Mit Privatisierungen geht der Niedergang der griechischen Wirtschaft weiter

Die Krise Griechenlands spitzt sich zu. Eben erst haben die Finanzminister der Eurozone dem hochverschuldeten Land einen Aufschub gewährt und der neuen Regierung erlaubt, neue Reformvorschläge vorzulegen. Da tut sich ein Loch in der Staatsfinanzierung auf. Aus Brüssel ist zunächst keine Unterstützung zu erwarten. Allein im März muss Griechenland rund 6,5 Milliarden Euro an seine internationalen Geldgeber zurückzahlen, doch dafür bekommt es keine „Rettungshilfen“. Die Regierung um den Syriza-Chef Alexis Tsipras kratzt nun das letzte Geld zusammen: Die Rentenkassen und andere öffentliche Institutionen, darunter auch Krankenhäuser, sind aufgefordert worden, ihre Einlagen an die Regierung zu überweisen. Offenbar wächst die Kopflosigkeit in Athen: Dort wird überlegt, einfache Bürger per Crashkurs zu Steuerfahndern auszubilden und sie dann in den Tavernen des Landes spionieren zu lassen, ob die Wirte auch wirklich immer Quittungen ausstellen. Die Not muss groß sein, wenn man glaubt, die europäische Öffentlichkeit mit solchen Maßnahmen beeindrucken zu können.

Derweil hat der Chef des Münchener ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, den Griechen zum Bankrott und zum Austritt aus dem Euro geraten (–> n-tv). Er beziffert sogar den Schaden, den Deutschland davon hätte, ziemlich konkret: Das Verlustrisiko für Deutschland habe eine Höhe von 64,6 Milliarden Euro. Damit meint er: Dieses Geld — besagte „Rettungshilfen“ — kann Deutschland abschreiben, denn wenn Griechenland aus dem Euro aussteigt und die Drachme wieder einführt, wird es seine auswärtigen Schulden, die ja in Euro laufen, niemals bedienen können. Dasselbe gilt allerdings wohl auch für den Fall, dass Griechenland im Euro bleibt.

Die Griechen ebenso wie alle anderen Europäer haben die Nase voll von der immerwährenden Krise. Dennoch: Vorsicht mit Kurzschlusshandlungen. Der „Grexit“ hätte für die Eurozone womöglich den Charme, dass man das griechische Problemkind endlich los wäre; die anderen Problemstaaten, nämlich Portugal und Spanien, sind folgsam — bisher. Die Wiedereinführung der Drachme würde ein Billiglohnland im Südosten der EU entstehen lassen, und Urlaub in Griechenland würde unschlagbar billig werden, weil die Drachme gegenüber dem Euro sofort nach der Einführung kräftig abwerten müsste. Zugleich aber müssten die Griechen ihre ausländischen Schulden weiterhin in Euro bezahlen — und ebenso ihre Importe, vom Erdöl über Pkw bis hin zu industriellen Maschinen und Anlagen. Und damit ist klar: Der Grexit würde Griechenland endgültig zum Dritte-Welt-Land machen. Er kann für die Griechen daher keine Option sein.

Die europäischen Politiker müssen andere Wege finden, auch wenn unser aller Nerven darunter leiden. Und auch wenn dies bisher noch überall bestritten wird: Mittelfristig führt nichts an einem Schuldenschnitt vorbei. Auch kein Gebrauchtwagen-Populismus à la „Bild“-Zeitung.

Regina Leray-Sochert aus Witten meint:

„Nein, Herr Willsch, mit Ihrem verbalen Selfie im Bundestag liegen Sie falsch: Die Herren Tsipras und Varoufakis sind eine Top-Adresse für gebrauchte Automobile der Spitzenklasse: Sie bieten schließlich die Luxus-Dienstwagen ihrer Amtsvorgänger zum Verkauf an! (Selbst fahren sie bekanntlich nach wie vor ihren Gebrauchtwagen bzw Motorrad).
Wenn Sie allerdings Tipps brauchen, wie Sie eine dieser Luxuskarossen unter Umgehung des Zolls nach Deutschland bringen, sollten Sie sich besser an unsere krawattentragende Elite (von Ackermann bis Zumwinkel) wenden.“

Werner Arning aus Mörfelden-Walldorf:

„Wobei wir doch wieder bei den berühmt-berüchtigten Mentalitätsunterschieden angekommen wären. Der griechische Regierungschef Tsipras und sein Finanzminister Varoufakis sagen, je nachdem, welchem Zuhörer ihre Rede gerade gilt, etwas anderes. Sie fühlen sich nicht so sehr der Wahrhaftigkeit als vielmehr der momentanen Nützlichkeit ihrer Worte verpflichtet. Das ist für die Deutschen, die stets „zu ihrem Wort stehen“ wollen, schwer zu verstehen. Es geht darum sich gut zu verkaufen, Applaus zu ernten. Die langweilige Sachorientierung überlässt man derweil lieber den Deutschen. Dieses ist jedoch nicht arglistig gemeint, wie manche der „Langweiler“ unterstellen. Von der EU braucht man Geld und Zeit, vom griechischen Wähler möchte man gewählt werden, bzw. seine Zustimmung finden.“

Sigurd Schmidt aus Bad Homburg:

„Ob das moderne Griechenland, das Jahrhunderte unter dem Osmanischen Reiche schmachtete, unvermittelt an die alte griechische Antike anknüpfen kann – insbesondere auch, was die Rationalitäts-Philosophie der großen griechischen Denker anbelangt – bleibe einmal dahin gestellt. Auf jeden Fall ist das rhetorische Gebaren der gegenwärtigen griechischen Regierung von einer „Qualität“, die nur noch Kopfschütteln zulässt. – Es gibt keinen Anspruch auf Schuldenschnitt. Griechenland muss seinen Schuldner-Status ohne wenn und aber akzeptieren. Ein Fortführen der pubertären Trotzhaltung Griechenlands wird dazu führen, dass sich die EU von Griechenland ganz abwendet.“

Peter Thienhaus aus Bremerhaven:

„Zu den Ausführungen des hessischen Bundestagsabgeordneten Hans-Peter Willsch möchte ich folgendes festhalten. Hätte ich die Wahl zwischen Tsipras und Varoufakis oder Volker Bouffier und Roland Koch als Verkäufer eines Gebrauchtwagens, würde ich mich ohne Zögern für die beiden Griechen entscheiden.“

Ingeborg Tömmel aus Osnabrück:

„Wie bereits andere Leser vor mir bemerkt haben, finde ich es einerseits lobenswert, dass die FR sich um eine objektivere Berichterstattung zur Finanz- und Schuldenkrise Griechenlands bemüht, andererseits aber ärgerlich, dass eine Reihe von Beiträgen immer wieder in die übliche, vorurteilsbeladene Verzerrung der Fakten und Geschehnisse zurückfällt und insgesamt nur wenig informativ ist. Eine lobenswerte Ausnahme stellt das Interview vom 28.02.15 mit Jens Bastian dar, der offensichtlich wesentlich besser und detailgenauer über die Probleme Griechenlands informiert ist als viele andere, einschließlich der Bundesregierung und insbesondere des Finanzministers.
Zu diesem Beitrag möchte ich Einiges zum Thema Privatisierung ergänzen, deren Durchführung ja eine Fundamentalforderung der europäischen Kreditgeber ist und deren unbedingte Einhaltung von Schäuble ständig gefordert wird.
Auf der Liste der Privatisierungen steht beispielsweise der Hafen von Piräus. Für ihn interessiert sich COSCO, eine chinesische staatliche Schifffahrtsgesellschaft. Bereits jetzt hat COSCO einen Teil des Hafens von Piräus gepachtet; sie managt dort einen Containerterminal mit chinesischen Arbeitskräften zu chinesischen Bedingungen, womit sie alle in Europa oder Griechenland geltenden Sozialstandards unterminiert. Was passiert, wenn die Firma den gesamten Hafen übernimmt, kann man sich unschwer vorstellen: keine Arbeitsplätze mehr für Griechen, lukrativer Verkauf oder Verpachtung der Filetgrundstücke rund um den Hafen, Diktieren der Bedingungen der Nutzung des Hafens, Transferieren der Gewinne nach China. Dabei ist zu beachten, dass Griechenlands Wirtschaft von zwei starken und international konkurrenzfähigen Sektoren abhängt: dem Tourismus und der Handelsschifffahrt. Gerade aber diese Sektoren hängen ihrerseits vom Piräus-Hafen und seiner unbeschränkten Nutzung ab, einem der größten des gesamten Mittelmeerraums. Diesen Hafen zu privatisieren und in chinesische Hände zu geben, kann somit nur wollen, wer den weiteren Niedergang der griechischen Wirtschaft anstrebt.
Ein anderes kleineres, aber nicht minder problematisches Beispiel für das verfehlte Konzept der Privatisierung ist der Prokopios-Strand der Insel Naxos. Es handelt sich um den schönsten Strand der Insel, der während der Sommermonate von einer Vielzahl griechischer und ausländischer Touristen besucht wird, die zumeist in kleineren Familienhotels und Pensionen in seinem Hinterland logieren. Ein arabischer Investor möchte den Strand kaufen und vermutlich dort ein Luxushotel errichten. Auch hier werden die Gewinne, die sich mit der Schönheit der Natur erzielen lassen, in die Herkunftsländer der Investoren transferiert, während die lokalen Kleinunternehmen – Hotels, Pensionen, Restaurants, Cafés – ihrer Existenzgrundlage beraubt werden. Ohne den Strand werden ihre Investitionen über Nacht wertlos gemacht. Dass der Strand bisher noch nicht verkauft wurde, liegt lediglich an einer anhängigen Klage von engagierten Umweltschützern, denn das gesamte Strandgebiet steht unter Naturschutz und darf nach der griechischen Gesetzeslage überhaupt nicht veräußert werden. Aber offensichtlich hat das weder die Regierung Samaras interessiert, noch die Architekten der „Hilfsprogramme“.
Vor diesem Hintergrund kann man nur hoffen, dass die Syriza-Regierung es schafft, die Privatisierungen und damit den definitiven Ausverkauf der griechischen Wirtschaft, der den deutschen Wählern als „Reform“ verkauft wird, zu verhindern; zumal die bisher getätigten Privatisierungen nur sehr geringe Einnahmen erbracht und zudem sehr windige Investoren angelockt haben. Eigentlich müssten die Deutschen um die Problematik dieser Strategie wissen, denn das Volksvermögen der DDR wurde ja ebenfalls zu Niedrigstpreisen an größtenteils zwielichtige Investoren verschleudert, wie ja ebenso in der FR vom 28.02. 2015 nachzulesen war.“

