Im Bauchgefühl steckt manchmal Wahrheit

Die Euro-Krise hat Euroland fest im Griff. Ein kompliziertes Problem, dem in der deutschen Medienlandschaft und auch von vielen Politikern mit der einfachen und populistischen Forderung begegnet wird, Griechenland solle aus der Eurozone austreten. Rauswerfen kann man die Griechen nicht, sie könnten nur auf eigenen Wunsch austreten. Dann sollte, wird vielfach gefordert, dort die Drachme wieder eingeführt werden. Das klingt ja erstmal so, als würden damit alle Probleme gelöst: Das Defizit des griechischen Haushalts wäre dann kein Problem der Eurozone mehr. Übersehen wird dabei vielfach, dass die Kredite an Griechenland bis jetzt in Euro gerechnet werden. Der Euro wäre zwar entlastet, aber die Kreditgeber, darunter auch deutsche Banken, dürften davon ausgehen, Verluste abschreiben zu müssen, wenn die Griechen ihre Kredite in von Inflation bedrohter und damit zusehends wertlos werdender Drachme bedienen würden. Und dann müsste der deutsche Steuerzahler – jedenfalls den systemrelevanten Banken – zu Hilfe kommen. Wir hätten wieder eine Bankenkrise. Ähnlich bei einer Umschuldung, bei der die Gläubigerbanken auf Teile ihrer gewährten Kredite verzichten müssten. So erscheint der Weg der Bundesregierung, für staatliche Kredite an Griechenland zu bürgen, als der einzig gangbare, als alternativlos. Leider hat unsere Bundeskanzlerin zu dem Debakel erheblich beigetragen: Statt den Griechen vorbehaltlos Unterstützung zuzusagen, hat sie diese zunächst von Bedingungen abhängig gemacht. Ein Signal von verheerender psychologischer Wirkung an den Börsen: Die Deutschen wollen nicht; Griechenland wird bankrott gehen. Das Vertrauen war erschüttert, flugs wurden griechische Anleihen als Trash einsortiert. Hätte Merkel, wie FR-Leitartikler Robert von Heusinger schreibt, ein klares Signal ausgesendet, so wie sie es während der internationalen Finanzkrise tat, als sie allen Sparern garantierte, dass ihr Geld sicher sei, wäre es zu diesem Vertrauensschwund in griechische Anleihen wohl gar nicht erst gekommen. Insofern ist es nur gerecht, wenn Deutschland das griechische Desaster jetzt tatsächlich mit ausbaden muss: Deutschland hat daran mitgewirkt.Das Gezeter der Populisten und diverser Medien, aber auch das Verhalten der Kanzlerin, wohl beeinflusst von der anstehenden NRW-Wahl, legt offen, dass europäisches Politikverständnis auch in Deutschland nationalen Interessen untergeordnet wird. Es legt ebenso offen, dass in Deutschland vielfach nicht verstanden wird, was Europa für Deutschland ist. Oben bereits verlinkter Robert von Heusinger hat in einem Gedankenexperiment herausgearbeitet, was ein Austritt Deutschlands aus dem Euro für uns bedeuten würde. Die dann wieder eingeführte Mark, schreibt er, müsste im Verhältnis zum Euro um 30 Prozent aufgewertet werden – mit fatalen Folgen für den Export, von dem die deutsche Wirtschaft maßgeblich abhängig ist, da sie es versäumt hat, mit regelmäßigen Lohnzuwächsen die Binnennachfrage zumindest konstant zu halten. Die Staatsverschuldung müsste weiter steigen, die Arbeitslosigkeit würde nachziehen, und die sozialen Sicherungssysteme würden überlastet. Weitere Tarif-Nullrunden wären die Folge, Wirtschaftswachstum wäre in weiter Ferne, Deutschland wäre in jeder Hinsicht defizitär. Verstärkt würde dieser Effekt, weil auf die deutschen Banken Milliardenverluste wegen Abschreibungen zukämen. Entweder müssten sie mit Steuergeldern gestützt oder dem Untergang anheim gegeben werden. Da letzteres aus gesamtwirtschaftlicher Prespektive nicht wünschenswert erschiene, stiege das Haushaltsdefizit weiter. In wenigen Worten: Deutschland wäre in kurzer Zeit da, wo Griechenland jetzt ist. Vor dem Staatsbankrott.

Ergo sollten die Deutschen aufhören, sich als Gönner und Geber zu gerieren oder auch nur zu versuchen, ständig den Ton anzugeben. Sie sind vom Euro und von der Europäischen Union nicht weniger abhängig als die anderen EU-Länder, und sie profitieren davon. Und: Sie sind nicht tonangebend, so gern sie sich auch selbst in dieser Rolle sehen. Tonangebend sind vielmehr die Kapitalmärkte, jedenfalls in Zeiten hoher Defizite, in denen Euro-Staaten darauf angewiesen sind, sich Geld an den Märkten zu besorgen.

Für die klare Einsortierung des Griechenland-Bashings in den Heusinger-Kommentaren bedankt sich Tobias Pohl aus Frankfurt:

„Sehr geehrter Herr von Heusinger, herzlichen Dank für Ihren engagierten Leitartikel gegen den Mainstream des neuen Wirtschaftsnationalismus. Sicherlich hat Griechenland deutlich über seine Verhältnisse gelebt. Alle Euroländer haben sich aber nur zu gern von falschen Statistiken blenden lassen. Nun wird Griechenland theatralisch in den Abgrund geredet, und an den Finanzmärkten wird prächtig daran verdient. Statt das Ende der Währungsunion zu fordern, sollten die Euroländer beweisen, dass sie eine globale Wirtschaftsmacht sind, die gestrauchelten Mitgliedern rasch wieder auf die Beine hilft. In den USA kommt niemand auf die Idee, Kalifornien auszuschließen.
Doch leider regiert in den europäischen Metropolen wieder die Kleinstaaterei. Dabei haben die zurückliegenden Turbulenzen an den Finanzmärkten gezeigt, dass nur mit einem beherzten Griff in den Staatssäckel eine Weltwirtschaftskrise vermieden werden konnte. Wer innerhalb weniger Tage Milliarden Euro für private Banken bereitstellt, sollte jetzt nicht das Ende des Abendlands ausrufen, sondern ebenso entschlossen Griechenland unterstützen. Doch bis dies geschieht, werden Sie wohl noch einige Zeilen schreiben müssen. Halten Sie durch. Europa braucht Sie.“

Weniger folgt ihm Dierk Lübbers aus Münster:

„Vielleicht ist Griechenland  jetzt wirklich auf die Kredite Deutschlands und anderer Euroländer angewiesen, wenn eine Katastrophe verhindert werden soll. Dann müssen diese Kredite jedoch an die Bedingung geknüpft werden, dass Griechenland, wenn ein weiteres Mal Zahlungsunfähigkeit droht, (vorübergehend) wieder eine eigene Landeswährung einführt. Dann kann es die Löcher in seiner Staatskasse mit neu gedrucktem Geld auffüllen; es droht ihm keine Zahlungsunfähigkeit mehr, nur eine Inflation, wie es sie aus der Zeit vor dem Euro kennt. Die Stabilität des Euro ist dann aber nicht mehr durch Griechenland gefährdet. Sie ist nämlich nicht nachhaltig dadurch gefährdet, dass das eine oder andere Euroland mit schwachen Staatsfinanzen zahlungsunfähig wird oder/und die Eurozone (vorübergehend) verlässt und eine eigene Landeswährung einführt. Die Stabilität des Euro wäre dann nachhaltig gefährdet, wenn die Euroländer mit soliden Finanzen fortlaufend die Löcher in den Staatskassen der unsoliden Euroländer stopfen müssten. Das würde übrigens nicht nur zu einer Schwächung des Euro, sondern könnte auch zu Unfrieden zwischen den Euroländern (Geldleihen kann Freundschaften beenden) und einem Auseinanderbrechen Eurolands führen.
Wehret den Anfängen! Wenn man Griechenland jetzt zu subventionieren beginnt, werden andere Staaten aus Euroland bald auch die Hand aufhalten, statt den Gürtel enger zu schnallen und ihre Bürger zur Kasse zu bitten.“

Carsten Seßler aus Berlin:

„Wie kommen ausgerechnet wir Deutschen dazu, uns so abfällig und oberlehrerhaft gegenüber den Griechen aufzuspielen?“ Mir fallen u.a. folgende Gründe ein:
1. sind es die Deutschen, denen man hoch und heilig bei Einführung des Euros versprochen hat, so etwas wie aktuell würde es niemals geben. Die politische Klasse hält es aber nicht für nötig, Rechenschaft abzulegen, wie das Unmögliche doch passieren konnte, wer die Verantwortung übernimmt und welchen Plan man hat, künftige „Geiselnahmen“ zu verhindern.
2. hat Griechenland bisher keinen Sanierungsplan vorgelegt, der nachvollziehbar vorrechnet, wie das Geld zurückkommt. Nach den Betrügereien der Vergangenheit liegt der Verdacht nahe, dass der nächste Betrug namens „Sind ja nur Kredite“ geplant wird.
3. ist es der „Härte“ der Deutschen und ihrer Mark zu verdanken, dass wir überhaupt mit niedrigen Zinsen aushelfen können. Die Härte zu verurteilen, die Voraussetzung für die „Hilfe“ ist, ist schizophren und kurzsichtig.
4. trägt Deutschland die Hauptlast der Insolvenzverschleppung, obwohl man selbst in den letzten Jahren schmerzhafte Reformen erleiden musste.
5. sind es die Griechen, die die europäische Integration ernsthaft gefährdet haben, indem sie die Konsequenzen eines Beitritts zur Euro-Zone ignoriert haben und mit ihrer Weichwährungsmentalität weitermachten und machen. In der aktuellen Diskussion geraten Ursache und Wirkung manchmal durcheinander. Derartige Ignoranz fördert nicht gerade Sachlichkeit.
Dass die deutsche Empörung etwas bauchig-emotional und gartenzwergig ist, stimmt, liegt aber auch daran, dass unsere „Eliten“ keine klaren Ansagen machen und das Volk für dumm verkaufen. Im Bauchgefühl liegt manchmal mehr Wahrheit als im intellektuellen Stelzenlauf. Wenn Herr Heusinger auf obige Fragen befriedigende Antworten geben könnte, könnte ich seinen Kommentar ernst nehmen. So ist er für mich nur einer, der Gleichmacherei für Integration, Selbstbehauptung für Nationalismus und Selbstverleugnung legitimer Interessen für „europäischen Geist“ hält.“

Holger Hübner aus Berlin:

„Nach welchen Kriterien stufen diese Rating-Agenturen eigentlich etwas ein? Offengelegt hat das meines Wissens noch keine. Sie haben die letzten Müllpapiere bestens bewertet und zur Bankenkrise nicht unerheblich beigetragen. Und jetzt stufen sie die Kreditwürdigkeit ganzer Volkswirtschaften ein, und die Börsen folgen. Die Politik ist dringend gefragt, den Zockern das Handwerk zu legen.“

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45 Kommentare zu “Im Bauchgefühl steckt manchmal Wahrheit

  1. 10 Jahre dauert die Sanierung Griechenlands. 140 Milliarden Euro für die ersten 3 Jahre. Das ist ein Fass ohne Boden und wofür. Dass unsere Politiker geschlafen haben. Ich finde das unfassbar. Die ganzen Politiker, egal ob die deutschen oder die aus Griechenland haben ihre Unfähigkeit bewiesen. Warum ist das für die ohne Konsequenzen? Darüber sollte man mal nachdenken.

