE Christen noch DIE Moslems. Wir haben gerade in Pakistan erlebt, wie Moslems sich gegenseitig umbringen, weil die eine wie die andere Gruppe meint, sie, und nur sie, interpretiere den Koran richtig. Da müsste der Schreiber konkrete Vorschläge unterbreiten, wie innerhalb der Moslembrüder, die ja, nebenbei bemerkt, Gleichberechtigung der Geschlechter ablehnen, ein friedlicheres Zusammenleben zu gestalten wäre.
In seinem Denken spielen die frei denkenden Menschen keine Rolle. Entweder er geht davon aus, dass diese sowieso tolerant genug seien und deshalb für Gewalt nicht in Frage kommen, oder er meint, diese Ungläubigen hätten per Definition zu dieser Thematik nichts beizutragen.
Schauen wir uns mal die konkreten Zahlen an: In Deutschland leben Katholiken und Protestanten zu jeweils 31,3%, Moslems 3,9%, Sonstige 1,7% und ohne Bekenntnis 31,8%.
Generell finde ich es erfreulich, dass mittlerweile auch bei den Konservativen die Einsicht eingekehrt ist, dass es aktive Integrationsbemühungen auch von Seiten der Aufnahmegesellschaft geben muss.
Bis vor aller kürzester Zeit wurde ja von dieser Seite noch verneint, dass Deutschland eine Einwanderungsgesellschaft sei. Inklusive „Gastarbeiterrhetorik“, „Rückkehrprämien“ und anderem.
Dass die Abkehr von diesem Paradigma, zunächst mit möglichst hohen Hürden begleitet wird, gibt sich daher m.E. auch in nächster Zeit.
Und – dass ist auch ein erfreuliches Zeichen – man erwartet von denjenigen, die sich integrieren sollen auch einen aktiven Beitrag.
Dies geht allerdings nur, wenn man einen Dialog sucht und auch berechtigte Einwände von der „anderen“ Seite berücksichtigt.
Insbesondere, wenn man beachtet, dass die Alltagsdiskrimierung doch noch sehr beträchtlich ist. Dies geht von Zugangsschranken für Jugendliche zum höheren Bildungswesen, über die Verunmöglichung mit entsprechenden Nachnamen einen bezahlbaren Wohnraum in Gegenden zu finden, wo dieser knapp ist, bis hin zu speziellen Förderprogrammen.
Zudem ist es, wie die neue WZB Chefin Allmendinger bemerkt hat auch ökonomisch ein Unsinn auf die brachliegenden Ressourcen der Kinder und Enkelkinder der Einwanderer zu verzichten und diese der strukturellen Ungerechtigkeit des deutschen Ausbildungswesen weiter auszuliefern.
Jeder der die Chance auf eine gute Schulbildung erhält und nicht unter die Knute der stigmatisierten „Resteschule Hauptschule“ gerät, Kompetenzen erwerben kann, die verwertbar sind, ist auch integrierbar ins Wirtschaftssystem und trägt zur allgemeinen Wohlfahrtssteigerung bei.
Wie PISA gezeigt hat, herrscht hier noch eine Menge an Nacharbeit, hängt doch in Deutschland wie nirgends anders der Schulerfolg von der sozialen Herkunft ab.
Das es Initiativen gibt, etwa den Anteil der Verwaltungsbeamten oder von Polizeikräften mit Migrationshintergrund gezielt zu erhöhen, ist unbedingt positiv zu werten, jedoch nur ein erster Schritt.
Da muss bereits wesentlich früher angesetzt werden.
Das sich die türkischen Verbände jetzt selbst der Möglichkeit beraubt haben, diese und andere Anliegen im Rahmen des Integrationsgipfels öffentlichkeitswirksam vorzubringen, ist nicht besonders intelligent.
BTW – man sollte m.E. auch nicht den Fehler machen und Integrationsschwierigkeiten alleine an Migranten aus der Türkei festmachen.
Was die strukturelle Benachteiligung angeht, haben Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion, Zuwanderer aus osteuropäischen Länder, griechischstämmige Neubürger, Flüchtlinge aus afrikanischen Ländern u.a. ähnliche Probleme.