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45 Kommentare zu “Mit Privatisierungen geht der Niedergang der griechischen Wirtschaft weiter

  1. Wenn Privatisierungen ein probates oder d a s Allheilmittel wären, dann müßte es bei uns überall dort brummen, wo privatisiert wurde bzw. ÖPP-Projekte entstanden. Dem ist aber nicht so. Hier greift schließlich ein Grundprinzip des Kapitalismus: erst sich billig womögliche Schätze (Schnäppchen) sichern und dann kräftig über die Betriebskosten verdienen. Wer sich als Bürger schon einmal ein vermeintlich billiges Auto gekauft hat, und dann über Werkstattkosten und teure Ersatzteile das Mehrfache am eingesparten Betrag hingelegt hat, weiß, wovon ich schreibe. Aber unsere auch so um das Volkswohl bedachten Politiker wissen schon, wie sie ihre Milchmädchen-Rechnungen an die Frau und an den Mann bringen.

  2. Kein Wunder, dass der Chef des Ifo-Instituts zu diesem Thema seinen Un-sinn verbraten muss. Die Sendung über die Troika in arte am 24.02.2015 hat deutlich gemacht, wer bzw. was hinter den Privatisierungen steckt: Nicht etwa eine Haushaltskonsolidierung oder eine Verbesserung der Leistungen, sondern der Profit der Oligarchen. Frau Ingeborg Tömmel hat dies ebenfalls an Beispielen belegt und Wolfgang Fladung hat das Ganze sinnvoll ergänzt. Es geht den Drahtziehern ausschleißlich darum, in Giechenland eine Schock-Strategie durchzuführen! Die Menschen interessieren Schäuble u.a. keinen Sch…

  3. Die Troika und die europäischen Regierungen sollten endlich der Erkenntnis folgen, daß die derzeitige griechische Regierung unter der Prämisse demokratisch gewählt ist, daß sie ihre Wahlversprechen in dem Maße, wie es von den Wählern für realisierbar angesehen wird, einlöst.

    Griechenland steckt bis zum Hals in der Scheiße. Die Schuldfrage muß bis nach der Nothilfe ruhen. Wichtig ist, wie es da wieder rauskommt! Man könnte die Latrine leerschaufeln, was dauern würde, oder man könnte Griechenland ganz einfach herausziehen, was wiederum den Nothelfern nicht gefällt, weil die Griechen dann ja keine Lehre aus der Misere ziehen würden.

    Da bleibt den Griechen wohl nichts anderes übrig, als sich am eigenen Schopf aus der Scheiße zu ziehen.

    Die Gläubiger Griechenlands können nicht erwarten, daß sie unter den Bedingungen, die sie selbst ständig verschlechtern, ihr Geld jemals wiedersehen. Eine Lösung wie z.B. der Schuldenschnitt wird nicht angeboten, und die Lösungen, die sich von selbst anböten, heißen Staatsbankrott oder Grexit.

    Griechenland braucht Geld, um all das, was man unter dem Begriff Infrastruktur nur zusammenfassen kann, in Gang zu halten. Das Tafelsilber zu verkaufen, bringt nichts, wenn hinterher das Besteck fehlt, um das Magersüppchen zu löffeln. Private Investoren dürften nur an öffentlichen Einrichtungen interessiert sein, die die Gewinne abzuwerfen versprechen, welche die öffentliche Hand in Zukunft selbst dringend benötigt.

    Der Euro wird knapp; da hilft nur: selber Geld drucken! Was für Geld? Die gute alte Drachme! Da werden wohl einige Einkäufe, die man in Euro oder Dollar bezahlen muß, deutlich teurer. Dafür aber wird das, was die Griechen an Wirtschaftsleistung endlich aufzubringen imstande sein werden, überproportional zulegen.

    Einen Ouzo auf den Grexit!

  4. Guten Morgen !

    An sich ist den beiden Kommentaren derHerren Fladung und Boettel kaum etwas hinzuzufügen.

    Man braucht auch hier nur den gesunden Menschenverstand zu bemühen, um die Sinnwidrigkeit der verordneten Privatisierungen zu erkennen.

    Wenn der Käufer bei einem Geschäft weiß, dass der Verkäufer verkaufen MUSS, wird das den Preis nicht grade treiben- im Gegenteil. Mit einer Zwangsprivatisierung wird also Volksvermögen an private Interessenten verschleudert- etwas, was eine Regierung, die den Interessen des eigenen Volkes verpflichtet ist, also nicht zulassen darf.

    Zumal es ja nicht selten so ist, dass ausgerechbet die Staatsunternehmen, die gut laufen und dem Staat Geld einbringen als erstes verschleudert werden müssen. Die Folgen sind gleich dreifach schmerzhaft. Einmal wird das Staatseigentum unter Wert veräußert, eeil Druck dahintersteht(s.o.), dann fehlen zukünftig die Einnahmen aus dem Unternehmen im Staatshaushalt und drittens (das wird gerne vergessen) fehlen zukünftig auch die Steuereinnahmen, weil die privaten Aufkäufer ihren Sitz im Regelfall nicht in Griechenland sonder „steueroptimiert“ irgendwo in der weiten Welt haben.

    Mithin würde die angestrebte und angemahnte Privatisierung nur die weitere Verschlechterung der objektiven ökonomischen Lage Griechenlands zur Folge haben.

    Ich bin kein großer Freund von Verschwörungstheorien aber da man davon ausgehen muss, dass die erheblichen ökonomischen Nachteile der EU bekannt sind, kommt man schon ins Grübeln…

  5. Unbedingt ansehen, heute 09.03. ARD 22,45 Uhr !
    Die Story im Ersten
    Die Spur der Troika-
    Macht ohne Kontrolle

  6. Möglicherweise ist der Austritt von G. aus dem Euro doch die einzige Möglichkeit in Verbindung mit einem Schuldenschnitt einen Neuanfang zu machen. Die Regierungen der letzten Jahre in G. haben ihr Volk verraten und im wahrsten Sinne des Wortes verkauft. Ob ein Umsteuern so schnell wie nötig möglich ist muss bezweifelt werden. Welche Parteien in diesen Jahren an diesen Regierungen beteiligt waren ist bekannt. Vergleiche mit D. sind mehr als zulässig, wenn man sieht das die Oberschicht in D. sich immer mehr von dem Steuerzahlen verabschiedet. Ich denke das G. uns nicht mehr als 10 Jahre voraus ist, besonders wenn man sieht wie egal es einer Mehrheit in D. ist das große Unternehmen keine Steuern mehr zahlen.