  2. Die Griechen griechen also den schwarzen Peter, so so. Schlimm diese Griechen. Nach jahrelangem von Ouzo-Saufen begleitetem Faulenzen auf Kosten der EU-Steuerzahler wollen sie jetzt geholfen bekommen, um ihr Leben in Saus und Braus unbekümmert fortzuführen – und dafür wird natürlich ohne Rücksicht auf Verluste kräftig gestreikt. Doch mal im Ernst:

    Warum wollte es eigentlich keiner merken, keiner wissen oder genauer hinschauen, daß und warum sich Griechenland mit getürkten Zahlen in die Währungsunion gemogelt hat? Und warum hat ausgerechnet Deutschland, wie wir aus dem letzten Presseclub erfahren durften, sich geweigert, daß sich Eurostat mal die griech. Zahlen vor Ort näher anschaut? Korruption auch hier? Banken befehlt, wir folgen???

    Warum kehren wir nicht endlich vor der eigenen Tür, statt nur vor der griechischen, und der anderer Südländer? Wieviele Milliarden wurden nach der Wiedervereinigung bei uns in den Gully geschüttet? Wieviele Subventionsgräber, siehe Cargolifter, Sachsenring, Chip-Fabriken, überdemensionierte Kläranlagen und marmorgeflasterte Industriegebiete, menschenleer doch hell erleuchtet, haben wir für die „blühenden“ Landschaften erstellt? Woher kommt das Geld für Bremer Zukunftswelträume, Hamburgs Elbphilharmonie, den Transrapid-Flop, Bahnen, die mangels Wartung ausfallen, Provinzflughäfen, die keiner braucht, Elb- und Ems-Vertiefung (anstelle die Papenburg-Werft zu verlegen), oder den Stuttgarter Tiefbahnhof, der alleine schon etwa 1/3 des von G. sofort benötigten Geldes, also – deutscher Anteil – etwa 10 Milliarden verschlingen dürfte?

    Wer hat bei uns Rücklagen für all die Beamten-Pensionen gebildet, die demnächst auf uns zurollen? Rentenkürzung auf 43% mit 67, Beamtenpension 75% mit 60??? Wieviele Bundesländer mit all dem Abstimmungs-Wirrwarr, unterschiedlichen Bildungsformen, profilierungssüchtigen Ministerpräsidenten etc. sind bei leeren Kassen noch sinnvoll? Was ist mit dem deutschen Schwarzgeld auf Schweizer Konten? Warum werden nicht die 2000 dringend benötigten Steuerfahnder eingestellt bzw. geschult? Von dem dann in die Landes- und Bundeskasse gespültem Geld ließe sich z.B. die Griechenland-Hilfe locker bezahlen.

    Warum steigen bei uns die Gewinne der Pharma-Firmen stärker noch als die Krankenkassen-Beiträge?

    Von unseren Export-Erfolgen haben weder meine Frau noch ich etwas zu spüren bekommen – da hätten wir wohl zunächst mal uns zu den Reichen und Mächtigen gesellen müssen.

    All dies soll nicht heißen, das G. so weitermachen darf wie bisher. Aber auch hier wäre Augenmaß sinnvoll – ein kaputtgespartes Griechenland wäre auch pleite – nur dann mit dem Ergebnis riesenhafter sozialer Verwerfungen.

    Also – fassen wir uns zunächst mal an der eigenen Nase, bevor wir auf G. einprügeln. Danke.

  3. Geht diese ganze Diskussion nicht am Thema vorbei? Unser Bundespräsident hat die Tage erstaunlich klar und offen das Thema benannt. Es kann nicht sein das es Geschäfte gibt bei denen die Gewinne wenige machen und der Staat die Verluste bezahlt. Solange das aber bei den Banken so ist wird es alle paar Monate schlechte Hausfinanzierungen oder Pleiteländer geben. Die Spieler auf diesem nicht vorhandenen Markt, im Sinne von vorhandener Markwirtschaft, werden immer neue Objekte finden mit denen sie an die Steuergelder kommen. Die Lösung kann nur sein das die Spielregeln auf diesem Markt geändert werden.z.B. Transaktionsgebühr verbot von Leerverkäufen.u.s.w. Wenn ich aber die Aktivitäten unserer Bundesregierung sehe kann einem Angst und Bange werden. Sollte es nicht durchsetzbar sein das die Spielregeln geändert werden dann wird das Spiel so lange weiter gehen bis auch Deutschland pleite ist. Dann kann es nur die Lösung Geldwertreduzierung, wie auch immer, geben.

  4. Eine Möglichkeit ist auch gegeben, wenn die EZB den Griechen für den gleichen Zinssatz Geld leiht, wie den Banken zur Verfügung stellt, nämlich für 1 % Zins. Das würde den Spekulanten sofort den Wind aus den segeln nehmen und nebenbei auch den anderen Staaten der PIIGS die Garantie gegen Spekulanten geben.

  5. zu @3
    Selbst wenn das greifen würde ändert das nichts daran das weitere systemrelevante Probleme geschaffen werden um das jetzt laufende Abzockkarusell am laufen zu halten. Das Ganze muss grundsätzlich überarbeitet werden und nicht nur finanziert. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen das man immer weiter Geld drucken kann ohne das es Auswirkungen auf die Stabilität hat. Wir müssen dahin kommen das die Spekulanten ihre Spekulation selbst bezahlen. Wie auch immer dazu das Steuer und Abgabensystem umgestaltet werden muss.

  6. … und als volkslied-melodische Satire:

    Die Finanzwelt, die ist lustig, die Finanzwelt, die ist schön

    1. Die Finanzwelt, die ist lustig,
    die Finanzwelt die ist schön.
    Ja, hier kann man inszenieren,
    dass die Kurse purzeln gehn.
    Ref. Holla hi, …..

    2. Jede Börse find ich lustig,
    alle Börsen sind so schön,
    ja, da lass ich nach Belieben
    mein Gewinnwachstum entstehn.
    Ref.

    3. Meine Rating-Agenturen
    machen mit in diesem Spiel:
    Dreifach A in C verwandelt,
    das bewirkt schon mal sehr viel.
    Ref.

    4. Immobilien-, Rohstoffmärkte:
    Alles hab ich in der Hand.
    Wenn Profitaussichten stimmen,
    fahr ich sowas an die Wand.
    Ref.

    5. Die Regierungen sind machtlos,
    die sind doch bloß irritiert.
    Träumen ihre eignen Träume,
    wissen nicht, was hier passiert.
    Ref.

    6. Setzen sich an lange Tische,
    diskutieren, debattiern.
    Zaudern, zögern zu entscheiden:
    Jetzt muss endlich was passiern.
    Ref.

    7. Und inzwischen mach ich weiter,
    habe Griechenland entdeckt:
    Meine Zinseinnahmen steigen!
    Doch die Merkel ist verschreckt.
    Ref.

    8. Ob der Rüttgers in der Wahl siegt,
    ist mir doch ganz einerlei!
    Freu mich über jeden Tag mehr
    ohne Plan und mit Geschrei.
    Ref.

    9. Vor zwei Jahren hab ich denen
    mal gezeigt, was ich so kann:
    Die Regierungen bezahlen,
    greifen mich jedoch nicht an!
    Ref.

    10. Heut ist Produktivvermögen
    meine Rating-Agentur:
    Das hat Marx noch nicht gesehen:
    Heute zählt der Geldmarkt nur!
    Ref.

    11. Die Regierungen verschwenden
    ihre Kraft an einem Traum:
    Meinen Einfluss zu beschränken.
    Doch das schaffen sie wohl kaum.
    Ref.

    12. Die gehören nämlich alle
    in mein Fadenpuppenspiel.
    Und wolln die mir mal ans Fell gehn,
    ja, dann schwanke ich nicht viel.
    Ref.

    13. Wissen seit der Hellas-Krise:
    Könnt nach meinem eignen Plan
    jedes andre Land erwählen.
    Darum fasst mich keiner an!
    Ref.

    Armin Riewerts
    Mai 2010

  7. Ja, ja, schon klar… jeder Besitzende, der kein Geld mehr an Leute verleiht, die eine Party nach der anderen damit feiern, ist ein Bandit… ach was sag ich… jeder, der überhaupt Geld verleiht, kann ja nur ein Betrüger sein! Hatten wir ja alles schonmal…

    Und wenn auch Deutschland eines Tages, nach weiteren Jahrzehnten des über die Verhältnisse Lebens und der Schuldenmacherei, endloser Finanzierereien auf Pump, geborgtem Wohlstand usw. dann dran ist, steht der Bösewicht ja jetzt schon fest… es werden wieder die Finanzmärkte sein, die wieder mal aus reiner Bösartigkeit nicht mehr mitmachen wollen, und Tränen werden kullern für das arme, arme Deutschland.

