Erinnert sich noch jemand an die Zeiten, als die Gefahr eines Atomkriegs ganz real erschien? Filme wie „The Day After“, aber auch „War Games“ hatten diese Gefahr für die Augen der ganzen Welt visualisiert — und haben damit möglicherweise einen Anteil daran, dass es nie zum Atomkrieg kam. Auch das Gedenken an Hiroshima und Nagasaki, die japanischen Städte, die vor 70 Jahren Ziele der beiden bisher einzigen Kriegseinsätze von Atombomben waren, hat einen Anteil daran und konnte dennoch nicht verhindern, dass die Atommächte USA und Sowjetunion in der Kuba-Krise mit höchstem Einsatz pokerten. Damals war die Menschheit dicht dran an einem Atomkrieg. Auch danach gab es kein Innehalten, es wurde aufgerüstet, und die beiden Supermächte schufen Nukleararsenale, mit denen die Menschheit dreimal hätte ausgelöscht werden können. Besonders eindrucksvoll scheint die Botschaft von Hiroshima und Nagasaki also nicht gewesen zu sein.
Heute ist sie, wie es scheint, fast vergessen. Das Gedenken ist ein paar Minuten in den Hauptnachrichten wert. Die großen, eindrucksvollen Fernseh-Dokumentationen liefen nicht bei den großen Sendern, sondern in den Spartenprogrammen wie Phoenix. Eines der größten Probleme dieses Planeten — abgeschoben, beiseite gelegt, quasi verdrängt. Dabei existiert auch heute noch ein gewaltiges Atomwaffenarsenal, und es ist schwerer kontrollierbar als zu Zeiten des Kalten Kriegs. Die einstigen Supermächte haben auf ein Level abgerüstet, das ihnen zwar weiterhin die Vernichtung der Menschheit ermöglicht — aber nicht mehr zwei- oder gar dreifach. Fühlt sich irgendjemand beruhigt?
Eines dieser beiden Arsenale ist zudem in den Händen des unberechenbaren Autokraten Wladimir Putin, der nach eigener Aussage während der Krimkrise kurz davor gewesen sein soll, seine Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft zu versetzen. Wer diese Option angesichts des sicheren Wissens darüber, was ein solcher Einsatz auslösen würde, ernsthaft in Betracht zieht, muss sich fragen lassen, ob er auch nur eine ungefähre Ahnung davon hat, mit welchem Feuer er da zündelt. Und ob er jemals von Hiroshima und Nagasaki gehört hat.
Atomwaffenfreier Planet?
US-Präsident Barack Obama ist einst angetreten mit dem Versprechen, die Erde zum atomwaffenfreien Planeten machen zu wollen. Realisten wussten, dass er scheitern würde. Die USA besitzen weiterhin ein umfangreiches A-Waffenarsenal. Sie sind mit ihren etwa 5000 einsatzfähigen Sprengköpfen etwa gleichauf mit Russland. 20 ihrer Atombomben vom Typ B61 liegen anscheinend noch immer im Sondermunitionslager des Fliegerhorsts Büchel in Rheinland-Pfalz. Jede dieser Bomben hat eine Sprengkraft von 340 Kilotonnen TNT. (Hiroshima-Bombe: 13 Kilotonnen TNT.) Es handelt sich um freifallende Fliegerbomben. Wir in Deutschland sollten daher nicht so tun, als ob Atombomben ein Thema von gestern wären. Sie sind es nicht. Sie sind eine üble Gefahr, auch 70 Jahre nach Hiroshima. Dabei spreche ich in diesem Zusammenhang nur von der atomaren Gefahr durch strategische Sprengköpfe mit ihrer unglaublichen Zerstörungskraft. Es gibt jedoch auch Atomwaffen ganz anderer Art — schmutzige Bomben etwa, die nicht in einer nuklearen Kettenreaktion explodieren, sondern die durch konventionellen Sprengstoff stark radioaktives Material auf weiten Landstrichen verteilen und sie damit verseuchen und unbewohnbar machen. Angeblich arbeiten die USA auch an sogenannten Gefechtsfeldwaffen — handlichen Atomwaffen unterhalb der Sprengkraft der Hiroshima-Bombe, die sich offenbar als eine Art schwere Artillerie auf Schlachtfeldern einsetzen lassen sollen.
