Alle Zuschriften von Leserinnen und Lesern im FR-Forum dieser Woche im Überblick nach ihren Erscheinungstagen und: Offene Diskussion!

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Leserforum 2 20190916Forum vom 28. November 2023

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Wer ist hier „sozial schwach“?

Kolumne: „Weniger ist mehr“, FR-Meinung vom 21. November

Den meisten Herl-Kolumnen kann man rundum zustimmen, so auch der vom 21.11. zur erhellenden Oxfam-Untersuchung. Irritiert hat mich allerdings seine Wortwahl, Menschen in prekären Verhältnissen als „sozial schwach“ zu bezeichnen, eine Formulierung, die einfach nicht totzukriegen ist.
Wer sich auf die Suche nach sozial Schwachen begibt, muss eigentlich unweigerlich bei den Reichen und Superreichen landen, mal abgesehen von den wenigen „tax-me-now“-Vertretern dieser Spezies. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang eine Studie des Soziologen Steffen Mau, der 20 bis 30 Prozent unserer Gesellschaft, natürlich denen am unteren Ende der Einkommensskala, schon jetzt weitgehende Klimaneutralität bescheinigt, so der Oma in Brandenburg, die sich aus dem eigenen Garten versorgt, selbst wenn ihr Haus ungedämmt ist und sie mit Öl oder Holz heizt. Dass diese Tatsache nur eingeschränkt den Weg in die Öffentlichkeit findet und auch von der Politik ignoriert wird, ist sicher dem übergroßen Einfluss der oberen 20mProzent in diesem Lande zuzuschreiben. Wie diese ticken, hat der Elitenforscher Michael Hartmann überzeugend dargelegt, nämlich frei von Selbstzweifeln und der Bereitschaft, sich entsprechend ihres immensen Beitrags zur Klimaerwärmung einzuschränken.
Solange diese von Union, FDP und leider auch Teilen der Grünen vor größerem Ungemach geschützt werden, bleibt die Klimadebatte weit hinter dem Notwendigen zurück.

Rainer Boos, Frankfurt

Nicht mehr normal

Tarifstreit Bahn/GDL: „Legitimer Streik“, FR-Meinung vom 16. November

Könnt ihr eigentlich auch mal eine Debatte anfangen kontra der horrenden Lohnforderungen bei Bahn, öffentlichem Dienst usw.? Es ist doch langsam nicht mehr normal und absolut nicht gerechtfertigt, was da gefordert wird. Zehn Prozent Lohnerhöhung, Inflationsprämie usw. Die Ottonormalarbeiter sind froh, wenn sie mal zwei bis fünf Prozent Lohnerhöhung erhalten, und das nicht mal alle zwei Jahre. Ich finde es einfach unfair der große Masse gegenüber. Weiterhin ist die Bahn mit Milliardenverlusten unterwegs, genauso wie viele öffentliche Bereiche. Der Mittelstand darf am Ende die Steigerungen alle mitbezahlen. Kurzum: Ich wünsche mir auch mal mehr Kritik in den Medien zu den überzogenen Tarifforderungen. Viele Menschen müssen deutlich härter für ihr Geld arbeiten und sind frustriert über solche Veröffentlichungen.

