Die Spritpreise steigen. Die Gaspreise auch. Wie sieht unsere Energiezukunft aus?
Gastbeitrag von Jürgen Eiselt aus Frankfurt
Es war zu befürchten. Die Gaspreise ziehen an. Durch die Ölpreisbindung wird die Lage verschärft. Denn die Kosten für Öl und Benzin werden mit Sicherheit folgen. Die einmalige Freigabe der nationalen Ölreserven rein aus marktwirtschaftlichen Gründen lässt vermuten, dass der Lieferausfall von Lybien mit Steigerungen aus Saudi-Arabien nicht mehr kompensiert werden kann. Allein um den weltweiten Ölverbrauch auf dem aktuellen Niveau zu halten benötigen wir heute schon gigantische zusätzliche Fördermengen. Ungefähr ein Sechstel davon wird aber nur durch neue Fundstellen gedeckt. Die meisten der neuen Ölquellen sind gar keine. Denn Öl aus Ölschieferlagerstätten sprudelt nicht. Es muss mit extrem aufwendigen, energieintensiven und umweltfeindlichen Prozessen umgewandelt werden.
Ein weiterer Punkt für die Preiserhöhung beim Öl sind die Spekulanten. Aus der Erfahrung wissen wir, dass ein Gerücht über leer gepumpte Ölfelder schon ausreicht, um die gierigen Spekulanten aufzuschrecken. Beim letzten Mal wurden Unmengen an Öl gebunkert und der Preis dadurch nach ganz oben, in bisher nie gekannte Höhen katapultiert. Die Preise werden wohl nie wieder sinken.
Die Zeiten vom billig zu fördernden Öl gehören damit der Vergangenheit an. Die Konsequenzen sind, dass die Säulen der westlichen Wirtschaft in Kürze einstürzen werden. Die Energieversorgung muss jetzt politisch abgesichert werden durch Generationenübergreifende politische Entscheidungen.
Das Öl muss als zentraler Energieträger so schnell wie möglich ersetzt werden. Bleibt das Gas. Aufgrund der Strukturen wie die Ölpreisbindung oder unsichere Importe aus Russland, oder ganz neu den USA, scheidet Import-Gas aus. Die Versorgungssicherheit in mittlerer Zukunft ist nicht gewährleistet. Ein wirtschaftlicher Preis schon gar nicht.
Nächster Stoff ist die Kohle. Sollte Öl wie befürchtet unbezahlbar sein, werden besonders Länder wie China oder Russland auf die Idee kommen, Kohle als Energiebrennstoff im eigenen Land und als Exportgut und Devisenbringer einzusetzen. Wenn alle Länder aber wieder anfangen Kohle zu verbrennen, wird nicht nur der Kohlepreis unbezahlbar nach oben explodieren. Die rasante Klimaerwärmung lässt uns zudem keine andere Wahl: Kohle scheidet ebenfalls als zentraler Energieträger aus.
Atomkraftwerke erzeugen nur Strom und scheiden damit als zentrale Energiesäule aus. Es ist den Grünen zu verdanken, dass wir diese teure Hochrisikotechnik mit wahnsinnigen Folgekosten für die nicht beantwortete Endlagerfrage gerade noch rechtzeitig beenden können. Damit eröffnen sich neue und einmalige Chancen. Die wichtigste ist wohl, sich voll auf die notwendigen und einzig logischen politischen Entscheidungen der Energiewende zu konzentrieren.