  7. Wer, wie Prof. Varoufakis, vorschlägt, Hausfrauen, Studenten und Touristen mit Minikameras auszurüsten, damit sie für die Staatsmacht die eigenen Mitbürger ausspionieren sollen, muss entweder diktatorisch veranlagt oder dem Wahnsinn anheimgefallen zu sein. Und wer deshalb solche Menschen wie Prof. Varoufakis moralisch unterstützt, ist meiner Ansicht nach ganz weit weg von einer demokratisch gesinnten Denkweise entfernt. Und die unseligen Äußerungen des griechischen Verteidigungsministers Kammenos über die Flüchtlingsproblematik in Griechenland und ihre möglichen Auswirkungen auf Berlin überraschen mich bei diesem rechtsnational gesinnten Politiker überhaupt nicht. „Die Zeit ist immer auf der Seite der Wahrheit“, und wie es nun aussieht, haben sich viele von der neuen griechischen Regierung blenden lassen, weil ihre Wut auf die deutsche Regierung ihnen nur einen verschwommenen und sehr beengten Blick gewährt. Wo sind denn nun die großangekündigten grandiosen Ideen des Prof. Varoufakis und des Herrn Tsipras? Den von mir genannten drei Herren würde es nicht schaden, sich mal wieder an den großen Sohn der Insel Samos zu erinnern, der sagte: „Es gibt auch im kargen Leben ein Maßhalten. Wer dies nicht beachtet, erleidet Ähnliches wie derjenige, der in Maßlosigkeit verfällt.“ Mit ihren Forderungen nähern sich Prof. Varoufakis, Herr Tsipras und der Herr Verteidigungsminister Kammenos der Maßlosigkeit.

  8. @ 7, Michael G. Hoffmann

    Gehören auch Sie zu den guten Deutschen, die dankend ablehnen, wenn sie von einem Handwerker gefragt werden, ob sie eine Rechnung brauchen? Ich denke, daß die Mentalität so mancher guten Griechen nicht allzuweit von der deutschen entfernt ist.

    Wer könnte das besser wissen, als Herr Varoufakis? Und da hat er sich etwas einfallen lassen, wie man der kleinen Steuersünder effizienter habhaft werden könnte. Wer moralisch auf deren Seite steht, mag eine solche Strafanzeige abwertend als Denunziation bezeichenen. Herrn Varoufakis deswegen eine diktatorische Veranlagung oder Wahnsinn zu bescheinigen, ist ebenso abwegig, wie bei deutschen Innenministern, deren Verfassungsschutzbehörden sich gedungener Spitzel bedienen.

    Griechenland gehört zu den Erstaufnahmestaaten für die Flüchtlinge, die über das Mittelmeer kommen. Wegen deren Zahl und des Mangels an Mitteln für eine menschenwürdige Unterbringung ist die Situation vor Ort katastrophal. Deutschland zeigt sich bei der Aufnahme von Flüchlingen gleichermaßen unsolidarisch mit Griechenland wie die meisten anderen europäischen Staaten. Wer wird Kammenos, der ohnehin nicht für diplomatische Zurückhaltung bekannt ist, bei den derzeitigen Verhältnissen seine Äußerungen verdenken!

    Nach Epikur wird Lust durch die Abwesenheit von Leid definiert. Solange den Griechen dieser Lustgewinn versagt bleibt, ist es müßig, sie zum Maßhalten anzuhalten.

  9. Zum Beitrag von Gerd Höhler „Der Popstar der Ökonomie“ in der FR vom 10.03.2015 sehe ich mich veranlasst, erneut einen Leserbrief mit der Bitte um Veröffentlichung zu schreiben:

    Gerd Höhler gesteht eingangs zwar ein, dass Gianis Varoufakis um seine Funktion als Finanzminister Griechenlands nicht zu beneiden ist, andererseits macht er sich über seine Eigenarten, die nun mal jeder Mensch haben darf, lustig. So lässt er sich über seine Kleidung aus und zitiert negative Ausdrücke wie „griechischer Mephisto“ oder „Drogendealer aus Manchester“ als ob Äußerlichkeiten wie „Rucksack statt Aktentasche“ die Qualität eines Finanzministers ausmachen würden.

    Für jeden, der sich mit den Problemen Griechenlands sowie auch mit dem Programm von Gianis Varoufakis beschäftigt hat, muss dieser Mann Bewunderung hervorrufen. Wer wäre schon bereit, eine solche Erblast, die die abgehalfterte Samaras-Regierung hinterlassen hat, zu übernehmen und für alle Folgen, die sich daraus ergeben, einzustehen. Auch tut man ihm ebenso wie dem Ministerpräsidenten Alexis Tsipras Unrecht, wenn man ihre Art des Vorgehens auf dem europäischen Parkett verurteilt. Zum Einen war diese demokratisch gewählte Regierung von den europäischen Partnern ungewollt (Zitat Schäuble, ihm täte Griechenland leid), zum Anderen betraten alle Syriza-Politiker Neuland und mussten sich erst mit den diplomatischen Gepflogenheiten zurecht finden. Weiterhin aber, weil Schäuble, Dijsselbloom und vor allem den Kollegen aus Spanien und Portugal der Wechsel von kopfnickenden Vasallen der Troika zu selbstbewussten Männern unbequem war, mussten sich Tsipras und Varoufakis auf ihre Art Gehör verschaffen, um überhaupt wahrgenommen zu werden.

    Wenn Gianis Varoufakis seine Vorstellung in der Eurogruppen-Sitzung zu einem ökonomischen Vortrag nutzte, war dies sicherlich notwendig und angesichts der neoliberalen Verbohrtheit dieser Gruppe überfällig. Vermutlich musste Gianis Varoufakis einigen seiner Kollegen sogar erstmals volkswirtschaftliche und mathematische Grundbegriffe beibringen, um ihnen zu erklären, warum sie sein Land in diese Misere geführt haben und warum den Menschen in anderen südeuropäischen Ländern wie Spanien und Portugal kaum besser ergeht. Dass die Kenntnisse und logischen Folgerungen von Varoufakis für Schäuble und dessen Büttel Dijsselbloom unangenehm sein mussten, ist einleuchtend.

    Auf jeden Fall wünsche ich Gianis Varoufakis und Alexis Tsipras für ihre Arbeit allen nur erdenklichen Erfolg sowie Standfestigkeit gegenüber dem neoliberalen Eurogruppen-Klüngel.

  10. Wie ich gerade lese, scheint es so zu sein, daß (s. ZDF-Umfrage zu G.) die meisten Deutschen keine Ahnung von ökonomischen Zusammenhängen haben, und meinen, das Prinzip der „schwäbischen Hausfrau“ auf alle Länder Europas gleichermaßen und gleichzeitig übertragen zu können. Wenn alle gleichzeitig sparen, wer soll dann als Käufer auftreten? Ökonomie ist eben keine Einbahnstraße!

    Ich kann nicht als Deutschland mit meinem gnadenlosen Lohn-Dumping und mehr oder weniger direkten Export-Subventionspolitik andere Länder niederkonkurrieren mit meinen Produkten, ihnen damit eigene Export-Erfolge verwehren und sie so in eine negative Handelsbilanz treiben und in die Staatsverschuldung zwingen, und ihnen dann genau diese Staatsschulden vorwerfen.

    Und noch etwas zu den Animositäten:
    Bei Griechenland geht es um Grundsätzliches, um vermeintlich preußische Tugenden, um alttestamentarisch-pietistische Prinzipien wie Schuld & Sühne, Vergehen & Strafe, und ganz viel Selbstherrlichkeit und Selbstgerechtigkeit auf deutscher Seite, und – nicht zu vergessen – um unterschiedliche Auffassungen von Kultur und Lebensart, wie die Frage: Helfe ich in Not geratenen Freunden und/oder Familienangehörigen aus Selbstzweck, aus Pflichtgefühl oder aus Humanität oder Altruismus.

    Und es geht auch um die beiden Personen Schäuble und Varoufakis. Schäuble hat immer noch ganz viel Zorn auf den Mann, der ihn zusammen geschossen hat und auf diese böse, ungerechte Welt. Er kann dem Schicksal nicht verzeihen, daß es ihn in den Rollstuhl befördert hat, wo er doch eigentlich auf den Kanzler-Stuhl gehört, als schwäbischer
    Tugend- und damit Spar-Meister; anstelle dieser DDR-Tussi, die nicht weiß, wie man „richtig“ regiert. Und so einem Hallodri wie dem
    Varoufakis muß man zeigen, wo der schwäbische Hammer hängt, koste es, was es wolle.

    Wenn ich sowohl Zeitungsberichte, Medienkommentare oder Talkshows zum Thema G. verfolge, entdecke ich immer mehr die Abkehr von der Rationalität und die Hinwendung zum Irrationalen. Da streiten sie sich
    wie kleine Kinder nach dem Motto: „Du hast angefangen“, „nein, Du!“, wo doch der Blick auf die Zukunft, nach dem Motto: „was käme nach einem Grexit, oder Graccident“, bitter notwendig wäre. Und wenn mensch zu dem
    Entschluß käme, das der Grexit derzeit die beste Lösung darstellen würde, dann gilt es, diesen vorzubereiten, auf das er sanft ablaufe.
    Sogar Frau Wagenknecht hat vorgestern bei ANNE WILL dies angesprochen.

