Bronskis Homeoffice – Tag 329: Die Lage bleibt schwer durchschaubar

Leben und Arbeiten in Zeiten der Pandemie

Es zeichnet sich Licht am Ende des Tunnels ab – wenigstens vorerst. Die Infektionszahlen sinken deutlich erkennbar in ganz Deutschland, die Sieben-Tage-Inzidenz ist auf unter 100 gefallen. In Offenbach, der Stadt, in der ich lebe, liegt die Inzidenz laut RKI.de sogar bei nur noch 76. Zuletzt waren wir in Offenbach am 16. Oktober 2020 unter 100. Das heißt, die anvisierte 50 ist in Reichweite. Es hat lange gedauert und uns allen viel abverlangt. Aber es ist noch zu früh zum Lockern der Maßnahmen oder gar für Freudenfeste.

Bronskis Homeoffice-Tagebuch – Tag 329
Samstag, 30. Januar 2021

Die Lage bleibt schwer durchschaubar

Ich bin einerseits optimistisch: Diese Zahlen zeigen, was wir Menschen füreinander erreichen können, wenn wir uns solidarisch verhalten. Wir haben offenkundig vieles richtig gemacht, alle zusammen. Ich bin andererseits vorsichtig: Es mag über diese Zahlen hinaus eine Dunkelziffer von Infektionen geben, von denen wir nichts wissen – vielleicht weil nicht genug getestet wurde, vor allem aber wohl, weil viele Infektionen mit Sars-CoV-2 ohne Symptome oder mit lediglich leichten Krankheitserscheinungen ablaufen, wegen denen man nicht zum Arzt geht. Solche Fälle tauchen in den Statistiken also nicht auf. Diese Überlegung führt zu dem spekulativen Schluss, dass das Virus in der Bevölkerung weiter verbreitet sein könnte, als die dokumentierten Fallzahlen es nahelegen. Das wiederum hat eine gute und eine schlechte Seite: Einerseits könnten wir bereits näher an der Herdenimmunität dran sein, als die offiziellen Zahlen es hergeben, andererseits kann das Virus durch solche unbemerkten Übertragungen urplötzlich praktisch überall auftauchen. Dieser Effekt ließ sich schon am Beginn der zweiten Welle beobachten: Während die erste Welle noch von Infektionsclustern geprägt war („Superspreader-Ereignisse“), war das Virus im Oktober offenkundig schon in der Fläche verbreitet.

Impfstoff 1Wie viel weiter es bereits verbreitet sein könnte, darüber ist mir keine Aussage möglich. Das gilt ebenso für die Verbreitung der Virus-Mutationen, vor denen sich alle jetzt so fürchten. Als erstmals in den deutschen Nachrichten von der englischen Mutation B.1.1.7, die deutlich infektiöser sein soll, war mir gleich klar: Wenn diese Variante in England bereits derart massiv auftritt, ist sie auch schon längst bei uns in Deutschland. Stichwort Dunkelziffer. Und so war es: Kurz darauf wurde die Variante auch bei uns nachgewiesen. So hat das Virus eine weitere schwache Flanke in unseren Abwehrsystemen aufgedeckt: In Deutschland wird nicht ausreichend sequenziert. Bei diesem Verfahren wird das virale Erbgut gescannt. So wird es möglich, Herkunft und Abstammungslinien zu bestimmen und zurück zu verfolgen. Dabei werden Mutationen erkannt und Virus-Subtypen definiert. Es liegt auf der Hand, dass sich eine Variante, die gegenüber anderen Varianten Vorteile beim Infizieren von Wirtszellen hat, schneller verbreiten wird als die ältere Variante – auch wenn die bereits schnell war. Daher war es nur eine Frage der Zeit, bis B.1.1.7 auch bei uns auftauchen würde.

Also lieber vorsichtig bleiben: Es ist noch zu früh, um schon damit zu beginnen, unser Leben wieder zu normalisieren! Wir müssen allerdings auch nicht in Aktionismus verfallen oder zu hyperventilieren. Die neuen Varianten haben offenbar Vorteile dadurch, dass sie ihre Wirtszellen flotter infizieren, aber sie sind nicht gefährlicher, die Krankheitsverläufe sind nach den bisher vorliegenden Informationen nicht anders als bei den älteren Varianten. Das heißt, dass die gewohnten Sicherheitsmaßnahmen auch vor diesen neuen Varianten schützen. Nun wurde schon mal ein FFP2-Maskenzwang verhängt. Ich kann diese Masken nicht leiden, aber ich füge mich, da ich den potenziellen Nutzen erkenne und lieber vorsichtig bin. Die Einschränkung des persönlichen Bewegungsradius auf 15 Kilometer wird hingegen wohl nicht kommen. Für mich ist es ohnehin selbstverständlich, dass ich jetzt nicht verreise – schon gar nicht in ein Risikogebiet -, so sehr es mich auch hinauszieht.

Nicht nachvollziehbar sind für mich Überlegungen in der Politik über Einreisesperren und Grenzschließungen – jetzt, da die Welle abzuflauen scheint! Bisschen früh, oder? Ähnlich früh hat man wohl auch über die Impfstrategie nachgedacht. Dürfte es beim nächsten Mal bitte ein bisschen früher sein? Wenn wir mit den aktuellen Lockdown-Maßnahmen bereits im Oktober begonnen hätten anstatt erst im Dezember, hätte es diesen massiven Anstieg der Opfer- und Infektionszahlen nicht gegeben, der uns jetzt so geängstigt hat. Viele Experten hatten schon im Frühjahr vor einer zweiten Welle gewarnt. Eine Ausnahme bildeten das Frankfurter Gesundheitsamt und sein Direktor René Gottschalk, die im Mai 2020 nicht von einer zweiten Welle ausgingen, wie die FR berichtete. Ist schon klar, dass die Politik keine Notwendigkeit zur Reaktion sieht, wenn sie so beraten wird. Und wie sieht’s mit einer dritten Welle aus, möglicherweise ab Oktober 2021?

Ist es Panikmache, wenn ich über solche Fragen nachdenke? Ich versuche zu analysieren. Bevor ich zum Thema Impfen komme, bleibt festzustellen, dass das Virus da ist und da bleiben wird, dass es darüber hinaus eine hohe Mutabilität (Veränderlichkeit auf genetischer Ebene) hat und dass wir also zusammengefasst noch lange nicht am Ende unserer Auseinandersetzung mit diesem Virus sind. Die Impfungen können helfen, Todesopfer zu vermeiden. Das ist evident: Geimpfte können zwar offenbar infiziert werden, aber sie sind gegen Covid-19 gewappnet, das von Sars-CoV-2 induzierte Krankheitsbild. Jedenfalls mit höherer Wahrscheinlichkeit, als wären sie nicht geimpft. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht, wie auch sonst nirgends im Leben.