Energie-Effizienz bedeutet, weniger Wärme und Strom z verbrauchen. Dadurch ist mehr für die anderen vorhanden, muss nicht zusätzlich produziert und verteilt werden. Ökostrom ist nicht nur rechnerisch in der Lage importiertes Öl und Gas zu ersetzen. Beispielsweise wird Überschussstrom aus allen Ökostromgeneratoren in Wasserstoff und/oder Erdgas umgewandelt. Das Gas wird in vorhandene Erdgasnetze eingeleitet. Fahrzeuge mit Elektroantrieb werden mit Strom aus Photovoltaik, Kleinwindanlagen oder Biogas dezentral mit Energie versorgt. Auto-Batterien dienen zusätzlich zu den bereits installierten Nachtstromspeichern als Pufferspeicher. Die Technik existiert bereits. Es fehlt nur noch die Umsetzung. Der Betrieb von vielen Bürgersolaranlagen zeigt bereits eindrucksvoll, dass dezentrale Energieversorgung keine Spinnerei von wenigen ist. Die Unternehmen, welche mit Photovoltaik und in Kürze Kleinwindanlagen ihre Betriebsausgaben drastisch senken, freuen sich nicht nur über mehr Gewinne. Sie erhalten teilweise jetzt schon Subventionen für diese betriebswirtschaftliche und ökologische Vernunft.
Es bleibt eigentlich nur eine Konsequenz um die Energie- und Klima-Gau noch zu verhindern: konsequentes Fördern von dezentraler Energiegewinnung, deren Verteilung und eine wesentlich verbesserte Effizienz von Heizungen, Stromverbrauch und der Mobilität. Arbeitsplätze werden neu geschaffen und der Technologievorsprung wird gehalten. Alles andere wird uns vielleicht schon morgen teuer zu stehen kommen.
Die Gesetz-Vorlage von Bundeskanzlerin Merkel ist mit Ausnahme des Atomausstieges in der derzeitigen Fassung abzulehnen. Entweder gibt es keine Förderungen der notwendigen Maßnahmen zur Energiewende mehr oder bestehende Förderungen werden sogar noch gekürzt. Konsequenter Ausbau der regenerativen Energien sieht anders aus.
Was soll man da noch hinzufügen. Die ganz große Energiekrise auf Grund des nicht mehr ausreichend förderbaren Öls fällt aus. Die Erneuerbaren haben das dank der Vorreiterrolle von Deutschland verhindert. Dazu könnte man nur noch auf die Titelseite der FR von heute verweisen und hoffen das die Bundesländer das auch umsetzen was sie derzeit planen. Es wird aber geplant oder ungeplant so kommen bis 2020
Was soll man da noch hinzufügen?, fragt hans.Ich wüsste noch einiges. Mir ist zum Beispiel suspekt, dass Deutschland derart vorprescht. Kein anderes Land in Europa betreibt den Atomausstieg. Diese plötzliche Konsequenz und Eile erfüllt mich mit einer gewissen Ambivalenz und mit Misstrauen.
Ich erinnere mich noch an die Zeiten des Waldsterbens. Die Franzosen hatten kein Wort dafür, also übernahmen sie das deutsche Wort. Le Waldsterben, das hatte einen unüberhörbaren ironischen Unterton. Später kam die Mülltrennung. Hier waren die Deutschen ebenso Vorreiter wie heute bei der Energiewende. Inzwischen trennen die Franzosen ihren Müll ebenso konsequent wie wir. Immer sind es die Deutschen, die vorangehen. Mit deutscher Gründlichkeit erkennen wir Probleme, bevor sie den anderen so richtig bewusst werden, und betreiben Lösungen mit einer Konsequenz, die im Ausland zwar bewundert, aber auch als typisch deutsch verschrien wird. Die Deutschen sind eben besonders gründlich. Wenn sie was machen, dann machen sie es richtig. Ich finde das ein bisschen peinlich.
Das ist allerdings ein irrationaler Ansatz. Wenn man etwas als richtig erkannt hat, dann muss man es auch umsetzen. Aber im Ausland als einer dazustehen, der zu denen gehört, die immer ein bisschen schneller und immer ein bisschen richtiger sind, das wird mir zunehmend unangenehm. Die Franzosen, die ich kenne, haben angesichts der Verspargelung unserer Landschaften wieder dieses süffisante Grinsen im Gesicht, dass sie beim Waldsterben schon mal hatten. Es wird ihnen vergehen, da bin ich sicher, aber eigentlich bin ich keiner von denen, die immer unbedingt recht behalten wollen.
