FR-Forum vom 6. bis 10. Juni

Alle Zuschriften von Leserinnen und Lesern im FR-Forum dieser Woche im Überblick nach ihren Erscheinungstagen. Und: Offene Diskussion!

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  • alle Zuschriften des jeweiligen Erscheinungstags;
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Im FR-Blog werden die ungekürzten Originalversionen Ihrer Zuschriften veröffentlicht.


Leserforum 2 20190916Forum vom 06. Juni 2023

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Leserforum 2 20190916Forum vom 09. Juni 2023

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Respekt für die Hirten und ihre Leistungen

Massai: „Wie Tiere vertrieben“, FR-Politik vom 27. Mai

Danke an Tobias Schwab und die Frankfurter Rundschau für den Artikel „Wie Tiere vertrieben“ über die Verdrängung der Massai-Hirten von ihrem traditionellen Land in Nordtansania. Heute Morgen trafen sich mehrere Vertreter tansanischer und deutscher zivilgesellschaftlicher Organisationen online mit Mitgliedern der Massai-Delegation, die sich derzeit in Deutschland aufhält. Die Massai waren hoch erfreut und sehr angenehm überrascht, dass ihr Anliegen soviel Aufmerksamkeit bekommen hat, dass es sogar auf der Titelseite einer großen deutschen Zeitung erscheint. Sie haben nun Hoffnungen, dass die Unterdrückung, unter der sie leiden – unterstützt durch Gelder aus Deutschland und anderen europäischen Ländern – bald ein Ende haben wird.
Hirten wie die Massai verdienen nicht nur, dass ihre Menschenrechte respektiert werden. Die Welt schuldet den Hirten auch Respekt für ihre Leistungen. Auf mehr als der Hälfte der Landfläche der Erde ist nachhaltiger Ackerbau nicht möglich, weil das Land zu trocken, zu kalt oder zu bergig ist. Diese Flächen können aber durch mobile Weidewirtschaft in Kombination mit Wildtiermanagement auf ökologische Weise für die Nahrungsmittelproduktion genutzt werden – bewirtschaftet von Hirten als lokalen Naturhütern. Nicht nur die Hirtenfamilien, sondern auch viele andere Menschen ernähren sich von pastoralen Produkten.
Die Vereinten Nationen hat das Jahr 2026 zum Internationalen Jahr der Weidelandschaften und Hirten (International Year of Rangelands and Pastoralists, IYRP) ausgerufen, um die Leistungen der Hirten anzuerkennen und ihnen eine Weltbühne zu geben, wo sie ihre Anliegen, ihre Kultur und ihre Vision für eine Zukunft in den Weidelandschaften der Erde zum Ausdruck bringen können.
Wir hoffen, dass die Frankfurter Rundschau weiterhin die Ungerechtigkeiten gegenüber den Massai und anderen Hirten bekannt macht und ihre Stimmen verstärkt.

Ann Waters-Bayer, Göttingen

Immer aggressiver

Tod eines 15-Jährigen: „Kulturwandel ist nötig“, FR-Meinung vom 2. Juni

Der Sport ist das Spiegelbild unseres Gesellschaftssystems. Wie die FR meint, ist der Tod eines l5-jährigen Jugendlichen nach einem Fußballturnier in Frankfurt eine Zäsur. Es handelt sich um ein Todschlagsdelikt durch einen ebenfalls Jugendlichen im Streit wegen Verlauf und Ausgang eines Spiels. Das extreme Ereignis ist allerdings nur die Spitze einer zunehmend aggressiver verlaufenden Entwicklung in den Stadien.
Das kommt nicht von ungefähr. Es handelt sich systemimmanente Prinzipien: „Immer mehr, immer weiter, immer höher, immer schneller, immer besser“. Nicht nur im sportlichen Wettbewerb, sondern mit dem eisernen Willen des Siegens um jeden Preis! Dazu braucht man stimmgewaltige Unterstützung durch Zuschauer. Viele Fan-Gruppen sind nicht nur gestalterisch tätig. Oft sind sie Antreiber zu tätlichen Auseinandersetzungen. Die aufgeheizte Stimmung überträgt sich auf das Spielfeld. Brutale Fouls und Verletzungen der Spieler häufen sich. Schiedsrichter werden bedroht. Fast jede Entscheidung wird von Spielern wie Trainern reklamiert. Die Wortwahl der Verantwortlichen trägt zur Zuspitzung bei. Die Gästeblockbildung in den Stadien und Stadienverbote werden die Verhältnisse nicht ändern.
AIler von der FR geforderter „Kulturwandel“ ist nur möglich, wenn sich unser Gesellschafts- und Wirtschaftssystem ändert und politische Vorbilder neue Maßstäbe setzen. Weniger Egoismus, mehr Respekt und mehr Menschlichkeit braucht das Land.