Jetzt kommt’s auch auf den Impfstoff an. Das Gezerre um zugesicherte und nicht gelieferte Impftstoff-Chargen mit den Herstellern Biontech und Astrazeneca macht offenkundig, dass das Virus uns auch in diesem Punkt an die Grenzen unseres Systems führt. Gewiss: Die Geschwindigkeit, mit der Impfstoffe zur Verfügung gestellt werden konnten, ist eine historische Großleistung. Umso kleinlicher wirkt das Gezackere, das auf den Impfstart folgte, weil die Hersteller wohl das Maul zu weit aufgerissen hatten und nicht so viel liefern können wie angepriesen. Zudem kommen nun Zweifel am Produkt von Astrazeneca auf, über die meine Kollegin Pamela Dörhöfer heute im FR-Leitartikel geschrieben hat. Zugleich geraten Menschen in Panik, weil sie keine Impftermine bekommen. Im Ernst: War es wirklich sinnvoll, zur Anberaumung dieser Termine die bundesweite Notfall-Hotline 116117 einzusetzen? Das konnte doch nur schiefgehen, wenn man überlegt, wie viele Menschen da andrängen würden!

Ich bin dennoch halbwegs guter Dinge. Der Frühling naht, auch wenn es heute wieder mal ein bisschen schneit. Tja, es wird wieder nix mit dem Radfahren. Muss ich also aufs Ergometer. Vorher wird noch ein bisschen „The Expanse“ gelesen, dann steige ich in den Keller, um ein bisschen aufzuräumen, ehe wir trotzdem einen Spaziergang machen werden. Noch ein Monat, dann können wir unser Wohnmobil wieder anlassen (es ist saisonal abgemeldet), und dann wird es sicher übers Wochenende die eine oder andere kurze Reise geben. Das ist nach diesen langen, dunklen Wochen im Homeoffice wirklich ein Lichtblick.

Naoned!

Ihr Bronski

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Worldometer  +++ SafetyDetectives

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34 Kommentare zu “Bronskis Homeoffice – Tag 329: Die Lage bleibt schwer durchschaubar

  1. Heute habe ich in den Nachrichten gehört dass der Englische Mutant in München Anfang Januar in einem Prozent der Tests vorhanden war. Jetzt Ende Januar ist er in 8% vorhanden. Das bedeutet er hat seien Anteil positiv gerechnet etwa alle 10 Tage verdoppelt. In Portugal soll der Anteil dieses Mutanten bei 50% liegen. Wenn die Zahlen stimmen und die Verdopplung so weiter geht werden wir Ende Februar Anfang März Verhältnisse wie in Portugal haben. Dort gibt es inzwischen Landesweit Ausgangssperren wenn ich das richtig mitbekommen habe. Ich hoffe natürlich das es nicht so kommt auch weil uns die Impfung nicht vor August helfen wird aber ich denke dazu müssten wir sehr viel Glück haben und irgendwas besser als Portugal machen. Mir fällt nur nichts ein. Das was Schwesig gestern gesagt hat passt zu den Zahlen denke ich. Wenn der Anteil des Mutanten über 20-30% gehen wird wird auch das Absinken der Zahlen aufhören. Der fehlende Impfstoff kann sich zu einem wirklichen Drama entwickeln.

  2. Gerade wenn es wirklich so sein sollte, sollte niemand in Panik ausbrechen. Das „wirkliche Drama“ spielt sich bereits jetzt auf den Intensivstationen ab.
    Um die Zahlen, die Sie da liefern, in aller Ruhe einzuordnen: Wenn die B117-Variante Ende Januar zu acht Prozent gemessen wurde, dann bezieht sich das logischerweise auf 100 Prozent = die Zahl aller offiziell registrierten Infektionsfälle in München. Innerhalb dieser 100 Prozent wäre der Anteil von B117 also im Januar exponenziell gestiegen. Nehmen wir das mal als gegeben an. Das heißt, B117 verdrängt andere Virus-Varianten und setzt sich an deren Stelle. Das heißt nicht, dass es wieder mehr Infektionen gegeben hätte. Im Gegenteil: Die Infektionszahlen in München (Stadt) sind seit Mitte Dezember kontinuierlich rückläufig. Am 30.1. hat München 148 neue Infektionsfälle und eine Inzidenz von 59,1 gemeldet. Aus diesen Zahlen lässt sich bisher keine signifikante Wirkung von B117 herauslesen. Ich hinterlege hier einen Screenshot, der klar die zweite Welle zeigt – und ebenso klar deren gegenwärtiges Abflauen (im Netz: hier). Wenn diese Zahlen etwas belegen, dann dies: Die bisher getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus sind wirksam – und sie werden umso wirksamer, je mehr Menschen sich daran halten.

    Was macht B117? Es hat dank einer Reihe von Mutationen in seinem Erbgut einen Selektionsvorteil gegenüber anderen Varianten des Virus. Diese Mutationen betreffen das berüchtigte „Spike-Protein“, das das Virus in den stilisierten Darstellungen, die man überall in den Medien sieht, stachelig aussehen lässt. Mit Hilfe dieses Proteins dockt Sars-CoV-2-B117 an der Wirtszelle an – und dann geht alles schneller als bei älteren Varianten. Sars-CoV-2-B117 ist daher ansteckender und – aus der Perspektive des Virus – effizienter. So entsteht die Gefahr einer beschleunigten Verbreitung. Das heißt aber nicht, dass diese Variante gefährlicher wäre in dem Sinn, dass es mehr schwere Covid-19-Verläufe nach sich zöge als die älteren Varianten. Durch seinen Turbo ist es allerdings vermutlich in der Lage, die Infektionssituation in Deutschland wieder steigen zu lassen. In welchem Ausmaß, das werden wir sehen. Um diese Entwicklung im Auge zu behalten, kommt es jetzt vor allem darauf an, belastbare Daten über die weitere Verbreitung der Variante zu bekommen. Das bedeutet: Es muss wesentlich mehr sequenziert, also gemessen werden als bisher.

    Ich bin sehr für Vorsicht in jeglicher Hinsicht und praktiziere persönlich alle vorgeschriebenen Maßnahmen in der Hoffnung, dass sie sich im Nachhinein als sinnvoll erweisen werden. Aber es gibt da eine Grenze, über die wir vielleicht auch mal reden sollten, nämlich die zur Paranoia. Die Angst vor Mutanten wurde schon in den „X-Men“-Filmen treffend aufs Korn genommen. Der Vergleich passt nur auf den ersten Blick nicht. Je länger man drüber nachdenkt, desto weniger hinkt er, denn diese Filme transportieren die Botschaft, dass man sich vor Mutanten nur dann fürchten muss, wenn man sie selbst bereitwillig dämonisiert, weil man Angst vor ihnen hat. Fakt ist: Die Mutante ist bei uns angekommen. Fakt ist: Sie wird nicht von sich aus verschwinden – es sei denn, es entsteht eine weitere Mutante, die noch effizienter ist (was keineswegs auszuschließen ist). Dann wird auch B117 auf dem Müllhaufen der Evolution enden wie so viele andere Viren-Varianten vorher. Fakt ist demnach auch: Unser Leben wird weiterhin von Sars-CoV-2 geprägt. Und das bedeutet: Wir müssen uns drauf einstellen. Je eher wir das hinkriegen, desto eher werden wir in eine Normalität zurückfinden. Das wird wohl nicht dieselbe Normalität sein, wie wir sie vor der Pandemie hatten, aber das wäre vielleicht nicht schlimm, weil diese Normalität nun wirklich Massen von Problemen produziert hat (bis hin zum Klimawandel).

