Leben und Arbeiten in Zeiten der Pandemie
Zurzeit haben Witze über Toilettenpapier Hochkonjunktur. Und über die, die es horten. Dabei ist das überhaupt nicht witzig, denn dahinter steht eine wichtige Frage: Wie ist es um unsere Versorgungssicherheit bestellt? Was die Osterfeiertage betrifft, wurden wir dazu aufgerufen, unsere Einkäufe so zu tätigen, dass wir nicht alle am Donnerstag und Samstag in die Supermärkte rennen. Also plane ich. Sie sicher auch. Am Samstag würde ich gern Bronski-Pizza backen. Die ist nicht einfach Pizza, sondern eine Art Gemüsekuchen. Normalerweise eine Kleinigkeit. Jetzt kommt das Problem: Es gibt derzeit keine Hefe. Weder frisch noch trocken.
Bronskis Homeoffice-Tagebuch – Tag 22
Dienstag, 7. April 2020
Wir leben eben nicht in normalen Zeiten, und wir sollten niemandem glauben, der das behauptet. Und diese Zeiten, in denen wir leben, sind offenbar solche, in denen es trotz allen Wohlstands und aller Globalisierung in der Coronavirus-Pandemie an bestimmten Dingen mangelt. Zum Beispiel Backhefe. Da liegt dann an der Stelle, an der man eigentlich das Tütchen Trockenhefe finden sollte, ein bisschen Backpulver herum, damit es nicht so leer aussieht. Frischhefe gibt’s ebenfalls nicht. Grande drama!
Foto: Lutz „Bronski“ Büge
Ich bin der letzte, der sich über irgendwas beschwert, aber wenn mir erzählt wird, dass wir angeblich Versorgungssicherheit haben, während augenscheinlich das Gegenteil der Fall ist, dann frage ich mich schon mal – und Sie sich bestimmt auch -: Was ist hier los?
Die Planung für die Ostertage wird also umgeschmissen. Auf Hefe brauchen wir nicht zu hoffen. Krass! Hätte nicht gedacht, dass es in Deutschland mal an Hefe mangeln würde. Also gut, machen wir das Beste draus. Gründonnerstag gibt’s Käsespätzle, natürlich auf Dinkel-Vollkorn-Basis, mit Salat. Thomas, mein Mann, ist Spätzlespezialist, der kann das. Karfreitag ist die volle Ladung Spargel angesagt; die wird am Donnerstag auf dem Offenbacher Markt besorgt. Samstag – das war eigentlich der für Pizza vorgesehene Tag – gibt es Lammcurry; das kann man für ein paar Tage im Voraus präparieren. Am Ostersonntag opfern wir das Tofu aus unserem Notvorrat, das dann nach Tageslaune mit noch zu beschaffendem Gemüse in Kokosmilch im Wok hingerichtet wird, und am Ostermontag gibt es den Rest Lammcurry. Alles so strukturiert und geplant, dass wir am Ostersamstag nicht mehr einkaufen gehen müssen – und möglichst auch am Gründonnerstag nicht. Schön wäre, jetzt auch gleich noch eine Idee für den Dienstag zu haben, damit man dann nicht gleich nach Ostern mit den Massen in den Supermarkt muss. Da fällt uns noch was ein.
Das alles bedeutet: Viel Zeit für den Garten. Sicher werden wir uns auch wieder aufs Rad setzen und eine Runde drehen, vielleicht mal Richtung Kühkopf und Rheinauen bei Stockstadt. Es ist ja nicht so, dass es nahe bei Frankfurt keine Ausflugsziele gäbe. Aber das ist ein bisschen weiter weg, also höhere Ansprüche an unsere Radler-Kondition. Den ursprünglichen Plan für die Ostertage haben wir schon vor drei Wochen widerrufen. Wir hatten eigentlich einen Stellplatz auf einem Campingplatz bei Riquewihr im Elsass gebucht. Dort ist natürlich jetzt alles zu. Im Elsass sterben derzeit viele Menschen.
Foto: Lutz „Bronski“ Büge
Vielleicht komme ich dieser Tage, wenn es etwas ruhiger wird, auch mal wieder dazu, mich mit meinem Ägyptologen Theo Magenheim und seinen Abenteuern zu beschäftigen. In letzter Zeit war ich durch die Arbeit für die FR so sehr beansprucht, dass ich an meinen nächsten Roman kaum denken konnte. Die eine oder andere halbe Stunde, die ich abzwacken konnte, hat keine großen Fortschritte gebracht.
Gibt’s sonst noch was? Ach ja – der Kirschlorbeer im Garten hat zu blühen begonnen. Das heißt, dass wir bald in ungeheuerlichen Duftwolken auf der Terrasse sitzen werden. Aber das wird mich nicht davon abhalten, auch über die Ostertage Tagebuch zu schreiben. Schauen Sie wieder rein! Heute gibt’s übrigens Spargelsalat à la Bronski, Thunfisch minimaltemperiert und Jakobsmuscheln! Und bei Ihnen?
Naoned!
Lieber Bronski,
Sie und Ihr Mann sollten ein Restaurant eröffnen, das während der Corona-Zeit zunächst virtuell begehbar ist. Ein passender Name fiel mir bereits ein: „Chez Bronski“. Ich warte allerdings noch auf einige Empfehlungen hinsichtlich Wein, Cognac,Pastis und dergleichen.
Frohes Schaffen
Zutaten für selbstgemachte Bierhefe:
100 g Bier, 10 g Mehl, 5 g Zucker.
Die Zubereitung:
1. Bier, Mehl und Zucker in einen Topf geben und vermengen. In ein Glas umfüllen, abdecken und über Nacht stehenlassen.
2. Vor der Verwendung einmal durchrühren und dann jeweils einen Würfel Hefe damit ersetzen. Die Menge reicht für 500 Gramm Mehl.
Viel Erfolg beim Backen.
Guter Tipp. Danke, Herr Lacour. Bierhefe ist nichts anderes als Backhefe. Jetzt muss ich nur noch irgendwo Bier herbekommen. Bei uns gibt’s normalerweise eher Wein. Der hilft nicht, um Hefe anzusetzen. Ich habe aber Hoffnung, dass uns der Bäcker gegenüber mit ein paar Gramm von diesen ausgesprochenen nützlichen Pilzen aushilft.