Die Menschheit steht vor dem entscheidenden Jahrzehnt. Wenn sie es in den nächsten zehn Jahren nicht schafft, einschneidende Maßnahmen gegen den Klimawandel einzuleiten, werden Menschen, die heute jung sind, im Lauf ihres Lebens einen schwerwiegenden Wandel der Lebensbedingungen auf diesem Planeten erfahren. Der Sommer 2018 scheint viele dieser jungen Menschen wachgerüttelt zu haben, etwa die 15-jährige Schwedin Greta Thunberg, die jeden Freitag statt zur Schule zur Klimademo geht. In diesem Sommer gab es bis hinauf zum Polarkreis Rekordtemperaturen, begleitet von Regenmangel und Waldbränden. Den Regenmangel haben auch wir in Deutschland erfahren, und Manche führen die Erfolge der Grünen bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen unter anderem darauf zurück, dass sich auch in der politischen Mitte der Bundesrepublik ein Bewusstsein für die Folgen des Klimawandels entwickelt habe, der eben nicht einfach nur zu etwas höheren Temperaturen führen wird, sondern zu tiefgreifenden Veränderungen der Lebenswirklichkeit insbesondere der heute jungen Menschen. Die Entscheidungen jedoch, die getroffen werden müssten, werden von Menschen nicht getroffen, die heute schon alt oder jedenfalls mittelalt sind. Das ist unter anderem unschön auf dem UN-Klimagipfel in Katowice zu beobachten.
Derweil macht der Club of Rome, dessen Streitschrift „Die Grenzen des Wachstums“ im Jahr 1972 erstmals ein breites Publikum für ökologische Themen ansprach und erreichte, mit einem „Klima-Notfall-Plan“ wieder von sich reden, mit dem die globalen Treibhausgas-Emissionen bis 2030 halbiert und bis 2050 auf Null heruntergefahren werden sollen. Gefordert wird unter anderem – und das ist eigentlich nicht neu – ein neuer Indikator für die Wohlstandmessung anstelle des Bruttosozialprodukts. Ein probates Mittel, die Kosten für den Klimawandel schon heute in die wirtschaftlichen Gleichungen einzuführen und ihn damit möglichst zu begrenzen, wäre zum Beispiel eine Steuer auf den Ausstoß von Kohlendioxid. CO2 gilt als das wichtigste Treibhausgas. Es gibt daneben noch weitere, etwa Methan und Lachgas, die von dieser Steuer nicht erfasst würden, die aber auch andere Quellen haben als zum Beispiel die Verbrennungsmotoren, die heute unser Straßenbild prägen, oder die Kohlekraftwerke. Den CO2-Ausstoß einzupreisen, ist eine gute Idee. Viele Menschen achten schon heute, etwa beim Kauf eines neuen Autos oder einer neuen Heizung, auf einen möglichst niedrigen Kohlendioxidausstoß. Wenn dieser sich nun auch noch für die Menschen rechnen würde, wäre der Anreiz zu klimafreundlichem Verhalten gewiss noch viel größer. Zurzeit steigt der Ausstoß leider immer noch weiter.
Es müsste allerdings noch viel mehr passieren. Auf dem Gipfel von Katowice wurde u.a. ein „Klima-Risiko-Index“ vorgestellt, der Schäden durch Extremwetter wie Stürme, Starkregen, Hitze und Dürre bilanziert. Die wichtigsten Problemfelder sind Verkehr, Gebäude und Energie. Die EU könnte bis 2030 ihren Kohlendioxidausstoß um 50 Prozent senken, wenn sie sich endlich ordentlich engagieren würde.
Leserbriefe
Jürgen H. Winter aus Schöneck:
„Ein sehr dankenswerter Artikel von Stephan Börnecke. Die Menschheit ahnt nichts davon, aber es ist wie immer. Da können die Experten warnen wie sie wollen, aber nichts passiert. Die Bürger nehmen es nicht wahr. Die Politiker wollen es nicht wahrnehmen. Man fragt sich, weshalb die Experten sich überhaupt die Mühe machen, Alarmrufe loszulassen, wenn es einfach im leeren Raum verhallt.
