Leben und Arbeiten in Zeiten der Pandemie
Eine Woche im Homeoffice! Habe ich mich inzwischen dran gewöhnt? Jedenfalls haben sich die redaktionellen Abläufe eingespielt. Darüber hinaus bin ich mir nicht sicher, ob ich mich an diese Zustände überhaupt gewöhnen will. Es ist zum Beispiel nicht mehr möglich, einfach mal rüberzugehen zu den KollegInnen vom Layout und ein kleines klärendes Schwätzchen zu halten. Im Homeoffice sind wir auf digitale Kommunikation angewiesen. Das kann auch mal zu Verstimmungen führen.
Bronskis Homeoffice-Tagebuch – Tag 8
Dienstag, 24. März 2020
Während ich heute zu Mittag gegessen habe, musste dringend ein neuer Seitenauftrag angenommen werden. Diese Seitenaufträge sind eines der Mysterien der täglichen Blattplanung, auf die man sich kaum vorbereiten kann. Kommt eine neue Anzeige herein oder beansprucht des Tagesthema vorn im Blatt mehr Platz, dann muss mit den Zeitungsseiten neu disponiert werden, und am Ende bekommt man als Redakteur die Mitteilung, es liege ein neuer Seitenauftrag vor. Dann ist also irgendwas im Blatt verrutscht. Ist normalerweise kein Beinbruch, passiert fast täglich, aber normalerweise eben nicht, während ich zu Mittag esse. Dafür gibt es einen einfachen Grund: Normalerweise esse ich am Arbeitsplatz zu Mittag. Ich bin also da, wenn die Alarmmeldung kommt, und kann gleich reagieren. Heute im Homeoffice bin ich hingegen zwei Stockwerke hinabgestiefelt, um mich zu meinem Mann an den Essenstisch zu setzen. Und da heute sowieso ein entspannter Tag ist, habe ich mir Zeit gelassen. Ungewohntes Gefühl für mich. Ich mache sonst kaum Pausen. Aber im Homeoffice ist eben alles anders.
Alles nicht so wild. Aber eine Woche im Homeoffice? Wie lange wird das wohl noch so weitergehen? Was die FR betrifft, mache ich mir zwar keine Gedanken. Wir können die Zeitung vermutlich noch lange auf diese Weise produzieren. Aber was ist mit all den Betrieben und Unternehmen da draußen, die nicht so einfach auf Homeoffice umstellen können? Mit all den „Ich-AGs“, denen jetzt die Umsätze wegbrechen? Da zeigt sich wohl, wie verletzlich unsere Gesellschaft ist. Warum eigentlich? Nun, wir Menschen sind vielleicht vergleichbar mit einer Kiefern-Monokultur, in die der Borkenkäfer einfällt. Der Käfer hat es leicht, sich zu verbreiten, wenn Kiefer dicht an Kiefer steht. Sars-CoV-2 findet ganz ähnliche Bedingungen vor. Aber diese Erkenntnis hilft all den Betrieben und Kleinunternehmern nicht, die derzeit unter der Krise leiden. Ich habe eine gewisse Antenne für diese Notsituation, denn in früheren Jahren war ich selbst ein solcher Kleinunternehmer als freier Autor.
Diese Zeiten sind vorbei – zum Glück, was mich betrifft. So eine Festanstellung ist durchaus was Gutes. Man wird älter, findet seinen Platz im Leben, baut mit dem Partner was auf … Ich bin sehr froh darüber, dass wir unser Haus in Offenbach haben, mit einem kleinen Garten im Innenhof mitten in der Innenstadt. Derzeit blühen Zwergquitte, Ranunkelstrauch und Japanische Kirsche. Die Forsythien, die am gegenüberliegenden Zaun stehen, haben nicht aufs Bild gepasst.
Garten im Innenhof;
ein bisschen Wildnis.
Foto: Lutz „Bronski“ Büge
Selbst wenn also tatsächlich mal häusliche Quarantäne verhängt werden sollte, womit ich nicht mehr rechne, könnten wir schön raus an die frische Luft und hätten auch noch Frühlingsfarben um uns herum. Darum muss sich also niemand sorgen. Eine andere Frage treibt mich momentan mehr um: Ab Mitte Mai wollte ich eigentlich Urlaub machen und an die Ostsee fahren, mal wieder die Gegend besuchen, aus der ich stamme. Derzeit sieht es nicht so aus, als ob wir bereits Mitte Mai wieder auf Normalbetrieb schalten könnten. Aber gut, ich halte die Füße still. Mal sehen, wie sich die Dinge entwickeln.
Herr Lübbers wird mich wahrscheinlich dafür kartätschen, aber ich freue mich auf die Bratwurst zum Abendessen! Und wie sieht es mit dem Begleitprogramm aus? Bei uns wird zur Tagesschau zu Abend gegessen. Vermutlich wird es im TV wieder ein Corona-Extra geben. Ich kann das nicht mehr sehen. Natürlich muss und will ich auf dem Laufenden bleiben, was die Entwicklung der Pandemie betrifft, aber vieles, was über diese Rahmeninfos hinausgeht, nervt mich inzwischen. Das geht Ihnen sicher nicht anders. Ist das ein Anzeichen für Überlastung? Dagegen weiß ich Abhilfe. Wir haben ein umfangreiches DVD-Sortiment. Vielleicht ist ist es an der Zeit, mal wieder einen Klassiker anzuschauen? Wir wäre es beispielsweise mit „Titanic“? Wäre doch sicher mal wieder schön, oder?
Naoned!