In den kommenden 30 Jahren wollen die USA eine Billion Dollar in die Modernisierung ihrer Atomstreitmacht stecken. Dabei geht es unter anderem um die Entwicklung von Trägersystemen, die eine wie auch immer geartete Raketenabwehr austricksen können, etwa durch Geschwindigkeit oder Beweglichkeit der Raketen und Marschflugkörper. Russlands Präsident Putin kündigte die Anschaffung von 40 neuen Interkontinentalraketen an, gegen die es angeblich keine Abwehr gibt. Beide Mächte befinden sich also wieder in einem Rüstungswettlauf, den Russland allerdings wohl kaum gewinnen kann. Dafür ist es wirtschaftlich zu schwachbrüstig. Ob es aber klug ist, einen unberechenbaren Herrscher wie Putin in die Enge zu drängen? Womöglich tut er mit der Wand im Rücken genau das, was er in der Krim-Krise angekündigt hat?
Atomwaffen dienen nur der Abschreckung, nicht wahr?
Und was ist mit den Atomwaffen, die sich auf die anderen Nuklearmächte verteilen — potenzielle Krisenstaaten oder Staaten in krisenhaftem Umfeld wie Israel und Pakistan? Indien und China haben Großmachtambitionen und konkurrieren miteinander. Hoffentlich vergessen sie nicht, dass Atomwaffen nicht dazu da sind, eingesetzt zu werden. Sie dienen ja schließlich nur zur Abschreckung, nicht wahr? Und wie verhält es sich im Fall Nordkorea? Dieses international weitgehend isolierte Land soll zwanzig Atomsprengköpfe besitzen und behauptet, im Besitz von Technologien zu sein, um damit die US-Westküste zu erreichen.
Barack Obama konnte mit seiner Politik der Nicht-Weiterverbreitung von Atomwaffen immerhin einen historischen Erfolg erzielen: Im jahrelangen Streit mit dem Iran kam es vor einigen Wochen zu einer Einigung, die faktisch den Verzicht des Iran auf Atomwaffen bedeutet. Obamas Regierungsbilanz hat sich dadurch deutlich verbessert. Ich möchte mir nicht vorstellen, dass er in gut einem Jahr durch den populistischen Trampel Donald Trump abgelöst wird. Trump dominiert zurzeit den Vorwahlkampf bei den Republikanern, und es erscheint keineswegs undenkbar, dass er der nächste Präsidentschaftskandidat der konservativen Partei wird. Doch noch ist Hillary Clinton nicht geschlagen. Wenn sie gewählt wird, wird sie hoffentlich Obamas Projekt fortführen, das zwar die Welt nicht von Atomwaffen befreit hat, das aber zumindest dazu führte, dass sie nicht weiter verbreitet wurden.
Der atomare Schrecken ist im Bewusstsein der Öffentlichkeit kaum präsent. Zu Unrecht, denn die Atomwaffen sind nicht nur noch da, sondern sie werden auch modernisiert. Atomwaffenfrei wird die Welt nie wieder sein, so lange es Menschen gibt. Es sei denn, es werden einst noch schlimmere Waffen erfunden.
Die FR würdigte den 6. August 2015, den Tag der 70. Wiederkehr eines der schlimmsten Menschheitsverbrechens mit dem lesenswerten Essay „Den ersten Tod stirbt die Menschlichkeit“ von Peter Rutkowski (Titel der Print-FR: „Die Schande der Menschheit …“). Darin schreibt er unter anderem:
„Aus heutiger Perspektive können – müssen – wir eine so erschreckende wie simple und doch richtige Gleichung aufmachen: Ohne Deutsche kein Hitler, ohne Hitler kein Weltkrieg, ohne Weltkrieg kein Atombombeneinsatz.“
Solche Thesen sind natürlich hervorragend dazu geeignet, mir viele Leserbriefe einzutragen. So schreibt Reiner Achilles aus Neustadt:
„Wenn dieser Artikel über Nagasaki und Hiroshima alles ist, dann müssen wir uns über das Ende der Menschheit nicht wundern! Dass hier ungeahnte Grausamkeiten an der Menschheit verübt wurden, steht doch wohl außer Zweifel! Statt den Kriegstreiber Nr. 1 in der Welt zu benennen, macht dieser Herr z.B. Herrn Putin verantwortlich, dass Nato und Amis mit ihren Panzern vor dessen Haustür stehen. Schreiben sie besser, dass der Ami in Deutschland Atomwaffen stationiert hat und Europa als Aufmarschgebiet nutzt, denn das wird möglicherweise auch Ihr Ende sein!“
Jutta-Maria Roth aus Königswinter:
„1. Die „Gleichung“ auf Seite 1 finde ich in ihrer Verkürzung zu monokausal. „Ohne Hitler kein Weltkrieg“ ja, aber es gab auch andere Akteure. Diese Sichtweise ist nur „Wasser auf die Mühlen“ der Schlussstrich-Leute.