    Im Ergebnis dann hassen Hartz-IV-Empfänger, Niedrig-Löhner und Aufstocker sowie Armutsrentner bei uns die Griechen, weil den Armen bei uns eingeredet wird, an ihrer Armut wären die in Saus und Braus lebenden Südländer Schuld, und somit indirekt andeutet: Wir würden Euch ja mehr geben, aber leider fließt über die EU das ganze Geld in den Süden. Und da jedes Land für seine Reichen seine eigenen Steuer-Reservate errichtet, findet Umverteilung eben nur grenzüberschreitend zwischen Unter- und Mittelschicht der betroffen Länder statt, aber nicht, wie notwendig, zwischen Unter- und Oberschicht eines Landes. Und D. ist da leuchtendes Vorbild.

    Und in Griechenland (angeblich einem Land der Trickser!!??) wächst die Wut auf die Deutschen, welche sich trickreich, siehe Vermeidung nach der WV im „Vertrag“ das Wort Frieden, sondern stattdessen „2 + 4-Vertrag“, nur, um sich vor Reparations- bzw. Wiedergutmachungsleistungen zu drücken.

    Wenn es um die Kohle geht, lassen wir es hier bei uns auch gerne mal ein wenig orientalisch zugehen.

  11. # 11, maillimi: danke zurück. Wir Deutschen sollten in unserem Stiefelschaftbecher-Gehabe nicht übersehen, das wir drauf und dran sind, bei vielen Ländern wieder ungute Erinnerungen an Stürmer & Drängen Richtung „am deutschen (Un-)Wesen soll die Welt genesen wachrufen! Ich überlege, an die griech. Botschaft zu schreiben und meine Solidarität zu bekunden, zumal ich mich für all die Ignoranten in unserem Lande schäme.

    Gnade uns Gott, wenn der Euro zerbricht. Was machen wir, wenn dann die DM wieder eingeführt wird und um 30% oder mehr aufwertet? Wer kauft dann all unsere schönen Waren? Allein von Panzern an Saudis können wir nicht leben. Und bezüglich Reparationen ist der Käse noch nicht gegessen und der Quark noch lange nicht gerührt. Da sagt heute auf SPON unter der Überschrift „Deutschland ist der g r ö ß t e Schuldensünder des 20. Jahrhunderts“ der Wirtschaftshistoriker Albrecht Ritschl im Interview:
    „Wenn die Stimmung im Land umschlägt, alte Forderungen nach Reparationszahlungen laut und a u c h von anderen europäischen Staaten erhoben werden und Deutschland diese je einlösen muß, werden wir alle bis aufs Hemd ausgezogen.“

  12. Ausgerechnet Schäuble will sich einen Namen verschaffen, in Greichenland geordnete Verhältnisse herzustellen:
    1. ist es unredlich, den 2+4 – Vertrag als Grundlage gegen die Rechtmäßigkeit der Reparationsforderungen anzuführen, da Griechenland mit der Einheit Deutschlands nichts zu tun hatte und auch nicht an diesem vertrag beteiligt war; andernfalls hätte man auch alle späteren Forderungen und Zahlungen, die aus dieser verhängnisvollen Zeit herrühren, mit diesem Vertrag ablehnen können.
    2. Erinnert sei der Regierungsantritt von Merkel, als Rob Scharfenberg von der Zeitung de Telegraaf Merkel in der Pressekonferenz zur Vorstellung des Kabinetts eine einfache Frage stellte: „Sie reden heute ziemlich viel über Geld, über Finanzen auch der Bundesrepublik Deutschland. Nun wollen Sie das Finanzministerium besetzen mit einer Person, der öffentlich beteuert hat im Deutschen Bundestag, dass er einen Waffenhändler nur einmal getroffen hat und dabei vergessen hat, dass er auch noch 100.000 D-Mark von dem angenommen hat. Also, wie können Sie so eine Person als sehr kompetent schätzen und sozusagen die Finanzen dieses Landes ihm [an]vertrauen in der Krise?“ Und was antwortete Merkel: „Weil, weil diese, weil diese Person mein Vertrauen hat.“ Auf Nachhaken des Journalisten, „Aber kann er mit Geld umgehen, wenn er vergisst, dass er 100.000 Mark bar in seiner Schublade liegen hat?“ fiel ihr nur folgendes ein: „Ich kann gerne den Satz nochmal wiederholen, aber ich habe aus meiner Sicht alles gesagt.“ Solche Leute urteileilan dann über die Finanzen eines Landes wie Griechenland, und keiner außer Varoufakis wagt, zu widersprechen.

  13. (nicht nur) # 13, Peter Boettel:

    So ist das eben bei schwäbischen Hausfrauen. Damit der gepflegte Vorgarten nicht beschädigt wird, und die womöglich nicht gut gesonnenen Nachbarn nicht gestört werden, läßt man den Briefboten mit den 100.000 Flöhen durch die Hintertür ein, gerne auch ein zweites Mal. Man kennt sich eben, und weiß, was man aneinander hat. Inoffizieller Wahlspruch der CDU:
    Schwarze Partei + schwarze Konten ./. schwarze Nullen = schwarze Null.

    Da sollen sich die Griechen mal eine Scheibe von abschneiden, mit ihrem dürftigen Fakelaki!
    Da hatte die Troika in der „Beratung“ wohl Anfänger dabei.

  14. Ich will Euch einmal ein Märchen erzählen. Da gab es vor Jahren ein Land im europäischen Süden, welches als Erfinderin der Demokratie galt. Und da gab es im Rest-Europa Bestrebungen, für die meisten Länder in Europa eine gemeinsame Währung zu schaffen, welche den Namen Europas als Namen tragen sollte. Da haben sich die im Süden gedacht: wir, als Erfinder der Demo- usw. usf., sollten diese Währung auch haben, weil sie sicherlich golden leuchten wird und nicht nur papiern daherkommt wie unsere Drachme.

    Und da sie im byzantinischen Umgang mit Zahlen sehr geübt waren, schrieben sie mit schöner Schrift eine wunderbare Bewerbung und verhüllten das Kleingedruckte ähnlich wie eine Bauchtänzerin mit hübschen bunten Schleiern. Die für die Prüfung Verantwortlichen schauten wohlwollend auf diese Daten und fanden das, was ab zu und zu durch die Schleier blitzte, sehr einnehmend.

    Ein Land allerdings sah genauer hin und merkte, daß hier mehr Schein als Sein vorlag. Da hatte einer unter ihnen eine grandiose Idee. Er sprach: wir haben doch da noch Altlasten, die noch nicht komplett abgetragen bzw. abgeschrieben sind. Laßt uns doch diese Südländer zu einem byzantinischen Gastmahl einladen, und ihnen einen Tausch vorschlagen: Ihr kommt rein, und wir kommen raus – aus unseren Verpflichtungen. Und so geschah es, Dieser Deal wurde natürlich nie festgeschrieben oder gedruckt – es war eine Vereinbarung unter Ehrenmännern und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.

    Und so war man dann zu Recht entrüstet, als die Südlichter plötzlich nichts mehr von dem Deal wissen wollten, nur weil ihnen momentan das Geld ausgegangen war.

  15. # 14 Wolfgang Fladung, danke, diese Gleichung finde ich gut; die muss ich öfters zitieren. Nur im immer noch schwarzen Schwabenland (trotz grün-roter Regierung) ist es oft schwer, Gehör zu finden, aber die Schwarze Null kommt aus Baden.

  16. Die Kapriolen des Ökonomieprofessors Varoufakis erheitern mich zusehends: Gerade habe ich ein Bild von dem schönen Professor entdeckt, auf dem er ganz selbstverliebt in seinem eigenen Buch liest. Ein bisschen erinnert er mich auch an den schönen Fußballer Cristiano Ronaldo beim Torjubel. Könnte Prof. Varoufakis narzisstisch veranlagt sein? Welchen Einfluss hat ausgeprägter Narzissmus auf Urteilsfähigkeit? Der griechische Ökonomieprofessor bittet in seiner Verzweiflung die deutsche Physikerin Frau Merkel um einen „Merkel-Plan“, mit dem sie Griechenland und Europa vor dem ökonomischen Untergang bewahren soll, obwohl sie wie eine schwäbische Hausfrau denkt und handelt. Merkwürdig! Was würde denn der „olle Keynes“ dazu sagen? Eins steht fest: Mit seinen Kapriolen stellt der Ökonomieprofessor Varoufakis die Nibelungentreue der altdeutschen Linken und Sozialdemokratie auf eine sehr harte Probe.

  17. @17
    Mit Kenntnissen der Individual-Psychologie und der Massen-Psychologie ist auch das Phänomen Varoufakis, sein Narzissmus und seine Griechen zu erklären, die keine richtige Finanzverwaltung aufbauen können. Klar, die anderen sind immer schuld.
    Hauptsache, dort unten scheint weiter die Sonne und der griechische Wein und der Ouzo bleiben uns im weißen Bademantel erhalten.
    Der Retsina ist übrigens gehartzt, Klasse Hartz IV ……
    Prösterchen, Ihr schwäbischen Hausfrauen!