Ein gutes Beispiel waren die drei CDU-Kandidaten, die zur Genüge durch die Medien gezerrt wurden. Zum Thema Klima befragt, kam von Herrn Merz, dass es keinen Sinn habe, hier etwas zu tun, weil Deutschland nur zwei Prozent zum Globalen beisteuert. Von Herrn Spahn kam praktisch nichts, und von AKK kam das gleiche wie von Frau Merkel. Alle waren sich einig, die 10.000 Arbeitsplätze seien extrem wichtig und müssten geschützt werden. Dass vorher in der Fotovoltaik 100.000 Arbeitsplätze verloren gegangen waren schien niemand zu interessieren. Offensichtlicher kann man nicht agieren. Die Frage nach Insekten hätte sicherlich nur Heiterkeit erzeugt.
Die Umweltministerin Schulz, die fröhlichste Ministerin, die wir haben (Spiegel) ist ihrer Aufgabe nicht gewachsen. Schon seit Jahren wird darauf hingewiesen, dass Neonicotinoide ein Gift sind, dass in der Landwirtschaft nichts verloren hat. Auch wenn die Agrarindustrie immer behauptet, sie müsse die Weltgemeinschaft ernähren. Davon ist kein Wort wahr. Man will Geld verdienen, und zwar möglichst viel, das ist das Motiv des Handelns. Menschheit und Umwelt sind dabei völlig egal. Wenn es anders wäre, würde man sich anders verhalten. Da wird gelogen und getrickst, dass die Bürger am Ende glauben, Schwarz ist Weiß. Es wundert mich noch heute, dass DDT jemals verboten wurde. Ein ähnliches Problem ist BTI zur Mückenbekämpfung. Dass man damit der Vogelwelt und vielen Insekten die Nahrungsgrundlage entzieht, ist völlig egal.
Im übrigen sind die Herbizide heute so giftig, dass die Bodenfauna gleich mit abgetötet wird. Myriaden von Kleinstlebewesen, die ein Pflanzenwachstum erst möglich machen, ohne sie geht nichts auf Dauer. All das wird der Profitgier geopfert, denn man muss wohl davon ausgehen, dass die Agrarindustrie von diesen Auswirkungen weiß, aber sie der Öffentlichkeit verschweigt.
Frage: Wozu haben wir eine Umweltministerin? Das Geld können wir sparen. Sie kümmert sich sowieso um nichts. Nitrat im Grundwasser, Hormonähnliche Stoffe im Wasser, Mikroplastik in der Nahrungskette von Mensch und Tier, und und und … “
Hartmut Willibald Rencker aus Mainz:
„Klimaleugner verweisen als Gründe der globalen Erwärmung gerne auf astrophysikalische Ursachen und die Schwankungen in historischer Zeit. Auch ich will das als mögliche Teilursache nicht ausschließen, aber die menschgemachte CO2-Überflutung kann nicht folgenlos bleiben. Wie sehr die Verbrennungsprodukte CO2 und SO2 Klimagase sind, wissen wir vom Glutplaneten Venus und den verschiedenen Klimakatastrophen in erdgeschichtlicher Zeit, allem voran das von der Ausgasung des sibirischen Trapp ausgelöste Perm-Trias-Artensterben, das durch einen Wärmesprung von etwa fünf Grad und die Versauerung der Ozeane die maritime Lebewelt noch stärker getroffen hat als das Landleben. Nur langsam hat sich das Leben erholt und die Klimagase in Biomasse gebunden und durch Sedimentation dem Kreislauf entzogen. Und diese fossile Substanz setzen wir jetzt rasant frei. Die explodierende Spezies Homo sapiens überlastet den geschundenen Planeten. Es darf nicht wundern, dass die Wettermaschine heiß läuft. Alles ist heftiger geworden, mehr Wärme, mehr Kälte, mehr Stürme, mehr Dürre, mehr Starkregen. Längst ist die Natur dabei, uns abzustrafen. Aber es muss alles wachsen bis zum Platzen.“
Otfried Schrot aus Ronnenberg:
„Auf die großen Worte der Klimakonferenz von Paris sind kleine Taten gefolgt. Während viele Staaten der Welt einschließlich Deutschlands nur mühsam den Weg aus der Kohle finden – so der Gastgeber Polen – und Staaten wie die USA und Brasilien dem Klimavertrag ganz den Rücken kehren, ertrinken zahlreiche Inseln im Pazifik bereits im steigenden Meeresspiegel. Starke Einsicht in Notwendigkeiten und schwacher Wille, das Notwendige zu tun, halten sich die Waage. Die Menschheit ist noch nicht an dem Punkte angelangt, an dem sie willens und fähig ist, das Notwendige beizeiten zu tun, um die Bewohnbarkeit ihres Lebensraumes zu erhalten! Was nunmehr fehlt, ist eine willensstarke, glaubwürdige, international anerkannte politische Führerpersönlichkeit, die die anderen Nationen mitreißt, um zeitgerecht das definierte Klimaziel zu erreichen.