    Man kann auch auf den Impfstoff hoffen. Ich persönlich halte es für sinnvoller, dass wir uns an Sars-CoV-2 gewöhnen und anpassen. Die Kurve der Neuinfektionen belegt, dass das gelingen kann, und ehrlich gesagt: Es lässt uns gar keine andere Möglichkeit. Was soll man sonst gegen das Virus machen? Demonstrieren? Absurd. Sars-CoV-2 ist eine Prüfung unseres Willens zur Solidarität. Die Pandemie fordert uns als Kollektiv heraus. Das habe ich am Beginn der Pandemie in der FR geschrieben, am 9.3.2020, und daran habe ich nichts zurückzunehmen. Das bedeutet natürlich, dass man ein bisschen auf die anderen im Kollektiv vertraut. Was, zugegeben, nicht immer ganz einfach ist.

  3. @ Bronski

    Danke für die obigen Hinweise und Erläuterungen.

    – Richtig, dass wir uns an die Maßnahmen halten.
    – Die Erklärung von B117 ist hilfreich und verständlich
    – Wenn wieder Normalität, dann eine andere!!
    – Keine Panik!
    – Vorsicht vor Paranoia! Dämonisierung und Angst vor den Mutanten vermeiden.
    – Die Pandemie fordert uns als Kollektiv heraus! Sic!

  4. zu @ Bronski
    Es ist grundsätzlich klar das sie recht haben mit ihrer Einschätzung und besonders damit das Panik kein guter Ratgeber ist. Wir müssen mit dem Mutanten klar kommen und das wird nur annehmbar funktionieren wenn alle mitziehen. Wenn man sich aber das Verhalten von Einigen ansieht wird das aber ein Lernprozess sein. Was sich in den Kitas abspielt mit der Notbetreuung habe ich schon an anderer Stelle beschrieben. Ich denke das die Aussage von Frau Merkel zum Durchhalten der Familien in diese Richtung geht. Das 60-70% meinen ein Notfall zu sein ist wahrscheinlich nicht mutantenkompatibel. Ähnliche Beispiele kennt wahrscheinlich jeder von uns. Ich war ja im September in Portugal in Urlaub und denke da gesehen zu haben warum es dort keine erste Welle gegeben hat. Wenn ich mir das in Erinnerung rufe und heute die Nachrichten sehe muss ich schon mal tief durchatmen.

  5. @ hans

    Auch Portugal hatte eine erste Welle, aber sie war nicht besonders ausgeprägt und ereignete sich auch erst im April und Mai. Hier habe ich noch einen Screenshot für Sie, der das zeigt, diesmal von Worldometer (Link im Netz: hier). Die Entwicklung in Portugal muss uns eine Mahnung sein, was die Mutante anrichten kann.

  6. zu @ Bronski
    Ja danke war mir bekannt als ich so Mitte August meinen Urlaub gebucht habe wie das Infektionsgeschehen im Land ist. In Portugal ist es aber ähnlich wie in D. das nicht alle Regionen gleich betroffen sind. Der Norden ist immer mehr als der Süden betroffen zumindest solange ich es verfolgt habe. Ich habe in der Algave eine sehr disziplinierte Bevölkerung erlebt die sich D. durchaus als Vorbild nehmen kann. Natürlich kann ich nicht beurteilen was in Kitas oder Schulen so gelebt wurde. Vielleicht kann man da ja was besser machen. Warum hat es Portugal so erwischt? Portugal ist ein Urlaubsland für Engländer Am Hafen und in der Altstadt von Lagos findet mehr sehr viele Lokale jeglicher Art aber keine deutsche Speisekarte. Ich denke das so der Mutant da hin gekommen ist. Seine Wirkung dort ist aber sicher besorgniserregend.

  7. Hallo Bronski, Hallo Hans,
    vor vielen Jahren habe ich für englischen Firmen gearbeitet und schon damals war Portugal nicht nur Urlaubsland sondern vor allem Altersruhesitz, es gab und gibt also besonders viele alte Engländer in Portugal.
    Zur Zukunft von Covid 19 und Mutanten erscheint mir plausibel, dass es sich verhalten wird wie andere Corona Viren, wir werden mit ihnen leben müssen,nur wird das erst dann gehen, wenn wir uns soweit daran gewöhnt haben, dass wir zwar erkranken, aber nicht daran sterben, also wie eine gewöhnliche Erkältung, die wir ja auch gelegentlich bekommen. Wie lange das dauern wird, keine Ahnung. Man vergisst dabei, dass diese gewöhnliche Erkältung für viele Eskimos der Tod war, nachdem sie Kontakt hatten mit dem weißen Mann, da vermutlich die Viren ursprünglich auch für uns den gleichen Effekt hatten.

  8. Bei Markus Lanz sagte Lauterbach sinngemäß was ich in Beitrag 1 hier geschrieben habe. Bis Mitte Februar werden die Mutanten 30% der täglichen Gesamtinfektionen erreichen und damit wird das Absinken der Zahlen ein Ende haben. Um rechtzeitig darauf zu reagieren müssen die Maßnahmen verschärft werden. Darüber wie wir unter den Bedingungen in den August kommen wollen sagt er nicht.

  9. @ hans

    Wie soll Lauterbach das auch, ohne irgendjemand wieder auf den Schlips zu treten oder das nächste Lamento über die und jene unliebsame Einschränkungen über sich ergehen zu lassen?

  10. zu @ Jürgen Malyssek
    Es ist natürlich klar dass das im Moment noch niemand weiß wie wir über diese Zeit kommen. Klar ist aber das wir uns im laufe des März mit dem Thema Mutanten beschäftigen werden müssen. Das sehe ich nicht als Panik mache sondern als Fakt an. Dem wird man sich stellen müssen. Das was Lauterbach positiv gesagt hat ist das man inzwischen in Israel beginnt zu sehen das die Impfungen hervorragend wirken und das die Wissenschaft im Westen wohl dem Sputnik Impfstoff unrecht getan hat in dem man ihn so kritisch gesehen hat. Wenn man vielleicht im März diesem eine EU Zulassung geben kann und das sollte durchaus kritisch hinterfragt werden stellt sich die Situation sofort anders da weil dann im Quartal 2 womöglich mit Massenimpfungen begonnen werden kann. Wenn das allerdings nicht gelingt werden wir wohl einige Monate mit deutlich härteren Einschränkungen vor uns haben wie bisher wenn wir ein Infektionsgeschehen wie in England oder Portugal vermeiden wollen. Das positive für mich ist das die Impfungen uns spätesten 2022 die Möglichkeit geben mit dem Virus klar zu kommen. Das hoffe ich wenigstens.

  11. @ hans

    Fange hinten an:

    Das mit der Aussicht auf 2022 mit dem virus klar zu kommen, ist doch schon eine Perspektive.

