Zum Klimawandel fliegen

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich den Klimawandel angeguckt – in Grönland. Die größte Insel der Welt könnte tatsächlich bis zum Jahr 2100 Grünland werden. Erdbeeren reifen dort schon, wie FR-Autorin Sylvia Staude beobachtet hat. Die Folgen eines kompletten Abschmelzens des grönländischen Eispanzers für den Rest der Welt wären verheerend: Der Meeresspiegel würde drastisch steigen, und der jetzt noch unter dem Eis ruhende Permafrostboden würde auftauen und jede Menge Methan – als Treibhausgas zehnmal schädlicher als Kohlendioxid – an die Atmosphäre abgeben. Schon jetzt haben sich in Grönland jede Menge Gletschersümpfe gebildet: Schmelzwasser auf den Eisflächen. Das hat der Grönland-Abenteurer Martin Hülle beobachtet, als er die 750 km breite Insel 2006 überquerte (hier bei DW-World mehr dazu).

Frau Merkel hat sich also angesehen, wie das vermeintlich ewige Eis schmilzt. Und jetzt:

Manfred Buchwald aus Schwalbach meint: Alles schon Wahlkampf!

„Es ist schon erstaunlich, wie die Presse den Lesern eine solch unsinnige Reise vermittelt. Ein uns allen bekannter norddeutscher Verlag schreibt da gar : ‚Bundeskanzlerin Merkel kämpft in Grönland gegen den Klimawandel‘. Wie bitte? Kämpft? Den Kampf, wenn man ihn als solchen überhaupt bezeichnen kann, hat sie doch längst verloren. Sie schafft es ja nicht mal in ihrem eigenen Land, die Versteuerung der Kraftfahrzeuge nach ihrem Schadstoffausstoß durchzusetzen.
Kurz nach dem Gipfel von Heiligendamm war ich in Südafrika. Dort wussten die wenigsten, wo Heiligendamm liegt und was dort vor sich gegangen war. Ein paar wenige kamen dann mit dem Argument, wir in Europa sollten jetzt mal etwas auf die Bremse treten. Was zweifelsohne auch stimmt. Nach meinem ‚Warum nur wir?‘ bekam ich als Antwort: ‚Damit wir hier unten jetzt auch mal Gas geben können‘. Das ist die Realität – und nicht sich als Bundeskanzlerin mit schönen Bildchen von einer völlig unnötigen Reise in den Medien zu zeigen, wenn es schon zu spät ist.
Das Dumme ist nur: Genau das kommt auch noch bei vielen Bürgern an, denn der Wahlkampf hat schon begonnen.“

Otto Gebhardt aus Frankfurt:

„Ich möchte auch gerne Klimawandel gucken. Seit Jahren verkneife ich mir den Wunsch, Grönland zu besuchen, um nicht mit einem entsprechenden Verhalten zum Abschmelzen der Eisberge und Gletscher beizutragen. So ähnlich geht es mir auch mit andere Regionen der Erde, z. B. Galapagos.
Und ich bin auch ein Entscheidungsträger, ich entscheide jeden Tag, welches Verkehrsmittel ich benutze, wie ich mit Wasser umgehe, welchen und wie viel Strom ich verbrauche, woher meine Lebensmittel kommen usw. Wie viele Millionen andere Mitmenschen auch. Wir könnten ja auch für uns den Anspruch erheben, selbst in Augenschein zu nehmen, ob die Wissenschaftler und andere Schwarzmaler uns die Wahrheit erzählen. Und wir könnten ja auch alle in einem vorsorglich ausgewählten, extra „klein“ gehaltenen Flugzeug hinfliegen.
Von (Schein-) Heiligendamm nach Grönland – Frau Merkel sollte besser hier im Lande nach dem Klimaschutz sehen, sie hat sich noch schneller in die Außenpolitik geflüchtet als ihr Amtsvorgänger.“