Dies betrifft alle Lebenssituationen, von der Zuweisung zur Resteschule, den geringeren Chancen auf Ausbildungsplätze, inner- und ausserfamiläre Gewalterfahrungen bis hin zur latenten Diskrimierung in der Warteschlange im Supermarkt u.v.m.
Ugur Odabas schreibt: „Ich habe den Eindruck, dass man in Deutschland Probleme hat, sich dem Thema Islam objektiv zu nähren. ..“
So einfach kann man es sich wirklich nicht machen. Die meisten Menschen in meinem Umfeld begegnen Fremden (jeglicher Art) zwar mit Zurückhaltung, aber doch freundlich-interessiert. Man kann doch nicht erwarten, dass jemand, der sich in einem fremden Land aufhält, allüberall mit Freundlichkeit und Überschwang aufgenommen wird. Ein wenig Eigeninitiative gehört schon dazu – und die fehlt m.E. in vielen familienbezogenen „ausländischen“ Gemeinschaften (gilt übrigens nicht nur für Nicht-Christen!).
In anderen Ländern ist es im Übrigen nach meiner Erfahrung ähnlich.
Menschenrechte
Artikel 18: Jeder Mensch hat Anspruch auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht umfasst die Freiheit, seine Religion oder seine Überzeugung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion oder seine Überzeugung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, in der Öffentlichkeit oder privat, durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Vollziehung von Riten zu bekunden.
Artikel 19: Jeder Mensch hat das Recht auf freie Meinungsäußerung; dieses Recht umfasst die Freiheit, Meinungen unangefochten anzuhängen und Informationen und Ideen mit allen Verständigungsmitteln ohne Rücksicht auf Grenzen zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.
Ist mit den Menschenrechten vereinbar:
Die Zwangsverschleierung von Frauen und Mädchen?
Die Zwangsverheiratung von Frauen und Mädchen?
Der Bau von Moscheen, in die Frauen und Mädchen keinen Zugang haben?
Das Abmeldenwollen von Schülerinnen vom Schwimm-, Sport- und Sexualkundeunterricht?
Die Forderung nach Geschlechtertrennung im Gesundheitswesen?
Das Abstempeln jeglicher Kritik (z.B. in Form von Karikaturen) als religiöse Beleidigung?
Die Ausrufung einer Fatwa, um „Abtrünnige“ zu töten?
Das (gewalttätige) Eintreten für einen religiösen Staat, in dem freie Meinungsäußerung und weitere demokratische Rechte als des Teufels betrachtet werden?
Die Liste der Fragen ließe sich weiter fortsetzen. Toleranz muss dort enden, wo sie abgeschafft werden oder erst gar nicht zum Tragen kommen soll!
Das es bei einigen der Zugewanderten „grundsätzliche“ Probleme gibt und es auch bei einigen, die hier geboren und aufgewachsen sind, Ausfälle gibt, die nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sind (dies betrifft allerdings nicht nur Migranten, schaue ich mir den NPD Landesvorsitzenden Wöll an, liegt auch bei manchen „Deutschen“ einiges im argen), bestreitet m.E. niemand, auch nicht Herr Odabas in seinem Leserbrief.
Nur dies pauschal allen Migranten in stigmatisierender und pauschalisierender Art anzuhängen, dagegen wende auch ich mich.
Als kleiner Exkurs – ich wohne in einem kleinen Städtchen (19.000 Einwohner mit allen Stadteilen) im Wetteraukreis. Hier klappt das eigentlich gut. Es gibt kaum Gewaltkriminalität, man begegnet sich überwiegend mit Respekt oder ignoriert sich ggf.
Lediglich ein kleines Grüppchen von schätzungsweise 50 Personen würde ich als besonders hervorstechend charakterisieren, und auch die nur optisch – die sind genauso freundlich oder unfreundlich wie der Durchschnitt.
Man lebt aber zum Teil eher nebeneinander her – die Bereitschaft mal über den Tellerrand zu schauen und zu fragen: „Was ist dieser Islam eigentlich?“ und „Was bedeutet er euch?“ ist gering.