2. Auf Seite 2: „da hat die Friedensbewegung auch nicht viel geholfen“. Seit den Achtzigerjhren bin ich „in der Friedensbewegung“ aktiv. Leider ist es so, wenn wieder einmal irgendwo ein kriegerischer Konflikt aufbricht, rufen alle nach der „Friedensbewegung“. Sie soll eine Lösung parat halten. Hält sie diese nicht unmittelbar parat, ist es ein Versagen der „Friedensbewegung“. Wenn die militärische Intervention scheitert, ist auch dies ihr Versagen. Ist es auch ihr Versagen, wenn seit Jahrzehnten alle Appelle, Demos, Friedensforschungsberichte, ICAN, Ärzte ohne Grenzen, IPPNW, PAX christi, Ohne Rüstung Leben, Aktion Aufschrei, – um nur einige zu nennen – ungehört verhallen? Und wie steht es mit den Medien? Sehen Sie sich das Programm aller TV-Sender am 6. August 2015 an: Um die beste Sendezeit 20:15 Uhr wird in keinem Programm der 70. Jahrestag von Hiroshima und Nagasaki mit einer Sendung bedacht.
3. Auf Seite 2: „Sie verdienen keine ersthafte Auseinandersetzung“. Gerade diese Leute, die Unverbesserlichen, bestimmen mehr und mehr den Ton. So schwer es auch ist, muss der Dialog immer wieder versucht werden, sonst geraten die „Unverbesserlichen“ an den Rand, und das Übel wird nur umso größer. Vielleicht gelingt doch eine „Besserung“ ihrer Vorurteile.“
Hubert Oechsner aus Aschaffenburg:
„Ich finde, wir müssen in der Frage der historischen Verantwortung noch tiefer bohren! Die Gleichung muss lauten: Ohne Jesus Christus keine westliche Religionen, keine Christianisierung von Amerika mit all seinen Verbrechen gegen die Ureinwohner, kein Robert Oppenheimer, der als Vater der Atombombe gilt, kein Atombombeneinsatz.
Die historische Verantwortung liegt bei allen Menschen, die in der sogenannten westlichen Welt leben und lebten. Natürlich ist diese in sich logische Gleichung Unsinn. Es ist wie mit der Manipulation von Statistiken. Um sein Wunschergebnis zu erreichen sucht man sich nur die Zahlen bzw. Argumente heraus, die scheinbar das Ergebnis bestätigen, die anderen werden ausgeblendet.“
Friedrich Gehring aus Backnang:
Leider hat Peter Rutkowski wohl recht, wenn er feststellt, dass die Menschheit die Bedeutung der Atombombenabwürfe vor 70 Jahren immer noch „nicht nennenswert“ wahrnimmt. Ein erschreckendes Beispiel bot jüngst Wolfgang Ischinger im FR-Interview vom 24.7., als er meinte: „Mit dem Grexitplan von Wolfgang Schäuble ist es so ähnlich wie mit der nuklearen Abschreckung. Die ist so lange wirkungsvoll, wie man die Waffen nicht wirklich einsetzt. In dem Augenblick, in dem Sie die Waffen einsetzen, hat die Abschreckung versagt“. Ich frage mich, ob er bemerkt, was er da sagt. Als Organisator der so genannten Münchener Sicherheitskonferenz (früher ehrlicher „Wehrkundetagung“ genannt) müsste er wissen, dass nur glaubwürdige Abschreckung wirkt. Dass beim Abwurf von Atombomben nicht nur die Abschreckung versagt, sondern eine Katastrophe geschieht, scheint bei Ischinger noch nicht angekommen.
