Leben und Arbeiten in Zeiten der Pandemie
Menschen, die an Verschwörungen glauben, sind meistens nicht so ganz einfach. Nun gut, welcher Mensch ist schon einfach – aber was sagt es über jemanden aus, der mich darüber belehren will, dass die FR seiner Meinung nach eine undifferenzierte – tatsächlich benutzte er das Wort „gleichgeschaltet“ – Berichterstattung fahre und dabei kritische Stimmen außen vor lasse? Und der dann meine Antwort, in der ich ihn über die kritischen Stimmen, die es in der FR ja nun wirklich zu Hauf gab, mit dem Kommentar reagiert: Ihre Mail ist belehrend? Da zweifelt man doch an der Fähigkeit des Homo sapiens zur Vernunft, oder nicht?
Bronskis Homeoffice-Tagebuch – Tag 36
Dienstag, 21. April 2020
Mir geht es jedenfalls so. Ich starte jetzt in die sechste Woche Homeoffice, und ich spüre sehr wohl, welche Belastung das mit sich bringt, auch für mich, der keine Kinder hat. Wie viel schwieriger muss das für junge Familien sein! Mein Job ist nun allerdings auch so schon nicht der einfachste, wenn ich das mal sagen darf. Damit will ich mich nicht herausstellen. Stellen Sie sich bitte einfach mal vor, dass Sie es mit Hunderten von Meinungsäußerungen zu tun bekommen, deren Urheber die ihrige Mail oft – das gilt keineswegs für alle – für weltwichtig hält. Es ist gut, dass ich die Rückzugsmöglichkeiten und die Ruhe habe, die mir unser Haus in Offenbach bietet. Im Großraumbüro der Redaktion der Frankfurter Rundschau hätte ich das nicht durchgestanden.
Auch das FR-Blog der Frankfurter Rundschau, das Sie gerade lesen, bietet Raum zur Platzierung von Kritik. Wir haben hier Diskussionen über die Notwendigkeit von Mundschutz (gerade aktualisiert), über Lehren aus der Pandemie, über die Gefahren, die für die Demokratie aus der Einschränkung von Grundrechten entstehen. Es gibt keinerlei Einschränkung von Meinungsfreiheit. Wer behauptet, es dürfe nicht alles gesagt werden, was (seiner Meinung nach) gesagt werden müsse, der soll sich mal in Russland oder China umsehen. Und wer Antworten auf Schimpfmails, in denen ich ihn mit Fakten konfrontiere, als „belehrend“ empfindet, der sollte wirklich vielleicht noch mal zur Schule gehen.
Zur Entspannung zwischendurch:
Tulpen haben wirklich umwerfende Farben.
Man könnte sie auch als knallig bezeichnen.
Fotz: Lutz „Bronski“ Büge
Um nicht falsch verstanden zu werden: Jede Meinung ist gleich viel wert. Doch jetzt kommt ein Aber. Jeder zimmert sich seine eigene Meinung. Gut so! Doch jeder (d/w/m) sollte seine Meinung auch zugleich einer kritischen Überprüfung unterziehen, denn mit dem Recht auf Meinung geht auch eine Pflicht zur Meinungsbildung einher. Um sich eine Basis für eine Meinung zu verschaffen, sollte man sich also möglichst umfassend bilden. Eine unabhängige Info-Quelle wie beispielsweise die Frankfurter Rundschau ist dabei sehr hilfreich. Filter- und Echoblasen im Internet sind das Gegenteil davon. Wer sich also auf Facebook oder sonstwo den Algorithmen von Internetkonzernen überlässt und sich anschließend für ausreichend informiert hält, erfüllt seine demokratischen Pflichten nicht und sollte – ich sage es bewusst pointiert – besser den Mund halten.
Naoned!