Und generell halte ich auch vor dem Hintergrund, dass es gravierende Probleme mit einigen (nur ein relativ kleiner Teil, aber mit großer Aussenwirkung)Migranten gibt, eine aktive Integrationspolitik für erforderlich. Denn nur so hat man die Mittel jenseits von Repression auf diejenigen einzuwirken, die vielleicht aus falsch verstandener Solidarität den Mund halten, auch wenn ihnen Dinge eigentlich gegen den Strich gehen.
Der Integrationsgipfel ist dabei nur ein symbolischer Akt, man möchte auch hoffen, dass die freiwiligen Maßnahmen, die diverse Landesregierung initiieren über bloße Lippenbekenntnisse hinauskommen.
Aber, und da stimme ich Herrn Odabas vollkommen zu, die Medien sollten sich auch stärker mit diesen Themen beschäftigen und dies nicht nur mit boulevardesker-sensationsheischender Stoßrichtung, wenn wieder irgendwo Attentate stattfanden oder ein s.g. „Ehrenmord“ zu Aufschreien führt.
Das Alltagsleben der Migranten, ihre Kultur, ihre Ablehnungserfahrungen, die es natürlich auch gibt, ihre Hoffnungen und ihre Wünsche müssten ebenso selbstverständlicher Bestandteil der Berichterstattung werden.
Mein Problem ist weniger das Land, aus dem Menschen zu uns kommen wollen, sondern alle die -ismen, die sie damit zu uns importieren. Zur Zeit erleben wir auch und gerade in Deutschland ein Revival christlich-fundamendalistischer Religions-Gemeinschaften, sprich Sekten, angefangen von den Scientologen über Zeugen Jehovas bis zu den Kreationisten, importiert meistens aus den USA, z.T. aber auch aus Osteuropa. Was soll aus diesem Lande werden, wenn diese Art Fundamentalisten dann auf islamische Fundamentalisten stoßen? Ja, es handelt sich – noch – um Minderheiten. Alle sind ja, angeblich, super demokratisch und Grundgesetz-fixiert. Zu den Relionen kommen dann noch die anderen -ismen, wie Marxismus-Leninismus, Sozialismus, Faschismus, Kapitalismus, Liberalismus, usw. mit allen Abwandlungen und Spielarten. Und alle behaupten von sich, über die einzige, allein seligmachende Wahrheit zu verfügen. Ja, es wird debattiert und diskutiert, aber irgendwann ziehen sich alle wieder in ihr Schneckenhaus zurück, weil – der „Andere“ sich ja nicht überzeugen läßt.Warum können alle die -ismen, von Katholizismus bis zum weiß-der-Geier-ismus nicht Privatsache bleiben, und alle Menschen sich nur mal prüfen, wie es bei Ihnen und in ihrem -ismus mit den Menschenrechten gehalten wird?
Danke, Herr Fladung (#9), dies entsprich auch meiner Meinung.
Religion sollte Privatsache sein und bleiben, aber die Sitten und Gebräuche des – sagen wir mal – Gastgeberlandes sollten doch nicht ganz unter den Teppich gekehrt werden: schliesslich handelt es sich bei den Betreffenden doch um Einwanderer aus kommerziellen und/oder politischen Gründen.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich habe keine Probleme, wenn sich andere Kulturen in Deutschland ansiedeln, aber die mitteleuropäische Identität – also unsere Kultur – muss doch deshalb nicht gleich untergehen.
@ „Medien in der Verantwortung“
unser thema, also.
was bedeutet das im wörtlichen sinn? die medien beeinflussen unser denken und damit auch unseren umgang mit der jeweils aufgegriffenen sachlage, problemen und/oder glücksmomenten. also, die medien beeinflussen in gewisserweise auch ganz konkret den volkswillen entweder der ganzen bevölkerung oder zumindest von gruppen und einzelnen.
deshalb sollten gerade medien bei solch sensiblen themen wie religion, ethnien und alltagskultur, also alles das was vordergründig trennend sein kann, sehr objektiv berichten und kommentieren. nun ist ein kommentar immer auch oder gerade subjektiv und deshalb wird sich gerade hierbei die ausrichtung des mediums erkennen lassen.
gefährlich wird aber jede berichterstattung kommentierung und gesamtes behandeln durch medien, wenn bei solchen von mir benannten sensiblen themen die objektivität vor dem mainstream einknickt und sich vereinfachenden meinungen annähert.
dies hat sicher auch etwas mit unabhängikeit zu tun, aber nicht nur, auch erfahrungen und einflüsse sind hier maßgeblich beteiligt.
und gerade beim thema religionen wird es um so schwieriger, je mehr die handelnden in den medien selbst in fundamentalem denken verhaftet sind!