Da war der württembergische Landesbischof Hans von Keler schon etwas weiter, als er am 21.11. 1983 vor der Landessynode erklärte: „Eine Verteidigung mit Kernwaffen, selbst mit konventionellen Waffen, droht in dem dicht besiedelten Raum Mitteleuropas zu vernichten, was verteidigt werden soll.“ Dies hielt ihn leider nicht davon ab fortzufahren: „Ebenso ist es aber für einen verantwortlichen Staatsmann undenkbar, deshalb auf die Selbstbestimmung seines Volkes zu verzichten oder dessen Freiheit zu gefährden.“ Seine staatsmännische Begründung ließ ihn die Warnung Jesu vergessen: „Wer zum Schwert greift, der wird durchs Schwert umkommen“(Mt 26,52). Daraus hätten christliche Bischöfe die Konsequenzen zu ziehen. Aber auch der jetzige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirchen in Deutschland hieß nach seinem Besuch im Nordirak die Waffenlieferungen an Kurden gut. Jetzt werden diese auf Erdogans Befehl bombardiert.
Jugendoffiziere der Bundeswehr sollen die „Sicherheitspolitik“ der Bundesregierung an Schulen vermitteln, die Ischinger in München pflegt – ein Skandal. Es muss die heilige Pflicht aller Schulen und Lehrkräfte werden, den verharmlosenden Sprachregelungen von „Sicherheit“ und „humanitären Auslandseinsätzen“ die grauenhafte Wahrheit des Krieges entgegen zu halten und über die Alternativen zu informieren, z. B. über die wenigen Frieden stiftenden Christen in Mosambik, die den brutalen Krieg zwischen Frelimo-Regierung und Renamo-Oppositionellen überwinden halfen. Die Jugend muss erfahren, dass Krieg, speziell der atomare, nicht „Ultima Ratio“, sondern „Ultima Irratio“ ist.
Wenn nicht der Krieg die „Ultima Ratio“ sein soll, so müßte es der Frieden sein, gleich, mit welchen Mitteln er aufrecht erhalten wird. Und das probate Mittel zur Verhinderung des allesvernichtenden Kriegs ist nun mal das „Gleichgewicht des Schreckens“. Wir müssen dem deutschen Kernphysiker Klaus Fuchs, der an der Entwicklung der amerikanischen Plutoniumbombe „Fat Man“ beteiligt war, dankbar sein, daß er seine Kenntnisse an die Sowjetunion weitergab. Dadurch, nicht mehr im alleinigen Besitz von Atomwaffen zu sein, wurde ein wahrscheinlicher weiterer Einsatz seitens der USA verhindert.
In dem Film „War Games“ wendet ein lernfähiges Computerprogramm rein mathematische Logik an, um zu erkennen, daß es bei einer atomaren Auseinandersetzung zweier Supermächte nur Verlierer gäbe, und verhindert so den Atomangriff, den es hätte starten sollen. Noch mal gut gegangen!
Als düstere Warnung vor einem atomaren Vernichtungskrieg zwischen den USA und der damaligen Sowjetunion sollte der Film „The Day After“ 1983 verstanden werden. Er schildert das Überlebenwollen einiger Menschen im ländlichen Umkreis der durch einen Atomschlag völlig zerstörten Großstadt Kansas City. In der Realität dürfte es bei einem atomaren Overkill in den USA keine Überlebenden mehr geben; eine tröstliche Perspektive. Schlimmer und dem Filmszenario sehr ählich dürfte es den nur am Rande Betroffenen ergehen; gar nicht schön!
„Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“: Dieser satirische und schwarzhumorige Film aus dem Jahr 1964 (zwei Jahre nach der Kuba-Krise) zeigt in seiner irreal scheinenden Handlung die Momente auf, die am wahrscheinlichsten zur Auslösung eines Atomkriegs führen könnten. Menschliche Überschätzung eigener Fähigkeiten, Verkennung der eigentlichen Situation, daraus resultierende Fehlentscheidungen und dumme Zufälle könnten zur Katastrophe führen, und das tun sie dann auch im Film.
Nun darf ich natürlich nicht verschweigen, daß der Oberstleutnant der sowjetischen Luftverteidigungsstreitkräfte Stanislaw Jewgrafowitsch Petrow am 26.09.1983 realiter einen nuklearen Gegenschlag der UdSSR verhinderte, als er eine von der Luftraumüberwachung angezeigte amerikanische Rakete im Anflug auf russisches Territorium als Fehlalarm einstufte. Es bedurfte der Fähigkeit des diensthabenden Oberstleutnants, die weiteren Umstände so zu interpretieren, daß ein Angriff der USA ausgeschlossen werden konnte. Gut, daß gerade dieser Oberstleutnant Dienst hatte!