  18. Wer die gestrige Jauch(e)-Sendung gesehen hat, weiß, das es gar nicht mehr um Austausch von sachlichen Argumenten und gegenseitiges Verständnis geht, und davon, die Kuh vom Eis zu bekommen. Gestern gab es ein inquisitorisches Tribunal, incl. Jauch, der eigentlich nur moderieren und nicht mit anklagen sollte. Varoufakis hat es dann selbst angesprochen: diese neue Regierung muß weg, weil sie nicht in den neoliberalen Zeitgeist passt und den Besitzenden und den damit verbandelten Politikern in die Kandare fährt. Selbstbestimmung, wo kämen wir denn da hin? Ihr habt gefälligst zu parieren und sonst das Maul zu halten. „Sie“ werden es schaffen, weil die Tsipras-Regierung machen kann, was sie will, es wird nicht nützen und nicht ausreichen! Und dann werden wieder solche Strohpuppen des intern. Kapitals eingesetzt, die fleißig weiter für Umverteilung sorgen, von unten nach oben. Wer Schulden hat, soll sich schuldig fühlen, das Maul halten, willfährig sein, sich ausbeuten lassen und Demokratie in der Art von Globuli genießen: Dran glauben, aber nichts bewirken.

    Also, lassen wir es krachen. Die Frage ist nur, ob dann die Goldene Morgenröte, als mögliche Nachfolge-Regierung, willfähriger ist. Die halten es eher mit Le Pen, aber irrlichtern ganz rechts-außen.

  19. Noch eine klitzekleine Ergänzung, nicht nur auf Griechenland bezogen: Geld/Kapital macht autark und autonom, vor allem aber unabhängig. Bei Armut und wenig bis kein Geld ist das Gegenteil der Fall. Oder anders: Arme benötigen Demokratie, können diese sich aber nicht leisten; Reiche können auf Demokratie pfeifen, weil letztendlich zu teuer. Und wo benötigt, wird Demokratie gestaltet und instrumentalisiert.

  20. Von 2009 bis 2014 sind Griechenlands Schulden von 299Mrd.€ auf 318Mrd.€ (ca. 6,3%)gestiegen. Im gleichen Zeitraum ist die Überschuldung gemessen am BIP von 130% auf 175% (ca. 35%)angestiegen. Mit diesen Werten waren Troika, EU und ganz besonders Deutschland sehr zufrieden. An den Werten sieht man ja auch, dass die Verschuldung kaum zugenommen hat und den Griechen fehlt ja auch nur 30% Kaufkraft. Der Steuerausfall ist bestimmt auch leicht zu verschmerzen da an der Sozialfront sicher noch genügend Milliarden eingespart werden können. Irgendwie bin ich zu Blöd zu verstehen warum die alte Regierung die Troika und die EU trotz der Zunahme der Schulden alles richtig gemacht haben. Vielleicht ist jemand in der Lage einem Blödel diesen Wiederspruch zu erklären?
    Wenn in D die Arbeitslosenzahlen steigen wird nach Investitionen geschrien und es werden die entsprechenden Programme aufgelegt. Den Menschen in D haben solche Programme nie etwas genützt. Der Export wurde zwar angekurbelt und die Arbeitslosenquote geringer (Export von Arbeitslosigkeit, auch nach G)aber die Kaufkraft der „Werktätigen“ verschlechterte sich. Dafür wurden unsere Reichen reicher. Das erinnert doch sehr an Griechenland. Versuche, es in D einmal anders zu machen, indem Gehälter erhöht und Arbeitszeit verkürzt wird (Verteilung von Oben nach Unten) wurden immer Erfolgreich von unseren „christlichen“ im Parlament verhindert. Mit der sozialen Marktwirtschaft sind wir zum Global Player geworden und mit der neoliberalen Marktwirtschaft werden wir zum Armenhaus.
    Zum Wohle des deutschen Volkes zeigen wir der Welt unseren Geiz. Wir sollten wohl nur noch in D unseren Urlaub verbringen wenn wir Wert auf Verständnis legen!

  21. @ Wolfgang Fladung

    Wirklich gut gebrüllt, Löwe!

    Die Karawane aber läßt sich ungern aufhalten in der Sonne des Südens …..

    In dieser wunderschönen Landschaft lebt es sich eben anders als im oft verregneten und grauen Γερμανία.

  22. # 22 – G. Rudolphi: vielleicht verstehe ich Ihren Humor nicht so ganz, aber welche Karawane meinen Sie denn? Wenn einer auf der Straße auf einer Gummimatte liegt, vielleicht krank, ohne Medikamente, nützt ihm das schöne Wetter nix. Ob es regnet oder nicht – ihm geht es beschissen.

    Sollte es eine „neoliberale“ Karawane sein, dann läßt sich diese durch nichts und niemand aufhalten, weder durch Vernunft noch durch Argumente. Kali nichta.

  23. @ 23 Wolfgang Fladung
    Zitat:
    „Wenn einer auf der Straße auf einer Gummimatte liegt, vielleicht krank, ohne Medikamente, nützt ihm das schöne Wetter nix. Ob es regnet oder nicht – ihm geht es beschissen.“

    Spielen wir doch die Varianten einmal durch:
    1. Jemand liegt auf der Straße auf einer Gummimatte krank, ohne Medikamente, bei schönem Wetter, schönem Wetter wie meistens im Lande. Nebenan sitzen hübsche Mädchen in der Sonne, deren Anblick tröstet ihn aber etwas.
    2. Jemand liegt auf der Straße auf einer Gummimatte krank, ohne Medikamente, bei Regen- Wetter, Regenwetter, wie so oft im Lande. Die hübschen Mädchen sitzen alle in ihren Häusern, kein einziges Mädchen ist für ihn zu sehen, das ihn etwas ablenken könnte.

    Die 2. Variante ist imho noch beschissener als die 1. Variante. Deshalb hat er vielleicht noch mehr Leidensdruck, es das nächste Mal nicht mehr so weit kommen zu lassen und wird versuchen, diesen Zustand tunlichst zu vermeiden. Er baut dazu vorsorglich ein Häuschen und liegt dann beim nächsten Mal krank im Trockenen im Bett und hat jetzt auch Medikamente vorrätig. Er wird dadurch zu einem guten Vorbild für seine Angehörigen und seine Mitbewohner und auch die jungen Mädchen werden, die ja auch lieber im Bett als auf der Straße bei ihm liegen, und alle werden jetzt sagen: „Schaffe, schaffe, Häusle baue, und net nach de Mädle schaue“

    So hat das ja ungefähr im „Ländle“ sehr erfolgreich funktioniert ……….

    Aber damit muß ich nun leider in diesem Thread aufhören wegen anderer Interessen, aber keine Mädle mehr, altersbedingt, sorry. Da bleiben nur noch der Trollinger und die warmen Gedanken, die einen von Innen heraus erwärmen bei diesem Wetter hier in Deutschland …….

    Aber der Herr Varoufakis kommt mir sehr griechisch vor, ich denke da an die antiken griechischen Tragödien, die Illias und an den schönen Paris.
    Bei Herrn Schäuble denke ich an das urdeutsche Nibelungenlied, an das Rheingold, den Schatz im Rhein, an den grimmen Hagen.
    Klar, der läßt doch den schönen Paris nicht an den behüteten Schatz im Rhein, mag der auch wie eine Sirene tagelang singen, der grimme Hagen fällt darauf nicht herein, so wie einst schon der listige Odysseus.
    Und die Kriemhild steht da und formt die Hände zu einer Raute.
    Der Michi Herl muß nun für mich weitermachen. Welche Rolle spielt hier Juncker, welche Tsipras in diesem Drama?

  24. Nach den ganzen Debatten der letzten Zeit ist mir eine Frage in den Sinn gekommen: Warum haben sich die Verantwortlichen in Europa rund um die ganzen von der Troika verordneten Rsstriktionen, welche ja wohl zuvörderst die Falschen getroffen haben, nicht gleichzeitig für Kapitalverkehrskontrollen ausgesprochen und diese eingeführt? Das hätte Griechenland Geld eingebracht, darunter sicher viel unversteuertes, und wäre so auch den Forderungen von vielen nach „Reformen“ entgegen gekommen. Oder hat man das gar nicht gewollt, aus recht durchsichtigen Gründen?

    Die Kehrseite der Medaille ist dann die von Amts wegen nicht sanktionierte, also quasi dann legale Steuerhinterziehung bei uns:

    – keine oder nur geringe Erbschaftssteuer
    – keine Vermögenssteuer
    – Einkommensteuer 42 + 3%
    – Kapitalertragssteuer 25%
    – kaum Steuerprüfungen durch die Länder, wegen des (blöden) Finanzausgleichs

    Wie wäre es, wenn die Griechen hier bei uns den Finger in die Steuer-Wunde legen würden – ein Aufschrei wegen „Einmischung“?

  25. 18 null drei-ich nehme mir frei.
    Dazu ein Gedicht von Bertold Brecht.

    Die Unteren sollen unten bleiben
    und die Oberen oben das heißt Ordnung.

    Die Räuber sollen ohne Furcht ihre Beute verzehren und sagen: es herrscht Ruhe!