Eberhard Bacher, Frankfurt

Ältere werden übergangen

Daseinsvorsorge: „Renditedruck mit Folgen“, FR-Meinung vom 1. Juni

Meine 91-jährige Freundin hat ein Konto bei der Postbank, wo sie ihr monatlich benötigtes Geld immer bar abgehoben hat – bis die Filiale in unserem Stadtteil geschlossen wurde. Jetzt muss sie mit Rollator und Bus zur Filiale in einem benachbarten Stadtteil fahren.
Ich habe zwar versucht, ihr zu zeigen, wie sie das Geld am Automaten der Deutschen Bank abheben kann, aber das ist für jemanden in dem Alter zu kompliziert, vor allem, wenn sie verständlicherweise nicht alles in 50- und 100-€-Scheinen haben will.
Ich habe auch schon erlebt, wie ältere Menschen bei der Eingabe der PIN diese laut mitsprachen. Und dann wundert man sich, wenn das Betrüger auf den Plan ruft. Daseinsvorsorge sollte auch die Bedürfnisse und Fähigkeiten der älteren Menschen berücksichtigen.

Annegret Benz, Hamburg

Leserforum 2 20190916Forum vom 10. Juni 2023

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Richter und Henker

Urteil gegen Lina E.: „Aufgeheiztes Wochenende“, FR-Politik vom 3. Juni

Wenn wir vor 90 Jahren (1933) etwas mehr Lina Es gehabt hätten und weniger Scharfrichter, dann wären nicht Million auf Schlachtfeldern dahingemetzelt und in KZ ermorden worden. Und Deutschland wäre nicht vom Land der Dichter und Denker zum Land der Richter und Henker mutiert. Manche – wie Lina E – haben aus der Geschichte gelernt. Andere etwas weniger.

Thomas Klikauer, Sydney (AUS)

Demokratie braucht unbequeme Citoyens

Wer schützt Demokraten vor Nazis, wenn der Staat es nicht tut? Der Fall der Lina E. wirft diese Frage mit aller Deutlichkeit auf. Und das Urteil gegen die linke Aktivistin zeigt, dass in diesem Land erneut mit zweierlei Maß gemessen wird.
Rechtsextremismus ist keine Meinungsäußerung, sondern eine Straftat und widerspricht dem Geist des Grundgesetzes. Dieses basiert gemäß Artikel 139 auf der Voraussetzung, dass die zur Befreiung des deutschen Volkes vom Nationalsozialismus und Militarismus erlassenen Rechtsvorschriften von den Bestimmungen der neuen Verfassung nicht berührt, also nicht infrage gestellt, werden.
All das gilt nicht nur für Aktionen, Reden und schriftliche Äußerungen, sondern auch für die gesamte Symbolik des Faschismus. Mithin ist es die Pflicht des Staats, rechtzeitig einzugreifen. Denn er allein übt das Gewaltmonopol aus. Demonstrationen im Stil von SA-Aufmärschen oder sogenannte „national befreite Zonen“ in Ostdeutschland darf es gemäß Verfassung und Gesetzeslage gar nicht geben. Ebenso keine Volksverhetzung á la AfD. Dennoch wird gegen die Demokratie und ihre Institutionen gehetzt. Staatsbürger, die ein politisches Mandat ausüben, sehen sich immer häufiger Morddrohungen aus dem rechten Lager ausgesetzt. Exekutive und Judikative reagieren entweder zu langsam, inadäquat oder überhaupt nicht.
Was ist zu tun, wenn der Staat seine verfassungstreuen Bürger im Stich lässt? Selbstjustiz ist sicherlich keine Lösung. Aber die lückenlose Anzeige verfassungswidrigen Verhaltens könnte ein Weg sein. Die Demokratie bedarf des unruhigen Citoyens, der seinen Widerspruch öffentlichkeitswirksam formuliert und dabei Unrecht und Täter klar benennt.