Ansonsten hoffen wir, wenn nicht auf eine menschliche, so doch eine mathematische Ratio, bei der das „Gleichgewicht des Schreckens“ eine zuverlässige Rechengröße darstellt!
Was ist von dem Artikel hängengeblieben?
1. Ohne Deutsche…..kein Atombombeneinsatz.
Diese mehr als simple Gleichung. Jetzt fehlt nur noch „Otto Hahn ist an allem schuld“ und Fritz Strassmann und Lise Meitner werden wieder vergessen.
2. Wieder mal ein mal eine Gelegenheit gefunden, Putin abzuwatschen.
3. Die armen Opfer können sich ja nicht mehr wehren, wenn man sie benutzt.
Putin ist nicht unberechenbar , er ist ein kalter Machtpolitiker , der ganz genau weiß , wie weit er gehen kann . Alte russische Schule , wie einst bei den kommunistischen Machthabern, erkennbar perfektioniert durch seine Geheimdiensttätigkeit.
Es ist eine typische Provokation Putins , im Nachhinein (!) die beinahe Alarmbereitschaft in den Raum zu stellen.
Obama mit seiner Vision der atomwaffenfreien Welt ist deutlich gefährlicher ,Vorsicht vor Jenen , die unreflektiert im Namen des Guten zu handeln scheinen . Ich bin heilfroh , daß die Dinger noch sichtbar in der Gegend rumstehen , gerade angesichts der Ukrainekrise , da weiß jeder , was gebacken wäre , wenn…
(Zustimmung allerdings , was seine Politik der Nichtverbreitung angeht , das war tatsächlich ein historisches Verdienst)
Was wäre denn die Folge der kompletten Abschaffung von Atomwaffen?
Keine Waffen , aber das Wissen um deren Bau wäre nach wie vor vorhanden.
Das könnte die Illusion befördern , daß Kriege auch zwischen hochgerüsteten Staaten wieder führbar wären , und wenns mal losgeht , wird auch irgendeiner über kurz oder lang ins Hintertreffen geraten. Nur eine Frage der Zeit , bis der erste auf die Idee kommt , wieder Nuklearwaffen herzustellen , und das dann mitten in einem heißen Krieg …
Nein , solange wir Menschen wissen , wie man das Zeug baut und uns nicht ethisch wesentlich weiter entwickelt hat , ist es besser , sie sind auch physisch vorhanden , als immerwährende und erkennbare Warnung.
Wer glaubt, der Iran als ein „Gottesstaat“ in der jetzigen Ausprägung hat auf die Dauer auf eigene Kernwaffen endgültig verzichtet, der glaubt vermutlich auch noch, daß die Erde eine Scheibe ist, oder an den Storch als den Ursprung des Kindersegens.
Das klingt aber nur ironisch, das meine ich ernst und in einigen Jahren oder Jahrzehnten werden wir auch da weiter sehen.
Das moralisierende und retrospektive Betrachten der beiden Atombombenabwürfe am Ende des Pazifikkrieges fällt uns Deutschen sowieso regelmäßig auf die Füße, oder glaubt auch jemand allen Ernstes, Nazi-Deutschland hätte keine Atombomben eingesetzt nach Rotterdam, Coventry und London, hätte es denn bereits vor der Kapitulation über einige einsatzfähige Exemplare verfügt?
Uncle Joe (Stalin) hätte doch vermutlich genau so gehandelt, wenn er welche gehabt hätte und sich weitere eigene Verluste damit ebenfalls ersparen können.
Die Bombenlast einer B-29 Superfortress betrug ca. 9 Tonnen im Standard, schätzungsweise 5 Tonnen TNT, „Little Boy“ hatte eine Sprengkraft von ca. 13 Kilotonnen TNT, „Fat Man“ hatte ca. 21 Kilotonnen TNT, das hätte bedeutet, ca. 2.600 voll beladene B-29 auf die lange Reise nach Japan zu schicken, bzw. noch einmal 4.200 dieser Bomber.
Diese Rechnung hatte man damals aufgemacht, und daraus erklären sich auch die Einsätze.
Wie immer gibt es neben den rein militärischen Überlegungen auch politische natürlich, bitte aber als Deutscher nicht soviel mit Moral in einem Krieg um sich schmeißen, den man in Europa mit dem Angriff auf Polen entfesselt hatte, das mit Nazi-Deutschland verbündete Japan hatte in Pearl Harbour im Pazifik die USA später angegriffen gehabt, das waren jedenfalls die auslösenden Trigger.
