RHEIN-MAIN. Ich lebe in Offenbach. Wer das nicht kennt: die Stadt mit der höchsten Ausländerdichte Deutschlands. Das spielt hier aber keine Rolle, sondern eine Rolle spielt hier der Luftverkehr. Ich wollte heute, nachdem klar wurde, dass ich dieses Thema im FR-Blog aufmache, ein Foto von einem der Flugzeuge machen, die seit der Eröffnung der neuen Landebahn über Offenbachs Bismarckstraße einschweben – angeblich in 1100 Metern Höhe, was manchmal kaum zu glauben ist, wenn man schon meint, die Nieten an den Bäuchen der Flugzeuge erkennen zu können, bildlich gesprochen. Aber zurzeit starten die Flugzeuge nach Osten, und insofern herrscht über Offenbachs Luftraum gerade relative Ruhe. Ich liefere das Foto nach, denn Westwind ist natürlich die vorherrschende Luftströmung. Es wird also wieder eine Gelegenheit geben.
Ich persönlich errege mich gar nicht besonders über die Zunahme der Anflieger in der Luft. Ich nehme die Flugzeuge nur dann bewusst wahr, wenn ich mit Gästen auf der Terrasse bzw. im Garten sitze und grille und wenn wir uns unterhalten wollen. Das kann schon ein bisschen schwierig werden. Wie schwierig aber muss das dann erst auf dem Sachsenhäuser Berg in Frankfurt sein oder in Frankfurt-Niederrad – Stadtteile, die von den Flugzeugen in nur noch 400 Metern Höhe überquert werden …
Ich habe nie an die Prognosen über das Luftverkehrsaufkommen geglaubt, die von der Fraport AG, der Betreiberin des Frankfurter Flughafens, bzw. von beauftragten Instituten ermittelt worden waren, um den Bau der neuen Landebahn zu begründen und durchzusetzen. Das Kerosin wird mittelfristig teurer und teurer werden, die Billigflieger werden scheitern oder teurer werden müssen, Fernreisen per Flugzeug werden in 15, 20 Jahren nichts mehr für Jedermann sein, also wird der Luftverkehr generell abflauen. Man wird sich eher wieder ins Auto setzen, was teuer genug sein wird, und in die Bretagne oder an den Teutonengrill nach Rimini fahren. Was gut genug wäre, denn warum muss ich um die halbe Welt nach Thailand oder sonstwohin fliegen, nur um an einem Strand zu liegen? Und siehste, schon behauptet die Fraport, der Fluglärm sei zurückgegangen!
Aber es gibt Menschen, die empfindlicher sind als ich. Die nicht so einen tiefen, festen Schlaf haben. Die aufrecht im Bett sitzen, wenn mitten in der Nacht eine der Maschinen über ihr Haus hinwegdonnert, für die es Ausnahmegenehmigungen gibt. Und die von diesem Lärm krank werden. Lärm macht krank, das ist erwiesen. Allerdings ist auch erwiesen, dass in Ballungsgebieten wie dem Rhein-Main-Gebiet ein gewisser Lärmpegel einfach normal ist. Betonung auf „gewisser“. Was darüber hinausgeht und was krank macht, das ist individuell verschieden. Und damit begeben wir uns auf das Feld der Berechnung der Einzelschallereignisse. Das ist eines der seltenen Worte, die bei Google nicht mal 20 Treffer erbringen.
Dazu meint Hans Schinke aus Offenbach:
„Wenn ein Autofahrer bei Tempolimit 130 km/h stattdessen mit 150 km/h über die Autobahn brettert, droht ihm ein saftiges Bußgeld. Verweigert er die Bezahlung mit der Begründung, im Schnitt aller Autofahrer habe er das Tempolimit eingehalten, droht ihm möglicherweise sogar die Psychiatrie. Wenn Prof. Wörner hingegen behauptet, über Mainz und Offenbach gäbe es weniger Krach, weil die nervtötenden und schlafraubenden Einzelschallereignisse zu harmlosen Dauerschallpegeln heruntergerechnet werden, bleibt er Vorstand des Deutschen Luft-und Raumfahrtzentrums.