    Träumt mal schön weiter über den eigentlichen Ort des Problems…

  8. Lieber Herr von Heusinger, die Griechenlandkrise geht nicht auf Frau Merkels verständliches Zögern zurück, Deutschlands Steuerzahler mal wieder für eine verfehlte Europa-Politik zu schröpfen. Diese Krise geht auch nicht „nur“ auf griechische Währungssünden und eine fehlkonstruierte Euro-Zone zurück. Hier bricht auf, was Sie und viele Ihrer Kollegen von der schreibenden (und fernseh-schauspielernden) Zunft seit Jahren verdrängen: Das Ziel, die Endstation Sehnsucht der europäischen Vereinigung, ist richtig, doch der Weg dorthin führt in die Irre. Man kommt nicht nach Europa über den Holzweg des Geldes und der Banken. Und er darf auch nicht in der Sackgasse enden, einem Land, das die gemeinsame Währung missbraucht, gutes Geld nachzuwerfen, damit sich andere Länder auf demselben Trip in aller Ruhe auf das nächste, ihnen zustehende Rettungspaket vorbereiten können.
    Die Währungsunion ist keine Haftungsgenossenschaft, und die Bankwelt hat nach der Sozialisierung ihrer Schulden keinen weiteren Anspruch auf deren Europäisierung. Am Ende der feinsinnigen Unterscheidung von einem „liberalen“ Europa auf den Güter- und Exportmärkten und einem „sozialistischen“ Europa auf den Finanzmärkten steht fatalerweise ein total aufgeweichter, inflationärer Euro (der laut seiner Erfinder „so stark sein und bleiben sollte wie die Mark“, O-Ton Theo Waigel) und die Zwangsverwaltung der vom Staatsbankrott geretteten Schuldenländer durch die Konkursverwalter der EU und des IWF. Nach Griechenland sind sie bereits unterwegs. Dieses Land, dem Europa seine Demokratie verdankt, hat es nicht verdient, dass Europa sie ihm nun nimmt!
    Und der Ausweg aus dem Holzweg (der Bankenrettung unter dem Schwindel-Etikett europäischer Solidarität) und der Sackgasse (jeder noch so verdiente Staatsbankrott muss mit Steuergeldern verhindert werden)? Er ist Ihnen wohlbekannt. Wir vier Euro-Kläger der ersten Stunde werden ihn jetzt dem Bundesverfassungsgericht zur Prüfung vorlegen: Griechenland tritt aus der Euro-Union aus und saniert sich nach dem Vorbild jener elf EU-Länder, die ihr eigenes Geld haben. Für sie stehen genügend Hilfsgelder von IWF und EU bereit, für die sie sich nicht wie armselige Bittsteller politisch demütigen lassen müssen. Bei diesem Vollzug der Hilfe sind die Banken voll dabei. Und mit der Abwertung der eigenen Währung (nach außen) ist das Land auch wieder wettbewerbs- und exporttüchtig. So oder so ähnlich hätte ich mir Ihren Kommentar vorgestellt.

  9. Ich verstehe die ganze Aufregung um Griechenland nicht. In welchen Relationen wird da gedacht? Erst wird von 25 Milliarden Hilfe gesprochen, jetzt von 140 Milliarden. Lassen Sie es fünf Billionen sein, es geht ja quasi um die Rettung einer ganzen Volkswirtschaft, und wenn man dann in Betracht zieht, dass der Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs nach derzeitigen Schätzungen sechs Milliarden kosten wird, sind die momentanen 140 Milliarden für ein ganzes Land ja wohl lächerlich. Der eigentliche Skandal kann ja nur der sein, dass es offensichtlich „Märkte“ gibt, die irre daran verdienen, und hier verstehe ich weite Teile der Presse nicht. Über jeden Popanz wird recherchiert, aber wer sind denn die Märkte? Da stecken doch reale Firmen, reale Menschen dahinter und auch reale Anleger, die ihren Rachen nicht voll kriegen. Darüber hört man nichts. Wie sieht es denn mit der ausgerufenen Eigenkaptitalrendite eines großen deutschen Bankhauses aus? Das Ding läuft doch offensichtlich wie immer: Peanuts fürs (griechische) Volk und Cashewkerne für die (globalen) Spekulanten.
    Man wird den Menschen in Griechenland doch also mal eben 20 Fernbahnhöfe gönnen, oder?

  10. Griechenlands drohender Staatsbankrott ist selbst verschuldet. Die griechische Regierung hat es nicht verdient, dass ihr geholfen wird. Für ein Land, in dem Korruption fällige Steuerzahlungen zumindest vermindert, in dem Steuerhinterziehung sozusagen zum guten Ton gehört, in dem es den meisten Bürgern ein höllisches Vergnügen bereitet, dem Staat steuermäßig ein Schnippchen zu schlagen, in dem die Steuerverwaltung mit impertinenter Gleichgültigkeit die mit wenigen Euro in der Steuererklärung angegeben Jahreseinnahmen der offensichtlich Gutverdienenden hinnimmt, ist doch jede finanzielle Hilfe rausgeschmissenes Geld. Es gilt die Ursachen zu bekämpfen. Da sind die eilig getroffenen Gesetzesänderungen, die auch die Reduzierung der Gehälter der Beamten betreffen, nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
    Das Geschrei der Bürger, die im wesentlichen durch Steuerhinterziehungen selbst zu dem Desaster beigetragen haben, kann deshalb bei den Bürgern der anderen, zahlenden Staaten kein Mitleid hervorrufen. Zumal man nun weiß, dass die seinerzeitige griechische Regierung mit gefälschten Zahlen alle Zugeständnisse der EU erschwindelt hat. Menschen, die so etwas machen, darf man ungestraft als Betrüger bezeichnen, die eher ins Gefängnis wandern, als noch obendrein mit Milliarden bedacht zu werden. Schade nur, dass sich eine Nichthilfe auf unser Land verheerend auswirken würde und wir zur Hilfe genötigt werden. Das haben die ehrlichen und disziplinierten EU-Mitgliedsländer wirklich nicht verdient.
    Es wird Zeit, dass die EU für Länder wie Griechenland derart einschneidende Maßnahmen beschließt, dass die „Guten“ nicht mehr für die „Bösen“ büßen müssen. Solidarität hat da ihre Grenzen, wo die Auffassungen über Disziplin und Korrektheit so weit auseinanderklaffen.

  11. Auf jeden Fall lenkt es schön von den verbrannten Milliarden auf Kosten des Steuerzahlers für die Banken ab.
    Da sind die Griechen noch günstig.

  12. Es ist falsch den Banken und den Spekulanten Vorhaltungen zu machen. Diese Leute spielen ihr Spiel legal nach vorgegebenen Regeln. Wenn es der Politik nicht gelingt sich auf neue Regeln zu einigen werden diese Spiele weiter gehen bis der letzte Staat pleite ist. Mir ist nicht klar was die Griechen heute anders machen als vor 12 Monaten,ohne das es damals die heutigen Folgen hatte.Das in diesem Land Fehler gemacht werden ist schon klar, das passiert aber in Deutschland auch. Deshalb kann es auch irgendwann zu Leerverkäufen Deutscher Staatsanleihen kommen. Dann hätten wir das gleiche Problem wie Griechenland heute.

  13. …auch auf die Gefahr hin, dass mir hier wieder einer schreibt, wie: ich sei wie ein zweijähriges Kind, das erst mal lesen lernen soll – frage ich nochmal ganz naiv : wo ist all das Geld, das jetzt allen Staaten zu fehlen scheint ?

    Nach der großen Finanzkrise glaubten doch alle, jetzt ist erst mal Schluss damit…

    Aber es geht munter weiter – wie lange noch ?

  14. @maderholz

    Da ist kein Geld mehr, nur Wechsel auf die Zukunft, die keiner mehr einlösen kann, mehr noch: Da ist nicht mal mehr Geld, denn dem Geld müssten reale Werte gegenüberstehen, wenn es einen Tauschwert haben soll.
    Die realen Werte gibt es schon längst nicht mehr, es geht nur um die am längsten überlebende Lüge.

  15. @maderholz,
    ein Großteil der Gelder, die jetzt im Zuge der Finanzkrise futsch sind, wurden zunächst US-amerikanischen Bürgern geschenkt (obwohl sich das natürlich Kredit nannte), hauptsächlich zum Hausbau. 10 Jahre gab es einen Bauboom in den USA, der größtenteils auf Pump basierte, der sich größtenteils über steigende Immobilienpreise refinanzierte. Dann aber fingen eines Tages die Immobilienpreise an zu fallen, die Kreditfinanzierungen fielen zusammen, denn es war meistens nicht der Fall, daß die Kreditnehmer andere nennenswerte Abzahlungsquellen hatten als die bloßen Wertsteigerungen der auf Pump erworbenen Häuser (die jetzt ausblieben). Die fröhlich auf Pump lebenden US-Bürger wurden aus den Häusern, die ihnen nicht gehörten, hinausgekantet. Seitdem haben Immobilien im Erstellungswert von 1000 Mrd. US-$ den Wert 0. Sie stehen nämlich leer,und keiner will sie kaufen.

    Das Geld ist also in die Umsätze der US-amerikanischen Bauindustrie plus Zulieferer, Makler etc. gewandert und darüber in den Wirtschaftskreislauf (Gehälter usw.). Einen gewissen Anteil steckten sich auch die Investment- und Hypothekenbanken ein, die dann die Immobilienkredite in undurchsichtige „Finanzprodukte“ verpackten und weltweit an Interessenten verteilten, über saftige Gebühren.

    Die griechische Situation sieht anders gelagert aus, hat aber den gemeinsamen Nenner, daß hier jemand massiv über seine Verhältnisse gelebt hat und noch lebt. Das zusammengepumpte Geld fließt hier in horrende Staatsbürokratien, die kaum Leistung bringen, dafür aber großzügig entlohnt werden, bis hin zu größzügigsten Pensionsregelungen und anderen hanebüchenen Pfründesystemen, und einem überdurchschnittlichen Verteidigungshaushalt (bezogen aufs BSP ddreimal so groß wie der deutsche).