@gebhardt
was ist denn nach ihrer Auffassung Kultur? Ist ihnen klar, dass „ihre mitteleuropäische“ Kultur einem zum aussterben verurteilte Momentaufnahme kulturellen Fortschritts ist?
Die Mitteleuropäische Kulutur, der sie so nachhängen, ist das Ergebnis das Ergebnis Jahrtausende Alter und aktueller Wanderungen und immanenter Kulturänderungen. Die Vorstellung, durch Zuwanderung von außen wird eine in sich statisch und homogen Kultur zerstört beruht auf einer nationalistischen bis faschistischen Vorstellung von Kultur. Fremdenfeindlichkeit beruht im Wesentlich auf dieser Abgrenzungslogik.
sorry der zweite Satz sollte eigentlich so heißen:
Ist ihnen klar, dass „ihre“ mitteleuropäische Kultur eine zum Aussterben verurteilte Momentaufnahme im kulturellen Fortschritt ist?
zum Kommentar von: Ingo Schäfer: Bedaure, Herr Schäfer, aber so kann ich das nicht stehen bzw. gelten lassen. Aus unserer mitteleuropäischen Kultur, welche ja rund 2000 Jahre in die Vergangenheit reicht, und römisches Recht wie auch griechisches Demokratieverständnis beinhaltet, haben sich schließlich die europäischen Demokratien entwickelt. Sicherlich fußt unsere Kultur z.T. auch auf morgenländischer Tradition religiöser Toleranz, so erfahren in Spanien unter den Mauren und im Vorderen Orient unter Saladdin. Leider wird immer wieder versucht, die wissenschaftl. Entwicklung zwischen 800 und 1200 n.Chr. im Islam nicht im zeitlichen Kontext zu sehen, sondern als etwas einmaliges zu begreifen, was wie Phönix aus der Asche entstanden ist. Dabei wird das griechisch-römisch-agyptische Erbe vergessen, was bis zur Eroberung Konstantinopels 1453 von den Byzantinern gepflegt und bewahrt wurde. Auch werden die Entwicklungen und Entdeckungen vergessen, die früher und zur gleichen Zeit in China geschahen, und über die z.B. Marco Polo berichtete. Das wir seit 2000 Jahren Zuzugsland sind und Durchwanderungsland, und alle diese Kulturen ihre Spuren in Geschichte und Kultur hinterlassen haben, steht außer Zweifel. Bisher hat das mit der Assimilierung auch hervorragend geklappt. Wir stehen jetzt jedoch vor einem Paradigmenwechsel, bei dem Millionen von Menschen aus einem anderen Kulturraum bei uns eine neue Heimat suchen, welche zum Teil recht archaische Vorstellungen , nicht nur religiös bestimmt, mitbringen, und dadurch hier gewisse Anpassungsprobleme haben. Für mich ist es jetzt weder Nationalismus, noch Faschismus, wenn ich diesen Menschen abverlange, sich unseren kulturellen und demokratischen Gegebenheiten, fußend auf den Menschenrechten, anzupassen, und nicht umgekehrt. Ich habe Probleme, Intoleranten gegenüber tolerant zu sein, und verweigere mich, wenn dies von mir verlangt wird. Und dies bezieht sich nicht nur auf Muslime, soll heißen auf die radikal-fundamentalistische Ausprägung, sondern auch auf baskische Terroristen, Kreationisten, Neonazis und dergleichen.