Dieses Beispiel allein macht den Irrsinn der derzeitigen Lärmberechnung für uns fluglärmgeschädigte Bürger aus. Ich habe von daher überhaupt keine Veranlassung, mich lobend über aktive Schallschutzmaßnahmen zu äußern, die mein Ohr nicht erreichen.“
Reinhard Pohlit aus Frankfurt
„Sie hatten berichtet, die Umweltdezernentin Frau Heilig (Grüne) würde die Fluglärmgegner unterstützen, indem sie feststelle: „Die neue Landebahn war ein Fehler, ist ein Fehler und wird immer ein Fehler bleiben.“ Dieser Logik kann ich nicht folgen, denn Frau Heilig widerspricht doch der Forderung der Fluglärmgegner „Die Bahn muss weg!“ Für sie ist die Landebahn zwar ein Fehler, wird aber auch als Fehler immer bleiben. In meinen Augen wendet die Umweltdezernentin einen üblen sprachlichen Trick an, um das Versagen der Frankfurter Grünen in dieser Frage zu kaschieren. Denn verantwortungsbewusste Politiker würden sagen: „Ein erkannter Fehler muss beseitigt werden.““
Gerhard Boller aus Frankfurt:
„Ich lebe schon seit 33 Jahren in Sachsenhausen und sitze/ schlafe bei schönem Sonnenwetter im Garten – und das bei dem Fluglärm. Das Thema beschäftigt à la Blockupy hier oben am Sachsenhäuser Berg viele Hausbesitzer. Und auch die Oberräder: Da kann der Volker Hartmann nicht mehr in seinem Garten sitzen! Für andere Oberräder reicht es nur für einen kleinen Balkon an der Offenbacher Landstraße. Die hören vor lauter Straßenlärm kein Flugzeug. Und ganz perplex bin ich einige Seiten weiter in der FR. Da feiert eine gut gelaunte Dame in Oberrad ihren hundertsten Geburtstag! Und die Fluglärm-Propaganda sagt immer, „Fluglärm macht krank“. Ich bleibe auf meinem Liegestuhl in der Sonne und verstehe die Welt nicht.“
Wenn man Fluglärm ablehnt muss man den Flughafen zu machen. Es gibt derzeit zwei Sorten von Betroffenen, die eine Sorte lebt schon seit Jahrzehnten unter einem immer stärkeren Lärmteppich. Ich würde sagen die freuen sich das jetzt wenigstens Nachts relative Ruhe herrscht. Die anderen sind durch die neue Bahn neu Betroffenen. Die verstehen die Welt nicht mehr und demonstrieren dagegen das man Ihnen so etwas zumutet. Wenn eine Bahn stillgelegt werden sollte dann doch bitte die Alte. Das würde Leute Ruhe bringen die seit Jahrzehnten Fluglärm aushalten mussten und wäre deshalb wohl gerechter. Das Fraport sagt es ist in der Summe ruhiger geworden ist schon deshalb glaubhaft, weil man keine Flugzeuge mehr sieht die Warteschleifen drehen. Schon aus diesem Grunde ist die neue Landebahn sinnvoll. Ob Fraport sie auf Dauer auslasten kann wird man sehen, wenn nicht ist dass, das Problem von Fraport. Außerdem drängt sich mir wieder die Frage auf, wo die ganzen Ausbaugegner waren als die Bahn geplant wurde. Ich kann mich an mehrere Sondersendungen im hessischen Fernsehen erinnern, in denen nach hessischen Landtagswahlen darüber diskutiert wurde wie die von Flughafenausbau betroffenen Städte und Gemeinden gewählt haben. Das Ergebnis war immer gleich, es interessiert keinen. Die Wutbürger sollten sich halt auch vor ihrer Wut mit Politik beschäftigen und nicht nur wenn sie feststellen das sie selbst betroffen sind.
Wie immer ist dies eine Frage der Betroffenheit.
Wäre der Lärm in der Kabine so groß wie ausserhalb und würden die Abgase den Flüchtigen prozentual zugeteilt, wäre die Luftfahrt schon gestorben.
Bei uns überm Feld knattern immer die Leichtflieger und Lautschirme umher, um die Landschaft von oben zu betrachten. Dabei belästigen sie Hunderte für’s einsame Vergnügen. Aber auch über den Wolken ist die Freiheit nicht grenzenlos, wenn man knattert. Wenn ich mich mit einem Topf und Holzlöffel hinstelle und gegenlärme, drehen sie bald ab. Innerlich und konkret. Lärmende Auspuffer, die die Natur suchen! Blöder geht’s nicht. Wenn man nicht wohnt, wo es einem gefällt, sollte man zuhause bleiben.
Für einen, der fliegt. leiden Tausende. Ich finde, es ist eine arrogante Selbstüberschätzung, sich für wichtiger zu halten.
Fluglärm ist eine üble Sache , Tatsache ist aber auch , daß beim Thema Lärm eine nicht unerhebliche Doppelmoral vorherrscht.
Da fällt so mancher aus allen Wolken , wenn er plötzlich betroffen ist , vorher aber hat ihn das Thema einen feuchten Kehricht interessiert.