    Man stelle sich die US-amerikanische Immobilienlage vor, zum Zeitpunkt, als die Immobilienpreise anfingen zu fallen und klar wurde, daß die zahllosen Arbeitslosen, Erntehelfer und Putzfrauen, denen man Häuser für 300.000 US-$ aufgeschwatzt hatte, diese niemals aus eigener Kraft abbezahlen könnten. Damals hat aber niemand (auch die deutsche Regierung nicht) gesagt, halt, werft sie nicht gleich raus, wir springen ein, wir bedienen die Kredite, indem wir weitere Kredite anbieten… an der grundsätzlichen Zahlungsunfähigkeit der Kreditnehmer hätte sich nichts geändert, und nur der Zeitpunkt des Zusammenbruchs wäre verzögert worden, m.a.W. es wäre zusätzlich rausgeworfenes Geld gewesen.

    Ich persönlich und auch andere sind skeptisch, ob im Griechenlandfall die staatliche Zahlungsunfähigkeit letztendlich verhindert werden kann… man verzögert sie nur. Nur die Zahlungsunfähigkeit wird den nötigen Druck aufbauen, an den Verhältnissen etwas zu ändern, viel billiges weiteres Geld und ein drohend erhobener Zeigefinger (nach von Heusinger könnte ja sogar der Zeigefinger auch wegbleiben) wird nicht reichen. Es gehört zu den großen momentanen Irreführungen, wenn behauptet wird, mit Griechenland stehe ja eigentlich alles gar nicht so schlecht, nur ein paar durchgeknallte Finanzspekulanten würden auf Panik machen und den Griechen die Kreditzinsen verderben. Eine Neuverschuldung von 13,6% des BIP im Haushalt 2009 ist katastrophal, ebenso die Gesamtschuldensumme von 115,1% des BIP. Die Maastricht-Kriterien sehen einen Grenzwert von 60% vor, der nicht überschritten werden darf… mit gutem Grund.

    Mit den Besitzern von Griechenlandanleihen habe ich kein Mitleid. Wer glaubt, deren Ausgabewert oder gar Rendite müsste von anderen Staaten bezahlt werden, wenn Griechenland es nicht mehr kann, ist unverschämt, und wer sein gesamtes Vermögen in Ihnen angelegt hat, und daher ohne Griechenlandhilfe vor dem Nichts steht, ist dumm. Interessant aber zu sehen, wie von politisch links her für diese Menschen/Institute bzw. deren finanzielle Interessen Partei ergriffen wird.

  16. Ich bekomme den Eindruck, dass sich die Finanzkrise nicht mit den bisherigen Maßnahmen eindämmen lässt. Das Problem besteht v.a. darin, dass keine hinreichenden Konsequenzen gezogen werden: es wird permanent Geld in ein marodes System gepumpt, ohne dass die Spielregeln verändert werden, die zu diesem Desaster geführt haben. Die Staaten, besser die Nationalökonomien werden finanziell immer stärker belastet. Das Risiko dabei trägt die Bevölkerung- nicht die Verursacher, Banken und Finanzdienstleister. Sie werden quasi für ihr Fehlverhalten belohnt und von der Haftung ausgenommen. Genau darauf hatten sie zuvor spekuliert. Das werden sie auch in Zukunft tun.

    Unsere griechischen Nachbarn sollten nicht im Stich gelassen werden. Aber das Fass zu füllen, ohne das Loch zu schließen, macht keinen Sinn.

  17. Lustig war ja ein stückweit die allgemeine Kapitalismusbeschimpfung in einer bestimmten Phase der Krise: Der Markt hat versagt, und der Staat muß retten, typisch! Auf die umgekehrten Beschimpfungen muß man wohl jetzt warten, wo der Staat versagt hat, der griechische nämlich, und alle anderen auch, die jahrelang zusahen, statt über EU-Politik einzugreifen, bzw. auf dem besten Weg in griechische Verhältnisse sind… stattdessen ergeht man sich in allgemeinen Sympathiekundgebungen gegenüber dem Schuldigen. Das ist schon auch wieder lustig, zu sehen, wie eklatant und verbreitet mit zweierlei Maß gemessen wird.

    Staaten haben halt scheinbar das moralische Recht, mit Luftnummern ihren Mitgliedern das Leben zu verschönen… nehmen Banken das gleiche moralische Recht für sich in Anspruch, nämlich den eigenen Angestellten das Leben mit Luftnummern zu verschönen (z.B. durch den Verkauf von Luftnummern erwirtschaftete Boni zu verteilen), schreit man Zeter und Mordio. Nicht, daß ich mißverstanden werde… ein sich Bereichern über Luftnummern sollte schon mit Zeter- und Mordio-Geschrei begleitet werden… aber bitte grundsätzlich!

    Nehmen wir mal an, die Finanzmärkte wären nicht so „kreativ“ gewesen, und hätten die Luftnummer „Immobilienboom USA“ mit ihren undurchsichtigen Kreativpapieren über die ganze Welt verteilt. Die Zeche, die wir Finanzkrise nennen, hätte dann ziemlich ausschließlich von den USA getragen werden müssen, und das hätte die USA eindeutig nicht nur an den Rand, sondern in den Abgrund gebracht. Man kann also die verschiedenen nationalen Probleme als Mitschultern eines gigantischen selbstverschuldeten Problems der USA sehen.

    Die Bereitschaft aber, freudig diese „Rettung einer ganzen Volkswirtschaft“, „Solidarität mit den USA“, „USA nicht im Stich lassen“ zu fordern und preisen, wäre bei jenen, denen man die Lage so erklärte, wohl sehr reduziert. Komisch irgendwie. Vielleicht erscheinen den Menschen die Pensionsansprüche, die eine unverheiratete Frau vom Vater in G. übernimmt, irgendwie sympathischer als „Ein Haus für jeden Arbeitslosen“-Programme in den USA?

  18. zu @17 Max Wedell
    das was Sie da anführen mag ja alles eine Halbwahrheit sein. Was aber auch vorgeht konnte man sehen wenn man den Kursrutsch Oktober 2008 an den Börsen sich näher betrachtet. Dieser Kursrutsch hatte wie ja auch in der FR damals oft berichtet nur mittelbar mit der Imobilienblase in den USA zu tun. Damals platzte die jahrelange Währungsspekulation zwischen Euro und Yen. Jahrelang haben sich Spekulanten in Yen verschuldet und diese dann in Euro getauscht. Durch dieses vorgehen wurde der Euro aufgewertet und die Schulden abgewertet. (vereinfacht gesagt) Durch die damals sinkenden Zinsen im Euroraum ist das Ganze geplatzt und die Spekulanten haben Geld gebraucht um ihre Schulden in Yen zu bezahlen. Ich habe dieses Beispiel gebracht um zu zeigen das die Spekulation auch ohne faule Griechen und dumme Amerikaner läuft. Das Ganze wird solange weiter gehen bis endlich solch ein Unsinn wie Leerverkäufe oder Währungssicherungsgschäfte ohne Währung gestoppt werden. Dabei geben im Moment nicht irgendwelche linke Kreise sondern unsere Bundesregierung ( wie weit links die steht kann sich jeder selbst denken) ein schlechtes Bild ab.
    Nochmal, daran sind nicht die bösen Spekulanten schuld sondern die Leute die die Spielregeln ändern können.

  19. @hans,

    aus Platzgründen kann man hier doch nun mal die Sachverhalte nicht vollständig beschreiben. Das Problem der global verteilten toxischen Papiere, dieser undurchsichtig verbrieften Schulden kann man weder als „Halbwahrheit“ noch als Hälfte der Wahrheit bezeichnen… ohne sie gäbe es die Krise nicht, es ist das zentrale Problem.

    Der von mir gebrachte Vergleich der Entlastungen der USA und Griechenlands ist zulässig, auch wenn sich Details der Verhältnisse unterscheiden. Die Übernahme toxischer Papiere durch unsere Banken erfolgte unter betrügerischen Vorzeichen, somit ist die „Hilfestellung“ ziemlich aufgezwungen, von der jetzigen Hilfestellung an G. könnte man sich noch einbilden, sie wäre irgendwie freiwillig. Die „Hilfestellung“ USA war eine dortiger Finanzinstitute, von der der Staat profitierte (die Rettung systemrelevanter Institute der USA hätte ohne sie eine kaum zu bewältigende Größenordnung angenommen), die Hilfestellung Griechenland ist eine des dortigen Staates, von der Finanzinstitute profitieren.

    Sprachlich noch ein Hinweis: Die Hälfte der Wahrheit ist keine Halbwahrheit und umgekehrt.

  20. zu19 Max Wedell
    Von mir aus kann auch der Begriff Teil der Wahrheit anstatt Halbwahrheit
    eingesetzt werden. Das ändert aber nichts daran das die Probleme eskalieren weil Wetten auf die Proleme zugelassen werden und unsere Regierung bisher maximal versagt dagegen etwas zu tun.

  21. @20 hans,

    achja, meinen Sie das wirklich ernst???Griechenland geht äußerst unverantwortlich mit seinem Staatshaushalt um, da ist sich jeder, aber wirklich jeder Wirtschaftsexperte einig, aber Sie sehen den eigentlichen Schuldigen bei Jenen, die verhinderten, daß das noch ein Weilchen so unbehelligt und unverändert so weitergehen kann, die Gesamtschuldensumme sich noch mal ein wenig vermehren kann? Meinen Sie wirklich, mit erstmal munterem Weitermachen wie bisher und Änderungen irgendwann später, wenn überhaupt, käme Griechenland am Ende einfacher aus seinen Problemen? Meinen Sie wirklich, ein Arzt, der einem Patienten mit bösartigem Tumor eine schwere Operation verordnet, ist solange ein „Problemverursacher“, solange den Tumor drinzulassen nicht den sofortigen Tod bedeutet???