    Schließlich sind so viele Arbeits- und Lebensbereiche in unterschiedlicher Weise von der Pandemie betroffen, dass es nur hilft, wenn wir als „Kollektiv“ (O-Wort Bronski)uns in Geduld und Weitsicht üben.

    Bei diesem schnellen Tempo mit der Produktion und Genehmigung der Impfstoffe, ist es eigentlich kein Wunder, dass es jetzt zu Verzögerungen bei der weiteren Produktion, der Sondierung der Auftragslage, der Lieferungen und dieser Jagd nach dem Stoff kommt.
    Die europäische Lösung, die Spahn zumindest und immer wieder reklamiert hat, bleibt für mich die richtige.

    Schließlich leben wir ja immer noch immer noch in einer ultraliberalen Wirtschaftsordnung, sprich Turbo-Kapitalismus, da es um Märkte und Macht geht. Das spielt doch alles in diese komplexe Impfstoffproblematik mit rein.

    Ich denke schon, dass man bei diesen frühzeitigen Sputnik-Impfstoff erst mal von Politikseite sehr zurückhaltend kritisch reagieren konnte.

    Das mit Israel ist eine ganz andere Landessituation vergleichbar mit Deutschland.
    Das ist, wenn natürlich demokratisch, doch nahezu ein zentral geleiteter Staat, in einer bestimmten Größenordnung und eine ganz andere Erfassung der Bevölkerung, um schneller und sicher auch unbürokratischer zu handeln.
    Also, das giltet nicht, mit dem Vergleich.

    Trotzdem hat Israel weiter erheblich hohe Infenktionszahlen. Gründe könnte ich Ihnen auch nennen.

    Ich wüsste zur Zeit nichts anderes, als dass man sich mit den Mutanten beschäftigt. Von Panik habe ich da auch nicht gesprochen.

    Was ich persönlich überhaupt nicht verstehe, das ist diese Reiserei, die immer noch ermöglicht wird. Da steckt soviel Uneinsichtigkeit, Egoismus und Ignoranz drin, da könnte ich wirklich wütend werden. Es reicht ja auch nicht mit den Reisebeschränkungen wenn die Reisebranche selbst alle Schlupflöcher ausnutzt und weiter ihre Angebote macht und sie letztlich auch realisiert. Die Fliegerei ist genau so eine Idiotie.
    Und um mal auf den Sport zu kommen:
    Wie kann sowas wie eine Handball-WM jetzt in einem Risikoland wie Ägypten stattfinden???
    Das ist doch verrückt.
    Oder dass die UEFA scheinbar immer noch nicht beschlossen hat, die Fußball-WM entweder ganz zu kippen oder sie wenigsten auf ein europäisches Land zu beschränken.

    Sie sehen, ich habe auch Themen, die mir sauer aufstoßen. Aber es ist jetzt nicht die allgemeine Linie der Politik, die ich anklage.

    Es bleibt dabei: Es liegt an uns allen, ob und wann es dieses berühmte Licht am Ende des Tunnels geben wird.

    Übrigens, müsste ich mich sehr irren, wenn nicht gerade Karl Lauterbach im Wesentlichen alles das immer wiede vorausgesagt hat, wie das Virus sich dann entwickelt hat.

    Ich vermute mal, dass mensch einfach Schwierigkeiten hat, Warnungen aufzunehmen und stattdessen eigentlich nur für die frohe Botschaft voll empfänglich ist.
    Lauterbach war und ist immer klar.

    Ich bin froh, dass aus dem Politikraum keine Schönfärbereien und falsche Verspechungen kommen.

  12. zu @ Jürgen Malyssek
    Ich habe Israel nicht als Vergleich angesprochen sondern das Israel jetzt eine Informationsquelle für uns ist wie der Impfstoff in der Masse wirkt. Es wird spannend sein zu beobachten ob Israel Corona Anfang März im Griff hat. Das zeigt dann was bei uns im Herbst möglich ist.

  13. Hans-Werner Müller-Jording

    Das Coronavirus und die Weltordnung

    Mitten hinein in die mal wieder größten Wachstumszuwächse und der Euphorie, mit immer mehr Erzeugung von Energie, auch aus den nicht nachwachsenden Rohstoffen, die Welt doch noch zu retten, platzt als zunächst lokaler Störenfried das Virus Covid 19. Voller Hoffnung hat man darauf gesetzt, dass Wuhan eine Zäsur für China sein möge, das Weltmachtstreben durch Maßnahmen zu modifizieren, die das Virus in seine Schranken weist. Ein umfassender aber regional begrenzter Lockdown wurde zur ersten Antwort gegen das Virus.
    Seine Unaufhaltsamkeit wurde zum Focus für mögliche Maßnahmen eines nicht bekannten Umfangs. Hiob wurde aus der Bibel zitiert, die Botschaften wurden in Appelle an die Bevölkerung gegossen, sich an die mindestens notwendigen Regeln von Kontaktbeschränkungen und Mund- und Nasenschutz zu halten.
    Das Virus hat sich die Unvernunft der Menschen zunutze gemacht, jede Schwachstelle überfallartig angegriffen und damit einer Menge von Wortschöpfungen zum Durchbruch verholfen.
    Noch vor dem Gedanken, einen nachvollziehbaren Katalog von Gegenmaßnahmen zu definieren, wurde vielstimmig formuliert, dass keine Grundrechte eingeschränkt und der Datenschutz aufgeweicht werden dürften.
    Das föderale System eines Landes ist für das Virus hervorragend geeignet, alle in Panik zu versetzen und die Akteure mit halben Erkenntnissen jede Zeitung und jeden Sender überbordend zu versorgen.
    Aus der Wirtschaft und der Schar von Lobbyisten ist vielstimmig zu hören, dass der Staat Einnahmeausfälle aufzufangen, Pleiten abzuwenden und Lohnersatzleistungen zu sichern habe. Man wolle nach der Pandemie schnell wieder zurück zu alter Prosperität. Genau dieser Staat soll sich aber aus dem mindestens in Bronze gegossenen Neoliberalismus heraushalten und als „Nachtwächterstaat“ sich der sozialen Komponenten des Miteinanders einer Gesellschaft widmen. Krankenhäuser wurden privatisiert, Altenheime Hedgefonds und Investoren überlassen, ganze Tätigkeitsbereiche tariflos ausgegliedert, der Mindestlohn für Millionen eingeführt und die Armutsgrenze in die Höhe getrieben.
    Das Virus Covid 19 führt uns vor, dass die Verlagerung fast der ganzen medizinischen Ausstattung, der Medikamente, ganzer klinischer Einrichtungen und das kleinere Besteck für die Versorgung von kranken Menschen in all den entsprechenden Einrichtungen, in Billiglohnländer aggressiv über Jahrzehnte vorangetrieben wurde, in zweierlei Richtungen wirkt.
    Erstens hat es große Gewinne in private Hände gespült und zweitens ein wenig erkennen lassen, dass nicht einmal Masken für die Bevölkerung zur Verfügung stehen, weil diese in Asien produziert werden. Über Monate waren die selbstgenähten Masken der einzige Schutz, bis der Markt in der Lage war, die Bevölkerung zu versorgen, da reichen die selbst genähten nicht mehr aus.
    In dieses Prozedere hinein passen die immer lauter werdenden Stimmen, dass es Lockerungen für die Wirtschaft geben müsse, will man nicht Millionen Arbeitslose in staatliche Sozialsysteme entlassen müssen. Die Angst vor dann zwangsläufigen Steuererhöhungen schwingt beim Gedanken an sinkende Erträge gleich mit.