Da Donald Trump die USA in die internationale Isolation zu führen beschlossen hat, nach dem er sich mit zwei Reden vor der UN – Vollversammlung und mit der Aufkündigung der Mitgliedschaft der USA im Klimavertrag von der UNO distanziert hat, muss ein anderer Staat die Führung der Menschheit bei der Rettung des Weltklimas und damit des menschlichen Lebensraumes, bei der Schaffung einer überlebensfähigen Weltordnung und auf dem Wege in ein helleres Zeitalter übernehmen.“
Möge die nächste Kanzlerwahl in Deutschland die Führungspersönlichkeit hervorbringen, die den von einem unfähigen Weltmachtführer geräumten Platz einnimmt!“
Das Problem ist doch, daß jeder seine Meinung im Internet, durch was für zweifelhafte Studien auch immer, bestätigt bekommt. Und so glauben viele Leute tatsächlich ernsthaft der Klimawandel sei erfunden. Wer mit offenen Augen und vorbehaltlos auf die Geschehnisse schaut kann im Grunde gar nicht anders als zu sehen das es nicht fünf vor sondern fünf nach zwölf ist.
Die neue Allzweckwaffe zur CO2-Reduzierung ist die CO2-Steuer. Da freuen sich die «neoliberalen» Volkswirte, dass die Ökologen es endlich eingesehen haben.
Aber funktioniert das mit der CO2-Steuer wirklich?
Ich habe in der Schweiz umgerechnet ca. 30 Euro im Monat für elektrischen Strom bezahlt. Jetzt zahle ich 60 Euro im Monat. Nach der Theorie sollte ich jetzt weniger Strom verbrauchen. Ich verbrauche aber nicht weniger.
In den letzten 20 Jahren sind die Strompreise in Deutschland stark angestiegen und der private Verbrauch ist nicht gesunken.
Ein Pendler verfährt vielleicht für 1000 Euro im Jahr Benzin oder Diesel. Wenn der Treibstoff durch die CO2-Steuer 500 Euro teurer wird, kaufen sich dann alle sofort ein neues Auto, das weniger verbraucht. Vermutlich nicht und bis der Kauf eines neuen Autos ansteht, hat man sich an die Preise gewöhnt.
Wenn man wirklich einen größeren Effekt erzielen will, müssen die Steuern drastisch erhöht werden. Ob die Menschen das dann noch mitmachen oder sich gelbe Westen umhängen, weiß auch niemand.
Einer der Hauptbefürworter der CO2-Steuer, H.-W. Sinn, weist auf ein Paradoxon hin. Wenn durch eine CO2-Steuer Kohle, Gas und Öl teurer werden und der Verbrauch sinkt und eventuell gegen null geht, werden die Kohle-, Gas- und Ölförderer ihre Produkte zu Schleuderpreisen auf den Markt werfen bevor sie ihren Laden schließen. So schnell kann man die Steuer gar nicht erhöhen, wie die Preise fallen.