Also verspargeln wir unsere Landschaften. Wer häufiger in Deutschland unterwegs ist so wie ich, für den sind Windkraftwerke vor allem im Norden längst ein gewohnter Anblick. Der ist keineswegs immer schön. Ich versuche das so zu sehen: Durch diese auffälligen Kraftwerke muss jedem Deutschen bewusst werden, dass wir viel, viel Energie brauchen. Die können wir jetzt eben nicht mehr in einigen wenigen, mehr oder weniger abseits gelegenen, versteckten Großkraftwerken erzeugen, mit nuklearen oder fossilen Brennstoffen, sondern wir müssen, um die gleiche Energieausbeute zu erzielen, in die Fläche gehen, und damit kann keiner mehr daran vorbeisehen, was wir für einen Energiehunger haben. Vielleicht erhöht das bei den Menschen die Bereitschaft, ihre private Energieeffizienz zu verbessern. Aber ich gebe zu, dass auch das wieder ein sehr deutscher Gedanke ist. Wir laufen eben immer mit einem schlechten Gewissen herum.
Was mir persönlich sehr an diesen Energieplänen gefällt ist, dass sie uns wahrscheinlich wirklich nicht nur von nuklearen, sondern auch von fossilen Brennstoffen erlösen können. Dazu muss der Energiewende natürlich auch noch eine Mobilitätswende folgen. Aber dann wäre Deutschland das erste Land der Welt, dass den Sprung ins postfossile Zeitalter schafft, und wenn die anderen sich mit ihren technologisch veralteten Kraftwerkparks quälen, für die sie kein Futter mehr bekommen, dann stehen wir weitgehend unabhängig da.
Übrigens sehe ich die Windkraft auch nur als Brückentechnologie. Die Zukunft liegt in der Solarthermie. Davon bin ich überzeugt. So wie ich vor etwa zwanzig Jahren noch davon überzeugt war, dass die Zukunft der Kernfusion gehört. Von der hört man nicht mehr viel.
zu @ 2 Sigmund
Ob Deutschland ohne diese Eigenschaften in vielen Bereichen so gut dastehen würde. Das ist eigentlich keine Frage, da für mich ganz klar ist das sie mit nein zu beantworten ist. Deshalb muss man auch kein schlechtes Gefühl haben wenn das Richtige auch getan wird.
Vor einiger Zeit habe ich hier an anderer Stelle geschrieben das es meiner Meinung nach nur 3 Länder gibt die technologisch und finanziell in der Lage sind so etwas wie eine Energiewende zu leisten. Das sind die USA, Japan und D. Um das zu schaffen braucht es einen leistungsfähigen Maschinenbau und eine gute Chemieindustrie. Ich denke das Frankreich zB dazu nicht in der Lage wäre. Deshalb bleibt ihnen gar nichts anderes übrig als grinsend zu zusehen.
Übrigens glaube ich nicht das die thermische Solarenergie die Technologie der Zukunft ist. Sie hat zwar das Potenzial aber sie ist in unseren Breiten zu teuer und hat nicht die Möglichkeiten um preislich an die Windenergie herranzukommen. Das mag in Wüstengegenden anders sein, aber bei uns wird es eine Mischung aus Wind, Bio, Wasser und PV sein am Ende. Welche Rolle Erdwärme spielen kann muss sich noch zeigen.
Durch den von Merkel und den ihr hörigen Ministeranhang verursachten überstürzten und unsinnigen Ausstieg aus der Atomkraft, weltweit nicht akzeptiert und für Schwachsinn gehalten , wird Deutschland immenser Schaden zugefügt. Die Grundlastsicherung kann durch andere Energieformen auf lange Sicht nicht ersetzt werden. Und die unqualifizierten Vorschläge der Aussteiger sind total unrealistisch. Die jetzt folgende Verteuerung der Energie schädigt unsere Wirtschaft enorm und zerstört unsere Wettbewerbsfähigkeit und damit auch die Zukunft der jungen Generation in Deutschland. Erschreckend ist, dass dieser gegen jede Vernunft und nur taktisch ideologisch gefasste Beschluss von der Mehrheit im Bundestag mitgetragen wird, ein Armutszeugnis und eine Schande für die Masse der gegenwärtigen unfähigen deutschen Politiker. Auch der Wendehals Seehofer hat sich diesem Unsinn angeschlossen. Die CSU wird es, ebenso wie die CDU, durch den Verlust ihrer Stammwähler mit Recht büßen müssen.