    Der Impfstoff kommt und allenthalben und auf der ganzen Welt wird sofort der Ruf nach der Welt laut, die vor dem Virus real war. Wir sollten für uns besser formulieren, dass es die Welt, wie wir sie hatten, so nicht wieder geben wird.
    Der erste Tag des weltweiten Lernens, dass in wenigen Jahrzehnten (unsere Enkelkinder werden massiv davon betroffen sein) wir beim jetzigen Verbrauch von 1.4 Welten pro Jahr nicht nur alle vorhandenen Ressourcen verbraucht haben werden, setzt schon deswegen nicht ein, weil wir vorgeben, bislang jede Katastrophe gemeistert zu haben.
    Die Forderungen von öffentlich -rechtlichen Sendern, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen sei, den Patentschutz für die Virusimpfstoffe der wenigen Inhaber der Kenntnis über das Virus auszusetzen, damit auch andere Pharmafirmen den knappen Impfstoff produzieren könnten, macht den Kapitalismus zum Sozialismus und verkennt quasi den eigenen Schulbesuch der dies Fordernden. Wenn schon die Forschungen mit viel staatlichem Geld zu unterstützen waren, wenn Erkenntnisse vorliegen, ist noch keine Flasche mit dem Impfstoff abgefüllt.
    Ganze Systeme müssen erst entwickelt werden, Maschinen und Einrichtungen gebaut und programmiert werden. Komponenten müssen weltweit geordert und sicher zur Verfügung stehen. Weltweit sind Märkte, Logistik, Lagerung und Portionierung aufzubauen und dann sollen nicht irgendwelche bekannten Vertriebspartner den Endverbraucher ins Boot holen, es sind weltweit fast alle Staaten daran beteiligt, für sich allein oder in Staatenbünden Verträge mit den Impfstoffproduzenten über Liefermengen abzuschließen.
    Spätestens hier heulen die Akteure ganzer Systeme der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Strukturen auf.
    Die Wirtschaft will am Impfstoff verdienen, die Politik will eine in alle Richtungen sozialverträgliche Umsetzung des Impfschutzes garantieren und die sozialen Systeme hat man gerade eben mit dem Hinweis versucht zu beruhigen, dass die Menschen in den sozialen Berufen einen Mindestlohn erhalten sollen, der 25 % über dem Mindestlohn liegt.
    Für einen Großteil dieser Niedriglöhner bedeutet das 4 % mehr, es sagt ihnen aber keiner und die Gewerkschaften haben dazu auch nicht ja gesagt.
    Wenn versprochen wird, dass 10.000 neue Fachkräfte in den medizinischen Einrichtungen eingestellt werden sollen, sollte die Politik wissen, dass man Fachkräfte vorher über Jahre ausbilden muss, bevor sie zur Verfügung stehen – zu den Löhnen überhaupt Auszubildende zu finden, ist das nächste Problem.

    Dass die Zahl der Flüchtlinge weltweit die 80 Millionengrenze überschritten haben, dass fast eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, dass Meeresbiologen sicher sagen können, dass wir in 30 Jahren alles aus dem Meer gefischt haben, was essbar ist und die Meere so kohlensäurehaltig sind, dass sowieso kein Fisch dort mehr atmen kann, wird die Planung unserer Zukunft so massiv beeinflussen, dass wir das Ersticken in Plastik und giftigen Gasen in der Luft vielleicht noch fatalistisch auf die Reihe kriegen.

    Der Traum, zurück zu einer Welt wie wir sie hatten, wird sich nicht erfüllen lassen, weil die divergierenden Interessenlagen der einflussreichen Akteure im Angesicht der selbst verschuldeten Katastrophen und eines Virus`, das sich nicht als erweiterte Grippe definieren lässt, dem entgegensteht.

  14. @ Hans-Werner-Müller-Jording

    Sie haben recht mit dem Zustand der Weltordnung.

    Es fällt mir verdammt schwer Ihnen in all Ihren Punkten noch zu widersprechen.

    Der Blick auf das ganze Desaster des menschlichen Zusammenlebens auf diesem Planeten hilft vielleicht a) sich nicht so große Hoffnungen zu machen (Ihr letzter Absatz) und b)vielleicht unsere Kleinkrämerseelen-behaftete Empörungshaltung hier im fetten Westen mal zu bremsen.
    Eigentlich ist es gar nicht pessimistisch, was Sie schreiben, es ist sehr realistisch!

  15. @ Hans-Werner-Müller-Jording
    @ Jürgen Malxssek
    ich kann Ihnen ebenfalls nur zustimmen in der Befundanalyse und wage es meinerseits heute nicht mehr, Prognosen abzugeben oder zu entscheiden, ob das jetzt eine pessimistische oder realistische Sicht ist – was übrigens m.E. auch keinen Gegensatz darstellt. Allerdings führt uns der Befund, dass die Welt „postCorona“ eine andere sein wird, auch zu der Frage nach dem „Warum“ und zu den Dimensionen unseres Denkens. Corona zeigt, dass Menschen wieder zurückgeworfen werden können auf sich selbst. Die über Jahrzehnte „gewohnten“ Ablenkungsmechanismen der Freizeitgesellschaft und/oder des Workaholismus wurden für viele schlagartig blockiert — und durch „Nichts“ ersetzt! Unserem Leben war/ist der größte Teil der Sinnhaftigkeit, die an Spiritualität anknüpft, verloren gegangen. Ersetzt durch den kapitalistisch dominierten Alltag bei uns selbst und bei den anderen. Wer im Kloster lebte, hat wohl nicht unter dem Lockdown gelitten, um es mal plastisch zu machen.
    Aber wer nicht lernen konnte/wollte/durfte, aus sich heraus zu leben, auch Verzicht zu ertragen, der hat nun nur noch den Wunsch, dass alles wieder so werden möge, wie zuvor. Und ALLE Politiker tun nichts anderes, als zu versprechen, dass das der Weg sei, den sie gestalten wollen. Wo sind die spirituellen Mahner, die aufzeigen, was wir aus der „Leere des Lockdowns“ noch lernen können?
    Ich warte!

  16. Natürlich wollen unsere Politiker den Weg so gestalten. Was sollten sie denn anfangen mit einem Volk, das plötzlich kein Interesse mehr am Konsum hat und dem feiern als Lebensinhalt schal geworden ist. Mit Menschen, deren durch die Krise geschärfter Blick nach innen geht und hinterfragt, ob es denn das Leben wie es mal war auch so wieder leben möchte.