Das eigentliche Problem der Menschheit liegt viel tiefer. Wir versuchen heute mit unserem Steinzeithirn Probleme zu lösen, die eigentlich für uns unlösbar sind. Es würde einen Herkules überfordern, alle Dinge , die schief laufen, auf einen guten Weg zu bringen Die Evolution hat ermöglicht ,diese Situation zu erreichen,aber die Evolution ist blind und ganz offensichtlich durchaus bereit, diese Lage hinzunehmen. We<nn man sich anschaut, wie hilflos alle Konferenzen, Tagungen, Symposien und was noch alles vor sich hin dümpeln,es ist grauslich.Es scheint wohl nur den einen Weg zu geben, die Entwicklung weiter so laufen zu lassen, bis am Ende herauskommt, ob und wer die Sache am Ende überleben wird. Dass das fatalistisch klingt ist mir wohl klar,aber hat jemand etwas besseres anzubieten ?Schon die Begeisterung, mit der auf diesem Blog die Kommentare nur so hereinströmen macht die Sprachlosigkeit der Menschen deutlich. Es ist ja eigentlich alles gesagt,was zu tun wäre, nur bedeutet es für alle Rückschritte auf vielen Gebieten und die sind nicht durchzusetzen, da kommt dann das Steinzeithirn zum Tragen.Allgemein macht sich Hilflosigkeit breit, denn das, was so angeboten wird als Lösungen ist weder ausreichend noch durchsetzbar. Wir werden den harten Weg gehen müssen, es sei denn es schmeißt einer Hirn vom Himmel, aber wer sollte das sein?Fakt ist doch,dass ab sofort alles CO2 produzierende zu unterlasssen ist, ab sofort! nicht irgendwann.Die CO 2 Konzentration in der Atmosphäre reicht doch jetzt schon aus, bis auf viele Jahre in der Zukunft das Klima zu erwärmen, mit Folgen, von denen wir gar keine Ahnung haben.Diese Spiegelfechterei unserer Politiker ist unbegreiflich, es sollte sich doch gelegentlich mal einer/eine finden, die Klartext redet und sagt, was Sache ist,auf die Gefahr, nicht mehr im Amt zu sein daraufhin .Es liegt wohl doch am Steinzeithirn.
@Jürgen H. Winter
Das menschliche Gehirn ist ein erstaunliches Produkt der Evolution. Es wurde über viele Generationen optimiert. Nur worauf? Ich glaube, dass die Welt zu verstehen («…was die Welt im Innersten zusammenhält.») oder die Zukunft vorherzusagen, kein Vorteil in der Evolution war. Das menschliche Gehirn ist darauf optimiert sich an widrigste Bedingungen anzupassen. Auf diese Erkenntnis gründe ich meinen Optimismus.
Den düsteren Aussichten, die Jürgen H. Winter beschreibt, gilt es zumindest entgegnen, dass es eine aufsteigende Selbstbewegung kraft der Negativität nicht gibt. Diese letzte Freiheit, nicht daran gebunden zu sein, was an globalisiertem Unfug tagtäglich getrieben wird, steht jedem offen. Es könnte daher sein, dass er gleichsam das Kind mit dem Bade ausschüttet, anstatt die Welt mit all ihren Unzulänglichkeiten so zu nehmen, wie sie nunmal ist und damit über sie hinauszugehen. Vielleicht ist das auch die größte Schwäche der derzeitigen Klimapolitik, die in immer kürzeren Abständen die schrecklichsten Szenarien entwirft in der Hoffnung, auf diese Weise eine Umkehr zu erzwingen. Vernünftiger könnte angesichts dessen sein, Abstand von einer Praxis zu nehmen, die sich ohnehin niemals vergegenständlichen wird und dafür keine Ressourcen mehr zu verschleudern.