http://www.photovoltaikforum.com/%C3%9Cbersicht-ueber-studien-zur-energieversorgung-t60843.html
zu @4 Herbert Gaiser
Natürlich darf jeder seine Meinung sagen so wie Sie es gerade getan haben. Ich bin aber der Meinung das zum Glück Ihre Ansicht weder bei der Politik noch beim Volk mehrheitsfähig ist und auch , wie man erkennen kann wenn man sich mit dem von mir eingestellten Link beschäftigt, nicht von der Mehrheit der Wissenschaft geteilt wird.
Was mich schon intressieren würde ist die Frage wo die Stammwähler der CDU denn hingehen sollen?
Zu den Nichtwählern? Das glaube ich nicht, dazu halten diese Leute sich für zu wichtig(Staatstragend)
zu @4 Herbert Gaiser
Ihr Beitrag erinnert mich an einen Spruch meiner Mutter. Den musste ich mir als kleiner Junge oft anhören, wenn ich etwas nicht wirklich Cleveres vorhatte. Der Spruch lautet: Wenn alle Deine Freunde aus dem Fenster springen, springst Du dann hinterher?
Woher Sie die Vermutung nehmen, „weltweit“ würde unsere Entscheidung „nicht akzeptiert und für Schwachsinn“ gehalten, würde mich tatsächlich interessieren. Vielmehr ist es doch so, dass immer mehr Länder erkennen, dass die deutsche Industrie (notgedrungen und nicht aus Cleverness, dass gebe ich zu) mal wieder „vorweg“ geht. Und das nun schon diverse Nachbarländer (und nicht nur die) überlegen, ob sie nicht folgen sollen. (Ich empfehle diesbezüglich einfach mal die Lektüre von unterschiedlichen Zeitungen aus (nicht nur) Nachbarländern.)
Warum? Weil es nicht das erste Mal ist, dass „Deutschland“ beweist, dass es in der Lage ist weiter zu denken, als vom Hirn bis zur Stirn. Es wird uns zum Vorteil gereichen, dass die derzeit schwache Regierung vor der Mehrheit der Bevölkerung endlich eingeknickt ist. Umsetzung des Mehrheitswillens sollte ja auch eigentlich ihr Job sein.
Mir macht der Ausstieg aus der Atomkraft keine Angst, vielmehr erleichtert er mich, und lässt mich positiv in die Zukunft gucken. Das Einzige, was ich fürchte, sind die Zwangsabgabemaßnahmen, die sich die gepamperten Energieriesen einfallen lassen werden, um ihre ach-so-schlimmen Umsatzeinbußen wieder mal über die Steuerzahler refinanzieren zu lassen. Und eine Regierung, die zu schwach ist, dies abzuwehren. (Ich bin übrigens schon lange kein Kunde mehr von den Big-Four. Kann ich allen nur nahe legen.)
@ Sigmund, #2
Ich habe Probleme nachzuvollziehen, worauf Sie eigentlich hinauswollen.
„Mir ist zum Beispiel suspekt, dass Deutschland derart vorprescht. …Die Deutschen sind eben besonders gründlich. Wenn sie was machen, dann machen sie es richtig. Ich finde das ein bisschen peinlich.“
Was soll daran peinlich sein, wenn man etwas richtig macht? Zu den Untugenden (ob „typisch deutsch“, soll dahingestellt bleiben) gehört doch wohl eher, immer darauf zu schielen, was man wohl im Ausland über einen denkt. Dem Durchschnittsfranzosen fiele das wohl kaum im Traum ein. Und (wie ja Hans schon schreibt): Was bleibt jemandem, der von sich selbst überzeugt ist, in einem Land, das zu 80 % von Atomstrom abhängt und keinerlei Ausstiegschancen hat, auch anderes übrig als süffisant über diese Deutschen zu lächeln? Wer genauer hinsieht, kann darin auch einen neidisch-bewundernden Unterton erkennen.