Sebastian Drobke, Drebkau

Die vornehmste Aufgabe der Schule

Leitartikel: „Humanes Interesse“, FR-Meinung vom 14. November

„Wen ich kenne, dem höre ich zu. Wem ich zuhöre, für den entwickele ich vielleicht Verständnis“ So schreibt Herr Kaspar zutreffend wie eindrücklich zur Dringlichkeit gegenseitigen Kennens – aus Anlass der beabsichtigten Kürzung der Mittel für den Austauschdienst! Bei mir hat dies aber einmal mehr die Frage ausgelöst, warum solche Aussagen nicht für unsere gesellschaftliche Reproduktionsanstalt „Schule“ gelten, warum stattdessen die Kinder erleben müssen, wie sie nach Noten eingeordnet und in Schulformen separiert werden. Damit verlieren sie den Kontakt untereinander, bevor sie lernen konnten, mit allfälligen Unterschieden der Menschen aus unterschiedlichsten Lebensverhältnissen „human“ und demokratisch umzugehen. Sie verlieren sich aus den Augen, schreiben sich selbst und den anderen unterschiedliche Wertigkeiten zu – in unserem eigenen Land! Und wir wundern uns, dass der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft schwindet, gar die Spaltung droht? Wenn gelingendes Miteinander aller Heranwachsenden als vornehmste Aufgabe einer gemeinsamen Schule für alle nicht gewollt, einem undemokratischen, ungerechten Hierarchiebedürfnis geopfert wird? Dort könnten ganz nebenbei auch kolportierte nationale Zuschreibungen, alte oder neue, ähnlich wie individuelle Verschiedenheit thematisiert werden.
Mir ist bewusst, dass Herr Kaspar hier insbesondere und ehrenwerterweise die angemessene Berichterstattung durch Journalist:innen angesichts dramatischer Vorgänge in der Welt im Blick hat – allein: Zu selten erlebe ich solche angemessene Sensibilität für die alltäglichen „Neben“-Wirkungen der Schule.

Gerd-Ulrich Franz, Groß-Umstadt

Leserforum 2 20190916Forum vom 29. November

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Die Zeit für konkrete Projekte drängt

Weltklimakonferenz: „Ich möchte Ergebnisse, keine Reden“, FR-Klima vom 24. November

Seit mindestens 50 Jahren ist bekannt, dass wir uns in einem menschengemachten Klimawandel befinden, den es zu stoppen gilt, will die Menschheit überleben. Immer „lauter“ spricht die Natur Klartext: Tierarten sind ausgestorben, Landschaften verödet, tote Zonen in Meeren entstanden. Überschwemmungen, Überflutungen, Erdrutsche auf der einen und Dürren, Hitzewellen und Hurrikans auf der anderen Seite schreien uns nicht nur in Deutschland alljährlich an. Unsere Politiker aber hören „das Gras“, wenn es im wirtschaftlichen Bereich einmal nicht mehr ganz so schnell wächst. Wenn uns dies Wirtschaftsforschungsinstitute prophezeien, dann werden Sofortprogramme aufgelegt und Deutschlandpakte geschmiedet. Aber auch etliche deutsche Ottonormalverbraucher können sich anscheinend über den Versuch, ein Heizungsgesetz einzubringen, mehr aufregen als über ihre SUV, mit denen sie auf den wenigen Strecken ohne Geschwindigkeitsbegrenzung heizen dürfen.
Die Weltklimakonferenz wird leider wieder ergebnislos bleiben. Auch ohne Ergebnisse in den VAE müsste man bei uns sofort etwas tun, was teilweise neben dem Klima- und Menschenschutz auch Geld in die leere Staatskasse spülen würde: Diesel- und Dienstwagenprivileg abschaffen, generelles Tempolimit auf Autobahnen, Abschaffung der Subvention für Strom und Gas, keine Subvention von Industriestrom. Aber auch ohne Heizungsgesetz kann jeder Wohnungs- oder Hausbesitzer, der eine Heizung austauschen muss, auf umweltfreundlichere Heizungen als Öl- oder Gasheizungen umsteigen. Viele können sich ein Balkonkraftwerk anschaffen, eine Solar- oder Photovoltaikanlage installieren, Regenwasser im kleinen oder großen Stil sammeln und nutzen, kurze Strecken mit dem Fahrrad anstatt mit dem Auto zurücklegen etc. Die Zeit drängt, für konkrete Maßnahmen braucht man keinen Weltklimagipfel.

Georg Schäfer, Schwäbisch Gmünd

Nicht entscheidend

Zu: „Die Gräueltaten waren entsetzlich“, FR-Feuilleton vom 17.11.