    Ich bin nicht hoffnungslos was das lernen aus der Krise betrifft. Nicht alle werden da wieder einsteigen, wo sie gezwungenermaßen aussteigen mussten. Es kann sein, dass es zuerst diejenigen sind, die schon vorher zumindest mit einem Bein am Aussteigen waren. Kann mir aber nicht vorstellen, dass diese Zeit nicht bei allen Menschen Spuren hinterlassen wird, die vielleicht weiter wirken. Es wird wohl kaum einem möglich gewesen sein, auf die ein oder andere Weise sich selbst zu begegnen. Nicht alles, was wir in uns vorfinden ist schön, aber es ist auch kein Beinbruch und es ist sicher kein Grund, sich schreiend in die nächste Ablenkung zu stürzen, denn alles was wir sind und beinhalten, nehmen wir mit, es ist immer da.
    Schade wäre es allerdings, wenn wir den „schönen Dingen“ in uns selbst nicht mehr Raum geben sich zu entfalten.

  17. @ Werner Doerr

    Mich interessiert diese „Leere des Lockdowns“ und Ihre Frage, Herr Dörr, was wir aus ihr lernen können?

    Es geht m.E. etwa darum unsere (modernen) schädlichen Verhaltensweisen in einer Deutlichkeit offenzulegen, die es überhaupt und vielleicht mit ermöglicht, über die Widersprüche und das „falsche Leben“ in dieser Welt Fraktur zu reden. Beim Zustand der Weltordnung, wie oben von Müller-Jording aufgezeichnet.

    Warum ist Krisenbewältigung kollektiv und individuell so eine fremdbestimmte Fähigkeit? Was ist aus den menschlichen Widerstandskräften geworden? Die es in historisch harten Zeiten auch gab.
    Dieses Mantra der Rückkehr zur Normalität und das tief verinnerlichte Anspruchsdenken, was macht das mit dieser Gesellschaft?

    Wenn Verzicht, Einschränkungen und Einhaltung von Spielregeln selbst in einer Naturkatastrophen-Lage zu unüberwindbaren Hürden werden, was dann?

    Mich interessiert, was wir aus der „Leere des Lockdowns“ lernen können, um die festgezurrten Vorstellungen vom unversehrten, risikoarmen oder schönen prallen Leben so zu erschüttern, dass Anerkennung von Realität wieder festeren Boden unter den Füßen bekommt. Statt Illusionen und Wunschdenken von Unversehrtheit und Freiheiten ohne Verantwortung und Selbstverpflichtungen.

  18. Gesellschaft, die Menschen, Alle u.s.w. so werden die genannt die aus Corona lernen sollen. Eine Gesellschaft ist eine Massenansammlung Einzelner. Wenn sich die Gesellschaft ändern soll kann sich auch jeder Einzelne fragen was er oder sie anders machen will als vor Corona. Wenn ich ehrlich bin fällt mir dazu nicht viel ein. Es gibt nur viele Sachen auf die ich mich freue sie wieder machen zu können. Nach meiner Einschätzung bin ich damit nicht ganz alleine. Es wird sich nach Corona, Stand jetzt, wohl nicht viel ändern. Dazu war das Problem, ohne es verniedlichen zu wollen, zu klein.

  19. @ hans

    Es gibt diesen feinen kleinen Satz:
    „Was du nicht änderst, verändert dich.“

    Es wird dieses ’nach Corona‘ gar nicht geben.

    Es soll auch niemanden die Freude am Leben genommen werden, aber so einfach kommen wir aus dieser Geschichte nicht raus.

  20. @Anna Hartl
    @Jürgen Malyssek
    Zustimmung!
    Wandel erkennen und Wandel gestalten, müsstze die Devise lauten. Und da gibt es schon viele Puzzleteile, vgl. heute den Artikel in der FR „Die Jungen bleiben weg“ über die schon vor Corona einsetzende „Innenstadtverweigerung“. Das ist nicht aufzuhalten und wird gravierende Folgen haben – die Chancen darin, die gilt es zu definieren. Und das erwarte ich mir von Politiker/innen, die ich wählen möchte (aber noch nicht sehe).
    Man könnte auch mal darüber nachdenken, wie viel Geld eigentlich auch eingespart worden ist und wird in 2020/21 durch „nichtgekaufte“ Textilien und durch nichtgemachte Urlaubsreisen und was die, für die das zutrifft, mit solchen Einsparungen machen: teurere Fummel kaufen und noch weiter oder luxuriöser verreisen, sobald das wieder geht (vielleicht nach Afrika, wo nicht geimpft wird – Satire)? Oder in zukunfts-Sinnvolles investieren? Wäre ja ein Thema für die Partei, die die Grünen früher mal waren, aber ich sehe das eher in „schwarz-grün“…

  21. @ Anna Hartl

    Einen indirekten Lerneffekt kann es schon geben, weil so oder so diese alte Normalität nicht geben wird. Dann muss man sehen, wie diese quasi posttraumatischen Erfahrungen auf die Einzelnen und auf die Gesamtgesellschaft wirkt. Verdrängung oder Akzeptanz?
    Sie, Frau Hartl, sind für die Zeit danach bestimmt gut gewappnet!

  22. @ Werner Dörr

    „Wandel erkennen und gestalten“

    Wenn freilich so eine Art Nachholbedarf durch das Verpasste aufkommt, dann wird es schwierig mit dem Wandel. Wenn man mal von den möglichen Verhaltensformen der Konsumten absieht, so ist das existierende ökonomische System, das letztlich beim Konsumenten zum inneren System geworden ist, der entscheidende Faktor für Veränderungen. „Schwarz-Grün“ schafft sowas nicht.

  23. zu @ Jürgen Malyssek
    weil so oder so diese alte Normalität nicht geben wird.

    Ich frage mich woher sie dieses Wissen haben. Informationen wie das Leben nach Corona aussehen könnte werden wir erst frühestens in 4-6 Wochen bekommen wenn die ersten Länder fertig mit Impfen sind. Bis jetzt sind das was man aus Israel hört nicht gut sondern überragend. Oder wissen sie anderes?

  24. @Jürgen Malyssek
    Das sehe ich genauso, Herr Malyssek! Und es fehlt mir die Phantasie dafür , welche Politiker der aktuellen „Generation“ diese Kraft aufbringen könnten, z.B. das Potential, das in „Fridays for Future“ steckt, zu erkennen, aufzunehmen und Kanäle dafür zu schaffen, dass Veränderungen in erfahrbaren Zeitraäumen geschaffen werden. Mein Sohn, der in der Politikwissenschaft sein Studium aufgenommen hat, als ich mit der Lehre aufhörte, spricht jetzt ständig davon, dass er sich „von der Tagespolitik lieber fernhalten“ möchte, weil ihn das so depressiv macht. Da geht es ihm mit Theorien besser. Ich bleibe immer noch dabei, man muss beides „bearbeiten“ – aber ich kann seinen Frust verstehen!