Ich stimme im Übrigen Hans zu, dass es wohl nur wenige Länder gibt, die überhaupt die Voraussetzungen für eine solche „Vorreiterrolle“ mitbringen. Und wenn das so ist, dann ist es auch eine Verpflichtung anderen Ländern gegenüber, diesen Schritt zu machen.
„Verspargelung der Landschaft“: Ich kenne dieses „Argument“ nur von Leuten, denen nichts mehr zur Verteidigung von Atomkraft einfällt und die es nun mit Lächerlichmachen von Gegenpositionen versuchen. Zudem unterliegen, wie Sie ja selbst andeuten, Anschauungen über Ästhetik historischer Veränderung, sind also auch eine Frage von Gewohnheit.
@ Werner Engelmann
„Ich kenne dieses „Argument“ nur von Leuten, denen nichts mehr zur Verteidigung von Atomkraft einfällt und die es nun mit Lächerlichmachen von Gegenpositionen versuchen.“
Da liegen Sie bei mir falsch. Es gibt keine guten Argumente für die Atomkraft. Trotzdem kann man wohl feststellen, dass die „Verspargelung“ unserer Landschaften ästhetische Einschränkungen mit sich bringt. Und für Anwohner solcher Windkraftanlagen bringt sie auch noch andere Probleme mit sich, z.B. die Geräuschentwicklung, die Postitions-Blitzlichter großer Anlagen, aber auch die etwaige Wertminderung von Grundstücken in der Nähe solcher Anlagen. Ich kenne einen solchen Fall aus eigener Anschauung, wo ein Windpark mit Kraftwerken in der Nähe eines Dorfes gebaut werden soll. Der geringste Abstand (in der Planung) zwischen einem angrenzenden Privatgrundstück und dem nächstgelegenen Windkraftwerk beträgt 500 Meter.
Die Atomkraft ist ein Übel, aber auch die Windkraft ist nicht durchweg positiv zu bewerten.
„Was soll daran peinlich sein, wenn man etwas richtig macht? Zu den Untugenden (ob „typisch deutsch“, soll dahingestellt bleiben) gehört doch wohl eher, immer darauf zu schielen, was man wohl im Ausland über einen denkt.“
Ach, ich weiß nicht. Auch zu Hause ist es mir ja egal, was die Nachbarn über mich denken. Zudem handelt es sich um Charaktereigenschaften, die hier uns Deutschen zugeschrieben werden, die schon seit Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten in den Köpfen unserer Nachbarn festsitzen. In der Tat sollte man sich gar nicht darum kümmern. Aber das sagt sich so einfach.
In meinem Gastbeitrag habe ich die aktuelle Energie-Situation beschrieben. Mit der sachlichen Auflistung der zukünftigen Energiewirtschaft (inklusive Effizienzförderung!) wollte ich den einzigen Weg aufzeigen, welcher nach Abwägung aller bekannten Daten und Fakten zukunftsfähig ist.
Die Franzosen werden früher oder später Atomkraft begrenzt mehr einsetzen können. Das kann schon beim nächsten heißen Sommer der Fall sein, wo das Kühlwasser zu wenig und dann noch zu heiß vorhanden ist. Siehe hierzu die europaweite Abschaltungen von Kohle- und Atomkraftwerken im Jahr 2003 und 2006. Auch diese Anlagen müssen repariert und geartet werden. Die Finanzierung und spätestens die Kosten werden die Franzosen dazu zwingen über Alternativen nachzudenken.