Danke für dieses Interview. Judith Butler legt hier eine präzise, klare Analyse der komplexen Problematik dar. Gut, dass Sie der Position dieser bedeutenden Denkerin mit der Veröffentlichung in Ihrer Zeitung den gebührenden Raum geben. Allerdings frage ich mich, warum Sie sich in dem einleitenden Text davon so eindeutig distanzieren („… nicht die Position der Frankfurter Rundschau wiedergibt“). Warum halten Sie das für nötig? Machen Sie das sonst auch? Butler legt ihre Sicht auf den Sachverhalt dar. Es ist doch selbstverständlich, dass der Inhalt Ihrer InterviewpartnerInnen nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion widerspiegelt. Für einen offenen, konstruktiven Diskurs ist das doch auch gar nicht entscheidend.

Martin Pfeiffer, Wachenheim a.d.W.

Leserforum 2 20190916Forum vom 30. November

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Unreflektierte Fridays

Zu: „Nahost entzweit auch die Klimabewegung“, FR-Politik vom 8.11.

Es drängt sich der Eindruck auf, als habe es einmütigen Konsens aller Schulen dieses Kontinents gegeben, die Fächer Powi (Politik und Wirtschaft) und Geschichte im Stundenplan gerade freitags zu platzieren. Wie sonst erklärt sich diese geballte Unreflektiertheit einiger „Fridays for Future“-Mitglieder, indem Begriffe wie „Pogrom“ in einem Atemzug mit den Vorwürfen an Israel verwendet werden? Jugendlicher Überschwang ist eine Sache. Die Grenzen des guten Geschmacks zu verletzen ist spätestens seit Beginn des Internetzeitalters leider „en vogue“ – trotz aller viel besungenen „wokeness“ –, aber daher noch lange nicht akzeptabel. Schnelle und vor allem einfache Lösungen gibt es besonders im Zusammenhang mit Israel und Palästina nicht. Und ein Schwarz-Weiß-Denken hilft denkbar schlecht auf dem Weg zu einem Konsens. Extremistischer Terror, der zum Ziel hat, Morde an unschuldigen Menschen zu verüben, ist grundsätzlich aufs Tiefste abzulehnen zu verachten. Das sollte jedem zivilisierten Menschen klar sein, bevor er sich vor lauter Geltungssucht zu unbedachten Äußerungen hinreißen lässt.

Jutta Schneider, Karben

Terror ist durch nichts zu rechtfertigen

Erwiderung zu „Auf ewig in Gewalt verstrickt“, Forum vom 25.11.

Es ist ziemlich unerträglich so einen Leserbrief zu lesen, wo ein angeblich kompetenter Mensch, weil er Oskar Schindler persönlich begegnet ist, die Rechtfertigung der „Gewaltspirale“ ins Spiel bringt. Wahrscheinlich kann man jede kriminelle oder terroristische Tat auf eine wie tief oder flach auch immer verankernde Ursache zurückführen, aber neuer Terror, Entführungen und Enthauptungen sind nicht zu rechtfertigen – mit keinem Argument auf dieser Welt. Diese Mörder von Unschuldigen in Verbindung zu bringen mit einer Tat Mosche Dajans von 1948 ist so absurt, dass man es nicht glauben kann. Was erwarten Sie, Herr Metz, von der israelischen Gesellschaft: Ok, jetzt sind wir aber quitt ? Schwamm drüber ?

Reinhold Richter, Obertshausen

Brieftasche gemopst

Zu: „Die Abschaffung der Sittlichkeit“, FR-Feuilleton vom 28. November

Wenn Herbert Wehner auf Brieftaschen anspielte, hatte er natürlich Franz-Josef Strauss im Visier, dem seinerzeit in New York eine solche ausgerechnet von einer Sexarbeiterin gemopst wurde. Der Abgeordnete Wittmann hatte das natürlich sehr wohl verstanden. Also: Prima Debatte damals!