Hallo Herr Flessner, schön von ihnen zu hören.Ich stimme ihnen zu, das Hirn ist ein vielseitiges Organ, aber hat auch gewaltige Defizite. Es ist eben ein Denkorgan, das an Steinzeitbedingungen angepasst und dafür entwickelt worden ist oder besser sich entwickelt hat.Dabei sind gewisse Handlungsstränge einprogrammiert worden, die man als Nutzer dieses Hirns beachten sollte.Dies passiert häufig nicht und das ist meiner Meinung nach einer der grössten menschlichen Fehler.Es erklärt,weswegen Reiche immer reicher werden wollen,Mächtige immer mächtiger usw.mit anderen Worten, es ist der Antrieb der Evolution.In dieser Hinsicht kann der Mensch nur sehr begrenzt frei denken . Es ist die Sache mit der Katastrophe die bekämpft werden kann , aber latente Katastrophen eher nicht,diese Art Weitsicht gab es in der Steinzeit wohl nicht.Es bedarf also des gründlichen Nachdenkens, man darf nicht unbedingt das tun, was das Hirn als richtig erkennt , es gilt , nachzuforschen,ob es dem heutigen Stand der Dinge angemessen ist.Das führt dann dazu, dass Ölländer mit der Klimageschichte nichts am Hut haben,oder Kohleländer.Der schnelle Profit, das besser sein als der andere hat Vorrang.Das aber ist einprogrammiert.Es macht Mühe ,das zu erkennen.Aber es ist wohl unser Schicksal. In vielen Gesprächen musste ich aber feststellen,dass der Mensch mit dieser Art „bevormundet“ zu sein nicht zurecht kommt.Man lehnt es ab, natürlich kann man frei denken.
Im Sommer habe ich meine Tochter gefragt: Wie lange wollen die Jungen denn noch zuschauen wie die Alten ihre Zukunft kaputt machen?
Im Herbst haben die Grünen in zwei Landtagswahlen fast 20 % bekommen.
Im Frühjahr hat Franz Alt ein Buch mit dem Titel “ Lust auf Zukunft“ veröffentlicht.
Zuletzt kann man sicher sein das die weltweite Energiewende es aus ökonomischen Gründen geben wird. Ob das noch rechtzeitig für den Klimawandel ist wird sich zeigen.
Wenn man sich die Liste der im Bau befindlichen KKW ansieht (https://de.nucleopedia.org/wiki/Liste_der_Kernkraftwerke) und noch die in Planung befindlichen, wird man merken, wie viel CO2 auf diese Weise eingespart werden kann.
Es ist wie immer, die Resonanz ist mau. Nicht dass mich das wundert, die Probleme sind zu groß.Wenn man Frau Schulz in Kattowice hört,Umsteuern ja, aber sozial verträglich, also ohne jemand weh zu tun, das wird nicht gehen.Fundamental geändert werden muss die Energieerzeugung, der Verkehr, die Landwirtschaft, die gesamte Umweltpolitik, die Pharmazie und noch alles mögliche andere.Wann wird man endlich begreifen, dass das ohne herbe Einschnitte nicht zu machen ist ? es wird nicht klappen , es wird also so weitergehen, aber das sozial verträglich.Na denn , hoch die Tassen !
@hans:
im grünen Musterländle soll demnächst die EnBW (mehrheitlich in Landeshand) in Marbach ein Ölkraftwerk bauen (mit dem schönen Namen „Netzstabilitätsanlage“).
Damit macht man sich dann zusätzlich auch noch politisch abhängig (siehe Ölkrise).
@deutscher Michel
Es werden sogar vier neue Kraftwerke gebraucht. Die Baukosten von 400 Mio. Euro sind zu vernachlässigen, entsprechen sie doch gerade mal eine Woche EEG-Zulage.