Der Pazifik-Krieg war außerdem auch noch sehr verlustreich für die USA gewesen. Ob das kaiserliche Japan mit einer „Demonstrations-Explosion“ einer der raren Atombomben über unbewohntem Gebiet wirklich zu beeindrucken gewesen wäre, das ist ebenso spekulativ wie vieles andere in einem Krieg, die obige einfache und simple Rechnung über die Zahl der alternativ einzusetzenden konventionelle Bomben tragenden B-29 Bomber dagegen weniger, ist aber auch nur ein kleiner Teil der weiteren Kriegshandlungen, die nach damaliger Faktenlage weiter zu erwarten gewesen wären, und die Zahl dieser Opfer hätte vermutlich die Zahl der Hiroshima- und Nagasaki-Opfer noch weit überstiegen.
Die damalige Betrachtung der militärischen Lage kann man heute auch nicht als ein deutscher „Besserwessi“ aus dem bequemen Sessel des Nachkriegs-Deutschlands heraus betrachten, mit Verlaub, das nun 70 Jahre lang Frieden hatte, und auch die Kernwaffen hatten ihren Anteil daran im sog. „Kalten Krieg“.
Wer seine Freiheit nicht wirklich verteidigen will, der hat gegenüber einem Aggressor doch schon verloren, der gerade auf diese Schwäche und die fehlende Verteidigungsbereitschaft setzt.
Das hatte übrigens auch Immanuel Kant doch im Grunde bereits so erkannt in seinem Alterswerk „Zum ewigen Frieden“.
Wer keine Hitze abkann, der hat in der Küche auch nichts verloren, das gilt eben nicht nur beim Kochen ganz alleine.
Um im deutschen Bilde zu bleiben, wer nur Kalte Küche kann, der muß beim Gänsebraten mit Rotkohl und Knödel leider passen, und nur Salate o.ä. essen, nicht jeder ist aber davon zu überzeugen, das wäre die bessere Alternative — Nastrovje, Gospodin – dawai, dawai ……..
Kontrollierte Abrüstung ja, aber Wachsamkeit und keine naive Blauäugigkeit /Gutgläubigkeit *, das bleibt der Preis der Freiheit, leider immer noch …….
(* Sorry – und oh Schreck – diesmal verwende ich ja so ein bösartiges „Gut-Wort“, Kilotonnen Asche auf mein Haupt!)
Dazu auch wieder mal ein Zitat aus SPON:
„Wenn die britische Luftwaffe 2000 oder 3000 oder 4000 Kilogramm Bomben wirft, dann werfen wir jetzt in einer Nacht 150 000, 180 000, 230 000, 300 000, 400 000, 1 Million.“
Adolf Hitler am 4. September 1940
Wir Deutschen hätten doch nach dieser Logik von A.H. selber das Ziel von Atombomben in diesem Krieg sein können, den wir hier in Europa entfesselt hatten.
Die Bibelkundigen kennen sicher auch noch ein anderes Zitat:
„Wer Wind sät, wird Sturm ernten“
Darum den Ball als Deutscher besser flach halten ……
Zum Bronski Zitat:
„Angeblich arbeiten die USA auch an sogenannten Gefechtsfeldwaffen — handlichen Atomwaffen unterhalb der Sprengkraft der Hiroshima-Bombe, die sich offenbar als eine Art schwere Artillerie auf Schlachtfeldern einsetzen lassen sollen.“
Verehrter Bronski, das ist aber ein ganz alter Hut aus den 50er Jahren, schon vor meiner Zeit bei der Artillerie gab es atomare Munition für die Artillerie, googeln Sie mal nach der „Atom-Annie“, dem entsprechenden Artillerie-Geschütz dafür mit dem Kaliber von 280 mm, also noch weit unterhalb der schweren deutschen Eisenbahn-Geschütze, oder der überschweren deutschen Mörser aus dem WK II und dem WK I .
Auch Bilder der Atom-Annie werden Sie finden (Atomic Age Artillery & The Tale of the Atomic Annie).
Zum Beispiel unter „decoded – the cold war blog“, das Geschütz war offiziell die Haubitze M65 oder T-131, steht heute längst im Museum.
Da Sie vermutlich kein Lehrer sind, der überempfindlich auf fremde Korrektoren reagiert, werden Sie sicher meine Korrektur hier mit mehr Gelassenheit hinnehmen ……
Der 13. August 1961 vor genau 54 Jahren wird als „Tag des Mauerbaus“ bezeichnet.