Werner Mauch, Hamburg

Leserforum 2 20190916Forum vom 1. Dezember 2023

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Eine kleine Gruppe von „Fans“ zerstört alles

Fußball-Einsätze: „Fragwürdige Polizeitaktik“, FR-Meinung vom 27. November

Unsere Eintracht lässt sich seit Jahren von den Ultras am Nasenring durch die Manege führen, diese selbsternannten „besten Fans Europas“ nehmen für sich in Anspruch, tun und lassen wie es ihnen gefällt. So war es ja jahrelang selbstverständlich, die „Kurve“ auch ohne Ticket betreten zu können. Wichtig war nur, auf das Gelände zu kommen. Ständiges Zündeln auf den Rängen, egal ob zu Hause oder auswärts, ist ebenfalls ständiger Teil der Selbstinszenierung., Hauptsache, Randale und Grenzen überschreiten. Dass das den Verein über die Jahre Millionen kostete, ist völlig egal, er bezahlt ja klaglos und tut nichts.
Nun hat man sich wohl erlaubt, den Zutritt zum Block 40 zu kontrollieren; eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Was macht der „beste Fan Europas“?, Er schlägt auf den Ordner ein. Der macht das einzig Richtige: er ruft nach Hilfe. Die Polizei wird sofort attackiert, (es sind ja alles Bullenschw….) und mit allen möglichen und unmöglichen Gegenständen beworfen. Anschließend wird natürlich wie im Reflex die Polizei als gewalttätig bezeichnet.
Ja, ein Großteil der „Kurve“ ist auch verantwortlich für großartige Aktionen, für Reisen und Support, aber alles wird konterkariert durch eine Gruppe von Menschen, die sich um nichts und niemand scheren.
Diese Fans unterstützen nicht die Mannschaft, sondern sind nur erpicht, sich selbst eine Bühne zu geben. Dabei werden regelmäßig Grenzen überschritten in der Erwartung, dass es der Verein schon richten wird. „Geld genug ist ja genug vorhanden“. Sie verkennen dabei, dass alle anderen Fans mit Ihrem Geld (Tickets, Mitgliedschaft) den angerichteten Schadenindirekt mitbezahlen.

Ulrich Grein, Bad Vilbel

Die Argumentation ist für mich nicht nachvollziehbar

In seinem Kommentar ignoriert Herr Leppert völlig den Anlass des Polizeieinsatzes, nämlich den Versuch von Fans, in einen Bereich zu kommen, zu dem sie keine Karten haben. Die zivile Person – vermutlich ein Mitglied des Ordnungsdienstes der Eintracht – hat den Fans zu Recht den Zutritt verweigert und wurde deshalb angegriffen. Dass die Polizei gegen solche von Herrn Leppert verharmloste „sogenannte Problemfans“ vorgeht, ist ihre legitime Aufgabe.
Das einem solchen Einsatz der Polizei „ungeschriebene Gesetze (keine Einsätze in der Kurve)“ entgegenstehen sollen, ist eine sicherlich nicht nur für mich nicht nachvollziehbare Argumentation. Sieht Herr Leppert das Stadion als rechtsfreien Raum, in dem eine sich selbst feiernde Fanszene die Art und das Ausmaß zulässiger Gewalt gegen andere Anwesende definiert?

Volker Harms-Ziegler, Frankfurt

Öffentlich an den Pranger gestellt

Nach Gil Ofarims Geständnis: „Großer Schaden“, FR-Feuilleton vom 29.11.

Nach zwei Jahren öffentlichen „Antisemitismus“-Beschuldigungen gegen den Check-In-Mitarbeiter eines Leipziger Hotels gesteht Gil Ofarim, dass alles frei erfunden war. In einem kleinen Artikel auf S.25 zitiert die FR den Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung Felix Klein, Ofarim habe „der Bekämpfung von Antisemitismus in Deutschland schweren Schaden zugefügt“.
Haben die falschen Beschuldigungen nicht noch anderen Schaden angerichtet? Das Video mit den Vorwürfen Ofarims gegen den Hotelmitarbeiter wurde vier Millionen mal angeklickt. Der angebliche „Antisemit“ wurde öffentlich an den Pranger gestellt. Seine Wohnadresse wurde im Internet veröffentlicht; er bekam Morddrohungen. Vom Hotel wurde er sofort beurlaubt. Vor dem Hotel wurde gegen den angeblichen Antisemitismus demonstriert.
Politiker und jüdische Organisationen schlugen sich sofort auf die Seite des Musikers. Felix Klein äußerte damals: „Es ist gut und richtig, dass er diesen inakzeptablen Vorgang öffentlich gemacht hat“ (vgl oben)! Der Ostbeauftragte Marco Wanderwitz urteilte: „Antisemitismus ist mitten unter uns“. Nicht nur der „Vorfall“ sei „furchtbar“, sondern auch „der Umgang seitens des (Hotel-)Unternehmens damit“. Katrin Prien forderte „personelle Konsequenzen“!
Obwohl es Videoaufnahmen aus der Hotellobby gab, dauerte es zwei Jahre und ganze sechs Prozesstage (Ofarims vier Verteidiger arbeiteten mit allen erdenklichen Winkelzügen und sprachen von „Schauprozess“), bis der falsch Beschuldigte endlich rehabilitiert wurde.