Die „Verspargelung“ der Landschaft ist wahrlich eine sehr einseitige Betrachtung. Denn wenn die Überlandleitungen ebenfalls Schneisen in Wälder und Landschaften schlagen, regt sich auch niemand auf. Außerdem gibt es eine hohe Chance die Windenergie an Land und Verbrauchsnah zu erzeugen. Mit neuer Technik (zum Beispiel Repowering inklusive vorhandener Stromspeicherkapazitäten) und Dezentralisierung Beispiel: viele Kleinwindanlagen, brauchen wir nicht überdimensionierten Stromnetze quer durch die Bundesrepublik zu ziehen.
Welche Konsequenzen sind aus den Fakten abzuleiten? Auf die lieben Nachbarn schauen, die Atomkraft zu verteidigen oder eine „Verspargelung“ durch Windräder zu bemängeln reicht nicht. Denn die Erderwärmung beschleunigt sich schneller, als die Wissenschaftler vom Weltklimarat (Nobelpreisträger zusammen mit Al Gore) bei der Vorstellung zur Lage unseres Planeten 2007 der UNO berichtet haben.
Das die klassische fossile Energiewirtschaft am 13.Juli 2011 von der Bundesregierung Zuschüsse aus dem Topf der Regenerativen Energien vom Bundeshaushalt fordert ist dreist und extrem gefährlich. Das Geld wird dringend benötigt, um den Unternehmen, den Kommunen, öffentliche Einrichtungen und privaten Haushalten Anreize für Effizienzsteigerungen zu geben. Auch im Auto-Verkehr wird eine Abwrackprämie und ein diesmal echter Umweltzuschuss zwingend notwendig, um die CO2-Abgase der Fahrzeuge durch Elektroautos zu kompensieren. Das Gleiche gilt für Flugzeuge und Dämmung in den Gebäuden.
Wie beschrieben ist die Technik vorhanden. Wir müssen sie nur anwenden, und nicht Profitinteressen der Wirtschaft mit Steinzeittechnik den Vorzug geben. Deshalb sind uns u. a. die Japaner und Franzosen beim Hybridauto zuvor gekommen. Bei einer sich abzeichnenden politischen Verschlechterung bei den regenerativen Energien werden Arbeitsplätze aufs Spiel gesetzt und die einmalige Chance vergeben, Spitzenreiter in einer High-Tech-Technologie zu bleiben. Wir sollten anstreben. dass ausländische Märkte inklusive China bei uns einkaufen und nicht umgekehrt.
Wir haben einfach nicht mehr die Zeit, die falschen und kleinkarierten Problemchen zu diskutieren. Die Erderwärmung zwingt uns früher oder später unser selbstzerstörendes globales Wirtschafts- und Gesellschaftssystem aufzugeben und auf Korrektur-Kurs zu bringen. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät.
Vielleicht bin ich ja eine Pessimist, der im Käse nur die Löcher sieht.
Aber wie soll denn die Energiewende funktionieren? „Man“ oder „Wir“ müssen es nur tun, heisst es.
Wer ist dieser „Man“? Gehöre ich zum „Wir“?
Bisher funktioniert es nur mit Verboten (Atom), Nicht-Genehmigen (Kohle) oder Subventionen (Sonne, Wind), die beschönigend Anreize genannt werden.
Die Einsicht des süddeutschen Bauern in die Notwendigkeit der Energiewende basiert doch auf der Versprechung einer garantierten Rendite, die sich nicht mal mit griechischen Staatsanleihen erzielen lässt.
Zwar sind sich alle einig, dass man zum Ausgleich für windstille Nächte Gas-und Dampfkraftwerke braucht. Aber wer wird sie bauen? RWE hat gerade erklärt, dass die sich aufgrund der Subvention von Sonne- und Windstrom nicht mehr rechnen.
Springt die Heinrich-Böll-Stiftung als Bauherr ein?
Na gut, dann brauchen wir hier eben auch noch Anreize (aus dem Klimafond!!).