@ Henning Flessner
Wollen Sie bestreiten, dass Preise in einer Marktwirtschaft eine entscheidende Steuerungsfunktion haben? Wenn Emissionen von Klimagasen zum Kostenfaktor werden, führt dies nicht unbedingt dazu, dass weniger konsumiert wird, aber sicher dazu, dass Industrie und Konsumenten verstärkt Produkte und Dienstleistungen wählen, die mit weniger Emissionen verbunden und damit kostengünstiger sind. Zum Teil bewirkt dies bereits das europäische CO2-Zertifikatesystem, das aber im Wesentlichen nur für die Stromerzeugung und Industrieproduktion gilt. In diesen Sektoren muss jeder Emittent so viele Zertifikate erwerben, wie viel er emittiert. Dadurch sinken in diesen Sektoren europaweit die CO2-Emissionen exakt entsprechend der EU-Reduktionsziele, weil nicht mehr Zertifikate zur Verfügung stehen. Entsprechend steigen die Preise der Zertifikate und liegen derzeit bei etwa 20 Euro pro Tonne CO2.
Nicht einbezogen in dieses System sind aber der Energieverbrauch für die Gebäudeheizung und den Verkehr, weshalb nun einige Politiker eine „Bepreisung“ über eine CO2-Steuer vorschlagen. Es ist allerdings unklar, wie hoch eine solche Steuer sein müsste, um tatsächlich zu Reduktion von CO2 zu führen und ohne zu hohe Kosten zu verursachen. Sinnvoller wäre daher, die Mengensteuerung des CO2-Zertifikatesystems auf alle Sektoren auszudehnen.
Noch sinnvoller wäre, ein weltweites CO2-Zertifikatesystem einzuführen, wobei jedem Staat die gleiche Pro-Kopf-Zertifikatemenge zugewiesen werden sollte. Die Industrienationen kämmen mit diesen Zertifikaten nicht aus und müssten Zertifikate von Staaten kaufen, die geringere Pro-Kopf-Emissionen haben. Durch schrittweise Verringerung der Zertifikatezuteilung wäre sichergestellt, dass die CO2-Emissionen entsprechend der vereinbarten Reduktionsziele sinken. Über dieses System wurde bereits bei der ersten Klimakonferenz diskutiert, nur wollten dabei weder die Europäer noch die Nordamerikaner mitmachen.
@JaM
Was Sie beschreiben, ist das Marktmodell der klassischen Volkswirtschaftslehre. Nebenbei bemerkt, wird es in diesem Fall propagiert von O. Edenhofer, einem Schüler von Hans-Werner Sinn, dem Erzfeind aller Linken und Grünen.
Hinter diesem Modell stecken aber einige Prämissen und es muss bezweifelt werden, ob diese in diesem Fall gelten.
Eine dieser Prämissen ist der (auch von Bronski vertretene) «homo oeconomicus» (Der Mensch macht, was sich für ihn rechnet.) Wenn das der Fall wäre, würde fast niemand ein Auto fahren, denn bei ehrlicher Rechnung würde man feststellen, dass sich ein Auto nicht «rechnet». Es wird ja wohl niemand behaupten, dass sich die Menschen aus ökonomischen Gründen immer größere Autos kaufen.
Eine andere Prämisse ist, dass man eine Alternative hat. Wenn die Kartoffeln teurer werden, dann werfe ich eben Nudeln in die Erbsensuppe.
Mein CO2-Ausstoss besteht hauptsächlich aus dem Benzin, Strom und Gas für die Heizung.
Ich fahre nur 4-5000 km im Jahr und wenn das Benzin teurer wird, fahre wohl auch nicht weniger. Ein neues Autos lohnt sich auch nicht.
Auf welchen alternativen Energieträger zum Strom kann ich ausweichen? Ich weiß keinen.
Unser Haus ist bereits gut isoliert und ich werde morgens sicherlich nicht kalt duschen, nur weil das Gas teurer wird.
Soweit zur Nahfrageseite. Zur Angebotsseite vielleicht heute Abend mehr. Ich muss jetzt ins Archiv zum Spruchkammerakten lesen.
Für Deutschland gibt es eine Möglichkeit das entstehen klimaschädliche Gase innerhalb kürzester Zeit um ca. 5% zu verringern. Unsere Politiker müssten nur die Straßenverkehrsordnung ändern!