„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!“ Diesen Satz sagt DDR-Staats- und Parteichef Walter Ulbricht am 15. Juni 1961 in einer Pressekonferenz.
Freiheit gibt es aber nicht zum Nulltarif …….
Kleine Ergänzung zu speziellen deutschen Geschützen des WK II und des WK I:
„Paris-Geschütz“
„Dicke Berta“
„Dora“
„Schwerer Gustav“
„Schwerer langer Gustav“
„Tausendfüßler“
und andere
Tja, am deutschen Wesen damals …….
….. und heute wollen diese Deutschen doch auch wieder Vorbild sein.
Auch Sir Winston Churchill kannte „the Hun“ (das ganze Zitat bitte selber nachlesen) oder seine „Pappenheimer“ ….
Um allen möglichen Einwänden, ich würde hier zu wenig differenzieren, gleich zu begegnen, Skepsis ist m.E. immer gut, wenn von „Wunderwaffen“ aus „deutschen Landen“ gesprochen wird, das können auch Keulen der verschiedensten Arten sein, auch die sog. „Moralkeule“ zähle ich dazu, eine andere fällt Ihnen vielleicht auch noch dazu ein, alle Keulen aber nützen sich bei zu viel Einsatz und bei Rundumschlägen erfahrungsgemäß ab ….
Wir können alle halt nur ganz schwer in die russischen, oder auch in die chinesischen Arsenale schauen, aber den Fokus der Kritik überwiegend nur auf die US-Amerikaner zu richten, auch bei den taktischen nuklearen Gefechtsfeldwaffen, weil Informationen aus den USA i.a. für uns leichter zugänglich sind, das erscheint mir doch zu einseitig / einäugig zu sein, mit Verlaub.
Dazu ein Zitat:
„Nach inoffiziellen Schätzungen betrug die Zahl taktischer Atomwaffen in russischen Arsenalen Anfang der 90er Jahre rund 15.000. Präsident Jelzin versprach 1992 die Herstellung von Sprengköpfen für landgestützte taktische Raketen, Artilleriegeschosse und Atomminen einzustellen. Er wollte zudem mehr als die Hälfte der luftgestützten und Boden-Luft-Sprengköpfe, sowie ein Drittel aller seegestützten Atomsprengköpfe, zerstören. 2004 erklärte das russische Außenministerium, dass mehr als 50% aller dieser Waffentypen bereits eliminiert worden seien.
Experten schätzen, dass Russland noch über 7.000 taktische Atomwaffen besitzt, davon sind jedoch nur ca. 2.000 tatsächlich funktionsfähig und stationiert. Die anderen 5.000 sind zur Abrüstung vorgesehen oder werden in Reserve gehalten. Außer den 200 in fünf europäischen Ländern stationierten Atombomben haben die USA ca. 300 aktive und 700 inaktive taktische Atomwaffen.(Quelle: Hans Kristensen, Federation of American Scientists)“
Quelle: http://www.atomwaffena-z.info/glossar/t/t-texte/artikel/bec9566ebd/taktische-atomwaffen.html
Zum Bau der sowjetischen Atombombe unter Stalin ist dieser Artikel aufschlußreich:
Quelle: http://www.spiegel.de/einestages/bau-der-sowjetischen-atombombe-spione-und-zwangsarbeiter-a-1047699.html
Zu der chinesischen Lange-Distanz-Artillerie und der irakischen unter Saddam Hussein empfehle ich diesen Artikel zu lesen:
Quelle: http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/1490899/Satellitenfotos-enttarnen-chinesische-Supergeschutze
Saddam hatte zwar keine A-Waffen, aber B- und C-Waffen als seine eigenen Massenvernichtungswaffen und er hatte sie auch mehrfach eingesetzt, z.B. gegen Kurden in Halabdscha.
Zu den B-Waffen:
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Biowaffenprogramm_des_Irak
Zu den C-Waffen und deren Einsätzen:
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Giftgasangriff_auf_Halabdscha
Aber auch gegen den Iran.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Chemiewaffenprogramm_des_Irak
Beim größten Kaliber der Artillerie schossen die Irakis sowieso den Vogel ab mit veritablen 100 cm, also auch noch mehr als die Gustave der Wehrmacht.