    Wer arm ist, wird ärmer und wer reich ist, wird reicher. Wenn alle einverstanden sind, dass es so bleibt, dann herrscht Einigkeit.

    Wer auf die Straße geht und revoltiert der ist ein Verbrecher.

    Die Satten gehen nicht auf die Straße und die Brotverteuerer revoltieren nicht, also sind sie keine Verbrecher

  26. # 25, Wolfgang Fladung: Wenn es Deutschland so schlecht ginge wie Griechenland, würde trotzdem keine gerechte Steuer eingeführt, andererseits aber massiv noch mehr beiden unteren Einkommensgruppen gespart, so ging auch die Weimarer Republik zugrunde, aber die Schwarze Null scheint zu dumm zu sein, um daraus zu lernen, er kann nur anderen Vorschriften machen und diese noch übel beschimpfen. Oder will er gar der goldenen Morgenröte zum Sieg verhelfen?
    Zum Punkt Einmischung: Schulz fordert Tsipras auf, die Koalition zu beenden; wie groß wäre der Aufschrei, wenn jemand Gabriel auffordern würde, die Koalition mit Merkel und Seehofer zu beenden?

  27. Danke, # 25, Peter Boettel, immer schön, wenn es Menschen gibt, die ähnlich ticken. Abgesehen vom undemokratischen Verhalten unserer politischen Zuchtmeister: mit wem hätte Tsipras denn koalieren sollen? Mit der Anel gab es eben die meisten Schnittstellen. Und wenn es um rechtspopulistische Akteure gibt, finden sich bei uns die meisten in der CSU. Und Gabriel & Co. haben sich auf Gedeih und Verderb mit ihrer Junior-Partner-Rolle abgefunden, und werden sich irgendwann in ihrem Wahlergebnis eher einer einstelligen Zahl annähern, weil D. keine zwei neoliberalen Parteien braucht.

  28. (Psychosozial)starke Menschen leben immer auf Kosten sogenannter(psychosozial)schwacher Menschen.

  29. Zunächst Danke an Bronski für die Veröffentlichung des Kommentars # 25 von Wolfgang Fladung sowie von Rainer Boos in der FR vom 20.03.2015. Zu Wolfgang Fladung habe ich mich unter # 27 zustimmend geäußert, während Herr Boos ebenfalls meine volle Zustimmung findet und die Fakten mit anderen Worten schildert, die ich in früheren Leserbriefen angedeutet habe.
    Jedoch zum Beitrag von Thomas Kröter in der FR vom 20.03.2015, in dem dieser eine Negativstimmung im Volk, im Parlament und der Regierung erwähnt, muss klargestellt werden, wie die Meinungen durch die sogenannte Qualitätspresse gesteuert werden. Wenn in Bild nur gegen „faule Griechen“ gehetzt, im Spiegel Alexis Tsipras als Geisterfahrer betitelt und bei Jauch eine Stinkefingermanipulation des Satirikers Jan Böhmermann eingespielt wird, abgesehen von der bei Jauch üblichen parteiischen Diskussionsführung, wird allzu deutlich, dass kein Mittel unversucht bleibt, um die von der Schwarzen Null sowie dem Wadenbeißer Kauder mit übelsten Worten beschimpfte griechische Regierung ins Abseits zu stellen und deren Sturz zu betreiben, damit die Bevölkerung noch weiter ins Elend gestürzt und den Oligarchen zu noch mehr Reichtum verholfen werden kann.

  30. zu @ 25 Wolfgang Fladung
    Ich frage mich warum eine linke Regierung nicht Kapitalverkehrskontrollen einführt und die Regeln die von der Eu in Zypern vorgegeben wurden auch in G. anwendet. Da könnte doch keiner dagegen sein?

  31. Falls es Hans, # 31, noch erreichen sollte: Ich habe doch in meinem Beitrag # 25 die Kapitalverkehrskontrollen angesprochen, nur auf europäischer Ebene, weil es nichts bringt, wenn Griechenland diese alleine einführt.

  32. Hallo, Herr Fladung, Nr. 25: ich verstehe Ihre Fragen nur rhetorisch,denn eigentlich ist doch klar, warum die Syriza in GR nicht erfolgreich sein darf, weil nämlich sonst andere Länder, vermutlich D als letztes, auch auf gute Ideen für eine gerechte Besteuerung kommen würden. Wäre doch schön, wenn die Kapitaleinkommensbesitzer wieder nach ihrem persönlichen Steuersatz besteuert würden und nicht nur nach der „Abgeltungssteuer“ in Höhe von 25 %. Und wäre doch schön, wenn wieder eine Vermögensteuer eingeführt würde, und wäre doch schön, wenn Erben, die für ihr Erbe ja nichts geleistet haben, als sich die richtigen Eltern auszusuchen, nach Leistungsvermögen besteuert würden. Aber das darf alles nicht passieren, deshalb wird so lange Syriza-Bashing betrieben, bis ich aufhöre, die morgendlichen Pressespiegel zu hören.
    Und noch ein Griff in die Literatur: Zum Reichen sprach der Arme bleich, wär ich nicht arm, wärst Du nicht reich.

  33. zu 25 # W. Fladung und 33 # corinna15
    Die von Ihnen ungeliebte „Abgeltungssteuer“ beträgt beträgt 25%. Doch das ist nur ein Teil der Realität. Hinzu kommt noch der Solidaritätszuschlag, dadurch steigt die „Abgeltungssteuer“ auf rund 28%, eventuell kommt noch die Kirchensteuer mit 8% auf die Abgeltungssteuer hinzu und schon sind 30% erreicht.
    Wenn schon Zahlenangaben in die Diskussion geworfen werden, dann sollten sie zumindest vollständig sein.

    Noch Eines: Die Abgeltungssteuer ist keine Einbahnstraße, denn Gewinne auf der einen Seite können mit Verlusten auf der anderen Seite verrechnet werden. Und zwar unabhängig davon, ob die Abgeltungssteuer 25, 40 oder mehr % beträgt.
    Gleichen sich Gewinne mit den Verlusten aus,ist die „Abgeltungssteuer“ gleich Null.
    ist dagegen der Verlust größer als der Gewinn, hat der Steuerzahler Pech und bleibt auf seinem Verlust, der der Differenz entspricht zu 100% sitzen.

    Noch Eines: Woher wissen Sie, dass die Erben nichts geleistet haben, als sich die richtigen Eltern auszusuchen (entscheidet der Fötus im Mutterleib zu welchen Eltern er gehören will? Das wäre in der Tat eine neue Erkenntnis!)

    Woraus leiten Sie diese Erkenntnis ab?
    Ich kenne potentielle Erben, die ihren Eltern tatkräftig bei dem Aufbau ihrer Existenz geholfen haben.
    Soll hier nur polemisch argumentiert werden, um Stimmung zu machen?
    Es wäre gut, wenn Griechenland zumindest diese „Abgeltungssteuer“ nicht nur einführen, sondern auch eintreiben würde.

  34. Hallo runeB, # 34: Es gibt sogar Linke, die sich mit der Steuer beschäftigen. Bei FINANZTIP fand ich Folgendes:

    Mit dem Abzug der Abgeltungssteuer durch die Bank ist die Einkommensteuer auf Ihre Kapitalerträge bezahlt. Selbst wenn Ihr persönlicher Einkommensteuersatz oberhalb von 25 Prozent liegt, brauchen Sie Ihre Kapitalerträge nicht mehr in Ihrer Steuererklärung angeben. Sie zahlen also dank Abgeltungssteuer nicht mehr als 25 Prozent plus Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer auf Ihre Kapitalerträge.

    Dazu: Kirchensteuer ist FREIWILLIG, kein Zwang, entspricht als eher einer Spende. Wenn Sie Gut- bzw. Großverdiener sind, und Steuern auf ihr Arbeitseinkommen zahlen, sind sie schnell in der Nähe von 40 oder mehr Prozent. Da sind Sie als einer, der von Kapitalerträgen lebt, fein raus, mit ihren max. 28%. Und wichtig ist doch das, was am Ende übrig bleibt, oder warum wird immer die gezahlte Steuer so betont und nicht das, was netto bleibt? Sicherlich können auch Sie nicht negieren, daß in D. immer mehr umverteilt wird, von unten nach oben. Zeit für eine Umkehr durch ein anderes Steuerrecht!!!

    Auch ich habe meiner Mutter durch meine Einnahmen tatkräftig geholfen, da diese, als ungelernte Arbeiterin nur ein Minimum zur Verfügung hatte. Existenzerhalt der Mutter sozusagen. Mangels Erbe allerdings dann ohne Erben-Rendite, und auch nicht in der EKSt. absetzbar. Erben ist Einkommen, und muß daher versteuert werden, basta.

    Ja, Abgeltungssteuer für reiche Griechen, nur leider finden Sie in G. kaum noch solche, weil diese inzwischen kaum noch in G. zu finden sind, sondern eher in der Londoner City, beim Schampus-Saufen auf die lächerliche Steuer von 3% – nur auf das, was in GB „verdient“ wurde, weil das brit. Steuerrecht in diesem Falle auf Steuern auf das außerbritisch erzielte Einkommen verzichtet.