@Fladung,
allein von Assimilierung zu sprechen widerspricht ihrenm eigenen Ausführungen. Kultur bildet sich durch permanente Aufnahme neuer Ideen und VOrstellungen und in 2000 Jahren ging es immer bergauf und bergab, aber und dass ist das entscheidende, Kultur ist nicht mal in Jahrzehnten gedacht statisch oder stabil und entwicklt sich auch nicht einem glorreichen Masterplan folgend immer in die selbe Richtung.
Wenn sie sozusagen dem „Islamismus“ (um den geht es ihnen ja im Wesentlichen) entgegen wirken wollen, dann müssen sie auch dessen Kultur integrieren. In dem Moment wo sie ihn ablehnen werden sie die Gegenseitige Abgrenzung verschärfen und damit den radikalen auf beiden Seiten vorschub leisten.
Nehmen wir doch nur Luther, seine Ideen waren auch nichts anderes als religiöser fundamentalismus gegen die geltende interpretation. die Bekämpfung durch die kathloische kirche hat für lange zeit keinen frieden gebracht. Erst als sich beide Religionen als gleichberechtigt anerkannten konnte der konflikt beigelegt werden 8sehr verkürzte darstellung). Aber seit dem gibt es ev. kth. Kirchen in deutschland (zu Hauf), also werden wir zukünftig mit massenweisen Minaretten oder einem dauerhaften Konflikt leben. Die Wahl dazuu treffen sie aber heute.
Ingo Schäfer (15) schreibt: „Erst als sich beide Religionen als gleichberechtigt anerkannten konnte der Konflikt beigelegt werden.“ Diese Auffassung wundert mich, hat doch der Papst am 29.6.07 in einem Schreiben gerade deutlich gemacht, dass die römisch-katholische Kirche die einzig wahre Kirche sei. Die Protestanten fühlen sich vor den Kopf gestoßen, weil die Ökumene gefährdet sei. Also: Von Gleichberechtigung der Kirchen untereinander kann keine Rede sein.
Sind Sie ein bißchen neben der Spur, „Herr“ Schäfer? („Schäfer“ alleine fände ich zu kurz.) Schreiben Sie unter deutschem Pseudonym und heißen in Wirklichkeit Yussuf Islam oder ähnlich?
Haben Sie mal im Duden nachgelesen, was sich hinter dem Begriff „Assimilierung“ oder „Assimilation“ verbirgt? Das heißt nichts anderes als „Anpassung“ oder „Angleichung“. Wenn Sie sich mit Charles Darwin beschäftigt haben sollten, dann wissen Sie, daß dies die einzige Art und Weise für Arten ist, längere Zeit zu überleben. Ratten passen sich an, Parasiten ebenso wie Retro-Viren. Deutsche Auswanderer in die USA oder nach Australien haben sich angepaßt. Jahrzehntelang haben sich Spanier, Griechen, Portugiesen, Italiener, Jugoslawen und auch Türken angepaßt – es blieb Ihnen nicht anderes übrig, wenn sie hier heimisch werden wollten. Natürlich ging ihre Kultur damit nicht automatisch verloren – sie wurde z.T. eingedeutscht, z.T. hat sie aber wiederum uns Deutsche weltoffener, toleranter, liberaler gemacht. Ja, Kultur ist ein ewiger Prozeß, stets im Wandel. Nur: Dieser Prozeß bedarf der Toleranz aller Seiten, und nicht einseitiger Dogmatisierung und Stigmatisierung anderer Kultur und Andersdenkender.
Jetzt zu Ihrer Behauptung, Zitat: „Wenn sie sozusagen dem „Islamismus“ (um den geht es ihnen ja im Wesentlichen) entgegen wirken wollen, dann müssen sie auch dessen Kultur integrieren.“
Verwechseln Sie Islam und Islamismus? Unter Islamismus verstehen wir die radikal-fundamentalistische Ausprägung! Und diese Kultur soll ich „integrieren“? Das wäre genauso, als würden Sie verlangen, die (nicht vorhandene) Kultur der Neonazis zu integrieren, oder die Ansichten der Kreationisten. Letzteres stellt sich ja unsere hess. Kultusministerin Wolf vor – Schöpfungslehre im Biologieunterricht! Nein, radikales, unterdrückerisches Gedankengut möchte ich nicht integrieren, sondern dagegen streiten und es bekämpfen, solange ich die Kraft dazu habe. Die Frau ein bißchen hauen, oder hin und wieder mal ein Ehrenmord, weil die Tochter nicht so will? Bestimmen, was in der Schule unterrichtet wird und an welchen Fächern die Kinder teil nehmen? Vielleicht das Grundgesetz durch die Scharia ersetzen? Eine vergewaltigte Frau steinigen, weil sie sicherlich „den Mann in Versuchung führte“? Versuchen Sie mal, in der – säkularen – Türkei die Genehmigung für den Bau einer Kirche zu erhalten! Kein Vergleich zu den sicherlich auch hier bestehenden Problemen bei der Errichtung einer Moschee incl. Minarett.