Höchstgeschwindigkeiten für Autobahn und Vierspurige Bundesstraßen 120 Km/h, außerhalb geschlossener Ortschaften 80 Km/h und Innerorts 40 Km/h. Zusätzlich sollte zukünftig die Zulassung von Motoren mit mehr als 100 KW in Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen untersagt werden (mit einem 30 KW Motor erreicht man auch 120 Km/h). Mit einer solchen Regelung könnten vielleicht 20% der Emissionen im Straßenverkehr eingespart werden. Auf unseren Straßen hätten wir weniger Staus und weniger Tote. Welche im Bundestag vertretene Partei wird mit einem solchen Vorschlag Selbstmord begehen? Jeder von uns muss sich fragen, welches Vögelchen uns ins Gehirn geschissen hat. Heißt es Freiheit? Geltungssucht? Eigensinn? Protzerei? Dummheit? Vielleicht ist das Vögelchen ja noch nicht entdeckt.
Hallo Herr Sturm,da bin ich ja voll bei ihnen!Ob man es Dummheit nennt oder was auch immer, das Ergebnis ist dasselbe. Wirklich vorausschauend denken kann Mensch nicht, schon gar nicht wenn lieb gewordenes zu unterlassen ist.Die Menschen vor hundert Jahren waren auch nicht unglücklicher als heute, obgleich sie vieles von dem , was es heute gibt nicht hatten. Zur Sache . An einem gut funktionierenden ÖPNV kommt man nicht vorbei,er sollte sogar kostenlos sein und mindestens emissionsarm, das wäre kurzfristig machbar, die Industrie ist dafür vorhanden. Als Individualverkehr müssen kleine Autos her,die minimale Emissionen ausstossen . Ob das in unserer Demokratie möglich ist darf bezweifelt werden. Also müssen wir warten bis die Lebensbedingungen so schwierig geworden sind, dass auch der letzte gemerkt hat, worum es geht.Das wird noch dauern, aber der Mensch ist eben nicht die Lichtgestalt, die wünschenswert wäre. Die ganzen Diskussionen, ob in Kattowice oder wo auch immer bleiben eh immer an eben dieser Dummheit hängen. Aber das sozial verträglich. Was soll man machen ?
@Gerhard Sturm:
Ich nehme an, dass Sie eine Verringerung innerhalb Deutschlands meinen…
Gegen ein Tempolimit von 120 km/h spricht nichts (ich halte es jedoch eher aus Gründen der Verkehrssicherheit für geboten).
Im Gegensatz zu weiteren Tempolimits in geschlossenen Ortschaften halte ich eher die Abschaffung von gewollt roten Wellen für sinnvoll.
Das unnötige Stehen an Ampeln bedingt Spritverbrauch ohne Fortkommen und Bremsen bedingt weitere Staubbelastung.
CO2-technisch halte ich die Maßnahmen für irrelevant.
@JaM
Die Volkswirte berücksichtigen mMn nicht, dass Strom ein anderes Gut ist als z.B. Brot oder Autos.
Strom ist ein Gut, dass sich praktisch nicht speichern lässt und die Menge der Produktion entscheidet nicht der Produzent, sondern der Kunde. Wenn wir abends den PC einschalten, um das FR-Blog zu lesen, muss die Energiewirtschaft die Stromproduktion hochfahren, ob sie will oder nicht.
Typisches Marktverhalten ist, dass bei Überkapazitäten die Preise sinken. Die Produzenten senken die Preise eventuell bis auf Grenzkosten ab. Irgendwann gibt einer auf und die Überkapazitäten werden abgebaut. Wenn die Nachfrage dann wieder steigt, gibt es eben lange Lieferzeiten. Das ist im Strommarkt nicht möglich, denn Lieferzeit bedeutet Blackout. Spielt das für das Marktverhalten wirklich keine Rolle?
Was passiert auf der Angebotsseite. Ihre Meinung war, dann man auf Produkte wechselt, die weniger CO2 ausstossen. Durch was ersetzen wir dann Zement? Bauern wir wieder Lehmhütten oder Holzhäuser? Durch was ersetzen wir den Asphalt auf der Straße oder machen wir Geschwindigkeitsbegrenzung durch Schlaglöcher?