Monika Lammers-Goebel., Frankfurt

Toleriert einander!

Erster Advent, Umsätze: „Hoffen auf Weihnachten“, FR-Wirtschaft vom 29.11.

Oh du fröhliche, du selige, im ganzen Land Weihnachtslichter flackern wieder, und unsere Weihnachtsmärkte laden ein, auch das Wetter passt, mit welcher Magie, welch einem Zauber berauscht diese Zeit doch erneut ein ums andere Jahr.
Vielleicht kommen wir nun alle wieder etwas zur Ruhe und auch zur Besinnung,was wirklich zählt in diesem kurzen Dasein. Am Ende sind es nur wir Menschen,die kleinen glücklichen Momente, Begegnungen wie auch kurze liebevolle Gespräche und Gesten im Alltag, es bleibt was wir für andere waren und nicht die lauten, großen Geschäfte oder Events, verkleidet mit dem Glanz und Gold unwirklicher, geheuchelter Gefühle. Denn der Zug des Lebens kann jederzeit entgleisen, auch daher sollten wir die Kontakte im Telefon gerade jetzt durchsehen und mit den Menschen, welche wir mögen und lieben, gemeinsame Zeit verbringen, bevor all das nicht mehr durch Krankheit,politische Konflikte oder auch Altersgründen möglich ist. Das Leben wird dann ohne den Freund, den anderen Menschen weitergehen, jedes Lächeln, jeder gemeinsame Abend,jeder Blick ist ein unbezahlbares, unwiederbringliches Geschenk.
Schöne Weihnachtszeit! Liebt, vertragt, verzeiht, achtet und toleriert einander.

Enrico W.Arndt, Heidelberg

Leserforum 2 20190916Forum vom 2. Dezember 2023

An diesem Tag ist streikbedingt kein Forum erschienen.


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4 Kommentare zu “FR-Forum vom 28.11. bis 2.12.

  1. Ob die Politik die Oma ignoriert, wie Rainer Boos in seiner Zuschrift wissen will, ist wenigstens in der High-Tech-Branche inzwischen eine nicht mehr unumstrittene Frage, auf die bislang jedenfalls die Antwort weiterhin aussteht. Zumindest Sam Altman sprach sich laut eines Berichts der Nachrichtenagentur Reuters noch am 16. November 2023 dafür aus, „(to) push the veil of ignorance back“. Einen Tag später sah sich der Angestellte dem Vorwurf des Board of Directors der in Rede stehenden Firma mit rund 700 Belegschaftsangehörigen ausgesetzt, sich nicht „consistently candid“ zu äußern. Was das stets Offene letztlich in sich stimmig werden lässt, ist demnach gegenwärtig Gegenstand einer mitunter sich völlig überschlagenden Auseinandersetzung weltweit. Angesichts dessen zu erwarten, dass allen voran Bundeskanzler Scholz in eine Erörterung eintritt, die das hiesige Bundesverfassungsgericht seit dem 15. November 2023 in der Randnummer 202 des damals gefallenen Urteils ihm unabweisbar abverlangt, bleibt daher ein von vornherein völlig aussichtloses Unterfangen, falls nicht bald Vernunft obwaltet und die intellektuell dazu erforderlichen Kräfte insbesondere im historischen Stile der „Blaubeurer Geniepromotion“ endlich zur freien Entfaltung gebracht werden.