Und nun zu Luther: Seine Ideen waren, im Gegensatz zur kath. Kirchenlehre des 16. Jhdts., nicht „fundamentalistisch“, sondern recht aufgeklärt und pragmatisch, eben „dem Volke aufs Maul geschaut“. Daß Papst und Amtskirche von einer gleichberechtigten Anerkennung der ev.-luth. Kirche noch weit entfernt sind, zeigen die jüngsten Verlautbarungen aus dem Vatikan.
Einen Konflikt, ein „clash of cultures“ wird es nur dann geben, wenn sich Fremde, die auf Dauer hier eine Heimat finden wollen, der Anpassung verweigern.
@bakunix
ich hatte Ergänzend extra geschrieben sehr verkürzt, weil es nur dem Kerne nach, nicht aber immer der praxis nach richtig und funktionsfähig ist. Noch dazu, wo es neben der evangelischen mittlerweile hunderte von chrislichen Kirchen gibt…
@17. Kommentar von: Wolfgang Fladung
„Sind Sie ein bißchen neben der Spur, „Herr“ Schäfer? („Schäfer“ alleine fände ich zu kurz.) Schreiben Sie unter deutschem Pseudonym und heißen in Wirklichkeit Yussuf Islam oder ähnlich?“
Schöne Einleitung, bleiben wir doch aber sachlich und werden nicht ausfällig einverstanden?
„Haben Sie mal im Duden nachgelesen, was sich hinter dem Begriff „Assimilierung“ oder „Assimilation“ verbirgt? Das heißt nichts anderes als „Anpassung“ oder „Angleichung“. “
Schön nur sie selbst verwenden immer das Wort Anspassung als einseitig für diejenigen die herkommen. Daher benutzen sie, obwohl sie wissen was im Duden steht, das Wort genau so wie es heute umgangssprachlich konotiert ist und wie ich es ihnen entgegengehalten habe. Also hilft uns das nicht weiter.
„Wenn Sie sich mit Charles Darwin beschäftigt haben sollten, dann wissen Sie, daß dies die einzige Art und Weise für Arten ist, längere Zeit zu überleben. Ratten passen sich an, Parasiten ebenso wie Retro-Viren. Deutsche Auswanderer in die USA oder nach Australien haben sich angepaßt. Jahrzehntelang haben sich Spanier, Griechen, Portugiesen, Italiener, Jugoslawen und auch Türken angepaßt – es blieb Ihnen nicht anderes übrig, wenn sie hier heimisch werden wollten.“
Direkt vom Tierreich zum Menschen. Dabei zeigen sie eigentlich sehr deutlich (unbewusst) wo der Unterschied liegt. Tiere passen sich nicht an (nicht im evolutionären Sinne), denn sie betreiben keine Gentechnik. Sie werden wenn überhaupt angepasst und dies auch üblicherweise nicht dadurch, dass die mikrobe die selbe mikrobe bleibt, sondern zumindest Unterarten oder aus ihr hervorgegangene neue arten unter geänderten umweltbedingungen bessere überlebenschancen haben. D.h. aber auch, das zb unter günstigen Umständen alle Arten (auch die die nicht so gut angepasst sind überleben können).