    Ich persönlich würde, und das meine ich ernst, denjenigen, die jetzt die Kreditklemme bewirkten, einen ORDEN verleihen. Denn SIE sind es, die bewirkten, daß sich HEUTE etwas bewegt in Griechenland, daß es HEUTE angegangen wird, die Verhältnisse von untragbar hin zu sustenabel zu verändern, und nicht erst IN EINEM JAHR oder IRGENDWANN, wenn der Karren noch tiefer im Dreck steckt…

    Je früher Griechenland zur Korrektur gezwungen wird, desto besser ist es, nicht nur, aber ganz besonders für Griechenland selber. Ein großes Lob also den Ratinghasardeuren von meiner Seite, selbst wenn das entstehende Gute nur ein unbeabsichtigter Nebeneffekt ihres Tuns wäre!

  22. zu @ 21 Max Wedell
    Ich bin schon gespannt was nach Griechenland systemrelevant wird und wem Sie die nächsten Orden verleihen wollen. Diese Leute sind aber mehr an ein paar hundert Milliarden an Steuergeldern intresiert die ich aber keine Lust mehr habe zu bezahlen geschweige den Leuten Orden zu verleihen. Das schließt natürlich nicht aus das die von Ihnen beschriebenen Teilwahrheiten zu Änderungen Anlass sein müssen. Nur klar ist der nächste Fall von faulen Griechen, dummen Amerikanern und Yen Spekulanten wird schneller kommen als Sie sich vorstellen können. Mit Orden wird man das nicht verhindern, da ist wohl die Politik gefordert. Ich habe auf jeden Fall keine Lust die nächste systemrelevante Spekulation zu bezahlen. Ich denke das wir bei der derzeitigen Regierung den Spaß haben werden noch öfter zu diesem Thema zu diskutieren.

  23. Jetzt wird also kräftig auf die „faulen“ Griechen eingeschlagen; wenn morgen z. B. Japan, Italien oder die BRD ins Fadenkreuz der Spekulanten gerät, dann werden neue Beschimpfungen in die internationale Presse eingeführt.
    Ist der griechische Staat eigentlich erst seit Anfang April 2010 überschuldet? Sind die manipulierten Statistiken, mit denen Griechenland in die Euro-Zone kam erst seit diesem Jahr bekannt?
    Tatsache ist doch, dass es nicht zum ersten Mal in der Geschichte zu massiven Spekulationen gegen ganze Volkswirtschaften kam. Mit zum Teil katastrophalen Folgen für die Menschen in diesen Ländern, während andere ihr Milliarden-Vermögen noch kräftig steigern konnten.
    Und nun läuft wieder das alt bekannte Spiel ab: Die „kleinen“ Leute , die Rentner, Arbeiter und Angestellten müssen die Sache ausbaden. An die Profiteure der Krise wagt sich keiner ran. Die ganzen Programme von IWF und anderen dienen nur dem Schutz der Milliarden-Profite der Spekulanten. Gut so, dass die Griechen gegen diese Machenschaften auf die Strasse gehen.

  24. Wenn mensch weiss, dass vor dem Platzen der Immobilienblase auf der Welt ein Vielfaches des Weltsozialproduktes in Spekulationsgeschäften steckte, wird einem klar, dass diese krise noch lange nicht ausgestanden ist. Die Blase fing im Oktober 2006 an zu platzen. In der FR wurde das damals schon veröffentlicht. Es gab also einen genügenden Vorlauf für die regierigen sowohl in D als auch in EU, um darauf zu reagieren. Nichts ist jedoch passiert. Es könnnte ja unsere Exportchancen mindern. Die Löhne und Gehälter wurden weiter unter Druck gesetzt. Der Binnenkonsum sank wegen der prekären Beschäftigungsverhältnisse. So soll es weitergehen. Die falsche Politik Schröders und Merkels soll fortgesetzt werden, anstatt derlei Spekulationen mittels eines Finanztransaktionsgesetz einen Riegel vorzuschieben. Die Linke forderte voriges Jahr in so einem Gesetz einen Steuersatz von 0,01 Prozent anzusetzen. Im Angesicht der sich ausweitenden Krise wird aber wohl ein Steuersatz von 0,1 % nötig sein. Die Spekulanten wären sofort von den Finanzplätzen verschwunden. Aber es ist nicht gewollt. Erfreulich, dass sich die ?PD diese Steuer inzwischen auf die Fahnen geschrieben hat. Die Linke bewegt also doch was.

  25. Als echter Laie auf dem Gebiet des Welt-Finanzwesens gewinnt die Meinung in mir immer mehr Gewicht :

    „Es gibt auf dem ganzen Globus keinen Menschen mehr (?) der die Sache überblickt, geschweige sie steuern könnte.“

    Alle Staaten sind hoch verschuldet. Müssen Zinsen zahlen an ihre Gläubiger. Die haben also letztendlich das Geld. Wer sind sie ?
    Was machen diese Gruppen mit dem vielen Geld ? Sie werden es doch hoffentlich gut anlegen ?
    Vielleicht können sie sogar besser damit umgehen als manche Regierung, die immer nur an die nächste Wahl denken muss ?

    Der Gedanke macht mir tatsächlich etwas Hoffnung… (:-).

  26. Ich höre noch die großspurigen Bemerkungen von deutschen Ex-Politikern, der Euro sei stark wie die Mark. Ich sehe noch die erzürnten Gesichter derselben Politiker (nicht nur Ex-), als in Deutschland Forderungen nach einem Volkentscheid (ähnlich wie in Großbritannien und Dänemark) über die Einführung des Euros erhoben wurden – dies ginge nicht an, da doch die deutsche Rgeierung für das Volk selbst sprechen könne und Volksentscheide sowieso nicht vorgesehen seien. Nun hat das dumme Volk also recht mit seinem Bauchgefühl. Die Politiker müssen ohnmächtig zusehen, wie Spekulanten den Euro regelrecht verzocken. Und wie in der Bankenkrise im letzten Jahr werden wieder Politikerstimmen laut,was man alles machen müsse, um Spekulanten zu stoppen. Geschehen ist seitdem nichts. Und es wird auch wieder nichts geschehen. Das liegt im übrigen nicht nur an den Spekulanten. Es liegt auch an der Unfähigkeit von Politikern, richtig zu reagieren, wenn Schwierigkeiten auftreten. Wie denn auch: Da wird ein Innenpolitiker auf einmal Finanzminister, ein (guter) Wirtschaftsminister wird aus Gründen des Parteienproporz‘ auf einmal Verteidigungsminister. Und die Bundeskanzlerin redet wie jemand, der glaubt, Ahnung zu haben, aber tatsächlich spricht lediglich Hilflosigkeit aus ihren Worten – sie ist halt Naturwissenschaftlerin und keine Volkswirtin. Vertrauen in dieses Politikerhandeln kann so nicht entstehen. Vielleicht hätte Frau Merkel im DDR-Staatsbürgerkundeunterricht besser aufpassen sollen: Karl Marx hat immer schon gesagt, wer die Welt regiert: das Geld nämlich und nicht die Politik.

  27. @22, Hans,

    Sie widersprechen sich selber. Entweder handelt es sich hier um eine ungerechtfertigte Einschätzung von privater Seite, daß Griechenlandanleihen rausgeworfenes Geld sind, dann ist aber auch die Hilfe des deutschen Steuerzahlers nicht ein „bezahlen“, wie Sie behaupten, denn das geliehene Geld kommt doch wieder zurück, plus Rendite. Oder die Einschätzung von privater Seite stimmt, daß Griechenlandanleihen ein hoffnungsloser Fall geworden sind, dann ist aber ihre Forderung, andere müssten gefälligst das Geld zum Fenster hinauswerfen („bezahlen“), damit der deutsche Steuerzahler das nicht tun muß, reichlich merkwürdig. Wer soll Ihrer Meinung nach verpflichtet sein, sein Geld für Griechenland zu verbrennen, damit der deutsche Steuerzahler verschont wird, und woraus leitet sich diese Verpflichtung ab? Die Verpflichtung des deutschen Steuerzahlers kennen Sie ja, die Politik hat sie Ihnen genannt: Der deutsche Steuerzahler ist ein europäischer, solidarischer Freund des Griechen.

    „Da ist wohl die Politik gefordert“ ist überhaupt die allerschlechteste Idee, hier macht man den Bock zum Gärtner, denn die Politik ERZEUGT grundsätzlich die Probleme statt sie zu lösen. Der untragbare Staatshaushalt Griechenlands ist ein Resultat griechischer Politik, und nicht ein Resultat bösartiger Spekulanten, wie manche das hier tatsächlich zu glauben scheinen. Die Mauschelei der Aufnahme Griechenlands in die Eurozone, die W. Thiele-Schlesier ganz richtig ansprach, war ebenfalls eine POLITISCHE Entscheidung. Pro-Europäer bzw. Eurofanatiker zu sein ist in der Politik dasselbe wie Gutmensch zu sein. In Einzelfällen mag es völliger Blödsinn sein, man lässt aber nicht davon ab, weil es sich so gut anfühlt. Gegen Europa zu sein hat in der politischen Debatte ungefähr den Beigeschmack wie gegen Immigration zu sein. Man handelt sich Ärger ein. Daß die Stimmung in der Bevölkerung eine ganz andere ist, interessiert dabei nicht, das hat ja jahrzehntelang bei der Immigration auch niemanden interessiert.

    Europa ist auch in allen seinen Aspekten sehr wichtig für die Politik, weil es die Ausweitung politischer Gschaftlhuberei erlaubt (Stichwort Projekt Gurkenkrümmung), die politische Kaste kann sich vermehren. In der Politik gab es deshalb seit jeher (man denke an Kohl z.B.) eine Europaeuphorie, die Problemfelder kategorisch ausblendet, und die dazu führt, daß inzwischen sogar die Aufnahme von Türkei, Israel, Ukraine usw. angedacht wird.

    Nicht zuletzt ist aber die Politik VÖLLIG unbefähigt, das Problem der unaufhörlich wachsenden Staatsverschuldungen zu lösen. Eine Partei, die die Dummheit begeht, das Wachstum der Staatsverschuldungen stoppen zu wollen (von Abbau will ich jetzt mal gar nicht reden), wird in der Wählergunst dann zurücktreten müssen gegenüber Parteien, die dem Bürger das Blaue vom Himmel versprechen und es dann letztendlich über Neuverschuldungen finanzieren müssen. Es gibt nur einen Zustand, bei dem die Politik nicht solcherart ausweichen kann: Es ist einfach kein Geld mehr da, was einem noch irgendjemand zu leihen bereit wäre. Diesen Zustand hätte ich mir nicht nur für Griechenland gewünscht, sondern auch Deutschland würde langfristig besser fahren, wenn es sich jetzt schon in diesem Zustand befände statt erst in 10 Jahren. Aber diese Hoffnung ist natürlich reichlich müssig, noch funktioniert die Eintracht Politik/Finanzsektor im Bereich Schuldenmachen blendend (Politik verschenkt Wohltaten über Schuldenmachen, Finanzsektor verdient dabei).