  25. https://www.nzz.ch/international/coronavirus-in-israel-die-impfkampagne-zeigt-wirkung-ld.1600206
    Ein Bericht über Israel unter anderem auch wie gut die Impfung wirkt. Obwohl die Englische Mutante im Land verbreitet ist. Kein Geimpfter der Gruppe über 60 bisher erkrankt. Ich denke man kann optimistisch sein dass das Land in weiteren 6 Wochen die Pandemie im Griff hat durch den Impfstoff. Wie wir durch die Zeit kommen sollen bis der Impfstoff in ausreichendem Maße vorhanden ist ist mir nach dem ich diesen Bericht gelesen habe aber nicht wirklich klarer geworden. Wir haben eigentlich keine Chance den Wettlauf gegen die Mutante zu gewinnen. Es gibt in Wirklichkeit keinen Impfwettlauf gegen andere Länder sondern nur einen Wettlauf gegen die Mutante und da hat unsere Regierung leider total versagt.

  26. @ hans

    Hatte Ihnen gestern spät ausführlich geantwortet. Leider ist der Text hier im Orkus (Klick!) verschwunden.

    Dann versuche ich es nochmal:

    Ein Hellseher bin ich nicht, aber nach so einer langen Zeit der Entbehrungen, Einschränkungen, Ängste, Verärgerungen, Auflehnungen usw., da kann doch nicht per Knopfdruck die alte Normalität wieder unbeeindruckt, schadlos in Kraft treten! Egal, wie man das Ganze persönlich erlebt und eingeschätzt hat, das hat Folgen.

    Kann ja sein, dass „nach der Sintflut“ ein rauschhaftes Shopping-Erlebnis oder ein Massenbesäufnis passiert, aber das ist nur äußerlich. Alles Zurückliegende hängt dann noch in den Klamotten.
    Die Rückkehr zur Normalität, das ist eine Illusion, gerade in einer insgesamt von Wunschdenken und -erfüllung, Konsumieren und Anspruchsdenken geprägten Gesellschaft, die große Schwierigkeiten hat mit den Widrigkeiten und Unwägbarkeiten des Lebens zurechtzukommen.

    Eine andere Normalität, ja …

    Das hat die Wohlstandsgesellschaft jetzt erst richtig erfahren müssen, was eine globale Krise bedeutet, bedeuten kann.

    Die Annahme einer Rückkehr zur Normalität durch die Massenimpfung ist auch nur ein äußerlicher Fakt, der das öffentliche Leben wieder herstellen wird/kann. Aber die Probleme liegen viel tiefer.

    Die Pandemie hat in einer Schärfe die Schieflagen unserer ungerechten Systeme (Reichtum und Armut, Markt und Herrschaft) und die „versteckte Wahrheit einer korrupten Welt ans Licht gebracht“, dass es so gar nicht weitergehen kann.
    Das haben selbst unsere vielgescholtenen Entscheidungsträger und Politiker erfahren müssen (die Impfstoffherstellung, der Einkauf und die Verbreitung haben das sowas von deutlich gemacht).

    Dass Sie, hans, mich nicht falsch verstehen: Ich verbreite keinen Optimismus, dass das sich alles so ändert, aber die Probleme sind so, so tieflagernd, dass sie selbst bei Nichtbeachtung nicht verschwinden werden.

    Die Pandemie ist ein Trauma und um eine Aufarbeitung kommen die Menschen nicht herum. Ob sie das nun erkennen oder nicht. Irgend eine Generation muss diesen Job übernehmen.
    Das war nach dem 2. Weltkrieg auch nicht anders.

    Es geht um mehr, als in alte Gewohnheiten zurückzukommen und alles nach der Impfung hinter sich zu lassen. Das „Virus“ verschwindet nicht!

    Die folgenden Worte sind nicht von mir, aber ich unterstreiche das 99,9 prozentig, was die Historikerin Ulrike Guérot in einer jüngsten aspekte-Sendung (ARD) sagte: „Zukunft ist nur eine Reaktion auf traumatische Ereignisse.“

    Die Pandemie ist ein Trauma.

  27. @ Werner Dörr

    Die Kraft für Veränderungen mache ich nicht nur von Politikern abhängig, aber letztlich geht es nicht ohne. Ich bin trotz meiner Skepsis sehr beeindruckt von vielen jungen Menschen, die schon sehr viel wissen oder wahrgenommen haben und in den uns bekannten Bewegungen großartige Arbeit machen.
    Diese Energie habe ich nicht mehr.

    Es ist ja fast schon eine historische Gesetzmäßigkeit, dass eine Folgegeneration der „Tätergeneration“ (ich meine jetzt nicht die Hitler-Zeit) den Karren wieder aus dem Dreck ziehen muss und die notwendigen Veränderungen zumindest klar anzeigt.

    Insofern kann ich, Herr Dörr, Ihre Frage auch nicht glatt beantworten. Und ein Optimist bin ich auch nicht. Aber ich halte mich zum Beispiel gerne, als inneren Kompass, an das Wort, was Herbert Marcuse auf seinem Grabstein in Berlin zu stehen hat: „WEITERMACHEN!“

    Ich kann natürlich Ihren Sohn verstehen, dass das, was er zum „Raushalten aus der Tagespolitik“ sagt. Es ist auch nicht leicht alles zu ertragen. Aber wenn er Politikwissenschaften studiert, wird er schon mit DER Politik in Berührung sein. Also, da würde ich ihm vertrauen, dass er seinen Weg geht.
    Aber ermuntern würde ich ihn schon, mit beiden Augen durch die Welt zu gehen und zu der Politikwissenschaft die Lebenspraxis nicht zu vergessen. Sie sagen’s ja selbst.
    Und wenn der Vater sowas signalisiert, bleibt auch beim Sohnemann was hängen. Im Gespräch bleiben.
    Mein Sohn, der Lehrer ist, taucht immer mal auf und dann reden wir miteinander.
    Vieles weiß er inzwischen aus dem Tagesgeschäft, was ich nicht mehr weiß.