Michael Döscher aus Langen:
„Das ist Frau Merkel auch: In Grönland Krokodilstränen heucheln angesichts schmelzender Eisberge, in Deutschland Ausbau von Braunkohlekraftwerke fördern (so genannte Dreckschleudern), zusammen mit Herrn Gabriel Verschmutzungsrechte der Energiemafia honorieren.
Sind solche Politiker etwa glaubwürdig? Leider nicht. Eher Kategorie ‚Taktiker und eitle Profilneurotiker‘.“

Merkel muss aufpassen, meint Dietrich Puchstein aus Kronberg:

„Sollte sich der Gesetzgeber wieder so unprofessionell und dilettantisch verhalten wie bei der Nachrüstung der Rußfilter, dann kann sich Frau Merkel ihre Klimaziele bis zum St. Nimmerleinstag abschminken. Ihre Gegner unter der Führung von Herrn Glos arbeiten schon an ihrer Demontage.“

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11 Kommentare zu “Zum Klimawandel fliegen

  1. @ „Grönlandeis schmilzt“;

    ist schon fatal, was sich da für die welt eröffnet, wenn die prognosen zutreffen und sich daraus die erkenntnis ergibt: es ist für unser gewohntes klima nicht 5 minuten vor, sondern eigentlich schon 5 minuten nach 12!
    und trotzdem musste ich doch heute, eben am 21. august um 5 minuten vor 12 uhr bei 13 Grad/C außentemperatur im wohnzimmer die heizung andrehen; ist doch paradox, das eis der erde schmilzt vor sich hin und ich sitze in eigentlich noch als hochsommer zu bezeichnender jahreszeit im haus und friere!

  2. Der Klimawandel ist mittlerweile ein kommerzielles und politisches Pferd, auf das so viele aufsteigen wollen, dass es bald zusammenbrechen wird.

    Aber im Ernst: wird da nicht ein Wenig zu viel Wirbel um einen Effekt gemacht, der die Erde in ähnlicher Art schon einige Male „heimgesucht“ hat?
    Na ja, ich will ja die Auswirkungen der Industrialisierung (ich zähle das Thema „Fortbewegung mit Verbrennungsaggregaten“ dazu) nicht klein reden, aber es handelt sich auch um einen Teil der Evolution, der schlicht und ergreifend mit behandelt werden muss.

    Also: zum Einen den „Lauf der Welt“ akzeptieren und zum Anderen diesen Effekt nicht noch mehr verstärken, sondern ihm mit vernünftigen (nicht panischen, populistischen) Massnahmen entgegen wirken. Dazu genügt es nicht, wenn ein Teil dieser Erde – sei es Europa oder gar Deutschland – dies tut, vielmehr muss man sich endlich klar machen, dass wir auf EINEM Planeten leben, dessen „Schutzhülle“ nicht unterteilbar ist.

    Übrigens zum Thema „Erdbeeren aus Grönland“: dies erinnert mich an FJ Strauß und seinem „Traum, Ananas in Alaska zu züchten“.

  3. bevor sich jemand am Wort Evolution in diesem Zusammenhang stört: es ist mir schon klar, dass dieses Wort auf Lebewesen gemünzt ist, aber lebt unsere gute „Mutter Erde“ nicht auch?

  4. @ „ananas“;

    bei fj st. bin ich mir nicht so sicher, ob er seinerzeit – wenn er dies so mit alaska und ananas auch wirklich so gesagt hätte, tatsächlich ananas gemeint hat. aber egal, bevor auf grönland im freien gelände – nicht in treibhäusern, erdbeeren reifen und in alaska ebenfalls unter freiem himmel ananas ihren zuckergehalt costaricas bekämen, bevor das also möglich wäre, sind wir schon alle von tornados und taifunen ins meer gefegt worden!