    @maderholz,

    „Finanzsektor“ klingt immer so ominös, so nach Glatzkopf mit Lederhandschuh und weißer Katze im Arm. Sie fragen wer das sei. Gehen Sie mal in eine Bank und sagen, sie möchten gerne Geld anlegen, und zwar mit Renditen von 20%, das Risiko wäre ihnen egal. Ganz schnell können auch Sie zu jenen gehören, die Staaten am Rande des Abgrunds zu horrenden Bedingungen Geld leihen. Wie lange Sie dann die Renditen aus diesen Anlagen genießen können und ob es überhaupt welche gibt, steht dann allerdings in den Sternen. Ihre Frage „Wer sind sie?“ kann man also so beantworten: Es könnte Ihr Nachbar sein. Bzgl. Ihrer weiteren Fragen, d.h. was er mit den Erträgen macht usw., wenden Sie sich also bitte an ihn.

  28. Nun konnte ich viele interessante Beiträge hier lesen, in denen sicherlich auch – wenn auch unterschiedlich betrachtet – sog. Wahrheiten stecken.

    Zu 14, BvG :

    Das wäre schlimm für unsere Nachfolger, aber,
    so könnte es sein.

    Zu 15, Max Wedell :

    Danke für die Erklärungsversuche, denen ich weitgehend folgend kann.
    Aber, musste der letzte Satz noch sein ? Er wirft auch auf die vorausgegangenen Ausführungen ein anderes Licht.

    Zu 27, Max Wedell :

    Wenn das so ist, dass auch mein Nachbar zu den Spekulationsgewinnern gehören könnte, be ruhigt mich das etwas. Er legt das Geld gut an, baut sein Haus um, gibt vielen Handwerkern dadurch „Arbeit und Brot“, spendet auch großzügig für humane Zwecke,(natürlich gegen Quittung.)
    Das heißt also, die „schlimmen Täter“ sind mitten unter uns. Oder anders ausgedrückt, es gibt sie eigentlich gar nicht, die schlimmen.

    In der FR v.5.Mai konnte man lesen, dass für Griechenland ausser D (22,3 Mrd), F (16,8 Mrd), auch It. (14,7 Mrd) und Sp.(9,8 Mrd)bereitstellen, obwohl doch die beiden letztgenannten auch schon zu den hochgradig gefährdeten Staaten gehören. Wie soll man das verstehen ?

    Den Banken sollten doch nach der geplatzten Blase strengere Regeln auferlegt werden. Dass „soetwas“ nie wieder passieren kann.

    In diese Richtung schiebt am kräftigsten „Die Linke“. Am meisten bremst dafür die „FDP“.

    Hatte Marx nicht doch recht, dass das Geld die Welt regiert, und nicht die Politik ?

  29. zu 27 Max Wedell,
    Wenn ich von bezahlen rede habe ich um es genau zu sagen nicht Griechenland gemeint. Da Griechenland ein untergeordnetes Problem ist. Die griechischen Staatsanleihen müssen doch deshalb gekauft werden um zu vermeiden das wieder systrelevante Banken (HRE) ins wanken kommen. Und was der Staat ändern sollte ist ganz klar die Systenrelevanz von privaten Unternehmen abschaffen. Da wir sonst immer weiter für deren Erhalt bezahlen müssen. Ihre negative Meinung über Entscheidungen des Staates wenn es um Rahmenbedingungen geht kann ich nicht ganz nachvollziehen, da es in unserer Gesellschaft auch positive Beispiele von Rahmenbedingungen die der Staat schafft gibt. Nemen wir die Staßenverkehrsordnung. Ich finde es ganz in Ordnung das man in Ortschaften 50 anstatt 150 km/H fahrn muss. Eine ähnliche neue Ordnung braucht die Finanzwelt. Leider haben wir mit der FDP, wie am derzeit gerade lernen kann, eine Partei an der Regierung die das vermutlich anders sieht.

  30. @maderholz,

    die Gesamtsummen werden tranchenweise bis Mai 2013 ausgeschüttet, man kann für einen Jahresdurchschnitt durch 3 teilen. Die Aufteilung unter den Ländern erfolgte nach dem Anteil der Staaten am Kapital der Europäischen Zentralbank, und offensichtlich trauen die Spanier und Italiener sich diese Beträge noch zu. Portugal zahlt 2,06 Mrd., Irland 1,31 Mrd., nur noch der Vollständigkeit halber.

    Das tragische ist ja, daß diese Hilfszahlungen auch über Pump erfolgen. Es kann dann ja der Fall eintreten, daß das betreffende Land die Hilfeleistungen zu Zinssätzen pumpen muß, die höher liegen als das, was Griechenland an Zins für die Kredite bezahlt (das ist etwa 3,6% – 4,6%, je nach Laufzeit). In solch einem Fall werden die Beträge, die das borgende Land dann zusätzlich aufbringen muß, von den Zinseinnahmen der anderen Länder abgezogen. Daß Deutschland also diese 3,6% – 4,6% für seine Kredite im Hilfspaket erhält, ist noch nicht einmal unbedingt dann gewährleistet, wenn Griechenland sie auszahlt. Wenns ganz schlimm kommt, kann auch das betreffende Land bitten, von der Hilfestellung ganz freigestellt zu werden. Dann werden wohl weitere Hilfsprogramme fällig, für das betreffende Land, und von den anderen ebenfalls auf Pump finanziert…

    @hans,

    zu Regulierungen an den Finanzmärkten habe ich mich hier eigentlich bisher gar nicht geäußert, und ich sehe sie auch mitnichten generell negativ, sie sind notwendig.

    Eine „Regulierung“, nach der der private Sektor grundsätzlich an die Rückzahlung von Schulden durch hochverschuldete Länder zu glauben hat und weitere Kredite diesen Länder entsprechend brav zur Verfügung stellen muss, zu dem Schuldner angenehmen Bedingungen, wird es allerdings prinzipbedingt NIE geben… ebenso keine Regulierungen, die Irrationalität, Trantütigkeit, zu großen Optimismus, zu großen Pessimismus, Panik, Inkompetenz, auf Gerüchteküche basierenden Entscheidungen usw. bei den Akteuren am Finanzmarkt verbieten.

    Man darf man sich auch nicht das Ende aller Probleme von „Rahmenbedingungen“ allein versprechen. Wir brauchen ja nicht nur Gesetze in unserem Land wie die StVO, sondern ebenso eine Polizei zur Überwachung. Was glauben Sie, wie viele Leute in den Ortschaften 150 km/h fahren würden, trotz StVO, wenn es keine Polizei gäbe? Und selbst mit Polizei tun es einige.

    Bisher teilten sich diese Überwachungsrolle Bundesbank und BaFin. Mit Ruhm bekleckert haben sie sich dabei nicht, die großen Probleme bei IKB und Hypo Real Estate wurden nicht erkannt und abgewendet. Man müsste also diese Behörden ganz gehörig aufbohren.

    Ein Schmankerl am Rande, wie sorgfältig Überwachung heute z.B. in den USA teilweise abzulaufen scheint: Dort wurden gerade 17 leitende Angestellte der Securities and Exchange Commission (US-Börsenaufsichtsbehörde) überführt, regelmäßig am Arbeitsplatz Pornos runtergeladen und angeschaut zu haben. Einer der Angestellter lud täglich zehn Stunden, und da sein PC ständig voll war, musste er die Pornos regelmäßig auf DVD brennen und im Büroschrank stapeln.

    Letztendlich bleibt aber die Frage, ob man alle Risiken so absichern kann, daß auch außergewöhnliche Situationen abgefangen werden können. Ich bin da sicher ein Laie, aber ich operiere mit gesundem Menschenverstand: Wenn eine 1000-Mrd-$-Immobilienblase platzt, müssten die Banken, die die Kreditrisiken getragen haben, insgesamt eine an diesen Betrag heranreichende Risikovorsorge (Eigenkapitalrücklagen) betreiben, um nicht andere um Hilfe angehen zu müssen, oder nicht? Das ist aber nicht machbar. Die Risikovorsorge liegt heute und wird auch künftig weit unterhalb dessen liegen, was in einer Supergau-Situation, wie sie hinter uns liegt, zur Absicherung aller dann faul gewordenen Kredite notwendig wäre… ist allerdings meine Laienmeinung. Vielleicht kann sich ein Experte, der zufällig mitliest, dazu äußern.

  31. zu 30 Max Wedell,
    ich bin auch kein Finanzexperte, aber
    wenn ich einige Fakten sehe wie Leerverkäufe, Day Traiding,Währungssicherungsgeschäfte ohne Besitz dieser Währung. systemrelevante Banken ( In den USA sind hunderte Kleinbanken geschlossen worden, in Deutschland ist eine Bank die Schiffe finaziert systemrelevant?) Diese ganzen Dinge scheinen mir als Laie Sachen zu sein die aus vorhandenen Krisen Katastrophen machen. Ich habe den Eindruck das es Leute gibt, und ich werfe es ihnen gar nicht vor, da es legal ist, die diese vorhandenen Möglichkeiten nutzen um Staaten zum Einsatz von Steuergeldern zu zwingen und damit große eigene Gewinne zu realisieren. Dagegen müssen sich die Staaten wehren wenn sie die Kraft und den Willen dazu haben, was ich bei unserer Regierung bezweifle.

  32. Noch ein paar Zahlen habe ich beizutragen :

    Das Privatvermögen in D. wird mit ca.5,4 Billionen € angegeben.

    Die Schuldenlast der Deutschen liegt laut
    Schuldenuhr bei ca.1,70 Billionen €.