Den Einmarsch von Truppen des Warschauer Pakts in die CSSR 1968 hatte ich bereits in einem anderen Thread erwähnt, nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen in Ungarn 1956, da war noch „Kalter Krieg“ zwischen atomar hochgerüsteten Miltärbündnissen, gerade in Europa, der hätte ja auch noch heißer werden können, wie in der Kuba-Krise, mit Zitat:
„In der Nacht zum 21. August 1968 marschierten etwa eine halbe Million Soldaten[22] der Sowjetunion, Polens, Ungarns und Bulgariens in die Tschechoslowakei ein und besetzten innerhalb von wenigen Stunden alle strategisch wichtigen Positionen des Landes. Es handelte sich hierbei um die größte Militäroperation in Europa seit 1945.[23]
Beim Einmarsch starben 98 Tschechen und Slowaken. Etwa 50 Soldaten der Interventionstruppen kamen ums Leben. Die Nationale Volksarmee der DDR nahm an der Besetzung nicht teil, allerdings standen zwei ihrer Divisionen an der Grenze bereit. Nur etwa 30 Soldaten einer NVA-Nachrichteneinheit weilten auf Grund der Militäraktion im Führungsstab der Invasionstruppen auf dem Truppenübungsplatz Milovice.
Die KPČ beschloss, keinen militärischen Widerstand zu leisten. Die NATO verhielt sich möglichst ruhig, um der Sowjetunion keinen Vorwand für eine Intervention zu liefern[24]; sie konnte von ihren Radarstationen auf dem Gipfel des Großen Arber im Bayerischen Wald aus die fortwährende Landung von sowjetischen Militärflugzeugen auf den Prager Flughäfen beobachten.“
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Prager_Fr%C3%BChling
Der Warschauer Pakt unter der Führung der Sowjetunion war also der militärische Aggressor und auch hauptsächlicher und echter Besatzer in Mitteleuropa gewesen, gegen eigene Mitglieder sogar, nicht die Nato nach dem WK II.
Zu Wladimir Putin, dem Präsidenten der Russischen Föderation als Rechtsnachfolger der zerbrochenen Sowjetunion, vermeldet Wikipedia: „Patriotische Spionagefilme wie Schild und Schwert (1968) weckten im jungen Putin den Berufswunsch einer Agententätigkeit. Als Schüler der neunten Klasse bewarb er sich nach eigenen Angaben in der Leningrader KGB-Zentrale um Aufnahme, erhielt aber den Rat, es zunächst mit einem Jurastudium zu versuchen.“
Jetzt wurde von der Russischen Föderation unter Putin völkerrechtswidrig die Krim als Teil der Ukraine annektiert, die Ukraine wird auch weiter noch attackiert.
Wer das aber alles jetzt schon vergißt bei einem historischen Rückblick 70 Jahre zurück, ob in der alten BRD, der ehemaligen DDR oder in West-Berlin nach der Berlinblockade und den „Rosinenbombern“ der US-Amerikaner, der hat die Freiheit m.E. nicht wirklich verdient, denn der Warschauer Pakt ist auch wegen des „Doppelbeschlusses“ der NATO auseinander gebrochen.
Auch Soldaten der Bundeswehr in der Nato haben einen kleiner Beitrag dazu geleistet, daß hier in der BRD weiter frei darüber berichtet werden kann, auch im Bronski-Blog der Frankfurter Rundschau im heute wiedervereinigten Deutschland.
Die Bundeswehr-Soldaten gingen am Wochenende zwar überwiegend in den Heimaturlaub, das gab es bei den US-Amerikanern aber nicht, die GIs waren ständig – und auch an den Wochenenden und nachts – in Alarmbereitschaft, voll trainiert und rückten beim Alarm auch schneller aus der Kaserne aus als die Bundeswehr-Einheiten – selbst unter der Woche, vom Wochenende ganz zu schweigen.
Sie wären damit auch die ersten gewesen, die auf die konventionell mehrfach überlegenen Truppen des Warschauer Paktes in Mitteleuropa nach einem Grenzübertritt gestoßen wären.
Die atomare Abschreckung mit der Zweitschlagskapazität hatte funktioniert gehabt, das hieß, wer als erster massiert Kernwaffen einsetzt zur totalen Vernichtung des Gegners, der wird als zweiter sterben nach dem Gegner, bekanntlich das „Gleichgewicht des Schreckens“ genannt, nichts für schwache Nerven also …….