  2. @Monika Lammers-Goebel
    Ich finde es sehr gut, dass die Leserbriefschreiberin den Blick auf den Hotelmitarbeiter richtet, der in diesem Fall tatsächlich ohne eigene Schuld Opfer wurde und öffentlich an den Pranger gestellt wurde. Als die Beschuldigungen gegen diesen Check-In-Mitarbeiter des Leipziger Hotels bekannt wurden, formulierten wir in einem Gespräch zu zweit unsere Bedenken, unsere Zweifel ob der Beschuldigung durch Gil Ofarim, wiesen darauf hin, dass Aussage gegen Aussage steht, erinnerten daran, was Rechtsstaatlichkeit bedeutet und wollten einen sehr bekannten Neuwieder Alarmisten davon abhalten, in Form eines Leserbriefes in seiner üblichen martialischen Weise unbedacht und unüberlegt voll zuzulangen, was uns leider nicht gelang. Jetzt mit Ofarims Geständnis konfrontiert, macht der Alarmist indes nicht den Eindruck, lernfähig zu sein. Damit ist er aber leider nicht allein. Im Gespräch mit der „Bild“-Zeitung hat sich die vor allem durch ihre Rolle der Verena Koch in „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ bekannt gewordene Schauspielerin Susan Sideropoulos dahingehend geäußert, dass es für ihre Realität so weit weg sei, dass jemand in so einem Fall die Unwahrheit sagen könnte, daher bereue sie es auch nicht, dass sie am Anfang dem augenscheinlichen Opfer geglaubt hätte. Geht’s noch? Diese Schauspielerin bereut nicht, weil sie letztlich ihr einfältiges Bild zur vorschnellen Einteilung von Menschen in potenziell gut und potenziell böse zum Maß aller Dinge erhebt. Überhaupt muss man feststellen, dass alle, die unreflektiert auf den Zug aufgesprungen sind, dazu beigetragen haben, dem Geschehen eine Überschussbedeutung zu geben, die nicht angemessen ist. Seinerzeit war ich Fan von Esther und Abi Ofarim, ich höre deren Musik immer noch gern und das wird auch so bleiben. Ohne den Nachnamen seines bedeutenden Vaters wäre Gil Ofarim jedoch eindeutiger ein Musiker von mittelmäßiger Bedeutung. Aber auch bei diesem Nachnamen ist es übertrieben, dass der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, und der Zentralrat der Juden die große Keule schwingen, Ofarim habe der Bekämpfung von Antisemitismus in Deutschland schweren Schaden zugefügt. Das hat er, wenn man die Kirche, Synagoge, Moschee im Dorf lässt, gewiss nicht, lediglich sich selbst hat er wahrscheinlich wirklich geschadet. In unserer regionalen Tageszeitung ist die aktuelle Entwicklung eine kleine Meldung wert gewesen. Ich würde das als angemessen bezeichnen.

  3. @Siegfried Kowallek

    Mein Freund Siegfried Kowallek unterstellt mir sicherlich guten Gewissens, ich hätte in der Causa Gil Ofarim zum einen einen „Alarmismus“ und zum anderen Unbelehrbarkeit gezeigt. Zwei Richtigstellungen sind notwendig: So habe ich in meinem Leserbrief seinerzeit durchaus geschrieben, dass dieser für den Fall gelte, dass die Vorwürfe Gil Ofarims zutreffend seien. Die von zwei Freunden diagnostizierte „Unbelehrbarkeit“ möchte ich zumindest in Zweifel ziehen. Es ist keine Unbelehrbarkeit, sondern vielmehr ein Zeichen von klarer Haltung, wenn man zu antisemitischen Übergriffen klar und aufrecht Stellung bezieht. Insofern weise ich darauf hin, dass allein die Tatsache, das ein antisemitischer Übergriff, wie ihn Gil Ofarim dargestellt hat, für möglich gehalten wird, wie das auch mir passiert ist, viel über den Zustand unserer Gesellschaft aussagt. Antisemitismus ist inzwischen in allen Schichten der Gesellschaft verbreitet und man braucht nur auf die jüdische Fußballmannschaft Makkabi zu verweisen, um klar und deutlich zu sehen, wie verbreitet auch der israelbezogene Antisemitismus hierzulande schon gediehen ist. Mit meinem politischen Rückgrat und meiner Wahrnehmung würde etwas nicht stimmen, wenn meine politischen Sensoren nicht Alarmzeichen, Alarmsignale geben würden. Wenn bei eindeutig antisemitisch anmutenden oder tatsächlich geschehenen antijüdischen Exzessen die Alarmglocken nicht schrillen, dann würde ich mich für moralisch abgestumpft halten.