    Pro Einwohner, bei ca.80 Mill. bedeutet das :

    67 5oo € Vermögen,

    21 250 € Schulden !

    Stehen wir da nicht noch gut da ?

    Wir alle sind doch der Staat – leihen wir uns doch noch was !

    Es kann also noch lange munter so weitergehen. Die einen Zocker verlieren,
    die anderen Zocker gewinnen…

    ( Ich habe ein paar kleine, solide (?) Aktienpakete. die sind mal mehr, mal weniger wert. Aber ich habe sie noch und halte sie fest.)

  33. Dem RTL-Schuldenexperten Peter Zwegat („Raus aus den Schulden“) könnte man auch eine neue Problembewältigungs-Strategie auf den Weg geben. Immer, wenn sich verzweifelte Menschen, denen ihre Schulden über den Kopf gewachsen sind, bei ihm melden, wenn die Banken nicht mehr weitere Kredite geben wollen, könnten sich Peter Zwegat oder RTL stattdessen das Geld von den Banken leihen (die sind doch noch kreditwürdig), und es dann den Pleitiers weiterverleihen.

    @hans,

    den ständigen Deklarationen, dieses oder jenes wäre „systemisch“, stehe ich auch sehr skeptisch gegenüber. Man hat hier den Eindruck, man solle für dumm verkauft werden. Es gibt keinen Beweis des „systemischen“, (aber leider deshalb auch keinen Gegenbeweis), sondern nur unbeweisbare Behauptungen, etwa in der Art wie: Die Finanzkrise hätte sich nicht so dramatisch entwickelt, hätte man die Lehman Brothers nicht pleite gehen lassen. usw. usf. Daß die Betroffenen, die den Staat um Milliarden angehen, von ihrer eigenen Systemrelevanz äußerst überzeugt sind, ist jedenfalls klar. Das Äquivalent des Systemisch-Arguments ist im Fall Griechenlands die Behauptung, ohne Griechenland in der Währungsunion wäre praktisch die Europäische Gemeinschaft zerstört.

    „…die diese vorhandenen Möglichkeiten nutzen um Staaten zum Einsatz von Steuergeldern zu zwingen und damit große eigene Gewinne zu realisieren.“

    Das ist aber im jetzigen Fall gar nicht so. Im Gegenteil, der Einsatz der Staaten-Gemeinschaft für Griechenland wird einige Leute (sollte es wirklich eine Spekulation von einigen wenigen gegeben haben) wohl um etliche Milliarden ärmer machen (und damit meine ich nicht den deutschen Steuerzahler). Man kann eben nicht gleichzeitig auf den Staatsbankrott von Griechenland wetten und dennoch Gewinne machen, wenn der ausbleibt.

    Wer sehr viel Geld oder sonstige Werte einsetzt, dessen finanzielle Transaktionen haben nun mal größere Auswirkungen auf Preise. Er kann Kurse, Währungen, Rohstoffpreise steigen lassen oder zum Purzeln bringen (erinnern wir uns an Porsche und VW). Besonders kritisch zu sehen ist es, wenn die Werte, die zur Manipulation eingesetzt werden, auf Pump zur Verfügung stehen. Daß hier Regulierungsbedarf besteht, ist nicht abzustreiten.

    Ebenso muß von den Ratingagenturen erwartet werden, daß sie vor allem und an erster Stelle ihrer Sorgfaltspflicht Genüge tun. Es wird zwar schwierig sein, vorsätzliche Betrugsversuche von den üblichen Schwierigkeiten des Geschäfts zu unterscheiden (auch in Griechenland sind es nicht die Rating-Agenturen, die die Wirtschaftsdaten erheben, sondern sie übernehmen sie von den griechischen Statistikämtern, die, wie wir wissen, auch gern mal etwas aufhübschen). Ratingagenturen haben ein Interesse an ihrer eigenen Glaubwürdigkeit, denn mit der verdienen sie ihr Geld, dennoch muß es hier eine Aufsicht geben, die bei erwiesener Unredlichkeit Strafen verteilen muß. Eine Unredlichkeit bei der Einstufung der griechischen Kreditwürdigkeit wird allerdings kaum jemand beweisen können. Eine Verpflichtung zum Optimismus wäre ebenso unredlich.

    Was den unter Druck stehenden Euro angeht… wo Schatten ist, da ist auch Licht… unsere Exportwirtschaft kann sich über fallende Eurokurse freuen. Die Erlöse im Dollarraum steigen, in Euro umgerechnet.

  34. Ich habe gerade auch ein paar Zahlen gelesen. Die griechischen Staatsausgaben betrugen 2009 75 Milliarden Euro, am letzten Donnerstag viel die Börse in dem USA um 1 Billion Dollar in einer Stunde. Glaubt eigentlich irgend jemand das beides etwas miteinander zu tun hat? Die Dimensionen stimmen nicht einmal annähernd.

  35. Die Verluste der Börsenwerte verteilen sich auf Millionen Anleger. Außerdem sind sie nicht unbedingt zu realisierende Verluste, solange man nicht verkauft; eine Stunde, eine Woche, ein Jahr später können sie auch wieder wettgemacht sein.

    Es macht wenig Sinn, solche Zahlen miteinander zu vergleichen.

    Aktienemissionen sind eine Möglichkeit zur Geldbeschaffung für Unternehmen. Investitionen in Aktienanlagen fördern also die Entstehung und Verwirklichung neuer unternehmerischer Ideen, die Ausweitung von Geschäftsfeldern, die Eroberung neuer Märkte, die Schaffung von Arbeitsplätzen und Wohlstand. Es wird schon einen Grund haben, daß die Menschen trotz des Risikos, in einer Stunde 1 Billion Dollar zu verlieren, lieber doch in die Schaffenskraft amerikanischer Unternehmen investieren als auf die Fähigkeit der griechischen Wirtschaft und den Willen des griechischen Staates zu spekulieren, die Schuldenspirale Griechenlands zu bremsen oder gar umzudrehen.

  36. Auch ein loyaler Leser der FR hat wohl das Recht, Robert von Heusinger mit seiner These, Deutschland sei schuld, wenn die Griechenlandkrise auf die Weltwirtschaft überschwappe, vehement zu widersprechen. Er fällt monumental auf die Denke der volkswirtschaftlichen Salden-Mechanik herein, wie sie von der französischen Finanzministerin Christine Lagarde oder dem britischen Wirtschaftsprofessor Martin Wolf insbesondere auf Berlin, aber auch China und andere Länder mit hohem Leistungsbilanz-Überschuss „gemünzt“ wurde.
    Volkswirtschaftliches Räsonnement gegen Betriebswirtschaftliches in Stellung zu bringen, ist Unfug. Wertschöpfung, Produktivität, Innovation, Wettbewerbsfähigkeit – kurz Effektivität – wird nicht in der rein buchhalterischen ex-post-Darstellung von volkswirtschaftlich relevanten Leistungsströmen erwirtschaftet, sondern ist immer an ursprüngliche betriebswirtschaftliche und haushälterische Prozesse zurückgebunden. Im übrigen übersieht von Heusinger völlig die rechtlichen Schranken für die jetzt faktisch praktizierte Einführung des Finanzausgleichs zwischen den Euro-Beitrittsländern. Von Heusinger unterliegt der alten bundesrepublikanischen Untugend, einzuknicken und gleich das Scheckbuch zu zücken, wenn Deutschland „lieb Kind“ sein will. Das funktioniert beim Bewusstseinsstand der heutigen Deutschen nicht mehr.
    Von Heusinger wird die Lektüre des Buches „Der Kampf um den Lissabon-Vertrag“ empfohlen. Die Erzwingung wirtschaftlicher Konvergenz durch eine Währungsunion gelingt nur dann, wenn der ganze Instrumentenkasten zentralstaatlicher Gewalt zur Verfügung steht. Dies ist im so genannten Euro-Land nicht der Fall!

  37. Unterstreichen kann ich die Forderung von Heusingers: „Frau Merkel, suchen Sie bitte neue Berater!“ Ansonsten finde ich seine Darlegungen zur Finanzkrise Griechenlands ziemlich schräg. Da versucht er flugs, die Bevölkerung sowohl für das Entstehen der Finanzkrisen als auch deren mangelhafte Bewältigung in Mithaftung zu nehmen. Nicht nur die amerikanische bei der „Lehmann-Pleite“, sondern auch die deutsche in der griechischen Finanzkrise. Sie, die „Lenker und Bürger“, hätten die Lehre der amerikanischen Tragödie ignoriert und stellten sich bockig, wenn aus der Hellas-Krise eine Weltfinanzkrise zu werden drohe. Diese Aussage bedarf einiger Richtigstellungen.
    Es waren die Lenker in Politik und Wirtschaft, die den Sirenenklängen der neoliberalen Denkfabriken folgten, indem sie mit der Agenda 2010 Lohndumping, Sozialabbau und Umverteilung von unten nach oben betrieben. Unternehmen und Wohlhabende nutzten diesen Geldregen nicht für Investitionen und Schaffung von Arbeitsplätzen, sondern zockten an den Finanzmärkten. Während Deutschland mit Lohnsenkungen Exportweltmeister wurde und andere Volkswirtschaften in Defizite konkurrierte, auch Griechenland, sank das Einkommen der Bevölkerung in Deutschland; die Folge waren Einbruch der Binnennachfrage und Abbau qualifizierter Arbeitsplätze. Diese Politik erzeugt zwangsläufig Gewinner und Verlierer. Deutschland erscheint zurzeit als Gewinner; aber es ist ein Pyrrhus-Sieg mit unabsehbaren politischen und sozialen Folgen. Helfen kann hier nur eine gemeinsame Wirtschaftspolitik in der EU, in der die Länder Partner und nicht Konkurrenten sind.
    Dass die deutsche Bevölkerung infolge der jahrelangen medialen Desinformation, verstärkt aktuell durch eine regelrechte Diffamierungskampagne gegen die Griechen durch Politiker und in einschlägigen Medien, die Unterstützung des griechischen Staates skeptisch sieht, ist nachvollziehbar. Wer jetzt aber darauf besteht, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) sich an den Rettungsmaßnahmen beteiligt, lädt einen Brandstifter ein, mit Brandbeschleunigern die Krise zu verschärfen. Hat doch der IWF schon ganze Volkswirtschaften ruiniert (Argentinien, Chile). Die Bedürfnisse der Empfängerländer und deren Bevölkerung spielten dabei keine Rolle, so wird es sicher auch im Falle Griechenlands sein.
    Bereits bei der Finanzkrise wurde gefordert, die Banken und Finanzmärkte strenger zu kontrollieren, bestimmte Finanzprodukte zu verbieten, das ungebremste Wüten von Hedgefonds einzudämmen. Einführung der Transaktionssteuer und Börsenumsatzsteuer, um nur einige zu nennen. Versprochen, aber nicht gehalten, weil es die „Partei der Besserverdienenden“ nicht will. Die Maßnahmen würden ja vor allem ihre Klientel treffen.
    Die Krise offenbart schneller als erwartet, wie wenig die Verträge von Maastricht und Lissabon der Bevölkerung zugutekommen, sondern ausschließlich den Finanzorganisationen. Die verleumdeten Kritiker und Skeptiker haben recht behalten, werden aber jetzt ebenfalls die Kosten des Debakels mittragen müssen. Das wird die Europa-Müdigkeit sicherlich weiter anwachsen lassen.