Was sie meinen ist jedoch nicht die Anpassung im darwinistischen sondern im sozialen Sinne. Und das würde ich eine Mikrobe (bis zum Beweis des Gegenteils) doch erstmal absprechen, während Ratten; Pferde und andere Rudel/Gruppen Tiere dies durchaus können. Dass es bisher so war, dass von allen die hier her zogen Anpassung oder Heimkeht verlangt wurde ist richtig, damit ist dies aber keine richtige Politik.
„Dieser Prozeß bedarf der Toleranz aller Seiten, und nicht einseitiger Dogmatisierung und Stigmatisierung anderer Kultur und Andersdenkender.“
Ja und Nein, Toleranz ist lediglich das akzeptieren der anderen, ich meine aber die Selbstverständlichkeit, dass eine Deutsche Muslim ist oder dass ein Schwarzer Deutscher ist und am besten übelstes bayrisch redet. Es eine Gesellschaft ist so aufnahmen bereit, wie sie anderen ohne Zweifel gestattet anders und dennoch „deutsch“ zu sein. Das dazu auch nicht der Pass gehört sondern der Wille alleine hier leben zu wollen und die Tatsache es zu tun ist hinreichend. Le Pen sagte einmal, der größte Erfolg der Rechten sei es, dass sie es geschafft hätten, in der Gesellschaft zu verankern, dass ein Mensch anderer Hautfarbe oder anderen Glaubens ein „Ausländer“ ist. Dies ist der erste Schritt die Menschen auszugrenzen…
„Jetzt zu Ihrer Behauptung, Zitat: „Wenn sie sozusagen dem „Islamismus“ (um den geht es ihnen ja im Wesentlichen) entgegen wirken wollen, dann müssen sie auch dessen Kultur integrieren.““
Ich hatte den Islamismus extra in Anführungszeichen gesetzt, da sie mir in ihrer Wortwahl offensichtlich keine Differenzierung vorsahen: „Ich habe Probleme, Intoleranten gegenüber tolerant zu sein, und verweigere mich, wenn dies von mir verlangt wird. Und dies bezieht sich nicht nur auf Muslime, soll heißen auf die radikal-fundamentalistische Ausprägung, sondern auch auf baskische Terroristen, Kreationisten, Neonazis und dergleichen.“. Nachgelesen kann es auch differenziert gemeint sein, aber in den Kontext in den sie es stelle wirkte mir doch zuspitzungswürdig.
„Die Frau ein bißchen hauen“
kommt in jeder Deutschen Familie vor (hier ist die deutsche Kultur mindestens genauso archaisch,..
„oder hin und wieder mal ein Ehrenmord“
Schäuble will es bestimmt ohne Ehre, aber auch eine Ermordung. Und ansonsten ist dies in Deutschland verboten und damit bereits geächtet.
„Bestimmen, was in der Schule unterrichtet wird und an welchen Fächern die Kinder teil nehmen?“
Frau Wolff, Kreuze in Klassenzimmern, Klosterschulen, Kirchliche Schulen… gibt es doch alles und wird dadurch nicht besser aber ist kein Argument.
„Eine vergewaltigte Frau steinigen, weil sie sicherlich „den Mann in Versuchung führte“?“
Ohne Steinigung aber dennoch übelste übliche Urteilsbegründung bei Vergewaltigungen in Deutschland. Achja, wie war das noch, wann wurde in Deutschland der Tatbestand der Vergewaltigung in der Ehe eingeführt? Bis wann durfte der Ehemann seiner Frau verbieten einen Beruf auszu üben??? Steinigungen sind in Deutschland verboten.
„Und nun zu Luther: Seine Ideen waren, im Gegensatz zur kath. Kirchenlehre des 16. Jhdts., nicht „fundamentalistisch“, sondern recht aufgeklärt und pragmatisch, eben „dem Volke aufs Maul geschaut“.“
Aus der damaligen Kultursicht war das dennoch fundamentalistisch und radikal. Außerdem stellte es das geltende „Grundgesetz“ in Frage, dennoch beziehen sie sichpositiv darauf.