Damit besteht dann unsere Energieversorgung irgendwann aus einer riesigen Subventionsblase. Das ideale Platz für „Finanzinvestoren“! Die Stromnetze sind ja zum Teil bereits in deren Hand.
Ob das die Methode ist, mit der wir dann die Welt retten oder doch vielleicht eher griechische Verhältnisse erzeugen?
Na gut, ich bin eben ein unverbesserlicher Pessimist.
zu @ 10 Henning Flessner
Sie haben Fragen aufgeworfen zu denen einige gute Bücher geschrieben worden sind(zB. Sonnige Aussichten von Franz Alt) aber ich möchte versuchen kurz auf die Fragen einzugehen. Zum Thema Atom sollte man bedenken das wir auf den Zustand zurück gehen der 13 ( rot/grün Atomausstieg)Jahre Gesetz war. Die Stadtwerke waren die Gruppe die sich mit am meisten über diese Rücknahme des Atomausstieges beschwert haben weil sie ihre Investitionspläne darauf abgestimmt haben. Im Moment gehe ich davon aus das diese Pläne jetzt einfach umgesetzt werden. Dieses sollte zu mehr Wettbewerb, da mehr Anbieter führen.
Zu Sonne und Wind ist zu sagen das diese Energieerzeugung nicht subventioniert wird sondern duch eine Umlage gefördert. Bei Windrädern an Land ist der Preis so das es keine sehr große Preissteigerung für Öl,Gas und Kohle mehr benötigt um ihn Wettbewerbsfähig zu machen. Es könnte sein das die anstehende Versteigerung von Verschmutzungsrechten schon dazu führt. Deshalb kann man Windenergie an Land schon als preistabilisierend sehen. Das gilt für Windräder auf See aber nicht. In der derzeitigen EEG-Novelle wird dieser Stom sehr stark gefördert, deshalb will RWE auch daraus nicht aussteigen. Wie das bezahlt werden soll ist mir ein Rätsel, aber die Gewinner werden RWE,Eon u.s.w. sein.
Bei der Solarenergie und den damit erzielbaren Gewinnen vergleichbar mit Staatsanleihen von Ramschqualität sollte man beachten welche Gewinne die derzeitigen Ennergieversorger als normal angesehen haben. Für eine Armortisationszeit von durchschnittlich 10 bis 12 Jahren wie es die letzten Jahre bei PV war hat wohl RWE kein Kraftwerk gebaut. Die Förderung von PV begründet sich darin das PV denzental einsetzbar ist und preislich immer günstiger wird. Das EEG sollte wie derzeit eine Absenkung von bis zu 24% pro Jahr weiter vorsehen diese aber nicht nur an 2 Terminen umsetzen da so immer Blasen erzeugt werden die viel Geld kosten. Die derzeitige Förderung bei Kleinanlagen liegt bei ca 28 Cent/KWStd. Der derzeitige durchschnittliche Haushaltsstronpreis liegt bei ca 22 cent/KWStd. Es ist also zu erwarten das PV in spätestens 2 Jahren für jeden Haushalt intressant wird um seinen Eigenverbrauch zu decken was sich dann ohne jede Förderung rechnet. Das Speicherproblem sollte man der Autoindustrie überlassen die werden da schon eine Lösung finden die dann auch für PV genutzt werden kann.
Das ist meine kurz? zusammengefasste Meinung zu Ihren Fragen, aber man kann zu jedem dieser einzelnen Punkte noch viel mehr ,pro und kontra, schreiben was dann aber wahrscheinlich keiner liest
Ich weiß nicht, warum sich alle über Windräder und „Verspargelung“ beschweren. Windräder haben – außer vielleicht in unmittelbarer Nähe – eine Ästhetik, die Überlandleitungen in erheblich größerem Maß vermissen lassen. Wo liegt da das Problem? Wohnortnahe Versorgung ist ist sehr viel günstiger, soll natürlich politisch wieder verhindert werden zugunsten der Konzerne. Vielleicht findet sich dann doch noch ein Postpolitk-Pöstchen für die Dame.