Und dann setzt er sich noch ins Auto , fährt in die nächste Innenstadt und pustet den dortigen Anwohnern hemmungslos seinen Lärm und seinen Feinstaub um die Ohren.
Solange das Thema Lärm nicht umfassend und solidarisch angegangen wird , solange ist es leicht , die Leute gegeneinander auszuspielen.
Zur Erinnerung: Bei der Abschiedsrede des Herrn Bender, Vorstandsvorsitzender der Fraport AG von 1993 – 2009 sagte er folgendes: Zu meiner Zeit als Vorstandsvorsitzender waren schon Joschka Fischer, Daniel Cohn-Bendit, Ruppert von Plotnitz und Tom Königs in den Gremien und ich sage Ihnen, die Zusammenarbeit war hervorragend.
Frau J. Ebeling rückte im Juni 2011 nach — sie wurde mit fast 100% der Aktionärsstimmen gewählt. So eine Zustimmung bekommt man nicht, wenn man gegen die Fraport arbeitet.In den Gremien wurde sicherlich nicht nur über die Belüftung in den Abfertigshallen diskutiert.
Jetzt behaupten die „GRÜNEN“, sie wären schon i m m e r gegen den Ausbau der Landebahn NW gewesen! (F.Kaufmann bei der Fluglärmdiskussion in Mühlheim am 04.06.`13)
Angesichts der o.e. Prominenz, die bei den Planungen dabei waren, gehe ich davon aus, dass alles bekannt war. Von einem Aufruf zum Protest habe ich nichts gelesen. Die Aussage von Herrn Kaufmann ist schlicht unglaubwürdig.
Ich habe es weiter oben schon einmal geschrieben. Die Frage ist, wo waren die Wähler in diesen Jahren, speziell die, die heute protestieren. Mit einem klaren Bekenntnis gegen den Flughafenausbau konnte man zu dieser Zeit bei Wahlen keinen Blumentopf gewinnen. Auch die Grünen werden keine Themen hochhalten die offensichtlich zu dieser Zeit niemanden interessierten.
Wenn man davon ausgeht, dass das Umwelthaus auf die gleichen Flugbewegungsdaten zurückgreift, wie sie für die Lärmkartierung genutzt wurden, muss es sich den Vorwurf gefallen lassen, den Lärm kleinzurechnen. Tatsächlich dürfte der Indexwert deutlich höher sein. So wird das Flugzeugmuster E190 falsch in die Flugzeugklasse S5.1 eingestuft, obwohl es aufgrund seines Gewichts und seiner Lärmwerte in die Klasse S5.2 gehört. Schwerwiegender ist, dass häufig Zwischenanflüge in geringerer Höhe als modelliert erfolgen. Und die Steigprofile, die oft flacher verlaufen als angesetzt, bleiben hierbei ebenfalls unberücksichtigt.
Sicherlich nicht grundlos verzichtet das Forum Flughafen & Region (FFR) auf einen Vergleich der Rechenwerte mit Messwerten. Die Betroffenheit endet nicht bei den Abbruchgrenzen des Indexes. Nachts liegt auch noch deutlich unterhalb des Wertes von 0,75 Aufweckreaktionen je Nacht eine Gesundheitsgefährdung vor. Das Forum Flughafen & Region verharmlost die Fluglärmbelastung.
Die Expertenveranstaltung der Frankfurter Grünen am Freitag, dem 14. Juni, war vom Ergebnis her hochinteressant und wird sicherlich in die weitere Debatte über den Ausbau des Frankfurter Flughafens einfließen. Dass die Veranstaltung nicht gut besucht war, mag für die Gastgeber ärgerlich gewesen sein. Ärgerlich ist allerdings auch der Seitenhieb der Autorin, die als Erklärung für den schlechten Besuch darauf verweist, dass die Aktivisten der Bürgerinitiativen gegen Fluglärm nicht anwesend gewesen seien, als ob diesen allein die Verantwortung zukäme, den Saal zu füllen.
Angesprochen waren ja wohl in erster Linie alle am Thema interessierten Bürger Frankfurts. Außerdem waren die Aktivisten der Bürgerinitiativen gegen Fluglärm am Freitagabend auf dem bereits vor Wochen angekündigten Sommerfest in Flörsheim. Dieses Fest sollte der Entspannung, Diskussion und Kontaktvertiefung dienen. Diese zwischenmenschlichen Verbindungen sind für die Arbeit der Bürgerinitiativen und für den Zusammenhalt auch in schwierigen Zeiten mindestens ebenso wichtig, wenn nicht noch wichtiger, als der Besuch einer Fachveranstaltung, die ganz offenkundig mit dem Terminkalender des Bündnisses der Bürgerinitiativen nicht abgestimmt war