  28. Noch ein paar Gedanken zum Beitrag von Herrn Hans-Werner Müller-Jording und allen anderen.
    Wenn es Wandel geben soll, dann nur durch Zwang, also wenn die Umstände ein weiter-so nicht zulassen. Ob die Impfung für längere Zeit wirken wird ist schließlich nicht sicher. Angenommen, sie hält nur ein Jahr, dann hat man die letzten noch nicht geimpft und man muss wieder von vorn anfangen. Dann gibt es noch die Mutationen, was die tun weiß man auch noch nicht. Für die Grippe gibt es jedes Jahr neuen Impfstoff.
    Zu den Vakzinen selbst. Die Schnelligkeit der Herstellung verdanken wir nur dem Profitstreben des Menschen. Man witterte den großen Reibach und bis jetzt gibt es den ja auch. Da werden Patente verteidigt ohne Rücksicht auf den Rest der Welt, obgleich mit viel Steuergeld die Entwicklung gefördert wurde. Wenn es mehr Vakzin werden soll muss der Staat wieder ran. Die Gewinne bleiben privat.
    Wenn man die Pandemie wirklich in den Griff bekommen sollte, wird man nach Möglichkeit alles wieder so gestalten wie vor der Pandemie. Man wird die Gelegenheit zur Umstellung der Fliegerei und Reiserei nicht nutzen. Statt Kerosin CO2frei wird fossiles Kerosin verbrannt, so lange kann man eben nicht warten und im übrigen, viel zu teuer. Man hat schließlich lange genug gedarbt, jetzt geht`s los ! Und so weiter. Von wegen Erwärmung, der Winter ist doch richtig kalt, oder ? Und sonst, Umwelt ? Die läuft uns doch nicht weg, das wird schon.
    Die einzige Chance , dass sich etwas wenigstens ändern könnte, sind äußere Umstände, die Pandemie lässt sich nicht einfach so bezwingen.
    Es gibt ja auch merkwürdige Entwicklungen. Beispiel: Altenheim mit 33 Teilnehmern. Ausbruch Covid 19 Ergebnis 11 Personen tot. Alle anderen gesund, sind nicht infiziert worden, obgleich alle miteinander Umgang hatten. Es gibt also offensichtlich Personen, die ohne Impfung immun sind. Nun grübeln die Angehörigen, ob sie die verbliebenen Personen impfen lassen sollen . Nur ein Einzelfall, der sicher nicht die Regel ist, aber genau so vorgekommen ist.
    Fazit: Es wird politisch kaum durchsetzbar sein, den großen Wandel hinsichtlich Klimaschonung und Umwelt durchzuführen, wer soll das denn umsetzen ? Es wird weitergehen wie gehabt, leider.

  29. @ Jürgen H. Winter

    Trotz meiner Skepsis, man sollte die Kraft und den möglichen Widerstand einer jungen Generation nicht unterschätzen. Es sieht zwar so aus, als könne so wweitergehen wie gehabt, aber die Natur schert sich nicht um uns Menschen.
    Und zur Pandemie explizit:
    Da es inzwischen wohl ziemlich klar geworden ist, dass das Virus uns erhalten bleibt, werden etwa die Reiserei, das Fliegen und die Mobilität überhaupt schon Federn lassen müssen.
    Wie sich das auf das Verhalten des Menschen in, mit und nach einer Pandemie auswirken wird, das dürfte eine Langzeitgeschichte mit ganz neuen Herausforderungen werden.

  30. Hallo Herr Malyssek,
    die jungen Leute in allen Ehren, was sollen sie denn machen. Altmaier stellt sich hin und sagt er habe Fehler gemacht und wolle das verbessern. Was passiert ? Nichts sichtbares. Scholz, neueste Blüte, Wahlkampf : Umwelt und Klima sei sein neues Wahlkampfmotto, die SPD geht jetzt in die Vollen mit diesem Thema. Wie glaubhaft ist das denn ?? Dieser Mann hatte Jahre lang Zeit sich um diese Themen zu kümmern, man stellte sogar die Umweltministerin. Was hat das gebracht ? Nichts, weniger als nichts. Allein das Ergebnis der Kohlekommission, dass dann noch weiter verwässert wurde, ist ein Schlag ins Gesicht. Auch Frau Schulze hätte zurücktreten müssen, man ließ sie ja gar nicht an ihr Thema heran, es war die reine Verhinderung der SPD das Umweltressort zu geben ,man war ja gar nicht gewillt diesem Ressort überhaupt ein Gewicht zu geben. Und der Herr Scholz will es jetzt richten. Das ist gelogen bevor es stattfindet. Es ist wohl nicht zu verhindern, erst wenn man alles an die Wand gefahren hat und alles richtig teuer weil nicht mehr zu verhindern sein wird, erst dann wird man gezwungenermaßen beginnen müssen, sich mit der Umwelt und dem Klima zu befassen. Eigentlich sind wir schon lange so weit. die Menschen sind nur zu dämlich und zu bequem, mit der gegenwärtigen Lotterwirtschaft aufzuhören. Sie sagen, die Reiserei würde nicht so werden wie vorher, wie wahr, aber was geht wird gemacht. Wissen sie, wo man heute hinreist ? Nach Namibia, das scheint zu gehen, also auf gehts! Und in die arabischen Emirate, dem tollen Zukunftsziel, mit dem größten Fußabdruck CO2 mässig und das wird in Zukunft dann weiter ausgebaut, wenn erst mal alle geimpft sind. Die jungen Leute haben, zumindest manche; erkannt was los ist, aber erst wenn genug Menschen gemerkt haben, dass sie auf einem falschen Weg sind, erst dann wird sich etwas ändern. Aber, je länger wir warten, um so schlimmer wird es, wie beim Zahnarzt, dann braucht man ein Gebiss.
    Übrigens, die Frontex Leute laden schon die Waffenhersteller ein zu ihren Meetings, einer muss sich schließlich Gedanken um die Zukunft machen, wir haben jetzt 80 Mio Flüchtlinge, es werden täglich mehr, an der einen Mio haben wir jetzt noch zu knabbern, wie soll es weitergehen?

  31. zu @ Jürgen H.Winter
    Sie haben recht. Wenn Corona eins gezeigt hat dann ist es das die Menschen nicht in der Lage sind das Umweltproblem rechtzeitig zu lösen. Die SPD hat außerdem wirklich das Problem das sie völlig unglaubwürdig ist bei dem Thema. Da braucht es gar nicht die Union der Kohleflügel hat oft genug bewiesen wie mächtig er in der Partei ist. In der GroKo hat die Partei zugelassen das der Wirtschaftsminister für die Energiewende zuständig ist. Da war auch nichts Zufall. Die Energiewende hat weltweit aber trotzdem Chancen zu kommen weil sie ökonomisch sinnvoll ist. Da haben die Kohlenstoffbesitzer ein Problem inzwischen. Das hat aber mit Umweltschutz nur zufällig was zu tun.

  32. Hallo Herr Winter,

    wollte nur dazwischen werfen, dass ich das mit den jungen Leuten wie eine Generationen-Aufgabe sehe, nicht dass diese jetzt gleich den ganzen Laden kippen. Ich sehe das jetzt nicht so tagespolitisch und gerade jetzt in Wahlkampfzeiten.
    Ob wir das gut finden oder nicht, aber die Pandemie bestimmt zur Zeit das Geschehen. Und da steht noch ein Haufen Arbeit an.

    Ich erwarte jetzt keine Wunder.

  33. Ich denke das Gespräch heute in der FR mit Volker Reinhardt bestätigt das was ich hier auch am 05.02. 10 Uhr geschrieben habe. Veränderungen auf Grund dieser Pandemie zu erwarten ist illusorisch und ein Vergleich mit früheren Pandemien einfach nur falsch. Das ist schon alleine deshalb so weil sie um Längen kleiner ist als die im Gespräch angesprochene Pest und die hat kaum was geändert. Das mag dem einen oder anderem hier der die Gesellschaft auch vor der Pandemie schon ändern wollte, ob berechtigt oder nicht, nicht gefallen ist aber so. Deshalb wird das auch noch dauern bis der Klimawandel von der Masse als großes Problem angenommen wird.

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