  38. Der Kommentar bringt eine unbequeme Wahrheit gut auf den Punkt. Deutschland trägt eine wesentliche Schuld an der gegenwärtigen Krise. Denn die aktuelle Bundesregierung verweigert sich ideologisch dem Solidaritätsgedanken nicht nur auf einer innen-, sondern auch außenpolitischen Ebene. Mit der Folge, dass die Länder der Eurozone ökonomisch immer weiter auseinanderdriften, anstatt zusammenzuwachsen. Das Scheitern der Gemeinschaftswährung ist deshalb nur noch eine Frage der Zeit, sollte die Bundesrepublik ihren Kurs nicht grundlegend ändern. Und hierzu zählen neben der Abkehr vom Modell einer reinen Exportwirtschaft auch weitere zentrale Aspekte. Denn mit der „deutschen Krankheit“, Verantwortung von Unternehmen nur auf freiwilliger Basis zu fordern, lässt sich auf den Märkten nicht das Primat der Politik zurückgewinnen. Jenes ist aber die Grundvoraussetzung dafür, dass die missliche Situation sich zu keinem Dauerzustand entwickelt, sondern rasch beendet wird!

  39. Der Euro wurde auf Beschiss gegründet, und ihr Deutschen werdet an ihm verbluten. Oder glaubt ihr, ihr könnt die öffentlichen Dienste der Mittelmeerländer zu 64 Prozent bezahlen? Da Rausschmiss aus dem Euro nicht möglich, bleibt euch nur der Ausstieg. Tut es schleunigst, sonst sind die Folgen verheerend, Pleite wäre ein mildes Wort, es könnte in den sozialen Bürgerkrieg führen. Hier gibt’s gerade noch 2,15 Real für einen Euro, 2008 waren es noch 3,60.

  40. Eigentlich muß man zu dem was die 3 Beiträge die vor mir stehen beinhalten nichts mehr schreiben. Jetzt wieder einen wie auch immer mit Schulden finanzierten Rettungsschirm aufzuspannen ohne die Spielregel zu ändern und konkrete Regulierungsmaßnahmen zu beschließen ist nach dem jetzt auch noch die EZB Staatsanleihen kauft die Aufgabe der Währungsstabilität.

  41. Jetzt habe ich es endlich erkannt – Heureka –
    wir haben die falschen Leute in die Parlamente und an die Regierung gewählt !

    Die wahren Experten und Durchschauer sitzen ganz woanders… :-).

    das kann ja nur schief gehen.

  42. Zu den am 10.Mai um 14:16 Uhr, 14:17 Uhr, 14:18 Uhr und 14:19 Uhr hier veröffentlichten Beiträgen wäre einiges zu sagen, es sind aber teilweise Konglomerate der immergleichen falschen, nachgeplapperten Ideen… Nur eins noch einmal, in aller Deutlichkeit: Es ist UNMÖGLICH, Staatsanleihen als pleitegefährdet herunterzuwetten, wenn man nicht gute Gründe haben kann, zu glauben, sie wären tatsächlich pleitegefährdet, d.h. wenn der entsprechende Staat sich nicht SELBER in eine Pleitenähe manövriert hätte. Wer die Krise der griechischen Staatsanleihen ursprünglich verursacht hat ist genauso kriminell wie derjenige, der den Menschen JETZT sagt, die Gelder des Hilfepakets könnten womöglich auf Nimmerwiedersehen verschwunden sein… nämlich nicht im Geringsten kriminell. Die Möglichkeit, daß die Hilfskredite nie wieder zurückgezahlt werden, gehört zur Standardaussage jedes Journalisten, der jetzt darüber berichtet, aber die Möglichkeit als erschreckend wahrscheinlich anzusehen, daß die Kredite nicht zurückgezahlt worden wären, die die Hilfskredite jetzt ersetzen (weil sie ausblieben oder zu teuer wurden), war „wildes Spekulantentum“??? Einschätzungen, die heute unbehelligt alle Spatzen von den Dächern pfeifen, werden uns als kriminell verkauft, wenn potentielle private Kreditgeber sie vor 4 Wochen hatten! Dieser Quatsch wird den Bürgern eingetrichtert, und die plappern es in erschreckender Zahl nach.

    Interessant ist auch die Vorstellung, bei der Bewältigung einer Schuldenkrise müsse man (also z.B. der IWF) sich an den Bedürfnissen der Schuldner orientieren. Also wenn das so ist, dann kommt eigentlich nur der sofortige und totale Schuldenerlass in Frage! Nach dem Bedürfnis des Gläubigers darf man sich natürlich auch richten, aber nur, wenn das darin besteht, einen Tritt in den Hintern zu bekommen.

    Börsenumsatzsteuer und Transaktionssteuer sind keine Regulierungsinstrumente, sondern Instrumente hochverschuldeter Staaten, zusätzliche Geldquellen aufzutun, die man melken kann. Kritikwürdiges Gebaren an den Finanzmärkten wird nicht verhindert, sondern verteuert. Zusammen mit allen anderen geschäften auch. Toll. Die finale Idee, die dem Politiker im Angesicht von Problemen kommt: eine Gebühr! Also Politiker zu sein ist doch wirklich so einfach.

  43. zu @42 max Wedell
    Also nochmal von vorne mit anderen Worten. Es ist nicht das Problem für mich wenn jemand sagt: Die Griechen schmeißen mein Geld aus dem Fenster. Ich gebe ihnen keines mehr und das Geld das ich ihnen gegeben habe (Staatsanleihen) will ich wenn sie ausgelaufen sind zurück oder verkaufe sie an der Börse.
    Das Problem ist! das es legal möglich ist griechische Staatsanleihen zu verkaufen ohne das man sie besitzt.(Leerverkäufe, Währungssicherungsgeschäfte) So lange das so ist geht das Spiel immer weiter von Rettungsschirm zu Rettungsschirm.

  44. @hans,

    ich verstehe ehrlich gesagt nicht genau, wieso es in diesem Zusammenhang ein Problem sein soll, Wertpapiere zu verkaufen, die man zum Zeitpunkt des Verkaufs noch nicht, sondern erst nach einer bestimmten Frist kaufen muß.

    Nochmal, das eigentliche Problem ist, daß die Idee um sich griff, überhaupt nicht unberechtigt, daß der griechische Staatshaushalt ein Loch ohne Boden ist. Diese Idee hatte dann verschiedene Auswirkungen… bei manchen die Auswirkung, die Finger von griechischen Staatsanleihen zu lassen, bei anderen die Auswirkung, über Leergeschäfte o.ä. Anlagen auf steigende Anleihezinsen oder steigende Kreditausfallversicherungen usw. zu wetten. Diese Wetten haben dann ausschließlich insofern die Verbreitung der Idee beeinflußt, griechische Anleihen wären ihr Geld nicht mehr wert (d.h. andere mit in diese Stimmung gezogen), als daß Menschen sagten, ach herrje, wenn hier in größerem Umfang so gewettet wird, dann wird schon was dran sein, denn die Meinung der Menschen ist nun mal dort, wo ihr Geld ist.

    Deswegen aber diese Wetten verbieten zu wollen ist in meinen Augen etwa dasselbe, wie Wirtschaftsjournalismus, der griechische Anleihen herunteredet, verbieten zu wollen, denn auch der beeinflusst die Stimmung der Menschen negativ und damit ihr Verhalten an den Finanzmärkten… negativer Journalismus befördert auch steigende Anleihezinsen, deswegen muß jetzt Optimismus angeordnet und Pessismismus „reguliert“, d.h. verboten werden? Allen Ernstes?

    Die Wetten an den Märkten beeinflussten die Stimmung, welche dann natürlich das Anlageverhalten steuerte. Die Idee, mit Verbot solcher Wetten hätte man verhindert, daß solche negativen Stimmungslawinen zukünftig nochmal entstehen können, ist hochgradig naiv! Negative Stimmungslawinen bzgl. der Finanzlage eines Staates kann man nicht verbieten, man kann sie aber anders verhindern, nämlich durch solide staatliche Finanzpolitik. Solide Verhältnisse machen es unmöglich, mit Wetten auf Unsolidität Geld zu verdienen.

    Solide Verhältnisse gibt es aber leider nur noch selten im Euroraum. Hier liegt das eigentliche Problem.

  45. @zu 44 Max Wedell
    Ich habe Ihre Meinung zu dem was in Griechenland an Unsinn passiert ist noch in keinem meiner Beiträge bestritten. Mein Problem ist das durch diese Wetten ein solch großer Hebel erzeugt wird das schon wieder ein unbezahlbarer Rettungsschirm erforderlich wird von dem wir nur hoffen können das er nie gebraucht wird. Wenn diese Wetten nicht eingeschränkt werden, was immer sinnvoll ist sollen andere Entscheiden,wird das mit den Rettungsschirmen immer weiter gehen. Es kann dann nur in Geldentwertung enden, wie schnell auch immer. Das muss versucht werden zu verhindern. Dazu muss mehr passieren als Geld drucken.

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