„Einen Konflikt, ein „clash of cultures“ wird es nur dann geben, wenn sich Fremde, die auf Dauer hier eine Heimat finden wollen, der Anpassung verweigern.“
Ihn wird es genauso geben, wenn die „Einheimischen“ von einer quasi bewiesenen Überlegenheit ihrer Kultur ausgehen. Dies führt zu einer Änderungsverweigerung, die von den „anderen“ Anpassung verlangt, meist sogar Überanpassung. Ein Ausländer muss deutscher als deutsch sein, um als solcher toleriert zu werden. Eine Frau muss für den gleichen Job oder Gleichen Lohn mehr können, und sich regelmäßiger beweisen als ein Mann. Dies sind die üblichen deutschen Methoden der Ausgrenzung und Unterdrückung.
Es geht mir auch nicht darum, jedes Verhalten zu akzeptieren, aber Verschiedenheit und andere Kultur ist kein Argument. Jeder kann und darf
1) denken was er will (Gewissensfreiheit)
2) eine Religion seiner Wahl ausüben (Religionsfreiheit)
3) er muss auch nicht auf das Grundgesetz schwören (oder mussten sie es, als sie per Geburt hier eingewandert sind?)
4) Radikale gibt es immer (ob die Meinungen vor Ort entstehen oder zuwandern spielt dabei keine Rolle), problematisch und verboten ist es nur, wenn sie auch Straftaten ausüben
5) Jeder ist unschuldig bis zum Beweis seiner Schuld (dies wird bei „Anderen“ meist umgekehrt)
Letztlich gibt es genau deswegen Gesetze. An diese muss sich gehalten werden. Nicht mehr und nicht weniger. Alles andere ist die Verringerung von Freiheit zugunsten der Eigenen Vorstellungen von Ethik, Kultur und Religion. Aber die Freiheit wird gerade auch wieder von Schäuble bedroht, da kommt aber keiner auf die Idee, alle CDUler aufzufordern, sich zum FDGO zu bekennen.
Andere Thema:
Die Religionsfreiheit ist in Berlin doch sehr beschränkt. Ich werde aufgefordert, meine Religionszugehörigkeit zu erklären. Und dies obwohl ich in diesem Leben wissentlich keiner Gemeinschaft je angehörte. Soviel zur Liberalen Gesellschaft in Deutschland.
Entschuldigung, ich möchte mich keineswegs als Oberlehrer aufspielen.
Aber was haben die letzten Kommentare mit dem Thema „Medien in der Verantwortung“ zu tun?
Aber vielleicht sehe ich das ja auch falsch. Vielleicht ist bei den Medien ja alles in Ordnung, wir haben ja schließlich eine pluralistische Medienlandschaft?
Dass ich dennoch einiges in diesem Bereich für defizitär halte, liegt wahrscheinlich daran, dass ich handgestrickten Theorien zu theologisch-gesellschaftlichen Entwicklungen nicht so recht folgen kann 😉
@Limited
angesichts ihres Eintrages nummer 8 sowie aller anderen Einträge ging es nie um verantwortung der Medien. Außerdem hat bronski selbst es (medien bilden diksurse) den blog /islam/ genannt. Damit ist das Thema ja schon sehr begrenzt worden 😉
Ingo Schäfer
Sie machen sich’s schon recht einfach: wer nicht „multi-kulti“ denkt, ist im Bereich der Nazis anzusiedeln.
Waren Sie eigentlich schon mal im Ausland? Ich meine nicht. in Österreich oder den Niederlanden, sondern z.B. in einem islamischen Land? Ihren Ausführungen nach heisst die Antwort: Entschieden NEIN!
.. und wenn prägnante Argumente ausgehen, flüchtet „man“ sich in langatmigen Ausführungen.
Dabei lesen Sie offensichtlich noch nicht mal, worauf Sie „antworten“.
oder hat Herr Fladung (#17) doch ins Schwarze getroffen?
@Hajo Gebhardt,
greifen sie doch an wen sie wollen. Wir können gerne diskutieren, aber lediglich diskreditierende und beleidigende beiträge helfen wohl kaum weiter…
Gehe ich ansonsten recht in der Annahme, dass sie der CDU nahe stehen? Dann möchte ich mich bei ihnen entschuldigen, ich fordere die CDU nicht auf sich zur FDGO zu bekennen, aber ich verlange das auch nicht von anderen… und das ist der Unterschied