In der Stromerzeugung wird die Kohle durch Erdgas ersetzt. Das reduziert die CO2-Emissionen auf die Hälfte und freut Putin. Und danach?
Der Wirkungsgrad muss dann eben gesteigert werden, heißt es häufig. Wirkungsgrade sind aus physikalischen Gründen begrenzt und wenn sich ihnen nähert, gehen die Verbesserungen gegen null und die Kosten gegen unendlich.
Was ich gar nicht verstehe, ist, dass es für den Verbraucher kostenneutral sein soll. Wenn ich das Geld wiederbekomme, dass ich durch die CO2-Steuer zahlen musste, heißt das doch, dass ich das Geld von einer Hosentasche in die andere schiebe. Warum sollte ich das tun?
Wie der Emissionshandel zu einem immer geringeren CO2-Ausstoss führen soll, verstehe ich auch nicht. Am Anfang wird man von Kohle zu Erdgas wechseln. Kernenergie ist verboten. Die Energieversorger werden soviel Zertifikate kaufen, wie sie benötigen. Sind nicht genug Zertifikate da, bekommen die die Zertifikate, die man meisten zahlen können und in Griechenland und Rumänien geht im November das Licht aus. Das soll die Lösung sein? Wenn irgendwann die Produzenten lebenswichtiger Güter sagen, dass sie die Produktion einstellen müssen ohne Zertifikate, feiern wir das dann als Erfolg?
Ich habe kürzlich als Zuschauer an einer Diskussion mit Hans-Werner Sinn teilgenommen. Ich habe ihm gesagt, dass mein Stromverbrauch trotz doppelter Kosten nicht gesunken ist. Er hat nur mit der Schulter gezuckt. Ich habe den Eindruck, dass alle diese Konzepte und Studien von Leuten stammen, die die Dinge nur aus ihrem Elfenbeinturm kennen.
zu @deutscher Michel
Danke das sie die Liste der AKW verlinkt haben. Sie haben bestimmt auch gesehen wie lange die meisten AKW schon im Bau sind. Da sind sehr viele Milliarden Euro jahrelang gebunden. Die kalkulatorischen Zinsen( Kapitalbereitstellungskosten) verhindern die Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen noch bevor sie auch nur eine KWh Strom erzeugt haben. Das hat die Ausschreibung in UK vor einigen Jahren ja mehr als eindrucksvoll bewiesen. Es gibt nachweislich keine teurere Arte der Stromerzeugung als mit AKW.
Zu den Ölkraftwerken. Wieder haben sie , vermutlich ohne es zu wissen, eine erfreuliche Information gepostet. Ich habe mich schon gefragt wann man endlich damit anfangen will. Mit der jetzigen Technik wird man die Energiewende nur zu geschätzt 95% vollenden können. Der Grund dafür ist das die vorhandene Speichertechnik nicht ausreicht um eine Dunkelflaute zu beherrschen. Diese tritt ca alle 2 Jahre auf und wird bei einem deutlich höherem Anteil an EE im System als heute zum Problem. Das wird dazu führen das man entweder um das Jahr 2040 eine wesentlich verbesserte Speichertechnik hat oder eine andere Möglichkeit braucht um die Stromversorgung sicher zu stellen. Die billigste Möglichkeit sind ganz einfache ÖL, Diesel oder Gaskraftwerke die dann alle 2 Jahre für ein paar Stunden laufen. Man stellt neben die Turbinen einen Tank der für 4 Wochen reicht und schaltet sie zu wenn sie gebraucht werden. Das bei einem solchen Betrieb eine neue Abhängigkeit entsteht kann man glaube ich ausschließen. In D. gibt es derzeit ca 20 GW solcher Kraftwerke. Z.B. in Krankenhäusern u.s.w. Man wird nochmal, geschätzt, das Selbe zubauen müssen (deshalb der Name) den Rest werden die Netze machen. Es ist erfreulich und gut für die Energiewende das man endlich damit anfängt.