    D.h., eine Steuer-Vereinheitlichung und -Harmonisierung innerhalb Europas, verbunden mit Kapitalverkehrskontrollen, würde G. mehr einbringen. Aber da hackt eine Krähe der anderen ja kein Auge aus. Also, freuen Sie sich über ihr Erbe.

  35. zu @31 Wolfgang Fladung
    ich wollte ihren Beitrag 25 nicht kritisieren sondern ergänzen. Warum eine sozialistische Regierung nicht zu den Zypern Regeln greift ist mir trotzdem einigermaßen unklar.

  36. zu 35 # W. Fladung
    „D.h., eine Steuer-Vereinheitlichung und -Harmonisierung innerhalb Europas, verbunden mit Kapitalverkehrskontrollen, würde G. mehr einbringen. Aber da hackt eine Krähe der anderen ja kein Auge aus.“
    Das alles hätte man vor der Einführung des Euros machen müssen, hatte es aber nicht getan. Es ist müßig, das immer wieder wiederholen zu müssen.

    Dass Sie sich mehr oder weniger sehr häufig mit Steuern insbesonders gewünschten Steuern wie Erbschaftssteuer und Vermögenssteuer und Steuererhöhungen befassen, will ich gar nicht in Abrede stellen. Sind das doch unbestrittene Lieblingsprojekte der Linken.

    Wenn aber die Abgeltungssteuer 25% + Soli also 28% beträgt, dann sollte man auch diese Zahl nennen und nicht stets mit 25% argumentieren. Die 25% dienen als Stimmungsmache-Verstärkungsfaktor. 28% klingt nach ein bisschen mehr, scheint daher ideologisch begründet unerwünscht.
    Wenn in der Steuererklärung Einkommensgrenzen eine Rolle spielen, sind die Kapitalerträge heranzuziehen. z.B. Aufwendungen für medizinischen Leistungen, Gewährung von Bausparprämien etc.

    „Also, freuen Sie sich über ihr Erbe.“
    Ich kann Sie beruhigen, geerbt habe ich nicht viel, gebe das Schritt für Schritt an meine Geschwister zurück und ich würde das bisschen gerne wieder sofort zurückgeben, wenn meine verstorbene Mutter dafür einige Jahre länger hätte leben dürfen.

    Man hatte bereits vor einem Jahr der griechischen Regierung relevante Auskünfte über in der Schweiz von Griechen angelegte Geldvermögen angeboten, geschehen ist bis jetzt nichts. Auch die neue Regierung, die sofort von diesem Angebot der Schweiz hätte Gebrauch machen können, hat bislang nichts in dieser Richtung unternommen. Zumindest ist bisher noch nichts Derartiges an die Öffentlichkeit gelangt.

  37. Wie man den Niedergang der griechischen Wirtschaft dadurch beschleunigt, daß man die von FRAPORT geplanten privatwirtschaftlichen Investitionen in zahlreiche griechische Regionalflughäfen durch hanebüchene politische Entscheidungen in Athen und vor Ort unterbindet, wirft ein bezeichnend düsteres Bild auf die tatsächlichen Verhältnisse in Griechenland. Selbst der Tourismus wird von der neuen Regierung und ihren ideologischen Ablegern in den Provinzen ruiniert. An einen Verbleib Griechenland´s im EURO vermag selbst der Gutmeinendste kaum noch zu glauben. Das Gewürge düfte vielmehr unendlich weitergehen, ein Ende ist nicht in Sicht. Kostbare Zeit wurde vertan, und wenn es je einer Illustration dessen bedurfte, was Dilettantismus bedeutet, dann hat die neue Regierung eine höchst einprägsame Inhaltsbeschreibung geliefert. Die links-rechts-radkale Regierung führt selbst die Solidarität ad absurdum, wenn es Hilfen von solchen Euroländer beansprucht, deren Bürgern mit weniger auskommen müssen als vergleichbare Bürger in Griechenland. So schamlos es ist, es ist griechisch.

    Wir befinden uns in einer durch nichts aufhaltbaren Abwärtsspirale, die erst durch das Ausscheiden Griechenland´s aus dem Euro gestoppt werden kann. Da das Land dann der humnanitären Hilfe bedarf, sollten wir das Geld des Euro-Raums und der EU besser auf die Wiederbelebung Griechenland´s auf der Basis einer wiedereingeführten Drachme konzentruieren. Die Griechen werden noch zu erkennen haben, daß sie mit Tsipras und Syriza ihren Ruin gewählt haben. Die Schmach der Griechen haben sie sich ausschließlich selbst beigebracht. Griechenland ist längst mit einem „failed state“ verglichen worden. Es gab die „failed election“ mit Inthronisierung eines „failing government“ und der Induktution einer „slumping economy“. Und die Regierung tanzt Syrtaki am Abgrund.

  38. Sollte es zutreffen, dass in Griechenland die Löhne etwa doppelt so hoch wie in Polen (das nicht der Eurozone angehört)sind, dann stellt sich die Frage, wie Griechenland mit einer derart ungünstigen Ausgangsposition wettbewerbsfähig werden will.

    Doe Probleme Griechenlands haben sich doch nicht geändert, nur die Regierung ist eine andere.
    Je länger Griechenland im Euro bleibt, desto teurer wird es für die Gläubigerstaaten. Wie lange wird deren Geduld ausreichen? Denn unter diesen Staaten sind etliche, die ärmer als Griechenland sind.

    Ein Grexit wäre doch nur die Korrektur eines fatalen Irrtums, der darin bestanden hatte, den Griechen den Beitritt in den Euro zu gestatten. Der Beitritt beruhte auf einer „kreativen Buchführung“ seitens der Griechen, Realisten würden das auch als schlichten Betrug bezeichnen. Hierzu hat sich die neu Regierung noch nicht geäußert, sollte sie aber, wenn sie schon auf Altschulden Deutschlands hinweist.
    Anders formuliert könnte man den Rückschluss ziehen, dass der Euro-Beitritt Griechenlands einer rechtlichen Grundlage entbehrt, weil er durch gefälschte Unterlagen, also auf einer bewussten Täuschung beruhend, zustande kam.

    Derartige Verträge und Vereinbarungen sind jedoch null und nichtig, gelten als nicht zustandegekommen.

    Die Aussage: „Scheitert der Euro, scheitert Europa.“ ist schlichte Angstmache. Europa gab es schon, bevor es einen Euro gab. Dahinter verbirgt sich nur die Sorge, Farbe für eine grundlegend verfehlte Politik zu bekennen.

    Frau Wagenknecht (heißt sie jetzt Lafontaine?) brachte es auf den Punkt, als sie feststellte, es würde sich hierbei um eine Insolvenzverschleppung handeln.

    Frau Merkel hat nur die Sorge, dass die bisherige Poltik, Griechenland (um nahezu jeden Preis) im Euro zu halten, scheitern könnte.

    Belässt man Griechenland im Euro, so wird man um eine Daueralimentierung nicht herumkommen. Mal sehen, wie dann die Euro-Staaten,z.B. die baltischen Staaten (die wegen der russischen Bedrohungen nicht gerade auf Rosen gebettet sind), darauf reagieren.
    Zu guter Letzt könnte Griechenland mit einer eigenen Währung, eine GZB (Griechische Zentralbank) beauftrage, nach dem Vorbild der EZB nach Belieben Geld zu drucken und zuverteilen. Das allerdings in eigener Regie und eigener Verantwortung.

    Der Wunsch der neuen griechiechen Regierung (unbedingt) im Euro bleiben zu wollen, hat wenig mit der Liebe zum Euro zu tun, sondern mit der Verweigerung Eigenverantwortung durch eine eigene Währung zu übernehmen.
    Darin unterscheidet sich die neue Regierung in keiner Weise von den vorangegangenen Regierungen, denn die Sachzwänge sind die gleichen geblieben.

  39. Man darf vermuten, daß die neue griechische Regierung die EU und die Nato gleichzeitig geostrategisch erpressen möchte. Darauf deuten viele Anzeichen hin. Die EU soll durch weiter Alimentierungen Griechenlands die Süd-Ost Flanke der Nato absichern. Dieses Kalkül trifft in gewisser Weise auch auf das Nato-Mitglied Türkei zu, das durch eine Assoziierung an die EU angebunden werden sollte.
    Gegen Erpresser gibt es aber nur ein einziges Mittel: Sich nicht erpressen zu lassen und auf Zeit spielen!

  40. #38 V.Grebe
    Frage besitzen Sie Aktien von Fraport?
    Wenn ja, kann ich es verstehen, dass Sie so schnell wie möglich die griechischen Flughäfen verscherbelt haben möchten. Für 14 Flughäfen hat Fraport 1,234 Milliarden € geboten. Vergleich: Kassel Kalden unser Vorzeigeflugplatz hat 270 Millionen gekostet x14 = 3,78 Milliarden wenn das kein Schnäppchen ist. Die Flughäfen gehören dem Volk und nicht den Finanzhaien.