  5. @4 kaika
    heissen Sie vielleicht mit Vornamen Thomas?

    eine kurze Recherche im Internet ergab:
    „“Was mich angeht, so würde ich lieber Ananas in Alaska züchten als Bundeskanzler sein.“ Die Zeit 41, 1988″

    .. und ich glaube, mich daran erinnern zu können (wie auch an die Ausschlachtung bei der „Lach-und-Schiess-Gesellschaft“).

    Übrigens: m.E. hätte Alaska den Vorteil gegenüber Mittelamerika, dass es dort m.E. keine Wirbelstürme (ob es Blizzards in Alaska gibt, entzieht sich meiner Kenntnis) gibt 😉

    Aber wir wollen das doch recht ernste Thema nicht all zu sehr durch den Kakao ziehen, oder?

  6. Aus meiner „Österreichischen Phase“ stammt noch die Erinnerung, dass man zu Erdbeeren Ananas sagt(e):

    „Laut „Österreichischem Wörterbuch“ 1990, herausgegeben vom Unterrichtsministerium, ist eine Ananas der österreichische Ausdruck für eine gezüchtete, grosse Erdbeere.
    Inzwischen nicht mehr so gebräuchlich und auch in erster Linie in den östlichen Bundesländern bekannt.“

    Quelle: http://www.gutefrage.net/frage/warum-werden-erdbeeren-auch-ananas-genannt

    Aber FJ Strauß war Bayer!!!

  7. @ hajo;

    eine gewisse skepsis oder wenn sie wollen auch ungläubigkeit(Th.) ist immer angebracht, so sicher nicht nur bei zugeschriebenen äußerungen fj straußens, aber ganz sicher zu den aussagen die klimaexperten machen, wenn sie sich als propheten des weltuntergangs geben.
    denn bei all den schlau ausgedachten computer-, bzw. klimamodellen, wird es sicher nicht möglich sein, eine solche variabilität in das rechenmodell einzubauen, dass, selbst wenn auch die chaostheorie eingefügt, wohl nie für alle eventualitäten richtige ergebnisse geben wird! denn jede veränderung wird neue andere veränderungen nach sich ziehen! wie erhöhung der temperatur bedingt erhöhten wassergehalt der atmosphäre, mit mehr turbulenzen usw.usw.!
    womit ich nichts kleinreden will, aber wenn wirklich das eintritt, was aufgrund der schmelzprozesse der weltgletscher uns expertoral und medial vorgetragen wird, dann bleibt für uns eigentlich nichts anderes übrig, als uns kurzfristig und möglichst fidel auf unser ende vorzubereiten!

  8. Bei aller Richtigkeit: Symbolische Aktionen wie ein Grönlandbesuch sind nicht per se Unsinn, sondern wichtig. Da könnte man ja Auch Greenpeace vorrechnen, wie viel Sprit sie für ihre Schiffsaktionen verbrauchen. Oder man könnte den Live8-Konzertveranstaltern anmahnen, die Kosten für die Konzerte doch lieber für Schulen in China zu spenden…

  9. Hat was von Monty Python:
    Millionen von Südseefliegern regen sich auf,
    daß Angie nach Grönland fliegt.
    Dabei will sie arbeiten,nicht bloß ein bißchen Sonne tanken.

    Ich finde, sie hat den Flugverkehr schön karikiert.

    BvG

  10. Es ist ein Gebot der volkswirtschaftlichen Vernunft, denjenigen Verkehrsträger zu fördern und zu stärken, der die wenigsten unerwünschten Schäden und damit Zusatzkosten verursacht – und das ist mit weitem Abstand die Bahn. (Hermann Scheer)

    Erkunden Sie doch mal spielerisch die zu erwartenden Folgen der Bahnprivatisierung mit BAHNOPOLY:
    http://www.campact.de/bahn/opoly/start

    Frau Merkel sagte im letzten ZDF-Sommerinterview u.a.:
    „Wir werden die Bahn privatisieren“

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