  4. @ Reinhold Richter

    Sehr geehrter Reinhold Richter, Ihr empörter Leserbrief zeigt mir, dass sich nicht nur der Zentralratschef der Juden Josef Schuster dagegen sträubt, die vom Zentralrat der Muslime formulierte „Gewaltspirale“ als ein Erklärungsmuster des entsetzlichen verbrecherischen Gewaltausbruchs der Hamas zu bedenken. Schuster schließt im FR-Interview die „Gewaltspirale“ kurz als „Täter-Opfer-Umkehr“. Sie selbst unterstellen mir dafür „Rechtfertigung“ der Hamas-Gräuel. Doch ich formulierte in meinem Leserbrief am 20.10.23 (abgedruckt am 25./26.11.23): „Und so ist die „Gewaltspirale“ eigentlich eine gute Erklärung (nicht
    Rechtfertigung!) für eine von beiden Seiten geschürte Eskalation einer Gewaltverstrickung, die durch wechselseitige Alleinschuldzuweisungen natürlich unlösbar gemacht wird.“ Drei Tag zuvor fragte die FR den in Israel aufgewachsenen Genozid-Forscher Omer Bartow: „Kann man Ursachen und Motive benennen, ohne die Gräueltaten zu rechtfertigen?“ und Omer
    antwortet: „Natürlich. Und als Historiker und politisch bewusster Beobachter Israels ist es meine Pflicht, die Ursachen zu betrachten.“
    („Netanjahu hat den Wind gesät“ FR 17.10.23). Und die Ursache der Sehnsucht nach Israel als Zufluchtsort und der Staatsgründung haben als Antreiber der Gewaltspirale mein Vater und meine Onkel in Wolfsrudeln blutdürstiger NS-Krieger und Judenmörder verbrochen. Und da war ich als Sohn, Neffe und psychotherapeutischer Arzt zeitlebens mit Fragen nach den Wutursachen meiner Eltern und vieler Opfer- und Täter-Patienten beschäftigt. Und da sind für Ältere und ihre Nachkommen Traumata, die 75 Jahre zurückliegen, als Gewaltursache keineswegs „so absurd, dass man es nicht glauben kann“, wie Sie schreiben, Herr Richter. Denn im Gaza-Streifen leben noch heute hunderte dorthin Mitte Juli 1948 aus Lydda geflüchtete Greis-innen, die als Kinder die wahllosen Erschießungen und Vergewaltigungen der israelischen Soldateska miterleben mussten und auf der panischen Flucht nach Gaza nicht verdurstet sind. Und die israelische Politik drückt sich weiter hartnäckig vor einer Schuldanerkennung ihrer Staatsgründungs-Vertreibungsgräuel. (Zusätzlich haben auch die kriegerischen arabischen Nachbarn eine unheilvolle Rolle 1948+1967 zur Gewaltspirale gespielt). Lieber beschwört sie den heiteren Himmel als Herkunft palästinensischer Morde. Lieber trumpft sie mit überzogenen Miltärschlägen auf und sät damit unbeiirbar erneuerte Gewalt. Und ihre deutschen unkritischen Beipflichter-innen drücken lieber ein Auge zu : das mit dem Balken der Vertreibung und der Besatzung. Aber genau so funktioniert eine Gewaltspirale, Herr Schuster und Herr Richter.

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