  41. Es gibt eigentlich nur einen Faktor, der dem Verbleib Griechenland´s in der Euro-Zone entgegensteht. Es ist die Regierung Tsipras selbst, die sich gleichsam als Garant eines Euro-Austritts Griechenland´s geriert. Tsipras hat das Kunstück hinbekommen, den im niedrigen Gang befindlichen Wirtschaftsmnotor auf eine dramatische Art und Weise abzuwürgen, und das innerhalb kürzester Zeit. Niemand investiert mehr, die Kapitalflucht ist auf Rekordniveau, und gleichzeitig ruiniert Tsipras mit aufsässigen und arroganten Reden den Ruf Griechenland´s als eines freundlichen Gastgeberlands für Touristen aus Europa und insbesondere Deutschland. Selbst der Tourismus dürfte also durch Tsipras Schaden erleiden und die Aussichten Griechenland´s nachhaltig verdüstern, in absehbarer Zeit wirtschaftlich und finanziell wieder auf eigenen Beinen zu stehen.

    Die Haltung der Griechen zu ihrer Regierung und den fundamentalen Problemen des Landes ist schizophren. Mit hoher Zustimmung von ca. 70 % in Meinungsumfragen den Kurs der Tsipras-Regierung einerseits gutzuheißen und ihr zugleich mittels Beteiligung an Kapitalflucht und fortgesetzter Steuerhinterziehung den Boden unter den Füßen wegzureißen, weil ihnen das Schicksal des Landes nichts, das persönliche Wohlergehen jedoch alles bedeutet.

    In einer Situation, in der das Tsipras´sche Regierungsspektakel mit seinen maßlosen Forderungen an die europäischen Partner von opportunistischen griechischen (absurderweise auch deutschen !) Claqueuren begleitet wird, die andererseits alles tun, um sich der Solidarität mit dem eigenen Land zu versagen, kann von keinem noch so gutmeinenden Europäer verlangt werden, einem Transfersystem nach Griechenland von unbegrenzter Dauer zuzustimmen.

    Die diplomatische Watte, mit der in den letzten Tagen Tsipras umhüllt worden ist, kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Kanzlerin ein sehr ernstes Gespräch mit dem Griechen geführt haben dürfte. Tsipras scheint jedoch insoweit begnadet zu sein, als er dem Ernst der Situation zum Trotz und mit festem Blick auf die von ihm an der Nase herumgeführten griechischen Wähler von einem schon gespenstig anmutenden schein-optimistischen Trotz erfüllt zu sein scheint. Es wäre gut, wenn Frau Merkel und die anderen europäischen Regierungschefs der Zumutung widerstünden, Signale eines unbegründeten Optimismus über die griechische Lage in die Welt hinaus zu senden. Vor allem aber müssen sie der griechisch-regierungsamtlich ausgestreuten Propaganda widerstehen, daß Nüchternheit beim Blick auf Griechenland mit Härte und sozialer Unerbittlichkeit gleichzusetzen sei. Es ist Tsipras allein, der den Griechen die Chance auf Erholung aus schwieriger Lage nimmt. Tsipras´ wahrer Koalitionär im Geiste ist Franz Josef Strauß, dessen berüchtigte Sonthofen-Strategie, daß alles nur schlechter werden muß, um für einen Radikalwechsel zu sorgen, von Tsipras auf unnachahmliche Weise in die Praxis umgesetzt wird. Eine Koalition zwischen Links- und Rechtradikalen, und dann noch auf schaumschlägerhafte Weise von einem Mann wie Gysi bejubelt (Tsipras ein „Glücksfall“ für Europa), hatte als Vorbild für potentielle Nachahmer schon in der Entstehungsphase ausgespielt. Der griechische Tanker ist dem Eisberg gefährlich nahe. Wer könnte die Kollision noch stoppen ? Allein Tsipras mit einem sofortigen Rücktritt seiner Regierung. Andernfalls ist die Kollision gewiß.

    Wie schrieb doch die London Times dieser Woche in einem Kommentar ? Tsipras habe überhaupt nicht begriffen, was das Problem seines Landes sei. Dieser Einschätzung ist schlicht nichts hinzuzufügen.

  42. Klasse Vorschlag: Tsipras soll zurücktreten. Und wer folgt nach: die ganzen Fuzzis & Koryphäen, welche den Karren vorher in die Scheiße gefahren haben? Seit 2010 (eigentlich schon weit vorher) geht es doch unaufhörlich bergab, und weder die Reichen wurden zur Kasse gebeten noch die Gesetze überarbeitet. Warum? Weil eine Krähe der anderen kein Auge aushackt! Und den Beitritt zum Euro haben die Griechen zwar mit falschen Zahlen herbeigeführt, aber in der Euro-Zone wurden alle Augen und Hühneraugen zugedrückt – man wußte von dem Fake und hat gute Mine zum bösen Spiel gemacht: war ja das Mutterland der Demokratie (oder der Oligarchie, oder des Patronats, oder der Schiebung?).

    UNd einer, der jetzt, trotz vieler Widerstände, aufräumen will, soll weg, womöglich durch die „Goldene Morgenröte“ ersetzt. Oder, noch teurer, Griechenland raus, dafür die ach so solvente Türkei rein, wie es die Amis wollen? Dann wird es erst richtig teuer. Na dann, gut Nacht, Sannche!

  43. Jetzt kommt es vermutlich zum Showdown, Tsipras läßt die Hosen runter:

    „Griechenland: Tsipras droht mit Einstellung des Schuldendienstes“
    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/griechenland-alexis-tsipras-droht-mit-einstellung-des-schuldendienstes-a-1026026.html

    Aber er hat ja nicht viel Vorzeigbares darunter, die Griechen können es bald alle selber sehen, die nächsten griechischen Parlamentswahlen sind ja spätestens in 1,2,3,4….+X Jahren, historisch für Griechenland nur ein Wimpernschlag lang.

    Die ganze moderne Verfassung Griechenlands liest sich für mich als Religionskritiker manchmal sowieso wie eine Art Witz.

    Bitte einmal selber ganz lesen:
    http://www.verfassungen.eu/griech/verf75-index.htm

    Was sagen denn unsere Religiösen hier „in diesem, unserem Lande“ dazu, wenn man die griechische Verfassung mit dem GG vergleicht?

    Auch nett: „Wahlen zum Griechischen Parlament“ nachzulesen unter:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Parlamentswahl_in_Griechenland_2015

    Das stolzen Hellenen waren früher doch auch als Spartaner stolz und nicht nur als Bettler oder Betrüger oder Wegelagerer, also back to the roots, das ist sowieso vermutlich das zukünftige und nachhaltige internationale Erfolgsmodell in einigen hundert Jahren beim heutigen rasanten Ressourcen-Verbrauch ….
    Vor ca. 6 Jahren sollten noch HGÜ-Leitungen den Sahara-Strom durch Griechenland nach Mitteleuropa leiten, das war das inzwischen ja still beerdigte Desertec-Projekt. Tsipras wäre jetzt vielleicht ein Wegelagerer an den Leitungen, Varoufakis sein Gehilfe.

    Alexander (der Große) war ein Grieche und Diogenes war ein Grieche, in der BRD dagegen waren wir etwas weniger großspurig als Niarchos und der kleine Onassis, der die große und göttliche Maria Callas für Jackie Kennedy verließ, und fuhren auch noch den Kleinwagen „Lloyd Alexander“ nach dem Krieg, für den griechischen Markt wäre heute ein ökologisches Holz-Nachfolge-Modell „Lloyd Diogenes“ als Wohnmobil evtl. angebracht, konstruiert von visionären Ingenieuren, fast nachwachsend, zeitlos im Design, gut zu recyclen, geringer Benzinverbrauch, auch im Notfall mit griechischem Wein zu betreiben, also sehr günstig im Unterhalt, formschön und schwimmfähig obendrein, deshalb auch absolut zukunftsfähig für solche Länder an der levantinischen Küste.

    Kein Spaß, sondern vielleicht bald Ernst, in einigen hundert Jahren ……..

  44. Etwas anderes: In der FR vom 23.03.2015 hat der SPD-MdB Axel Schäfer zur Verbesserung der deutsch-griechischen Beziehungen u.a. (Ziff.2) das deutsch-griechische Jugendwerk zum Austausch von Jugendlichen , der Vertiefung des gegenseitigen Kennenlernens und der Stärkung des Vertrauens gefordert.
    Jetzt erfährt man, das ausgerechnet dieses Projekt vom Kanzleramt auf Eis gelegt wurde.
    Wenn die SPD am 27.03.2015 unter Berufung auf den Koaltionsvertrag dem Unsinnsprojekt PKW-Maut zugestimmt hat, sollte sie doch im vorliegenden Fall ebenso auf die Einhaltung des Koalitionsvertrages, in dem dieses Jugendwerk gefordert wird, drängen.

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