Klaus Philipp Mertens, Frankfurt

In vier Waggons gab es eine heile Toilette

Deutsche Bahn: „Durch das Tal der Tränen“ und „Bahn modernisieren“, FR-Meinung vom 30. Mai und 1. Juni

Anfang Mai habe ich mich noch mal getraut (87 Jahre) mit der DB in ein Thermalbad bei Hamburg zu fahren. Am Ziel kam die Durchsage: Leider hat der Lokführer vergessen, in Bad Bevensen zu halten! Unser nächster Halt ist Lüneburg, dort erfahren sie, wie sie zurück kommen! Aber dort gibt es keine Niederlassung der DB mehr. Mit Hilfe von Mitreisenden bin ich dann auf Umwegen im Hotel angekommen.
Auf der Rückfahrt musste ich durch vier (!) Wagen laufen, um eine heile Toilette zu finden, und das Bistro hatte geschlossen. Und das in einem ICE, nicht in einem Vorortzug. So etwas braucht man als älterer Mensch wirklich nicht mehr.

Gisela Krause, Frankfurt

Solche Klagen hören wir seit Jahrzehnten

Ich vermisse in der FR eine tiefergreifende Analyse der Probleme mit der Bahn. Ich habe den Eindruck, es wird zu viel von den Sprüchen und Pressetexten der Bahn selbst und der zuständigen Politiker relativ unkritisch übernommen. Wissing und Lutz rufen nun „das Tal der Tränen“ aus, nach dem es angeblich alles besser würde. Das hören wir aber schon seit Jahrzehnten. Solange die verkorkste „Bahnreform“ nicht zurückgenommen wird, wird sich gar nichts ändern. Es geht nicht nur ums Geld, das Geld wird vom Mis-Management verschleudert, es landet in extremen Vorstandsgehältern, und wird verbraten in unnötigen Großprojekten, und überflüssigen „Einkaufsbahnhöfen“. Ohne eine tiefgreifende Strukturreform geht gar nichts, das bemängelt auch immer wieder der Bundesrechnungshof in seinen Gutachten, die nicht beachtet werden. Er kritisiert auch stets die unzähligen unsäglichen Auslandsprojekte der Deutschen Bahn, die mit ihrer eigentlichen Aufgabe, dem Versorgungsauftrag für Deutschland, nichts zu tun haben. Es ändert sich praktisch nichts. Jetzt schwärmt Verkehrsminister Wissing vage von „Sanierungskorridoren“, die angeblich alles bessern würden, aber jeder sieht – und er-“fährt“ es als Bahnfahrer alltäglich – daß die Porsche-Politik einen ganz anderen Kurs fährt! Natürlich fließt das meiste Geld weiter in den Straßenbau, werden die Autobahnen weiter ausgebaut, für unbegrenztes Rasen. Man kann nicht mit der einen Hand das Klima und die Umwelt zerstören, und behaupten, mit der anderen Hand die im Prinzip klimafreundliche Bahn fördern zu wollen. „Im Prinzip“, denn ein Großteil der Züge im Nah- und Regionalverkehr läuft immer noch mit extrem unweltschädlichem Diesel. Und auch daran ändert sich wenig. Auch der an sich umweltfreundliche Güterverkehr auf der Schiene schrumpft weiter – nein, wird geschrumpft. Fazit: Es gibt überhaupt keinen politischen Willen, die Bahn ernsthaft zu sanieren – allen Reden und Showveranstaltungen („Deutschlandticket“, „Deutschlandtakt“) zum Trotz. Der kolportierte Zeitpunkt der Erlösung aus dem „Jammertal“: 2070, an dem die Bahn laut Staatssekretär Theurer (FDP) wieder ordentlich funktionieren soll, zeigt uns alles: völlige Interesselosigkeit und Verantwortungslosigkeit der Politik! Wir werden es nicht mehr erleben, auch unsere Kinder nicht. Dafür wird die betrogene „Last (or Lost) Generation“ etwas ganz anderes erleben… Das „Tal der Tränen“ wird zu einem Meer der Tränen.

Manfred Bonson, Lüdinghausen

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